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KLINTSCIIE DARSTELLUNG
KRANKHEITEN DES AUGES
ZUNÄCHST DER
BINDE-, KORN- UND LEDE11HAUT
DANN DER
IRIS UND DES CILMRKÜRPER8
Ds FEED. RITTER VON ARLT
O ü. PROFESSOR DER AUGENHEILKUNDE IN WIEN.
MIT EINEI! XYLOriKAI'IIlKTEN TAFEL.
WIEN 1881.
WILHELM BRAUMÜLLE R
K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄSDLBR.
J
Ophthalmologische Werke
aus dem Verlage
von Wilhelm Braumüller, k. k. Hof- und Universitätskchhändler in Wien.
Von demselben Verfasser:
Horizontaler Durchschnitt des menschlichen Auges. Gezeichnet von
Dr. C. Elfinger 1862. gr. 4. [1 lith. Taf. fol.] 1875. 1/7. — 2 M.
Ueber die Verletzungen des Auges mit besonderer Eücksicht auf deren ge-
richtsärztliche Würdigung, gr. 8. [IL 128 S.] 1857. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Ueber die Ursachen und die Entstehung der Kurzsichtigkeit. Mit
2 Taf. gr. 8. [IV. 77 S., 2 Taf. 4.] 1876. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Adler, Dr. Hans, ord. Augenarzt des k. k. Krankenhauses Wieden
und des St. Josef- Kind erspitales. Die während und nach der
Variola auftretenden Augenkrankheiten. Mit besonderer Berück-
sichtigung der in der Wiener Blattern-Epidemie 1872/73 gemachten
Beobachtungen, gr. 8. [IV. 88 S.] 1875. 60 kr. — 1 M. 20 Pf.
Becker, Dr. Otto, Professor der Augenheilkunde an der Universität
in Heidelberg. Vier Tafeln zur Bestimmung des Astigmatismus,
gr. 4. [4 Taf. Reg.] 1868. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
— — Atlas der pathologischen Topographie des Auges. Gezeichnet
von Dr. C. und J. Heitzmann. 1.— 3. Lieferung. Mit 30 Tafeln
und 7 Holzschnitten, gr. 4. 1874—1878. cart. 30 fl. — 60 M.
1. Lieferung: [VIII. 32 S., Taf. 1—9 u. Deckbl. 4.] 1874. 9 fl: — 18 M.
1. „ [IV. 26 S., Taf. 10—18 u. Deckbl. 4.] 1875. 9 fl. — 18 M.
3. „ [VI. 47 S., Taf. 19—30 u. Deckbl. 4.] 1878. 12 /. — 24 M.
Photographische Abbildungen von Durchschnitten gesunder
und kranker Augen. Gezeichnet von Friedrich Veith, photo-
graphirt von J. Schulze in Heidelberg. 1. — 3. Serie, gr. 8. 1876,
1877. In Carton. 18 fl. — 36 M.
1. Serie: Tafel 1-10. [8 S., 10 Taf. 8.] 1876. 6/. — 12 M.
2. „ Tafel 11— 20. [4 S., 10 Taf. 8.] 1876. 6 fl. — \% M.
3. „ Tafel 21—30. [4 S., 10 Taf. 8.] 1877. 6/. — 12 M.
Donders, Dr. F. C, Professor an der Universität in Utrecht. Die
Anomalien der Refraction und Accommodation des Auges. Deutsche
Original-Ausgabe, unter Mitwirkung des Verfassers herausgegeben von
Dr. Otto Becker, Professor an der Universität in Heidelberg. Mit
193 Holzschnitten und einer lithogr. Tafel, gr. 8. [XII. 544 S.,
1 Taf. qu. fol.] 1866. 6 fl. 50 kr. — 13 M.
Gerold, Dr. Hugo, herzogl. sächsischer Hofrath und Professor an
der Universität in Giessen. Die ophthalmologische Physik und
ihre Anwendung auf die Praxis. Für Aerzte und Studirende.
2 Theile. Mit 262 Holzschnitten und einer chromo-lithographirten
Tafel, gr. 8. [1. XL 272 S.; 2. XII. 388 S., 1 Taf. 8.] 1869, 1870.
7 fl. 50 kr. — 15 AI.
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Horizontaler Durchschnitt des menschlichen Auges.
a) in natürlicher Grösse, b) bei viermaliger Linearvergrösserung.
Nach Dr. Elfinger im Archiv f. Ophth. III. B.
KLINISCHE DAKSTELLUN< I
KRANKHEITEN DES AUGES
ZUNÄCHST DER
RINDE-, HÖRN- UND LEDER1IAUT
IRIS UND DES CILIARKÖRPERS
De- FERD. RITTER VON ARLT
0. Ö. PROFESSOR DER AUGENHEILKUNDE IN WIEN.
MIT EINES XW.nijKAI'IUKTEN TAFEL.
WIEN 1881.
WILHELM BKAUMÜLL.EK
K. K. HOP- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER.
Digitized by the Internet Archive
in 2012 with funding from
Open Knowledge Commons and Yale University, Cushing/Whitney Medical Library
http://www.archive.org/details/klinischedarstelOOarlt
V o r r e d e.
Indem ich dem Wunsche folge, meinen zahlreichen Schülern
ich wirke seit 1846 als Lehrer eine systematische Zusammenstellung
meiner klinischen Vorträge zu bieten, muss ich das Bedauern aus-
sprechen, vorläufig nur mit einem Abschnitte davon dienen zu können.
Meine Gesundheit und die Beurtheilung des Gebotenen seitens der
Fachgenossen werden für die Fortsetzung dieses Unternehmens ent-
scheidend sein.
Ii li beabsichtigte bei dieser Arbeit zunächst, jenen Aerzten, welche
sich der Ausübung der gesammten Heilkunde widmen, ein Buch zum
Nachschlagen und zur Orientirung bei den gewöhnlichen (und am
häufigsten vorkommenden) Augenkrankheiten an die Hand zu gehen,
weiters aber auch, sie zum Nachdenken über die einzelnen pathologi-
schen Vorgänge und über deren Beziehung zu den ätiologischen Mo-
menten anzuregen. Das Causalverhältniss in jedem Einzelnfall möglich.-]
genau zu eruiren ist für den praktischen Arzt nicht nur behufs der
Prognosis und Therapie, sondern sehr oft auch in sanitätspolizeilicher
und gerichtsärztlicher Beziehung nicht minder wichtig, als aufzufindi i .
in welchem Organtheile der Sitz des Leidens gelegen sei. welche ana-
tomischen Veränderungen bereits vorliegen und welche nach allgemeinen
Grund- oder Erfahrungssätzen weiterhin in Aussicht stehen. Dies der
Standpunkt, von dem ich bei dieser Arbeit ausgegangen bin.
Wien, 10. März 1881.
Dr. Arlt.
15 ARLT, C. F. von. Klinische Darstellung des Krankheiten des Auges
zunächst der Binde-Horn- und Lederhaut dann der Iris und des
Cillarkörpers. Vienna, 1881 <9- -6 /"* /7 tf V £fi 10 t
8vo. Original wrappers. 4 11., 316 pp. First edition. Von Arlt
of the leading ophthalmologists of the 19th Century.
lann der Ins und des . sj
ey £8.10. c<pv
Arlf's last work. He was one
Inhalt.
Seite
T. Buch. Krank hei teil der Bindehaut.
A. Entzündliche 1
I. BindehautkataiTh, Conjunctivitis catarrhalis 1
II. Binden autcroup, Conj. cruposa 16
III. Bindehautblennorrhoe , Conj. blennorrhoica (granulosa, trachomatosa) 19
IV. Diphtheritis conjunctivae 57
V. Conjunctivitis scrofulosa s. lymphatica (pustulosa, phlyctaenulosa,
Herpes conjunctivae et corneae) G2
VI. Conjunctivitis exanthematica , entzündliches Mitleiden der Conjun-
ctiva hei acuten und bei chronischen Exanthemen 77
VII. Conjunctivitis traumatica (Verletzungen der Bindehaut) 87
Flügelfell (Pterygium) 91
Fett- oder Lidspaltenfleck (Pinguecula) 9G
VIII. Tuberculosis conjunctivae 96
B. Nicht entzündliche Bindehautaffectionen . 100
I. Ohne erhebliche Veränderung des Bindehautgewebes 100
II. Neubildungen, Geschwülste 101
II. Buch. Krankheiten der Hornhaut.
A. Entzündung der Hornhaut 107
Im Allgemeinen 107
I. Interstitielle Keratitis HO
a) In Folge eines Allgemeinleidens 111
1. Keratitis lymphatica (scrofulosa) 111
2. Keratitis ex lue hereditaria 110
3. Keratitis nach Intermittens 121
b) Als örtliches Leiden 122
1. Keratitis interstit. traumatica 122
2. Keratitis interstit. rheumatica 123
VI Inhalt.
Seite
c) Keratitis interstit. consecutiva 124
1. Nach Iridokyklitis (Anlagerung der Linse oder einer Iriscyste) 124
2. Keratitis bullosa 125
II. Keratitis suppurativa 126
1. Das Hornhautgeschwür (und dessen Folgen) 126
2. Der Hornhautabscess 156
3. Das oberflächliche eitrige Infiltrat 171
III. Verletzungen der Hornhaut 172
B. Nichtentzündliche Hornhautkrankheiten 180
IV. Trübungen der Hornhaut 180
V. Abnorme Wölbung — Keratoconus 196
ITT. Buch. Krankheiten der Sklerotica.
I. Entzündung der Lederhaut, Skleritis 203
1. Die einfache oder solitäre Skleritis 203
2. Die combinirte Skleritis (Kerato- vel Uveoskleritis) 205
11. Verletzungen (Wunden, Berstung) der Sklera 211
III. Ektasien und Staphylome der Sklera 215
IV. Buch. Krankheiten der Tris und des (Ziliarkörpers.
A. Entzündliche Krankheiten 217
I. Entzünduno- der Iris. Iritis 218
a) Im Allgemeinen 218
b) Im Besonderen 235
1. Iritis in Folge von Verletzungen des Auges 237
2. Iritis in Folge von Verkältung (I. rheumatica) ...... 242
3. Iritis in Folge von Gonorrhoe (I. gonorrhoica) 244
4. Iritis in Folge von Lues (I. syphilitica) 246
">. Iritis tuberculosa (Tuberculosis iridis) i'.W
6. Iritis in Folge von Scrofulosis (1. scrofulosa) 254
7. Iritis sympathica 256
8. Iritis nach Febris recurrens 256
0. Iritis nach Meningitis 256
IL Entzündung des Ciliarkörpers 257
a) Im Allgemeinen 251
Im Im Besonderen - 268
1. Kyklitis nach Verletzungen des Bulbus 268
■i. Kyklitis (Kykloiritis) sympathica 'iTt
3. Kyklitis (Kykloiritis) nach Febris recurrens 289
4. Kyklitis oach Meningitis 291
5. Kyklitis syphilitica 293
6. Kyklitis scrofulosa 293
[nhalt. \'1I
Seit«
I'». Nichtentzündliche Veränderungen der Iris (des Ciliarkörpers) 293
1. Angeboren 293
1. Anomalien der Farbe -l\)'A
2. Membrana papillaris perseverans 294
:. Coloboma iridis i(M)
i. Irideremia congenita (Aniridia) 296
II. Erworben 297
Mydriasis 297
Myosis 301
Veränderung dir Lage, der Continuitäi 303
Neugebilde 304
Sachregister 313
I. Buch. Krankheiten der Bindehaut.
A. Entzündliche.
I. Biiideliaiitkatarrh, Conjunctivitis catarrhalis.
Als Bindehautkatarrh bezeichnen wir ein entzündliches Leiden
der Bindebaut, welches mit abnormer Injection, mit seröser Durch-
tränkung (Lockerung und Schwellung) ihres G-ewebes, mit
alienirter Secretion und mit mehr weniger Schmerzgefühl am
Auge einhergeht.
Symptome. "Das Krankheitsbild kann sieh sehr verschieden präsen-
tiren, je nach dem wir einen acuten oder einen chronischen, einen
Substantiven oder einen consecutiven (concomitirenden) • Katarrh
vor uns haben.
1. Acuter Bindehautkatarrh.
a) Beschränkt sich die Affection auf die Bindehaut der Lider
(vom freien Lidrande bis in die Uebergangs- und halbmondförmige
Falte) - - und das ist der häufigste Fall — so charakterisirt sich der
Zustand der Lidbindehaut in ihrer ganzen Ausdehnung und an beiden
Lidern durch abnorme Köthe (netz- bis gleichförmige Injection). durch
Schwellung und Lockerung (seröse oder serösblutige Durchtränkung
des Gewebes, besonders in der Uebergangs- und halbmondförmigen Falte
leicht erkennbar) und durch quantitativ wie qualitativ veränder-
tes Secret (Flocken oder Fäden von Schleim in wasserklarer Flüssigkeit).
Das Gefühl von Druck unter dem oberen Lide (wie von einem
Staubkorn daselbst) oder von Brennen, abendliche Exacerbation
(gegen 5 — 6 Uhr). Verkleben der Wimpern durch Schleim (der
Lider nach dem Schlafe), Lichtscheu (besonders gegen künstliche
Beleuchtung) und vermehrte Thränensecretion so wie leicht ödematöse
Schwellung der Cutis längs der Lidränder sind schon mehr variable,
wenngleich sehr häufige Nebenerscheinungen. Nebst den genannten
Bindehautveränderungen trifft man namentlich bei jüngeren Individuen
v. Avlt. Krankh. des Auges.
2 Bindehaut.
nicht selten den lebhaft gerötheten Tarsaltheil mit zahlreichen staubkörn-
chengrossen Hügelchen besetzt. Solche Hügelchen, allem Anscheine
aach Bläschen, bekommt man aber auch oft bei blosser Hyperämie des
Tarsaltheiles zu sehen, namentlich bei Kindern, welche wegen häutigen
Blinzeins oder Reibens der Augen - - mit dem Verdachte einer üblen
Gewohnheit -- zum Arzte gebracht werden. In näherer Beziehung zum
katarrhalischen Processe stellt möglicher Weise die Vermehrung und
aestförmige Anhäufung lymphoider Zellen besonders im Uebergangs-
oder Orbithaltheile der Lidbindehaut, welche, wenn sie in Form matt-
grauer, im Parenchym eingebetteter, ungefähr mohnkomgrosser Kugeln
erscheinen, mitunter sich schwer von den sogenannten Trachomkörnern
(vide chron. Blennorrhoe) unterscheiden lassen. Sie kommen mehr bei
chronischen oder bei protrahirten acuten Katarrhen vor. - Von der
momentanen zeitweilig auftretenden Sehstörung und dem Wahrneh-
men eines farbigen Hofes um eine Kcrzenflamme , welche durch
dünne Sehleimschiehten auf der Cornea veranlasst werden, wird weiter
unten die Rede sein.
b) Während man beim gewöhnlichen acuten Bindehautkatarrhe,
den man Blepharoconjunctivitis catarrhalis nennen könnte, an der
Conjunctiva bulbi keine Veränderung vorfindet oder blos einzelne
Gefasse und gelbe Tingirung in der peripheren (hinter der Insertions-
linie der geraden Augenmuskeln gelegenen) Bindehautzone. sieht man
in relativ selteneren Fällen entzündliche Veränderungen auch
in der vorderen oder pericornealen Zone. Diese erhält ihr
Blut bekanntlich nicht blos von den Palpebral-, sondern auch von den
vorderen Ciliararterien. In diesen Fällen findet man nebst den unter a)
aufgeführten Erscheinungen die Conjunctiva bulbi von einem grob-
maschigen, hie und da wohl auch ecehymotisch tingirten Gefäss-
netze durchzogen, welches sich vermöge der serösen Durchtränkung
der Bindehaut leicht verschieben lässt und welches durch seine hellrothe
Farbe deutlich absticht von dem dichteren, bläulichrothen (durch Binde-
gewebe gedeckten) Netze der vorderen Ciliararterien (Eosenröthe um die
Cornea, pericorneale Injection, richtiger: Ciliarinjection). Die vorderen
Ciliargefässe partieipiren an der Hyperämie um so mehr, je mehr sich
der entzündliche Process bis in den Linibus erstreckt. — Die Schleim-
absonderung ist durchschnittlich sehr reichlich, und manchmal sieht
man die Lider (nach Umstülpimg) mit cohärenten, doch nicht fest
adhärenton fibrinösen Gerinnseln überzogen, bei deren Abstreifung (mit
einem feuchten Pinsel) die Bindehaut mitunter etwas blutet. Solche
Gerinnsel kommen manchmal auch in Form zäher Fiiden zum Vorschein,
Katarrh. 3
wenn man die Lider vom Bulbus ab- oder auseinander zieht. - - Unter
den mehr accessorischen Erscheinungen isl besonders ein Erythem,
meistens auch ein Leichtes Oedem, welches die Cutis bis zum Orbital-
rande hin einnimmt, ein beim ersten Blicke auffallendes Symptom;
später schilfert sich die Epidermis daselbst mein' weniger deutlich in
Form feiner Schüppchen ab. Sehr oft findet man an der Conjunctiva
bulbi im horizontalen Durchmesser an einer oder an beiden Seiten
aeben der Cornea dreieckige lichte (nicht rothe) Flecke; diese erweisen
sich entwedi r als Pingueculae, welche wegen Gewebeverdichtung nicht
injicirt werden, oder als seichte Geschwürchen (Epithelabstossung an
den der Luft ausgesetzten Stelleu). Ausnahmsweise erscheint, besonders
bei älteren Individuen, Epithelabstossung auch auf der Kandzone der
Cornea (nächst dem Limbus) in Form weissgrauer Punkte oder in halb-
mondförmiger Ausbreitung. Diese Geschwürchen zeigen weit mehr Ten-
denz zum Umkreisen der Cornea als zum Eindringen in die Tiefe. Nur in
einigen sehr vehementen Fällen sah ich eine diffuse, hauchähnliche
Trübung der Hornhaut auftreten, aber nach einigen Tagen spurlos
verschwinden. Man kann diese Form füglich als Ophthalmia
catarrhalis bezeichnen. Sie befällt beide Augen, doch nicht zugleich
(das 2. um einen oder einige Tage später), ist jederzeit atmosphärischen
Ursprunges und tritt zu manchen Zeiten neben einfacher Blepharo-
conjunetivitis catarrhalis auffallend häufig auf, daher man sie (wegen
dieses Vorkommens) auch als epidemische Form bezeichnen könnte.
Eine andere Art von Ophthalmia catarrhalis, in früherer Zeit
Ophth. cat. pustularis genannt, markirt sich dadurch, dass bei den
Erscheinungen des einfachen acuten Bindehaütkatarrhes die Conjunctiva
bulbi nur partiell mitleidet. An einer hirse- bis hanfkorngrossen
Stelle, einige Millimeter vom Hornhautrande entfernt, meistens an der
Schläfenseite, sieht man einen lichtgrauen Fleck, dessen Umgebung
dicht injicirt und deutlich geschwellt erscheint, so dass man eine Pustel
vor sich zu haben meinen könnte, wenn man nicht sähe, dass da nur
das Epithel fehlt, dass also nur ein seichtes (grau belegtes) Geschwür-
chen vorhanden ist. In längstens 14 Tagen pflegt diese Affection sammt
den übrigen katarrhalischen Erscheinungen spurlos zu verschwinden. Ich
habe diese Form nur bei jungen Leuten (15 — 30 Jahre) gesehen, bei
mehreren durch einige Jahre reeidivirend.
Bei älteren Leuten (in oder nahe dem Greisenalter) erscheint
die Ophthalmia catarrhalis bisweilen unter dem Bilde eines Oedema
conj. bulbi calidum. Die blasenartig aufgeblähte, mehr ins Gelbe als
ins Kothe spielende Conjunctiva bulbi umgibt dann die Cornea wallartig
4 Bindehaut.
odi i wird in Form schlaffer Wülste aus der Lidspalte vorgedrängt; Röthe.
Schwellung der Lidbindehaut und Schleimsecretion sind relativ gering.
2. Chronischer Bindehautkatarrh.
Dieser Zustand, den wir oft nach unzweifelhaft vorausgegangenem
acuten Katarrh gleichsam als Protraction desselben, nicht selten aber
auch als allmälig entstanden vorfinden, tritt uns in dem einen wie in
dem anderen Falle in sehr verschiedener Form entgegen.
a) In einer Reihe von Fällen finden wir manifeste Secretion
trüben Schleimes bei deutlich ausgesprochener Röthung und Schwel-
lung oder Wulstung der Lidbindehaut. Im Tarsaltheile erscheint die
Bindehaut netz- oder gleichförmig geröthet. nach Abtrocknimg (Ab-
tupfung) gleichmässig sammetartig oder feinkörnig, nur längs des con-
vexen Randes des Tarsus und gegen dessen Enden hin röther und etwas
dicker, aber nirgends mit einzelnen knopfähnlichen Hügeln oder tief ein-
gebetteten lichten Körnern versehen. Die Schwellung und gelbröthliche
Tingirung des Uebergangstheiles tritt am deutlichsten in der halbmond-
förmigen und in der Uebergangsfalte hervor, während sie das Durchscheinen
der Fascia tarsoocularis und der unter dieser verlaufenden Gelasse merk-
lich beeinträchtigt, aber nicht aufhebt. Gefässeinspritzimg und schmutzig-
gelbe Tingirung erstrecken sich gewöhnlich auch bis in die periphere Zone
der Conjunctiva bulbi. bei Exacerbationen wohl auch bis zum Limbus
und dann kann es unter Hinzutreten von Oiliarinjectiou auch zu rand-
ständigen Hornhautgeschwüren (Lichtscheu, Thränentluss, heftigen
Schmerzen) kommen.
Durch den mehr weniger reichlich ausgeschiedenen Schleim,
welcher beim Lidschlusse an den intermarginalen Saum und auf die
Cutis vorgedrängt wird, und zwar zunächst und zumeist an den Winkeln,
wird die Thränenflüssigkeit über die beölten Mündungen der Meibom*.- chen
Drüsen zur Epidermis geleitet, wodurch diese allmälig erweicht und
abgestossen, die Cutis roth und excoriirt wird. (Ophthalmia angularis
veterum.) Dieser Vorgang bewirkt in der Regel nicht nur heftige
Schmerzen (Brennen, Beissen, Jucken), sondern auch Lichtscheu. Blinzeln.
Lidkrampf und Thränentluss; er führt nach längerem Bestände in
manchen Fällen zu Blepharophimosis. in anderen (besonders bei
älteren Leuten) zum Ektropi um palp. inferioris. Wenn die Lidspalte
wegen Lichtscheu krampfhaft verengert oder gar geschlossen gehalten
wird, dann bildet die Cutis eine Furche, welche vom äusseren Winkel
schlafen wiirts streicht. In dieser Furche wird die Cutis durch die in ihr
fortrückenden Thränen wund, besonders wenn sie oberflächlich mit
Schleimkrusten bedeckt bleibt. Auf diese Weise verwächst Cutis des
Katarrh. 5
oberen Lides mit Cutis des unteren and es entstehl eine vertical strei-
chende Hautfalte, welche sich von der Schläfe her vor die äussere
Commissur vorschiebt (Blepharophimosis). Während man an nor-
malen Augen beim Auseinanderziehen der Lider das dünne Bändchen,
welches den Tarsus des oberen Lides mit dem des unteren am temporalen
Winke] verbindet, frei zu sehen bekommt, ist dasselbe bei Blepharophi-
mosis schwer oder gar nicht sichtbar, hinter jener Hautfalte v< rsteckt.
Am inneren Winkel kann zunächst der untere Thränenpunkt und
weiterhin der mediale Theil <]<•■* Lides allmälig abwärts gezogen und ei t ro-
pionirt werden, indem an der excoriirten und mit Schleim belegten Haut
längs <\v^ unteren Lides Eintrocknung und Einschrumpfung erfolgt. Diese
anfangs partielle Eversion, welche nicht selten unbeachtet oder unge-
würdigt bleibt, bindert die Heiluno- des Grundleidens schon dadurch,
dass sie die Conjunctiva palpebrae theilweise der Luft aussetzt, deren
Contact diese nicht verträgt, und dass sie Thronen stamme: bewirkt; sie
fuhrt aber, namentlich bei etwas älteren Leuten, endlich zu totalem
Ektropium des unteren Lides. - Bei chronischen Katarrhen mit
manifester Schleimabsonderung kann Sehstörung (transitorisches Trüb-
sehen) dadurch bedingt sein, dass Fäden oder ganz dünne Schichten
von Schleim auf die Mitte der Cornea gerathen; mitunter sind es aber
»Schaumbläschen, welche bei häufig erfolgendem Lidschlage
bisweilen sieht man weissen Schaum längs der inneren Lidkante oder im
äusseren Lidwinkel angehäuft. Das Wahrnehmen eines trüben Hofes um
eine Kerzenflamme wird offenbar durch dasselbe dioptrische Hinderniss,
bewirkt, da man an solchen Augen auf keine Weise eine Veränderung
des Oornealepithels nachweisen kann. Die Erschwerung des Arbei-
tens bei künstlicher Beleuchtuno- ist Folge der strahlenden
Wärme, welche von katarrhalisch -affieirten Augen überhaupt schlecht
vertragen wird, das Leiden mau- nun acut oder chronisch verlaufen.
b) In einer relativ geringen Zahl hieher gehöriger Fälle, wo näm-
lich weder die Hyperämie noch die Schleimsecretion deutlich
ausgesprochen ist, ist die Entscheidung, ob man blos einen Binde-
hautkatarrh vor sich habe oder ein anderweitiges Leiden, mitunter eine
sehr schwierige Aufgabe. Während uns sonst die Kranken die Köthe
der Lidwinkel, die Schleimkrusten an den Cilien u. s. w. schon als
Wahrzeichen entgegenbringen, erhalten wir hier, wo die Augen nichts
Auffallendes darbieten, oft Klagen, welche nur den wohlunterrichteten
Arzt auf das Bindehautleiden als Ursache aufmerksam machen. Der
eine klagt über Brennen an den Augen oder über Schmerz überhaupt,
oder er gibt an, dass er nur des Morgens Schmerzen fühle, dass ihm
6 Bindehaut.
dann die Augen weder verklebt noch mit ScMeimkrusten an den Winkeln
besetzt sind, aber dass er sie nicht öffnen kann, bevor er sie nicht reibt
oder befeuchtet. In anderen Fällen ist es die Klage aber Unvermögen,
längere Zeit mit den Augen zu arbeiten, besonders in den Abendstunden,
zumal bei künstlicher Beleuchtung; man hat zunächst auf Asthenopi
oder Presbyopie zu untersuchen, welche jedoch auch neben Bindehaut-
katarrh vorhanden sein könnt n. Andere endlich klagen über Schlecht-
odi r über einen farbigen Hof um eine Kerzenflamme, und ersl
über eingehendes Befragen, wohl auch erst nach Prüfung der Sehschärfe
gelangen wir zur Vermuthung, da- es -ich um Trübsehen wegen Schaum
oder wegen dünner Schleimfädeu handelt, welches erst durch einigt
Lidschläg ler durch Beiben der Augen mit den Fingern bes
wird. Die Wahrscheinlichkeit für Katarrh steigt, wenn aus den A::.
dt Kranken gefolgert werden kann, dass dn genannten Beschwerden
einer Zeit datdren, als er an einer Affectiou mit Verkleben der
Augen litt oder dass von Zeit zu Z> it Schleünsecretion bemerkt wird.
■ beiden kann nur eine aufmerksame Besichtigung der Lidbindehaut
unter Berücksichtigung des Alters, des allgemeinen <i' mndheitszustandes,
der Beschäftigung und Lebensweise und anderweitiger Anomalien an dem
Auge und seinen Adn< Mau kann die Hyperämie der Lid-
bindehaut sehr wenig ausgesprochen finden, wenn dieselbe zur Zeil
der Vorstellung de- Kranken bereits zurückgegangen i-t oder wenn sie,
wie 1>, i ursprünglich chronischem Auftreten des Katarrhs, nie
hohen Grad erreicht hat. Die Füllung der Bindehautgefässe tritt bei
blassen Individuen überhaupt wenig hervor. Bei Individuen, deren Haut
stark turgescirt, findet man auch die Bindehaut wenigstens im Tar<al-
theile röther; dasselbe findet man durchschnittlich bei Leuten, welche
viel mit den A i en arbeiten (zumal bei künstlicher Beleuchtung), weicht
viel in gesperrter und dunstiger oder in verunreinigter Luft (Stau!».
Rauch. Ammoniakdämpfe u. dgl.) sich aufhalten. Da die Bindehaut
auch im Tarsal- und Uebergangstheile -ihr durchsichtig i-t. muss man
sich hüten, Gefässe, welche im subconjunctivalen Gewebe liegen, daher
immer bläulichroth erscheinen, mit Gebissen der Bindehaut selbst zu
verwechseln. Die Durchsichtigkeit und Färblosigkeit der
Conjunctiva, bei älteren Individuen stets geringer al- bei jüngeren, wird
schon nach länger dauernder Hyperämie vermindert vorgefunden. Nach
längerem Besl • Leidens leidet die Durchsichtigkeit der Bindehaut
ders durch die Anhäufung lymphoider Zellen im G b derselben
oder durch di< Durchtränkung mit Blutfarbstoff. Im Verein mit deut-
licher Schwellung oder Wulstung, die man am sichersten an der Ueber-
Frühjahrskatarrh. 7
gangs- und halbmondförmigen Falte erkennt, deutel verminderte Durch-
sichtigkeil auf Bestehen, mindestens auf Vorhergehen eines entzündlichen
Zustandes und es fragt sieh dann nur. ob die übrigen Momente für
Katarrh sprechen. Die Schleimsecretion pflegt bei chronischen
Katarrhen mit geringer Lnjection eine sehr spärliche zu sein. Mitunter
kann man sie gar nicht oder nur nach Einträufeln einer Lapislösimg in
Form von Flocken (Silberalbuminat) erkennen; in manchen Fällen findet
man (oft erst nach ümstülpung des oberen Lides) irgendwo im Oeber-
gangstheile eine kleine gelbgraue Flocke, in anderen dagegen farblose
oder lichtgraue eiweissähnliche Fäden, welche dem Ontersucher leicht
entgehen können, falls sie nicht gerade über die Hornhaut hinziehen.
Gewöhnlich wollen die betreffenden Kranken vom Verklebtsein der
Augen nichts wissen, geben aber meistens zu, dass sich des Morgens
manchmal gelbe Krusten am Nasenwinkel zeigen.
c) Eine noch seltener vorkommende Form von Bindehautentzündung,
welche Saemisch1) als Frühjahrskatarrh bezeichnet hat, führt zu
massenhafter Anhäufung von Epithel an der Lidbindehaut und an ihr
Conjunetiva bulbi, besonders am Limbus, wie die Untersuchungen von
Homer2) gezeigt haben3).
1) Saemisch. Krankheiten der Conjunctiva in Graefe und Saemisch
Handbuch der gesammten Augenheilkunde 1870. IV. Bd.. pag. 25.
-) Ulrich Vetsch, Inaugural - Dissertation über den Frühjahrskatarrh,
Zürich 1879.
3) Die erste Notiz über diese Krankheit findet sich — abgesehen von An-
deutungen bei Beer und Himlv — in meinem Aufsatze über die Bindehaut,
Prager Vierteljahrsschr. 1846, IV. Bd.. pag. 73. ..Aber auch ohne da>< erhebliche
Entzündungssvniptome vorausgegangen oder noch zugegen waren, sah ich diesen
Bindehautsaum der Cornea (bisher in 3 Fällen) durch Infiltration einer grau-
lich-gelblichen, durchscheinenden, sulzigen Masse emporgehoben!
in einen mehr oder weniger ausgedehnten Wulst verwandelt. Ich
konnte diese Krankheitsform unter keines der bekannten Schemen suhsummiren,
obwohl es mir schon beim 2. Falle klar wurde, dass sie der Conjunctivitis scrofu-
losa in ihrer Bedeutung am nächsten stehe. Beide Fälle bekam ich blos zufällig
zu Gesichte; die behandelnden Aerzte hatten nämlich Flügelfelle vor sich zu haben
geglaubt und mir sie deshalb zur Operation zugeschickt. Es reichten indes Be-
streichungen mit Cuprum sulf. oder Land. liq. Syd. hin. die Besorption dieser
Exsudate einzuleiten. Im 3. Falle war nebst einer solchen partiellen Infiltration
des Bindehautsaumes der Cornea noch eine pustulöse Eruption mit Gefässent-
wickelung zugegen. Das jüngste der Individuen war 10. das älteste IG Jahre alt."
In meinem Handbuche (1851) habe ich auf diese Form als eine seltene Varietät
der Conjunctivitis blos bei der Therapie (pag. 102) hingewiesen. Die besondere
8 Bindehaut.
Die Krankheit beginnt — nach ananinestischen Angaben — im
Frühjahre oder im Sommer mit den Zufällen eines Bindehautkatarrhs.
Nach Wochen, Monate langer Dauer verlieren sich die Beschwerden
mit dem Eintreten der kälteren Jahreszeit, treten aber in der nächsten
Saison wieder stärker hervor. Die charakteristischen Veränderungen an
der Conjunctiva entwickeln sich erst nach mehrwöcheutlichern Bestände,
möglicherweise erst nach mehrmaliger Recrudescenz des schleichenden
Entzündungsprocesses.
An der Conjunctiva bulbi rindet man dann im Limbus drusige,
solide, graue oder lichtgelbe, etwas durchscheinende und glatte Erhö-
hungen, welche nur den temporalen oder den nasalen Theil des Limbus
(beide zugleich) einnehmen oder auch sich längs des Hornhautrandes
nach oben (unten) weiter erstrecken. Indem diese festaufsitzenden Drusen
oder Wülste zugleich einen mehr weniger breiten Theil des angrenzenden
Hornhautrandes einnehmen, engen sie das durchsichtige Areal ein, sind
aber von diesem scharf abgesetzt, während sie auf der Sklera meistens
ohne scharfe Grenze in die Bindehaut übergehen. Die Conjunctiva bulbi
hat in wohlausgeprägten Fällen deutlich an Durchsichtigkeit verloren,
namentlich an der Schläfen- und Nasenseite und erscheint auch ausser
der Zeit der Exacerbation von erweiterten Blutgefässen durchzogen-, oft
sind auch die drusigen Erhöhungen von Grefässchen durchsetzt.
Die Conjunctiva palpebrarum bietet im Stadium der Recru-
descenz die Erscheinungen der Conjunctivitis catarrhalis, bleibt auch
nachher im Uebergangs-(Orbital-)theile trüb und schmutziggelb oder
gelbröthlich und birgt oft kleine Schleimflocken, auch wenn keine mani-
festen Zeichen von Schleimabsonderung mehr vorhanden sind. Die Ver-
änderungen im Tars altheile bieten erst nach längerem Bestände des
Leidens ein eigenthümliches und charakteristisches Bild. Man findet die
Bindehaut sowohl des unteren als des oberen Lides getrübt und die
ursprüngliche Röthe und Lockerung des Gewebes ist einer gewissen
Blässe und Derbheit desselben gewichen. Wenn die (sogenannten) Pa-
pillen merklich vergrössert sind, so erscheinen sie nicht kugelig, sondern
Beschaffenheit der Lidbindehaut sowie 'las Auftreten und Exacerbiren in der wär-
meren Jahreszeit waren mir entgangen. Auch die Bemerkungen von Desmarres
und A. v. Graefe, citirt in der Dissertation von Vetsch. erstrecken sich blos
auf die Affection des Limbus. Reymond (Annali di Ottalmologia, Anno IV. Con-
trihuzione allo studio delle congiuntiviti) beschrieb zuerst eigentümliche Vegeta-
tionen der Conjunctiva am oberen Lide; erst Homer, resp. Vetsch entwarf eine
vollständige Schilderuno- dieser Krankheit.
Frühjahrskatarrh. <l
mehr abgeplattet und wie die Steine eines Strassenpflasters an einandei
gedrängt. In manchen Fällen erheben sich am oberen Lide ein-
zelne Papillen über ihre Umgebung wie gestielte Filze mit abgeplattetem
Hute, einzeln oder gruppenweise. Dabei gewinnl die Bindehaut über
dem Tarsus des nnieren wie des oberen Lides, das Aussehen, als ob sie
mit einer dünnen Lage Milch überzogen wäre (nach der treffenden
Bezeichnung von Vretsch). „Diese Veränderungen der Conj. palpebrarum,
insbesondere der eigentümliche Farbenton, sind so charakteristisch und
constant (in 37 Fällen fehlten sie nur 4mal), dass in 5 Fällen die
Diagnose auf Frühjahrskatarrh gestellt wurde, ohne dass Veränderungen
des Limbus und der Conj. bulbi wahrgenommen werden konnten, wenn
nur die typischen subjeetiven Erscheinungen und die wohl ausge-
sprochenen Veränderungen an der Conj. palp. vorhanden waren." ..All
diese Veränderungen sind auf beiden Augen vorhanden, wobei aller-
dings nicht ausgeschlossen bleibt, dass Unterschiede in der In- und
Extensität bestehen."
„Ein weiteres Characteristicum des Frühjahrskatarrhs ist der
Verlauf und das typisch reeidivirende Auftreten im Frühjahre
und in den ersten Sommermonaten. Mit jener in den Frühlingsmonaten
immer neu auftretenden Lichtscheu, jenem Stechen, Brennen stellen sich
die oben beschriebenen Veränderungen theils an der Conj. bulbi, theils
an der Conj. palp. ein. Diese dauern nun während des Sommers und
verschwinden mit Anfang des Winters; in anderen Fällen bleiben sie
auch, jedoch in mehr chronischer Weise, den Winter über bestehen.
Nur in einem Falle soll die Krankheit im Winter und Frühjahre am
stärksten, im Sommer weniger stark aufgetreten sein." (Auch mir ist
ein solcher Fall vorgekommen.)
„Hat die Krankheit mehrere Male reeidivirt, so kann sie u. zw.
ohne Zurücklassung irgend welcher Spuren heilen: in anderen Fällen
hat man eine sehr lange Dauer des Processes (8—10 Jahre) mit
schliesslicher Genesimg beobachtet; in noch andere)! seltenen bleiben
dauernde Veränderungen zurück, dauernde Verbreiterung des Limbus
corneae, eine dem Arcus senilis vergleichbare Trübung der Cornea."
(Vetsch.) Verbildung des Tarsus ist weder von Vetsch noch von
Anderen beobachtet worden. (In einem von mir beobachteten, nach
mehrjähriger Dauer geheilten Falle blieb von dem Leiden nur die eigen-
thümliche Verfärbung der ganz glatt gewordenen Conjunctiva tarsi der
oberen Lider zurück.)
Diese eigenthümliche Erkrankung wurde fast nur im Kindes-,
Knaben- und Jünglingsalter beobachtet. In Zürich wurde sie einmal bei
1 0 Bindehaut.
einem einjährigen Kinde, einmal erst im 37. Jahre vorgefunden. Ob ihr
eine besondere Körperbeschaffenheit und welche zu Grunde liege, bleibt
ferneren Beobachtungen und Forschungen anheimgestellt. Die hier ange-
stellten mikroskopischen Untersuchungen bestätigen durchaus die in
Zürich gewonnenen Befunde, welche in der Dissertation von Vetsch
ausführlich angegeben sind: massige Epithel Wucherung, hügelige Ober-
fläche des Stroma, welches geringe, freilich wechselnde Rundzellen-
infiltration und reichliche Bindegewebswucherung zeigt und in den
Höckern des Limbus reichliche Gefässe zur Zeit der Exacerbation, sonst
und besonders in der Conj. tarsi Gcfässarniuth. Das Primäre ist wahr-
scheinlich die Epithelwucherung.
Die Einreibung dieser Krankheitsform unter die katarrhalischen Processi
der Bindehaut erscheint vorläufig nicht nur durch den Sprachgehrauch, sondern
auch zum Theile durch das klinische Verhalten gerechtfertigt. Streng genommen
müsste man sie - - nach dem anatomischen Befunde — als Morbus sui generis
bezeichnen. Bezüglich der Prognosis wurden die anatomischen Anhaltspunkte bereits
gegeben und bezüglich der Therapie muss rücksichtlich der örtlichen Behandlung
hervorgehoben werden, dass nach Beschwichtigung der Reizzufälle die Salbe von
weissem Präcipitat (0.20 — 0.30 auf b Gramm Fett) oder von Cuprum sulfuricum
(0.15 — 0.20 auf 5 Gramm Ung. glycerini cum amylo) am besten vertragen werden
und bei gehöriger Ausdauer noch die besten Dienste leisten.
Vorkommen und Ursachen. Als substantives Leiden tritt der
Augenkatarrh hei Individuen jeden Alters in Folge atmosphärischer
Schädlichkeiten auf. Zu manchen Zeiten kommen in einer Gegend,
in einem Wohnorte, in einer Familie zugleich oder kurz nacheinander
mehren Fälle von Bindehautkatarrh vor. welche weder mit einer localen
oder individuellen Veranlassung in Verbindung gebracht, noch auf Ueber-
tragung von einem zum anderen Individuum bezogen werden können: es
erkranken eben viele unter den verschiedensten Verhältnissen (epide-
misch). Zur sporadischen Erkrankung gibt wohl meistens Ver kältung
den Anstoss. namentlich rasche Abkühlung des erhitzten Körpers durch
Zugluft oder kalten Wind, besonders nach längerem Verweilen in heisser,
durch Rauch, Ausdünstung u. dgl. verunreinigter Luft. In einer
Reihe von Fällen erscheint der Bindehautkatarrh concomitirend, d. i.
gleichzeitig mit entzündlichen Leiden der Respirationsorgane (Nasen-,
Rachen-, Bronchialkatarrh. Masern. Scharlach etc.). - Einer besonderen
Erwähnung verdient das Auftreten katarrhalischer Erscheinungen, wi Ich» s
nicht selten dem Ausbruche der Conjunctivitis scrofulosa vorausgeht,
noch häufiger aber in späterer Zeit als Complication auftritt und fort-
dauert. Röthe und Schwellung (Wulstung) der Lidbindehaut bei reich-
licher Schleiinabsonderung erreichen in manchen solcher Fälle einen so
Katarrh. 1 1
hohen Grad, dass man sehr leicht zur Annahme eines blennorrhoischen
Ziistandes verleitet werden kam . Ms eoncomitirend kann man in manchen
Fällen auch den Katarrh bezeichnen, wilder bei Hornhautgeschwüren
beobachtet wird. -- Als consecutiven Zustand finden wir den Binde-
hautkatarrh - - meistens chronisch bei behinderter Fortleitung der
Thränenflüssigkeit, bei Entzündung der Augenüderdrüsen (sowohl der
im Tarsus eingeschlossenen als der um die Haarzwiebeln gelagi I n),
bei Chalazien, bei Infarcten und kalkigen Concrementen in den Meibom-
schen Drüsen, beim Verweilen fremder Körper im Bindehautsacke, bei
ungenügendem Anschlüsse der Lider an den Bulbus. Eine seltener vor-
kommende, alter eben deshalb sein beachtenswerthe Ursache bilden hin -
bis hanfkorngrosse Papillome, nämlich knöpf- oder halbkugelförmige,
weissgraue, derbe harte, an der Oberfläche rissige Knoten im intermar-
ginalen Saume oder an der vorderen Kante desselben, vor deren Exstir-
pation an eine dauerhafte Heilung des Katarrhs nicht zu denken ist.
Unter den Schädlichkeiten, welche den Bindehautkatarrh, wenn
auch nicht hervorrufen, so doch verschlimmern und in chronischem
Zustande erhalten, ist zunächst unreine Luft (Aufenthalt in
rauchigen, staubigen, dunstigen, mit Menschen überfüllten Käuinen).
dann strahlende Wärme (Arbeiten beim Feuer, bei künstlichem
Lichte, beim Sparherde u. dgl.), Nachtwachen und übermässiger Ge-
nus- spiritüoser Getränke (besonders gebrannter Wässer) zu nennen.
Sobald die entzündlichen Keizerscheimmgen der ersten Tage des acut
aufgetretenen Uebels (Lichtscheu. Thränenfluss. Schmerzhaftigkeit) vor-
über sind, befinden sieh katarrhalisch afficirte Augen in freier reiner
Luft relativ am wohlsten.
Prognose. Der Substantive acute Bindehautkatarrh gelangt durch-
schnittlich in 8 — 14 Tagen zum Abschlüsse mit vollständig! r Genesung
von selbst oder unter ärztlicher Behandlung, sofern die Rückkehr zur
Norm nicht durch Wiederholung oder Fortwirkung der genannten Schäd-
lichkeiten oder durch irrationelle Behandlung gestört wird. Das Hinzu-
treten von Epithelabstossung, besonders am Hornhautrande, macht den
Process etwas schmerzhafter und langwieriger; nur tiefer greifende.
sichelförmige Geschwüre, wenn sie mehr als */3 der Hornhaut umkreisen,
können zu Wölbungsveränderung der Cornea führen. Fälle mit totaler
Umkreisung, wie ich sie nur im Greisenalter gesehen, gehören zu den
extremen Seltenheiten. Wenn ohne Geschwürsbildimg an der Cornea
Iritis oder Keratitis hinzutritt, so i-t dies wohl meistens durch unzweck-
mässiges Verhalten oder durch irrationell angewendete Augenwässer
oder kalte Umschläge (Auflegen rohen Fleisches) herbeigeführt.
1 2 Bindehaut.
Wenn ein einfacher substantiver Katarrh wochenlang bestanden
hat, so erfordert der Zustand der Bindehaut, den man als Erschlaffung
bezeichnen kann, meistens eine mehrwöchentliche Anwendung adstringi-
render Mittel und hängt die Prognosis rücksichtlich der Dauer vorzüg-
lich davon ab, ob man von dorn Kranken nach seiner Beschäftigung,
seinen Gewohnheiten, seiner moralischen Kraft die Fernhaltung der
Momente erwarten kann, denen die Erregung oder die Verschleppung
des Uebels zuzuschreiben ist.
Heim consecutiven Bindehautkatarrh kommen nicht nur die eben
genannten Momente, sondern auch die Heilbarkeit des Grundleidens in
Erwägung zu ziehen. Man darf indes nicht übersehen, dass in manchen
Fällen der Katarrh, durch atmosphärische Schädlichkeiten hervorgerufen,
auch bei zweckmässigem Verhalten des Kranken durch die obgenannten
Abnormitäten unterhalten wird, während in anderen diese allein oder
vorwaltend es sind, welche das Bindehautleiden verursachen.
Behandlung. Zunächst ist dafür zu sorgen, dass der Kranke sich
fortan nicht Schädlichkeiten aussetze, welche den Katarrh steigern oder
unterhalten , und dass in consecutiven Fällen das inducirende Moment
nach Thunlichkeit beseitigt werde. Das directe Eingreifen richtet sich
hauptsächlich nach dem örtlichen Befunde und ist verschieden, je nach-
dem wir die Bindehaut im Zustande der Reizung und activen Hyperämie
oder in dem der Erschlaffung finden. Der erstere Zustand pflegt nur
einige Tage anzudauern und gibt sich durch lebhafte Röthe, Thränen,
Lichtscheu und Sehmerzen kund. In diesem Stadium ist es gerathen,
sich aller örtlichen Mittel zu enthalten, mit Ausnahme des Silber-
salpeters. Dem Drange nach Kühlung des Auges entspreche man lieber
durch öfter wiederholtes Waschen mit temperirt kaltem Wasser, als
durch Auflegen kalter Compressen. Nach unzweckmässig angewendeten
kalten Umschlägen (Aufbinden rohen Fleisches, grüner Blätter u. dgl.)
sieht man mitunter die Schleimsecretion vermindert oder aufgehoben,
dafür aber die Zeichen von Keratitis oder Iritis, u. zw. bei bilateralem
Katarrh nur auf dem einen Auge, welches so behandelt wurde. Zum
\\ ',i chen der Augen eignet sich Wasser von der Temperatur des Wohn-
zimmers am besten-, Erwärmung desselben ist mindestens unnöthig.
Bildet ödematöse Schwellung der Cutis, besonders aber der Conpin ctiva
bulbi (letzteres namentlich bei älteren Leuten) bei relativ geringer
Conjunctivalinjection ein prävalirendes Symptom, so erweisen sich in
den ersten Tagen leichte trockene Compressen. von der Stirae über das
Auge herabhängend, in der Regel wohlthuend. Wo Lichtscheu, Thränen-
fluss und Schmerzen so heftig sind, dass ein beständiger Drang besteht,
Katarrh. 1 3
die Augen geschlossen zu halten - und dies ist besonders bei Mitleiden
der Conjunctiva bulbi, namentlich bei Exfoliationen an dieser oder am
Bornhautrande der Fall — . so kann man wohl Atropin einträufeln
(Atropini surf. 0,04, Aquae dest. 4,00), wird aber den Zweck, die Em-
pfindlichkeit gegen den Lichtreiz herabzusetzen, durchschnittlich sicherer
erreichen, wenn man eine Salbe ans 0.40 -0.00 Kxtr. belladonuae und
5,00 ünguentum cinereum (oder statt des letzteren 5,00 Ung. simplicis
mit 0,30 bis 0,50 Praecip. albi) alle 2 bis 3 Stunden bohnengross an
Stirn und Schläfe einreiben und darüber einen einfachen Papierschirm
tragen lässt.
Das Argentum nitricum in 1 — 2procentiger Lösung, nicht als
Tropfwasser, wie es früher üblich war, sondern nach der vortrefflichen
Methode, welche A. v. Graefe1) angegeben, mittelst eines Haarpinsels
auf die Conjunctiva palpebrarum applicirt, ist unstreitig das beste Mittel
bei allen acuten wie bei "\delen chronischen Bindehautkatarrhen. Je mehr
die Hyperämie und hiermit auch die Schleimsecretion der Bindehaut
ausgesprochen ist, desto dreister (nachdrücklicher) darf man touchiren.
Exfoliationen an der Conjunctiva bulbi oder an der Cornea, verbieten
nicht die auf die Conjunctiva palpebrarum beschränkte Application. Die
Lider müssen beim Bepinseln umstülpt gehalten werden, eines nach
dem anderen oder beide zugleich.
Die Umstülpung des oberen Lides dürfte am leichtesten auf folgende Weise
bewirkt werden können. Süll das rechte obere Lid umstülpt werden, so lue man
die i Finger der ausgestreckten linken Hand in der Gegend der grossen Fontanelle
an den Kopf, den Daumen von oben-aussen her an das obere Lid, so dass seine
Spitze ungefähr dem convexen Eande des Tarsus (im temporalen Drittel desselben)
entspricht. Während nun der Kranke angewiesen wird, den Blick abwärts, etwa
gegen die Brust des Arztes zu richten, zieht dieser die Cutis etwas gegen den
Orbitalrand aufwärts und fasst die (jetzt wagrecht gestellten) Wimpern in der
Mitte des Lidrandes mit Daumen und Zeigefinger der anderen, auf den Nasenrücken
gestützten Hand, um sie horizontal vom Bulbus abzuziehen; sobald dies geschehen.
lässt man den Daumen der linken Hand leicht abwärts wirken und hebt gleich-
zeitig die Mitte des freien Lidrandes aufwärts, um ihn sodann an den Orbitalrand
(Augenbraue) anzulegen. Um das Lid eine Zeit lang umstülpt zu erhalten, werde
der Kranke sofort angewiesen, entweder den Blick nach abwärts fixirt oder beide
Augen geschlossen zu halten. In letzterem Falle wird die Cornea durch das um-
stülpte Oberlid vollständig gedeckt. -- Die totale Umstülpung des unteren Lides
kann bei tiefer Lage des Bulbus einigermassen schwieriger sein; man bringt sie
leichter zu Stande, wenn man das Oberlid sanft an den Bulbus andrückt, dann
den Zeige- oder Mittelfinger der anderen Hand (oder beide nebeneinander) an die
') Archiv für Ophthalmologie. I. Bd.. 1854.
1 4 Bindehaut.
Cutis vor dem unfreien (convexen) Rande des Tarsus anlegt und dann diese Cutis-
partie erst ein wenig abwärts, sofort aber rückwärts, gleichsam am Rande der
Orbita in diese hineindrängt, wobei man zugleich einen leicht schläfenwärts ge-
richteten Zug ausübt. Ein solcher Zug ist auch nach vollendeter Umstülpung
nöthig, wenn man das untere oder das obere Lid oder beide zugleich eine Zeit
lang in dieser Lage erhalten will. Die Umstülpung des unteren Lides ist übrigens
lichter zu bewirken und zu unterhalten, wenn vorher das obere Lid umstülpt
wurde und umstülpt gehalten wird. Bei Neugeborenen, deren Augen viel flacher
liegen, muss auch das obere Lid in analoger Weise, wie soeben für das untere
angegeben wurde, umgeklappt werden, denn vom Fassen des freien Lidrandes oder
der Cilien mit den Fingern kann da nicht die Rede sein.
Es ist rationell und durch dir Erfahrung bewährt, dass man die
allein oder doch zuerst erkrankte Partie d. i. die Conjunetiva palpe-
brarum gleichmässig und soviel wie möglich in ihrer ganzen Ausdeh-
nung bestreiche, die Conjunetiva bulbi hingegen und die Cornea ver-
schone. Es ist nicht nothwendig, nach dem (ein- oder mehrmaligen)
Bepinseln der Conjunetiva dieselbe mit verdünnter Milch oder Kochsalz-
lösung zu bestreichen; das Abspülen der trüben Flüssigkeit und der
Schleimgerinnsel mit Wasser genügt. Wird alsdann über heftigeren
Sehmerz geklagt, so kann man ihn durch längeres Abspülen mit kaltem
Wasser oder durch kalte Umschlage lindern. Nach Ab- und Ausstossung
des Schorfes tritt in der Kegel ein behagliches Gefühl ein. welches erst'
nach mehreren Stunden zu schwinden pflegt. Durchschnittlich genügt
es, das Touchiren erst nach 24 Stunden wieder vorzunehmen; doch
unterlasse man nicht, vor jeder Wiederholung die Bindehaut durchzu-
mustern, ob sie nicht da oder dort noch mit einem Schorfe belegt, oder
doch wund (bei leichter Berührung oder beim Umstülpen blutend)
erscheine. Das Touchiren einer solchen Stelle würde eine tiefere Aetzung
setzen und diu Zustand verschlimmern.
Kann der Kranke nicht wiederholt zum Arzte kommen oder ver-
weigert er das Touchiren. so ist bei acuten Fällen die Anwendung von
Sulfas zinci oder von Sublimat (Aqua Conrad)) schön nach einigen Tagen
des Bestandes zulässig, wenn nicht etwa Hornhautgeschwüre vorläufig
noch den Contact mit diesen Mitteln verbieten. Sulf. zinci 0,10 — 0,20
oder Sublim, corros. 0,03 auf 100,0 Aqua, destill, und 10— 15 Tropfen
Tinct. opii crocata. Man lässt mit ein» in dieser Wässer die Augenlid-
ränder und Wimpern benetzen, mittelst eines Haarpinsels, eines Char-
piebäuschchens oder mit den Fingern, so dass dann beim Oeffnen
der Augen etwas in die Lidspalte und durch Diffusion auf die Con-
junetiva eindringt. Eine Lapislösung, auf diese Weise augewendet,
würde bereits zersetzt sein, bevor sie an den Uebergangstheil der Binde-
Katarrh. 15
haut gelangte. Da in den meisten Fällen Abends eine Exacerbation
stattfindet und der durch diese Mittel hervorgerufene Reiz immer
einige Zeit anhält, wird es gerathen sein, die Application regelmässig
Früh und Mittags vornehmen zu lassen.
Die stärker reizenden adstringirenden Augenwässer sind erst dann
mit Vortheil anzuwenden, wenn das Uebel seit Wochen besteht. Lapid.
divini 0,60, Aquac destil. 100,0. Tinct. opii simpl. 3,25'); Collyrii adstr.
lutei, Aquae destill, ää 50,00 -).
In manchen Fällen chronischen Verlaufes sind Au gen salben
nothwendig. Zunächst sind es verschleppte Substantive Katarrhe mit
geringer Röthe und kaum merklicher Schlermsecretion, welche vorzugs-
weise wegen brennenden Schmerzgefühles beim Arbeiten oder wegen
lästiger Trockenheit beim Erwachen zur Behandlung kommen, in denen
man neben dem Gebrauche eines Collyriums — am besten des Coli, adstr.
luteum -- eine Salbe aus 0,15 — 0,20 weissem Präcipitat und 5,00 Ung.
simplex oder Ung. anglic. album (Ung. emolliens sine odore) vor dem
Einschlafen an die Lidränder einreiben lassen muss. Die Augen sollen dann
wenigstens einige Stunden nicht geöffnet und früher trocken abgewischt
werden. Weiterhin sind es die consecutiven chronischen Katarrhe, welche
durch Drüsenleiden der Augenlider eingeleitet oder doch unterhalten
werden, in denen man behufs gründlicher Behebung Mercurialsalben
kaum entbehren kann. Näheres hierüber kann erst bei Besprechung
der Lidkrankheiten angegeben werden. Im Allgemeinen wirkt die
Salbe aus 0,15 — 0,20 weissem Präcipitat auf 5 Gramm milder als die
aus 0,15 — 0,25 gelbem Quecksilberoxyd (Pagenstecher'sche Salbe) auf
eben so viel Vehiculum. - - In Fällen chronischen Katarrhes mit inten-
siver Röthe der Conj. palpebr. und reichlicher Schleimsecretion muss
in der Regel erst eine Zeit lang das Touchiren mit Lapislösung vorge-
nommen werden; bei entfernt wohnenden Kranken leistet die Anwendung
einer Salbe aus 0,15—0,30 Hydr. oxyd. tiavi, 0,30—0,60 Lapid. divini
und 10 — 15 Tropfen Laudanum liq. Syd. auf 5 Gramm Fett die ge-
wünschten Dienste.
Bei ausgedehnten Excoriationen bepinsle man die wunden Stellen
mit einer 1 — 2 perc. Lapislösimg, nachdem man die etwa vorhandenen
') Lapis divinus St. Yvesii: cupri suliuiici, Kali nitrici, Aluminis crudi ää
35,00 mit 2.20 Camphora rasa; Beer's Präparat enthalt Aerugo statt Cupr. sulf.
'") Collyr. adstr. luteum (Aqua Horsti): Salis ammon. 1.10. Sulfatis zinci 2,20;
Solutis in aq. dest. comm. 175,00 adde Camphorae in 35,00 alcoholis gravitatis
speeif. 3,850 solutae 0,65 croci anstr. 0,15. Mixta diger. in calore Reaum. 30°— 35°
ad perfeetam croci extract. Refriger. filtra et exhibe usui.
1 6 Bindehaut.
Schleim- und Epidermiskrusten erst durch Uiig. ernolliens oder eine
weisse Präcipitatsalbe (vor dem Einschlafen aufgestrichen) erweicht
und mit lauem Wasser losgewaschen hat. Wenn in Folge dieses Zustan-
des das untere Lid und somit auch der Thränenpunkt nicht mehr gut
an den Bulbus sich anschliesst und die eben beschriebene Procedur
nicht bald zu einem besseren Stande führt, kann es nöthig werden, das
Auge (eines nach dem anderen) einige Tage gut verbunden tragen zu
lassen, Arielleieht sogar das untere Thränenröhrchen zu spalten und offen
zu erhalten; Blepharophimosis oder förmliches Ektropiiim können eine
entsprechende Operation erheischen.
Auf das Verhalten bei Homhautgeschwüren kommen wir bei den
Krankheiten der Hornhaut zu sprechen.
II. Biudehautcroup, Conj. cruposa.
Die croupöse Bindehautentzündung kommt nur als acuter
Process vor. zieht sich jedoch ausnahmsweise durch Persistenz der Croup-
membran sehr in die Länge. Sie beginnt mit den Erscheinungen einer
Blepharoconjunctivitis catarrhalis. unterscheidet sich von dieser schon
am 2. oder 3. Tage, selten erst später, durch intensivere Köthe und
Schwellung des Uebergangstheiles bei relativ geringer Köthe und Schwel-
lung des Tarsaltheiles, hauptsächlich aber dadurch, dass die Bindehaut
am Tarsal- oder am Uebergangstheile oder an beiden zugleich mit einer
adhärenten. lichtgrauen mehr weniger dicken Membran (Faserstoffge-
rinnsel) überzogen erscheint, welche sich nicht leicht oder gar nicht
abstreifen lässt. Man kann diese Affection füglich als Conjunctivitis
catarrhalis mit Bildung einer Membran an der Oberfläche während des
Höhestadiums bezeichnen. Relativ selten sind Fälle, wo auch die Con-
junctiva bulbi mit einer ad- und cohärenten weissgrauen Membran
belegt erscheint, jedoch auf den Mangel von Infiltration des Bindehaut-
gewebes schon aus der weichen Beschaffenheit der Lider geschlossen
werden kann.
Symptome, a) Das Krankheitsbild, anfangs wie bei Conjunctivitis
catarrhalis, gewinnt in kurzer Zeit grosse Aehnlichkeit mit dem einer
acuten Bindehautblennorrhoe. Das entzündliche Oedem der Cutis steigt
nicht selten zu einer solchen Höhe, dass es den Orbitalrand überschrei-
tet, dass die Deckfalte des oberen Lides verstrichen erscheint, und dass
das obere Lid sich über das untere herablegt. An den Cilien, in der
Lidspalte sieht man reichlichen Schleim. Dabei sind aber die Lider
weich und geschmeidig und lassen sich leicht umstülpen. Die Conjunc-
tiva tarsi erscheint wohl röther, aber wenig oder gar nicht geschwellt,
Croup. 1 7
oder mit einer croupösen Membran belegt: versucht man sie abzustreifen,
was stellenweise gelingen kann, so blutel die Bindehaut. Nebst dieser
Mi mbran falll ganz besonders auf die bläulichrothe (kirschrothe) Tingirung
des ganz enorm geschwellten üebergangs- »Hier Orbitaltheiles.
Oft sieht man nach ürnstülpung des oberen Lides den Uebergangs-
thei] vermöge seiner Schwellung so hervortreten, dass man den Durch-
messer des Wulstes mit dem eines Gansfederkieles oder kleinen Fingers
vergleichen kann. Die Cönjunctiva bulbi kann dabei blos in ihrer peri-
pheren Zone mitleiden, in heftigen Fällen aber auch bis zur Cornea
.lielit injicirt und serös infiltrirt erscheinen. In diesem letzteren, allerdings
sehr seltenen Falle, kann es auch zu Keratitis mit partieller Geschwürs-
bildimg kommen. -- Die membranösen Gerinnsel werden allmälig durch
Schmelzung in Form von Schleimflocken abgestossen und nicht mehr
durch neue ersetzt, Schwellung und Hyperämie nehmen unter etwas
reichlicherer Schleimaussebeidung ab und die Bindehaut kehrt in drei
bis vier Wochen ohne Schädigung ihres Gewebes zur Norm zurück.
Nur in den schon erwähnten seltenen Fällen, wo auch die Cönjunctiva
bulbi einen croupösen Belag zeigt, kann es nach Abstossung desselben
zu Symblepharon kommen.
b) Ed. Charles Hulme ') gibt die Krankengeschichte dreier, wenige
Wochen alter Kinder, welche auf beiden Augen mit einer Conjunctivitis
behaftet waren, die eine dicke, fibrinöse Membran auf der Conj. palp.
absetzte. Die Aurlagerungen hingen so fest mit der Schleimhaut zusam-
men, dass das Abziehen derselben von einer Blutung und sehr rascher
Wiedererzeugung gefolgt war. Die Absonderung der sehr geschwollenen
und schmerzhaften Lider war eine wässerige mit geringer Beimischung
von Eiter. Cönjunctiva bulbi und Hornhaut waren meist so gut wie gar
nicht ergriffen. Das Leiden dauerte viele Monate und widerstand jeder
örtlichen Behandlung. - - Ich habe nur einen, den eben citirten ähnli-
ehen Fall beobachtet, leider unvollständig.
Ein sonst gesund aussehendes Kind von zwei Monaten wurde am 5. Juli
1880 in das Ambulatorium gebracht. Beide Augen waren geschlossen, die Lider
kaum geschwellt, wenig geröthet. Als ich nach Abspülung von etwas Schleim die
Lider auseinanderzog, bekam ich nur eine lichtgraue, undurchsichtige Membran
zu sehen, welche die Innenfläche beider Lider bedeckte und fest an derselben
haftete, überdies aber continuirlich den Bulbus verdeckte und mit demselben zusam-
menzuhängen schien. Sie bildete einen Sack oder eine Tasche mit etwas vorgewölb-
tem Grunde. Die Augenentzündung war in der dritten Lebenswoche bemerkt, von
') Zehender. klin. Monatsbl. 1864, pag. 44. (Med. Times and Gazette,
31. October 1863.)
v. Arlt. Krankh. des Auges 2
1 8 Bindehaut.
einem Arzte für Diphtheritis erklärt und mit Lapislösung behandelt worden -. die
weisse Membran sollte sich erst in den letzten !i Tagen entwickelt haben. Ein
Versuch, die Membran abzulösen, misslang. Ich verordnete Ung. einer, mit Extr.
beilad. an die Stirn und feuchtwarme Umschläge, mehrmals des Tags durch lö — 25
Minuten. Nach einigen Tagen barst der Grund des Sackes beim stärkeren Ausein-
anderziehen der Lider, und nach Abspühmg eines dünnen, trüben Fluidums kamen
die ganz intacten Hornhäute und die nur an der Peripherie etwas injicirte Conj.
bulbi zur Ansicht. Alhnälig öffnete das Kind die Augen spontan. Der membra-
nöse Belag der Conjunctiva erstreckte sich bis zur Übergangsstelle ; seine Dicke
konnte auf 2 Mm. geschätzt werden. Da die Mutter fast 1 Stunde entlernt
wohnte, wurde ihr gestattet, in grösseren Zwischenräumen zu kommen. Zu Anfang
der Ferien war der Zustand nahezu der gleiche, ebenso Anfang October. Im No-
vember, wo ich die Wohnung des Kindes — eine kleine, feuchte, ebenerdige Stube
- aufsuchte, um über dessen Befinden mich zu erkundigen, erfuhr ich, das das-
selbe Ende October angeblich an Lungenentzündung gestorben war. — Die Fetzen
der Membran, welche man nach ihrer Berstung vor dem Bulbus mit einer Pincette
abreissen konnte, zeigten einen ausgesprochenen lamellösen Bau der Membran; sie
bestand aus Lagen geronnenen Fibrins, zwischen welchen kleine, runde Zellen
(Leukuej'then) in einfacher oder auch mehrfacher Lage eingebettet waren. Nebst-
deni fand man auch vereinzelte, aufgequollene, kaum mehr kenntliche Eiterzellen. In
den Zellen fanden sieh sehr zahlreiche kleinste, dunkle Pünktchen, die sich, wenn
die Membranen frisch, nicht erst nach mehrmonatlicher Aulbewahrung untersucht
worden wären, vielleicht als Mikrokokken erwiesen haben würden.
Vorkommen und Ursachen. Diese Krankheit wurde (von mir) bei-
nahe nur im Kindesalter (vom 1. — 6. Lebensjahre) beobachtet. Sie
muss als eine relativ seltene Affection bezeichnet werden. Ihr Auftreten
auf beiden Augen, zugleich oder kurz nacheinander, macht es (mir) wahr-
scheinlich, dass sie gleich der Conjunctivitis catarrhalis durch atmosphä-
rische Schädlichkeiten veranlasst werde. Infection konnte ich hier eben
so wenig wie bei Katarrh nachweisen.
Die Prognosis ist bei a) durchschnittlich günstig, bezüglich des
Ausganges sowohl als der Dauer. Das relativ seltene Ergriffenwerden
der Cornea scheint mehr durch Vernachlässigung und Misshandlung, als
durch Heftigkeit des Processes von Anfang aus bedingt zu sein.
Die Behandlung unterscheidet sich von der bei Conjunctivitis catar-
rhalis nur dadurch, dass man sich, so lange die Membranbildung an-
dauert, aller Mittel auf die Conjunctiva enthalte. Ich habe mich in
diesem Stadium immer auf Einreiben von Ung. cinereum (5,0) mit Extr.
belladounae (0,30—0,50) an die Stirne und Schläfe, und auf fleissiges
Reinigen der Augen (mit temperirtem Wasser) beschränkt. Kalte Um-
schläge können, wenn sich die Lider wärmer anfühlen, wohlthucnd
wirken. Das starke Verkleben der Lider (und Ansammeln von Schleim
und Thränen im Bindehautsacke) während des Schlafes kann man durch
Blennorrhoe, acute. 1 9
Auflegen von stark beölten oder mit Dng. emolliens (Creme Celeste)
bestrichenen Leinwandläppchen vermindern. Das Stadium der Rückbil-
dung (wie bei Katarrh) kann vielleicht durch Arg. nitricum etwas abge-
kürzt werden.
III. BindehautblennorrhoCj Conj. blennorrhoica.
Der Ausdruck Bind ehautblennorrhoe bezeichnet einen entzünd-:
liehen Vorgang in der Conjunetiva palpebrarum, welcher sich nicht nur
durch Hyperämie und Schwellung, sondern auch durch faserstoffig- pla-
stische, nicht zu eitriger Schmelzung führende Infiltration ihres Gewebes und
durch Ausscheidungeines schleimig-eitrigen Secretes manifestirt, welchem
die Eigenschaft zukommt, dass es. auf ein anderes Auge übertragen, d< a-
selben Process hervorrufen kann. Durch die Setzung plastischen Exsu-
dates in das Parenchym unterscheiden sieh die hieher gehörigen Fälle
vom Katarrh und vom Croup, und dadurch, dass das Infiltrat nicht zu
eitriger Schmelzung (Phthisis), sondern zu einfacher Resorption oder
nach mehr weniger langem Bestände allmälig zu Verschrumpfung
(Atrophie) des Gewebes führt, differiren sie auch wesentlich vor der Diph-
theritis. Gleich dem Katarrh, mit dessen Zufällen der Process be-
ginnt, ergreift derselbe zunächst die Conjunetiva palpebrarum des oberen
und unteren Lides; er kann auf diese beschränkt bleiben oder (bald
früher bald später) auf die Conjunetiva bulbi übergreifen. Das Conta-
gium ist von dem der Diphtheritis speeifisch verschieden.
Wir müssen unter diesem Namen Fälle sehr verschiedenen Aussehens und
Verlaufes zusammenfassen, wenn wir nicht nosogenetisch Zusammengehörendes
trennen und uns in verwirrende, irreleitende Zersplitterung verlieren wollen. Die
Scheidung in acut und chronisch genügt, um demjenigen, der sich orientiren
und belehren will, die nöthigen Anhaltspunkte zur Diagnose, Prognose und Thera-
pie zu bieten. Der Ausdruck acut soll auch hier auf das rasche, neben- und nach-
einander vor sich gehende Auftreten der Hyperämie, Schwellung, Infiltration und
Seeretion hinweisen, wird jedoch gewöhnlich nur auf dieses Verhalten in den
ersten Tagen des Leidens bezogen-, es muss daher in vorhinein betont werden, dass
ein acut aufgetretener Fall auch chronisch, und dass ein anfangs chronischer später
acut werden kann. Fs hängt dies meistens von der Entstehungsursache (Qualität
des Impfstoffes), manchmal aber von äusseren Schädlichkeiten (namentlich von
atmosphärischen! ab; die individuelle Beschaffenheit des Kranken und die seiner
Bindehaut insbesondere spielt, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle, so-
wohl bei der Hervorrufung als bei dem Verlaufe. Eine besondere Disposition lässt
sich nicht nachweisen.
1. Acute Bindehautblennorrhoe. a) Blepharo-ophthalmo-
blennorrhoe. Symptome. Während des ersten Tages nach Heginnen
der Krankheit, vielleicht auch noch zu Anfang des zweiten, kann der
20 Bindehaut.
Arzt nach dem blossen Befunde nicht entscheiden, ob er Katarrh oder
beginnende Blennorrhoe vor sich habe; nur das rasche Steigen der Zufälle
oder anamnestische Momente können Verdacht, wo nicht Gewissheit geben,
dass man es mit Blennorrhoe zu thun habe; doch können unzweifelhaft
für Blennorrhoe sprechende Erscheinungen schon am 1. Tage vorhanden
sein, ja es kann die Krankheit schon in 36 Stunden ihren höchsten Grad
(den sogenannten 3. Grad) erreichen.
Zwischen den anatomischen Veränderungen und der Seeretion be-
steht namentlich während des Ansteigens der Krankheit eine gewiss*
Correlation, daher man die verschiedenen Entwicklungsphasen, welche
wir schon in Beer's Schriften angedeutet finden, seit C. F. Graefe als
Hydrorrhoe (1. Grad). Blennorrhoe (2. Grad) und Pyorrhoe (3. Grad) zu
bezeichnen pflegte.
So lange unter Thränenfhiss. Lichtscheu, drückenden oder 1 nen-
nenden Schmerzen blos wasserklares Secret mit einzelnen Schleimflocken
geliefert wird, finden wir an der Bindehaut keine weiteren Veränderungen,
als beim acuten Bindehautkatarrh und deutet allenfalls stärkere Injection
und seröse Durchtränkuni;- der peripheren Zone der Conjunctiva bulbi
auf das Fortschreiten der Entzündung, welche in kurzer Zeit auch die
vordere Zone ergreift und dort wohl auch sehen zu Ecchymosen führt.
Auch die Schwellung der Cutis längs der Lidränder braucht noch nicht
stärker zu sein, als bei heftigen Fällen von Ophthalmia catarrhalis.
Auf das Steigen der Entzündung in der Bindehaut werden wir
aufmerksam gemacht durch das Hinzutreten entzündlichen Öedems
der Lidhaut, welches vom freien Lidrande gegen den Orbitalrand fort-
schreitet und schliesslich zum Verstreichen der Deckfalte des oberen
Lides führt. Auch das entzündliche (Jedem der Conjunctiva bulbi
steigt, pflegt indes den Cornealrand noch nicht zu erreichen. Parallel
hiemit erfolgt die Vermehrung und Veränderung des Secretes. Die immer
reichlicher gewordenen graugelben Flocken schwimmen nicht mehr in
wasserklarer, sondern in trüber, molken- oder fleisch was serähnlicher
Flüssigkeit, und wenn wir die Lider abziehen oder umstülpen, so sehen
wir oft zähe Fäden von einem Lide zum anderen oder zum Bulbus
ziehen, oder wir finden die Lidbindehaut mit einer zähen, halbdurchsich-
tigen fibrinösen Schicht überzogen und beim Abstreifen leicht blutend.
Die intensive. Köthe der Tarsalportion, welche durch das Abziehen
oder Umstülpen momentan unterdrückt sein kann, lässt sich meistens
erst nach sorgfältiger Abtupfung der fibrinösen Gerinnsel, des Schleimes
und der Thränen gehörig erkennen und ebenso das feinkörnige Aus-
sehen ihrer Oberfläche; doch kommt es auch vor, dass auch dieser
Blennorhoe, acute. 2 1
Theil der Bindehaut vermöge der gleichmässigeD Schwellung
nahezu glatt erscheint. Wulstige Anschwellung und gleichmässige
oder ecchymotisch-gefleckte Röthe »Ins Uebergangstheiles
fehlt bei dieser Entwicklungsphase niemals. Reizbare Kranke pflegen
nun auch bereits zu fiebern. In manchen Fällen tritt am diese Zeit oder
etwas später eine deutlich fühlbare Anschwellung der Lymphdrüsen vor
dem Ohre ein, welche anfangs Schmerzen verursacht, dann aber— nach
mehreren Tagen spurlos verschwindet. (Es kann auch zur Vereiterung
an einer solchen Drüse kommen.)
Endlich finden wir die entzündlich-ödematöse Schwellung der Lider
so hoch (und selbst über den Orbitalrand ausgreifend), dass die Haut
glänzend, das oben" Lid über das untere herabgeschoben und jede active
Lidhebung unmöglich sein kann. Auch das Auseinanderziehen der Lider,
das Abziehen des unteren, das Umstülpen des oberen ist sehr ersehwert,
Letzteres mitunter unmöglich. Die Röthe der Conjunctiva palpebrarum
erscheint mehr weniger mitigirt durch das graue Infiltrat und in
schlimmen Fällen überdies noch durch Exsudat an der freien Ober-
fläche, welches diese membranartig überzieht, um endlich als schlei-
mig-eitrige Masse ab- und ausgestossen zu werden. Das Infiltrat des
Bindehautparenchyms ist in argen Fällen so bedeutend, dass die Innen-
fläche der Lider eigentlich grau- und roth-punktirt erscheint; dann sind
die Lider mehr prall, hart, heiss und gegen Berührung schmerzhaft,
Die Conjunctiva bulbi ist dann bis zum Rande der Cornea blutig-
serös, in den schlimmsten Fällen zugleich fibrinös infiltrirt, bildet dem-
nach entweder blass- bis dunkelrothe und schlaffe oder auch glatt
gespannte, aus der Lidspalte hervorgedrängte \\ niste oder einen derben,
prallen, graurothen oder rothgesprenkelten Wall um die Cornea (Che-
mosis). Dabei kann das jederzeit reichliche Serret eiter- oder rahmähu-
lich und dickflüssig sein, oder aber dünn, mehr jaucheartig und mit
consistenteren Flocken untermischt. Die meisten Kranken, von Schmerzen
und Angst gequält, zeigen jetzt deutliche Symptome von Fieber.
Auf dieser Höhe pflegt sich der Zustand 2 — 3 Tage zu halten.
Leichte Runzelung der Cutis ist das erste Zeichen der Rückbildung.
Unter Fortdauer reichlicher schleimig-eitriger Secretion und unter Nach-
lass der Spannung scheint die Circulation in der Conjunctiva freier zu
werden. Die Bildung plastischer Gerinnsel an der Oberfläche hört auf,
die früher mehr weniger grau intiltrirte Bindehaut wird weicher und
röther, die Chemosis geht allmälig zurück und die Bindehaut erlangt,
falls nicht Hornhautgeschwüre oder Ektropium eines (beider) Lides die
Heilung verzögern, durchschnittlich in Zeit von 3 — 5 Wochen durchaus
22 Bindehaut.
wieder ihre normale Beschaffenheit. Je stürmischer der Verlauf war,
desto seltener geht der Zustand in einen chronischen über.
Die Blennorrhoe dieses Grades, die man füglich als Ophthalmo-
blennorrhoea bezeichnen kann, wird für das Auge gefährlich durch
consecutive Keratitis suppurativa. Gewöhnlich werden die ersten
Zeichen dieser ominösen Folge um die Zeit bemerkt, wo die Lidge-
schwulst abzunehmen beginnt, wo die Cutis runzlich zu werden anfängt.
Meistens sieht man zuerst eine leichte Trübung im mittleren Theile
oder längs des Randes (oben, unten): oft rnuss man den über den Horn-
hautrand hereinragenden Bindehautwall erst mit einem Daviei'schen
Löffel abdrängen, um die Schädigung der Cornea zu Gesicht zu be-
kommen. In manchen Fällen sieht man gleich bei der ersten Unter-
suchung einen oberflächlichen Substanzverlust, der nach Alispülung des
auf ihm liegenden Eiters ganz rein erscheinen kann. -- Eitrig belegte
Geschwüre zeigen immer eine grosse Tendenz, nach der Fläche und nach
der Tiefe fortzuschreiten. Das Tiefer greifen ist das weniger Gefährlich!
und die zeitig erfolgte Berstung der Descemetschen Haut kann, sofern
noch eine erhebliche Partie der Cornea unversehrt geblieben ist, sogar
als relativ günstig betrachtet werdi o, weil dann oft der noch erhaltene
Theil der Cornea nicht weiter in den Schmelzungsprocess gezogen wird.
Die Cornealtrübung, namentlich im mittleren Areal der Cornea, kam
völlig undurchsichtig geworden sein, bevor eine Spur von Abstossung
der oberflächlichen Schichten bemerkbar wird. --Hornhautgeschwüre,
welche erst später auftreten, nachdem die Geschwulst entschieden ge-
sunken und die Bindehaut wieder durchaus weicher und blutreicher ge-
worden, nicht mehr grau infiltrirt erscheint, sowie auch bereits rein
gewordene Geschwüre lassen sich bei richtigem Verhalten und Behandeln
nici tens im Portschreiten (wenigstens aach der Fläche) aufhalten. Man
muss also unterscheiden zwischen Geschwüren, welche während oder zu
Ende der Akme entstehen, und solchen, welche erst später auftreten.
Nui die ersteren setzen die Gefahr gänzlicher Schmelzung der Cornea
bis auf einen schmalen, zum Theil vom Limbus gedockten Saum.
Es i>t für die Prognose wie für die Therapie nicht gleicbgiltig, welcher
Ansicht über diesen Vorgang in der Cornea man huldigt. Ziemlich verbreitet ist
die Annahme, da>s eine gewisse, allerdings nicht näher definirte Beschaffenheit
des Bindehautsecretes die Zerstörung des Cornealgewehes verursache. Mir ist es
auch heute, je mehr und sorgfältiger ich beobachtet habe, das Wahrscheinlichste,
dass nicht nur durch dir Lider, sondern auch durch die Conjunctiva hulhi vermöge
der in wenigen Tagen rasch bis zur Prallheit gestiegenen Infiltration ein Druck
auf die vorderen Giliargefässe und somit auch auf das die Ernährung der Cprnea
vermittelnde Randnetz derselben ausgeübt werde, dass mithin dieser Vorgang in
Blennorrhoe, acute. 23
der Cornea als eine Art Nekrose aufzufassen sei. Ilieniil stehen im Einklänge die
bekannten Thatsachen, dass \"ii früherher vuscularisirte Hornhäute nicht leichl
dieser Zerstörung verfallen, und dass die in Rede siebende Verschwärung nie auf-
tritt, wenn es nichi zu einer mehr weniger prallen Chemosis gekommen war. I>a
wir lerner nach wiederholten Scarificationen der chemotischen Bindehaut, selbst
nach ausgiebigen Excisiohen aus derselben, so wie auch nach Spaltung der äusseren
Lidcommissur und sogaT nach Function der Cornea (bei solchen Geschwüren) keine
zu eitriger Schmelzung der verletzten Gebilde führenden Wunden bekommen, wo-
gegen wir uns bei Diphtheritis vor jeder selbst ganz oberflächlichen Verwundung
bekanntlich wohl hüten müssen, so ist nicht einzusehen, warum das Secret, wenn
es deletäre Eigenschaften besässe, solche nur an der (durch Epithel geschützten)
Cornea ausüben sollte. Wir beobachten im Gegentheile sehr oft, dass nach erfolgtem
Durchbruche der Cornea und Abflüsse des Kannnerwassers, mithin nach eingetre-
tener Entspannung des Bulbus und Entlastung der Cornea, die weitere Schmelzung
aufhurt, obwohl wir zur selben Zeit an dem Secrete weder im Quantum noch im
Quäle eine so rasche Veränderung nachweisen können. Die künstliche Perforation
solcher Geschwüre (Punetio corneae) würde wahrscheinlich einen nachhaltigen Nutzen
gewahren, wenn sich solche lineare Wunden nicht so bald (nach 1 — 2 Stunden)
wieder fest verschliessen oder durch die Iris verlegt werden möchten.
b) Blepharoblennorrhoea. In einer Reihe von Fällen acut auf-
tretender Bindehautblennorrhöen wird die Conjunctiva bulbi nur wenig in
Mitleidenschaft gezogen, wenigstens nicht in Form deutlich ausgeprägter
Chemosis. Die Schwellung der Augenlidhaut kann trotzdem eine
sehr beträchtliche sein, wie bei den heftigsten Fällen. — Zu den anfäng-
lichen Erscheinungen, welche allenfalls noch auf Katarrh bezogen wer-
den könnten, tritt nicht nur stärkere ödematöse Schwellung der Lidhaut,
sondern auch Absonderung getrübter Flüssigkeit mit Schleimflocken
oder gleichförmig sehleimig -eitriges Secret in reichlicher Menge. Es
können auch fibrinöse Gerinnsel in Form zäher Fäden oder cohärenter
Auflagerung auf der Bindehaut eine Zeit lang vorhanden sein. Die fibri-
nöse Infiltration der Conjunctiva palpebrarum macht sich hier
niemals durch Prallheit der Lider und selten durch Beimengung von
Grau zu der glcichmässigen Röthe der Bindehaut, sondern gewöhnlich
mehr durch ein deutlich körniges Aussehen des Tharsaltheiles und durch
hügelige oder wulstige Schwellung des Uebergangsthciles bemerkbar.
Die Conjunctiva bulbi ist meistens nur in der peripheren Zone deut-
lich hyperämisch und leicht serös infiltrirt.
Nach mehrtägigem oder etwas längerem Bestände und nachdem
das -Lidödem grösstenteils rückgängig, auch die Secretion des eiter-
ähnlichen Secretes geringer geworden ist, fällt beim Umstülpen der
Lider vorzugsweise die Massenzunahme der Lidbindehaut auf. Die hoch-
oder dunkelrothen Papillen, dicht aneinander gedrängt und theilweise
24 Bindehaut.
auch miteinander verschmolzen, nehmen besonders gegen den convexen
Rand des Tarsus und gegen die Winkel hin an Grösse zu, und der
enorm verdickte Uebergangstheil drängt sich bei starkem Abziehen des
unteren Lides in Form glatter oder hügeliger, mit dem hinteren Tar-
susrande parallel streichender Wülste hervor; in den Furchen zwischen
den Papillen und zwischen den Wülsten des Uebergangstheiles lagert
schleimig-eitriges Secret. Oft ist die Grenze zwischen dem papillei trü-
genden Tarsal- und zwischen dem glatten, wenn auch faltigen und hüge-
ligen Uebergangstheile durch eine tiefe Furche markirt.
Fälle dieses milderen und langsameren (s üb acuten) Verlaufes,
die wir häufig bei Neugeborenen, seltener bei Kindern zwischen 2—5
Jahren, aber auch bei Erwachsenen beobachten, können gleichfalls in
4 — 5 Wochen abgelaufen sein und zwar ohne eine Nachkrankheit zu
hinterlassen. Wenn Hornhautgeschwüre auftreten, so nehmen sie nur
einen kleinen Theil des Hornhautareals ein, und zeigen nur geringe
Tendenz zur Vergrößerung nach Unifang und Tiefe. Sie entstehen hier
wohl in analoger Weise wie bei Katarrh, durch Epithelabstossung. Die
Gefahr der Steigerung zu Ophthalmoblennorrhoe ist vor völliger Rück-
kehr zum normalen Zustand nie ganz beseitigt, wenn gleich hiezu un-
günstige äussere Verhältnisse (Misshandlung) erforderlich sein dürften.
Aber die hieher gehörenden Fälle nehmen besonders bei Erwachsenen
leicht einen chronischen Verlauf an-, sie führen leichter als die Ophthal-
moblennorrhoe zu Ektropium des unteren oder auch des oberen Lides,
wozu nicht nur die Verkürzung der Cutis durch Excoriationen und
Schleimkrusten (wie bei Katarrh), sondern auch eine Art paralytischen
Zustandes des Horner'schen Muskels beitragen mögen.
Das oben erwähnte Verhältniss der entzündlichen Veränderungen der Binde-
haut zu der Secretion und zur ödematösen Schwellung sowohl der Lidhaut als der
Conjunctiva bulhi muss scharf ins Auge gefasst werden, wenn es sich um die
Frage handelt, oh man diese ödematöse Schwellung auf acute Bindehautblennorrhoe
oder auf eine mit Eiterung verlaufende Entzündung im Thränensacke, am Orbital-
rande, im Lidknorpel, in oder hinter dem Bulbus zu beziehen habe. Die Momente
zur differentiellen Diagnose können erst bei Besprechung dieser Affectionen gege-
ben werden. - Kanu man in der ersten Zeit bei einer diffusen Bindehautentzün-
dung noch nicht entscheiden, ob dieselbe als Katarrh, Croup oder Blennorrhoe
aufzufassen sei, so vermag, abgesehen von anamnestischen Momenten, die Berück-
sichtigung der Dauer insoferne Aufschluss zu geben, als das sogenannte katarrha-
lische Stadium bei Fällen, die vermöge ihres Ursprunges zur Ophthalmoblennorrhoe
tendiren, die Dauer der blos katarrhalischen Erscheinungen kaum je länger als
30—36 Stunden anhält.
2. Chronische Bindehautblennorrhoe. Die hiehergehörenden
Fälle wurden auch unter dem Namen Ophthalmia aegyptiaca, militaris
Blennorhoe, chronische. 25
contagiosa, granulosa oder als Trachoma beschrieben. Ehre Schilderung
wird durch die (künstliche) Trennung in zwei Formen erleichtert.
a) In einer Reihe von Fällen finden wir, nachdem die Erscheinun-
gen acuter oder subacuter Blennorrhoe vorausgegangei sind, oft abei
auch ohne dass solche bemerkt wurden, die Lidbindehaut bei mani-
!, irr schleimig-eitriger Secretion Wochen, Monatelang in dein
Zustande, welcher soeben bei der Schilderung <\tv subacuten Verlaufes
(1,1») beschrieben wurde. Bei manchen dieser gleich von Anfang odei
erst später chronisch verlaufenden Fälle finden wir überdies in d< i
durchaus infiltrirten und nicht mehr durchscheinenden rothen
Bindehaut lichte Körner «»der Knollen eingesprengt, welche sich bei
relativ breiter Basis wenig über das Niveau ihn i Umgebung erheben
und eine ganz glatte Oberfläche zeigen. Von vorn beleuchtet und be-
trachtet, fallen sie auch bei geringer Grösse durch ihre Hellte, grau-
oder weingelbe Farbe auf; bei seitlich einfallendem Tageslichte erschei-
nen sie, besonders nach Abtupfung der Thränenflüssigkeit, als glatte,
etwas durchscheinende Hügel oder sanft aufgewölbte Kiiöpfchen. selten
ganz flach. In Bezug auf Farbe und Pellucidität kann man sie mit
Darmsaiten vergleichen. Die durchaus opaken und warzenförmigen
Hervorragungen dagegen, welche als vergrösserte, wuchernde Papillen
augesehen werden müssen, pflegen erst bei stärkerer Entwicklung und
nach langem Bestände an ihrem Seheitel blass und hart, so wie durch
deu Druck gegen einander und gegen den Bulbus eckig oder kantig zu
werden; sie lassen, wenn man das Lid umstülpt, einzeln oder gruppen-
weise zwischen sich tiefe, bis zu ihrer Basis reichende Einschnitte oder
Furchen wahrnehmen. Diese mit Epithel ausgekleideten und gewöhnlich
etwas Schleim bergenden Einschnitte, präsentiren sich besonders nach
dem Aufpinseln von Lapislösung als ein feines graues Netz, aus dessen
Maschen die rothen Papillen hervorragen.
Je stärker die Massenzunahme de] Bindehaut, desto di utlich< ;
tritt ein Dickersein der Lidei in die Erscheinung und kann, sofern
ödematöse Schwellung der Lidhaut fehlt, den Geübten scher; auf das
Vorhandensein dieser Bindehautkrankheit lenken, besonders wenn das
obi re Lid nicht gehörig gehoben, die Lidspalte nicht ad normam offen
gehalten wird, obwohl die sogenannte Papillarwucherung, welche längs
des convexen Randes des Tarsus am stärksten ausgesprochen zu sein pflegt,
längs der inneren Kante des intermarginalen Saumes fehlt (in einem etwa
2 Mm. breiten Streifen), so findet mau doch auch in diesem Streife]
die Bindehaut intensiv geröthet und dicker, so dass die innere Kante
des freien Lidrandes nicht mehr scharf, sondern dumpf, daher der inter-
26 Bindehaut.
marginale Saum etwas breiter erscheint. Die Verdickung der Bindehaut
lässt sich am besten nach Umstülpung des oberen Lides nachweisen,
wenn man dessen Dicke mit der eines gesunden vergleicht. Diese Dicken-
zunahme wird auf die Bindehaut allein, oder auch auf den Tarsus
bezogen werden müssen. Wenn sich das Lid leicht umstülpen lässt,
weder hart noch prall, noch breiter und länger erscheint, so kann dessen
vermehrte Dicke blos auf Infiltration der Bindehaut allein bezogen
werden. "Wenn das umstülpte Lid nicht blos dicker, sondern auch breiter
(in verticaler Kiehtung) und länger (in horizontaler Kichtung), dabei
aber noch geschmeidig und biegsam erscheint, so niuss bereits eine Ver-
änderung im Tarsus (seröse Durchtränkung und Lockerung?) vorhai den
sein. Zugleich erscheint dann auch die Action des Muse, subcil. Albini
et Horneri etwas behindert, analog der Affection der Muskelschichten
im Dickdarm bei Dysenterie. Die Lider schliessen nicht mehr genau an den
Bulbus an und die relativ stärkere Contraction der mehr peripher gele-
genen, also weniger mitleidenden Muskellagen, besonders der Orbital-
portion des M. orbicularis (beim Weinen, bei Abwehr stärkeren
Lichtes) scheint dann zur Entstehung von Ektropium (besonders des
unteren Lides) mehr beizutragen, als die Massenzunahme der Bindehaut
oder die Hautverkürzung durch Scnleimkrusten. Wenn aber nach vor-
ausgegangener l Initiation der Bindehaut das obere Lid nur schwer um-
stülpt werdet! kann, weil es derb und prall geworden ist, seine Greschmei-
digkeit verloren hat. es mag mm breiter und länger oder vielleicht
sogar b< reits schmäler als in der Norm erscheinen, so ist dessen Dicken-
zunahme gewiss hiebt durch Schwellung oder Infiltration der Bindehaut,
auch nicht durch blosse entzündliche Erweichung des Tarsus allein oder
vorzugsweise, sondern wesentlich durch derbe und pralle Infiltra-
tion des Tarsalgewebes bedingt. Nur wo diese nachgewiesen werden
kann, stellen die weiter imten zu besprechenden Folgen seitens der
Stellung der Cilien und der Lidränder (Distichiasis, Trichiasis, Entro-
pium) zu befürchten.
Spontane Rückbildung zum normalen Zustande dürfte wohl noch
niemals beobachtet worden sein. Bei richtigem Verhalten des Kranken
(vergleiche Bindehautkatarrh) und unter zweckmässiger Behandlung kann
in den Fällen, wo die Wucherung des sogenannten Papillarkörpers prä-
dominirt, jedoch noch keine Infiltration des Tarsus (und hiemit auch
des subconjunctivalen Bindegewebes im Uebcrgangstheile) eingetreten ist,
nach Monaten, nach Jahren ein völlig normaler Zustand erzielt werden,
oder es bleibt nur eine oberflächliche Umwandlung im Narbengewebe
zurück, welche weder das Flächenausmass noch die Function der Binde-
Blennorrhoe, chronische. 27
haut erheblich beeinträchtigt. Bekomml man derart Geheilte nach Monati n
oder Jahren wieder zu sehen, so findet mau keine Spur der iiberstan-
denen Krankheit oder die Bindehaut erscheint im Bereiche des Tarsus
durchaus oder stellenweise bläulichweiss, glatt und feucht. Das Ueber-
greifen der Entzündung auf die vordere Zone der Conjunctiva bulbi und
auf die Cornea wovon später - ist bei der in diesem Abschnitte
beschriebenen Verlaufsweise relativ selten; es kann übrigens auch noch
vor der prallen Infiltration des Tarsus (des subconjunctivalen Bindege-
webes überhaupt) auftreten.
b) In einer bei weitem grösseren Zahl von Fällen, welche wir -
aus später angeführten Gründen - gleichfalls als chronische Blennor-
rhoe bezeichnen müssen, sind in der Kegel nicht die Erscheinungen
acuter oder subacuter Blennorrhoe vorausgegangen, mitunter auch die
Zufälle des Bindehautkatarrhes vom Kranken nicht bemerkt oder nicht
beachtet worden. Die Bindehautveränderungen können sieh ganz
allmälig entwickelt haben und die Schleimsecretion kann
lange Zeit so unbedeutend sein, dass sie leicht übersehen
wird. Aber unter Verhältnissen, welehe die Hyperämie der Bindehaut
steigern, namentlich beim Aufenthalte des Kranken in feuchter, warmer,
durch Zusammenwohnen Vieler verderbter Luft wird das Bindehautseeret
reichlicher und. gibt durch Uebertragung nicht nur mittelst tastbarer
Gegenstände, sondern auch mittelst der Luft den Stoff zur Erkrankung
einzelner oder zahlreicher Individuen. In der Kegel treten die Zufälle,
welche der einfachen Conjunctivitis catarrhalis zukommen, in verschie-
dener Heftigkeit, entweder gleich beim Ausbruche der Gewebeverände-
rung der Bindehaut oder zu verschiedenen Zeiten im weiteren Verlaufe
deutlich in die Erscheinung. Man muss also, um sieh vor Verwechslung
mit chronischem Bindehautkatarrh, der ja auch Fluctuationen zu zeigen
pflegt, zu verwahren, die Bindehaut der Lider, den eigentlichen Sitz dieser
Krankheit, sorgfältig untersuchen.
Man darf annehmen, dass man dieses Leiden in seinem Anfangs-
stadium zu sehen bekommt, wenn man bei einer geschlossenen Körper-
schaft z. B. in einem Erziehungshause, wo eine grössere Zahl „Augen-
kranker" eine ärztliche Visitation veranlasst, auch jene Mitglieder unter-
sucht, denen mau kein Augenleiden ansieht und die sich für gesund
halten. Man findet mm neben einer Zahl wirklich Gesunder eine Zahl
scheinbar Gesunder. Bei diesen findet man die Lidbindehaut beson-
ders im Tarsaltheile röther, falls das Individuum nicht leukophleg-
matisch ist, die sogenannten Papillen etwas geschwellt, mattgraue,
perlenschnurähnlich aneinandergereihte oder dickdarmähnlich verlaufende
28 Bindehaut.
Wülste, durch Anhäufung lymphoider Zellen gebildete Erhebungen in
dem geschwellten Uebergangstheile mitunter stärker vortretend; lassen
sich nun auf der (nöthigenfalls abgetupften) Tarsalfläche des unteren
oder des oberen Lides kleine, lichtgraue oder lichtgelbe etwas
diaphane Punkte (Knöpfchen) sehen, welche bei seitlich auffallen-
dem Lichte glatt und ein wenig erhaben erscheinen, so wird mau
auch finden, dass etwas »Schleim im Bindehautsacke vorhanden ist, den
man ohne weiters oder erst nach Einträufeln einer Lapislösung sieht.
Es kann aber auch sein, dass man, während der Papillarkörper
im Allgemeinen nur wenig geschwellt und geröthet erscheint, nirgends
lichte Körner eingesprengt sieht, dafür aber an einer und der anderen
Stelle besonders des oberen Lides eine knopfförmige Erhöhung findet,
welche füglich nur auf das Verschmolzensein einiger Papillen, mithin auf
Exsudation in der Tarsalportion bezogen werden kann. Auch bei dir: cm
Befunde ist der Schluss auf chronische Blennorrhoe berechtigt. Der eine
wie der andere Befund deutet auf das Vorhandensein chronicher Blen-
norrhoe, ob wir ihn nun bei einem einzelnen Individuum sporadisch oder
bei Mitgliedern einer Familie, einer ganzen Körperschaft vorfinden.
Die genannten lichten Körner, welche schon Beer gekannt, aher als Krätz-
pusteln angesehen hat, und welche in neuerer Zeit als granulations vesim-
leuses für ein pathognomonisches Zeichen angesehen wurden, sind in manchen
Fällen nur unter der Loupe deutlich sichtbar, können aher auch fehlen. Der An-
fänger könnte sie verwechseln mit Infarcten Meibom'scher Drüsenfollikel,
welche bei manchen, besonders älteren Individuen einzeln "der zahlreich einge-
sprengt vorkommen, alter sich sogleich durch ihre Opacität und buttergelhe oder
kalkweisse Farbe markiren. Man muss sich auch hüten, kleine Granulationen,
welche sieh am eingebettete fremde Körper oder an der Durchbruch stelle eines
Chalazium von der wanden Bindehaut ans erheben, für wuchernde, mit einande]
verschmolzene Papillen zu halten. Aher besonders hervorzuheben sind Anhäufun-
gen lymphoider Zellen, sogenannte Lj'mphfollikel, welche als mehr weni-
ger pellucide, weingelbe oder hellgraue glatte Hügel im Uebergangstheile heim
Abziehen des unteren Lides hervortreten, sehr oft reihenweise angeordnet sind oder
auch zu dickdarmähnlichen Wülsten vereint erscheinen. Man kann dieselben aller-
dings auch bei der in Bede stehenden Krankheit vorfinden, aber auch beim Be-
stände einfachen Katarrlies . ja an Augen, welche gar nie eine Spur von Entzün-
dung zeigten. Das letztere Vorkommen beobachtet man oft zufällig bei jüngeren
Leuten {im Knaben Jünglingsalter), welche grossentheils in gesperrten Bäumen
verweilen (in Instituten). Der Zustund kann sich spurlos verlieren, wenn die Indi-
viduen wieder längere Zeit in besserer Luft leben und zugleich ihre Augen nicht
mit Arbeiten anstrengen.
Zwischen der Luft und der stets feuchten Bindehaut findet ohne Zweifel
eine Wechselwirkung statt, welche für die Vegetation der Bindehaut nicht nur am
Bulbus sondern auch an den Lidern von grossem Einflüsse ist. Es kommt hier
Blennorrhoe, chronische. 29
nk-lit nur die Temperatur und die Beimengung von Gasen oder mechanisch suspen-
dirten Körperchen (Bauch, Staub), sondern auch der Wassergehalt in Betracht.
Vergleiche Pinguecula i Lidspaltenfleck).
Die lichten Körnei sowohl als die durch Verschmelzung von Pa-
pillen entstandenen Knöpfe ode] granulationsähnlichen Erhebungen im
Tarsaltheile nehmen ällmälig an Zahl und Grösse zu. La manchen Fällen
prävaliren die ersteren, in manchen die letzteren, und in anderen ist nur
die eine oder die andere Art sichtbar. Während die Wucherung der
Papillen (bedingt durch diffuse, nicht aggregirte Einbettung des Exsu-
dati - Zellen-Einwanderung und Proliferation — ) gegen den conve-
xen Band und gegen die spitzen Enden der Tarsi stärker und stärker
lu'i vorzutreten pflogt, erfolgt die Ablagerung der lichten Körner oder
Kugeln (commassirte Zellenanhäufung) vorzugsweise an zwei Stellen,
nämlich da, wo die Palpebralarterien das Lid durchbohren, um von der
Vorderfläche zur Conjunctiva zu g< Langen. Die eine Stelle oder richtiger
gesagt, die eine Linie verläuft längs des convexen Randes des Tarsus
und tritt besonders am oberen Lide (schon wegen der grösseren Breite
des oberen Tarsus) deutlicher markirt hervor: die andere streicht paral-
lel dem freien Lidrande, circa 3 Mm. von der inneren Lefze des intermar-
ginalen Lidsaumes entfernt. An diesen Stellen dringen die Exsudatku-
geln auch nach und nach von der Bindehaut aus ällmälig tiefer in das
Tarsalgewebe ein (d.h. es werden daselbst in späterer Zeit tiefere Ein-
bettungen vorgefunden).
So hinge man nach dem Aussehen der Bindehaut überhaupt, beson-
ders aber nach der Weichheit und Geschmeidigkeit der Lider annehmen
darf, dass die Infiltration sich auf die Bindehaut beschränke, ist noch
Aussicht auf Bückführung der Bindehaut zu völlig oder doch beinahe
normalem Zustande vorhanden. Unter entsprechender Behandlung nimmt
das Volumen sowohl der lichten Körner als der geschwellten Papillen ab
und ohne Geschwürsbildung so wie ohne merkliche Flächeneinbusse der
Bindehaut verschwinden die Exsudate spurlos, oder es wird die Bindehaut
im Bereiche des Tarsus in eine glatte und gehörig feuchte Membran
verwandelt, welche durchaus einen gleichmä i Stich ins Bläulich-
\\ i i se zeigt oder von lichten netzförmigen Streifen durchzog« o i rscheint.
Nicht selten sieht man die Bindehaut im Ganzen normal, aber von ein m
lichten, sehnenartigen Streifen, der längs des freien Lidrandes streicht,
ziehen einzelne Ausläufer dieses Streift ns gegi g den convexen Tarsalran I
Dem Uebergreifen der Entzündung auf die subconjunctivalen Ge-
webe, also auf den Tarsus und die Fascia tarso-ocularis, geht in den
Fällen mit Einbettung lichter Körner wohl oft, aber keineswegs immer
3 0 Bindehaut.
eine allseitige Vergrösserung de« Tarsus voraus. Neben Fällen, wo
namentlich am oberen Lide nicht nur die Verdickung (von vorn nach
hinten) sondern auch die Verbreiterung (von oben nach unten) sehr auf-
fallend hervortritt, kommen Fälle vor, wo die tiefere Infiltration vor-
zugsweise in der Linie stattgefunden hat, welche dem Eindringen der
Palpebralarterien nächst dem freien Lidrande entspricht und das ver-
dickte Lid in verticaler Richtung bereits etwas schmäler erscheint.
In manchen (seltenen) Fällen führt der Process nach vierjährigem Bestände
zu amyloider Degeneration der Lidhindehaut und des Tarsus mit so starker
Verdickung des letzteren, dass die Unterscheidung von anderweitig bedingten
Geschwülsten möglicherweise eine probeweise (partielle) Excision behufs mikro-
skopischer und chemischer Untersuchung erheischt.
Die in Form von Körnern (Kugeln, Knollen) eingebetteten Exsu-
date verdrängen das Gewebe, in welchem sie lagern, und bringen es
durch Druck allmälig zum Seilwinden; sie selbst werden nach und nach
in Binde- oder Narbengewebe umgewandelt, welches hier wie anderwärts
eine entschiedene Tendenz zur Schrumpfung zeigt, sich gleichsam in
sich selbst zusammenzieht. Auf diese Weise entsteht zunächst Flächen-
abnahme der Conjunctiva im Tarsal- und Uebergangstheile, welche in-
des keinen hohen Grad erreichen kann, so lange sich nicht derselbe
Vorgang in dem subconjunctivalen Gewebe hinzugesellt. - - Die Ver-
drängung durch Druck sieht man am besten an den Meibom'schen
Drüsen, von welchen mitunter einzelne Follikel vollgepfropft erscheinen
(durch Stauung, Eindickimg, wohl auch Verkalkung des Secretes), wäh-
rend viele derselben ganz obliteriren. Durch die Verdrängung des Tar-
susgewebes, welche zumeist längs der genannten Linie — circa 3 M. vom
freien Lidrande entfernt - stattfindet, und durch die nachfolgende
Schrumpfung wird der Tarsus gleichsam eingeknickt, am oberen Lide
gewöhnlich muldenförmig. Der schmale Saum zwischen der inneren Lid-
lefze und jenem Narbenstreifen längs der genannten Linie wird dadurch
allmälig verschmälert und die scharfe Kante der inneren Lidlefze ver-
schwindet, so dass jetzt ein intermarginaler Saum eigentlich nicht mehr
vorhanden ist und die Mündungen der Mciboncfschcn Drüsen gegen
den Bulbus gerichtet sind. Das Verstreichen der inneren Lidkante in Ver-
bindung mit der muldenförmigen Vorbildung des Tarsus hat nothwendig
zur Folge, dass die Wimpern sämmtlich oder nur an der Stelle, wo die
Lidkante fehlt, gegen den Bulbus gedrängt werden (Trichiasis). Nach
längerem Bestände ausgebreiteter Trichiasis kann der Lidrand so einge-
krempt werden, dass bereits auch die Lidhaut an den Bulbus angedrückt
wird (Entropium cicatriceum). Die Entstehung des letzteren wird
Blennorrhoe, chronische. 31
oft noch dadurch begünstigt, dass sich, wie bei chronischem Katarrh,
Blepharophimosis entwickelt hat. Mit der Trichiasis zugleich, oft
aber auch noch lange bevor es zu dieser gekommen ist, sieht man eine
oder mehrere Cilien nicht aus der vonleren. Kante des intermarginalen
Saumes, sondern aus diesem selbst, also nächst den Mündungen der
Meibom'schen Drüsen hervorsprossen \w.>] gleichsam eine zweite Reihe
von Cilien bilden (Distichiasis). Diese können, obwohl sie meistens
dünner sind, eben so wie bei Trichiasis die Cornea oder die Conjunctiva
bulbi mechanisch beleidigen. - Wenn man in Fällen, wo Infiltration
des Tarsus seit geraumer Zeit besteht, das untere Lid vom Bulbus ab-
zieht und diesen nach oben richten lässt, so sieht man nicht selten die
Uebergangsfalte verstrichen, dafür aber vertical streichende Falten auf-
tauchen, welche offenbar auf Flächenabnahme der Conjunctiva des Ueber-
gangstheiles deuten. Die Flächenabnahme bezieht sich aber nicht blos
auf die Bindehaut, sondern auch auf die unterliegende Fascia tarso-ocu-
laris und ebenso auf die Conjunctiva bulbi und die Fascia s. tunica
vaginalis bulbi, welche als Fortsetzung der Bonnet'schen Kapsel bis
zur Cornea reicht. Durch die Flächenabnahme der genannten Partien
bekommt man den Eindruck, als wäre das Lid von hinten her mit dem
Bulbus verwachsen, daher v. Ammon diesen Zustand als Symble-
pharon posterius bezeichnet hat. Er kann bis zu einem solchen Grade
fortschreiten, dass der convexe Rand des Tarsus an den Cornealrand
angeheftet erscheint. Bevor es zu diesem höchsten Grade kommt, leidet
die Secretion der Bindehaut in mehr weniger hohem Grade. Die Binde-
haut, obwohl noch feucht, scheint ihr Contingent zur Thränenflüssigkeit
nicht mehr zu liefern; sie sondert einen dicken, zähen, klebrigen Schleim
ab, welcher an der Stelle, wo er eben hingeschoben wurde, haftet und
nie durch wasserklare Flüssigkeit fortgespült wird. Durch Touchiren mit
Cuprum sulfuricum oder mit Lapislösung wird dieser Zustand nur ver-
schlimmert. Die besten Dienste leistet noch, zur Beseitigung der Infiltrate
in den Lidern, das Einstreichen einer Salbe aus 0,15 — 0,25 weissem Präci-
pitat mit 5 ({ramm TJng. emolliens. — Wenn endlich Stellen der Conjunc-
tiva bulbi oder selbst der Cornea anfangen, deutlich trocken zu erscheinen
oder gar mit kleienähnlichen Schuppen bedeckt zu werden, (X er Oph-
thal mus) so kann höchstens noch von Linderimg durch Emollientia die
Rede sein. An Augen, welche bereits den genannten zähen Schleim zeigen,
sind auch Lidoperationen (wegen Trichiasis, Entropium) nur mit sehr
zweifelhaftem Erfolge zu unternehmen.
Während der Entzündungsprocess an den Lidern Monate- Jahre-
lang allmälig oder mit relativ unbeträchtlichen schubweisen Exacerba-
32 - Bindehaut,
tioneii fortschreitet, geht er bald unvermerkt, bald unter stürmischen
Zufällen, die von Zeit zu Zeit wiederzukehren pflegen, auf die Conjunc-
tiva bulbi und auf die Cornea, über. Der Beginn dieses Ueberganges
verräth sieh oft schon hei Betrachtung der halbmondförmigen Falte
durch die Anwesenheit eines und des anderen blassgelben etwas pellu-
ciden Knollens in derselben. Eebt man dann das obere Lid etwas empor,
während der Blick des Auges möglichst stark abwärts gelichtet wird,
so sieht man, anschliessend an die Uebergangsfalte oder unweit davon
die gelblich tingirte und von einzelnen Gelassen durchzogene Conjunctiva
bulbi von mehr weniger grossen, diaphanen, röthlichgelben Körnern oder
Knollen durchsetzt. In anderen, wahrscheinlich weiter vorgerückten Fällen
sieht man ganz gleich oder doch sehr ähnlich aussehende, hügelartig
vorspringende Massen mitten zwischen der Uebergangsfalte und dem
Cornealrande oder nächst dem Lirubus. ja auf diesem und auf der Cornea
selbst. Der Uebergang auf die Conjunctiva und, um es gleich voraus zu
betonen, selbst auf die Cornea, findet in vielen Fällen statt, lange bevor
es an den Lidern zu tieferer Infiltration gekommen ist. - - Für das
Auftreten der Entzündung an der Cornea in Folge dieser Bindehaut-
erkrankung kann man den althergebrachten Namen Pannus beibehalten,
nur darf man nicht erwarteu, in allen Fällen ein Aussehen zu finden,
als ob die Cornea mit einem Tuche oder Felle überzogen wäre. In einem
und dem anderen Falle fehlt, wenigstens zur Zeit der Beobachtung, ein
gewöhnliches Attribut des Pannus, die oberflächliche Gefässentwicklung,
und in einem anderen findet man vielleicht zur Zeit nur ein ganz reines
Hornhautgeschwür, dessen Beziehung zu dem in Rede stehenden Processe
ersl eruirt werden muss. --In der Regel rnanifestirt sich der Pannus
durch Setzung kleiner rundlicher Exsudate über und unter der Bow-
man'schen Membran und durch neugebildete Gefässe über und unter
derselben. Demnach erscheint die Cornea au der ergriffenen Stelle nicht
nur trüb und glanzlos, sondern auch höckerig, wie. wenn man feinen
Sand auf eine nasse Platte gestreut hat. oder auch mit Vertiefungen
(Geschwürchen) versehen, falls einzelne dieser Exsudate geschmolzen sind.
Liegen die Gefässe nicht zu dicht an- und übereinander, so erscheinen
sie dunkelroth (sie führen venöses Blut) und erheben sich etwas über
das Niveau, wie geschwellte Hautvenen am Handrücken. Sie verlaufen
ganz un regelmässig und einzelne Stämmchen lassen sich durch den
Limbus hindurch Ins in die Conjunctivalvenen verfolgen. In manchen
Fällen waltet die Gefässentwicklung, in anderen die Exsudation vor. Die
auf der Cornea aufgelagerte Schicht kann die Mächtigkeit von 1 selbst
2 Mm. erreichen. Der Pannus beginnt gewöhnlich oben an dem (viel
Blennorrhoe, chronische. :'>:'>
breiteren) Liuibus, doch nicht in allen Fällen. Er beschränkt sich oft
auf die obere Hälfte der Cornea, verschont indes oft genug auch die
untere nicht. Seine Entwicklung erfolgt meisten- allmälig und sozu-
a'.'C! unvermerkt, mitunter aber auch stürmisch unter heftigen (Tag
und Nacht anhaltenden) Schmerzen, qualvoller Lichtscheu (Lidkrampf),
beständigem Thränen und ödematöser Schwellung der Lider. Mitunter
sieht man in Zeit von 12 — 15 Stunden (über eine Nacht) eine Zone von
einigen Millimetern pannös, die vorher intact aussah. - Bei zweck-
mässiger Behandlung des Bindehautleidens kann das Exsudat unter
Rückbildung der Gefässe einfach resorbirt werden; es ist eine Bestitutio'
ad integrum möglich. Wenn ein und das andere Exsudat eitrig schmilzt
und ein Geschwür setzt, so stehen alle Folgen von Hornhautgeschwüren,
besonders Durchbruch in Aussicht; ausgebreitete Zerstörung der Cornea
wird jedoch meistens nur durch Confluenz mehrerer Geschwüre, demnach
durchschnittlich selten, herbeigeführt. Das Exsudat kann aber auch nach
längerem Bestände allmälig in Bindegewebe umgewandelt werden. Der
Deberzug der Cornea wird dann unter Rückbildung der Gefässe dünner,
ebener, ins Graue spielend, und unter wesentlicher Beeinträchtigung
des Glanzes einer solchen Partie kann dieselbe wohl einen gewissen Grad
von Durchsichtigkeit, aber nie mehr die gehörige Fimctionstüchtigkeit
erlangen. Endlich ist zu bemerken, dass nach längerem Bestände von
Pannus nicht selten auch die Wölbung der Cornea verändert gefunden
wird. (Keratektasia ex panno.) Die Substantia propria verliert an Wider-
standskraft und Elasticität. Wird der intra-oculare Druck momentan
(beim Husten, Niesen, Heben von Lasten und dgl.) gesteigert, so gibt
sie demselben nach und zieht sich nicht sofort auf ihren früheren Stand
zurück, infolge dessen stehen die Gefässe, welche den Humor aqueus
liefern, unter geringerem Drucke, es wird mehr Humor aqueus ausge-
schieden, die vordere Kammer auf Kosten der Cornea vergrössert. Liess
der Pannus einen grösseren Theil (etwa ein Drittel) der Cornea frei, so
wird auch nur der von ihm befallene Theil ektatisch; bei totalem Pannus
ist die Ektasie eine nahezu regelmässig kugelförmige. Wenn bei diesem
Zustande Iritis (hintere Synechien) vorgefunden wird, — und das kommt
bei einer (allerdings kleinen) Quote von Fällen vor — oder wenn solche
Augen, was wohl noch seltener der Fall ist, glaukomatös werden, so
kann man wohl daran denken, dass der Uvealtractus in Mitleidenschaft
gezogen worden sei, aber der Beweis eines directen Zusammenhanges
mit dem Cornealleiden dürfte schwer zu führen sein, man müsste denn
annehmen, dass solche Augen nicht auch aus anderen Ursachen an Iritis
oder Glaucom erkranken können.
v. Arlt, Krankh. des Auges. 3
34 Bindehaut.
Manche Aerzte leiten die Entstehung des Pannus von einer Art Reibung
ah, welche das mit körnigen Exsudaten besetzte obere Lid an der Cornea verur-
sachen soll. Zu dieser Ansicht hat wahrscheinlich die Beobachtung geführt, dass
der bei Blennorrhoe auftretende Pannus zunächst in der oberen Hälfte der Cornea
vorkommt, und dass er nach unten nicht selten durch eine gerade Linie begrenzt
erscheint, welche mit dem gewöhnlichen Stande des Oberlides bei offenen Augen
coincidirt. Aber der Pannus bleibt nicht in allen Fällen bei dieser Linie stehen,
überzieht schliesslich die ganze Cornea. Er kommt nicht blos bei grob- und hart-
körniger Lidveränderung vor, sondern auch in Fallen, wo nur ein aufmerksamer
Beobachter zwischen den kaum mehr als bei Katarrh geschwellten Papillen die
.bekannten lichten Körnchen oder flache Knöpfchen wahrzunehmen vermag, wo die
Lider durchaus noch weich und geschmeidig sind. Er tritt mitunter nicht nur in
sehr kurzer Zeit, sondern auch unter sehr stürmischen Zufällen auf. Wo aber fac-
tisch eine mechanische Beleidigung der Cornea obwaltet, namentlich bei Einwärts-
wendung von Wimpern, da sehen wir Veränderungen eintreten, welche sich von
Jenen, die wir als Pannus bezeichnen, wesentlich unterscheiden. Vergl. Keratitis.
Vor Pannus sind die an Blennorrhoe Erkrankten auch dann nicht sicher, wenn die
Conjunctiva palpebrarum längst wieder glatt geworden und auch das obere Lid in
seiner Form nicht verändert ist, sofern die blennorrhoische Entzündung noch an
irgend einer Bindehautpartie fortbestellt.
Relativ selten sieht man einen Fall von chronischer Bindehaut-
blennorrhoe, wo man eigentlich nur wegen Sehstörung consultirt wird.
Als Ursache derselben erkennt man sehr bald ein reines, mehr weniger
central gelegenes Hornhautgeschwür. Forscht man nach der Ursache.
so erfährt man wohl, dass das Individuum vor Wochen oder Monaten
an einer Augenentztindung mit Lichtscheu, Thränen, Schleimahsonderung
und Schmerzen gelitten habe, aber verlasslichen Aufschluss über die
Entstehung erhält man erst nach Untersuchung der Lider und der Con-
junctiva bulbi. Man findet chronische Blennorrhoe, gewöhnlich in einem
weiter vorgerückten Stadium. Diese muss in Angriff genommen werden,
will man die Heilung des Geschwüres, die nur sehr langsam erfolgt, an-
bahnen. Bisweilen entsteht nach längerem Bestände von Pannus eine Trü-
bung, welche so aussieht, als ob dasi lbst Kalkkörnchen eingeheilt wären.
Vorkommen und Ursachen. Wir dürfen als erwiesen betrachten.
dass nicht nur die acute und subacute, sondern auch bedingungsweise
(unter gewissen Verhältnissen) jene Formen, welche soeben als chronische
geschildert wurden, ein ansteckendes d. i. ein Secret liefern, welches
auf ein gesundes Auge übertragen, denselben Process hervorrufen kann.
Strittig ist die Frage, ob die acuten wie die ehronischen Formen gleich
denen des Katarrhes durch atmosphärische Schädlichkeiten erzeugt
werden können und gleichsam nur als Steigerung des katarrhalischen
Processes aufzufassen seien, oder ob die einen wie die anderen jederzeit
eine [nfection voraussetzen. Von Interesse ist endlich noch die Frage.
Blennorrhoe, Secret. 35
ob für die sogenannte Ophthalmia aegyptiaca s. granulosa ein eigenthüm-
liches (ontagiuni angenommen winden müsse. Zur Lösung dieser Fragen
möge Folgendes dienen.
Bevor ich auf die Besprechung der Art und Weise eingehe, wie das blennor-
rhoische Secrel von dem Auge des «inen Individuums auf das eines anderen über-
tragen werden kann, muss ich die Resultate der Versuche vorlegen, welche unter
Anderen insbesondere Piringer ') mit dem Secrete blennorrhoischer Augen ange-
stellt hat, nachdem die Einimpfung blennorrhoischen Secretes in pannöse Augen
von Friedr. Jäger zuerst als Heilmittel verwendet worden war. Piringer's An-
gaben stützen sich, abgesehen von zufälligen sorgfältigen Beobachtungen in Wien
und in Graz auf 84 absichtliche Impfungen an &9 Individuen; darunter waren
auch einige amaurotische, an der Bindehaut jedoch ganz gesunde Augen. Es wurde
das Secret in manchen Fällen von blennorrhoisch erkrankten Genitalien, in ande-
ren von acut- oder von chronisch -blennorrhoischen Augen benützt. Die Versuche
mit dem Secrete blos katarrhalisch erkrankter Augen fielen sämmtlich negativ
aus. Ich citire nur die wichtigsten .Sätze.
Nach Piringer bewirkt das rein seröse wasserklare Seeret von
acuter Blennorrhoe des 1. Grades so wie die wasserklare Flüssigkeit
chronischer Blennorrhöen gar keine Ansteckung. Das molken- oder fleisch-
wasserähnliche Seeret des schwach ausgebildeten 2. Grades, welches nur
wenig Schleim (wenig Eiterkugeln) führt, bewirkt in der Regel nur eine
Blennorrhoe des 1. Grades, dasselbe gilt von «lern dünnen Secrete chro-
nischer Blennorrhoe!!. Hingegen bewirkt das schleimige Secret einer Blen-
norrhoe des 2. Grades so gut stets eine Blennorrhoe, die zum 3. Grade
rtcigt. wie das dicke eiterähnliche Secret des 2. oder :'>. Grades, und
die durch ein solches Secret hervorgerufi ne Blennorrhoe verläuft immer
sehr acut, steigt selbst binnen 'IX Stunden bis zum 3. Grade.
Nach Piringer's Versuchen kann die Ansteckungskraft de.s
blenn. Secretes gemindert, seihst aufgehoben werden : durch starke
Verdünnung mit Wasser, durch Vertrocknung und durch hinge Aufbe-
wahrung. Der Sehleim einer acuten Blennorrhoe 3. Grades verliert si ine
Kraft seihst durch 50 — lOOmalige Verdünnung nicht. Ein Leinwand-
läppchen, mit solchem Schleim besudelt und an der Luft getrocknet.
kann ohne Anstand von nicht blennorrhoischen Augenkranken zum Ab-
wischen der Augen verwendet werden, wenn der getrocknete Schleim
bereits über 36 Stunden alt ist. So wie Impfstoff aufbewahrt, steckt er
bis zu circa 60 Stunden noch an. Hieraus ergibt sieh, wie und wann
Waschweiber durch die Wäsche. Leute, durch den gemeinsamen Ge-
brauch von Schwämmen. Waschschüsseln. Handtüchern, Bettzeug und
') Die Blennorrhoe am Menschenauge. Graz 1841.
3 *
3 6 Bindehaut.
dg'l. angesteckt werden können; hieraus ergibt sich, warum bei der
Unreinlichkeit der ärmeren Leute und bei der grossen Anzahl von
Tripperkranken dennoch die Blennorrhoe des Auges nicht noch häufiger
vorkommt-, hieraus ergibt sich endlich auch die Nutzlosigkeit mancher
Massregeln, welche man behufs Verhinderung der Weiterverbreitung des
Uebels vorgeschlagen und wirklich ausgeführt hat: das Verbrennen der
Kleider, das Aufreissen des Fussbodens, Ausweissen der Zimmer u. s. w.
In Bezug auf den letzten Punkt muss indes bemerkt werden, dass
Piringer's Angaben mit den Beobachtungen belgischer Aerzte *) nicht
im Einklänge stehen, indem letztere ganz bestimmt von einer wochen-
langen Haftung des Seeretes an leblosen, namentlich an hygrometrischen
Objecten mit Beibehaltung der Infectionskraft sprechen.
Je höher der Grad der den Impfstoff liefernden Blennorrhoe ist,
und je acuter der Verlauf derselben, desto sicherer folgt auf die
Impfung der Ausbruch der Blennorrhoe, selbst schon in 6 — 8
Stunden. Das frische molkige Secret einer Blennorrhoe 2. Grades wirkt
meistens erst nach 60 — 70 Stunden, das frische schleimige Secret einer
chron. Blennorrhoe in 72 — 96 Stunden. In einem Falle von Impfung
mit lange eingetrocknetem Secrete erfolgte der Ausbruch erst am 8. Tage.
Selbst das schleimige oder eitrige Secret einer Blennorrhoe des 2. und
3. Grades scheint eine Blennorrhoe des 1. Grades erzeugen zu können,
wenn es gegen 3 Tage alt oder wenn es stark mit Wasser verdünnt
ist. Auch der gelbe und dicke Schleim einer chron. Blennorrhoe kann
eine heftige acute Blennorrhoe hervorrufen.
Die Form und der Grad der durch Impfung hervorgerufenen Blen-
norrhoe hängt aber nicht blos von der Qualität des zum Impfen ver-
wendeten Seeretes, sondern auch zum Theil von der Individualität
und vom geimpften Auge ab. In einem Falle entstand nach Ein-
impfung des Schleimes von einer sehr mild verlaufenden Blennorrhoe
des 2. Grades (von einem Neugeborenen) eine äusserst heftige Blennor-
rhoe mit Bildung eines croupösen Ueberzuges der ganzen Conjunctiva.
Nach demselben Impfstoffe entstand bei einem Individuum eine Blen-
norrhoe mit sehr langwierigen Granulationen, bei einem anderen eine
Blennorrhoe mit sehr bald erfolgender völliger Heilung. An gesunden
oder blos katarrhalisch afficirten Augen haftete die Impfung leichter,
als an chronisch-blennorrhoischen, die eben des Pannus wegen geimpft
wurden. Eine mit demselben Stoffe hervorgerufene Blennorrhoe führte
bei dem einen Individuum zu gross körnigen, bei dem anderen zu
') Hairion, Discussion sur l'ophthalmie des armees. Bruxelles 1864.
Blennorrhoe, Secret. 37
feinkörnigen Granulationen, hinterliess bei dem einen Individuum eine
solche chronische Wulstung und Verdickung der Schleimhaut, bei dem
anderen nicht, und der Schleim einer Blennorrhoe, welche ai bsl gross-
körnigen Granulationen uoch alle angeblichen Merkmale einer sogenann-
ten chronisch-ägyptischen Augenentzündung an sich trug, erzeugte
bei einem amaurotischen Weibe eine Blennorrhoe, welche keine einzige
Eigenthümlichkeit der Rlutterblennorrhoe zurückliess. In einem Falle
fügt Piringer hinzu, sahen wir das Beispiel einer granulösen Auflocke-
rung am linken, einer völlig biliösen am rechten Auge.
Rücksichtlich der Haftung ist (nach Piringer) noch zu bemer-
ken, dass dieselbe verhindert werden kann, wenn sogleich nach der
[mpfung, mindestens binnen 3 Minuten, der Bindehautsack gut mit
Wasser ausgespült und wenn sofort durch einige Stunden kalte- Wasser
aufgeschlagen wird. Auf die kalten Umschläge legt Piringer sogar
mehr Gewicht als auf das Auswaschen. Nach seinen Beobachtungen
gibt es auch, wenn obige Frist versäumt wurde, oder wenn die Ent-
zündung schon beginnt, kein besseres Mittel, der Weiterentwicklung des
Processes zu steuern, als die energische Anwendung kalter Umschläge;
das blosse Auswaschen mit Wasser, mit Sublimatwasser oder Aqua chlori
hält er für nicht ausreichend.
Als Eigenthümlichkeit der Blennorrhoe i^t endlich hier noch her-
vorzuheben, dass eine schon einmal überstandene Blennorrhoe
einer abermaligen Ansteckung nicht hinderlich ist, dass der chronisch
fortbestehende Zustand durch Impfung mit Secret von einer acuten
Blennorrhoe meistens in einen acuten verwandelt wird, worauf
dann gewöhnlich rasche Beendigung des ganzen Processes erfolgt, und
dass eine unvollständig geheilte Blennorrhoe unter gewissen Verhältnis-
sen, namentlich in gesperrter Luft, bald wieder zu ihrem früheren oder
selbst viel höheren Grade erregt weiden kann. (Piringer 1. c, p. 51.)
In Belgien hat der Justizminister im September 1858 an die Akademie
in Brüssel die Frage gerichtet, ob eine bereits geheilte Blennorrhoe
wieder auftreten könne ohne neuerliche Infection. Das Gutachten lautete,
es sei dies nicht anzunehmen, es könne jedoch leicht geschehen, dass
man eine solche Ophthalmie als ganz geheilt ansehe, während sie es
in der That nicht ist, und es könne dann von selbst oder doch ohne
neuerliche Infection die Entzündung wieder auflodern. (Hairion 1. c.)
a) Die Blennorrhoe bei Neugeborenen tritt am häutigsten
zwischen dem 2. und 5. Tage nach der Geburt, selten am 1. und nur
ausnahmsweise an einem späteren Tage auf und verläuft acut, meistens
als Blepharo- seltener als Ophthalmoblennorrhoe; der Uebergang in die
38 Bindehaut.
chronische Form ist eine grosse Seltenheit. Als Ursache ist nur Infec-
tion während oder nach der Geburt nachgewiesen. Den Impfstoff liefert
in der Eegel blennorrhoisches Vaginalsecret der Mutter, ausnahmsweise
ein verunreinigter Schwamm oder Vaginalsecret anderer Personen. Auf
letztere Entstehung hat man Verdacht zu schöpfen, wenn das Kind erst
nach 8 Tagen oder noch später blennorrhoisch erkrankt. Schmalz1)
und ich haben Fälle von späterer Infection durch eine Amme beobachtet.
Die gewöhnlich angeschuldigten Momente: grelles Licht, Verkältung,
Vollblütigkeit, Gelbsucht u. dgl. mag man dem Laien gegenüber gelten
lassen, schon um nicht Anstoss zu Aergerniss bei den Angehörigen zu
geben; für sich aber halte man sich an die erwiesenen Thatsachen und
richte seine Massnahmen darnach ein. Wo irgend ein blennorrhoischer
Vaginalfluss in der letzten Zeit der Schwangerschaft besteht, sei die
Hebamme streng verhalten, die Augen des Kindes sofort nach der Ge-
burt zu reinigen und zwar nur mit ganz reinen Schwämmen oder Lei-
nenflecken. Der Einwurf, dass von vielen Müttern mit Vaginalblennor-
rhoe (selbst mit specifischer) Kinder geboren werden, deren Augen frei
bleiben, hat keine Beweiskraft, weil zur Infection nicht blos die Vagi-
nalblennorrhoe erforderlich ist, sondern der Contact des Secretes mit
der Conjunctiva, der wohl nur bei geöffneten Augen stattfinden kann,
und weil ein notorisch inficirendes Secret, wie z. B. bei einem Coitus
impurus, nicht immer eine Infection bewirkt.
ß) Die sogenannte Trippcrblennorrhoe des Auges, am
häutigsten im Jünglings- und Mannesalter, steht mit dem Schleimflusse
der Genitalien in keinem anderen ursächlichen Zusammenhange, als dass
sie in Folge von Uebertragung des Secretes von den Genitalien mittelst
der Finger, eines Handtuches, des Bettzeuges, durch Waschwasser u.
dgl. entstellt; sie ist nicht, wie man früher meinte, als metastatische
oder sympathische Affectiou aufzufassen. Piringer, welcher sich meines
Wissens zuerst entschieden gegen das Vorkommen metastatischer und
sympathischer Augenblennorrhoe ausgesprochen hat, erwähnt eines Falles,
welcher zeigt, dass das an Trippcrblennorrhoe des Auges leidende Indi-
viduum den Tripper nicht selbst zu haben braucht. Ein Kanonier kam
mit einem Tripper in seine Heimat, sein Bruder schlief mit ihm in
einem Bette und erkrankte an Bindehautblennorrhoe, dann der zweite
Bruder, endlich auch die Mutter. Ich habe (circa 10) kleine Mädchen
(von 2 — 6 Jahren) mit acuter Bindehautblennorrhoe zu behandeln
') Magazin für Staatsarzneikunde von Siebenhaar und Martini, Leip-
zig 1844.
Blennorrhoe, Ansteckung. 39
bekommen, bei denen ich Vaginalschleimfluss vorfand; in einigen Fäl-
len hatten mich die Angehörigen seihst anf dieses Leiden aufmerksam
gemacht. Ich erinnere mich auch, von zwei erwachsenen Frauenzimmern
beim Nachforschen nach der Ursache eines solchen Augenleidens die
Auskunft erhalten zu haben, dass sie vor und nach der Periode an
Scheid» i tlu s litten; zur Zeit, wo ieh sie zu scheu bekam, war dann
allerdings kein Vaginalfluss vorhanden. Alle diese Fälle verliefen ohne
Chemosis, obwohl bei einigen der Kinder seihst croupöses Exsudat an
der Conjunctiva hulhi, hei den meisten eine schrecken erregende Geschwulst
der Lider und reichliches schleimig-eitriges Secrel vorhanden war. Bei
zweien der Kinder war es zu Ektropium aller vier Lider gekommen.
Autfallend ist auch das Vorkommen chron. Bindehautblennorrhee bei
alten Weihern der niederen Volksclassen.
Schliesslich sei hier noch bemerkt, dass eine Bindehauthlennorrhoe , welche
sicher durch Einimpfung von den Genitalien entstanden ist. sie mag nun, wie
meistens, sehr acut — als Ophthalmoblennorrhoe — oder, wie mitunter, subaeul -
als Blepharoblennorrho e — auftreten, bisweilen in eine chronische Bindehauthlen-
norrhoe übergeht und dann von einer anderweitig entstandenen nach dem Aussehen
allein nicht unterschieden werden kann. Im I. Bande meines Buches über die
Augenkrankheiten (Prag 1851) habe ich einen solchen Fall abgebildet und auf
pag. 285—287 erklärt. Dieser Fall zeigt auch, dass die sogenannten lichten oder
grauen Granulationen, welche von mehreren Autoren als der Ophthalmia militaiis
seu granulosa eigenthümlich zukommend bezeichnet wurden , auch in früher ganz
gesunden, aber durch Infection von den Genitalien blennorrhoisch gewordenen
Augen sich entwickeln können. Ich muss das um so mehr betonen, als ich auch
Fälle mit solchen lichten Einbettungen in der Conjunctiva gesellen habe, wo die
Augen, seit längerer Zeit an chronischer Blennorrhoe (sogenanntem Trachom) er-
krankt, wegen acuter, durch Infection mit Tripperschieini hervorgerufener Blen-
norrhoe zur Behandlung kamen.
y) Ungleich häufiger als von den Genitalien stammt das Secret,
welches eine Bindehauthlennorrhoe hervorgerufen, von einem (blen-
norrhoisch) erkrankten Auge. Die aus dieser Quelle stammende
Entzündung kann in Bezug auf Symptome und Verlauf mit der nach
Infection von den Genitalien entstandenen so übereinstimmen, dass eine
Unterscheidung nur nach der Anamnesis möglich ist. Die Eruirung der
Person, von welcher die Ansteckung ausgegangen ist, ist hier in prophy-
laktischer Beziehung von grösster Wichtigkeit, leider aber oft sehr
schwierig, selbst unmöglich. Denn es können die Zufälle, welche das
Leiden in seiner chronischen Form hervorruft, Wochen, Monate. Jahre
lang unbedeutend sein, so dass sie von dem Befallenen weder an seinen
eigenen noch vorher an den Augen der Person, von der die Ansteckung
ausging, besonders beachtet oder für gefährlich gehalten wurden. Dazu
40 Bindehaut.
komrnt noch, dass der gemeine Mann, auch der, dessen ganzes Sinnen
und Trachten nicht auf den täglichen Erwerb gerichtet sein muss, solche
Augenleiden mit einer gewissen Indolenz oder Resignation hinnimmt
und erträgt. Nur zu oft suchen solche Leute erst dann ärztliche Hilfe,
wenn in Folge des Uebergreifens der Entzündung von den Lidern auf
den Bulbus Sehstörimg oder heftiger Schmerz und Lichtscheu aulgetre-
ten sind. Die meisten datiren auch den Anfang des Leidens erst von der
Zeit des Eintretens dieser ernsteren Zufälle und geben allenfalls zu,
dass sie seit so und so lange wohl manchmal Röthe, Drücken, Verkle-
ben der Augen bemerkt haben, aber an die Umstände, unter denen
eigentlich der Anfang stattfand, an die Personen, mit denen sie damals
in näherer Berührung gewesen, wissen sich nur wenige in verlässlicher
Weise zu erinnern. Trotzdem kann man oft genug erfahren, dass sich
das Uebel in eine Familie eingeschlichen, nachdem „ein Geselle mit ent-
zündeten Augen eingetreten war", dass ein oder der andere Arbeiter das
Leiden von „dem Aufenthalte in der Herberge" ableitete; ein andermal
war es ein „in der Pflege" gewesenes oder ein aus einem „Pensionate"
in die Familie zurückgekehrtes „Kind mit wehen Augen", und sehr oft
waren es Männer, welche früher „beim Militär" gedient und während
ihrer Dienstzeit an „Augenentzündung" gelitten hatten, wohl auch im
Spitale behandelt worden waren, dann aber gar nicht oder nur zeitweilig
an ihren Augen gelitten haben wollten. In solchen und in ähnlichen
Fällen wird gar oft das Ergriffensein mehrerer Familien- und Hausge-
nossen constatirt und in solchen Fällen erscheint die Uebertragung von
Auge zu Auge durch den gemeinsamen Gebrauch gewisser Utensilien,
wenn nicht direct erwiesen, so doch meistens sehr nahe gelegt, nament-
lich wenn kein Grund vorhanden ist, eine andere Entstehungsursache
mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen.
8) In jenen Fällen, wo wir nach der Anamnesis nicht berechtigt
sind. Uebertragung von den Genitalien oder von Auge zu Auge durch
Utensilien anzunehmen, werden wir gedrängt, eine autochthone Ent-
stehung der Bindehautblennorrhoe zu supponiren und weiterhin nach
den Umständen zu forschen, unter denen eine solche zu Stande kom-
men kann.
Man hat zunächst das massenweise Auftreten der Blen-
norrhoe, welches seit Anfang unseres Jahrhunderts beobachtet wurde,
gewöhnlich als Epidemie bezeichnet, obwohl man sah und sehen musste,
dass die zahlreichen, neben und kurz nacheinander auftretenden Erkran-
kungsfälle nur in geschlossenen Körperschaften vorkommen und dass
das Uebel erst dann unter der umgebenden Population bemerkt wurde,
Blennorrhoe, Ansteckung. 41
nachdem einzelne Glieder dieser Körperschaft unter das Volk versetzt
worden waren. Die geschlossenen Körperschaften wurden gebildet: von
Soldaten, von Gefangenen, von Findlingen, von Zöglingen irgend einer
Erziehungsanstalt. Mitten in der dichten Bevölkerungeines Landstrich« .
einer Stadt kamen die zahlreichen Erkrankungsfälle nur innerhalb einer
solchen Körperschaft vor und blieben ganz oder doch lange auf diese
beschränkt. Auch Officiere, Aerzte, Wärter u. dgl. blieben bis auf sel-
tene Ausnahmen verschont. So blieb 1810 in Mainz nicht nur das
Chile, sondern auch das österreichische Contingent der Bundesbesatzung
frei, während von dem preussischen der 3. Theil (1146 Mann) in der
Zeit von einigen Monaten erkrankte1). In Ancona waren binnen 20
Tagen 158 Mann erkrankt2). -- Es unterliegt keinem Zweifel, dass-die
Augenkrankheit, welche seit Napoleon's ägyptischer Expedition 1708
in Europa auf so furchtbare Weise unter den Soldaten geherrscht hat,
und welche namentlich in den sogenannten Befreiungskriegen 1813 bis
1815, sowie auch 1810 zu Mainz genau beobachtet und beschrieben
wurde !). dieselbe war, welche wir heute noch, wenn auch durchschnitt-
lich gelinder, in geschlossenen Körperschaften, namentlich beim Militär
vorfinden. Kann mau aber diese Identität nicht negiren, so zwingen die
Thatsachen der Geschichte zuzugeben, dass diese Krankheit an-
steckend sei, und zwar nicht blos durch Uebertragung mit-
telst tastbarer Gegenstände, sondern auch mittelst der Luft,
selbstverständlich wie bei allen in distans übertragbaren Krankheiten
nur unter gewissen Bedingungen, auf deren Erörterung weiter
unten eingegangen werden soll.
Das Ergriffen werden zahlreicher Individuen neben und
kurz nach einander kann zunächst nicht einzig und allein auf die
Atmosphäre, deren Temperatur, Feuchtigkeitsgehalt oder Verunreinigung
bezogen werden, wie etwa bei Ophthalmia catarrhalis, sonst müssten
auch andere Individuen, nicht blos die der geschlossenen Körperschaft
angehörenden, befallen werden. Die Ursache der massenhaften Er-
krankung darf auch nicht einzig und allein in der besonderen
Lebensweise der einen oder der anderi n Körperschaft gesucht werden.
Die Militärärzte, welche so vieles, ja alles Gewicht auf die Kleidung,
auf die Strapazen, auf das Exerciren und Bivouaquiren, auf das Kasernen-
') Joli. Nep. Rust, die ägyptische Auo-enentzündung. Berlin 1820.
-) Oniodei, Cenni sull' ottalniia contagiosa, Milano 1846.
3) Carl Ferd. Graefe, die epidemisch-contagiöse Augenblennorrhoe Aegyp-
tens, Berlin 1823.
42 Bindehaut.
leben u. clgl. gelegt haben und zum Theil noch legen, haben wohl über-
sehen, dass ganz dasselbe Leiden in gleicher Häufigkeit und Heftigkeit
auch in andern geschlossenen Körperschaften beobachtet wurde, trotzdem
diese unter ganz anderen Verhältnissen leben, und trotzdem sie, wenn
man das Zusammengedrängtsein in relativ enge Käimie abrechnet, den
eben genannten Schädlichkeiten nicht ausgesetzt sind. Man erinnere sich
an das wiederholte furchtbare Auftreten dieser Augenentzündung in der
Zwangsarbeitsanstalt von Brauweiler, welches Ph. Walther1) ge-
schildert hat. an das von Kirkpatrik beschriebene Vorkommen dieser
Krankheit im Zwangsarbeitshause zu Dublin, wo von 1849 bis 1854
allein 134.838 Individuen ergriffen wurden2), und an die massenhafte
Erkrankung restituirter Findlinge (von 5 — 10 Jahren) im Jahre 1848
zu Prag, welche ich in meinem Handbuche (1851, p. 59) beschrieben
habe. Man erinnere sich ferner an die Thatsachen. dass diese Ophthalmie
zu Schiff ebenso, ja noch schrecklicher gewüthet hat, als zu Lande,
and dass es nicht die beschwerlichen Märsehe waren, während welcher
die Ausbreitung des Uebels beim Militär am meisten beobachtet wurde,
als vielmehr die Zeit der Einquartierung in relativ engen Räumen,
üeberdies darf nicht unbeachtet bleiben, dass ganze Abtheilungen eines
und desselben Heeres, obwohl derselben Lebensweise huldigend und
denselben Strapazen und Mühseligkeiten ausgesetzt, dennoch lange, selbst
für immer davon frei blieben. Wir können endlich das Erkranken
so vieler Individuen neben und kurz nach einander auch nicht durch
die Ueb ertragung des Bindehautsecretes von Individuum zu
[ndividuum mittelst tastbarer Gegenstände allein erklären.
Sclmi' die ganz erstaunlich rasche Ausbreitung, welche sogar zur An-
nahme eines flüchtigen Contagiums verleitete, macht eine solche Ver-
vielfältigung a priori unwahrscheinlich. Die Uebei tragbarkeit mittelst
tastbarer Gegenstände war schon frühzeitig, theils durch Beobachtungen,
theils durch Impfungen constatirt worden 3). Aber die auf diese That-
sache allein basirten sanitätspolizeilichen Massregeln reichten trotz rich-
tiger Durchführung nicht aus. dem Umsichgreifen zu steuern. Man war
endlich gezwungen, auf die Ansteckung in distans zu recurriren
und erst durch Massregeln, welche von dieser Anschauung dictirt wurden,
') Graefe und Walther's Journal, II. Band, pag. GG.
'-) Makenzie traite" pratique des raaladies de l'oeil, trad. par Warlomont et
Testelin, Paris 1856.
3) Vetch, an aecount of the Ophthalmia which has appeared in England.
London 1807. — Patrik Max Gregor transactions of the society for etc. Vol. III.
London 1812. p. 52. — Guille bibliotheque ophth. Paris 1819.
Blennorrhoe, Ansteckung. 43
konnte eine manifeste Einschränkung der Weiterverbreitung erzielt
werden, wie aus Rust's oben eitirter Schrift unzweifelhaft hervorgeht.
Sehr treffende Bemerkungen über die Ansteckung in distans finden
sich in der Arbeit t\cx preussischen Regimentsarztes Dr. Müller zu
Mainz1). „Was ich während dritthalbjähriger Beschäftigung mit der
I! handlung solcher Kranken in dieser Beziehuno- habe ermitteln können,
spricht dieser Annahme (der Contagiosität) ganz das Wort, nur dass ich
die Ansteckung- in distans als die am häufigsten vorkommende anerkennen
muss." „Meiner Ansieht nach ist das Zusammentreffen dreier Haupt-
bedingungen nothwendig, unter denen die Regeneration jenes unsicht-
baren, unermessbaren Pluidums gedeiht. Diese sind: 1. Das Vor-
handensein eines mit dem contagiösen Uebel behafteten Menschen,
2. eine durch das Zusammenleben vieler Personen decomponirte und sie
zunächst umgebende Atmosphäre, und 3. gewisse, den ganzen Act der
neuen Erzeugung begünstigende Impulse, wie sie uns von Zeit zu Zeit
durch die allgemeinen atmosphärischen Strömungen dargeboten werden."
„So unbesorgt und ohne Furcht vor Ansteckung ich nun auch bei immer
sehr gut gelüfteten und rein gehaltenen Zimmern meinen Geschäften
auf der Station nachgehe, so würde mich doch Niemand dazu bewegen
können, auch nur eine Nacht in einem geschlossenen Aufenthaltsorte
zuzubringen, worin eine Menge Leute zusammen schlafen, unter denen
sich einige dergleichen Augenkranke befänden, weil mich die Erfahrung
gelehrt hat, dass unter solchen Umständen die Infection am öftesten
geschieht, vorzüglich bei nur einigermassen zu engen Räumen und bei
einem nicht in vollem Masse stattfindenden Luftwechsel." Gleich Müller
haben sich die tüchtigsten Beobachter dieser Ophthalmie beim Militär
für Ansteckung in distans, nur jeder in anderer Weise ausgesprochen.
So sagt Eble2) pag. 144: „Das allerwichtigste Causalmoment ist das
Zusammenleben vieler Menschen in einem verhältnissmässig zu kleinen
Räume und die sonach entstehende giftige Beschaffenheit der Zimmer-
luft." „Es existirt wohl nicht ein einziges Beispiel, wo unsere Krankheit
ohne dieses ätiologische Moment epidemisch aufgetreten ist." Nach
Wernek3) vermittelt ein höherer Grad von Wärme und eine mit
miasmatischen Dünsten überladene Luft die Ansteckung in distans, oft
sei jedoch nur die nächste Lufthülle, die den Kranken, oft nur jene,
') J. B. Müller, Erfahrungssätze über die contag. od. ägypt. Augenentzün-
dung, Berlin 1821.
") Eble, über die sogenannte contag. od. ägypt. Augenentzünduug, Stutt-
gart 183«».
J) Wernek in Graefe und Watther's Journal. III. Bd.. p. 441.
44 Bindehaut.
die das Auge umgibt, mit dem Ansteckungsstoff erfüllt. Seidlitz1)
spricht von serösen Dünsten, welche aus der eitrigen 4ßsteckungs-
materie aufsteigen, als Trägern des Contagiums, welche nicht die Kraft
haben, die heftigere Entzündungsform zu erregen. Wenn Stell wag2)
auf pag. 457 die Ansteckung in distans bestn itet, so hat er auf p. 429
bereit- gesagt, man werde „wohl thun. stets -<> zu verfahren, als wäre
die Ansteckung durch die Luft eine vollendete Thatsache." - - Die von
mir aufgestellte Ansicht, dass die in der Luft stets mehr weniger
reichlich vorhandenen Wasserbläsehen es sein mögen, welche
vom Auge ausgehend feine Partikelchen des blennorrhoi-
schen Secretes mit fortreissen und in der Luft suspendirt
erhalten, ist zwar vorläufig noch als Hypothese zu betrachten, aber
mit Hilfe derselben Lassen sich die Eigenthümlichkeiten, welche bei
diese] An teckung in distans beobachtet worden sind, ganz ungezwungen
mit den physikalischen Gesetzen in Einklang bringen. Man braucht sich
nur gegenwärtig zu halten, da - schon die normal secernirende Binde-
haut und die Hornhaut stets ßine gewisse Flüssigkeitsmenge an die Luft
abgibt. Es ist Thatsache der Beobachtung, dass blennorrhoi ch erkrankte
Augen b,i hoher Temperatur und starkem Wassergehalte der umgeben-
den Luft viel mehr Secret liefern, als in freier, reiner, kühler Luft. Die
umfangreichsten und verheerendsten Epidemien sind in feuchten G
den. an Flüssen, Seen, am Rieere vorgekommen. In solchen Gregenden
hat sich dir..' Krankheit auch unter dem Civile besonders eingenistet,
während sie in hochgelegenen Ländern relativ selten ist. J. Ritter von
er ;) erwähnt bei der Aufzählung der Momente, welche man als
Ursache dieser Landplage Aegyptens zu bezeichnen pflegt, dass man
weder dem grellen Sonnenlichte, noch di m feinen Sande und Staube
eine bedeutende Rolle einräumen dürfte, weil „die in der Wüste, ent-
fernt vom Nile lebenden Beduinen selten an Au tzündungen leiden."
..Die unterhalb Cairo so häufig vorkommende Augenentzündung wird
über Cairo, den Nil weiter hinauf, seltener.- Dass Eüser auf Ver-
kältung recurrirt, wozu das rasche Sinken der Temperatur nach Sonnen-
untergang vermöge der Durchfeuchtung der Luft mit Wasserdämpfen
vom Nil aus die Veranlassung bi bei äoll, ändert an den genannten
Thatsachen nichts. Nach \Tolney4) kam gegen Ende des vorigen Jahr-
1) Seidlitz. vermischte Abhandlungen von einer Gesellschaft prakt. Aerzte
in Petersburg, 18 26.
;i Stellwag v. Canon, Lehrbuch der Augenheilkunde 4. Aufl. Wien 1870.
(Jeher einige Krankheiten des Orients, Augsburg 1837. p. 21.
*) Reise nach Syrien und Aegypten in den Jahren 1783 bi? 1785, Jena 1788.
Blennorrhoe, Ansteckung. 45
hunderts diese Augenentzündung in den vom Nil entfernten Landstrichen
gar nicht vor. - Das Zusammenwohnen Vieler in relativ engen Bäumen
wird sich theils beim Militär, theils beim Civile (in Instituten, Fabriken
u. s. w.) nicht immer verhüte!» lassen, wohl aber* (wenigstens bis zu
einer gewissen Grenze) die Verunreinigung der Luft durch allerhand
animalische Auswurfsstoffe. Die von mir 1851 betonte Analogie mit
Puerperalfieber und Hospitalbrand wird wohl in unserer Zeit, wo das
Lister sehe Verfahren sich so glänzend bewährt hat, allmälig mehr
und mehr gewürdigt und verwerthet werden.
Die Frage, ob die Bindehautblennorrhoe, die acute wie
die chronische, auch auf andere Weise als durch ein Contagium
entstehen könne und wirklich entstehe, muss dahin beantwortet
werden, dass nur die contagiöse Entstehung als erwiesen angesehen
werden kann. Die Ansicht, dass in vielen Fällen die blennorrhoische
Entzündung nur als gesteigerte katarrhalische anzusehen sei, demnach
auch die gleichen, nur stärker oder wiederholt einwirkenden Ursachen
voraussetze, kann nicht aufrecht erhalten werden. Vor allem kommt zu
erwägen, dass wir keinen Fall von Blennorrhoe kennen, wo gleich beim
Beginne der Krankheit der anatomische Charakter einer Blennorrhoe
vorliegt. Stets und in allen Fällen bekommen wir eine Zeit lang nur
das Krankheitsbild des Katarrhs zu Gesichte, und sollen wir schon um
' Zeit sagen, die Krankheit werde über kurz oder lang sich als
Blennorrhoe erweisen, so können wir das nur mit Zuhilfenahme anderer,
namentlich anamnestischer Behelfe. Wo solche Anhaltspunkte für die
klinische Diagnose fehlen, da müssen wir erst den Verlauf beobachten,
einige Stunden, 1 — 2 Tage, bei chronischen Fällen wohl auch noch
länger, bis wir uns bestimmt für Katarrh oder für Blennorrhoe aus-
sprechen können. Wie will man aber nachweisen, dass eine Bindehaut-
entzündung, welche sich im Momente der Beobachtung entschieden als
Blennorrhoe manifestirt, ursprünglich nur ein Katarrh gewesen, dass die
Tendenz zur Blennorrhoe nicht gleich von Anfang an gegeben gewesen
sei? Wenn bei massenhaftem Vorkommen der Krankheit dieselbe bei
einzelnen Individuen nur mit katarrhalischen Zufällen verläuft und die
für Blennorrhoe charakteristische Gewebsveränderung gar nicht zur Ent-
wicklung kommt, so wird man nach der Analogie mit anderen Contagien
und nach den Ergebnissen der Impfversuche eher annehmen dürfen, das
Contagium habe in solchen Fällen vermöge geringer Concentration, kurzer
Einwirkung oder individueller Beschaffenheit des Inficirten nur eine ge-
ringe Entzündung der Bindehaut hervorgerufen, welche ohne weitere
Metamorphosen wieder rückgängig wird. Nur bei dieser Auffassung des
46 Bindehaut.
Sachverhaltes hat die Angabe, die Ophthalmia militaris verlaufe bald
als Katarrh, bald als Blennorrhoe, einen Sinn. — Eine andere Ansicht,
von A. v. Graefe und seinen Schülern vertreten, geht dahin, „dass
alle Conjunctivaleutzündungen . welche ein schleimig- eitriges Secret
liefern, als ansteckend zu betrachten seien und dass, obgleich zwischen
der ursprünglichen und der durch Infection erfolgten Erkrankung in der
Kegel eine gewisse Übereinstimmung herrsche, manchmal doch von
ganz milde verlaufenden Conjunctivalaffectionen sehr bösartige inoculirte
Blennorrhöen abstammen '). Diese Ansicht stützt sich nicht auf Impf-
versuche, sondern nur auf Wahrnehmungen in der ärztlichen Praxis;
sie sehliesst Bedenken gegen die richtige Auffassung der zu Grunde
gelegten Beobachtungen nicht aus. Ich selbst habe wohl oft und unter
verschiedenen Verhältnissen Infection beobachtet, niemals aber mit
Secret, welches von katarrhalisch erkrankter Bindehaut stammte. Es
kommen zahlreiche Fälle von acuten wie von monatelang bestehenden
Conjimctivalkatarrhen mit reichlichem schleimig-eitrigem Secrete (z. B.
bei der sogenannten Thränensackblennorrhoe) vor, aber eine blennor-
rhoische Erkrankung der Bindehaut verursacht ein solches Secret nach
meiner Erfahrung niemals, weder an dem afficirten Auge, noch bei
anderen Individuen. Zwischen dem schleimig-eitrigen Secrete bei Katarrh
und zwischen dem blennorrhoischen Secrete der Bindehaut muss also
wohl ein Unterschied obwalten, wenn wir diesen auch vorläufig nicht
mit anderen Hilfsmitteln (als mit der Impfung) nachweisen können.
Uebrigens, wenn man jeden Augenblick gewärtig sein müsste. dass ein
Katarrh in Blennorrhoe umschlage oder dass das Secret einer katarrha-
lisch afficirten Bindehaut bei einem zweiton Individuum eine Blennorrhoe
hervorrufen könne, dann möchte überhaupt die Trennung der Bindehaut-
krankheiten in Katarrh und Blennorrhoe den wesentlichen Theil des
Zweckes, den Arzt bezüglich der Prognosis, Prophylaxis und Therapie
bei Zeiten zu orientiren. verloren haben. Wenn bei jedem Augenkranken
mit schleimig-eitrigem Secrete die Gefahr vorhanden ist, dass durch
Uebertragung desselben ein und der andere Hausgenosse eine acute
Bindehautblennorrhoe, ja auch nur eine sogenannte Conjunctivitis gra-
nulosa bekommen kann, dann nähme der von dieser Gefahr überzeugte
Arzt eine schwere Verantwortung auf sich, falls er nicht die nöthigen
prophylaktischen Massregeln einleitete.
Ich Avar früher der Ansieht, dass man die Fülle chronischen Verlaufes, welche
sich durch die Einbettung lichter Körner bei relativ geringer Schleimsecretion
') Schweigger. Handbuch i. Aufl., pag. 266.
Blennorrhoe, Ansteckung. 47
auszeichnen, von den übrigen (mit ausschliesslicher oder vorwaltender Papillar-
wucherung und gewöhnlich reichlicherer Secretion) trennen und mit drin Na-
men Trachom belegen müsse1). Ich meinte, den Vorgang in der Bindehaut mit
allgemeiner Ernährungsstörung, speciell mit Scrofulosis in ursächlichen Zu-
sammenhang bringen zu dürfen. Nachdem ich aber die Blennorrhoe in ihren ver-
schiedenen Formen und Phasen, namentlich beim Militär, vielfältiger 1 bachtet,
und Ansteckung besonders beim Civile auch in Fällen wieder und wieder gesehen
hatte, welche ich früher für nicht infectiös gehalten, bin ich zu der üeberzeugung
gekommen, dass auch die für Trachom gehaltene Form nur eine rein örtliche,
durch [nfection hervorgerufene Krankheit sei. Ich hatte als Folge der sogenannten
Ophthalmia militaris, welche ich stets als Blennorrhoe aufgefasst, damals noch nicht
die nachfolgende Verschrumpfung der Bindehaut beobachtet, welche ich beim Civile
so oft vorgefunden hatte. — Demnach betrachte ich nur noch die letzte der Ein-
gangs aufgestellten Fragen als eine gewissermassen offene, nämlich ob der soge-
nannten Ophthalmia aegyptiaca seu granulosa ein eigentümliches Contagium vin-
dicirt werden müsse, weide jedoch die Gründe anführen, welche mich bestimmen,
die sogenannte Granulosa nicht von jenen Formen zu trennen, die allgemein als
Blennorrhoe bezeichnet werden.
Viele Aerzte, namentlich die belgischen, unterscheiden zwischen
blennorrhoischer und granulöser Ophthalmie. Als charakteristisch
für letztere betrachten sie die Entwicklung kleiner, oft nur mit der
Loupe sichtbarer Körnchen in der Conjunctiva tarsi, die oben erwähnten
Granulat! ous vesiculeuses, wozu die Symptome treten können, welche
das Bild von Katarrh oder Blennorrhoe liefern, und die Contagiosität
sowohl durch Contact als in distans. Während sie die katarrhalische
und die blennorrhoische Bindehautentzündung für autochthon erklären,
auch iii! epidemisches Auftreten derselben zugeben, erklären sie die
granulöse Ophthalmie für exotischen, erst durch die Franzosen und
Engländer (aus Aegypten) eingeschleppten Ursprunges und lassen sie
nur nach Alf der Endemien auftreten unter Intervention eines flüchtigen
Contagiums, einer Art von Miasma. Sie behaupten, dieser Morbus sui
generis sei der Bevölkerung erst durch das Militär eingeimpft worden. -
Zunächst lässt sich nachweisen, dass dieselbe Krankheit in Europa schon
in früheren Jahrhunderten, wenn auch nicht massenhaft, so doch spora-
disch vorgekommen ist; denn es wurden dieselben Lidveränderungen
beobachtet und besehrieben, welche wir heutzutage, nach dieser Krank-
heit, und nur nach dieser vorfinden. Sehen bei Celsus findet sich
folgende Stelle: „Haue autem (aspritudinem) infiammatio oeulorum fere
sequitur, interdum major, interdum levis; noununquam etiam ex aspri-
1 1 Ar lt. Prager Vierteljahrsschrift, 1848, Bd. 2. und Lehre von den Augen-
krankheiten, 1851. I. Bd.. pag. 106.
48 Bindehaut.
tudine lippitudo fit; deinde aspritudineni ipsarn äuget, fitque ea in aliis
brevis, in aliis longa et quae vix imquam finiatur. In hoc genere valetudinis
qnidam crassas durasque palpebras et ficulneo folio et asperato specillo
et interdum scalpello eradunt versasque quotidie niedicamentis suffricant.
Quae neque nisi in magna vetustaque aspritudine, neque saepe facienda
sunt; nam melius eodem ratione victus et idoneis medicamentis per-
venitur." Beer, aus dessen 1813 erschienenen „Lehre von den Augen-
krankheiten" zu entnehmen ist, dass er die in Rede stehende Krankheit
(pag. 324) als Augenliderdrüsenentzünduug aufgefasst hat, weil er das,
was Eble später als Papillarkörper beschrieben, für Schleimdrüsen der
Bindehaut hielt, hat schon in seiner ersten „Lehre von den Augen-
krankheiten" (Wien 1792) solche Merkmale angegeben, dass man
annehmen muss, er habe dieselbe Krankheit vor sich gehabt. Er lieferte
daselbst auf Taf. I Fig. 4 eine Abbildung, welche mit denen, die uns
C. F. Graefe und Eble 1. c. hinterlassen haben, im Wesentlichen über-
einstimmt. Auf Seite 291 (1813) bemerkt er, dass die Augenliderdrü-
senentzündung nach der Entwicklung kleiner, mit unbewaffnetem Auge
kaum sichtbarer Erhebungen auf der Bindehaut bisweilen mit der Pso-
rophthalmia grosse Aehnlichkeit bekomme und auf pag. 565 erklärt er,
dass diese miasmatische Ophthalmie (die er nach damaliger Auf-
fassung Psorophthalmie nannte) hier in Wien unter die seltenen Erschei-
nungen gehöre, dass man sie fast nur bei der geringsten Volksclasse
und in dieser wieder vorzüglich den unreinlichsten Individuen eigen
finde. ..Wenn dann die Augenlider inwendig eine raube Oberfläche
zeigen, ähnlich einer aufgeschnittenen Feige, so hat man das
Trachoma oder Sykosis genannt.1' Er spricht nicht nur von der Bildung
kleiner Fleischwärzchen an der inneren Fläche der Lider, sondern auch
von Verbildimg des Augenlidrandes mit Tricbiasis und von Yerbildung
des Tarsus und Entropium als Folgen dieses Zustandes. Da wir die-
selben Folgeübel auch heute nur nach der chron. Blennorrhoe, respective
der Ophthalmia militaris seu granulosa vorrinden, so muss Beer wohl
dasselbe Uebel vor Augen gehabt haben. Nur über die Ansteckungs-
fähigkeit fehlen bei Beer, wenn wir von dem Ausdrucke „miasmatisch"
absehen, nähere Angaben. Die Entstehung der Formen, die wir als
acute und subacute Blennorrhoe beschrieben haben, schreibt Beer bei
Erwachsenen der Metastase, bei Kindern (in Gebär- und Findelhäusern)
dem schlechten Luftkreise zu.
Hiemit ist auch die Frage über den exotischen Ursprung erledigt.
Die Krankheit selbst, die acute wie die chronische, war schon in
früheren Jahrhunderten bekannt, aber unter anderen Namen, und nur
BL tmorrhoe, Ansteckung. 4 9
die üebertragbarkeil wurde erst in unserem Jahrhunderte mach dem
massenhafter Auftreten in den stehenden Beeren anerkannt. Dil Ver-
breitung unter dein Civile, sicher schon seit undenklichen Zeiten vor-
handen, hat seit den genannten Kriegen nur an Au dehnung ■•■ svonnen
durch die Rückkehr inficirter Soldaten zum häuslichen H
Die Frage, ob bei der sogenannten Granulosa ein anderes | ir
seiner Natur nach speeifisches) Contagium supponirt werden müsse.
als bei den mittelbar oder unmittelbar von einem Genitalienschlf ijm ;
abstammenden Füllen, oder ob das erstere blos als eine Modifikation
des letzteren zu betrachten sei, lässt sich noch nicht definitiv beant-
worten. Meine Wahrnehmungen bei den Ammen in der Findelai
des Prager Gebärhauses ') machen es höchst wahrscheinlich, dass auch
das Secret bei Blennorrhoea neonatorum zur Verbreitung in distans
Anlass geben könne, doch zeigten die auf diese Weise entstandenen
Fälle den Charakter einer acuten oder subacuten Blennorrhoe und
erinnere ich mich nicht, darnach Formen beobachtet zu haben, welche
die Charaktere der sogenannten Granulosa an sich trugen. Letzteres
war dagegen entschieden der Fall bei den restituirten Findlingen '-).
Dagegen finden wir in den Schilderungen der sogenannten Com1
s. aegyptiaca zahlreiche Fälle vor, unzweifelhafter acuter Bindehaut-
blennorrhoe und schon die erstaunlich grosse Zahl von Erblindung durch
gänzliche Zerstörung der Hornhaut spricht dafür, dass sich die damals
herrschende Augenkrankheit in sehr vielen Fällen ganz so verhielt.
wie wir sie jetzt nur in Fällen sehen, welche wir nach Uebertragung
eines Genitalienschleimflusses zu sehen bekommen. Ich halte es demnach
für das Wahrscheinlichste, dass die sogenannte Granulosa rieht ein Morbus
sui generis, sondern nur eine modificirte Blennorrhoe sei, eine Krank-
heit, welche ursprünglich durch Uebertragung eine- Genitalienschleim-
flusses auf die Augen entstanden, allmälig durch Uebertragung von
Auge zu Auge, von Individuum zu Individuum an Heftigkeit verloren,
an Hartnäckigkeit gewonnen hat und durch ungünstige äussere Verhält-
nisse wieder zum höchsten Grade gesteigert werden kann. Aus den
Citaten von Rust (1. c, pag. 135 — 150) ergibt sich, dass diese Krank-
heit in Aegypten keineswegs seit undenklicher Zeit als förmlii :
plage existirt hat. wenigstens nicht zur Zeit der Griechen und Römer,
sondern dass ihre Häufigkeit in diesem Lande erst ein Produkt späterer
Zeit ist. „Wahrscheinlich bestand diese Krankheit - als Endemie -
') Arlt. Krankheiten des Auges, Prag 1854, I. Bd., pag. 53— 58.
2) Ibid. pag. 59.
v. Arlt. Kiankh. des Auges. 4
5 0 Bindehaut.
nicht lange vorProsper Alpin u- (1646), dem eisten Arzte, der dieses
Uebel in Aegypten beobachtete, da mau sonst in der Geschichte der
Kreuzzüge nothwendig bestimmtere Spuren von ihr auffinden müsste.
und somit dürfte der Zeitpunkt ihn I Erscheinens in die Periode
nach der Besitznahme Aegyptens durch die Nachfolger Mohamed's
fallen." Das Versinken des Volkes in Ausschweifungen, Sehmutz und
Elend und die klimatischen Verhältnis Aegyptens machen dies wahr-
scheinlich.
Prognose. Die Blennorrhoe der Neugeborenen kann so mild
verlauf;;, dass nach 3 bis 5 Wochen keine Spur davon mehr vor-
handen ist. In manchen Fallen, die leider oft genug vorkommen, geht
eines, gehen beide Augen durch totale (nahezu totale) Hornhautver-
schwärung zu Grunde. Dazwischen liegt eine Reihe von Fällen mit
partieller, mehr weniger centraler Geschwürsbildung und deren Folgen
(vide Keratitis). Bezüglieh der Hornhautgesehwüre ist hier zu bemerken,
!•■ ceteris paribus weniger gefährlich sind als bei Erwaehsenen.
In jedem einzelnen Falle sind zu berücksichtigen: der Zustand der
Cornea, der Conjunctiva bulbi, der Conjunctiva palpebrarum und die
Dauer der Krankheit. In den ersten 3 — 4 Tagen lässt sich noeh
nicht bestimmen, ob nicht, selbsi bei sonst günstigen Verhaltnissen.
noch derbe und pralle Infiltration der Conjunctiva palpebrarum auf-
treten werde; wo diese vorhanden ist. zeigt sich entweder bereits Chemosis
oder sie kommt bald nach: wo aber Chemosis vorgefunden wird, ist
die Cornea bereit- ergriffen oder auf dem Wege dazu. Croupöser Belag
der Conjunctiva palpebrarum lässt pralle Infiltration der Conj. palpebrarum
befürchten, an und für sieh deutet er nicht auf Gefahr. Je praller die
Chemosis, desto grösser ist die Gefahr für die Cornea.
Die acute Blennorrhoe bei Erwachsenen gehört, wenn sie
von einem sj)ecifischen Genitalienschleimflusse abstammt, zu
! i fährlichsten, gleichviel ob das Secret direct von den Genitalien
kam oder erst von einem Auge, welches direct inficirt wenden war. Nur
wenn die Infection des zweiten (oder eines fremden) Auges erst im
Stadium der Rückbildung der direct entstandenen Blennorrhoe erfolgt
war. kann man auf einen milderen Verlauf der sei erregten Blennorrhoe
rechnen. Augen, welche schon 36 — 48 Stunden nach dem Ausbruche
der Entzündung pralle Chemosis rings um die Cornea darbieten, geben
selbsi dann, wenn sich zunächst nur randständige (halbmondförmige) Horn-
hautgeschwüre zeigen, nur wenig Hoffnung auf Erhaltung eines zur
(späteren) Pupillenbildung geeigneten Theiles der Hornhaut. Dies ist
auch dann der Fall, wenn die Cornea nur an einer relativ kleinen
Blennorrhoe, Behandlung. 5 1
Stelle bis zur Descemetischen ll;ui( zerstört, aber die oberflächlichen
Schichten vielleicht nur in einer schmalen Randzone erhalten sind.
Näheres hierüber folgt bei der Keratitis und bei der Pupillenbildung.
Bei der chronischen Blennorrhoe ist der Kranke nicht nur auf
die Dauer, welche trotz günstiger Lebensverhältnisse, richtigen
Verhaltens und zweckmässiger ununterbrochener Behandlung
eine Monate bis Jahre lange sein kann, .Hindern auch auf die Gefahren
aufmerksam zu machen, welche das Auge seitens der Lider (Ektropium
oder Trichiasis, Entropium) und seitens der Cornea (Pannus und dessen
Folgen) bedrohen. Es ist dies um so mehr nothwendig, wenn man
Ursache hat, in die nöthige Geduld und Ausdauer des Kranken Zweifel
zu setzen. Die nöthigen Anhaltspunkte zu dieser Vorhersage wurden
bereits bei der Schilderung der Symptome und des Verlaufes, zum Theil
auch bei Erörterung der ätiologischen Momente gegeben.
Behandlung, a) Indicatio causalis. Hätte man vielleicht das
Unglück, dass einem Tripper- oder blennorrhoisches Secret ins Auge
spritzte, so spüle man sofort das Anco mit kaltem Wasser aus und
applicire durch einige Stunden kalte, womöglich Eisumschläge. Bestrei-
chen der Bindehaut mit Chlorwasser, sehr verdünnter Carbolsäure oder
mit einpercentiger Lapislösung dürften gleichfalls zu empfehlen sein.
Eisumschläge möchten sich wohl auch noch während des [neubations-
stadiums und selbst nach bereits sichtlicher [njeetionsvermehrung nütz-
lich erweisen. - - Die Infection des zweiten wie die anderer Augen ist
zu verhüten. Wenn bei einem Neugeborenen nur ein Auge afficirt wäre,
winde man bei Einhaltung der übrigen Vorsichtsmassregeln die Besu-
delung am besten dadurch verhüten, dass man das Kind nur auf die
Seite des kranken Auges legen lässt. Ein Schutzverband wie bei Erwach-
senen lässt sich nicht anbringen. Bei älteren Kindern und bei Erwach-
senen schütze man das zweite Auge, nachdem man sich von seiner
Intaktheit überzeugt hat, durch einen hermetisch schliessenden Verband.
Zunächst verklebe man die leicht (wie zum Schlafen) geschlossenen
Lider mit dünnem Englischpflaster oder mit Goldschlägerhäutchen (Pel-
licules balsamiques) und fülle die Augenhöhlengrube mit Charpie oder
Watte aus; darüber lege man Leinwandstreifen mit Diachylon bestrichen
so, dass das Pflaster ringsum an die Umgebung des Orbitalrandes gut
anschliesst und nirgends eine Spalte frei lässt. Das Ganze kann man
sodann noch durch einen gut anschliessenden elastischen Monoculus be-
festigen. Dieser Verband soll in 24 Stunden wenigstens einmal behufs
genauer Besichtigung des Auges erneuert werden. Um die Umgebung
vor Infection zu schützen, muss man derselben sagen, dass, wrenn etwas
52 Bindehaut.
vom Secrete dieses Auges durch die Finger, ein Handtuch, einen Schwamm,
Waschwasser und dgl. an ein gesundes Auge kommt, dieses dieselbe
Krankheit bekommen könne. Am besten ist es, zum Reinigen des kranken
Auges Charpie oder Leinenfleckchen verwenden und diese sofort vertilgen
zu lassen; Schwämme werden nicht immer genügend gereinigt, bevor
mau sie wieder in die Hand nimmt. Liegen in einem Zimmer mehrere
Blennorrhoisehe, so ist an die Möglichkeit einer Uebertragung durch die
Luft zu denken, daher für gute Ventilation zu sorgen. Bedient man sieh
zur Application von Medicamenten, namentlich von Atropinlösung eines
Federkieles oder Tropfglases, so ist dasselbe nach jedesmaliger Ver-
wendung sorgfältig zu reinigen, weil auch ein Minimum Secretes,
welches daran haften geblieben, Infection anderer Augen bewirken kann.
Dies gilt nicht nur für die acuten, sondern auch für die chronischen
Formen. - - Die Momente, welche die Entzündung steigern können, sind
möglichst lern zu halten. Hohe Temperatur. Feuchtigkeit und Verun-
reinigung der Luft mit (lasen, Staub, Rauch und dgl. steigern die
Krankheit, daher ist besonders in relativ überfüllten Wohnungen ganz
besonderes Gewicht auf fleissige Erneuerung der Luft zu dringen. Das
Licht soll soweit es die Ventilation erlaubt, temperirt werden, weil das
Zukneifen der Lider wegen Lichtscheu die Circulation in den Augen-
lidern (den Rückfluss des Blutes von der Bindehaut) behindert: es ent-
steht sogar die Indication, die gesteigerte Empfindlichkeit gegen das
Licht durch Medicamente, namentlich Belladonnasalbe an die Stirn, her-
abzusetzen. Zur Causalindication gehört endlich auch die fieissig wieder-
holte Ab- und Ausspülung des schleimig-eitrigen Secretes, sofern das; elbe
durch Retention im Bindehautsacke, durch Vertrocknung in der Lidspalte
einen mechanische!', durch Zersetzung vielleicht auch einen chemisch
wirkenden Reiz abgibt. Während man mit zwei Fingern der einen Hand
die Lidspalte etwas geöffnet hält, träufle man mit der anderen tempe-
rirtes Wasser mittelst eines Schwammes oder Charpiebäuschchens ein.
Noch besser ist der Esmarch'sche Apparat, ein tragbares Blechreservoir
mit einem langen elastischen Rohre, aus dessen Ausflussöffnung man
das Wasser aus beliebiger Höhe herabrieseln lassen kann, bis aller
Schleim entfernt ist (Irrigator).
b) Indicatio morbi. «) Bei den acuten Formen ist zunächst
das Stadium des Ansteigens der Entzündung von dem der Rückbil-
dung zu unterscheiden. Nur während des ersteren können Blutent-
ziehungen und kalte Umschläge einen Nutzen gewähren. Bei Neu-
geborenen ist es besser, auf den problematischen Nutzen einer Blut-
entziehung zu verzichten, als sich der Gefahr einer schwer stillbaren
Blennorrhoe, Behandlung. 53
Nachblutung auszusetzen. Will man bei Erwachsenen von einer ört-
lichen Blutentziehung einen merklichen Erfolg haben, so muss man
8 — 12 Blutegel anlegen und die Nachblutung durch 1 — 2 Stunden
unterhalten. Der geeignetste Ort zu Blutegeln (wie zu deu Heurteloups)
ist die Schläfe, nächstdem die Gegend des Warzenfortsatzes. An der
Stirn nützen sie nichts und unter dem inneren Augenwinkel sowie über-
haupt nahe an den Lidern können sie leicht die Geschwulst derselben
steigern. Die kalten Umschläge, womöglich mit Benützung von Eis,
sollen gut anliegen, doch nicht drücken, daher nicht dick sein und so oft
gewechselt werden, als es die Wärmeentwicklung erfordert; bei unacht-
samer Application können sie als Cataplasmata emollientia, also gerade
in entgegengesetztem Sinne wirken. Wo eine fortwährende Ueberwachung
nicht zu erwarten steht, lasse man sie nur stundenweise oder gar nicht
appliciren. Von Abführmitteln, welche wegen Alvi stipsis angezeigt
sein können, sowie von Hautreizen ist kein Einfluss auf die Augen-
affection zu erwarten. Aus diesem Grunde konnte ich mich auch nie zum
Auflegen starker Lapislösungen auf die äussere Fläche der Lider ent-
schliessen, obwohl dieses Mittel von mancher Seite warm empfohlen
wurde. Eine ausgiebige und rasche Blutentziehimg kann man bei Er-
wachsenen durch die Spaltung der äusseren Commissur erlangen,
indem man die stumpfe Branche einer geraden Scheere hinter der Com-
missur in den Bindehautsack einführt und durch Schliossen der Scheere
die Cutis (sammt der Musculatur) ungefähr 1 Centimeter lang gegen
die Schläfe hin durchschneidet. Es wird dadurch zugleich der Druck,
welcher vermöge der strammen Lidspannung auf dem Bulbus lastet,
erheblich herabgesetzt. Ich habe indes trotz dieser Procedur doch man-
ches Auge (mit Tripperblennorrhoe) verloren. Dasselbe gilt von In- und
Excisionen des Bindehautwalles um die Hornhaut. Der Nutzen,
welchen die Hornhautpunction bei progressiven Hornhautgeschwüren
bringen könnte, scheint dadurch vereitelt zu werden, dass sich solche
Oeffnungen schon nach wenigen Stunden wieder festschliessen und dass
durch wiederholte Sprengversuche das Auge leicht zu sehr gereizt wird.
So lange derbe, pralle, graue Infiltration oder c'roupöser
Beschlag der Bindehaut besteht, darf kein Beizmittel auf dieselbe
angewendet werden. Man muss sich nebst den angeführten Mitteln auf das
Einstreichen einer Belladonnasalbe (vide Katarrh) an die Stirn und
Schläfe beschränken. Wenn aber die pralle Infiltration nicht vorhan-
den oder" bereits zurückgegangen ist, dann gibt es wohl kaum ein besse-
res Mittel, die Rückbildung zu beschleunigen, als das Bestreichen der
Lidbindehaut mit einer 1 — 2 percentigen Lösung von Argen-
54 Bindehaut.
tum nitricum. Je röther und succulenter die Bindehaut aussiebt und
je reichlicher, wie gewöhnlich bei diesem Befunde, das schleimig-eitrige
Secret fliesst, desto nachdrücklicher (durch wiederholtes Bepinseln) darf
man touchiren; dann ist es auch räthlich, in 24 Stunden 2mal zu tou-
chiren, selbstverständlich nur, wenn keine Spur der vorausgegangenen
Aetzung mehr vorgefunden wird. Hornhautgeschwüre erheischen nur die
Vorsicht, dass nichts von dem Causticum auf dieselben gelange und
dass beim Abziehen oder Umstülpen der Lider ja kein Druck auf den
Bulbus geübt werde. Zur Linderung der Schmerzen nach dem Touchiren
lasse man */* — Va Stunde laug kaltes Wasser überschlagen oder das
Auge mit temperirtem Wasser abspülen. Nach Abstossung des Schorfes
tritt von selbst Linderung und für eine Zeit auch Minderung der Secre-
tion ein, steigt jedoch allmälig wieder. Kehrt die Bindehaut mehr und
mehr zur Norm zurück (geringere Schwellung und weniger schleimig-
eitriges Secret), so können die Pausen zwischen dem Touchiren auf
24 — 48 Stunden ausgedehnt werden; ganz zu unterlassen ist das Tou-
chiren erst dann, wenn gar kein schleimiges Secret mehr geliefert wird.
Dann erholt sich das Auge am raschesten beim Aufenthalte im Freien.
Wenn sich jedoch herausstellt, dass die abnorme Secretion entweder durch
den Zustand der Cornea (Geschwüre, Prolapsus iridis und dgl.) oder
durch Nichtanschliessen der Lider (besonders des unteren) an den Bul-
bus unterhalten wird, so kann gerade ein gut angelegter Schlussverband
das beste Mittel sein, die abnorme Secretion verschwinden zu machen.
Ich habe Augen mit Blenn. neonatorum, welche nach Beseitigung der
ärgsten Erscheinungen -- bei intacter Hornhaut der Weiterbehand-
lung zu früh entzogen, möglicherweise dann auch malträtirt worden
waren, nach Becrudescenz des Zustandes verloren gesehen, und andere,
bei denen das Leiden dann in chronischer Form Monate laug bestan-
den hatte.
ß) Bei den chronischen Fällen muss der medicamentöse Theil
der Behandlung zunächst auf die Beseitigung der etwa vorhandenen
Reizzufälle, weiterhin aber auf Bethätigung der Resorption der starren
Exsudate gerichtet sein. Heftigere Reizzufälle: Schmerzen, Thränen-
fluss. Lichtscheu und Blepharospasmus können wohl auch bei unver-
sehrter Cornea auftreten, sie sind aber meistens die Vorboten oder die
Begleiter des Uebergauges der Entzündung auf die Cornea, des Pannus.
Alsdann werden Mittel auf die Conjunctiva (Atropiu ausgenommen) in
der Regel nicht vertragen. Das beste Mittel bildet dann das reichliche
und oft (alle 2 — 3 Stunden) wiederholte Aufstreichen einer Salbe aus
Ung\ cinereum und Extr. belladonnae an die Stirn und Schläfe. Wird
Blennorrhoe, Behandlang. 55
eine längere Anwendung der Salbe Qöthig, so wähle man statt des Ung.
einer. Ung. simple* mit 0,40 0,50 weissem Präcipital (auf 5,00). Bei
kräftigen Individuen kann es erspriesslich sein, eine örtliche Blutentziehung
vorauszuschicken und eine Zeit lang kalte Umschläge machen zu lassen-,
bei schwächlichen, durch Kummer, Nahrungssorgen Herabgekonimenen
ist nebsi nahrhafter Kost und tröstlicher Zuspräche Chinin ein vortreff-
liches Mittel, den qualvollen Zustand der Kranken abzukürzen. Man
muss die Krankon womöglich ins Freie bringen und ruhigen Schlaf
nötigenfalls durch Chloralhydrat oder Opiate herbeizuführen trachten.
Sobald die Heftigkeit dieser Zufälle nur einigermassen gebrochen ist,
schreite man zum Touchiren der Lidbindehaut mit Lapislösung.
Diese wird mich bei progressiven Hornhautgeschwüren vertragen, sofern
mau den Contact unzersetzter Lösung mit der Cornea verhütet. Man
könnte die Aufgabe, die starren Exsudate zur Durchfeuchtung, Erwei-
chung und Resorption zu bringen, auch durch weitere methodische
Anwendung dieses Mittels allein durchführen, wenn nicht, wie meistens,
eine Monate-. Jahre lange Fortsetzung nothwendig wäre und hiemit eine
unangenehme Nebenwirkung zu besorgen stünde, nämlich die unter dem
Namen Argyrosis bekannte Verfärbung der Conjunctiva und des episkle-
ralen Bindegewebes. Deshalb ist es vorzuziehen, nach Beschwichtigung
der genannten Reizzufälle oder, wo solche gar nicht vorhanden waren,
zum Cuprum sulfuricüm in Substanz zu greifen. Das Touchiren mit
einem gut geglätteten Kupfervitriolkrystalle , anfangs täglich, später
in 2 — 4tägigen Pausen kann Jahre lang ohne Nachtheil fortgesetzt wer-
den. Nur wenn ein frischer Nachschub unter den genannten Reizzufällen
erfolgt, was auch bei gehörigem Verhalten des Krauken und ohne
Fehler seitens des Arztes vorkommen kann, muss es sofort weggelassen
werden. Das Cuprum wirkt nicht immer blos als reizendes und adstrin-
girendes Mittel; es kann auch ätzend wirken, wie man aus dem grauen
Anfluge der Bindehaut erkennt, und an dem umstülpten Lide nach inten-
siverem Bestreichen mit dem: eil»»!: ersieht. Deshalb soll man auch hier
wie nach der Lapislösung, vor jeder Wiederanwendung nachsehen, ob die
Bindehaut nicht irgendwo roth, grau belegt oder doch wund (vielleicht
schon beim Umstülpen blutend) erscheint, Verstösst man gegen diese
Vorsicht, so kann man den nächsten Tag eine arge Keratitis mit Ge-
schwürbildung und heftigen Reactionszufällen vor sich haben. Von der
Beurtheilung der Reaction (Dauer der Heizzufälle nach dem Touchiren)
und des jeweiligen Zustandes der Bindehaut wird es abhängen, in wie
langen Pausen und wie nachdrücklich man touchiren soll. Sieht man
nach mehrwöchentlichem oder gar nach mehrmonatlichem Gebrauche des
56 Bindehaut.
Cupruna keine erliebliche Abnahme der Infiltrate, so gehe man mit sich
zu Käthe, ob das Verhalten des Kranken keine Schuld trage, ob man
vielleicht zu stark oder zu schwach touchire, oder ob man nicht für einige
Tage oder Wochen wieder zum Argentum nitricum greifen solle, weil das
Auge überreizt ist oder sich sozusagen an das Cuprum gewöhnt hat. Ich
habe gleich anderen Aerzten bei starken Infiltraten mit Lapis mitiga-
tus (1 Theil Argent. nitr. mit 1 oder 2 Theilen Kali uitricum zusammen-
geschmolzen) Versuche gemacht, bin aber durchschnittlich wieder davon
abgegangen, weil stärkeres Aetzen leicht stärkere Schrumpfung zur Folge
hat und weil ich in Bezug auf die Dauer der Behandlung keinen erhebli-
chen Unterschied finden konnte. Nur bei harten, hahnenkammähnlich vor-
springenden Wucherungen wende ich mitunter Lapis mitigatus unter
nachdrücklicher Neutralisirung mit Milch oder Kochsalzlösung au. Ich
folge am liebsten dem Motto: Gutta cavat lapidem non vi sed saepe
cadendo. - - Wenn bereits längere Pausen zulässig erscheinen und der
Kranke nur vielleicht in grösseren Zeitabschnitten sich wieder vorstellen
kann, bietet das Unguentum gly cerini cum amylo 5,00 mit0,20 — 0,25
Cuprum sulfuricum ein willkommenes Surrogat, dessen Anwendung
man dem Kranken überlassen kann. - - Wenn die Thränensecretion der
Bindehaut merklich gelitten hat und diese mit zähen, schwer verschieb-
baren gelbgrauen Schleimflocken - - oft in relativ grosser Menge — be-
legt erscheint, dann wird der Zustand durch alle die genannten Mittel
verschlimmert und die bereits vorhandene Schrumpfung des Uebergangs-
theiles wird dadurch noch gesteigert. Dann kenne ich kein besseres
Mittel als das Einstreichen einer Salbe aus 0,15 — 0,25 weissem Prä-
cipitat und 5,00 Ung. emolliens sine odore; auch die pannöse Hornhaut
sah ich dabei sichtlich heller werden.
Das r41attgewordensein der Lidbindehaut im Tarsaltheile sichert
weder vor einem Recidive des blennorrhoischen Processes noch auch vor
dem Auftreten von Pannus, so lange noch irgendwo im Uebergangstheile
floride Exsudate vorhanden sind. Das Wohlbefinden des Kranken und
das scheinbare oder zur Zeit der Besichtigung wirkliche Fehlen abnormen
S icretes sind keine hinreichenden Beweise für die vollständige Tilgung der
Krankheit, Jeder Kranke soll also in dieser Richtung genau untersucht
en, bevor man ihn für geheilt erklärt; wo Zweifel obwalten, soll
sich ein solches Individuum von Zeit zu Zeit wieder untersuchen lassen.
Der Pannus nimmt unter dieser, zunächst gegen den Zustand
der Lider gerichteten Behandlung ab. so weit er nicht bereits unheil-
bare Veränderungen hervorgebracht hat; er erfordert keine directe Be-
handlung. Von der einfachen oder doppelten Durch sehn ei düng der
Blennorrhoe, Diphtheritis. 5 7
Gefässe rings um die Hornhaut habe ich keinen Nutzen gesehen. Das
Ausschneiden einer 2— 3 Mm. breiten Zone aus der Conjunctiva
rings um die Cornea habe ich nie vorgenommen, weil mir bei einem
Processe, welcher ohnehin leicht zu Schrumpfung der Bindehaut führt,
jede absichtliche Substanzzerstörung für die spätere Zeit bedenklich er-
scheint. Die Einimpfung blennorrhoischen Secretes (nach Fr.
Jäger, Piringer n. A.). um durch Hervorrufung eines acuten Pro-
cesses Erweichung und Resorption der starren Exsudate auf der Cornea
und weiterhin Rückbildung der Gefässe, also Heilung des Pannus zu
erzielen, habe ich mehrmals vorgenommen, wenn die Umwandlung der
aufgelagerten Exsudate in Bindegewebe im Zuge war; ich habe aber
keine besonders ermunternden Eesultate erzielt und kann diese Procedur
nur als Remedium anceps betrachten. Ungefähr in der gleichen Lage
bin ich gegenüber der Aetzung der pannösen Cornea mit Lapis
purus oder mitigatus, welche ich bei massenhafter Exsudatablagerung
über der Cornea (1 — 2 Mm. mächtig) einige Male vorgenommen habe.
Die Proceduren, welche durch Verbildung der Lider (Disti-
chiasis, En- oder Ektropium) zur Anzeige gelangen können, werden bei
den Krankheiten der Lider und in der Operationslehre zur Sprache
kommen. Nur das sei in vorhinein bemerkt, dass man, wo keine Gefahr
im Verzuge ist, mit den operativen Eingriffen warten soll, bis entweder
die Resorption oder die Umwandlung der Exsudate in Bindegewebe so
weit gediehen ist, dass eine beträchtliche Schrumpfung nach der Opera-
tion nicht mehr zu besorgen steht, und dass, wenn bei manifester Ver-
kleinerung des Bindehautsackes bereits Abnahme der Thränensecretion
(beginnender Xerophthalmus) bemerkbar wird, der Zustand durch Lid-
operationen meistens verschlimmert wird. — Bei weit gediehener Amy-
loiddegeneration des Tarsus bleibt wohl nur die Exstirpation des-
selben übrig.
IV. Diphtheritis conjunctivae.
Die diphtheritische Bindehautentzündung unterscheidet sich von
der acuten Bindehautblennorrhoe , mit deren höchstem Grade sie grosse
Aehnlichkeit bietet, zunächst dadurch, dass das in flächenförmiger Aus-
breitung (meistens herdweise) gesetzte rasch erstarrende Exsudat
nach kurzem Bestände (circa 8 Tagen) eitrig schmilzt und die infiltrirte
Partie der Bindehaut sammt dem subconjunctivalen Bindegewebe in
mehr weniger grosser Ausdehnung mortificirt, daher das Auge nicht nur
mit Zerstörung der Cornea, sondern auch mit mehr weniger ausgebrei-
teter Phthisis conjunctivae und deren Folgen bedroht. An dem
58 Bindehaut.
trüben Secrete - wovon später - - haftet ein Contagiuxn, welches
allem Anscheine nach von dem blemiorrhoischen specifisch verschieden
ist, d. h. auf ein anderes Auge übertragen, nicht Blennorrhoe, sondern
Diphtheritis hervorrufen kann (Mikrosporon diphtheritieum, Klebs).
Symptome und Verlauf. Am ersten, vielleicht auch noch am zweiten
Tage kann man - - in Ermanglung anamnestischer Behelfe — noch nicht
entscheiden, ob man es mit Katarrh, Croup, Blennorrhoe oder Diphthe-
ritis zu thun haben werde. Erst wenn man nach dem Auftreten stärkerer
Lidschwellung unter heftigen Schmerzen und starker Wärmeentwicklung
der Lider die Conjunctiva palpebrarum an einer oder an mehreren Stellen
(selten durchaus) von einer opaken weissgrauen Masse infiltrirt, vielleicht
auch nebstdem noch mit einer matten, fest adhärirenden, weissgrauen
Membran belegt findet, während die nächste Umgebung eines solchen
Herdes mehr weniger geschwellt und geröthet oder ecchymotisch ge-
sprenkelt erscheint, kann man aus dem Befunde allein auf Diphtheritis
schliessen. Das Aussehen einer diphtheritischen Stelle und ihrer Um-
grenzung hat grosse Aehnlichkeit mit einer durch Aetzung oder Ver-
brühung verschorften Partie; die infiltrirte Partie erscheint, wenn sie
nicht zugleich an der Oberfläche belegt ist, gewissermassen deprimirt
gegen ihre Umgebung. Die Dicke (Mächtigkeit) des Infiltrationsherdes
kann leicht unterschätzt werden, wenn derselbe keine grosse Ausdehnung
hat, daher mehrseitig oder ringsum von geschwellter und gerotteter
Bindehaut gleichsam überragt wird. Aber das Lid, welches der Sitz
einer solchen Infiltration ist, erscheint nicht nur dicker, sondern auch
hart und prall, und lässt sich, abgesehen von der oft enormen Empfind-
lichkeit ?,^n Berührung, schon deshalb schwer vom Bulbus abheben
und noch schwerer oder gar nicht umstülpen. — Ein verlässliches Zeichen
für die diphtherische Natur der Bindehautentzündung erhält man in
Fällen, wo Excoriationon an dem unteren Lide, an den Nasenflügeln,
an den Mundwinkeln vorhanden sind, dadurch, dass sich daselbst diph-
theritische Plaques bilden. Diese Stellen erscheinen matt weissgrau, von
einem mehr weniger gerötheten und geschwellten Hofe umgeben; ihr
Belag lässt sich nicht abstreifen, bis er von selbst abgestossen wird.
(Auft'allende Narben in der Haut als Folgen derselben habe ich bisher
nicht beobachtet.)
Das Secret, anfangs wie bei Katarrh, wird sehr bald trübe (durch
Beimengung von Blut- und Eiterkugeln) und bleibt längere Zeit (mehrere
Tage) vorwaltend dünnflüssig mit consistenteren Flocken (Schleim-Eiter,
abgestossene Partien der Exsudatmembran oder nekrotischer Gewebe-
partikeln). Später, wenn die Circulation in der Conjunctiva nach Schmel-
Diphtheritis. .r,<>
zung und Abstossung der Exsudatmassen freier geworden ist und die
Bindehaut wieder mehr ein gleichmässig rothes und lockeres Aussehen
gewonnen hat, wird das Secrel mehr gleichmässig trüh und eiterähnlich,
nimmt dünn allmälig an Menge und Consistenz ah und verschwindet
endlich nach völliger Vernarbung der wund gewordenen Stellen. Hiemit
ist dann auch meistens eine mehr weniger merkliche Flächenabnahme
der Bindehaut, häufig überdies eine Verwachsung der Conj. palpebrarum
mit der Conj. hulbi von der Uebergangsfalte her gegeben, und in Fällen
weit verbreiteter oder allgemeiner diphtheritischer Infiltration kann es
sogar zu einem totalen Symblepharon und zu X e r o p h t h a 1 m u s
kommen.
Das Schicksal der Cornea, partielle oder totale Zerstörung der-
selben, hängt auch hier wie bei der acuten Blennorrhoe davon ab, ob
die Conj. bulbi an einer relativ kleinen Partie oder in grosser Ausdeh-
nung (rings um die Cornea) Sitz der starren Infiltration wurde. Bei
partieller Infiltration der Conj. bulbi ist es immer die diesem Herde zu-
nächst (in demselben Meridiane) gelegene Partie der Cornea, welche
zuerst trüb, eitrig infiltrirt und durch Schmelzung zerstört wird; solche
Fälle partieller Infiltration sind es, welche noch Aussicht auf Erhaltung
der übrigen Hornhaut lassen, so ferne diese nicht von gespannter Che-
mosis umgeben erscheint. In analoger Weise, wie nach partieller An-
ätzung oder Verbrühung der Conjunctiva bulbi und der Cornea sieht
mau mitunter auch in Folge partieller Diphtheritis nach Beendigung
des Processes eine flügelfellartige Hinüberziehung einer Bindehautpartie
auf eine periphere Hornhautnarbe. - - Beschränkt sich die diphtheritische
Infiltration blos auf die Lidbindehaut, so wird das Auge schlimmsten
Falles durch Distichiasis, Trichiasis oder Entropium geschädigt.
Vorkommen und Ursachen. Wenn die Annahme, dass Diphtheritis
durch die blosse Uebertragung katarrhalischen oder blennorrhoischen
Secretes hervorgerufen werden könne, richtig wäre, dann müsste diese
Krankheit wohl häufiger und allerorts vorkommen. Die Diphtheritis ist
aber relativ zu den acuten Formen des Katarrhes und der Blennorrhoe
sehr selten und nur in gewissen Gegenden (Städten) zu manchen Jahres-
zeiten etwas häufiger (endemisch? epidemisch?) beobachtet worden ').
Die eigentliche Entstehungsursache muss also wohl in anderen Momenten
gesucht werden. Auch die vielseitig beliebte Steigerung einer katarrha-
'} Graefe, Archiv f. 0. I. B. 1. Abth. Jacobson, Arch. i*. 0. VI. 2. Abth.
Mooren, ophthalmol. Beobachtungen, Berlin 1807. Hirschberg, klin. Beobacht.
Wien 1874. Hans Adler, Wittelshöfer's Wochenschr. 1878. Nr. 15.-
60 Bindehaut.
lischen oder blennorrhoischen Entzündung zu Diphtheritis bringt uns
bezüglich der Aetiologie um keinen Schritt weiter, soferne die Momente,
welche eine solche Steigerung bewirken sollen, nicht näher definirt
werden-, der sogenannte Metaschematismus der Krankheiten ist vom
nosologischen Standpunkte aus ebenso schwer zu beweisen als zu wider-
legen; er muss als willkürliche Annahme betrachtet werden. Auch die
Aulstellung sogenannter Mischformen, wohl nur in der Ophthalmologie
noch hie und da gebräuchlich, hat das Studium der Aetiologie und
Nosologie eher beirrt als gefördert.
Erwiesen ist die eminente Ansteckungskralt des diphtheritischen
Secretes, wenn es durch tastbare Gegenstände auf ein Auge übertragen
wird. Gegen seine Haftung schützt kein Alter, keine Constitution. Da
aber die Diphtheritis conjunctivae gleich der Diphtheritis faucium vor-
zugsweise bei Kindern beobachtet wurde, so kann die Entstehung offenbar
nicht bei allen Fällen auf Infection bezogen werden: man muss vielmehr
annehmen, dass der kindliche Organismus vermöge einer besonderen,
zur Zeit allerdings nicht näher defmirbaren Disposition den äusseren
(atmosphärischen) Schädlichkeiten nicht dieselbe Widerstandskraft wie
das spätere Alter entgegenzusetzen vermag, dass sich die Krankheit im
Kindesalter auch ohne Infection entwickeln könne. Man darf als das
Wahrscheinlichste annehmen, dass niedere Organismen (Pilze. Mikro-
kokken), welche sich in feuchten, mit Menschen überfüllten, der Sonne
lind der Lufterneuerung wenig zugänglichen, namentlich in Souterrain-
Wohnungen leicht entwickeln, in der Schleimhaut nicht nur des Rachens,
sondern auch der Conjunctiva kindlicher Individuen einen geeigneten
Boden finden, zu haften und die obgenannten Zufälle einzuleiten. Die
elendesten Stadtviertel und in diesen die elendesten Wohnungen scheinen
als die Brutstätten des diphtheritischen Contagiums bezeichnet werden
zu müssen.
Dass das Excret von Rachendiphtheritis auch das Auge inficiren
kann, weiss ich von einem Collegen, welchem beim Bepinseln der Rachen-
schleimhaut eines Kindes etwas Schleimeiter in das linke Auge ge-
schleudert worden war ; obwohl er sich das Auge angeblich gleich gut
ausspülte, entwickelte sich doch schon am 2. Tage eine Conjunctivitis,
welche sich bald als Diphtheritis manifestirte und zur totalen Zerstörimg
der Cornea sowie zu beträchtlicher Schrumpfung der Conjunctiva (am
Bulbus und im Uebergangstheile) führte.
Prognose. Die Diphtheritis gehört durchschnittlich zu den gefähr-
lichen Erkrankungen des Auges wegen der Gefahr partieller oder totaler
Zerstörung' der Hornhaut. Bei einer Frau, welche sich von ihrem drei-
Diphtheritis. 61
jährigen Kinde inficirt hatte, und bei dem eben erwähnten Collegen sah
ich totale Zerstörung der Cornea; bei einem vierjährigen Kinde und bei
einem achtjährigen Knaben blieben die Eornhäute grösstentheils erhalten,
wurde nur (später) Pupillenbildung und bei dem Knaben die Operation
des Flügelfelles (auf dem rechten Auge) aöthig. Die Anhaltspunkte zur
Prognosis bezüglich dm örtlichen Befundes - wurden bereits bei
der Symptomatologie angegeben.
Behandlung, a) Endicatio causalis. Keller- und Souterrain-
wohnungen sollten schon als Brutstätten ansteckender Krankheiten nicht
geduldet werden, wenigstens nicht für Leute mit kleinen Kindern. Die
Sanitätsmassregeln, welche für Diphtheritis faucium gelten, kommen
eo ipso auch bei Diphtheritis conjunctivae in Anwendung-. Ist das eine
Auge noch frei, so schütze man es durch den Schlussverband, welcher
für die Blennorrhoe angegeben wurde. Die Umgebung muss auf die
Umstände, unter denen Infection erfolgen kann, aufmerksam gemacht
werden. Infectio in distans ist nicht beobachtet worden.
b) Indicatio morbi. Im Stadium des Ansteigens der Entzündung
ist bei kräftigen Individuen wohl eine Blutentziehung mittelst Blut-
egeln angezeigt, am besten hinter den Ohren; nahe am Auge befindliche
Wunden können leicht besudelt, daher diphtheritisch werden. Aus diesem
Grunde ist auch weder zu Bindehautincisionen noch zur Spaltung der
äusseren Commissur zu rathen. Je höher die Wärmeentwicklung an den
Lidern, desto mehr sind kalte Umschläge wie bei der acuten Blen-
norrhoe zu empfehlen. Wenn jedoch im weiteren Verlaufe die Lider
nicht mehr heiss anzufühlen sind, besonders aber wenn dem Kranken
dieselben lästig werden, so müssen sie fortgelassen oder sogar gegen
feuchtwarme Umschläge (Infusum tiorum chamomillae, Decoctum
herbae malvae) vertauscht werden. Die feuchtwarmen Umschläge, täglich
mehrmals stundenweise applicirt, lindern nicht nur den Schmerz, sondern
begünstigen auch die Schmelzung und Abstossung des Exsudates. Sie
sind auch durch Hornhautgeschwüre nicht contraindicirt. Zur Tempe-
rirung der Lichtscheu und der Schmerzen empfehlen sich: Ein-
träuflung von Atropin, 2 — 3stündliches Aufstreichen von Ung. cinereum
mit Extr. belladonnae und Extr. opii aquosum . bei Erwachsenen inner-
lich Chloralhydrat, Morphin (oder Morphininjectionen) , Pulv. Doveri,
Chinin. Die Reinigung des Auges ist wie bei der Blennorrhoe zu
besorgen. Die Anwendung reizender Mittel zur Beschränkung der (in
späterer Zeit reichlichen) Secretion erheischt wegen des Vorhandenseins
wunder Stellen die grösste Vorsicht. Selbst eine einprocentige Lapislösung
darf anfangs nur probatorisch (Controle der Reaction) angewendet werden.
62 Bindehaut.
Dasselbe dürfte auch von Versuchen mit Chlorwasser, mit hyperinangan-
saurem Kali, mit Boraxlösimg u. dgl. gelten. Auch ohne solche Mittel
kehrt die Bindehaut, soweit sie nicht der Phthisis verfallen, in wenigen
Wochen zur Norm zurück. Von der Einleitung einer Salivation durch
Calomel oder Einreibungen mit ünguentum cinereum habe ich sowohl
bei der acuten Bindehautblennorrhoe als bei der Diphtheritis ab-
schreckende Beispiele gesehen, weshalb ich mich nie zu diesem heroischen
Mittel zweifelhaften Erfolges (rücksichtlich der Augenkrankheit) ent-
schlossen habe.
V. Conjunctivitis scrofnlosa s. lymphatica (pustulosa, phlyctaenulosa,
Herpes conjunctivae et corneae).
Als Conjunctivitis lymphatica bezeichnen wir eine Entzündung.
welche ihren Sitz im vorderen Abschnitte der Conjunctiva bulbi oder
im Bereiche der Cornea hat und sich durch Setzung umschriebener
(knötchen-, pustel- oder bläschenförmiger) Exsudate unter Ciliarinjection,
dem Sitze der Efflorescenz entsprechend, charakterisirt. Das Exsudat,
welches eine solche Efflorescenz bildet, lagert zunächst im Gewebe der
Bindehaut respective in der conjunctivalen Schicht der Cornea, ist
daher wenigstens anfangs mit Epithel überkleidet, halbtiüssig und so-
gleich oder erst später ganz opak: es wird einfach resorbirt oder nach
eitriger Schmelzung, welche auch die subconjunctivalen Gewebeschichten
ergreifen kann, eliminirt.
Symptome und Verlauf. Die entzündliche Gewebeveränderung tritt
zumeist in der vorderen Zone der Conjunctiva bulbi zu Tage,
in der Kegel im Limbus oder unweit davon, seltener im Bereiche
der Cornea. Sie manifestirt sich durch einen oder durch mehrere
staub- bis hirsekorngrosse Hügel und erinnert durch diese Form
an manche Exantheme der Cutis. Der Eruption eines jeden Hügels g ht
partielle Ciliarinjection, meistens auch Schmerz (flüchtige Stiche)
Lichtscheu (selbst Lidkrampf) und Thränenfluss voraus. Die Ciliar-
injection umkreist die ganze Cornea, wenn deren mittlere Region der
Sitz auch nur einer einzigen Efflorescenz wird. Die periphere Zone der
Conjunctiva, bulbi und die Lidbindehaut können dabei unverändert sein:
oft aber kommen zugleich die Erscheinungen der Conjunctivitis catar-
rhalis vor. Im Bereiche des Tarsus findet man selbst bei den einfachsten
Formen das Gefässnetz, welches die Follikel der Meibonfschen Drüsen
umspinnt, und somit auch die Conjunctiva abnorm injicirt. Ausnahms-
weise findet man au der Tarsalbindehaut nächst dem Lidrande ein rundes
Conjunctivitis scrofulosa. 63
Geschwür von 2 3 Mm. Durchmesser, offenbar die Folge einer daselbsi
erfolgten Eftlorescenz.
Der [nhalt jedes Exsudathügels ist ein tnehr weniger consistenter,
(Anhäufimg von /eilen') oiemals gleich von Anfang ein flüssiger,
daher die Benennungen, welche Bläschen- oder Pustelbildung supponiren,
nicht cori< cl sind. Die einzelnen Hügel werden im Verlaufe einiger Tage
resorbirt, namentlich die kleineren, oder sie gehen nach Abstossung der
sie iiberkb idenden Epithelschicht durch eitrige Schmelzung von der
Kuppe aus in Geschwüre über. Daher zeigen solche Geschwüre nicht
nur eine kreisrunde Form, sondern auch, so lange nicht alles Exsudat
eliminirt ist, eine wallartige (durch noch angeschmolzenes Exsudat
gebildete) ümsäumung. Die Geschwüre, welche blos im Bereiche der
Conjunctiva (bis zum scharfen Rande dc^ Limbus) entstanden, vernar-
ben schliesslich ohne sichtbare Spur.
Aehnlich gestaltet sich der Verlauf, wenn Efflorescenzen auf dem
Hornhauttareal auftreten, oder vom Limbus aus in dasselbe eingreifen.
Wenn eine Efflorescenz auf der Cornea sich deutlich hügelförmig auf-
wölbt, so könnte ein minder geübter Beobachter sie mit einem oberfläch-
lich haftenden fremden Körper verwechseln. Anamnestische Angaben sind
oft nicht verlässlich; nur scharfe Besichtigung bei focaler Beleuchtung kann
sicheren Aufschluss geben. - - In vielen Fällen erhebt sich die Efllore-
scenz auf der Cornea nicht in Form eines Hügels, sondern erscheint mehr
als ein kaum merklich aufgewölbtes Infiltrat. Sowohl die hügelförmigen
als die mehr flachen Efflorescenzen im Bereiche der Cornea können nach
einigen Tagen oder Wochen spurlos verschwinden; in der Kegel jedoch
zerfallen sie vom Centrum aus und führen zu Geschwüren, welche durch
Fortschreiten nach der Tiefe oder nach der Fläche (durch beides) das
Auge sehr ernstlich gefährden, seihst vernichten können, glücklicher-
weise jedoch meistens nur mehr weniger oberflächliche (demnach persi-
stirende oder transitorische) Narben hinterlassen.
Aus den Geschwüren an und für sich lässt sich ein Rückschluss
auf ihre Entstehung mit Wahrscheinlichkeit machen, wenn das Augen-
leiden ohne äussert V* ranlassung entstanden ist und wenn nebst einem
oder mehreren Geschwüren noch hügelförmige Exsudate vorhanden sind.
In zwei Fällen jedoch lässt sich die Bedeutung eines solchen Geschwüres
schon aus dem Sitze und aus der Form allein mit Sicherheit bestimmen,
a) Wenn ein rundes Geschwür am Bande der Cornea so sitzt, dass
'i Den mikroskopischen Befund gab Iwanoff in der Heidelberger Versamm-
lung 1869. in Zehender's klin. Monatsbl. 1869, pag. 462 (mit 1 Abbildur.gj.
64 Bindehaut.
es nicht nur in die Cornea, sondern auch in den Skleralbord eingreift, so
ist es, falls Verletzung- und Herpes zoster ausgeschlossen werden können,
sicher aus dem Zerfalle eines solchen Exsudates entstanden. Dem1 ander-
weitig herbeigeführte Hornhautgeschwüre ziehen nicht einmal den .vom
Limbus bedeckten Rand der Cornea, geschweige denn den Skleralbord
selbst mit in Schmelzung. Führen dann solche Geschwüre zum Durch-
bruche der Descemetischen Membran, so wölbt sich die vorgedrängte
Iris zunächst über der Sklera steil auf, und ist es dann zur Ueberhäutung
und Vernarbung gekommen, so erscheint die Pupille aus ihrer Lage ver-
rückt, oft in eine Spalte verwandelt, ungefähr so, wie wir sie durch Iri-
desis absichtlich verlagern, b) In manchen Fällen sieht man einen Exsu-
dathügel am Limbus von seiner Kuppe aus zerfallen und eine kraterähn-
liche Vertiefung bilden; während aber die periphere Hälfte des Walles
von dichtgedrängten Gefässchen durchsetzt und abgeflacht, gleichsam
verzehrt wird, bleibt die centrale Hälfte epaulettförmig und gefässlos
stehen, und die Grube (das Geschwür) zAvischen der peripheren und
centralen Hälfte lässt sich nur bei guter Beleuchtung deutlich erkennen.
Nach einigen Tagen sieht man den epaulettförmigen Wall weiter in
das Hereich der Cornea hineingerückt, an seiner coneaven Seite das Ge-
schwür und zwischen diesem und dem Skleralboide ein Convolut von Ge-
fässchen, welche in ihrer Gesammtheit gleichsam ein Bändehen von Gelas-
sen darstellen, das natürlich um so breiter erscheint, je breiter jener Wall
und um so länger, je weiter derselbe bereits vom Skleralborde abgerückt ist.
(J. N. Fischer's Gefässbändchen.) Eine Zeit lang rückt das Ge-
schwür mit seinem epaulettförmigen Hände in gerader Linie vor. dann
aber weicht es in manchen Fällen ab, so dass seine weitere Halm einen
Bogen beschreibt (wie eine Rakete). Jeder Punkt des Limbus kann den
Ausgangspunkt bilden und an jedem Punkt der geradlinigen oder bogen-
förmigen Bahn kann dem Fortschreiten durch Heilung dt^ Geschwüres
ein Ende gesetzt werden. Die Bahn, anfangs als rother Streifen sicht-
bar, wird allmälig ärmer an Gelassen, zuerst in der Nähe des Limbus.
lässt sich dann deutlich als eine Furche (langgestreckte Mulde) wahr-
nehmen und bildet, nachdem mit erfolgter Vernarbung des Geschwüres
auch alle Gefässe im Cornealbereiche verschwunden sind, einen mehr
weniger breiten und mehr weniger saturirten, erst grau- dann bläulich-
weissen Streifen, welcher sich, wenn überhaupt, von seinem peripheren
Ende aus aufhellt. Dieser Streifen, auf dessen Anwesenheit man nach Mo-
naten, Jahren noch auf Conjunctivitis scrofulosa mit diesem eigenthüm-
lichen Verlaufe schliessen kann, ist demnach eine mehr weniger ober-
flächliche Hornhautnarbe. Der eben geschilderte Geschwürsprocess führt
Conjunctivitis scrofulosa. 65
niemals zur Perforation der Hornhaut und beeinträchtigl das Sehver-
mögen "in durch die allenfalls persistente Trübimg vor dem Bereiche
der Pupille.
Bisweilen erscheint die Conjunctivitis lymphatica in der Form von
Pannus. Zahlreiche staub-, mohnkorn-grosse Exsudate bedecken ein
mehr weniger grosses Areal der Cornea, auf welchem ich zugleich
oberflächlich streichende Gefässchen zeigen. Gewöhnlich sieht man solche
Körnchen dann auch im Limbus und in der angrenzenden Partie der
Conjunctiva eingesprengt. Nur die grösseren der auf der Cornea sitzen-
den Hügel gehen mitunter in Geschwürchen über: die kleineren und
die in der Sklera sitzenden verschwinden allmälig spurlos. Diese
Form gestattet demnach meistens die Aussiebt auf Restitutio ad inte-
grum. Behufs der Unterscheidung vom blennorrhoisehen Pannus braucht
man nur die Conjunctiva palp. zu durchmustern: wo diese nicht den
Befund der chron. Blennorrhoe ergibt, bat der Pannus nur die Bedeu-
tung der Conjunctivitis lymphatica und lässt sich derselbe bald und
ohne ernstere Folgezustände beheben. Eine beträchtliche Mächtigkeit
seheint dieser Pannus nie zu gewinnen.
Wenn man fragt, mit welchem Rechte eine Entzündung, die im Bereiche
der Cornea auftritt, als Conjunctivitis, nicht als Keratitis bezeichnet werde, so
muss vor allem betont werden, dass diese Entzündung jederzeit von jener Corneal-
schicht ausgeht, welche man als modificirte Conjunctiva anzusehen berechtigt ist.
„Ich stehe nicht an, die sogenannte Basalmembran der Cornea für einen modi-
ficirten Theil dieser Substanz zu erklären, d. h. desjenigen Theiles, welcher gene-
tisch der Conjunctiva angehört" '). „Man kann leicht constatiren, dass die Fasern,
in welche die Basalmembran sich auflöst, in die zunächst unter dem Epithel ge-
legenen, etwas festeren Conjunctivalschichten, die man als Tunica propria der Con-
junctiva bezeichnet, direct übergehen. Aber auch die Fasern des lockeren subcon-
junctivalen Gewebes enden nicht scharf abgeschnitten, sondern setzen sich in die
Fasern fort, welche dicht unter der vorderen Grenzlamelle der Cornea hinziehen.
Man kann bei der Menschen -Cornea leicht mit einer Staarnadel diese vorderen
Schichten der Cornea von der darunter liegenden Substantia propria in grösseren
Stückin ablösen; es reissen diese Stücke am Cornealfalze nicht ein, sondern gehen
hier in die erwähnten entsprechenden Theile des Limbus conjunctivae, beziehungs-
weise der Conjunctiva sclerae über" -). Durch diese Darstellung hat die früher
schon aus klinischen Beobachtungen gefolgerte Ansicht, dass die pathologischen
Vorgänge, welche bei chronischer Blennorrhoe sowohl, als bei der Conjunctivitis
scrofulosa im Bereiche der Cornea beobachtet weiden, ihren Ausgang von der
Bindehaut nehmen und eigentlich zunächst dem Bindehautüberzuge der Cornea
') Waldeyer, mikroskop. Anatomie der Cornea, Sklera und Conjunctiva in
Graefe und Saemisch Handbuch, 187 i, B. I. Thl. i. pag. 202.
•) Ibidem pag. 224.
v. Arlt, Krankh. des Auges. ;i
66 Bindehaut.
angehören, fortan auch vom anatomischen Standpunkte aus eine sichere Basis er-
halten. Bei den meisten Individuen erfolgt die erste Eruption im Limbus, bei sehr
vielen theils im Limbus. theils nächst demselben (im Bereiche der Cornea), und
bei einer grossen Zahl, wo die Affection im Limbus begann, sieht man dieselbe
durch frische Nachschübe oder einfach durch Ausbreitung des einen und des an-
deren Herdes die durchsichtige Hornhaut in Mitleidenschaft ziehen. Fälle, wo die
Exsudation sogleich im Areal der durchsichtigen Cornea erfolgt und auf dieses be-
schränkt bleibt, sind relativ selten, und auch in diesen unterscheidet sich der wei-
tere Vorgang von dem bei rein episkleralen Eruptionen nur dadurch , dass, wenn
nicht Resorption, sondern eitrige Schmelzung eintritt, die Eiterung wegen der
lest en Unterlage (Mangel lockeren Sübconjunctivalgewebes) sich mehr nach der
Tiefe oder nach der Fläche (oder nach beiden Richtungen) ausbreitet. Trennt man
einem Systeme zu liebe die Besprechung der Fälle, wo Eruptionen im Bereiche
der Cornea auftreten, von der Besprechung jener, wo dieselben im Limbus vor-
kommen, so muss man sich eine Inconsequenz schon deshalb zu Schulden kommen
lassen, weil in allen Fällen des letzteren Vorkommens, falls Geschwürsbildung auf-
tritt, auch die Cornea, die Substantia propria derselben in Mitleidenschaft gezogen
wird. Gleichwie wir bei Katarrh oder bei Blennorrhoe das Ergriffenwerden der
Cornea als ein consecutives betrachten, müssen wir auch hier die Bindehaut als
den Ausgangsherd der Erscheinungen auffassen, welche sich im weiteren Verlaufe
in der eigentlichen Hornhautsubstanz entwickeln. Ein analoges Verhalten, wie
zwischen der eigentlichen Conjunctiva und dem conjunctivalen Ueberzuge der Cor-
nea beobachten wir in Fällen von Skleritis und Keratitis, wenn sich einzelne Ent-
zündungsherde halb in der Sklera, halb in der Cornea entwickeln, eigentlich von
der Sklera aus mehr weniger in die angrenzende Cornea hineinrücken.
Wenn eine Effloresceiiz im Limbus oder nächst demselben im An-
züge ist, so entsteht an dieser Stelle zunächst eine partielle Ciliarin-
jeetion; erweiterte Gefässe in der Bindehaut entwickeln sich erst
nach erfolgter Eruption. Wenn jedoch eine Efflorescenz im mittleren
Theile der Cornea ausbricht, oder wenn zahlreiche Efflorescenzen im
Limbus im Anzüge sind, findet man die Ciliarinjection rings um
die Cornea. - Einzelne Eruptionen können vorhanden sein, ohne
dass auffallende Erscheinungen (von Seite des t Nervensystems)
vorausgegangen (manchmal flüchtige Stiche im Auge) oder nachfolgen,
mit Ausnahme von etwas gesteigerter Empfindlichkeit gegen das Licht.
Es werden Kinder vorgeführt „weil sich auf dem Auge ein Fleck bildet"
d. h. weil das zur Heilung eines Hornhautgeschwüres gebildete Ersatz-
gewebe allmälig trüber, daher bemerkbarer wird, und die vorausgegangene
Efflorescenz unter so geringen Zufällen stattgefunden hatte, dass sie
wenig oder gar nicht beachtet (wohl auch schon vergessen) wurde. In
der Eegel jedoch, und bei mehrfacher Efflorescenz wohl ohne Ausnahme,
treten vor, während oder nach der Eruption andere, mitunter sehr
heftige Zufälle zu Tage.
Conjunctivitis scrofulosa. 67
Die auffallendste and lästigste dieser Erscheinungen ist eine
erhöhte Empfindlichkeit gegen das gewöhnliche Tageslicht
(Lichtscheu, Photophobie) welche, begleitet von vermehrter Thränen-
absonderung, nicht selten bis zum krampfhaften Verschlusse der
Lidspalte (Blepharospasmus) gesteigert erscheint. Obwohl diese Zufälle
als Reflexerscheinungen von der Reizung des Trigeminus am Auge
aufzufassen sind - wir sehen sie nach dem Eindringen fremder Körper
in den Bindehautsack rasch auftreten und nach der Entfernung fast
ebenso rasch verschwinden — so stehen sie doch bei der eben bespro-
chenen Affection durchschnittlich nicht im geraden Verhältnisse zu den
sichtbaren Veränderungen am Bulbus. Sie sind oft bei sehr geringer
Produktbildung am Limbus oder an der Cornea in erstaunlich hohem
Grade vorhanden, so dass die Kranken Tage, Wochen lang kein Auge
öffnen und bei jedem Versuche, sie ans Tageslicht zu bringen, vor
Schmerz aufschreien; in anderen Fällen dagegen, wo man nach den Ver-
änderungen am Bulbus, namentlich an der Cornea, einen sehr hohen
Grad von Renexerseheinuugen erwarten sollte, fehlt nicht nur der Ble-
pharospasmus, sondern sind auch Lichtscheu und Thränenfluss in sehr
geringem Grade vorhanden. Noch auffallender ist die Thatsache, dass
diese Zufälle in den Morgen- und Vormittagsstunden die grösste Hef-
tigkeit zeigen, dagegen in den Abendstunden anfallend remittiren, so
dass dann namentlich Kinder aus ihreu dunklen Verstecken hervorkrie-
chen und ihre Spiele aufnehmen.
In manchen Fällen beginnt das Leiden des Auges mit den gewöhn-
lichen Erscheinungen eines acuten Bindehautkatarrhes und
kommen die charakteristischen Efflorescenzen (gewöhnlich mehrere) erst
nach einigen Tagen zum Vorschein: häufiger jedoch treten die katarrha-
lischen Zufälle erst dann auf, wenn bereits eitrige Schmelzung einzelner
Exsudate erfolgt ist, oder wenn von Zeit zu Zeit frische Exsudate nach-
geschoben werden. In letzterem Falle nimmt die Bindehaut der Lider
nach wochenlanger Dauer des Uebels oft eine gleichmässige Röthe und
Schwellung an und liefert dabei ein so reichliches schleimig-eitriges
Secret, dass man eine subacute Blennorrhoe vor sich zu haben vermei-
nen kann. Solche Fälle sind in der That als scrofulöse Bindehautblen-
norrhoe beschrieben worden, obwohl sie, wie wir sehen werden, eine ganz
andere Behandlung erfordern.
Wenn Lichtscheu und Thränenfluss längere Zeit bestehen, beson-
ders aber wenn zugleich Schleimsecretion vorhanden ist, so entstehen
sehr oft Excoriationen an der Lidhaut, welche am temporalen Win-
kel sehr leicht zu Blepharophimosis führen. Nur wo diese entstan-
5*
68 Bindehaut.
den ist, kommt es hie .und da einmal zn Entropium des unteren
Lides-, eine bleidende Lage- oder Formveränderung der Lider ist auch
Dach Monate lang andauerndem Blepharospasmus nicht zu befürchten.
Sehr häufig, vielleicht in der Hälfte der Fälle, findet man zu-
gleich Blepharitis vor. Oefters hat dieselbe schon früher bestanden,
seltener tritt sie erst während oder nach dem Ausbruche der Conjun-
ctivitis auf. Man kann diese Affection leicht übersehen, wenn man sich's
nicht zur Kegel gemacht hat, bei jeder Bindehautentzündung den inter-
marginalen Saum genau zu besichtigen. Die Blepharitis manifestirt sich
nämlich in vielen Fällen nur dadurch, dass der intermarginale Saum
streckenweise (selten durchaus) breiter erscheint und zwar durch Schwel-
lung (Verdickung) der vorderen Kante. An den Strecken, wo der inter-
marginale Saum breiter, demnach der Lidrand etwas dicker erscheint,
findet man die Cutis nicht nur vor, sondern auch an und hinter der
Sprossungslinie der Cilien geröthet und bis zur Ausmündungslinie der
Meibom'schen Drüsen mit kleinen knötchenförmigen rothen Hügeln besetzt.
Auch kleine Epidermisschollen oder Schüppchen an der Basis der Wim-
pern können leicht übersehen oder für eingetrockneten Schleim gehalten
werden. (Vergl. Blepharitis).
Vorkommen, Ursachen. Diese Krankheit ist unstreitig allerorts die
allerhäufigste der Augenentzündungen. Das grösste Contingent liefert das
Kindesalter (doch nicht vor dem 9. Monate), nächstdem das Knaben-
alter. Die Fälle, wo das Leiden erst um die Zeit der Pubertät ausbricht,
sind seltener, dafür meistens gefährlicher und hartnäckiger. Im Mannes-
und im Greisenalter erfolgt mitunter eine Anfall bei Individuen, welche,
nachdem sie früher an Scrofulosis gelitten hatten und dann längere Zeit
gesund erschienen waren, durch schwächende Einflüsse (schlechte Nah-
rung, dumpfige Wohnung, längeres Säugen u. dgl.) in der Ernährung
sichtlich herabgekommen sind.
Diese Form von Bindehautentzündung kommt so häufig mit deut-
lichen Erscheinungen von Scrofulosis in anderen Organen vor, dass
man schon durch dieses Vorkommen auf einen ursächlichen Zusammen-
hang mit diesem Allgemeinleiden hingeleitet wird. Sie zeigt aber auch
in jenen Fällen, wo manifeste Zeichen von Scrofulosis zur Zeit der
Conjunctivitis vermisst werden, ein von äusseren Schädlichkeiten so
wenig abhängiges Auftreten und Recidiviren, dass man in ähnlicher
Weise wie bei Manifestationen der Syphilis zur Annahme eines im
Organismus selbst liegenden Causalmomentes gedrängt wird. Eine
nähere Erörterung der Scrofulosis überhaupt ist an diesem Orte weder
möglich noch nothwendig; die Kenntniss dieser weitverbreiteten Krank-
Conjunctivitis scrofulosa. IUI
heit darf hier füglich vorausgesetzt werden. Wollte man Scrofulosis
nur dann annehmen, wenn man Anschwellung (Infiltration) der Lymphdrü-
sen oder Caries vorfindet, so würde man vielleicht kaum die Hälfte solcher
Augenkranken für scrofulös erklären dürfen. Man muss auch den Zu-
stand der allgemeinen Bedeckung, der Schleimhäute (besonders der Nase
und des Rachens) der körperlichen Entwicklung (zur Pubertätszeit) und
der Ernährung überhaupt in Betracht ziehen. Da sich auch dieses
Allgemeinleiden gleich anderen zuerbt am Auge deutlich manifestiren
kann, so darf man bei typisch ausgeprägter Form der Conjunctivitis
mindestens den Verdacht auf Scrofulosis als Ursache nicht sofort von
sich weisen, namentlich wenn man nicht Gelegenheit hat, die betreffen-
den Individuen durch eine längere Zeit zu beobachten. Gewiss wird man
es nie zu bedauern haben, wenn man bei seinen weiteren Massnahmen
bezüglich der Prognosis und Therapie von dieser Supposition ausgeht,
während die Annahme eines rein örtlichen Leidens sehr leicht zur Ver-
nachlässigung entsprechender prophylaktischer, namentlich hygienischer
Rathschläge führt. Denn es handelt sich ja nicht blos um den eben
vorliegenden Anfall von Entzündung, sondern auch um den Gesundheits-
zustand im Allgemeinen und um die Verhütung von Recidiven. Dass
diese Krankheit in eminenter Weise häutig wiederkehrt, geben auch
jene zu, welche dieselbe als locales Leiden bezeichnen. Während mau
in anderen Fällen z. B. bei Iritis, nicht selten die Ursache des Reci-
divirens in örtlichen Veränderungen (Folgen der vorausgegangenen Ent-
zündung) findet, kann man hier in der Zwischenzeit am Auge oft nicht
die geringste Veränderung auffinden, welche Verdacht auf eine Recidive
geben möchte.
Eine andere Frage ist die, ob man in Fällen, wo keine anderweitigen mani-
festen Zeichen von Scrofulosis vorhanden sind, dem Kranken (seinen Angehöri-
gen) sagen solle, das Augenleiden sei scrofulösen Ursprunges. Bei den Ansichten,
welche gegenwärtig über die Scrofulosis im Publikum gang und gäbe sind, wird
es nicht nur in wenig markirten, sondern meistens auch in eclatanten Fällen
durchschnittlich gerathen sein, den Kaien gegenüber das Augenleiden als Folge
zarter Constitution, eben überstandener Krankheiten, Fehler in der physischen Er-
ziehung u. dgl. zu bezeichnen, und demgemäss eine Basis für die weiter anzuord-
nende diätetische und medicamentöse Behandlung zu gewinnen. Erklärt man aber
das Uebel für ein rein örtliches, so werden sieh der Patient oder seine Angehöri-
gen schwerlieh zu Massregeln entschliessen , welche nur bei grosser Beharrlichkeil
und Consequenz von Erfolg sein können. Unter Umständen sae-en wir ja auch bei
Blennorrhoe, hei Syphilis dem Laien nicht, was wir über die Natur seines Leidens
denken (wissen), und leiten unbeirrt die unserer Ueberzeugung entsprechende Be-
handlung ein.
70 Bindehaut.
In dem Streben, diese Augenentzündung als ein rein örtliches
Leiden darzustellen, haben einige Autoren sich verleiten lassen, die
Reihenfolge krankhafter Erscheinungen umzukehren. Dies gilt zunächst
für die Anschwellung der Nasenflügel und der Oberlippe.
Diese in manchen Fällen ganz charakteristische Veränderung soll durch
die vermehrte Thränenabsonderung, also durch chemische Reizung der
Nasenschleimhaut und der angrenzenden Cutis bewirkt werden. Wer
dieser Meinung ist, dem braucht man nur zu rathen, dass er sorgfäl-
tiger beobachte und examinire; er wird bald zugestehen müssen, dass
solche Anschwellungen in vielen Fällen Tage, Wochen lang bemerkt
werden, bevor sich eine Spur des Augenleidens zeigt. Die Entzündung
der Nasenschleimhaut, welche man vielleicht als Ursache der Schwel-
lung der Nasenflügel und der Oberlippe ansehen darf, wird also wohl
noch durch etwas anderes als durch das reichlichere Zuströmen von
Thränen bedingt sein können. Sie ist übrigens bilateral, auch wenn nur
das eine Auge leidend ist, und sie ist manchmal auch bei relativ gerin-
ger Illacrimation sehr stark entwickelt. ■ ■ Man hat ferner behauptet,
die Anschwellung der Halsdrüsen entwickle sich erst in Folge
des Augenleiden-, sie stehe zu diesem in demselben Verhältnisse, wie
etwa die Anschwellung der Ach eldrüsen zu einem Panaritium. Aber
solche Anschwellungen bestehen factisch in der Eegel schon vor dem
ersten Anfalle einer solchen Augenentzündung, und bei vielen Individuen,
welche früher nie eine solche Augenentzündung hatten, sehen wir diese
zuerst auftreten, nachdem die Halsdrüseu längst vereitert sind und nur
die bekannten entstellenden Narben zurückgelassen haben. Es kommen
Fälle vor, wo das Augenleiden auf die eine, die Drüseninfiltration auf
die andere Körperseite beschränkt bleibt. Wir sehen (am häufigsten bei
acuter Bindehautblennorrhoe. aber auch bei Schankern oder bei Epithe-
liom an der Conjunctiva) Lymphdrüsen anschwellen, aber nicht am
Hui e. sondern vor dem Ohre, und diese gehen mit der Krankheit
(Blennorrhoe. Schanker) zurück: sie erreichen nie die Grösse einer Ha-
selnuss, noch führen sie zu sieht- oder fühlbarer Mitleidenschaft der
Halsdrüsen. - Bezüglich des gleichzeitig mit dieser Bindehautaffection
sehr oft vorkommenden Ekzems der Gesichtshaut sind differente
Deutungen publicirt worden. Die Efflorescenzen am Bulbus lassen sich
ohne Zwang mit den ekzematösen Eruptionen auf der Cutis in Parallele
bringen. Man wird sich aber in jedem einzelnen Falle immer wieder
fragen müssen: ist die Efflorescenz durch eine örtliche Reizung oder
durch eine besondere, und durch welche Disposition bedingt? Wenn
Ekzem in der Nähe des Auges vorher oder gleichzeitig mit der Efflore-
Conjunctivitis scrofulosa. 71
sceuz am Auge auftritt, so kann man daran denken, dass die Augen-
affection eine Folge der Eautaffection sei. Es kommt vor, dass bei Akne
rosacea papulöse Efflorescenzen am Limbus oder auf der Cornea auf-
treten und häufig reeidiviren, so lange es nichl gelingt, die Akne gründ-
lich zu beseitigen. Ech habe auch bei einem das Gesicht, besonders die
Stirn reichlich bedeckenden papulösen Syphilide eine sehr deutlich mar-
kirte Papel am Limbus der linken Hornhaut (nach innen-oben) gesehen,
zugleich mit solchen Eruptionen an der äusseren Kante des intermar-
ginalen Saumes. Man rindet aber auch zahlreiche Fälle, wo Ekzem an
den Lidern und Wangen erst nach dem Ausbruche der Augenaffection,
ja nach längerem Bestände dieser zum Vorschein kommt, namentlich
wenn die Augen wegen starker Lichtscheu — demnach reichlichen Thrä-
nens — verbunden oder verdeckt gehalten werden. Hier ist wohl die
stete Einwirkung der Thränen die erregende Ursache des Ekzems.
Bezüglich der äusseren Schädlichkeiten, welche direct auf das
Auge wirken, ist zu bemerken, dass eine Verletzung, Verkühlung u.
dgl. wohl den Anstoss zum Ausbruche dieser Affection, aber nicht die
eigentliche Ursache abgeben kann. Dafür spricht nicht nur das häufige
Auftreten dieses Augenleidens bei Kindern nach schweren Krankheiten
(Masern, Scharlach, Blattern), sondern auch das häufige Wiederkeh-
ren bald auf dem einen bald auf dem anderen Auge (meistens mit
Blepharitis) und ganz besonders der Umstand, dass man öfters während
der Behandlung des einen Auges und während der sorgfältigsten Pflege
und Ueberwachung des Kranken eine Efflorescenz auf dem anderen
Auge auftreten sieht. Es kommen Fälle vor. wo man nur durch die
tägliche Besichtigung beider Augen auf das Beginnen der Eflloreszenz
an dem zweiten Auge geführt wird.
Prognose. Diese betrifft theils das Allgemeinleiden, theils die
Veränderungen am Auge. Rücksichtlich des ersteren muss zwischen
ererbter und erworbener Scrofulosis unterschieden werden. Bei der
ersteren ist die Prognosis bezüglich der Dauer und der Becidive des
Augenleidens ungünstiger, besonders wenn dasselbe erst um die Puber-
tätszeit auftritt. Die Unterscheidung zwischen ererbter und erworbener
Scrofulosis kann sehr schwierig sein, weil Eltern, welche in ihrer
Jugend scrofulös waren, dennoch ganz gesunde Kinder zeugen können.
Wo nicht bestimmte Indicien für Erblichkeit sprechen, wird mau bei der
Stellung der Prognosis theils auf das Gesammtbefinden des Individuums,
namentlich auf den Zustand der Körperentwicklung und der Ernährung
zu sehen haben, theils auf die Verhältnisse, unter denen das Individuum
lebt, und auf die Möglichkeit, ungünstigen Verhältnissen abzuhelfen.
7 2 Bindehaut.
Eücksichtlich des Augenleidens an und für sich hängt die Progno-
sis in erster Linie von den bereits vorgefundenen oder bevorstehenden
Veränderungen namentlich an der Cornea, in zweiter Linie aber auch
von den Lebensverhältnissen und der Pflege (dem Verhalten) des Indi-
viduums ab. Der heftigste und hartnäckigste Blepharospasmus an und
für sich braucht den Arzt nicht bange zu machen, gefährlich sind nur
ausgebreitete (namentlich centrale) oder confluirende Geschwüre, und
gerade diese pflegen unter relativ geringen Reizerscheinungen aufzutre-
ten und zu verlaufen, daher man sie auch als torpide bezeichnet. Sie
greifen bald rasch, bald unvermerkt weiter und tiefer und führen leider
hie und da auch einmal trotz der sorgfältigsten Pflege und Behandlung
zum Ruin der Cornea. (Diesen Ausgang habe ich nur bei manifester
Scrofulosis beobachtet.) Die in Form von Infiltraten auftretenden flachen
Efflorescenzen lassen, selbst wenn sie einen grösseren Durchmesser zeigen,
so lange eine Aussicht auf eine theilweise Resorption, als sie nicht in
grössere Geschwüre übergegangen sind. (Vergl. Keratitis.) Die übrigen
Anhaltspunkte für die Prognosis sind in der Schilderung der Symptome
und des Verlaufes enthalten.
Behandlung, a) Die Causa lindication erfordert zunächst die
Berücksichtigung des Gesundheitszustandes im Allgemeinen,
besonders in Bezug auf die körperliche Entwicklung, die Ernährung,
specielle örtliche Leiden z. B. Caries, Amenorrhoe u. s. w. und der
Verhältnisse, unter denen der Kranke lebt, besonders bezüglich
der Nahrung, Wohnung. Körperbewegung, Pflege der Haut.
Die gröbsten Verstösse gegen die Diätetik werden gewöhnlich bei
Kindern begangen theils wegen ungünstiger Verhältnisse, theils wegen
Vorurtbt'ile oder Mangels an Verständuiss. Vor allem müssen feuchte,
der frischen Luft und den Sonnenstrahlen wenig zugängige Wohn-
besonders Schlafzimmer als nachtheilig bezeichnet werden. Die Wohn-
stuben sind oft wegen schlechten Baumateriales oder weil sie zu früh
bezogen wurden, oft wegen zu tiefer, halb unterirdischer Lage, oft wegen
Ueberfüllung mit Menschen oder, weil darin gekocht und gewaschen
wird, feucht und dumpfig; oft ist dies nur der zum Schlafen benützte
Kaum, weil er nicht geheizt, blos von dem anstossenden, zum Wohnen
oder Kochen benützten Locale aus erwärmt, mithin von da aus dunstig
wird. Auch bei wohlhabenden Leuten wird leider oft das am ungün-
stigsten gelegene Zimmer als sogenannte Kinderstube verwendet. Das
sind wahre Brutstätten für Scrofulosis, nicht blos für Schimmelbildung,
die man an dem modrigen Gerüche erkennt, an Schuhen u. dgl. nach-
weisen kann.
Conjunctivitis scrofulosa. 73
Fehler gegen die gehörige Lüftung und gegen die nöthige Be-
wegung im Freien werden, falls nicht schon früher, doch wenigstens
dann begangen, wenn ein Kind mit mehr weniger Lichtscheu an den
Augen leidet. Äengstlich werden die Fenster geschlossen nnd bis zu
förmlicher Verfinsterung der Stube verhängt gehalten; man gestattet
den Keinen, ihr Gesicht in den Betten oder an der Brust der Wärte-
rin zu bergen oder man verbindet die Augen. Man weiss eben nicht,
dass durch solches Verfahren die Lichtscheu vielmehr gesteigert wird,
und dass durch die von Schweiss und Timmen befeuchteten Tücher
Excoriationen oder Ekzem erregt werden, welche nun den Trigeminus
auch von der Haut aus reizen. Ein Arzt, welcher von solchen Missgrif-
fen keine Notiz nimmt (dem sie verhehlt werden), darf sich nicht wun-
dern, wenn seine pharmaceutischen Mittel wenig fruchten. Nach Abstel-
lung solcher Fehler wird er aber auch kaum jemals genöthigt sein,
Mittel in Anwendung zu bringen, welche für viele Laien etwas Ab-
schreckendes haben, nämlich solche Augen einige Minuten gewaltsam bei
vollem Tageslichte offen zu halten oder die Kinder mit dem Gesichte auf
einige Secunden in kaltes Wasser einzutauchen. Für die Kinder armer
Leute ist es in der Regel eine Wohlthat, wenn sie, der Jahreszeit ent-
sprechend bekleidet, täglich in die Wohnung des Arztes gebracht wei-
den müssen.
Nicht minder wichtig ist die Ueberwaehung, resp. Regulirung der
Nahrung. Vor allem ist auf eine gewisse Ordnung im Essen zu
dringen. Im Allgemeinen hält es nicht schwer, den Laien begreiflich zu
machen, dass das häutige und uuzeitige Darreichen von Ess- oder Nasch-
waaren dem Gedeihen der Kinder entgegenwirkt. Sehr oft, wenn die
Eltern über Mangel an Esslust der Kleineu klagen, stellt sich heraus,
dass nur die Unordnung im Verabreichen der Nahrung die Schuld t lägt.
- Viele Aerzte meinen, man solle solchen Kindern vorzugsweise oder
gar ausschliesslich animalische Kost verabreichen und dabin Bier
oder etwas Wein trinken lassen. Bei armen Leuten ist dies meistens
immöglich und bei Wohlhabenden gar oft nicht zuträglich. Fleisch-
speisen sind durchschnittlich leichter verdaulich als Pflanzen speisen
und nähren den Körper in viel geringeren Quantitäten. Wenn aber
Fleischspeisen nur mit Widerwillen genommen werden, wie z. B. das
gegenwärtig so sehr gerühmte rohe Fleisch, oder wenn sie durch die
Zubereitung (Pöckelfleisch , Würste, in Butter gebacken u. dgl.) oder
wegen zu reichlichen F'ettes den Vorzug leichter Verdaulichkeit mehr
weniger verloren haben , dann sind ihnen viele der Pflanzenspeisen
(Hülsenfrüchte. Sauerkraut, Nüsse, Mandeln u. dgl. ausgenommen) ent-
74 Bindehaut,
schieden vorzuziehen und mögen diese immerhin in gleicher oder vor-
waltender Menge genossen werden. Nicht so sehr an und für sich, als
vielmehr in Verbindung mit Mangel an frischer Luft und freier Be-
wegung in derselben wirken schwer verdauliche Speisen nachtheilig auf
die Chylus- und Blutbereitung, und auch die besten Nahrungsmittel
können zu schlechter Ernährung führen, wenn die Kinder überfüttert
werden und so oft, als es ihnen oder der Umgebung einfällt, Ess- oder
Naschwaaren bekommen. Wir sehen Kinder auf dem Lande bei fast
ausschliesslich vegetabilischer Kost (Erdäpfel, Brot, allenfalls etwas Milch
und Butter) vortrefflich gedeihen.
Was die Pflege der Haut (die Reinlichkeit) betrifft, so ist die
Zeit vorüber, wo man sich fürchtete, Hautausschläge (am Kopfe, am
Gesichte) zu behandeln. Ihre Heilung nimmt, wie wir jetzt wissen, eher
einen wohlthätigen Einfluss auf den Gesammtzustand und auf das Augen-
leiden. Allgemeine Bäder, warme wie kalte, werden während der Augen-
entzündung durchschnittlich nicht vertragen; später können sie von ent-
schiedenem Nutzen gegen das Allgemeinleiden sein. • Die Behebung
des Allgemeinleidens mit Hilfe von Arzneien, welche in der Regel erst
nach Ablauf des entzündlichen Anfalles am Auge angestrebt werden
kann, braucht wohl hier nicht näher erörtert zu werden.
b) Indicatio morbi. Von den örtlichen Erscheinungen sind es
vor allen die Lichtscheu und der Lidkrampf, gegen welche einge-
schritten werden muss. Vorerst rnuss man sicher sein, dass sie durch
den entzündlichen Process, nicht etwa durch einen fremden Körper oder
durch einwärts gestülpte Wimpern (was am temporalen Winkel bisweilen
vorkommt) erregt und unterhalten werden '). Obwohl diese Erscheinungen
sehr häufig nicht proportionirt sind den am Bulbus sichtbaren Ver-
änderungen, und obwohl sie schon in sehr hohem Grade vorkommen
können, wo man vorläufig nur dichtnetzförmige Röthe im Tarsaltheile,
aber noch keine Eruption am Bulbus vorfindet, weichen sie doch in der
Regel dem Mittel, welches man gewöhnlich nur gegen die manifesten
Eruptionen am Bulbus anwendet. Es ist dies das Einstauben feinen
Calomelpulvers (via sicca parati) auf die Conjunctiva des unteren
') Wenn die Besichtigung der Conjunctiva wegen grosser Lichtscheu nicht
leicht möglich ist. so darf man sich von derselben durch das Widerstrehen des
Kranken nicht abhalten lassen. Kinder lässt man von einer erwachsenen Person
auf den Schooss nehmen und am Kopfe und an den Händen so fixiren, dass man
die Lidspalte gewaltsam mit den Fingern oder mit Hilfe eines Desmarres'schen
Elevateurs öffnen kann.
Conjunctivitis scrofulosa. 75
Lides (ohne strenge Vermeidung der Conjunctiva bulbi und der Cornea).
Man sieht bei fortgesetzter (täglich einmaliger) Anwendung dieses Mittels
nicht nur die genannten Erscheinungen, sondern auch die Exsudationen
am Bulbus abnehmen , und überdies endlich auch die Conjunctiva tarsi
ihre abnorme [njeetion verlieren. Wenn die Conjunctiva palpebrarum
blass geworden ist, bekommt man auch nicht sobald wieder eine Reci-
dive dieser Conjunctivitis. Deshalb ist es gerathen, die [nspersionen auch
an dem /weiten, zur Zeit noch efflorescenzfreien Auge — gewissermassen
prophylaktisch vorzunehmen. Damit das Pulver nur wie durch einen
Staubregen auf das abgezogene untere Lid falle, halte man den nur
müssig imprägnirten Haarpinsel beim Anklopfen au denselben 1 — 2 Zoll
von der Conjunctiva entfernt. Das Lid werde noch einige Secunden lang
abgezogen erhalten. Bilden sich beim Einstauben oder nach zu früher
Rückklappung *\*^ Lides Klumpen von Calomel, so wirken diese wegen
Umwandlung in Sublimat ätzend und erzeugen einen Schorf an dieser
Stelle. Da dies geschehen kann, auch wenn man vorsichtig manipulirt
zu haben vermeint, soll man vor jeder wiederholten Application die
Conjunctiva besichtigen, ob sie nicht einen Schorf oder doch noch eine
wunde Stelle zeigt. Aus diesem Grunde dürfen diese Einstreuungen auch
nicht einem Laien übertragen werden. Eine Contraindication der Wieder-
holung kann auch durch ein mittlerweile aufgetretenes Hornhautgeschwür
gegeben werden. Eine Salbe aus 0,15 — 0.25 Hydr. oxyd. flavum
und 5,0 Ung. simpl. oder Ung. anglic. album, täglich einmal erbsen-
gross in den Bindehautsack eingebracht oder auf die Conj. palp. infer.
aufgestrichen, leistet dieselben Dienste, kann aber in der Hand des
Laien gleichfalls schädlich werden. Beide Mittel müssen gemieden
werden, wenn progressive Hornhautgeschwüre vorhanden sind. Dasselbe
gilt von der Sublimatlösung, welche als Aqua Conradi sich gleich-
falls eines grossen Rufes erfreut, jedoch bei reichlicher Thränenabson-
derung schon deshalb in ihrer Wirkung unsicher ist, weil der Sublimat
fortgespült wird, bevor er auf die Gewebe wirken kann. Zu Bähungen
der Lider eignet sich dieses Mittel wie Umschläge überhaupt (mit
kaltem Wasser, mit Kerltelkrautabsud etc.) in allen Fällen wenig, wo
Ekzem der Cutis besteht oder zu besorgen ist. In Fällen, wo die
Calomelinspersionen (die Quecksilberoxydsalbe) nicht ausreichen, oder
nicht vom Arzte selbst wiederholt vorgenommen werden können, be-
sonders aber in Fällen, wo diese oder ähnliche Mittel contraindicirt
sind, gibt es wohl kein besseres Mittel gegen die Lichtscheu und den
Lidkrampf, als die täglich 5 — (»mal wiederholte Einreibung einer Salbe
aus Extr. belladonnae und Ung. cinereum oder (statt dessen)
76 Bindehaut.
Ung. sirnpl. und weissem Präcipitat au die Stirn und Schläfe.
Mau muss dafür sorgeu, dass die Stirn vou den Augenbrauen bis zum
Kopfhaare und von einer Schläfe zur anderen leicht eingerieben und
nicht durch die Hände, Kleider u. dgl. abgewischt werde. Letzteres
wird am leichtesten durch einen einfachen Papierschirm verhütet. Ein
Viertelbogen gut geleimten Papieres und ein Bändchen von etwa s/!t
Meter Länge genügen zur Anfertigung desselben. Auf 5 Gramm Ung.
ein. kommen 4 — 8 Decigramm Extr. bclladonnae; wird eine länger fort-
gesetzte Anwendung nöthig, so nehme mau weissen Präcipitat 3 — 5
Decigramm mit 5 Gramm Ung. simplex statt des Ung. cinereum. Beim
Auftreten von Ekzem an den eingeriebeneu Stellen ist die Salbe fortzu-
lassen; meistens ist dann auch die Lichtscheu behoben. Das Ein-
träufeln einer eiuprocentigen Atropinlösung ist gegen die Lichtscheu
deshalb wenig wirksam, weil wegen der Illacrimation zu wenig davon
aufgenommen wird. Stärkere Lösungen oder das Einlegen einiger Körn-
chen von trockenem Atropin (sulf. neutrum) ist nur dann zulässig, wenn
man von dem Kranken voraussetzen darf, dass er im Stande sei, sich
über Intoxication (bitteren Geschmack, Trockenheit im Bachen etc.) zu
beklagen. Im frühen Kindesalter wird es daher kaum anwendbar sein.
Wenn zugleich Bindehautkatarrh mit reichlichem Secrete vor-
handen ist, so ist es zweckmässig, zwischendurch die Lidbindehaut mit
einer schwachen (etwa halbprocentigen) Lapislösung zu bestreichen.
Wunde Stellen der Haut in Folge von Maceration und Ab-
stossung der Epidermis (durch Benetzung, durch Ekzem), welche die
Lichtscheu mit zu unterhalten pflegen, werden durch Bepinseln mit
einer stärkeren Lapislösimg meistens in wenig Tagen geheilt. Wo Krusten
vom Ekzem die Gesichts- oder Kopfhaut bedecken, erweist sich das
(Abends vorgenommene) Bestreichen derselben mit einer Salbe aus
weissem Präcipitat und Zinkbluinen (Hydr. praec. albi, Flor, zinci ää
0,25, Ung. simpl. 5,00) wohlthätig, wenu des Morgens die erweichten
Krusten sorgfältig mit Hilfe lauen Wassers beseitigt werden. Kleine
Charpiewieken mit dieser Salbe imprägnirt, werden bei Schwellung und
Krustenbildung an den Nasenlöchern mit Vortheil in diese eingelegt.
Von der Behandlung des Ekzems mit Unguentum diaehyli albi, mit
Oleum jeeoris u. s. w. habe ich weuig Gebrauch gemacht.
Die das Conjunctivalleiden häufig begleitende Blepharitis geht
manchmal mit diesem unter derselben Behandlung zurück, während sie
in zahlreichen Fällen noch hartnäckig fortbesteht. Die in letzterem Falle
nöthige besondere Behandlung wird bei Besprechung der Lidkrankheiten
angegeben werden.
Conjunctivitis cxaiitlicinatica. 77
Erscheint die Conjunctivitis lymphatica in Form von Pannus,
also mit zahlreichen Eruptionen und mit G-efässentwicklung auf der
Cornea, so ist die örtliche Behandlung dieselbe, wie bei einzeln vor-
kommenden Efrlorescenzen, und sind die ortliehen lieizmittel nur dann
zu meiden, wenn ein progressives Hornhautgeschwür vorhanden ist. Audi
die Conjunctivitis in Form des Gefässbändchens weicht sammt den
sie begleitenden Keizzufällen am sichersten den Caloruelinspersionen
(der gelben Quecksilbersalbe): wo diese nicht oft genug wiederholt
werden können, leistet die von J. N. Fischer empfohlene Salbe aus
0,20 — 0,40 weissem Präcipitat und 5 Gramm Ung. simplex. während
des Schlafes an die äussere Lidfläche und an die Lidränder eingerieben,
gute Dienste; nur bei sehr breitem und hohem Exsudatwulste und
mächtiger Gefässlage ist es zur Sistirung des Fortschreitens gerathen,
das Gefässbündel mit 2 — 3 queren Schnitten nächst dem Hornhautrande
zu durchtrennen.
Ueber die Behandlung der Hornhautgeschwüre und der Folgen
derselben folgt das Nöthige bei Besprechung der Keratitis.
Ob und welche Mittel etwa innerlich zu verabreichen seien, das
wird in jedem einzelnen Falle wohl nach dem Gesammtbefinden des
Kranken und nach seinen Verhältnissen unter Berücksichtigung der
mannigfaltigen , gegen Scrofulosis gerühmten Heilmethoden zu ent-
scheiden sein.
VI. Conjunctivitis exantheinatica, entzündliches Mitleiden der
Conjunctiva bei acuten und bei chronischen Exanthemen.
Gleich der Schleimhaut des Tractus respiratorius wird auch die
Conjunctiva und die conjunctivale Schicht der Hornhaut bei exanthema-
tischen Processen während der Florescenz, also gewissermassen durch
Fortschreiten (Uebergreifen) in Mitleidenschaft gezogen.
Bei Scarlatina findet man meistens nur Hyperämie der Binde-
haut, seltener die Erscheinungen von Katarrh.
Bei Masern bildet Bindehautkatarrh mit besonders starker Empfind-
lichkeit gegen das Tageslicht eine frühzeitig und beinahe constant auf-
tretende Erscheinung. Das Auge wird dadurch nicht geschädigt, die
eigentlich katarrhalischen Zufälle gehen in 2 — 3 Wochen auch von selbst
vorüber, aber in manchen Fällen bleibt eine äusserst lästige, Monate
lang anhaltende Empfindlichkeit der Augen gegen Licht und
gegen Beschäftigung zurück, ohne dass man irgendwo eine mani-
7 8 Bindehaut,
feste Gewebsveränderung als Ursache nachweisen kann. Manchmal
nützt das Einstreichen der weissen Präcipi tatsalbe im Vereine mit dem
Collyrium adstr. luteum in derselben Weise, wie bei anderweitig ent-
standenem Bindehautkatarrh (vide pag. 15), manchmal sieht man die
Beschwerden unter Anwendung einer Augendouche, unter Waschungen
mit verdünntem Franzbranntwein (1 zu 2 Wasser) oder Romershausen-
scher Augenessenz (Oleum aethereum foeniculi in spir. vini solutum)
weichen; in einigen Fällen glaube ich Muskelschwäche (Insufficienz der
Accommodation, Insufficienz der M. recti interni) supponircn zu dürfen,
weil sich die Beschwerden nach allgemeiner roborirender Behandlung
(bald lauwarme, bald kalte Bäder, Seebäder, Bewegung im Freien, Land-
aufenthalt bei guter Kost) allmälig verloren.
Wenn bei Variola mit Beginn der Eruption an der Cutis oder
doch vor dem Ende der Florition Papeln oder Pusteln an der Conjunctiva
zum Vorschein kommen, so darf man wohl von Blatternbildung auf der
Conjunctiva sprechen , wenngleich diese Efflorescenzen in Form und
Verlauf von denen der Cutis mehr weniger abweichen. Ihr Sitz ist, ab-
gesehen vom intermarginalen Saume, zumeist der vordere Abschnitt der
Conjunctiva bulbi, besonders der Limbus, nächstdem die Conjunctiva
tarsi nächst der inneren Lefze des intermarginalen Saumes, wo sie gleich
den an diesem Saume oder nächst den Cilien sitzenden vermöge der
nachfolgenden Narben leicht eine bleibende Deformität des Lidrandes
oder eine fehlerhafte Stellung von Wimpern einleiten. Die Efflorescenzen
am Bulbus selbst führen nur dann zu bleibenden Veränderungen an der
Cornea, wenn sie am Limbus sitzen und wenn sodann die eitrige Schmel-
zung mehr weniger weit in die Cornealsubstanz übergreift. Innerhalb
des Limbus treten auf der Cornea keine Efflorescenzen auf, sondern nur
Abscesse (Metastasen) und zwar im Stadium der Involution des Haut-
exanthems (nach beendeter Florition), wie bereits Beer bemerkt hat,
obwohl er dieselben für Blatteinpusteln hielt. Nach Hans Adler1)
sollen Blatternefflorescenzen auch auf der Caruncula lacrymalis und auf
der halbmondförmigen Falte vorkommen. Mit Recht betont Adler, dass
man exanthematische Eruptionen an der Conjunctiva, welche erst nach
dem Aufhören der Florition des Exanthems, also etwa am 10. Tage
oder später auftreten, nicht als Variola conj. ansehen kann. Als be-
achtenswerth bezeichnet derselbe ferner das „sicher constatirte Auftreten
variolöser Pusteln an der Conjunctiva vor dem Auftreten der Variola
') Die während und nach der Variola auftretenden Augenkrankheiten.
Wien 1874.
Conjunctivitis exanthematica. 70
auf der Haut mit den Prodromen der Variola." Gefährlich wird
die Variola dem Auge nur durch Eruptionen am Limbus oder durch
Nachkrankheiten, besonders durch Hornhautabscesse.
Die herpetischen Efflorescenzen am Auge bei Herpes
facialis oder bei Herpes zoster gehören, streng genommen, der
Bindehaut als Fortsetzung des Derma an, obgleich sie meistens nur im
Bereiche der Cornea auftreten.
a) Herpes facialis (Hebra). So wie an den Lippen, an den
Augenlidern etc. treten auch an der Conjunctiva bulbi (eigentlich an der
Cornea) wasserhelle Bläschen auf, welche sehr bald bersten,
daher oft nur aus ihrer Folge -- Epithelverlust mit oder ohne fetzige
Anhängsel am Bande des seichten Geschwüres -- erkannt (erschlossen)
werden können. Die Diagnosis wird erleichtert, wenn die Bläschen oder
die Geschwürchen gruppenweise (zu 3, 5, und darüber) vorkommen,
wenn beim Bestände solcher Geschwüre neue Efflorescenzen (Bläschen)
entstehen, wenn gleichzeitig (oder kurz vorher) herpetische Efflorescenzen
am Gesichte auftraten, wenn eine fieberhafte Krankheit (Pneumonie,
Bronchialkatarrh, Intermittens, Intestinalkatarrh etc.) vorausgegangen
ist und wenn andere Erkrankungen der Cornea (besonders Conjunctivitis
scrof. mit Efflorescenzen auf der Cornea) ausgeschlossen werden können.
Die Diagnosis kann dadurch erschwert werden, dass die ursprünglich
runden, mohn- bis hirsekorngrossen Geschwürchen durch Confluenz oder
durch Ausbreitung nach der einen oder der anderen Bichtung ihre Form
und Grösse erheblich ändern oder durch tieferes Eindringen Veranlassung
zu Hypopyon geben. Wo letzteres nicht der Fall ist, wird diese Affection,
welche manchmal in wenigen Wochen verschwindet, öfters jedoch Monate
lang belästigt, dem Auge nicht gefährlich. Auf die Dauer hat wohl auch
das Grundleiden Einfluss. Bei der örtlichen Behandlung spielt ein rich-
tiger Schutzverband im Verein mit Atropineinträuflungen die Haupt-
rolle; bei beginnender Vernarbung kann eine Salbe mit weissem Prä-
cipitat oder mit gelbem Quecksilberoxyd sich nützlich erweisen.
Die erste ausführliche Schilderung dieses Augenleidens verdanken wir
Homer1), welcher 1871 in der Heidelberger Versammlung darüber vortrug. Im
Jahre 1880 ist unter seiner Aegide eine Dissertation darüber erschienen. — Ein
Schullehrer, 29 Jahre alt, bekam ohne vorausgegangenes Unwohlsein Mitte Jänner
1880 Röthe und Schmerzhaftigkeit des linken Auges, wozu sich am 4. Tage Trüb-
sehen gesellte. Als er am 8. Tage in das Ambulatorium kam, fiel mir die grosse
') Homer in Zehender's klin. Monatsbl. 1871. pag. 321. Kendali Josephine
über Herpes corneae, Inauguraldiss. Zürich 1880.
80 Bindehaut.
Empfindlichkeit gegen das Tageslicht auf. Die Besichtigung ergab leichte Röthe
und Schwellung des oberen Lides längs des Bandes, dichte netzförmige Injection
der Conj. bulbi, darunter massig breite, doch intensive Ciliarinjection, auf der sonst
unversehrten Cornea vier mohnkorngrosse Hügelchen, eines ungefähr im Centrum
eines 2 Mtr. höher, je eines temporal- und nasalwärts (eine längliche horizontal-
rhombische Figur markirend.) Der Inhalt dieser Etflorescenzen war nicht wasser-
klar, sondern etwas grau (Trübung des Epithels?), die Umgebung und besonders
die zwischengelegene Partie der Cornea kaum merklich getrübt. Bei der weiteren
Untersuchung fanden sich am oberen Lide im intermarginalen Saume 2 und an
der Cutis nächst den Wimpern 1 Efflorescenz, letztere schon geborsten, durch eine
kleine gelbe Kruste vertreten. Es wurde Atropin eingeträufelt und nachdem ein-
maliges Einstauben von Calomel keine Veränderung bewirkt hatte, das Auge unter
Verband gehalten. Nach einigen Tagen wurden die Hügelchen kleiner und nach
Stägiger Behandlung waren an Stelle derselben nur noch seichte Vertiefungen
(Epithelialverluste) wahrzunehmen, mit welchen der Kranke nach Hause ging. —
Bei einem Manne von 30 Jahren aus dem Wie selb urger Comitate fanden wir nach
mehrwöchentlichem Bestände der Augenentzündung mit Lichtscheu und Trübsehen
fünf isolirte seichte mohnkorngrosse Geschwürchen auf der rechten Hornhaut. Die
Anamnesis ergab, dass er an Intermittens gelitten hatte, und die Untersuchung
der Milz ergab eine beträchtliche Vergrösserung derselben , weshalb wir den
Kranken in Wien behielten und die Behandlung nebst Atropin, Schutzverband und
Regulirung der Diät zunächst mit dem Trinken des Carlsbader Schlossbrunnens
begannen. — Ein 10 Jahre alter Knabe (mit blonder zarter Haut) war im Novem-
ber 1879 auf eine Internklinik wegen Enuresis aufgenommen und am 15. wegen
Erkrankung des linken Auges auf die Augenklinik transferirt worden. Wir fanden
zunächst an jedem unteren Augenlide eine grosse Gruppe von Herpesbläschen
(circa 20) von 2 Cent, vertiealem, 3 Cent, horizontalem Durchmesser, recfaterseits
zwischen dem Orbital- und dem freien Lidrande, links tiefer unten, mehr gegen das
Wangenbein hin. ferner an der rechten Hälfte der Unterlippe ein hanfkorngrosses
Bläschen mit gelblichem pellucidem Inhalte, am linken Mundwinkel und unterhalb
des Septum narium ähnliche Efflorescenzen, zum Theile schon vertrocknet. Das
linke Auge wurde weniger geöffnet, der Band des oberen Lides war etwas geröthet.
und geschwellt. Am intermarginalen Saume sowohl des unteren als des oberen
Lides (in der nasalen Hälfte) fanden sich leicht prominente graue Stellen, von
früher dagewesenen Efflorescenzen. Rings um die Cornea lebhafte Ciliarinjection.
Der Limbus oben breiter, dicht injicirt und stellenweise mit feinen staubkörnchen-
grossen Erhebungen bedeckt, die Randzone der Cornea leicht getrübt, die Trübung
bei seitlicher Beleuchtung aus scharfbegrenzten Punkten zusammengesetzt. Auf der
getrübten Zone sah man besonders oben feine bläschenförmige Erhebungen, ähnlich
den im Bereiche des Limbus sitzenden. Auch das Gentium der Cornea war in
ähnlicher Weise getrübt und mit einer kleinen Gruppe feinster Bläschen bedeckt.
Schon am nächsten Tage waren die Bläschen geborsten und zeigte die Mitte der
Cornea einen seichten Substanzverlust, dessen Ränder hie und da durch kleine
Epithelfetzen markirt waren. Am folgenden Tage wurde auch nach unten-aussen
von dem centralen ein ähnlicher oberflächlicher Substanzverlust vorgefunden. Nach
11 Tagen waren alle Spuren des Haut- und des Augenleidens verschwunden bis
Exanthem, Herpes 8 1
.int seichte Substanzverluste am Centrum der Cornea und oacli unten-aussen von
demselben. Ende November wurde der Knabe geheilt entlassen.
I») Vit] ernster sind die Fälle von Herpes zoster ophthalmicus,
wenn der Bulbus direct oder indirect in Mitleidenschaft geräth. Gleich-
wie in der Cutis greift der Entzündungsprocess hier auch tiefer in das
Gewebe der Binde- respective der Hornhaut ein, falls eine Efflorescenz
am Bulbus auftritt. Nach Horner's Beobachtungen treten auch hier
zunächst wasserklare Bläschen in Gruppenform auf, ist die Cornea gegen
Betastung unempfindlich und die Spannung des Bulbus auifallend herab-
gesetzt. In einem von mir beobachteten Falle bestand (nach Ablauf der
Florition) nebst den charakteristischen Narben an der Cutis der Stirn auch
eine runde Narbe an der Corneoskleralgrenze (oben-aussen) und Accom-
modationsparese. Obwohl Homer die nach der Berstung der Bläschen
entstandenen Substanzverluste mit oberflächlichen Abschürfungen nach
Verletzungen vergleicht, bemerkt er doch (Kondall Dissert. p, 26), dass
der Grund dieser Geschwüre schneller und leichter eitrig infiltrirt werde
und dass leichter als beim Herpes catarrhalis (facialis) Complicationen,
aamentlich Hypopyon dazutreten. (In einem von mir nach Ablauf der
Hautaffection behandelten Falle bestand auf der Hornhaut nahe dem na-
salen Kande ein reines seichtes Geschwür, welches erst nach 3 Monaten
- unter Atropin und Schutz verband — zur Heilung gelangte und in eine
hanfkorngrosse undurchsichtige Narbe überging.) -- Die von der Efflo-
rescenz am Bulbus eingeleitete Keratitis muss übrigens wohl unter-
schieden werden von der Keratitis suppurativa, welche durch den Mangel
des Lidschlusses namentlich während des Schlafes vermöge der aufge-
hobenen Empfindlichkeit der vom Trigeminus versorgten Partien herbei-
geführt wird. (Vide Keratitis ex lagophthalmo).
c) Von Herpes iris conjunctivae ist bisher nur eine Beobachtimg
(von meiner Klinik) veröffentlicht worden ').
Ein Mann von ö7 Jahren stellte sich wegen einer Augenentzündung vor,
die man für Bindehautkatarrh halten konnte, doch fiel ein grauer Belag der Con-
junetiva tarsi nächst dem freien Lidrande des unteren Lides auf. Die Conjunctiva
des Uebergangstheiles war relativ wenig geschwellt und von Diphtheritis oder
Blenn. acuta konnte, da das Uebel in acuter Weise bereits vor ."> Tagen begonnen
hatte, bei so geringer Schwellung und bei last völliger Immunität der Conj. bulbi
nicht die Rede sein. Eine aphthenähnliche Affection an der Unterlippe (gegen den
rechten Mundwinkel) war wohl bemerkt aber nicht näher untersucht worden. Nach
der Aufnahme auf die Klinik am 8. Tage wurde constatirt, dass man keinen Fall
von Syphilis vor sich habe. Es zeigte sich jetzt die ganze Conj. tarsi des oberen
und unteren Lides mit einer dünnen, grauweissen, ziemlich fest anhaftenden Mem-
') E. Fuchs in Zehender's klin. Mon. 1876. pag. 333.
v. Arlt, Krankte des Auges.
8 2 Bindehaut.
bran belegt. Ueberdies aber fand man an der linken Hohlhand ein Exanthem,
welches als Herpes iris erkannt wurde. Die Cutis der Lider war etwas geröthet.
nicht geschwellt, die Conj. palp. an den nicht belegten Stellen dicht und gleich-
massig injicirt. wenig geschwellt; der weisse Belag erstreckte sich einerseits bis
zum Uebergangstheile. andererseits bis zu den Mündungen der Meib. Drüsen. Die
Membran, gegen 0,5 Mm. dick, liess sich mit der Pincette in Fetzen abziehen,
worauf Blutung erfolgte und die Membran sich bald regenerhte. Der Uebergangs-
theil der Bindehaut war nur wenig injicirt und nicht merklich geschwellt, die Conj.
bulbi normal, die Secretion schleimig-eitrig, das Sehen ungestört. — Die Affection
der Mundschleimhaut war 2 Tage später als die der Bindehaut aufgetreten. —
Eine stellenweise grau-, stellenweise reinweisse Membran bedeckte den grössten
Theil der Mundschleimhaut. Ober- und Unterlippe waren mit Ausnahme der Mittel-
linie von grossen weissen Flecken eingenommen, welche fast bis zur Cutis heraus-
reichten und an der Luft zu Borken eingetrocknet erschienen. Die Membran er-
streckte sich von den Mundwinkeln an der Innenfläche der Wangen bis zum Arcus
palatoglossus, bedeckte den hinteren Theil des harten Gaumens, den weichen
Gaumen und die Uvula in Form unregelmässiger Plaques; von der Zunge war die
Spitze frei, dann erstreckte sich der Belag längs der Bänder weit nach hinten;
auch die obere und untere Fläche zeigte einzelne Plaques. Am Frenulum fand man
einzelne Plaques in Form eines 2 — 3 Mm. hohen Kammes. Auch hier wie am Auge
konnte man den Belag fetzenweise abziehen. Wegen der Schinerzhaftigkeit der
Mundafi'ection hatte der Patient seit Beginn derselben wenig genossen und war
vielleicht deshalb etwas herabgekommen. Dem Munde entströmte der Geruch
frischen Eiters. Die Speiehelsecretion betrug in 24 Stunden zwischen 300 bis 400
Gramm; er enthielt keine abnormen Bestandtheile. Nasen- und Rachenhöhle sowie
der Kehlkopf Hessen nichts Krankhaftes wahrnehmen. — Das Exanthem der Haut
war 7 Tage nach der Erkrankung des Auges aufgetreten. Patient fühlte Nachts
Jucken in der linken Hohlhand; am nächsten Morgen war dieselbe bereits von
einer grosseren Zahl gut entwickelter Efflorescenzen bedeckt, welche in 2 Gruppen
beisammenstanden, die eine am Thenar. die andere am Antitheiiar; erstere erstreckte
sich über die Streckfläche d< s Daumens auf den Handrücken. Die jüngsten Efflo-
rescenzen bestanden aus einer hirsekorn- bis linsengrossen hyperämischen Scheibe.
welche nicht merklich über das Niveau der Haut prominirte und in ihrem Centnini
einen dunkelrothen Punkt (eine kleine Hämorrhagie) zeigte. Nach kurzer Zeit be-
gann um die rothe Scheibe herum ein heller Ring sich zu bilden, indem die Epi-
dermis durch etwas Serum wallartig emporgehoben wurde. Dieser ringförmige Epi-
dermiswall war wieder von einem rothen Hofe umgeben; bei weiterer Entwicklung
der Efflorescenzen sah man \ concentrische Ringe (2 weisse. 2 rothe) um die cen-
trale Hämorrhagie herum.
Die .Krankheit verlief nahezu fieberlos. Schon am 2. Tage war die Membran,
welche die Conj. tarsi des oberen Lides bedeckte, an einzelnen Stellen unterbrochen
und liess daselbst die lebhaft rothe. ihres Epithels grösstenteils verlustige Binde-
haut zu Tage liefen. Diese rothen Flecke zeigten sich in der Mitte von einer
schleierähnlichen Trübung bedeckt, welche durch das neugebildete Epithel bedingt
war. dessen Regeneration von der Mitte aus begann. Am 6. Tage nach der Auf-
nahme war der grösste Theil der Conjunctiva frei von Belag, bis auf die innere
Exanthem, Ekzem, Pemphigus. 83
Lidkante. Nach abermals :> Tagen war der Belag auch hier verschwunden und eine
Leichte Hyperämie der Conj. palp. nebst etwas stärkerem Hervortreten der Papillen
war alles, was von der Erkrankung zurückgeblieben. Das Exanthem auf der Haut,
welches am 1. Mai in der linken Hohlhand begonnen halte, zeigte sich am näch-
sten Tage auch am Rücken der rechten Hand, dann in Gruppen an der Streckseile
beider Ellbogen und an beiden Fusssohlen; zuletzt kamen noch einzelne Efflore-
scenzen an den Fingern beider Hände hinzu: einige davon gingen abortiv zu Grunde.
ainlere entwickelten sich zu grossen, mit trübem Serum gefüllten Blasen. Entlassung
des Kranken am 27. Mai.
Ekzema bulbi. Gleichzeitig mit Ekzema an der Haut des Ge-
sichtes finden wir Efflorescenzen im vorderen Abschnitte der Cohjunctiva,
besonders am Limbus und selbst auf der Cornea, welche sich ganz wie
die Eruptionen bei Conjunctivitis lymphatica vorhalten und wahrschein-
lich nichts anderes sind, als modificirte Ekzemefflorescenzen am Bulbus.
Diese Auffassung wird dann gerechtfertigt sein, weun das Ekzem im
Gesichte bei Individuen vorkommt, welche von Scrofulosis freigesprochen
worden können. Ich habe in einigen Fällen von Ekzema (vesicul. oder
pustiü.), wo hartnäckiger Blepharospasmus bei geringer, selbst fehlender
Efflorescenz am Bulbus bestand, diesen bei entsprechender Behandlung
des Hautleidens in wenigen Tagen weichen gesehen, bei Ekzema impe-
tiginosum dagegen viele Wochen zur Beseitigung nöthig gehabt.
Pemphigus conjunctivae ist eine äusserst seltene Krankheit
(ich habe nur 2 Falle — bereits abgelaufen — gesehen). Die Bildung der
Blasen ist nur an der Conj. palpebrarum und au der angrenzenden Partie
der Conj. bulbi beobachtet worden. Sie platzen hier viel früher, als die
an der Cutis; es kann daher leicht geschehen, dass man erst die nach-
folgenden Veränderungen zu sehen bekommt, falls nicht etwa die Blasen-
bildung sich während der ärztlichen Behandlung au anderen Stellen
wiederholt. Nach Abstossung der die trübe Flüssigkeit einschliessenden
Hülle erscheint die betroffene Bindehautpartie mit einer weissgrauen
festhaftenden Membran belegt. Nach deren Schmelzung und Abstossung
tritt entweder Schrumpfung der betroffenen Partie, mithin Flächenab-
nahme der Bindeliaut, oder aber, wenn zwei wunde Flächen aneinander-
stossen, Verwachsung derselben miteinander ein. Das Endresultat kann
also Verkleinerung des Bindehautsackes (selbst mit Formveränderung
des Tarsus) oder ein mehr weniger ausgebreitetes Symblepharon sein,
wie es in acute!- Weise nach Aetzung, Verbrühung. Diphtheritis, in
chronischer Weise nach chronischer Bindehautblennorhoe entsteht.
In einem Falle, den mir ein College wegen eines räth seihaften Befundes an
beiden Augen eines alten, mehrfach an Lues behandelten und herabgekommenen
Manms zeigte, war nicht nur die Conjunctiva aller vier Lider, sondern auch die
6*
84 Bindehaut.
Conjunctiva beider Bulbi mit einer lichtgrauen, festhaftenden Membran belegt,
während die Hornhäute noch ganz intact erschienen und die Cutis der Lider kaum
merklich geröthet und geschwellt war. Man hatte dieses Leiden mit inveterirter
Lues in Verbindung erklärt, bis ein Dermatolog nach dem Befunde an der Haut
dasselbe für Pemphigus cachecticorum erkannte. Nun war es leicht, in dem Augen-
leiden denselben Process zu erkennen, welchen White Cooper, Wecker, Has-
san Effendi Mahmoud, Pflüger u. A. beschrieben haben '). Der zweite Fall
betrifft ein von gesunden Eltern abstammendes Kind von 4 Jahren, welches am
18. November 1S80 wegen Erkrankung des rechten Auges vorgestellt Avurde. Die
Lidspalte konnte nur wenig geöffnet werden, da eine ausgedehnte Verwachsung
der Conj. palp. mit der Conj. bulbi bestand. Die graurothe und verdickte Bindehaut
zog von den Lidrändern fast direct auf den Bulbus, so dass statt des Bindehautsackes
eigentlich nur eine seichte Kinne bestand , welche überdies im temporalen Drittel
durch ein Ankyloblepharon beschränkt war. Von der Hornhaut war nur ein klei-
nes Stück nächst dem inneren Bande sichtbar, der grösste Theil von damit ver-
wachsener Bindehaut bedeckt, so dass sich über das Verhalten der tieferen Gebilde
nichts aussagen Hess. Die Patientin war bis Weihnachten 1879 gesund gewesen;
da entwickelten sich unter Fiebererscheinungen zahlreiche Blasen am ganzen Kör-
per, besonders am Kopfe, von der Grösse einer Erbse und darüber, einige mit
klarer, andere mit eiterähnlicher Flüssigkeit gelullt, dann zu Borken vertrocknend,
an anderen Stellen neu hervorsprossend. Zu Ostern, als noch immer einige nicht
geheilte wunde Stellen vorhanden waren, kam ein neuer allgemeiner Ausbruch und
zwar mit Eiter gefüllter Blasen. Ein dritter Ausbruch erfolgte im August. Beim
ersten Ausbruche war das linke Auge entzündlich erkrankt, heim zweiten das
rechte. Das linke wurde wieder gesund und blieb es fortan-, am 18. Juni wurde
die Krankheit des rechten für Conjunctivitis catarrhalis gelullten und mit Aqua
Conradi, später mit Lapislösung behandelt. Ob sich jemals Blasen an den Lidern
oder an der Conjunctiva gezeigt hatten, wusste die Mutter bei der Vorstellung
des Kindes am 18. November nicht anzugeben.
Der Fall von Cooper betraf ein 2 i jähr. Mädchen von ungesundem, chloro-
tischem Aussehen. Sie litt an Heiserkeit und war seit einigen Wochen von chron.
Pemphigus befallen worden. Grosse Blasen entstanden an den Armen und Beinen
und verursachten lebhafte Schmerzen. Eine Woche vor ihrer Vorstellung war das
rechte Auge erkrankt. Eine grosse Blase hatte sich theils auf der inneren Fläche
des unteren Lides, theils auf dem Bulbus selbst gebildet-, die Blase war geplatzt
und hatte eine geschwürige, eiternde Fläche hinterlassen. Cooper liess täglich
zweimal eine schwache Lapislösung aufs Auge anwenden. Eine Woche später war
das rechte Auge schon besser, aber auf dem linken fand sieh nächst dem Canthus
internus eine erbsengrosse Blase, wie nach einer Verbrennung, mit trübem Serum
gefüllt. Nach Eröffnung mit einer Nadel wurde Lapislösung applicirt. Durch drei
Monate war bald das eine, bald das andere Auge, so wie auch andere Körpertheile
'l White Cooper, Pemphigus of the conjunctiva. Ophth. Hosp. Eeports
1858, Nr. 4, Wecker in Zehender's klin. Monatsbl. 1868, pag. 232. Hassan
Effendi Mahmoud, Monographie du Pemphigus. Paris 1860, pag. 101.
Exanthem, Akne. 85
der Sitz von Blasen in verschiedenen Stadien des Erscheinens und Verschwindens.
Als Patientin sieh nach beiläufig zwei Jahren wieder vorstellte, war die Hautaffec-
tion verschwunden, und konnte man ohne Kenntniss der Anamnesis anneh-
men, dass ein starkes Causticum, /.. B. Kalk auf die Augen eingewirkt habe. Am
rechten Auge erstreckte sich eine fleischige Masse von der Karunke] aus längs der
inneren Seite des unteren Lides bis gegen die Mitte, und war mit ihrer Spitze
nahe dem inneren Hornhautrande an den Bulbus angeheftet. Eine Anzahl kleiner
Adhäsionen bestand zwischen Lid und Bulbus, und auch der äussere Cahthus war
mit dem Bulbus verwachsen. Das linke Auge zeigte eine grosse, einem Pterygium
ähnliche Falte, welche von der Karunkel und dem inneren Ende des Lides gegen
die Cornea hinzog und sieh noch auf diese selbst erstreckte. Auch hier bestanden
noch mehrere kleine Adhäsionen zwischen Lid und Bulbus. — Einen Fall von Pem-
phigus foliaceus mit bilateraler Augenaffection hat Pflüger in einem Aufsätze
üler P. conjunctivae in Zeh. klin. Monatsbl. 1878 — nebst Hinweis auf andere
Fälle beschrieben.
Akne der Gesichtshaut (Ä. rosacea et A. mentagra s. Sykosis)
hat ziemlich oft zur Folge, dass au der Conjunctiva bulbi (Limbus)
oder auf der Cornea Efflorescenzen auftreten, welche nur selten eine
Zeit lang persistiren, meistens wohl nach wenigen Stunden zerfallen und
kreisrunde Geschwürchen veranlassen. Diese zeigen, wenn überhaupt,
nur durch kurze Zeit einen grauen Belag, pflegen ohne erhebliche Ten-
denz zur Vergrösserung Wochen, Monate lang fortzubestehen und einen
mehr weniger gereizten Zustand des Auges zu unterhalten. In manchen
Fällen entsteht förmlicher Blepharospasmus. In vielen Fällen findet mau
zugleich die Conjunctiva tarsi intensiv geröthet, an einzelnen Stellen
Follikel der Meibom'schen Drüsen infarcirt oder ein förmliches Hagel-
korn darstellend. Der Schluss, dass diese Veränderungen am Auge als
Folge, als Theilnahme der Conjunctiva an der Erkrankung der Cutis
aufzufassen sein können, ist gerechtfertigt durch die oft wiederholte
Beobachtung '). dass dieselben, wenn sie nach gelungener Beseitigung
des Hanth id< ■■ v. allmälig verschwunden waren, mit neuerlichem Aus-
bruche des Hautleidens wieder zum Vorscheine kommen und fortbestehen
(immer wieder reeidiviren), so lange es nicht gelungen ist, die Akne
der Haut bleibend zu heilen. Bei einer Dame, welche in Prof. Hebra's
Privatbehandlung stand und ein Jahr vorher mit Akne faciei - - bei
gleichzeitigem Mitleiden der Augen bereits mit Erfolg behandelt
worden war, fand ich an der Schläfenseite des rechten Auges zwei
knötchenförmige Eruptionen am Limbus und unweit davon ein solches
') Arlt über Akne rosacea und Lupus conjunctivae in der Heidelberger
Versammlung. Zehender's klin. Monatsbl. 1864, pag. 329.
86 Bindehaut.
Knötchen im Bereiche der Cornea am 3. Tage der Mitleidenschaft des
Auges; sie schwanden bei Behandlung des Hautleidens unter Inspersionen
von Calomelpulver, welches ich bei dieser Form auch dann anwende,
wenn bereits Geschwüre - - die gewöhnlich ganz rein aussehen - - vor-
handen sind. In früheren Jahren liess ich auf die kranken Stellen des
Gesichtes eine Mischung von Acid. snlf. et Acid. mur. ää 4,0, Lac
sulf. 8,0 mit Aq. fönt. 400,0 Abends einpinseln; gegenwärtig ziehe
in Einreibimg eine Salbe von Oxyd, zinci et Praec. albi ää 2,0 auf 50,0
Ung. simplex vor. (Nach Kaposi.)
Bei papulösem Syphilid an der Stirn habe ich mehrmals Papeln
an der Conjimctiva bulbi (in oder nächst dem Limbus) zn sehen Gele-
genheit gehabt. Sie schwanden allmälig ohne Geschwürsbildung und
ohne anderweitige Bulbuserkrankung blos während der Rückbildung der
Hantkrankheit unter der allgemeinen Behandlung ').
Von Mitleiden der Conjimctiva bei Pityriasis, worüber Blazy '-),
und bei Psoriasis, worüber Ferrier :') berichtet, habe ich keinen
Fall zu sehen bekommen; ebenso sind mir Fälle von Lepra 4) nicht
bekannt,
Dass Lupus vulgaris (Willani) nicht nur von der Cutis der
Lider aus auf die Conjimctiva palp. übergreift, sondern auch zuerst an
der Conjunctiva und erst später an der Gesichtshaut auftreten kann,
habe ich 18G3 in der Heidelberger Ophthalmologenversammlung bestimmt
angegeben. Seitdem hat sich die Zahl einschlägiger Beobachtungen
vermeint. Auch wenn noch keine Lupuseruption irgendwo an der Cutis
vorhanden ist, lässt sich dieses Leiden an der Conjimctiva theils an der
charakteristischen Geschwürsbildung, theils durch Ausschliessung ander-
weitig bedingter Geschwüre (Syphilis, Tuberculosis conjunctivae) diagno-
stiziren. Man findet an der [nnenfläche des ergriffenen, dicker erschei-
nenden Lides ein mehr weniger umfangreiches Geschwür, welches durch
das Emporwuchern weicher, dunkelrother, leicht blutender Granulationen,
die sich an dem wulstigen Bande über die angrenzende Bindehautfläche
') Eine gummöse Geschwulst an der Conj. bulbi, welche man — bei minder
deutlichen Zeichen von Lues — für ein Epithelioma hätte halten können, besehreibt
Estlander in Zeh, klin. Monatsbl. 1870. pag. 2S9.
■j Blazy de la conjonetivite pityriasique , Archiv ge"n. de nieM. 1 s 7 4 . Mars.
pag. 304.
*) Ferrier, Psoriasis de la conjonetive, Archiv gen. de meil. 1876, p. 91.
*) Sylvester. Tuberc. ldpreux de L'oeil, Ann. d'ocul. 1871, ]>ag. 235.
Pedraglia, Zehenier klin. Monatsbl. 1872, pag. 65.
Bull et Hansen, The leprous diseases of the eye, Cbristiania 1873.
Verletzungen. 87
hinüber legen, bei relativ geringer Eiterbildung gekennzeichnel ist. Die
einzelnen Wucherungen des Geschwürsgrundes erscheinen oft durch
fibrinöse Stränge eingeschnürt (isolirt). Nach ausgiebiger Aetzung dieser
Wucherungen erscheint schliesslich die Geschwürsfläehe von fibrinösen
Strängen "itt, ■ i - : 1 1 1 i * »; durch setzt, in den Maschen dazwischen von einem
dünnen glatten Häutchen überzogen; durch die vermöge dieser Narben-
bildung gesetzte Verkürzung der Bindehaut kann die Stellung der Cilien
oder selbst des Lidrandes eine Einwärtswendung erleiden. Wählend des
Bestehens dieser Affection an der Lidbindehaut (an einem oder an
beiden Lidern) treten manchmal von Zeit zu Zeit Eruptionen an der
Conjunctiva bulbi oder an der Cornea auf, welche sich ganz so wie die
der Conjunctivitis scrofulosa verhalten, aber grosse Tendenz zur Aus-
breitung nach Umfang und Tiefe zeigen. Von den an meiner Klinik
behandelten Individuen war das jüngste 5, das älteste 20 Jahre alt.
Dauernde Heilung wurde durch consequentes Touchiren mit Lapis
infernalis bei regulirter Diät (mei tens innerlich auch Oleum jecori >,
doch immer nur nach mehreren Monaten erzielt. Ein ähnliches. Krank-
heitsbild kann bei Tuberculosis conjunctivae (vide VIII), aber auch bei
Syphilis (Tarsitis, ulcus conj, induratum) und selbst bei Careinom der
Lidbindehaut auftreten (vergl. Epithelioma et sarcoma conjunctivae).
Zw; i instructive Falle von Syphilis sind in Zehender's kirn. Monatsblättern
(1870. Beilageheft) angeführt; ein dritter ibidem 1878, pag. 166.
VII. Conjunctivitis traumatica.
Die Bindehaut kann mechanisch, chemisch oder 'thermisch
verletzt werden.
Mechanisch wirkende Körper erregen entweder blos die
Zufälle der Heizung: Schmerz, Lichtscheu. Thränenfluss und abnorme
Injection. oder Entzündung, also überdies Lockerung des Gewebes
und Exsudation mit abnormer Secretion oder mit partieller Verschwärung
oder Wucherung der Bindehaut, oder endlich Trennung des Zusam-
menhanges, Blutung, Blutunterlaufimg, Narbenbildung, Verwachsung
nicht zusammen gehörender Theile.
Die chemisch oder thermisch wirkenden Substanzen haben je
nach dem Grade ihrer Einwirkung bald oberflächlichen, bald tieferen
Substanzverlust, weiterhin Verschwärung, Schrumpfung und gegenseitige
Verwachsung sich berührender Geschwürsflächen zur Folge.
Die gewöhnlichsten fremden Körper, welche ins Auge zu
gerathen pflegen, sind: kleine Stückchen von Stein, Glas, Kohle, Eisen,
Stroh, Grannen, Samenhülsen, Holz- oder Knochensplitter, Wimper- oder
88 Bindehaut.
Kopfhaare, Schiesspulver, Asche, Kalk, Mörtel, Aetzkali, Mineralsäuren,
siedendes Wasser, glühende oder geschmolzene Metalle u. dgl.
Die Zufalle nach der Einwirkung einer solchen Schädlichkeit
sind in der Eegel so heftig, dass der Kranke bald ärztliche Hilfe sucht
und die Ursache ausdrücklich bezeichnet. Dann ist nur nöthig, dass der
Arzt weiss, wie er den fremden Körper aufzusuchen, zu entfernen und
die Folgen zu behandeln hat. Es geschieht aber auch, dass diese hefti-
gen Zufälle erregt werden und der Kranke sich der Veranlassung dazu
nicht bcwusst ist, oder dass der fremde Körper erst in sehr später
Zeit Zufälle erregt, welche zum Hilfesuchen erst dann drängen, nach-
dem der Kranke auf das Eindringen eines fremden Körpers ganz ver-
gessen hat oder gar nicht meint, dass zwischen diesem und seinem
gegenwärtigen Augenleiden ein ursächlicher Zusammenhang stattfinden
könne. Dieser letztere Fall kommt besonders dann vor, wenn ein fremder
Körper in den faltigen Ueborgangstheil gerathen ist. Dieser gibt dann
entweder zu hartnäckiger Lichtscheu (mit Augenlidkrampf) oder zu
partieller Wucherung der Bindehaut und Einkapsehmg oder blos zu
den Erscheinungen eines chronischen Bindehautkatarrhes Veranlassung.
Ich habe Fälle gesehen, wo ein sogenanntes Krebsauge in der Absicht,
einen fremden Körper (wirklich oder vermeintlich ins Auge gerathen)
zu entfernen, unter das obere Lid eingeschoben, daselbst viele Monate
geblieben war, und der Patient sich nicht wenig' wunderte, als das-
selbe noch vorgefunden wurde.
Wenn man Verdacht auf die liegen wart eines fremden
Körpers hat und denselben nicht etwa gleich an der Cornea vorfindet,
so untersuche man die Bindehaut in ihrer ganzen Ausdehnung. Bisweilen
kann hiezu die Narkosis nothwendig werden. Nie setze man den Kran-
ken gerade dem Lichte gegenüber, sondern so, class dieses von der
Seite her einfalle. Auch können die meisten Kranken das eine Auge
leichter offenhalten und gehörig dirigiren, wenn das andere mit der
Hand oder unter Verband geschlossen gehalten wird. Zuerst ziehe man
d a untere Lid abwärts und mache den Uebergangs- oder Orbitaltheil
der Conjunctiva dadurch vortrete], dass man das abgezogene Lid mit
den Fingern (dem convexen Rande des Tarsus entsprechend angelegt)
rückwärts: drängt und den Kranken dabei aufwärts blicken lässt. Bei
etwas tiefer liegenden Augen wird der Uebergangstheil leichter sichtbar,
wenu man den Kranken bei fixirtem Oberlide das Auge stark abwärts
rollen lässt. Indem man sodann den Blick schlafen wärts dirigirt, sei
man zugleich auf die halbmondförmige Falte und die Karunkel auf-
merksam, wo sich bisweilen kleine Fremdkörper verbergen. Am häufig-
Verletzungen. 89
sten sitzen kleine fremde Körper, welche durch einen Luftstrom ins
Auere getrieben wurden, an der inneren Fläche des oberen Lides. Man
umstülpe dasselbe und benütze, um auch durchsichtige Theilchen (Kiesel-
oder Glassplitter) zu entdecken, das Spiegeln der Conjunctiva bei seit-
lich einfallendem Lichte oder man fahre mit dem Finger über die Con-
junctivalfläche. (Jm fremde Körper im oberen Uebergangstheile zu
erkennen, ziehe man das Lid gegen den Orbitalrand empor und Lasse
das Auge bei zurückgebeugtem Kopfe abwärts rollen. Man kann auch
bei umstülptem Lide den convexen Rand des Tarsus mit einem Daviel'schen
Löffel vom Bulbus abheben oder mit diesem Instrumente hinter dun
umstülpten Tarsus sondiren.
Bleiben fremde Körper längere Zeit im Tarsaltheile (oben) sitzen,
so können sie eine Abschürfung oder eine Entzündung der Cornea
bewirken, welche der oberflächlich Untersuchende für ein substantives
Hornhautleiden halten könnte, namentlich wenn der Kranke nicht
weiss, dass ihm etwas ins Auge gefallen sei. Im Uebergangstheile (oben,
unten) sind fremde Körper (Stein, Holz, Stroh, Kopfhaare) von granu-
löser Wucherung der Bindehaut eingehüllt (überwuchert) mit-
unter erst nach lauger fruchtloser Behandlung einer (vermeintlich pri-
mären) Bindehautentzündung aufgefunden worden.
Die Beschaffenheit des fremden Körpers und sein Sitz gibt im
Allgemeinen an, wie man ihn zu entfernen habe. Bei oberflächlich
sitzenden reicht das Abstreifen mit einem Leinenflecke oder mit dem
DavieFschen Löffel o. dgl. hin; in anderen Fällen, namentlich bei Tabak,
Pfeffer, Asche u. dgl. ist das Einspritzen Lauer Milch oder lauen Wassers
das zweckmässigste. Feine Glassplitter bleiben am leichtesten an einem
mit Leinwand umhüllton Griffel haften. Tiefer sitzende und längere
Körper müssen oft mit einer Pincette gefasst werden. Pulverkörner,
kleine Metallstückchen fasse man mit einem möglichst kleineu Theile
der Bindehaut in die Pincette und schneide sie mit diesem aus; so
kleine Sub tanzverlus'te werden ohne Nachtheil ertrage] .
Mit der Entfernung des fremden Körpers schwinden in der Regel
auch die Folgen. War die Verletzung in- und extensiver, so bilden kalte
Um chläge das beste Mittel. Fand zugleich Quetschung statt, so setze
man dem kalten Wasser etwas Weingeist oder Arnicatinctur zu.
Nach der Einwirkung ätzender Stoffe (Asche, Kalk o. dgl.) hat
mau zunächst nachzusuchen, ob nicht etwas davon zurück geblieben sei.
Lässt sich annehmen, dass der Kalk noch ätzend wirke, so träufle man
eine syrupdicke Zuckerlösung ein, um ihn zu neutralisiren ; b< i Mörtel
90 Bindehaut.
(Mischung mit Sand) hat man alles Fremdartige zu entfernen, ohne
jedoch dabei ungeätzte Partien zu quetschen oder einzureissen. Wenn
ätzeude Stoffe bei einer Explosion ins Auge geschleudert wurden, sehe
man nach, ob nicht mechanisch wirkende Körper (Grlassplitter, Haare
etc.) mit hineingetrieben wurden. Auch Platten von geschmolzenem
Pech, Blei o. dgl., welche sich an den Bulbus anschmiegen, können der
Entfernung mit Instrumenten grosse Schwierigkeit entgegen setzen; das
Einträufeln von Lein- oder Olivenöl, welches allmälig zwischen die
Platte und den Bulbus eindringt, kann die Flottmachimg und Fassung
derselben nach einigen Stunden sehr erleichtern.
Nach Beseitigung der fremden Körper kommt, abgesehen
von dem Zustande der Cornea, alles auf den Umfang und die Tiefe
der Aetzung und darauf an, ob Verwachsung zwischen Lid und Bulbus
zu befürchten steht. Die geätzten oder verbrühten Stellen sind einfach
wund oder durch einen grauen Schorf mit geschwellten, oft ecchymo-
sirten Rändern markirt oder endlich bereits mit Wundgranulationen
bedeckt, mit gegenüberliegenden wunden Partien verklebt. Seichte, blos
die Bindebaut betreffende Substanzverluste im Uebergangs- oder im
Skleraltbeile werden leicht durch Beiziehung der benachbarten Binde-
haut gedeckt (strahlige Narben); tiefer eingreifende bewirken, wenn sie
einigermassen umfangreich sind, merkliche Verkleinerung des Bindehaut-
sackes, veränderte Lidstellung. Störung der Beweglichkeit des Bulbus.
Symblepharon ist nicht zu verhüten, wenn zwei wunde Flächen an
einander stossen. Wenn Conj. palpebr. und Conj. bulbi zugleich wund
sind, so ist Verwachsung nur dann unvermeidlich, wenn die wunden
Flächen bis in die Uebergangsfalte reichen; ist diese selbst intact, so
kann Symblepharon trotz grosser lateraler Ausdehnung der Wundflächen
verhütet werden. Nebst der fleissigen Anwendung kalter Umschläge
suche man die Verwachsung durch häufig wiederholtes Abziehen des
Lides und Einträufeln von Milch. Quittenschleim, Leinöl o. dgl. zu ver-
hüten. Das Einlegen fremder Körper in den Bindehautsack, um die
Berührung wunder Flächen hintanzuhalten, ist mindestens unnütz. Kommt
Verwachsung der Lider mit dem Bulbus (Symblepharon) oder mit einander
(Ankyloblepharon) dennoch zu Stande, so kann nur ein operativer Ein-
griff Althilfe verschaffen, in der Regel jedoch erst dann, wenn die
directen Reactionserscheinungen der Verletzung selbst verschwunden
sind. Auch von dem anhaltenden 'Abgezogenhalten des wunden Lides
von Bulbus (künstlicher Ektropiouirung) ist durchschnittlich kein Vortheil
zu erwarten, die Conj. palpebrarum verträgt eben anhaltenden Contact
mit der Luft schlecht.
Flügelfell. 9 1
Flügelfell, Pterygium ')
aeiint man eine durch Entzündung eingeleitete, partielle, dem Flügel
einei Fliege (der Komi nach) ähnliche Entartung der Conj. bulbi, deren
Ba i gegen die Peripherie des Bulbus gerichtel ist, deren mehr weni-
ge] abgerundete (oder abgestutzte) Spitze im Bereiche der Cornea fest
haftet, und deren Ränder in de] Gegend dos Limbus nicht nur scharf
begrenzt, sondern auch deutlich umstülpt erscheinen, so dass man hier
eine Strecke weit mit einer Borste oder Sonde unter den Rändern vordrin-
gen kann. Es fällt in der Regel sogleich, nicht nur durch den Fleck
auf der Hornhaut, sondern auch durch seinen Reichthum an erweiterten
Blutgefässen auf, welche von der Peripherie convergirend gegen die
Spitze verlaufen und erst nach dem Erlöschen des entzündlichen Vor-
ganges in dieser Partie abnehmen oder verschwinden; an der Spitze
sieht man Narbengewebe, welches mit der Cornea (eigentlich mit deren
Conjunctivaschicht) unzertrennlich fest zusammenhängt.
Zum Vorständniss dieser anatomischen Veränderungen und ihres
weiteren Verhaltens ist die Berücksichtigung der ätiologischen Mo-
ni ( nte nothwendig.
a) Eine seltene und von der gewöhnlichen Form etwas abweichende
Alt des Flügelfelles entsteht im Verlaufe acuter Bindehautblen-
norrhoe. Wenn ein mehr weniger centrales Hornhautgeschwür mit
Durchbruch und Vorfall der Iris entstanden ist, und dabei die chemoti-
sche Conj. bulbi weit in das Bereich der Hornhaut hereinragt, so geschieht
es. dass letztere mit der Cornea, besonders mit der Iris verklebt und
während des Vernarbungsprocesses fest angelöthet wird: denn an der
chemotischen Bindehaut ist das Epithel mehr weniger defect und es
-t* h* i! also zwei epithellose Gebilde miteinander in Contact. wie bei
der Entstehung des Symblepharon. Ist dann mit dem blennorrhoischen
Processe auch die Chemosis rückgängig geworden, so bleibt eine peri-
phere Partie der Conj. bulbi auf der Cornea fixirt, während die Umge-
bung in die normale Lage zurückgekehrt ist. Man sieht von obenher
eine Partie wulstiger Bindehaut in das Bereich der Cornea herabstreichen,
dreieckig, mit deutlich umstülpten Bändern. Nimmt man eine gekrümmte
Sonde, so kann man dieselbe längs des Hornhautrandes hinter diesem
Bindehautwulste durchführen. Löst man sodann, nach Consolodirung
der Hornhautnarbe, die Bindehaut knapp von dieser los. so zieht ich
') Die Anreihung des Flügelfelles und des Lidspaltenfleckes an die trauma-
tischen Entzündungen ist dadurch gerechtfertigt, dass die meisten dieser Verände-
rungen traumatischen Ursprunges sind.
92 Bindehaut.
die Bindehaut zurück und schwillt ab; nach einigen Tagen kann man
5 — 6 Mm. oberhalb des Cornealrandes eine strahlige Narbe als Merk-
mal der früher auf der Cornea fixirten Partie erkennen. Man könnte
diese Art Flügelfell als brückenförmiges bezeichnen. — Wenn der Bin-
dehautwall mit einer randständigen wunden Hornhautpartie verwächst,
so entsteht ein Flügelfell, welches sich von dem gewöhnlich vorkom-
menden vielleicht nur durch den Sitz (nicht gerade im inneren Winkel)
unterscheidet.
b) Viel häufiger beobachtet man Flügelfelle mannigfaltiger Gestalt
nach partieller Verbrühung oder Aetzung der Conj. bulbi
und der Cornea, und in analoger Weise auch nach Diphtheritis
am Bulbus. Die Form ist hier gewöhnlich nur eine annähernd drei-
eckige, die Breite längs d< - Limbus oft eine sehr beträchtliche, den
4. oder :'>. Theil der Cornealperipherie einnehmende, und die Basis reicht
nicht selten bis in die Conj. palpebrarum, ja bis an die Cutis des Lides
selbst. In letzterem Falle bildet der narbig-conjunctivale Ueberzug der
Cornea eigentlich blos einen Appendix eines mehr weniger breiten Sym-
blepharon, und nur die umstülpten Ränder in der Gegend des Linibus
zeigen, dass die Anwachsung der Membran, welche die Cornea bedeckt,
hier minder breit ist, als auf der Cornea selbst, dass also Bindehaut
auf die Cornea hin gezogen wurde. Solche Pterygien können von jeder
beliebigen Stelle der Cornealperipherie aus sich entwickeln, obgleich sie
am häufigsten in der unteren Hälfte beobachtet werden. Sobald durch
einen der obgenannten Vorgänge eine Partie Bindehaut sammt der an-
grenzenden Cornea wund geworden ist und die Bindehaut so anschwillt.
dass sich ihre wunde Fläche an die wunde Partie der Cornea anlegt,
sind dieselben Verhältnisse wie bei der Hut tehung von Symblepharon
und von Blepharophimosis gegeben, die wunden Flächen verwachsen
miteinander und Bindehaut ja selbst Cutis wird von der Peripherie her
zur Deckung der wunden Cornealpartie herbeigezogen. Ist aber die Ue-
berhäutung du- Cornealpartie erfolgt, so ist auch kein weiteres Fort-
schreiten zu besorgen; der ganze Process kommt durchschnittlich in
wenigen Wochen zum vollständigen Abschlüsse. Insofern als bei den auf
die i Weise entstandenen Flügelfellen die Zerstörung einer mehr weni-
ger grossen Bindehautpartie die Hauptrolle spielt, kann man dieselben
als acc< "ii chi b zeichnen; der gewöhnlich gebrauchte Ausdruck
„Pseudopterygium" dürfte weniger zweckmässig sein, denn es sind
wirkliche, nur ungewöhnlich Mi band ne Pterygien.
c) Alle anderweitig entstandenen Flügelfelle -- und das sind die
gewöhnlich vorkommenden -- linden wir im Bereiche der Lidspalte und
Flügelfell. 93
•/war zunächst an der nasalen Seite der Cornea. Man könnte sie deshalb
auch Lidspaltenflügelfelle nennen. Individuen, welche auf einem
oder auf beiden Augeri im inneren Winkel ein Flügelfell haben, sind nicht
gerade selten. Bin Flügelfell blos an der Schläi'enseite lässt sicher
schliessen, dass es durch eine Verbrühung oder Aetzung, durch Blen-
norrhoe oder Diphtheritis verursacht wurde. Wenn eiu Auge sowohl an
der Nasen- als an der Schläfenseite ein Flügelfell zeigt, so ist das an
der Nasenseite in der Entwicklung weiter fortgeschritten. Kommen drei
Flügelfelle vor. so sitzt das des zweiten Auges im inneren Winkel. Vier
Flügelfelle habe ich nur einmal zu sehen bekommen (zwei links, zwei
rechts). Aus diesem Vorkommen darf gefolgert werden, dass atmosphä-
rische Schädlichkeiten Einfluss auf die Entwicklung des Flügelfelles
haben. Als solche Schädlichkeiten sind zu bezeichnen: Staub, welcher
sich an die Bindehaut anlegt und dieselbe mechanisch oder chemisch
verletzt (feine Theilchen von Grannen, von Kiesel, von Kalk u. dgl.),
ammoniakarische Dünste, Pulverdampf. Es werden diese Art Flügelfelle
nur bei Leuten beobachtet, welche vermöge ihrer Beschäftigimg solchen
Schädlichkeiten ausgesetzt sind; Bauern, Taglöhner, Maurer. Töpfer,
Kutscher u. dgl. Als disponirendes Moment muss die senile Beschaffen-
heit der Conjunctiva betrachtet werden, weil die Lidspaltenflügelfelle vor
dem 40. Lebensjahre nur ausnahmsweise vorkommen. Diese Beschaffen-
heit darf wohl als leichtere Schwell- und Verschiebbarkeit bezeich-
net werden. Bei älteren Leuten mit Conjunctivitis catarrhalis sieht man
nicht selten relativ starkes Oedem der Conjunctiva bulbi; bei älteren
Leuten sehlägt sieh die Conj. bulbi viel leichter und stärker faltig über
den Hornhautrand, wenn man mit einem Staarmesser durch die Hornhaut
fährt. Aus diesen Factoren erklärt sich die Entstehung und das weitere
Verhalten des Lidspaltenliügelfellcs gewissermassen von selbst.
Die mechanisch oder chemisch wirkenden atmosphärischen Schäd-
lichkeiten treffen vor allem die Conjunctiva nächst der Cornea im na-
salen Winkel und bewirken zunächst Epithelverluste, weiterhin abnorme
[nje< tion und S chw« i 1 ung der Conjunctiva. War die angrenzende Partie
der Cornea nicht schon gleichzeitig mit Epithi Ivi flu! geschädigl word« n,
so wird sie es bei weiterhin fortwirkenden oder wiederkehrenden Schädlich-
keiten leichter, weil diese wegen der Schwellung des Limbus nicht so
leicht beim Lidschlage tob dieser Partie der Cornea fortgestreift werden
können. (Deshalb kann auch eine Pinguecula als disponirendes Moment
zu Pterygium angesehen werden.) ist aber eine Partie der Cornea sammt
der angrenzenden Bindehautpartie des Epithels beraubt, und legt sich
die wunde Fläche der Bindehaut vermöge der Schwellung derselben an
94 Bindehaut.
die epithellose Stelle der Cornea an, so kommt es zur Verklebung und
Verwachsung, demnach zur Fixiruug eines Bindehautzipfels auf der
Cornea. Hiemit kann der entzündliche Process zu Ende gelangen. Man
sieht in der That solche gleichsam abortiv zu Grunde gegangene, d. h.
frühzeitig sistirte Flügelfelle. Meistens jedoch gestalten sich die Ver-
hältnisse so, dass das Flügelfell einerseits auf der Cornea vorrückt und
andererseits von der Peripherie her mehr und mehr Bindehaut nach-
zieht. Es wiederholt sich nämlich bei den genannten Beschäftigungen
die Einwirkung der atmosphärischen Schädlichkeiten und steigert den ent-
zündlichen Vorgang in der gezerrten Bindehautpartie, trifft aber auch
die angrenzende Hornhautpartie, von welcher vermöge der partiellen
Erhöhung am Linibus fremde Körper nicht so leicht durch das Lid
abgestreift werden können. Hiemit scheint der Anstoss zum Fortschreiten
der schleichenden Entzündung auf der Cornea gegeben zu sein. Im Be-
reiche der Bindehaut scheint die allmälige Verdichtung und Schrumpfung
des in der Bindebaut und auf der Cornea eingelagerten Exsudates das
Meiste dazu beizutragen, dass allmälig immer mehr Bindehaut von der
Peripherie her nachgezogen wird. Dass Bindehaut in das Bereich der Cornea
hineingezogen wird, ergibt sich aus der Umschlagung derselben an den
Bändern und aus den gegen die Cornea (den Kopf des Flügelfelles)
convergirend verlaufenden Bieten. Die auf der Cornea liegende Partie
präsentirt sich deutlich als Narbengewebe, i rscheint bläulichweiss, sehnen-
artig glänzend, oft knorpelhart. Das Narbengewebe greift nie tief in die
Substantia propria ein.
Bei Flügelfellen im nasalen Winkel wird durch die Anspan-
nung gegen die Hornhaut hin allmälig die halbmondförmige Falte zum
Verstreichen gebracht, dann auch die Karunkel, endlich die Conjunctiva
von der Gegend der Thränenröhrchen gegen die Cornea hingezerrt,
somit nicht nur die Fortleitung der Thränen. sondern auch die Beweg-
lichkeit des Bulbus mehr weniger behindert. Auf der Cornea rückt die
entzündliche Veränderung vor, so lange noch Epithelverluste vorbanden
sind oder neuerlich hervorgerufen werden. Alsdann rindet man auch den
episkleraleu Theil mit mehr weniger zahlreichen Gefässen durchzogen,
selbst die Bindehaut der Lider in mehr weniger gereiztem, oft in deut-
lich katarrhalischem Zustande; das Flügelfell ist progressiv. Die
Progression erfolgt in der Begel gegen das Centrum und kann dasselbe
auch überschreiten. In drei Fällen, die ich gesehen, war die sogenannte
Spitze nicht gegen das Centrum, sondern nach aussen-oben vorgerückt,
demnach war auch der obere Band stärker umstülpt (weiter untermi-
nirt) als der untere, und die obgenannten Riefen oder Furchen strichen
Flügelfell. 95
nicht centripetal, sondern schräg von innen-unten nach aussen-oben.
Solche Fälle zeigen deutlich, dass der Muskelzug keinen determinirenden
Binfluss auf die Bildung, Form und Richtung des Flügelfelles nimmt,
wie Winther meinte. Dass Flügelfelle, die das Centrum der Cornea
bereits überschritten haben, relativ selten zur Beobachtung gelangen,
dürfte wohl daher kommen, dass selten ein Kranker mit der Consulta-
tion wartet, bis „das Fei] den Stern ganz überzogen" hat, zum Theil
auch daher, dass weit vorgerückte Flügelfelle spontan zu wachsen aut-
hören. Ich habe zwei Fälle gesehen, wo ein Flügelfell von der Nasen-
seite das Centrum überschritten hatte und mit einem von der Schläfen-
seite her entwickelten zusammengestossen war.
Das Flügelfell kann in jedem Stadium seiner Entwicklung statio-
när werden, wenn die Erosionen an der Cornea zur Heilung gelangen,
wozu wohl vor allem die Hintanhaltung der genannten atmosphäri-
schen Schädlichkeiten erforderlich ist. Sobald die Epithelialdefecte an
der Cornea und im Bereiche der auf die Cornea gezogenen Partie repa-
rirt, also auch keine Erosionen mehr vorfindlich sind, nimmt der epi-
sklerale Theil an Dicke und Gefässreichthum ab und das Fortschreiten
auf der Cornea hört auf. Das Uebel macht, wenn es nicht bereits zu
Störung im Sehen, in der Bewegung des Bulbus oder in der Fortlei-
tung der Thränen geführt hat, weiterhin keine Beschwerden. Sehstörung
wird oft schon beobachtet, wenn die Spitze auf dem halben Wege
zwischen Peripherie und Centrum der Cornea augelangt ist, möglicher
Weise durch Druck des Narbengewebes auf die angrenzende sonst ganz
normal aussehende Partie der Cornea.
An der Stelle der Cornea, wo ein Flügelfell gesessen, bleibt auch
nach der sorgfältigsten Ablösung desselben stets ein unheilbarer Fleck
(eine Narbe) zurück, selbst wenn fortan keine Spur von Bindehaut zur
Deckung des Substanzverlustes der Cornea hineingezogen wird.
Aus dem Gesagten ergeben sich die nöthigen Anhaltspunkte zur
Prognosis und Therapie gewissermassen von selbst. Von medica-
raentöser Behandlung ist wohl nichts zu erwarten. Ein gut anschlies-
sender Verband, um die Einwirkung atmosphärischer Schädlichkeiten
bis zur Heilung der F>osionen abzuhalten, verspricht wenigstens bei
nicht weit vorgerückten Flügelfellen guten Erfolg. Die operative Be-
handlung (vide Operationslehre) hat bei stationären Flügelfellen zumeist
nur einen kosmetischen Zweck; bei progressiven dagegen ist eine solche
jedesmal in Vorschlag zu bringen, auch wenn das Flügelfell die mittlere
Region der Cornea noch nicht erreicht hat. Denjenigen, welche jede ope-
rative Behandlung der Flügelfelles, auch die Abtragung mit nachfolgen-
96 Bindehaut.
der Bindehautsutur für nutzlos erklärt haben, ist vorderhand entgegen
zu halten, dass Recidive einerseits durch ungenaues Lospräpariren alles
krankhaft Veränderten und ungenaue Vereinigung der Bindehautwunde,
andererseits aber — und das ist wohl ein häutiger Fall — dadurch ver-
schuldet werden, dass sich die Operirten noch vor völliger Heilung
neuerdings den gewohnten Schädlichkeiten aussetzen.
Fett- oder Lidspaltenfleck (Pinguecula).
Fettgelbe, seicht aufgewölbte, mehr weniger scharf begrenzte drei-
eckige Flecke, welche die Conj. bulbi nächst der Cornea einnehmen,
so dass die Basis an den Limbus grenzt, die Spitze gegen die Peripherie
gerichtet ist. und welche allenfalls durch Entstellung, niemals durch
irgend welche Beschwerden zur Wahrnehmung des Krankon gelangen,
sind nicht durch Fettablagerung, wie man ehemals meinte, sondern
durch entzündliche Verdickung und Verdichtung des conjunctivalen und
subconjunctivalen Bindegewebes in Folge der Einwirkung atmosphäri-
scher Schädlichkeiten bedingt. Vermöge der dabei zugleich vorkom-
menden Veränderungen des Epithelialüberzuges kann eine solche Partie
auch minder glänzend, wenn auch nicht förmlich trocken erscheinen.
und vermöge einer gewissen Verdichtung des Gewebes mit mehr weni-
ger Gefässobliteration behalten sie ein blasses Aussehen auch dann,
wenn die umgebende Conjunctiva (aus was immer für einer Ursache)
stark geröthet und geschwellt ist.
Sie kommen immer bilateral und zu beiden Seiten der Cornea,
doch oft in sehr ungleichem Grade entwickelt vor. Sie fehlen im Kin-
des- und Knaben-, durchschnittlich auch im Jünglingsalter, und
pflegen bei glotzenden Augen am stärksten ausgesprochen zu sein. Sie
widerstehen jeder medicamentösen Behandlung und erheischen auch
nie einen operativen Eingriff, der nur in Abtragung bestehen könnte.
VIII. Tuberculosis conjunctivae.
Der Nachweis des (allerdings sehr seltenen) Vorkommens von Tuberculosis
in der Conjunctiva wurde erst in dem letzten Decennium durch mikroskopische
Untersuchung geliefert, obwohl das Krankheitsbild meistens so viele charakteristi-
sche Erscheinungen darbietet, dass man durch dieselben mit mehr weniger Wahr-
scheinlichkeit auf diesen Process als Ursache des entzündlichen Leidens der Con-
junctiva hingeleitet wird. In Ermanglung eigener hinreichender Beobachtungen
werde ich die Charakteristik nach der Schilderung von 0. Haab entwerfen, welcher
6 Fälle selbst beobachtet und die früheren Publieationen von Köster, Sattler,
Walb und Herter benutzt hat1).
') Die Tuberculose des Auges von Dr. 0. Haab in Zürich, Graefe's A f.
Ophth. XXV. 4. p. 163.
Tuberculosis, 07
Wie eine Synovialmembran kann auch die Conjunctiva von einem
Process befallen werden, welcher sich durch starke Granulationsbildung
auszeichnet, wobei die Granulationen als Träger von Tuberkelknötcherj
erscheinen. Sein- häufig haben wir es nicht mit einem localen Vorgang
an der Conjunctiva allein zu thun, sondern mit der Aeusserung einer,
das ganze Individuum beherrschenden Disposition : der Scrofulose,
resp. Tuberculose. In den typischen Fällen nimmt der Lymphapparat
der Umgebung des Auges in hohem Grade an der Erkrankung Theil,
und zwar so, dass, wenn z. B. das linke Auge erkrankt, zugleich auch
oft ganz acut eine Schwellung der Lymphdrüsen vor dem linken Ohre,
unter dem linken Kieferwinkel und bis gegen das Kinn hin auftritt.
Diese Vergrößerung der gleichseitigen Lymphdrüsen kann die längste
Zeit unilateral bleiben , wie auch die Conjunctivitis tuberculosa meist
nur das eine der beiden Augen befällt. „Es schien uns, als trete bei
dor Tuberculose wie mit einem Schlage, wie etwas Zusammengehöriges,
die Schwellung der Drüsen und die Verdickung der Lider auf, ohne dass
das betreffende Auge vorher wesentlich erkrankt gewesen."
Präsentirt sich uns dann der • gewöhnlich noch in jüngeren
Jahren befindliche — Patient, so fällt vor Allem die starke Verdickung
eines oder beider Lider des einen Auges auf. Ist der Process im oberen
Lide einigermassen stark entwickelt, so ist dieses Lid um das 3 — 4 fache
verdickt und hängt über das untere herab. Die Cutis der Lider und
Umgebimg ist etwas geröthet und von einzelnen ausgedehnten Gefässen
durchzogen. Die Lidgeschwulst fühlt sich weich und elastisch an. Beim
Ektropioniren des Lides wälzt sich dann die mit massenbaften üppigen
Granulationen besetzte Conjunctiva hervor. Wo die Granulationen noch
jung, intact sind, haben sie eine Scharlach- bis graurothe Färbung.
Stellenweise und bei längerem Bestehen zerfallen sie und es bilden sich
durch oberflächliche Usur unebene, gelbrothe, speckig aussehende ge-
schwürige Flächen. Eine fernere Eigenthümlichkeit der Wucherungen
besteht darin, dass sie durch Druck gegen den Bulbus abgeplattet, eine
massig höckerige Oberfläche, dagegen manchmal ziemlich tiefe Zerklüftung
zeigen und dass diejenigen, welche nahe der Uebergangsfalte und auf
derselben sitzen, sich hahnenkammförmig in den Fornix hineinsebmiegen.
Die Conjunctiva tarsi kann am oberen und am unteren Lide frei bleiben,
so dass dann die Wucherungen blos von der Uebergangsfalte ausgehen,
während die Conj. tarsi nur sammetartige papilläre Schwellung zeigt,
Eine stark eitrige Secretion ist die unangenehme Zugabe zu dieser im
Uebrigen schmerzlosen Affection der Bindehaut, daher die Patienten
gewöhnlich erst längere Zeit nach Beginn des Uebels Hilfe suchen. Die
v. Arlt, Kvaiikh. des Ä.uges 7
gg Bindehaut.
Cornea kann längere Zeit intact, später pannös erscheinen. --In zwei
von sechs Fällen war auch die Schleimhaut des Thränensackes Sitz
solcher Granulationen (wie sich hei Eröffnung desselhen zeigte). —
Seltener ist die Conj. hulbi Sitz einer tuberculösen Infiltration '). wird
sie aber davon befallen, so tritt die Graniüationsbildung etwas zurück
und es lallt in erster Linie die Tubcrkelinfiltration als solche auf. indem
dann die disseminirten graulich durchscheinenden Knötchen alsbald die
Vermuthung auf Tuberkel lenken '-).
Sattler entwarf folgendes Krankheitsbild: „Die Lider erschienen
verdickt, die Conjunctiva der Lider stark geschwellt, gleichmässig ge-
röthet, sammetartig, die Uebergangs- sammt der halbmondförmigen Falte
und die Conj. bulbi gleichmässig stark geröthet und geschwellt, letztere
namentlich in der unteren Hälfte; in dieser sassen überdies zahlreiche
beerenartige Hügel, ähnlich solchen, welche man auch bei Trachom zu
seilen bekommt. Au dem unteren Rande der Hornhaut, zum Theil auf
der Conjunctiva. zum Theil auf der Cornea und auf letzterer bis zur
Mitte reichend, befand sich ein Geschwür mit unebenem, grau belegtem
Rande. Nach oben, gegen das Centrum der Cornea, schloss sich an
dasselbe ein Prolapsus iridis an. Der obere Theil der Cornea war mit
einem Pannus überzogen. Weder in der Iris (mit Einschluss des Pro-
lapsus) noch in der Chorioidea konnten (bei der nachträglichen mikro-
skopischen Untersuchung) Zeichen von Tuberculosis aufgefunden werden.14
Trotz der eben geschilderten Eigentümlichkeiten wird sich die
Diagnosis dieser localen Tuberculosis in der Regel nur durch die mikro-
skopische Untersuchung eines grösseren probeweise, excidirten Stückes
der Neubildung feststellen lassen. Nach dem örtlichen Befunde allein
kannte mau an Lupus, an Epitheliom, an chronische Bindehautblen-
norrhoe. an ein Ulcus syphiliticum denken. Anamnestische Thatsachen
und Untersuchung dv>- ganzen Körpers können sehr beachtenswerte
Winke geben. Syphilitische Geschwüre sind zumeist an der Conj.
') Sattler. Heidelberger Versammlung ls17 in Zehender's Beriebt. Bei-
lageheft zum 15. Jahrgang, pag. 64.
2) In dem von Sattler beschriebenen, auf meiner Klinik beobachteten Falle
war das Augenleiden (bei einer 56jährigen, schlecht genährten Frau) als Carcinoma
bulbi aufgefasst und der Bulbus (nach Exeision eines Stückchens aus der Neubil-
dung behufs mikroskopischer — leider, wie sich später erwies, nicht verlässlicher
— Untersuchung) enucleirt worden. Hätte ich damals gewusst, dass Tuberculosis
auch an der Conjunctiva vorkomme und eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Carcinoma
zeigen könne, so würde ich wohl auch die genauere Untersuchung der Lungen
nicht unterlassen haben. Infiltration der Lymphdrüsen vor dem Ohre oder am
Halse war nicht vorhanden.
Tuberculosis. 99
palpebr. und zwar vom intermarginalen Saume aus gegen «Ich üeber-
gangstheil hie sich erstreckend, aber auch an der Conj. bulbi beobachtet
worden. Sie waren nach directer Uebertragung von Schankergifl (mittelsl
verunreinigter Pinger) oder nach Schmelzung eines in der Bindehaut
gebildeten Gumma entstanden. In ersterem Falle wurde auch Anschwel-
lung dei Lymphdrüsen vor dem Ohre - doch nur Ins zu Erbsen- oder
Bohnengrösse beobachtet. Nach ihrer Heilung blieben tiefgreifende
Narben zurück. - Iu den von mir beobachteten Fällen von Lupus -
in zweien davon trat noch während der Behandlung des Augenleidens
Lupus an der Wange oder am Nasenflügel auf - sass die Affection
am oberen oder am unteren Lide meistens mehr im Uebergangs- als
im Tarsaltheile, nur einmal - - bei einem 5jährigen Mädchen - - reichte
sie bis an den intermarginalen Saum des oberen Lides (nicht bis in die
Cutis), war keine oder doch keine auffallende Lymphdrüsenanschwellung
vorhanden und wurde das Leiden in Zeit von einigen Monaten durch
consequentes Touchiren mit Lapis infernalis bleibend beseitigt. — Wenn
chronische Bindehautblennorrhoe, resp. Trachom unilateral vor-
kommt bilaterale Tuberculosis conj. ist bisher nicht beobachtet
worden — . so kann das Vorhandensein von Geschwüren im Bereiche
der Lid- oder Augapfelbindehaut genügen, dieses Leiden auszuschliessen.
denn in Folge von Blennorrhoe (Trachom) treten Geschwüre nur im
Areal der durchsichtigen Hornhaut bis zum Limbus auf; überdies wird
consecutive Drüsenanschwellung, und auch diese nur für kurze Zeit, blos
durch acute Bindehautblennorrhoe bedingt. Wenn ein an der Con-
junetiva bulbi allein aulgetretenes Epitheliom bereits zur Geschwürs-
bildung geführt hat, so kann die Conjunctiva palpebrarum allerdings
stark anschwellen und selbst autfallende Wucherung zeigen, es kann
auch bereits zur Infiltration der Lymphdrüsen (bis zu Erbsen- oder
Bohnengrösse) gekommen sein. Dann kann es wohl sein, dass nur die
mikroskopische Untersuchung eines probeweise excidirten Stückes sicheren
Ausschluss zu geben vermag.
„Diese locale - sagen wir lieber chronische - Tuberculose ist
(nach Haab) jedenfalls nicht unter die harmlosen Affectionen zu stellen,
wenngleich der Ausspruch Hüter's, dass da, wo Localtuberculose exi-
stirt, das Leben sich in grösster Gefahr befinde, nicht als genügend
bewiesen anzusehen ist. Dass das Conjunctivalleiden sehr hartnäckig und
lästig sein und dass auch das Auge durch Mitleiden der Cornea gefährdet
werden kann, ergibt sich aus der Beobachtung vieler Fälle".
Die örtliche Behandlung ist so ziemlich dieselbe, wie bei Lupus
conjunctivae.
7 *
100 Bindehaut.
33. Nicht entzündliche Bindehautaffectionen.
I. Ohne erhebliche Veränderung des Bindehautgewebes.
1. Hieher gehört zunächst die epitheliale Xerosis (Saemiseh),
welche im Bereiche der Lidspalte, besonders an der temporalen Partie
der Conjunctiva bulbi vorkommt und am häufigsten bei schlecht ge-
nährten Individuen beobachtet wird, wenn sie an Hemeralopie (von
Ueberblenduug) erkranken. Eine dreieckige Stelle der Conjunctiva, wie
beim Lidspaltenflecke, nur gewöhnlich viel grösser, erscheint nicht benetzt
und auch, wie eine mit Fett überzogene Stelle, nicht benetzbar, manch-
mal auch wie mit weissen Schüppchen belegt, während die angrenzende
feuchte Partie etwas trübe (schmutziggelb) und von einzelnen Gefässen
durchsetzt ist. Dieser Zustand erregt an und für sich keine erheblichen
Beschwerden, wird gewöhnlich nur nebenbei (vom Ärzte) bemerkt und
geht auch ohne merkliche Folgen zurück. Er unterscheidet sich anato-
misch wie prognostisch wesentlich von der parenchymatösen Xerosis,
welche nach Entzündimgsprocessen der Conjunctiva oder der Cornea bald
weitverbreitet (pag. 31, 59), bald partiell (an Hornhautstaphylomen)
vorkommt.
2. Ecchymoma subconjunctivale. Wenn Blut zwischen der
Binde- und Lederhaut ausgetreten ist, so erscheint die Köthe durchaus
oder doch in der Mitte des Herdes gleichmässig gesättigt, dunkel- oder
bläulichroth (weil durch das hall »durchsichtige subconjunctivale Binde-
gewebe gedeckt) und reicht nie bis in den fest an den Cornealrand ge-
hefteten Limbus, welcher daher meistens als weisser oder weissgrauer
Keifen (Bogen) absticht. Auch Lidspaltenflecke werden nicht suffundirt,
bleiben durchaus oder punktweise licht (grau, weiss). Solche Blutaus-
tretungen kommen, abgesehen von Skorbut, sehr oft nach traumatischen
Verletzung» o des Bulbus oder seiner Umgebung vor, nicht immer so-
gleich, oft aber auch nach momentaner Blutstauung in den absteigenden
Hohlvenen (beim Husten, Niesen, Drängen zur Stuhlentleerung), bei
Kindern häufig wegen Keuchhusten, im höheren Alter auch nach ge-
ringeren Veranlassungen. Sie verursachen blos Entstellung und ver-
schwinden in 8 — 14 Tagen von selbst. Weingeisthaltige Fomentationen
können ohne Nachtheil angewendet werden.
:'.. Oedema conj. bulbi frigiduin ist im Gegensatze zum ent-
zündlichen Oedem eine seltene Erscheinung. Im Vereine mit einem ho-
mologen Oedem der Lidhaut sehen wir es bei leukämischen Individuen in
Neubildungen. 101
geringem, bei hy dropischen oft iu hohem Grade. — Eine Art chronischen
Oedems finden wir an der Conjunctiva bulbi manchmal nach abgelaufener
Skleritis oder Sklerokeratitis ; das serös infiltrirte episklerale Bindegewebe
fühlt sich dann etwas derber an und die Flüssigkeit zeigt keine Neigung
sich zu senken. Dieser Zustand ist bleibend. - Nach Operationen oder
Verletzungen am Corneoskleralrande tritt manchmal Kammerwasser
unter die Bindehaut in mehr weniger grosser Ausdehnung und könnte
eine Chemosis vortäuschen. — Umschriebene, cystenähnliche Vortreibungen
der Conjunctiva nach Wunden im Skleralborde durch Kamnierwasser,
welche meistens persistent bleiben, werden später als cystoide Narben
beschrieben werden.
4. Erweiterte, ausgedehnte Lymphge fasse an der Conjunctiva
bulbi erscheinen - in seltenen Fällen -- als krystallhelle, durch totale
Lichtreflexion stark glänzende, perlenschnurähnlich an einander gereihte,
sammt der Bindehaut leicht verschiebbare Bläschen, häufiger an der
temporalen als an der nasalen Seite, auch an sonst gesunden Augen.
Sie erregen keine Beschwerden und können - - aus kosmetischen Rück-
sichten -- ohneweiters sammt einem Streifchen Bindehaut (wie fremde
Körper) excidirt werden.
II. Neubildungen, Geschwülste.
1. Granulome und Polypen. Partielle Wucherungen,
analog den Wundgranulationen, bemerkt man am häufigsten im Tarsal-
theile der Bindehaut in Folge von Ohalazien, welche zur Perforation
der Bindehaut geführt haben. Bald sind es flache, gleichsam plattge-
drückte Knöpfe mit überhängenden Bändern, bald warzen- oder polypen-
ähnliche Auswüchse, welche nach Umstülpung des Lides hervortreten,
und nicht selten kami man mit einer Sonde eine Oeffnung auffinden,
welche in das Innere einer Chalazionhöhle führt. Gewöhnlich sieht man
auch die Mündung des entsprechenden Drüsenstranges verändert, mit
einer sebumähnlichen Masse gefüllt, die sich wie bei einem Comedo
cutis ausdrücken lässt. An den Bestand solcher Granulationen knüpft
sich in der Regel ein chronisch -katarrhalischer Zustand der Binde-
haut überhaupt, welcher erst nach Aetzung oder Abtragung der Gra-
nulation und nach der längeren Anwendung von gelber Quecksilberoxyd-
salbe zu heilen pflegt.
Im Bereiche des Uebergangstheiles entwickeln sich flach auf-
gewölbte, mitunter aber auch gestielt aufsitzende Granulome wahrschein-
lich nur nach Verletzungen. Sie pflegen fremde Körper zn umhüllen.
102 Bindehaut.
können aber auch nach Entfernung dieser fortbestehen. Es kommt auch
vor, dass nach Ausstossung (Abfallen) einer gestielten polypösen Wuche-
runo- eine solche sich wieder erzeugt.
Auch im Bereiche der Conjunctiva bulbi können sich nach klaffen-
den Wunden oder tieferen Aetzungen Granulome entwickeln, vom sub-
conjunctivalen Gewebe aus. Am meisten bekannt sind die nach der
Durchschneidung (Bücklagerung) eines Muse, rectus. Ihre anfangs breite
Basis wird allmälig eingeengt und eingeschnürt durch die contrahirende
Wirkung der vernarbenden Bindehaut, so dass sie schliesslich mit einem
ganz dünnen Stiele auf dem Bulbus haften. Deshalb ist es gerathen,
diesen Vorgang abzuwarten, sich des frühzeitigen Abtragens oder Ab-
ätzens zu enthalten, denn nach dem Zustandekommen eines solchen
Stieles ist es sehr leicht, sie mit einem einzigen Scheerenschlage zu
entfernen.
An der Karunkel und au der Conjunctiva der hufeisenförmigen
Bucht, welche von den Thränenröhrchen umgrenzt wird, entwickeln
sich bei manchen Individuen auch ohne nachweisbare Beleidigung durch
eine mechanische oder chemische Schädlichkeit flach oder mit einem
dünnen Stiele aufsitzende erdbeerähnliche Wucherungen, nach deren
Abtragung man oft eine relativ starke Blutung und trotz nachdrücklichen
Touchirens mit Lapis infernalis leicht Nachwachsen einer gleichen Ge-
schwulst bekommt, bis es endlich gelingt, sie bleibend und ohne Nach-
theil zu beseitigen.
2. Cysten unter der Conjunctiva. Die Bildung einfacher
seröser Cysten wurde in Folge von Stössen auf den Bulbus im Be-
reiche der Sklera beobachtet. Sie lassen sich von cystenähnlichen Her-
vortreibungen der Conj. bulbi nach Berstung der Sklera (Vorfall von
Linse oder Glaskörper) leicht unterscheiden, da sie nicht mit breiter
Basis aufsitzen, sich leicht auf der Sklera verschieben lassen und einen
wasserklaren Inhalt zeigen. - Die Cysticercusblasen entwickeln sich
unter der Conjunctiva bulbi nächst der Uebergangsfalte allmälig und
unvermerkt, bis sie durch ihre Grösse (Hanf körn, Erbse) lästig oder
auffallend werden. Mittelst focaler Beleuchtung lassen sie sich an der
etwas trüben Hülle, dem Saugnapfe und dem Hakenkranze oft auch
schon vor der Ausschälung erkennen.
3. Dermoide und Lipome sind angeborene Geschwülste, welche
eigentlich der Conjunctiva angehören, auch wenn sie sich in das Bereich
der Cornea hinein erstrecken.
Die Dermoide sitzen als warzenähnliche Hügel zumeist an der
Schläfen- selten an der Nasenseite (innen-unten) halb auf der Sklera
Neubildungen. 10-*
halb auf der Cornea und sind da wie dort fest an ihre Unterlage ge-
heftet. Sie bestehen aus Epidermis, Corium und Panniculus adiposus,
sind demnach an der Kuppel trocken, Lassen Talg- und Schwei idrü erj
wahrnehmen und werden, wenn nicht schon früher, so um die Pubertäts-
zeit deutlich behaart. (An Kalbs- und an Schweinsaugen findet man solche
Geschwülste sogleich sehr stark behaart.) In manchen Fällen finden sich
olehe Warzen auch an der Gesichtshaut, namentlich vor der Ohrmuschel;
in manchen ist diese verunstaltet oder nur rudimentär vorhanden, fehlt
wohl auch der äussere Gehörgang. -- Man kann sie mit einer Blömer-
schen Pincette an der Kuppel fassen und mit einem Lanzenmesser in
flachen Zügen von der Cornea abschälen, sodann den skleralen Theil mit
einer Scheere umschneiden und von der Sklera ablösen. Auf der Cornea
bleibt immer ein trüber Fleck zurück.
Lipome kommen wahrscheinlich nur an der temporalen Hälfte
vor und erstrecken sich in seltenen Fällen auch in das Bereich der Horn-
haut. In einem von mir1) und in einem von A. v. Graefe2) beschriebenen
Falle erstreckte sich die blassgelbe Fettmasse unter der Conjunctiva
bulbi von dem oberen-äusseren Theile der Uebergangsfalte abwärts bis
in das Bereich der Hornhaut, mit welcher die flachen fettlosen' Ausläufer
des Gebildes fest zusammenhingen, so dass eine vollständige Losschälung
daselbst nicht möglich war, während im Bereiche der Sklera die Aus-
lösung des Fettgewebes (nach Incision der dasselbe bedeckenden Binde-
haut) beinahe vollständig geschehen konnte.
Minder selten ist das Vorkommen einer Fettgeschwulst, welche
beutel- oder mehr keilförmig zwischen den Bulbus und das obere oder
untere Lid an der temporalen Seite (ober- oder unterhalb der äusseren
Commissur) eingeschoben erscheint, sich durch leichte Yorclrängung der
Cutis verräth und erst bei starker Einwärtsrollung des Bulbus deutlich
hervortritt. Sie wird gewöhnlich erst nach stärkerer Entwicklung (um
die Pubertätszeit) bemerkbar. Die wahrscheinlich mit dem Orbitalfette
continuirlich zusammenhängende Fettmasse ist nicht nur von der Con-
junctiva des Uebergangstheiles, sondern auch von einer mehr resistenten
und minder durchsichtigen Hülle (Fortsetzung der Fascia tarso-ocularis?)
überzogen und lässt sich wahrscheinlich nie ohne Gefahr vollständig
exstirpiren ; ich habe mich jedesmal begnügt, den hervorspringenden
(entstellenden) Theil mit möglichster Schonung des Bindehautüberzuges
zu 'excidiren und die Wunde (der Bindehaut) zu vernähen.
') Bericht über die Wiener Augenklinik 1867.
'•) Archiv f. 0. VII. 6. pag. 7.
104 Bindehaut.
Von subconjimctivalen Osteomen sind nur zwei Beobachtungen
bekannt geworden, eine von A. v. Graefe, eine von Saernisch ').
Obwohl das Epitheliom meistens von der Cutis der Lider aus
die Conjunctiva ergreift, kommen doch Fälle vor, wo die Bildung der
bekannten Knoten (rund, hart, lichtgelb oder grau) in der Conjunctiva
bulbi und zwar in oder nahe am Linibus beginnt und deshalb wohl
eine Conjunctivitis mit circumscripter Exsudation vortäuschen kann. Die
Knoten entwickeln sich jedoch ohne sonderliche Reizzufälle, namentlich
ohne entsprechende Ciliarinjection und nehmen nur nach Wochen bis
Monate langem Bestände an Zahl und Grösse zu. Auch nach bereits
erfolgter Exulceration können Injection, Lichtscheu und Thränenfluss
sehr gering sein und die Schmerzen sich auf zeitweilige flüchtige Stiche
beschränken. Die Geschwüre, w eiche mitunter ein sehr trockenes Aus-
sehen zeigen, vergrössern sich durch Schmelzung der am Bande nach-
gewachseneu Knoten und erhalten dadurch zackige (buchtige) Ränder.
Sie können sich sehr weit über die Cornea und über die Sklera ausge-
breitet haben, bevor sie tief greifen oder pcrforiren. Die Unterscheidung
von syphilitischen Geschwüren kann schwierig, wird aber nach einiger
Zeit und bei Berücksichtigung des ganzen Körpers und anamnestischer
Momente immer möglich sein. Schwieriger und mitunter nur mittelst mi-
kroskopischer Untersuchung möglich ist die Unterscheidung von Tuber-
culosis conjunctivae und von dem medullären Carcinom, wenn sich
ein solches an der Conjunctiva bulbi etablirt hat. — Falls sich nach Sitz
und Ausdehnung des Epithelioma conj. bulbi erwarten lässt, dass nach
vollständiger Excision oder nach Abschabung (mit einem scharfen Löffel)
alles Krankhaften die Wundfläche nicht zu gross sein, vielleicht die
Wunde auf der Skiern ganz oder grösstenteils durch Sutur werde ge-
deckt werden können, säume man nicht diese Procedur möglichst bald
vorzunehmen; ausserdem bleibt wohl nur die Enucleation, respective
Exstirpation des Bulbus übrig.
Sarkome sind sowohl an der Conjunctiva palpebrarum als an
der Conjunct. bulbi beobachtet worden. Homer2) fand bei einer 64 Jahre
alten, schlecht genährt aussehenden Frau ein vielzelliges Medullar-
sarkom in Form einer nussgrossen, dunkelpigmentirten weichen Ge-
schwulst mit unebener Oberfläche, welche beim Berühren blutete und
den Bulbus von obenher verdeckte. Sie sass mit einem rundlichen, fast
') Handbuch der gesammten Augenheilkunde 1876. IV. B. pag. 151.
3) Zehender klin. Monatshl. 1871, pag. 4.
Neubildungen. 105
2 Centim. (Durchmesser) dicken Stiele auf der Mitte dos oberen Tarsal-
randes und stund mit dem Tarsus lost in Verbindung, während die
«'utis gesund und sammt Muse, orbicularis darüber verschiebbar war.
Die Exstirpation wurde nach Erweiterung der äusseren Commissur durch
einen Schnitt mit einer Cooper'schen Scheere von innen ausgeführt,
welcher den Stiel sammt einer Zone gesunder Conj. und Tarsus ent-
fernte. Nach 0 Tagen konnte die Frau entlassen werden und nach einem
halben Jahre langte Nachricht von dauernder Heilung ein. -- Hirch-
berg1) beschreibt als Krebs der Lidbindehaut eine umschriebene
Geschwulst am oberen Augenlide eines G2jährigeu Mannes. Die Cutis
des oberen, über das untere herabhängenden Lides war von erweiterten
Venen durchzogen; nach der Umstülpung präsentirtc sich eine Neubil-
dung an der Bind« haut als eine halbwallnussgrosse Hervorragung von
kugeliger, doch vielfach mit kleinen Vorsprüngen besetzter, fast blumen-
kohlartiger, dabei aber glatter und glänzender Oberfläche, welche eine
gelbrothe Farbe und eine knorpelige Resistonz besass und nirgends Ge-
schwürsbildung erkennen liess. Ihr oberer Rand erstreckte sich nicht bis
in den Fornix, daher eine radicale Entfernung der Neoplasie ohne Ge-
fährdung des Bulbus ausführbar erschien und - auch gelang.
Ein Fibroma papilläre der Conj. bulbi bei einem Manne von
62 Jahren hat Borner2) beschrieben. Man sah oberhalb der rechten
Hornhaut einen weichen röthlicheu Tumor, der sich bis auf die Mitte
der Cornea erstreckte, von dieser jedoch sich abheben liess. Si ine Ver-
bindung mit der Conj. bulbi begann 2 Mm. oberhalb des Hornhaut-
randes und erstreckte sich beiderseits bis zur Commissur, oben bis zur
Uebergangsfalte; die übrige Bindehaut war frei. Die Dicke der Ge-
schwulst betrug circa 1 Centimeter ; die Oberfläche war gelappt, jeder
Lappen bestand aus Aggregaten rundlicher, weicher, tiefrother Knospen,
so dass das Ganze einer sehr grossen, weichen und stark injicirten Warze
ähnlich sah und an die himbeerartigen Haufen von spitzen Condylomen
erinnerte. Die Geschwulst wurde exstirpirt; die Patientin starb noch vor
erfolgter Vernarbung an Carcinoma ventriculi. Die mikroskopische Unter-
suchung ergab ein typisches Bild des Fibroma papilläre.
Weniger selten sind Melanosarkome an der Corneoskleral-
grenze, welche wie der Hut eines Pilzes mit einem dünnen Stiele in
der Gegend des Limbus festsitzen und ringsum oder doch so weit,
als sie sich über das Hornhautareal hinüberschlagen, mit einer Sonde
') Zehen der klin. Monatsbl. 1870. pag. 191.
2) Zeh ender klin. Monatsbl. 1871. pag. 8.
106 Bindehaut, Neubildungen.
abgehoben werden können. Wenn der Stiel sehr dick ist, wenn die
Untersuchung des Uvealtractus und die Prüfung der Function des Auges
Verdacht auf Mitleiden des Corpus ciliare ergeben, so ist auf die
Enucleation des Bulbus anzutragen. Auch bei dünnstieligen, scheinbar
blos an dem episkleralen Gewebe festhaftenden Melanomen muss
man darauf gefasst sein, dass man die Wurzel des Stieles nach der
Abkappung werde mit einem fein zugespitzten Lapis nachdrücklich
touchiren müssen.
IL Buch. Krankheiten der Hornhaut.
A. Entzündung- der Hornhaut,
Im Allgemeinen.
E,
mtzündung der Hornhaut kommt entweder selbständig- (primär)
oder in Folge von Entzündung anderer Gebilde (secundär) vor; in
vielen Füllen inducirt sie Entzündung benachbarter Organe (Conjunctiva,
Iris, Corpus ciliare): in anderen besteht sie gleichzeitig neben Entzün-
dung der letzteren.
Wir diagnosticiren Hornhautentzündung, wenn wir gesteigerte
Ciliarinjection (der vorderen Ciliararterien), Trübung und Grlanz-
ab nähme (Mattsein der Oberfläche) der Hornhaut, oder wenn wir ein
Geschwür im Bereiche der Cornea vorfinden. Je nach dem Sitze und
der Ausbreitung des Entzündungsherdes ist das Sehen mehr weniger
gestört (Abhaltung, Zerstreuung oder unregelmässige Brechung des
Lichtes). Schmerzen im Auge allein oder zugleich in der Umgebung
können fehlen, aber auch, begleitet von Thränenfluss. Lichtscheu, selbst
Blepharospasmus äusserst heftig vorhanden sein. Manchmal ist die
Cornea gegen Betastung weniger empfindlich, als im normalen
Zustande.
Die abnorme Injection im Bereiche der vorderen Ciliararterien
kann auf eine kleine Stelle beschränkt sein, wenn die Entzündung eine
kleine periphere Partie der Hornhaut betrifft; sie ist bogen- oder ring-
förmig bei grosser Ausdehnung oder bei centralem Sitze des Entzün-
dungsherdes. Ihre In- und Extensität lässt sich eher zu der Lebhaftig-
keit der Veränderungen, die in der Cornea vorgehen, als zu dem Grade
'derselben in Relation bringen. Früher oder später kann auch die Con-
junctiva bulbi abnorm injicirt werden, indem ihre Gelasse in der
vorderen Zone mit den Ciliargefässen anastomosiren.
Die Glanz Verminderung der Hornhaut als Symptom der Ent-
zündung unterscheidet man bei einiger Uebung leicht von der mangel-
108 Hornhaut.
haften Benetzimg und von jener Glanzlosigkeit, welche bei acuten
Anfällen von Glaukom, so wie von der, welche im Degenerationsstadium
bei Glaukom auftritt. Die Oberfläche der einfach entzündeten Hornhaut
zeigt, wenn nicht etwa Eiterung vorhanden ist, weder Vertiefungen noch
Erhöhungen, aber die Spiegelbilder, z. B. die Contouren der Fensterrahmen,
erscheinen nicht so scharf gezeichnet, wie bei normalem Glänze der
Hornhaut. Man kann die Oberfläche allenfalls als fein gestichelt bezeich-
nen; in manchen Fällen sieht man deutlich das Fehlen von Epithelial -
zellen, unter der Loupe erscheint die Oberfläche gleichsam chagrinirt.
Die Trübung, vom leisesten (vielleicht nur bei Focalbeleuchtung
erkennbaren) Hauche bis zu völliger Undurchsichtigkeit variirend, erscheint
nur selten in gleich vcrtheilter Sättigung, selbst wenn sie die ganze
Cornea einnimmt. Auf die Sättigung der Trübung hat nicht nur die
Natur der Gewebsveränderung Einfluss, sondern auch die Mächtigkeit,
d. h. die Zahl der über einander liegenden abnormen Elemente. Auf
dunklem Hintergrunde, namentlich vor der Pupille, tritt eine und die-
selbe Trübung deutlicher hervor, als auf lichtfarbiger Unterlage. Der
Farbenton der entzündlichen Trübung ist im Allgemeinen grau oder
graugelb, niemals bläulich- oder reinweiss. Die Begrenzimg der Trübung
ist während des entzündlichen Processes niemals eine scharfe; eine
solche entsteht, wenn überhaupt, erst nach Ablauf der Entzündung.
Unter der Loupe, besonders bei focaler Beleuchtung, sieht man oft
entweder weitverbreitet «Kirr nur in der Umgebung des Entzündungs-
herdes (eines Geschwüres, einer Wunde, eines Infiltrates) lineare Streifen,
welche nach Form und Anordnung an ein zerknittertes Oelpapier oder
an eine sich mit Eisstreifehen bedeckende Fensterscheibe erinnern.
Unter Einrechnung der Fälle, wo Keratitis nach Verletzungen
auftritt, und jener, wo sie durch Bindehautentzündung herbeigeführt
wird, ist die Keratitis wohl die häufigste Augenkrankheit. Sie
bildet aber auch in Bücksicht auf die Function des Organes eine der
wichtigsten Affectionen des Auges. Sie gefährdet die Function,
oft auch die Form des Auges, in mannigfacher Weise: durch Hinter-
lassung unheilbarer Trübung, durch bleibende Veränderung der Wölbung,
durch Perforation und deren Folgen, durch Einleitung von Iritis oder
[ridokyklitis, durch eitrige Zerstörung eines Theiles oder der ganzen
Hornhaut, durch Vernichtung der Form des ganzen Bulbus (Staphylom-
bildung, Phthisis bulbi); sie kann aber auch verlaufen, ohne bleibende
oder doch ohne nachtheilige Folgen zu hinterlassen.
Die Fälle, in denen nach den obgenannten Merkmalen primäre
oder seeundäre Keratitis anzunehmen ist, müssen bezüglich der Vor-
Keratitis. 109
hersage des weiteren Verlaufes und der Ausgänge so wie behufs der
Behandlung unterschieden werden, zunächst in solche, welche mit, und
solche, welche ohne Eiterung in der Cornealsubstanz verlaufen. Die
Keratitis suppurativa manifestirt sich gleich von Anfang oder
sehr bald nach ihrem Beginnen in Form eines Geschwüres, eines
Abscesses oder eines Infiltrates. Für die nicht suppurativen
Formen lässt sich vorläufig noch keine in gleicher Weise bezeichnende
Benennung aufstellen, weil uns die dabei obwaltenden anatomischen
Vorgänge und Veränderungen noch nicht hinlänglich bekannt sind.
Von den üblichen Bezeichnungen dafür dürfte der Ausdruck „Keratitis
interstitialis" noch der am wenigsten präjudicirende sein.
Gebraucht man den vielbeliebten Ausdruck ,.K. parenchymatosa" in dem
Sinne, in welchem ihn Schindler') eingeführt hat, so ist er heutzutage unrichtig,
weil dieser Autor damit nur sagen wollte, dass der Sitz der Entzündung die
Hornhautsubstanz selbst, nicht das Bindehautblättchen und nicht die Descemet'sche
Membran sei. und weil er daher auch die suppurativen Formen (als ,.Keratoditis
phagedaenica") unter jenem Namen mit Inbegriff. Seine Hydatoditis ist aber ebenso-
wenig eine Keratitis, als dieKeratite pointillee von Desmarres "). Nach Virchow's 3)
neuerer Darstellung würde dieser Terminus nur andeuten, dass es sich bei diesem
Vorgange um die Ansaugung von Flüssigkeiten durch die Zellen (also die Horn-
hautkörperchen) handle; aber nach den kurzen Mittheilungen Virchow's über
einen mikroskopisch untersuchten Fall von Keratitis, welche er als parenchymatöse
auffasste, ist es mindestens sehr zweifelhaft, ob man einen ähnlichen Vorgang
(Befund) in jenen Fällen voraussetzen dürfe, welche von späteren Ophthalmologen
der „Keratitis parenchymatosa" vindicirt werden. Der gleichfalls übliche Ausdruck:
,.K. profunda" hat bei einer kaum über I Mm. dicken Membran wohl nur dann
einen Sinn, wenn er besagen soll, dass der entzündliche Process in der Substanz
der Cornea, nicht au ihrer Oberfläche sich abspiele. Das geschieht aber auch bei
suppurativen Processen. Der Zusatz „diffusa" passt wohl für die Trübung, aber
nicht für die Entzündung der Hornhaut. Die Trübung ist aber in vielen Fällen
nicht diffus, wie etwa eine Glaskörpertrübung, sondern von sehr deutlichen saturir-
ten Flecken oder Punkten (Knötchen?) durchsetzt.
Als praktisch verwerthbarer Grund zur übersichtlichen Unterabtheilung
der interstitiellen Keratitis kann sehr wohl das ätiologische Moment gewählt
werden, wenn sich auch in manchen Fällen eine bestimmte Ursache gar nicht
auffinden lässt. Es zeigen nämlich die Fälle, die einem bestimmten Causahnomente
z. B. constatirter Scrofulosis angehören, bezüglich des Vorkommens und des Verlaufes
eine so auffallende Aehnlichkeit zu einander, dass derjenige, welcher eine gewisse
Zahl solcher Fälle sjut beobachtet hat, auch bei Fällen, deren Causalmoment nicht
') Ammon's Monatschrift 1838, I. B.. pag. 512.
z) Traite des maladies de yeux, 1847 Paris, pag.
3) Cellularpathologie, Berlin 1871, pag. 376.
HO Hornhaut.
so leicht constatirt werden kann, in der näheren Untersuchung schon durch die
Analogie wesentlich unterstützt wird. Jedenfalls ist es dankbarer, die bisher bekannt
gewordenen Eigenthüinlichkeiten im Verlaute je nach diesem oder jenem Causal-
momente zusammenzufassen, als die Keratitis blos anatomisch zu schildern, dann
alle möglichen Causalmomente aufzuzählen und es dem, der sich bezüglich der
Prognosis und Therapie orientiren will, einlach zu überlassen, ob er für einen
vorliegenden Fall dieses oder jenes Causalmoment annehmen oder die Aetiologie
ganz bei Seite lassen wolle. Gibt es doch Lehrbücher, welche die Aetiologie mit
Stillschweigen behandeln. Gleich wie es Falle gibt, welche sich ätiologisch
nicht bestimmen lassen, gibt es auch Fälle, welche man nicht in ein blos anato-
tomisch entworfenes Schema einreihen könnte, selbst wenn man eine, das Studium
ausserordentlich erschwerende Zersplitterung in eine sehr grosse Zahl verschiedener
Formen (Arten) vornehmen wollte.
I. Interstitielle Keratitis.
Die nicht suppurative oder interstitielle Keratitis ist der Haupt-
sache nach anatomisch durch Ciliarinjcction, Trübung und Mattsein der
Cornea in mehr weniger grosser Ausdehnung und functionell durch
Sehstörung charakterisirt. Die Gewebeveränderung lässt sich vorläufig
noch nicht genauer angeben, weil Sectionsbefunde bis jetzt fehlen und
weil die mikroskopischen Befunde bei Thieren sich nur auf Keratitis
nach mechanisch-chemischen Verletzungen oder auf Einimpfung putrider
Stoffe beziehen.
Mit seltenen Ausnahmen -- wovon später — tritt diese Entzün-
dung selbstständig (unabhängig von Entzündung der angrenzenden Ge-
bilde) auf und bleibt auch auf die Cornea beschränkt. Indem sie nicht
•'zur Eiterung führt, gefährdet sie blos die Durchsichtigkeit, selten auch
die Wölbung der Hornhaut. Das Krankheitsbild kann nach den Ver-
änderungen an der Cornea ausserordentlich mannigfaltig sein, und nähere
Anhaltspunkte für die Prognosis und Therapie lassen sich nur in jenen
Fällen gewinnen, wo das ätiologische Moment mit mehr weniger Ver-
lässlichkeit aus dem Befunde am Auge, aus dem Verhalten des ganzen
Körpers oder aus anamnestischen Angaben bestimmt werden kann. In
Berücksichtigung des Causalmomentes hissen sich die Fälle mit inter-
stitieller Keratitis zunächst in solche scheiden, welche ein Allgemein-
leiden bestimmt oder doch mit Wahrscheinlichkeit als Ursache des
Augenleidens wahrnehmen lassen, und in solche, welche als rein örtliche,
durch äussere Momente allein hervorgerufene zu betrachten sind. Von
den ersteren hissen sich vorläufig drei G nippen oder Typen auf-
stellen; Fälle der letzteren Art können eigentlich nur casuistisch be-
handelt werden.
Keratitis, interstitielle. 111
a) Keratitis interstitialis in Folge eines Allgemein-
leidens.
I. Keratitis lymphatica (scrofulosa ').
Symptome. Die Trübung der Cornea erscheint aus lichtgrauen
Wölkchen zusammengesetzt, nach deren Confluenz wohl auch gleicli-
mässig saturirt und dann weiss- oder gelbgrau. Die Trübung, wenn
auch anfangs partiell, breitet sich allmälig auf die ganze Cornea aus,
erreicht im Centrum die grösste Sättigung und erhält sieh hier am
längsten. Die Oberfläche ist matt, fein gestichelt, ohne Gruben, ohne
Hügel. In der Substanz der Cornea erscheinen centripetale Gefäss-
chen, in manchen Fällen spärlich und nur eine Zeit lang sichtbar, in
anderen so dicht, dass man fast nur Gefässe sieht, und wochenlang
persistirend. Hiemit parallel geht Ciliarinjection, mit welcher der
Process b< 'ginnt.
Bei reichlicher Gefässentwicklung in der Cornea pflegen Sehmer-
zen. Thränenfluss und Liehtscheu. (selbst Blepharospasmus) heftig
und hartnäckige Begleiter zu sein; dann ist auch die Pupille verengert
und erweitert sich auf Atropin nicht gehörig , ohne dass Iritis besteht.
In Fällen, die sich bei geringer und bald vorübergehender Gefäss-
entwicklung in der Cornea durch in- und extensive Trübimg auszeichnen,
sind die Reizzufälle sammt der Ciliarinjection mitunter so geringfügig,
dass eben nur die Sehstörung imponirt. Dann pflegt auch die Pupille
weit zu sein. In vielen Fällen ist die Cornea gegen Berührung mit
einer Sonde wenig (gar nicht) empfindlich.
Ausnahmsweise fühlt sich der Bulbus weicher an, ohne dass man
entzündliche Erscheinungen im Uvealtractus nachweisen kann. Diese
Spannungsabnahme kommt besonders während reichlicher Gefässent-
wicklung in der Cornea vor. hält noch einige Zeit während der Rück-
bildung derselben an. verschwindet aber schliesslich ohne merkliche Folgen.
Der Verlauf ist iu allen Fällen ein schleppender: er erstreckt
sich auf zwei und mehr Monate, selbst wenn der Process mit heftigen
Zufällen seitens des Gefäss- und Nervensystems beginnt und rasch
ansteigt. Die lange Dauer ist durch das beinahe stetige Fortschreiten
der entzündlichen Veränderungen bis zur Akme und durch langsame
Rückbildung, nur selten einmal durch eine eigentliche Recidive (frischen
') Zarda, dis^ertatio de Keratitide praesertiin scrofulosa, Ticini regii 1824.
Keratitis scrof. pag. 30 — 42. Zarda war Schüler des Prof. Flarer. eraeritirten
Assistenten des Prof. J. G. B e e r.
112 Hornhaut.
Nachschub wie z. B. bei manchen Fällen von Conjunctivitis oder
Iritis) bedingt.
Der Process beginnt mit Ciliarinjection, ringsum oder zunächst
nur am oberen, seltener am unteren Umfange der Cornea. An diese tief
sitzende (daher bläuliche) Röthe schliesst sich zunächst eine aus dicht
an- und über einander liegenden Gefässchen bestehende dunkle Röthe
und Schwellung des Linibus, erst im oberen, dann im unteren Ab-
schnitte (in meniscoider, epaulettähnlicher Form), endlich ringsherum
an. Ausnahmsweise wird der untere Abschnitt des Linibus früher als
der obere ergriffen. Längs des concaven Randes des intensiv gerötheten
und mehr weniger deutlich geschwellten Limbusabschnittes wird die
Cornea matt und es treten in ihr trübe Flöckchen oder Wölkchen (in
verschiedener Tiefe) auf. Allmälig erscheinen gegen das Centrum hin
mein- und grössere, endlich confluirende Flecke, welche unter der Loupe
bei focaler Beleuchtung meistens saturirte weisse Punkte wahrnehmen
lassen, oft auch lichte Streifen zeigen. Zu gleicher Zeit oder bald darauf
sieht man tief in der getrübten Partie, dann wohl auch nächst der
Bowmau'schen Membran centripetal vorrückende Gefässchen, einzeln
oder so dicht, dass diese Partie ganz roth aussieht. Trübung und Ge-
fässe rücken nun zunächst von oben und unten (oder unigekehrt), endlich
auch von den Seiten her gegen die Mitte der Cornea vor. Die mittelste
Region wird in der Regel nicht von Gefässen erreicht; eine hirsekorn-
bis linsengrosse (doch meist ovale) Stelle pflegt gefässlos zu bleiben.
Man kann jetzt leicht zu der Besorgniss geführt werden, diese Partie
werde eitrig schmelzen (was ich nur 2m al beobachtet habe) oder her-
vorgetrieben bleiben (was ich nie gesehen habe).
In einer relativ geringen Zahl von Fällen ist sowohl die Ciliar-
injection als die Gcfässentwicklimg im Limbus und im Parenchym der
Cornea eine sehr geringe und dann auch bald vorübergehend; gerade
solche Fälle sind es, in welchen man mitunter eine so in- und extensive
Trübung vorfindet, dass die gauze Cornea mit Ausnahme einer Randzone
wolkig oder gleichmässig getrübt erscheint.
Die Rückbildung mauifestirt sich durch almiäliges Verschwinden
der Gefässe in der Cornea und durch Klärung von der Peripherie her.
In vielen Fällen schwindet die Trübung, nachdem sie sich in kleinere
und dünnere Wölkchen aufgelöst hat, nach Verlauf einiger Wochen oder
Monate vollständig and spurlos. Die persistirenden Trübungen sind mit-
unter so geringfügig, dass man sie nur mittelst focaler Beleuchtung
sehen kann. Relativ selten restiren Trübungen mit Einbettung fett- oder
kalkähnlicher Körnchen (Klümpchen), welche jeder Behandlung zu wider-
Eeratitii interstitialis. IIB
stehen pflegen. Das Zurückbleiben eines öder einiger Pigmentpunkte in
der Cornea gehörl zu den grössten Seltenheiten. Am traurigsten sind
die zum G-lück seltenen Fälle, in welchen die Cornea nach Langem Be-
stände intensiverer Trübung etwas flacher geworden ist. Ektasirung der
Cornea habe ich auch in jenen Füllen, wo die Cornea während starker
\ .1 cularisirung die Form eines al »gestutzten Kegels gezeigt hatte, nicht
nachfolgen gesehen. Nur bei Complication mit Skleritis anterior steht
eine mehr weniger ausgebreitete und tiefgreifende Sklerosirung der Cornea
zu besorgen (Arlt, Krankheiten, 1851, pag. 187 ').
Vorkommen, Ursachen. Diese Krankheit kommt vorzugsweise im
Jünglingsalter (am häufigsten zwischen dem 10. und 25. Jahre), seltener
im Knabenalter, kaum einmal vor dem 7. Jahre, ausnahmsweise im
Manne:- alter vor. Sie tritt — mit seltenen Ausnahmen — immer bilateral
auf, doch so, dass sie erst das eine, dann nach einigen Tagen, gewöhn-
lieh aber erst nach Wochen oder Monaten das andere Auge befällt.
Die Erkrankung des zweiten Auges sieht man oft erfolgen, nachdem der
Kranke wegen des erstergriffenen bereits in sorgsame Obhut und Pflege
genommen worden ist. Diese Umstände drängen zu der Annahme,
dass das eigentliche Causalmoment in constitutionellen Verhältnissen
des Individuums liegen müsse. Sieht man sich die Individuell genauer
an, und scheidet man jene 'aus, bei welchen Lues hereditaria nachweisbar
ist, so findet man unter 100 mindestens 70, welche mehr weniger deut-
liche Merkmale von Scrofulosis darbieten. Berücksichtigt man nicht blos
den Zustand der Lymphdrüsen und etwa bereits überstandene andere
Leiden, welche suf Scrofulosis zu beziehen sind, sondern auch den Zu-
stand der körperlichen Entwicklung, so fällt bei jenen, welche sich dem
Pubertätsalter nähern oder welche es eben überschritten haben, das
Zurückgebliebensein in der Entwicklung oder das Herabgekommensein
in der Ernährung auf (Zustand der Haut, der Musculatur u. s. w.). Bei
Frauenzimmern findet man oft, auch wenn sie nicht chlorotisch aussehen,
die Menstruation noch gar nicht, verspätet oder sehr unregelmässig
(Ph. von Walter's Keratitis amenorrhoica). Jene eigentümliche , fast
durchaus gefahrlose G-elenksentzündung (besonders im Knie), auf welche
Forster (Graefe und Saemisch VII. B. pag. 158) aufmerksam ge-
macht, habe ich seit dem Jahre 1858 circa lOmal beobachtet (bei nicht
Syphilitischen); sie tritt - nach meinen Beobachtungen - während
'j Der Ausdruck „Sklerosirung" ist meines Wissens zuerst von Kieser für
die angeborene Randtrübung der Cornea gebraucht worden. Himly u. Schmidt
ophthalm. Bibliothek III. Bd. 3. Stück.
v. Arlt, Krankh. des Aug< 8
114 Hornhaut.
des Verlaufes des Augenleidens auf, mich Förster auch früher oder
später, meistens uni-, seltener bilateral. Rücksichtlich des causalen
Momentes ist noch zu bemerken, dass diese Keratitis (dasselbe Krank-
heitsbild) auch in jenen Fällen, wo sich deutliche Merkmale weder von
Scrofulosis noch von Lues hereditaria vorfinden, im Ganzen denselben
Verlauf nimmt, und dass man bei der Behandlung eines solchen Falles
für den Kranken besser sorgt, wenn man Scrofulosis supponirt und
darnach handelt, als wenn man das Augenleiden als ein rein örtliches,
blos mit örtlichen Mitteln zu bekämpfendes auffasst.
Die Prognosis ergibt sich grösstentheils aus dem, was über den
Verlauf und die Ausgänge gesagt wurde. Neben den bereits gesetzten
oder noch bevorstehenden Veränderungen kommen das Allgemeinbefinden,
der Zustand der Ernährung und der körperlichen Entwicklung, aber
auch die Verhältnisse, unter denen der Kranke lebt, und die Möglich-
keit, dieselben günstiger zu gestalten, in Betracht. Rückfälle (frische
Nachschübe) vor völligem Ablaufen der Entzündung oder kurze Zeit
nachher gehören zu den Seltenheiten. Auch in späterer Zeit sind Wieder-
holungen nur ausnahmsweise beobachtet worden. Ein junger Mann, den
ich im 8. Jahre an dieser Krankheit behandelt hatte, wurde im 19.
Jahre noch einmal davon befallen, und bei einigen Frauenzimmern,
welche um die Pubertätszeit wahrscheinlich an dieser Form gelitten
hatten, sah ich dieselbe gegen das klimakterische Alter hin auftreten.
Von der Complication mit Skleritis oder Iridokyklitis , welche die
Prognosis sehr ungünstig machen kann, soll später die Rede sein.
Die Behandlung zerfällt in eine örtliche, symptomatische und eine
allgemeine, dem causalen Momente entsprechende.
Diese Krankheit heilt manchmal von selbst; sie lässt sich durch
örtliche wie allgemeine Behandlung wenig beeinflussen, wenigstens nicht
merklich abkürzen. Man bekommt Fälle zu sehen, wo das Leiden auf
dem erstergriffenen Auge ohne Behandlung oder unter Anwendung ver-
schiedener Mittel bis auf eine mehr weniger merkliche Trübung vorüber-
gegangen ist. Auch in Fällen, welche wir in den ersten Tagen oder
Wochen zur Behandlung bekommen, sind wir nicht im Stande, auffallend
wirksam in den Process einzugreifen. Wir können nur lästige Symptome,
namentlich die Lichtscheu und die Schmerzen mildern und den sinken-
den Muth des vielleicht auf quantitative Lichtempfindung reducirten
Kranken durch unsere Zuversicht auf Abhaltung der Erblindung aufrecht
erhalten. Der eigentliche Dienst, welchen wir solchen Kranken erweisen,
wird zumeist darin bestehen, dass wir das diätetische Verhalten (Nah-
Keratitis interstitialis. 1 1 T>
rung, Wohnung, Bewegung etc.) günstig einrichten und allenfalls inner-
lich entsprechende Medicamente verabreichen.
Gegen die Lichtscheu und den Blepharospasmus sind vorzugsweise
Einträuflungen von Atropin (Einlegen von Atropin in Pulverform) und
Einreibungen der Salbe aus weissem Präcipitat und Extr. belladonnae
an die Stirn und Schläfe zu empfehlen. Ist dabei zugleich in- und ex-
tensive Ciliarinjection vorhanden, so erweisen sich diese Mittel mitunter
erst nach Vorausschickung einer örtlichen Blutentziehung (Egel am
Warzenfortsatze) wirksam. Für Temperirung des Lichtes werde, sobald
der Kranke ins Freie gehen kann, durch rauchgraue muschelförmige
Brillen gesorgt. Kalte Umschläge können angenehm sein, aber einen
andern nützlichen Effect haben sie nicht. Warme Umschläge (täglich
mehrmal durch 20 — 30 Minuten) wurden von Makenzie zur Temperi-
rung der Lichtscheu empfohlen, in neuerer Zeit dagegen als Reizmittel,
nämlich in Fällen, wo nach überstandener Akme die Cornealtrübung bei
geringer Vascularität hartnäckig fortbesteht. Um diese Zeit kann man
auch versuchen, durch Eintrauflungen von Tinctura opii crocata, durch
Einstreuen von Calomelpulver, durch gelbes Quecksilberoxyd in Salben-
form oder ähnliche Reizmittel die Aufhellung der Cornea zu beschleu-
nigen; während des Ansteigens der Entzündung werden solche Mittel
nicht vertragen. Operative Eingriffe (Punction der Cornea, Durchschnei-
dung der Gefässe) sind mehrfach empfohlen worden; ich habe sie nie
vorgenommen, denn gerade die Fälle mit prävalirender Gefässentwicklung
- und diese waren in Aussicht genommen -- sind die am wenigsten
hartnäckigen, am wenigsten gefährlichen.
Bei der Regelung des diätetischen Verhaltens (im weiteren Sinne)
halte man sich gegenwärtig, dass diese Krankheit viele Monate andauern
kann und dass die betreffenden Individuen viel mehr einer roborirenclen
als einer solchen Behandlung bedürfen, wie man sie bei acuten entzünd-
lichen Processen einzuleiten pflegt. Man lasse die Kranken ins Freie
gehen, soweit es die Lichtscheu gestattet. Bei der Verabreichung innerer
Mittel ist stete Aufmerksamkeit auf den Zustand der Verdauung erfor-
derlich. Dies gilt insbesondere beim Gebrauche des Leberthrans und
der Eisenpräparate. Der Leberthran allein oder mit Zusatz von etwas
Jod wird am besten als Imbiss zwischen Frühstück und Mittagmahl
vertragen, etwa 1 Esslöffel voll, und darauf ein wenig Zwieback oder
Weissbrod. Während der heissen Jahreszeit ist er zu vermeiden. Jod-
kalium oder Jodnatrium müssen ausgesetzt werden, wenn sie die Ver-
dauung stören, Katarrh der Respirationsorgane oder Akne erregen. Viel
leichter werden jodhaltige Mineralwässer in massiger Dosis ('/. — 1/4
8 *
116 Hornhaut.
Liter täglich) vertragen; man kann sie in der kälteren Jahreszeit recht
gut zwischen dem Frühstück und Mittagessen trinken lassen. (Aus
eigener Erfahrung kann ich empfehlen: Hall in Oberösterreich, Adel-
heidsquelle bei Holzkirchen in Baiern, Kreuznach in der Kheinprovinz,
Iwonitz in Galizien. Darkau bei Teschen, Luhatschowitz in Mähren.
Lipik in Slavonien. Die schönsten Erfolge habe ich von Hall gesehen.)
Bei schwächlichen Individuen kommen Chinapräparate, bei Frauenzimmern
mit Menstruationsanomalien Eisenpräparate (allein oder mit Kheum.
Aloe) und eisenhaltige Mineralwasser in Erwägung zu ziehen.
2. Keratitis ex lue hereditaria.
Die Fälle von Keratitis ex lue hereditaria zeigen eine gewisse
Aehulichkeit mit den im vorhergehenden Abschnitte geschilderten und
sind früher (auch von mir) nicht abgesondert beschrieben worden. Sie
markiren sich gleichfalls durch wolkige Trübung und häufig auch durch
Gefässeutwicklung in der Substanz der Cornea; sie zeigen gleichfalls
einen schleppenden Verlauf. Die Unterscheidung wird eigentlich nur
durch die Constatirung des Allgemeinleidens ermöglicht, gewöhnlich
jedoch durch gleichzeitige Entzündung im Uvealtractus nahe gelegt
(angedeutet).
Symptome und Verlauf. Die Symptome können ungefähr dieselben
sein, wie bei Keratitis lymphatica, aber in vielen Fällen spielt die Ge-
fässentwicklung in der Cornea eine mehr untergeordnete Kolle. Man
bekommt Fälle zu sehen, welche schon wenige Wochen nach Beginn
des Leidens (mit Sehstörung) keine Gefässe in der Cornea auffinden
lassen. Auch die Ciliarinjection und die Reizzufälle pflegen relativ zur
Hornhauttrübung sehr gering zu sein; die Individuen suchen (nach
meinen Beobachtungen) immer erst einige Zeit nach Erkrankung des
zweiten Auges ärztliche Hilfe.
In der Trübung kann man meistens, auch wenn sie intensiv wolkig
oder in grösserer Ausdehnung gleichmässig gesättigt erscheint, bei focaler
Beleuchtung mit freiem Auge oder mit der Loupe saturirtere Punkte
oder Knötchen unterscheiden, welche jedoch verwischte Contouren zeigen;
in weiter vorgerückten Fällen, wo namentlich die mittlere Region der
Cornea am meisten getrübt erscheint, erweist sich die Trübung durchaus
oder nächst ihrem Bande als aus Punkten oder Tupfen zusammengesetzt.
Manchmal ist es schwer, diese in der Cornea (verschieden tief) sitzenden
Punkte von den mitunter gleichzeitig vorhandenen Präcipitaten an der
Descemet'scben Membran zu unterscheiden. Diese letzteren sind manch-
mal auffallend gross (bis zu 1 Mm. Durchmesser) und dann grauweiss
Keratitis interstitialis. 117
(wie Speck), öfters vielleicht nur mit der Loupe deutlich sichtbar und
dann mehr weniger dunkel pigmentirt, in allen Fällen jedoch scharf
begrenzt. In seltenen Fällen erscheint auch (in einer etwas späteren
Periode) die Hornhaut mit einzelnen, mohnkorngrossen, knorpelähnlichen,
etwas über die Oberfläche emporragenden Knötchen besäet, wie Fenster-
glas, in welchem ungeschmolzene Körnchen sitzen; die Oberfläche ist
dabei vollkommen glatt und glänzend.
Das Krankheitsbild wird in den meisten Fällen mehr weniger
durch gleichzeitige Entzündung im Uvealtractus, namentlich
durch Iritis, Kyklitis (beide zugleich) modificirt. In einigen Fällen war
es auch möglich. Chorioiditis anterior zu constatiren. nachdem die Horn-
haut hinreichend hell und der Pupillarrand (bis auf eine und die andere
Synechie) frei geworden war. Fälle, wo die Iris intact bleibt, sind (bei
constatirter Lues hered.) selten. Manchmal kann man nur eine filzige
Auflockerung des kleinen Kreises und Verfärbung der Iris constatiren,
oder es erweitert sich, obwohl keine erheblichen Reizzufälle vorhanden
sind, die Pupille auf energische Atropinanwendung wenig oder gar nicht;
viel öfter sind hintere Synechien oder eine dünne Membran in der
Pupille vorhanden. In anderen Fällen, mit oder ohne Synechien, sieht
man die obgenannten Präcipitate an der DescemeFschen Membran, sel-
tener Exsudat in Form eines Hypopyon. Gummabildung in der Iris
scheint hier niemals vorzukommen.
Am schlimmsten sind die Fälle, in welchen auch die vordere Zone
der Sklera an der Entzündung partieipirt, ringsum oder herdweise.
Wenn nur eine und die andere Partie der vorderen Skleralzone mit-
leidet, so sieht man daselbst eine deutliche Tumescenz, an welche sich
eine saturirte Trübung der angrenzenden Cornealpartie anschliesst, und
dann tritt (in vielen Fällen) Sklerosirung dieser Partie ein. Wird aber
die vordere Skleralzone ringsum intensiv geröthet, dann kann es leicht
zur entzündlichen Erweichung derselben kommen. In manchen Fällen
rückt dann die Cornealbasis nach vorne und erhält der Bulbus unter
Vergrösserung der vorderen Kammer gewissermasseu eine birnförmige
Gestalt; in anderen rückt auch die Iris in toto vorwärts, wird die hintere
Kammer durch Abzerrung der Iris von dem Ciliarkörper grösser und
der ( orneoskleralring durchaus oder theilweise ausgedehnt, es entsteht
ein ring- oder bogenförmiges Intercalarstaphylom. Ausgebreitete Corneal-
sklerosen können auch zu Abflachung der Gornealwölbung führen.
Die Dauer der Krankheit wird hier nicht blos durch den
langsamen Verlauf des entzündlichen Vorganges und seine Rückbildung
in der Cornea, sondern auch durch wiederholte Recidive in die Länge
118 Hornhaut.
gezogen, vielleicht weil es viel schwerer als bei der Scrofulosis gelingt,
das Grundleiden zu beseitigen. Es kommt nicht so selten vor, dass man
solche Individuen durch 2 — 3 Jahre behandeln muss, ehe man einen
.stationären Zustand erlangt. Recidiven des Cornealleidens können auch
ganz unabhängig von dem Zustande der Iris erfolgen und sie lassen sich
nicht von dem allenfalls vorhandenen Fortbestande hinterer Synechien
allein ableiten.
Vorkommen, Ursachen. Diese Form der Keratitis kommt vorzugs-
weise im Knabenalter vor, am häufigsten vom 9. bis zum 13. Jahre,
mitunter im Kindesalter (im 3., im 5. Jahre), seltener nach dem 15. Jahre.
Wenn sie trotz grösserer Hartnäckigkeit doch viel seltener zur Behand-
lung (in unseren öffentlichen Anstalten) gelangt, als die scrofulöse,
so darf dies wahrscheinlich auf ein selteneres Vorkommen überhaupt
bezogen werden.
Da man die betreffenden Individuen nach ihrem ganzen Exterieur,
dem Zustande der Ernährung, der Anschwellung von Lymphdrüsen,
Periostitis u. s. w. leicht für einfach scrofulös halten kann, so ist es
liötbig, auf eine Reihe von Merkmalen am übrigen Körper auf-
merksam zu sein, welche einzeln oder zu mehreren mit Sicherheit oder
doch mit überwiegender Wahrscheinlichkeit auf Lues hereditaria schlies-
sen lassen, wenn auch keines derselben in allen Fällen constant vor-
kommt.
Durchschnittlich findet man die Kranken relativ zu ihrem Alter
und ihren Lebensverhältnissen wenig entwickelt und schlecht genährt,
die Gesichtsfarbe blass oder mehr weniger fahl, die Haut wenig elastisch,
gleichsam welk. In vielen Fällen erscheint die Nase au der Wurzel ver-
flacht, gleichsam eingedrückt, an der birnförmigen Oeffnung höckerig
oder mit den Flügeln gewissermassen tiefer in den Oberkiefer eino-e-
senkt und mehr weniger aufgestülpt. Oft sieht man an den Mundwin-
keln und von da abwärts weisse streifige Schwielen von geheilten Rha-
gaden. Nicht selten sind die Lymphdrüsen am DnterMeferwinkel deutlich,
wenn auch nicht in sehr hohem Grade vergrössert, mitunter auch die
luguinaldrüsen. Geschwüre oder Narben am Veluni palatinum, Schwer-
hörigkeit sind seltener. In manchen Fällen findet man an der Tibia,
am Radius, am Olecranon, am Brustbeine Periostitis oder Caries. Von
grosser Bedeutung ist die von Hutchinson1) zuerst betonte Beschaf-
fenheit der (bleibenden) mittleren Schneidezähne des Oberkiefers. Als
pathognomonisch gelten bleibende Schneidezähne, deren Kante nicht
») Hutchinson in Ophth. Hosp. Reports 1838, V. 229.
Keratitis interstitialis. 1 1 '.)
geradlinig oder leicht convex, sondern concav (durch eine schmale con-
cave Fläche vertreten) ist. Tu manchen Fällen siebt man mich längs!
beendetem Zahnwechsel mir drei Schneidezähne von mehr weniger auf-
fallender Deformität (pfahlförmig). Manchmal sind die oberen vier
Schneidezähne mir durch kleine, unförmliche Stümpfe (nicht zur Aus-
bildung gelangte Zähne) vertreten.
Es kommt indes auch vor. dass man bei constatirter Lues heredi-
taria an den Zähnen keine Abnormität vorfindet, oder nur eine solche,
welche auch bei mehr weniger manifestem Rhachitismus nein nbei
gesagt, bei Individuen mit Schichtstaar - vorzukommen pflegt. (Die
Kante durch drei mehr weniger emaillose Zacken vertreten, die Schmelz-
fläche durch q Herlaufende Furchen eingekerbt.)
Verlässliche anamnestische Data sind relativ selten zu haben, zu-
mal wenn keinerlei Auskunft von den Eltern erlangt werden kann. Das
Nachforschen nach einer Infection derselben ist übrigens oft schon aus
Klugheitsrücksichten nicht zulässig; leichter lässt sieb erbeben, ob Kin-
der in der Ehe zu früh oder todt geboren wurden, ob ein Kind bald
nach der Geburt an Hautausschlägen gelitten habe, in welchem Gesund-
heitszustände sich früher oder später gezeugte Kinder befanden u. s. w.
Wenn man die musterhafte Abhandlung Makenzie's1) über Corneitis scro-
fulosa liest, aus welcher unter anderen unzweifelhaft hervorgeht, dass dieser genaue
Beobachter sich zur Untersuchung der Cornea bereits der focalen Beleuchtung')
bedient hat. so wird man auf die Vermuthung geführt, dass derselbe auch Fälle
\iin Keratitis ex lue hereditaria vor Augen gehabt, jedoch einfach auf Scrofulosis
bezogen habe. Er spricht ausdrücklich von Fällen mit Iritis, welche nach den Be-
obachtungen, die ich in den letzten 20 Jahren zu machen Gelegenheit hatte, mit
interstitieller Keratitis ausschliesslich (mindestens vorzugsweise) nur bei constatir-
barer Lues hereditaria vorkommt, und er erwähnt auch der Knochenauftreibungen
an der Tibia, welche ich bei Individuen mit Keratitis nur dann vorgefunden habe,
wenn auch andere Zeichen für Lues sprachen. Er legt ferner grosses Gewicht auf
den Gebrauch des Merkurs, besonders in jenen Fällen, welche mit Iritis verbun-
den sind ..in welchen es von vorneherein angewendet werden muss."
Auf vererbte Syphilis als Ursache von Keratitis wurde die Aufmerksamkeit
der Augenärzte eben erst durch Hutchinsons Angaben geleitet. Dieser Autor
ist aber gewissermassen in das andere Extrem verfallen, indem er alle Fälle von
interstitieller Keratitis auf Lues hereditaria bezogen wissen will. Die Supposition
') Makenzie prakt. Abhandlung, übersetzt in Weimar 1832. pag. 107.
-) „In vielen Fällen ist es schwierig, durch die neblige oder gefleckte Cor-
nea hindurch den Zustand der Iris und der Pupille zu erkennen. Es unterstützt
deshalb unter solchen Umständen gar sehr, wenn man auf der Oberfläche ihr Cor-
nea mittelst einer doppelten convexen Linse das Licht concentrirt."- Ibid. pag. 408.
120 Hornhaut.
von Lues in Fällen, in welchen die sorgfältigste Untersuchung des ganzen Körpers
keine Spur derselben auffinden lässt, i>T nicht nur ungerechtfertigt, sondern auch
geradezu verwerflich, sofern mau sich leicht zu einer tief eingreifenden Behand-
lung verleiten lässt. wo gehörige Regulirnng der Diät, allenfalls durch rohorirende
Mittel unterstützt, ausreichen wind-1, den Kranken der Genesung zuzuführen. Bei
constatirter Lins i>t aher in der Kegel eine consequente Mercnrial- oder Jodcur
nothwendig, wenigstens nach dem gegenwärtigen Standpunkte unseres Wissens
htfertigt.
Die Prognosis ist hiei durchschnittlich viel weniger günstig, als
bei Keratitis lymphatica, sowohl bezüglich der Dauer als bezüglich der
gänzlichen Beseitigung der Entzündungsprodukte. Abgesehen von den
möglichen Polgen der Iritis und Kyklitis, welche wohl auch schon beim
Beginn der ärztlicher Behandlung als irreparabel erkannt werden können.
gestattet auch die Veränderung der Cornea sehr oft keine Restitutio ad
um, wie wir sie nach Keratitis lymphatica gewöhnlich, wenn auch
vielleicht erst nach vielen Monaten eintreten sehen. Es bleiben in relativ
vielen Fällen dichtgedrängte lichtgrau ler graugelbe Punkte im mittle-
ren Theile der Cornea stationär, in anderen partielle oder sehr ausger
breitete Sklerosirung, seltener eine gewisse Verflachung der (mehr weni-
ger sklerosirten) Cornea, ausnahmsweis« Intercalarstaphylom zurück.
Auch die oberwähnten, etwa- über die Oberfläche hervorragenden Punkt«
(Knötchen) sind manchmal persistent. In vielen Fällen muss man
darauf gefasst sein, nach Monaten, nach Jahren einen frischen Nach-
schub zu crhaltci:. daher die Angehörigen nach Beseitigung des ersten
Anfallec auf länger fortgesetzte Ueberwachung des körperlichen Zustan-
des überhaupt und des Auges insbi ondei aufmerksam mach'!:.
Behandlung. Mehrere Beobachtungen machen es wahrscheinlich,
dass Lues hereditaria namentlich um die Pubertätszeit allmälig auch
ohne ärztliche Behandlung, also von selbst erlöschen kann, sich 9
stens weiter nicht mehr durch entzündlich« Processe am Auge äussert.
Ich habe Fälle gesehen, in denen man nach längst abgelaufener Kera-
titis oder Keratoiritis theils aus dem Befunde am Auge, theils aus cha-
rakteristischen Merkmalen am übrigen Körper schliessen durfte, dass
da- Augenleiden durch Luc- hereditaria bedingt war. in welchen die
Individuen ohn< ärztliche Behandlung durch eine Reihe von Jahren von
Keratitis frei gehlieben waren und sich nur behufs Abhilfe von den Ke-
siduen des Augenleidens vorstellten. Trotzdem möchte ich nicht rathen,
bei dieser Augenkrankheit sich auf eine rein örtliche Behandlung und
blos auf Regulirung der Diät zu verlassen. Nachdem ich in mehreren
Fällen die Unzulänglichkeit einer solchen Behandlung kennengelernt
und wiederholt hartnäckige Schwankungen in der Augenentzündung oder
Keratitis interstitialis. 121
nach verschieden langen Intervallen förmliche Rückfälle derselben beob-
achtet hatte, habe ich weiter keinen Anstand genommen, dieselbe Be-
handlung anzuwenden, welche mir bisher bei Lues acquisita (oder con-
genita) noch die besten Dienste geleistet hat, nämlich eine Einreibungs-
cur mit Unguentum cinereum unter sorfältiger Einhaltung der bekann-
ten Vorsichtsmassregeln. Sublimat (in Pillenform oder hypodermatisch)
und Calomel (mit Sulfur auratum antimoni) kamen nur einige Male
(bei Kindern) in Verwendung. In allen Fällen wurden Jodmittel ange-
wendet, meistens erst nach der Mercurialcur, öfters auch gleich von
Anfang und allein. Oleum jeeoris aselli mit 2 — 3 Decigramm Jod
auf 200 Gramm. Jodkalium oder Jodnatrium (in Lösung oder in Pillen-
form), Haller Wasser oder Adelheidsquelle. Wo die Verhältnisse es
gestatteten, wurden die Kranken nach Hall, Iwonitz, Derkau oder Lucha-
tschowitz geschickt. Vollständige Heilung wurde aber mitunter erst nach
2 — 3maligem Gebrauche einer 4 — Gwöchentlichen Cur daselbst erzielt.
3. Keratitis nach Intermittens.
Ich habe in den letzten zwölf Jahren bei acht Männern mittleren
Alters, die mir durch ihr krankhaftes Aussehen auffielen, eine chronisch
verlaufende interstitielle Keratitis beobachtet, als deren Grund wahr-
scheinlich Malariakachexie anzunehmen war. Fahle oder ins Grüngelbe
spielende Hautfarbe, Abmagerung, Milzvergrösserung, bei zweien auch
Anasarka nach vorausgegangenen hartnäckigen Wechselfiebern (im Ba-
nate, in Slavonien, in der Gegend von Przemysl, von Laibach). In drei
Fällen waren beide Augen bald nach einander erkrankt unter Trübsehen
und Blendung, in allen war eine äussere Veranlassung nicht wahr-
scheinlich.
Die Trübung war diffus, ziemlich gleichmässig oder wolkig, im
mittleren Theile der Cornea intensiver, doch in keinem Falle ganz un-
durchsichtig. Unter der Loupe bot die Cornea in einigen Fällen einige
Aehnlichkeit mit einem zerknitterten geölten Papiere dar. indem sie
saturirtere Streifen zeigte, welche in verschiedenen Richtungen verliefen
und sich durchkreuzten. Der Glanz der Cornea war bei sonst unverän-
derter Wölbung und Überfläche vermindert, ebenso die Empfindlichkeit
gegen Betastung, dabei die Cilarinjection gering, in der Cornea seihst
keine Gefässentwickiung, die Bindehaut- und Thränensecretion nicht von
der Norm abweichend, die Iris und die übrigen Gebilde normal.
Nur drei dieser Kranken unterzogen sich einer längeren Beobach-
tung und Behandlung auf der Klinik; sie genasen, bis auf eine geringe
Hornhauttrübung, in Zeit von 5—0 Wochen unter Verabreichung von
122 Hornhaut.
Karlsbader Mühlbrunnen, dann Chinin und Eisenpräparaten, nachdem
auch ihr Aussehen sieh sichtlich gebessert hatte. Der jüngste war ein
Medicinae stndiosns ans Ungarn.
b) Keratitis interstitialis als örtliches Leiden.
Nebst einer relativ geringen Zahl von Fällen mit interstitieller
Keratitis, in welchen sich über das causale Moment kein sicheres Urtheil
fällen lässt, kommen Fälle vor, wo nach verlässlichen Angaben des
Kranken auf ein Trauma oder auf Verkühlung (rasche Abkühlung)
als Ursache einfacher Keratitis geschlossen werden darf. Allerdings ver-
laufen die meisten durch die eben genannten Schädlichkeiten eingelei-
teten Hornhautentzündungen mit Eiterung; aber es kommen ganz be-
stimmt Fälle von Keratitis traumatica und rheumatica vor, in welchen
sich nie eine Spur von Eiterbildung zeigt.
1. Was zunächst die einschlägigen Fälle traumatischen Ur-
sprunges betrifft, so gehören hieher vorerst jene entzündlichen Trü-
bungen, welche in der Umgebung von nicht eiternden Wunden auftreten,
z. B. nach Punctio corneae, und nach einiger Zeit spurlos verschwinden,
dann jene, welche durch länger andauernde Scheuerung der Cornea,
besonders von einwärts gewendeten Wimpern verursacht werden und
auch nach längst behobener Ursache stationär bleiben, endlich aber auch
solche, welche nach leichterer Einwirkung einer chemisch, thermisch
oder mechanisch wirkenden Schädlichkeit (ohne Verwundung) auftreten
und je nach dem Grade der gesetzten Gewebeveränderung bald vollstän-
dige Aufhellung, bald bleibende Trübung in Aussicht stellen. Die ent-
zündliche Trübung nächst frischen Hornhautnarben (nach Stich- oder
Schnittwunden) ist bekanntlich durch zahlreiche, in verschiedener Rich-
tung sich durchkreuzende lichtgraue Streifchen (unter der Loupe) charak-
terisirt. Die durch Scheuerung eingeleitete Entzündung beschränkt sich,
wenn sie nicht zu Eiterung (Geschwürsbildung) führt, auf die getroffene
Partie mit ziemlich scharfer Abgrenzung, und ist häufig mit schwieliger
Verdickung der Epithelschicht verbunden und in der Regel von Gefässen
(in der Substanz) durchsetzt. Die entzündliche Reaction, welche auf die
durch chemisch oder thermisch wirkenden Schädlichkeiten gesetzte Ge-
rinnung des Eiweissgehaltes der Cornea erfolgt, führt nur bei leichteren
Graden (halb durchsichtiger oder doch stark durchscheinender Trübung)
nicht zu Eiterung und Abstossung der verletzten Gewebepartie. Dieser
Zustand bietet durchschnittlich so viel Eigenthümliches dar, dass man
auch in Fällen, wo blos die Cornea allein verletzt wurde, oder wo der
Kranke eine andere Ursache vorgäbe, dennoch dessen eigentliche Ver-
anlassuno- zu erkennen im Stande sein würde. Eine durch momentane
Keratitis interstitialis. 123
Compression (Prellung), jedoch ohne Gewebstrenrmng verursachte Kera-
titis kann sich einfach durch Trübung und Glanzlosigkeit einer Partie
der Cornea, überdies aber auch durch Gefässentwicklung im Parenchym
kundgehen und in kurzer Zeit, alter auch erst nach mehrwöchentlichem
Bestände rückgängig werden.
2. Die Keratitis rheumatica leichteren Grades manifestirt
sich durch weit verbreitete diffuse Trübung der Cornea, welche dem
Aussehen nach mit einem angehauchten Glase verglichen werden kann,
durch lebhafte Ciliarinjection, mehr weniger deutliche ödematöse Schwel-
lung der Coujunctiva bulbi, Lichtscheu, Thränenfluss und relativ heftige
Schmerzen in der Umgebung des Auges. Die Trübung tritt manchmal
erst nach mehrtägigem Bestände der übrigen Zufälle deutlich hervor
und geht durchschnittlich nach wenigen Tagen spurlos zurück ; nur aus-
nahmsweise kommt es zu partieller Epithelabstossung oder zur Bildung
seichter Geschwürchen. Aus einem solchen Befunde auf Refrigerium
als Ursache desselben zu schliessen, wird immerhin nur dann gestattet
sein, wenn der Kranke nicht etwa Verkältimg nur - - wie so häufig -
muthmasslich beschuldigt, sondern wenn er sich der näheren Umstände
genau erinnert, z. B. wenn er angibt, einer kalten Luftströmung (be-
sonders bei erhitztem Körper) ausgesetzt gewesen zu sein, auf ein
katarrhalisch afficirtes Auge kalte Umschläge oder Augenwässer unzweck-
mässig angewendet zu haben, o. dgl. und wenn überdies andere Momente
- besonders exanthematische Processe - - mit Sicherheit (mit Wahr-
scheinlichkeit) ausgeschlossen werden können.
Die Prognosis ist dann günstig bezüglich des Ausganges, be-
züglich der Dauer.
Bei der Behandlung wird die Sorge für Einhaltung gleichmässiger
Temperatur in erster Linie stehen. Alle Mittel aufs Auge (Atropin aus-
genommen) sind zu vermeiden. Bei intensiver Ciliarinjection und heftigen
Schmerzen kann es von Nutzen sein, eine örtliche Blutentziehung vor-
zunehmen, sie einer Morphininjection vorauszuschicken. Nebstdem können
Eccoprotiea, leichte Diaphoretica, Tart. stibiatus refr. dosi, Pulvis Do-
weri in Erwägung zu ziehen kommen.
Aus dieser Schilderung darf nicht gefolgert werden, dass jede durch Refri-
gerium hervorgerufene Keratitis interstitialis (nou suppurativa) gerade in dieser
Weise verlaufen müsse. Aber je deutlicher in einem gegebenen Falle die eben ge-
schilderten Zufälle hervortreten, desto mehr gewinnen anamnestische Angaben, die
auf Refrigerium hindeuten, an Wahrscheinlichkeit bezüglich des ursächlichen Zu-
sammenhanges mit der Keratitis.
In Fällen, welche ätiologisch nicht bestimmt werden kramen, sind wir blos
auf die Beurtheiluno; der anatomischen Veränderungen angewiesen und diese bieten
124 Hornhaut.
besonders bei chronischem Verlaufe gar oft nicht die für die ärztliche Praxis
nöthigen Anhaltspunkte. Ein Beispiel mag dies erläutern. Eine Frau von 21 Jahren,
in einer Lottocollectur mit Schreiben beschäftigt, stellte sich mir wegen Trübsehen
mit dem linken Auge vor. Das Uebel war vor 3 Wochen ohne Veranlassung und
ohne anderweitige Zufälle entstanden. Ich fand an der linken Hornhaut im unteren-
äusseren Quadranten einen trüben und matten Fleck von lichtgrauer Farbe, halb-
durchsichtig, nirgends scharf begrenzt, einerseits nahe an das Centrum, andererseits
nahe an die Peripherie der Cornea reichend, die benachbarten Ciliargefässe nur bei
längerer Besichtigung des Auges etwas injicirt. Die Sehstörung war blos durch die
Cornealtrübung bedingt, das Auge sonst gesund, auch im ganzen Körper kein
Leiden auffindbar, welches mit dem Augenübel in Verbindung stehen konnte. In
den nächsten 3 Wochen wurde der Zustand einfach beobachtet-, da derselbe unver-
ändert geblieben war, wurden Calomelinspersionen versucht; sie bewirkten in den
nächsten 14 Tagen keine Aenderung. Auch nach 3 Monaten, welche die Frau wie-
der in ihrer Heimat zugebracht hatte, war noch keine merkliche Besserung ein-
getreten.
c) Keratitis interstitialis consecutiva.
Fälle von consecutiver Hornhautentzündung ohne Eiterung kommen
- relativ selten - - nach vorausgegangenen (wohl auch hei noch beste-
henden) entzündlichen Processen im Uvealtraetus vor. Wenn wir zunächst
absehen von den Fällen, in welchen sich in der Cornea eine punktirte
gürtelförmige Trübung der Hornhaut (vide Trübungen der Hornhaut)
allmälig und ohne anderweitige entzündliche Erscheinungen an der Cornea
selbst entwickelt hat, so kommen hier besonders zwei Formen in Betracht.
1. Die eine wird am häufigsten nach Iridokyklitis beobachtet.
Wenn nämlich in Folge von Iridokyklitis zahlreiche, dicht gedrängte
Präcipitate an der Descemetii angelagert sind und lange Zeit fortbe-
stehen, so sieht man die vor diesem Besehlage liegende Substanz der
Cornea matt, trüb und wohl auch von einem und dem anderen Gefäss-
chen durchsetzt werden. Das Aussehen der betroffenen Partie erinnert
mitunter an etwas macerirte (durch Liegen im Wasser getrübte und
gequollene) Hornhäute, und die Oberfläche ist manchmal nicht blos
matt, sondern auch uneben, gleichsam sulzig. Diese Veränderung kann
nach Beseitigung der Iridokyklitis und des genannten Beschlages wieder
versehwinden, fühlt alier oft zu einer bleibenden Trübung (Sklerosirung)
dieser Partie. Als Analogen dürfte eine mit Trübung und Auflockerung
auftretende Veränderung der Cornea aufzufassen sein, welche man nach
Monate. Jahre Langer Anlagerung der Linse an die Cornea beobachtet.
Diese Trübung bleibt in Fällen, wo eine verkalkte Linse längere Zeit
in der Vorderkammer gelegen war, auch nach glücklicher Beseitigung
der Linse unverändert fortbestehen. Auch nach Iriscysten kann eine
solche Cornealveränderung vorkommen.
K. ratitii int. rstitialis. I 25
2. Die andere Form ist unter dem Namen Keratitis bullosa
bekannt. An einem Auge, welches durch Iridozyklitis oder durch Grlau-
coma erblinde! oder dessen Punctionstüchtigkeit durch [ridokyklitis oder
eine grössere Hornhautnarbe beträ htlich herabgemindert ist. finde! man
auf der Hornhaut eine schlaffe Blase (selten mehrere), welche eine klare
Flüssigkeit enthält und sieh etwas verschieben lässt. Die Wandung einer
solchen Blase besteht nicht, wie man früher meinte, aus der Bowman'-
schen Membran und der Epithelschicht oder aus dieser allein, sondern
aus einer zwischen beiden eingeschalteten neugebildeten Gewebsschichl
und wuchernden Epithelzellen; dem entsprechend erscheint auch die an-
grenzende Hornhaut in mehr weniger grosser Ausdehnung etwas getrübt
und minder glänzend (unter der Loupe von feinen Strichelchen durch-
zogen). Der Bestand solcher Blasen ist besonders zur Zeit ihrer Ent-
wicklung, von heftigen Schmerzen (Lichtscheu, Thränenfluss), doch von
relativ geringer Ciliarinjection begleitet, wahrscheinlich wegen Zerrung
der Cornealnerven. Da man zur Zeit der Entstehung der Blasen (frischen
Nachschubes) Steigerung des intraoculären Druckes constatiren kann,
so ist es wahrscheinlich, dass die Flüssigkeit nicht an Ort und Stelle
erzeugt, sondern durch eine Anstauung von Flüssigkeit bedingt sei,
welche gegen die Oberflächlichen Schichten der Hornhaut gedrängt wird
und die neugebildete (zwischen Epithelschicht und Bowman'scher Mem-
bran eingeschaltete) Gewebsschieht vorschiebt. Grössere Blasen (zu 3 — 5
Mm. Durchmesser) können sich viele Tage lang erhalten, bevor ihre
Hülle zerfallt und ehe die so entstandenen zipfelförmigen Fetzen abge-
stossen werden; kleinere pflegen von kürzerem Bestände zu sein. An
der Stelle, wo sie gesessen, bleibt nur ein oberflächlicher und kaum
merklich trüber Substanzverlust zurück: an derselben Stelle oder doch
nahe daran kann neuerdings eine Blase auftreten und durch solch wie-
derholtes Auftreten nimmt der ganze Vorgang einen sehr schleppenden,
lästigen und qualvollen Verlauf (durch Wochen, Monate). Auch die
künstliche Eröffnung der Blasen ist nicht im Stande, neue Blasenbildung
zu verhindern. Nach spontaner oder künstlicher Eröffnung können die
Schmerzen meistens durch einen gut anschliessenden Verband abgekürzl
und gemildert werden. Auf bleibende Beseitigung kann indes wohl nur
in jenen Fällen gerechnet werden, wo es möglich ist, durch eine Iri-
dektomie der Wiederholung von Steigerung des intraoculären Druckes
wirksam entgegenzutreten. Eserin und Pilocarpin können nur als Pallia-
tiva angesehen werden. In verzweifelten Fällen würde nichts übrig-
bleiben, als die Enukleation des für Wiederherstellung einigen Sehver-
vermögens ohnehin aussichtslosen Bulbus. Hasner (kliu. Vorträge, Frag
126 Hornhaut.
1860) erzielte in einem Falle dauerhafte Heilung durch oberflächliche
Abtragung des Hornhautabschnittes, an welchem die Blasenbildung
wiederholt aufgetreten war.
II. Keratitis suppurativa.
Die eitrige Hornhautentzündung tritt als primäres Leiden in Form
eines Geschwüres, eines Abscesses oder eines oberflächlichen Infil-
trates, als secundäres Leiden meistens in Form eines Geschwüres zu
Tage. Die Dauer der vorausgehenden Erscheinungen: Ciliarinjection, Trü-
bung und Mattsein der ergriffenen Partie ist durchschnittlich eine kurze,
selbst nur einige Stunden überschreitend. Viele Geschwüre gehen aus der
Schmelzung oberflächlicher Exsudate hervor. Der Process der eitrigen
Infiltration und der Schmelzung des Gewebes kann sehr rasch vor sich
gehen, aber auch einen sehr schleppenden Verlauf zeigen; in allen Fällen
wird die Dauer der Krankheit durch das mehr weniger lange dauernde
Stadium der Reparation (Vernarbung) auf Wochen bis Monate in die
Länge gezogen. Auf Restitutio ad integrum kann nur bei kleinen Infil-
traten und bei seichten Geschwüren, und auch da nur unter besonders
günstigen Verhältnissen - - wovon später - - gerechnet werden.
I. Das Hornhautgeschwür ').
Als Hornhautgeschwür bezeichnen wir einen durch Eiterung ge-
setzten (oder vergrößerten) Substanzverlust von Cornealgewebe, welcher
sich von der Oberfläche aus mehr weniger in die Tiefe erstreckt und
noch nicht mit Epithel überkleidet ist. Die Vertiefung ist, wenn nicht
gleich beim Anblicke von vorn, so doch beim Spiegelnlassen der Cornea
zu erkennen. Grund und Ränder können trübe (grau oder gelb belegt),
aber auch rein und farblos sein. Woran die bereits erfolgte Ueberkleiduug
mit Epithel zu erkennen sei, wird erst bei der Schilderung des Verlaufes
ersichtlich gemacht werden können.
Sobald wir ein Hornhautgeschwür vorfinden, müssen wir vor allem
dessen entferntere Ursache zu eruiren trachten. Die Beschaffenheit des
') Die hier zu besprechenden Zustände stellen gewissermassen nur Mittel-
glieder verschiedener krankhafter Vorgänge am Auge vor und müssten eigentlich
in verschiedenen Kapiteln besprochen werden. Sie bieten aber, gleichviel ob auf
diese oder jene Weise entstaaflen, so viel des allen Gemeinsamen dar, dass eine
collective Erörterung, auf welche in den einzelnen Kapiteln verwiesen werden
kann, sowohl dem Verständnisse als der Kürze der Darstellung nur förderlich
sein kann.
Keratitis, suppur. Geschwür. 127
Geschwüres bezüglich seiner Oberfläche, seiner Ausdehnung und Tiefe,
seines Sit/.es. seiner Umgebung und der begleitender] oder consecutiven
Erscheinungen kommt erst in zweiter Linie in Betracht.
Hornhautgeschwün entstehen wohl am häufigsten in Folge von
Bindehautentzündung. Die im Verhülle von Bindehautkatarrh
auftretenden sind randständig, mohnkorngross oder sichelförmig (Vergl.
pag. 3, 11). Bei acuter Bindehautblennorrhoe ents beben Horn-
hautgeschwüre zur Zeit der AJane (kurz darnach) oder im Stadium der
Rückbildung (pag. 22. 24); ertsere treten bald central, bald peripher auf
und tendiren um so mehr zur Vergrösserung nach Umfang und Tiefe,
je früher sie entstanden sind. Selbst wenn sie zu totaler Vereiterung
der Cornea führen, lassen sie immer eine Randzone (wenigstens deren
tiefere Faserlagen) unversehrt. -- In Folge chronischer Bindehaut-
blennorrhoe treten Geschwüre nur im Bereiche des durchsichtigen
Coraea-Areales auf, zunächst in runder Form, erst später (durch Aus-
breitung nach der Fläche, durch Confluenz mit benachbarten) unregel-,
massig gestaltet. Sie bilden meistens nur eine Theilerscheinung des
Pannus und sind dann aus der eitrigen Schmelzung eines und des
anderen an der Oberfläche der Cornea abgelagerten Exsudathiigels her-
vorgegangen; man findet indes auch Fälle, wo die sonst ganz reine
Cornea an einer Stelle, besonders in der mittleren Eegion ein (oft ganz
reines) Geschwür trägt, dessen Ursache sehr leicht verkannt werden
kann, wenn man die Conjunctiva palpebrarum nicht sehr sorgfältig
untersucht (pag. 33, 34). - Die Conjunctivitis crouposa dürfte
wohl nur bei besonders ungünstigen Lebensverhältnissen oder unzweck-
mässiger Behandlung zur Versehwärung einer mehr weniger grossen
Partie der Cornea führen (pag. 17). ■ - Die durch Diphtheritis ge-
setzte Geschwürsbildung erstreckt sich nicht blos auf einen mehr weniger
grossen Theil der Cornea, sondern auch auf die angrenzende Conjuncti-
valportion (pag. 59). Sie greift auch in die Randzone der Cornea ein.
- Die durch Conjunctivitis lymphatica (pag. 63, 72) oder durch
Conjunct. exanthematica (79, 81, 83, 85) herbeigeführten Horn-
hautgeschwüre erscheinen kreisrund, so lange sie nicht durch partielles
Fortschreiten der Eiterung nach einer gewissen Richtung oder durch
Confluenz mit angrenzenden Geschwüren diese Form verloren haben;
sie können an jeder Stelle der Cornea einzeln oder zu mehreren auftreten,
etabliren sich auch manchmal halb auf der Cornea halb auf der Sklera
und leiten dann, falls sie perforiren, einen so peripheren Vorfall der Iris
ein. dass diese sich förmlich an die Sklera anlehnt. Die Geschwüre an
der Spitze des Gefässbändchens fuhren nie zur Perforation.
128 Hornhaut.
Durch Verletzungen können Hornhautgeschwüre in mehrfacher
Weise eingeleitet werden: wenn fremde Körper in der Hornhaut durch
Entzündung und Eiterung flott gemacht, wenn gerissene oder gequetschte
Partien durch Eiterung abgestossen werden, wenn die Vereinigung per
primam intentionein durch Verunreinigung oder durch Sprengung einer
Wunde oder durch schlechte Adaptirung verhindert wird. Wenn durch
chemisch oder thermisch wirkende Körper eine Partie der Cornea zer-
setzt wurde, kann diese durch Entzündung und Eiterung eliminirt
werden. Auch Scheuerung der Cornea durch einwärts gerichtete Wimpern,
durch Kalkconcremente oder durch fremde Körper in der Conjunctiva
tarsi kann zur Geschwürsbildung in der Cornea führen. Die Hornhaut-
geschwüre, welche zur Bildung eines Flügelfelles Anstoss geben, können
durch mechanisch oder durch chemisch wirkende Schädlichkeiten veran-
lasst werden. (Vgl. Verletzungen der Cornea.)
Keratitis in Folge von Verkältung führt, wenn sie nicht als
interstitielle verläuft, viel öfter zu Abscess- als zu einfacher Geschwürs-
bildimg,
Keratitis in Folge von Vertrocknuug einer Homhautpartie,
gewöhnlich als Keratitis neuroparalytica bezeichnet, manifestirt sich sehr
bald durch ein längliches Geschwür, dessen Längendurchmesser horizontal
streicht und den Breiten- oder Höhendurchmesser (wenigstens in der
erbten Zeit) entschieden überwiegt. Sie kommt zunächst bei Individuen
vor, welche in Folge einer schweren Krankheit (Typhus, Cholera, Pyä-
mie etc.) mehr weniger somnolent darniederliegen und die Augen halb
offen lassen. Zuerst wird die Bindehaut, .namentlich in der unteren
Hälfte des Bulbus stärker injicirt und sondert eine sehr bald zu gelben
Krusten vertrocknende Flüssigkeit ab; sofort sieht man eine solche
gelbliche Kruste längs <\q* Bandes des unteren Lides über die Cornea
streichen und gleichsam an diese angetrocknet; entfernt man dieselbe,
so findet man die Cornea darunter bereits mehr weniger getrübt, selbst
schon erweicht und in ein Geschwür mit grauem Grunde verwandelt.
Wenn der Kranke nicht erliegt, so kann dieser Zustand der Cornea
viele Tage lang unverändert bleiben und mit Hinterlassung einer unbe-
deutenden Narbe beilen. (Arlt. Krankheiten des Auges, 1851, I. B.
pag. 215). Ferner kann derselbe Vorgang eintreten: bei Lähmung des
M. orbicularis palpebrarum, bei Lähmung des Baums ophthalmicus
trigemini, bei Herpes Zoster (nach dem Stadium der Florition), bei Mor-
bus Basedowi (Exophthalmus überhaupt) und bei Auswärtswendung,
Verschmälerung oder Maugel eines Lides, wenn die Cornea namentlich
während des Schlafes nicht bedeckt wird. Nicht die Lähmung des Tri-
Keratitis -- Geschwür — Vorlaut'. 129
geminus an sich, sondern das dadurch eingeleitete Unbedecktbleiben
der Cornea, der unvollständige Lidschluss ist als die eigentliche Ursache
der hier in Rede stehenden Hornhautentzündung anzusehen, welche
Feuer') als Keratitis xerotica beschrieben hat. Ein solches Geschwür
entspricht immer <I<t beständig oder doch während y\v^ Schlafes unbe-
deckten Stellt« (nach Lage und Fenn '-).
An der Hornhaut glaukomatöser Augen, welche bereits in das
degenerative Stadium eingetreten sind, wo also die Iris ganz oder grössten-
teils der Atrophie verfallen, meistens die Linse bereits getrübt und die
Cornea ganz unempfindlich ist, tritt manchmal nicht nur bleibende
Trübung und eine Art sulziger Erweichung, sondern auch centrale Ge-
schwürsbildung auf, ohne dass man eine andere Veranlassung als die
glaukomatöse Erkrankung nachweisen kann.
In Folge mangelhafter Ernährung kommt bei Säuglingen
eine Keratitis mit Geschwürsbildung vor, welche vom Centrum aus-
geht und zum Durchbruche, selbst zu Zerstörung der Cornea führt.
Ich habe diese etwas seltenere Affection in meinem Handbuche (B. I. p. 212)
beschrieben und seitdem wiederholt unter demselben Bilde wieder gesehen. Die
Kinder verfallen (meistens bei schlecht geleiteter, künstlicher Nährung, selten an
der Brust) unter mehr weniger starker Diarrhoe in wenig Tagen, werden blass
und kühl, haben eine heisere, kreischende und kraftlose Stimme und magern rasch
ab. Die Hornhaut, gewöhnlich beiderseits, wird ohne erhebliche Köthe und Schwel-
') Feuer über die klin. Bedeutung der Keratitis xerotica, Wiener medicin.
Presse 1877. Nr. 43— 4ö und Wiener medicin. Jahrbücher 1877. Heft 2.
~) Ueber das Wesen der Keratitis, welche in Folge von Lähmung des 1. Astes
des Trigeminus beobachtet worden ist, sind wir mich nicht hinreichend aufgeklärt,
tzotz der reichen Literatur über diesen Gegenstand (vide Saemisch Handb. IV. B.
pag 282). Die Fälle, in welchen sich wegen mangelhaften Lidschlages und Lid-
schlusses ein Geschwür in der Cornea (Mitte, untere Hälfte) entwickelt, sind min-
der selten als die, wo sieh bei Lähmung des 1. und 2. Astes eine diffuse Trübung
tntwickelt und fortbesteht, trotzdem Lidschlag und Lidschluss ganz synergisch mit
dem des anderen Auges erfolgt. Indem ich mir vorbehalte, einen solchen jetzt in
Beobachtung stehenden Fall nächstens zu veröffentlichen, liebt' ich nur hervor, dass
in diesem Falle die ganze Cornea bis auf einen 2 Mm. breiten Reifen (innerhalb
des Limbus) diffus getrübt und des Epithels verlustig gefunden wurde, dass die
Conj. bulbi ringsum dunkel geröthet und deutlich geschwellt war, dass Illacrima-
tion, wie sie sonst bei solcher Injection vorkommt, fehlte, das Auge aber nirgends
eine Spur von Trockenheit zeigte und jedesmal nach Abnahme des Schlussverban-
des durch reichlichen Sehleim verklebt war (was auch früher schon stattgefunden
hatte), und dass sich zu der scheibenförmigen diffusen, nur im Centrum etwas
saturirteren Trübung Hypopyon — offenbar nach Einwanderung von Eiterzellen aus
der Cornea durch die Descemeti — hinzugeselit hat, während die Pupille auf Atro-
pin sich fast wie in gesunden Augen erweiterte.
v. Arlt. Krankh. des Auges. 0
130 Hornhaut.
hing der Umgebung im Centrum trüb, graugelb und zerfällt in eine schmierige
Masse, nach deren Abstossung gewöhnlich bereits Durchbrach vorgefunden wird.
Wenn es gelingt, die Ernährung des Kindes zu verbessern und dasselbe am Leben
zu erhalten, sei es durch eine entsprechende Amme, sei es durch sorgfältigere
Pflege und arzneiliche Behandlung, so greift die Verschwörung nicht weiter und
kann, wie aus der von mir 1. c. angeführten Krankengeschichte hervorgeht, und
wie ich erst in jüngster Zeit wieder beobachten konnte, die Hornhaut bis auf eine
centrale Trübung (mit Centralkapselstaar, mit vorderer Synechie) gut erhalten
werden. Das älteste der von mir beobachteten Kinder war 14- Monate.
A. v. Graefe (A. f. 0. XII. B. (5, pag. 25(5) schreibt so ziemlich denselben
Befund an der Cornea bei Kindern von 2 — i Monaten einer Gehirnerkrankung zu.
welche er nach Klebs Enkephalitis infantilis nennt, Alle von ihm beob-
achteten Fälle endeten tödtlich. (Vergl. Förster in Graefe et Saemisch Hand-
buch VII. B. pag. 225.)
Die Vi rschwärung der Cornea bei schweren, meistens tödtlich
endenden Exanthemen (Musern, Scharlach, Blattern), welche nament-
lich im Kindes- und Knabenalter beobachtet worden ist (J. N. Fischer,
Arlt, Graefe, Adler u. A.), zeigt mit der eben besprochenen eine
gewisse Aehnlichkeit, verbreitet sich jedoch nach kurzem Bestände dif-
fuser Trübung sehr rasch auf die ganze Cornea und zerstört diese in
wenig Tagen total, wenn nicht schon früher der Ted eintritt.
Hornhaiitgeschwüre entstehen endlich auch mitunter in alten,
durch Verfettung oder Verkalkung veränderten Hornhaut-
narben. Am häutigsten sieht man diesen Vorgang an Hornhautstaphy-
lomen und an sogenannten adhärirenden Leukomen, selten an einlach
tief eingreifenden Narben. Sie dürfen nicht verwechselt werden mit Ge-
schwüren, welche entstehen können, wenn zufällig an einer solchen
Narbe eine umschriebene Exsudation (Efflorescenz) aufgetreten ist und
durch Schmelzung ein Geschwür einleitet.
[st die Ursache eines Hornhautgeschwüres so sicher als möglich
festgestellt, so muss man, um sich ein Urtheil über die weiteren Folgen
bilden zu können, zunächst untersuchen, ob dasselbe progressiv sei,
d. h. ob schon nach dem Befunde allein noch eine Vergrösserung nach
Tiefe und Umfang in Aussicht stehe, oder ob bereits Anzeichen begin-
nender Heilung vorhanden seien. Letztere treten bei vielen Geschwüren
erst nach wochenlangem Bestände deutlich zu Tage.
Abgesehen von Anhaltspunkten, welche das Causalmoment bezüg-
lich der Progression bieten kann, steht eine solche zu besorgen: wenn
die Geschwürsfläche grau oder eitergelb belegt erscheint, wenn der Band
merklich geschwellt oder doch von einem trüben Hofe umgeben ist,
wenn partielle oder ringförmige Ciliarinjection besteht und dabei zugleich
mehr weniger gesteigerte Empfindlichkeit gegen das Licht vorhanden
Keratitis Geschwür - Verlauf. 131
ist. Wegen der Schwellung des Randes erscheinl uns besonders bei
kleinere] Geschwüren mit steilen Rändern der Grund tiefei liegend, als
wir bei Abwesenheit solcher Schwellung finden würden. In manchen
Fällen findet man nur eine punkt- oder bogenförmige Partie des Ge-
schwürrandes eitrig infiltrirt imd daher etwas prominent, während der
übrige Theil der Peripherie zur Heilung vorbereitet zu sein sein int.
Dann steht Fortschreiten (Weiterkriechen) nach der Richtung der par-
tiellen Enfiltration zu besorgen, selbst wenn die Reizzufälle Ix reit- sehr
gering sind oder fehlen. Geschwüre mit solchen oft deutlich überhän-
genden Rändern wurden wegen der Tendenz zur Ausbreitung nach einer
und der anderen Richtung gleich den (später zu besprechenden) AJbscessen
auch als Ulcus serpens (Saemisch) bezeichnet1). Es kommen übri-
gens auch Geschwüre mit deutlich eitrigem Belage vor, welche bei
Mangel erheblicher Reizzufälle Tage, Wochen lang ziemlich unverändert
fortbestehen (sogenannte torpide Geschwüre), während in der Kegel
das Fortschreiten eitrig belegter Geschwüre von Tag zu Tag. ja in Zeit
von einigen Stunden wahrnehmbar wird.
Während des Stadiums der Progression sieht man oft ohne ander-
weitige Veranlassung Iritis auftreten und zunächst einzelne hintere
Synechien entstehen. Die Synechien zeigen sich meistens zuerst in dem-
selben Meridiane, in welchem ein tiefes Homhautgeschwür etablirt ist.
In manchen Fällen tritt bei eitrig belegten Hornhautgeschwüren Eiter-
ansammlung in der vorderen Kammer (Hypopyon), selten Eiterseniung
in der Cornea selbst (Onyx s. Unguis) auf. Da diese Complicationen
auch beim Hornhautabscesse vorkommen, während sie bei Hornhaut-
geschwüren nur dann auftreten, wenn diese tiefer eingreifen, so möge
') Als Ulcus rodens hat Mooren (ophthalm. Beobacht. Berlin 1867,
pag. 107) eine etwas seltenere Form fortschreitenden Hornhautgeschwüres be-
schrieben. Unter Ciliarinjection und heftigen Schmerzen entsteht am Rande der
Hornhaut ein oberflächliches graues oder gelbgraues Infiltrat und nach dessen
Schmelzuiii;- ein nicht tiefgreifendes Geschwür mit grauem, unterminirtem Rande.
Dieser Rand rückt immer weiter ins Bereich dir Cornea vor, während vom Limbus
conjunctivae zahlreiche Gefässe nachrücken. Stillstand tritt erst ein, wenn die ganze
Cornea oberflächlich depascirt ist, worauf die Hornhaut wieder glatt aber nicht
mehr hinreichend durchsichtig wird. Der Process dürfte nur bei alten Leuten vor-
kommen. Stillstand ist -- meines Wissens — nur durch den Tliermokauter wie
bei Ulcus serpens erzielt worden (Sattler in der Heidelberger Versammlung 1879.
vergl. das über Behandlung des Hornhautabscesses folgende). In einem von mir
beobachteten Falle fiel der nach dem Hornhautcentrum vorrückende, eine graugelbe
Linie bildende Rand gegen die flache, doch etwas höckerige (nicht deutlich vascu-
larisirte) Geschwürsfläche steil ab. Durch das Cauteriuin wurde Sistirung erlangt.
9 *
132 Hornhaut.
deren Schilderung dein folgenden Abschnitte vorbehalten bleiben und
hier nur das besprochen werden, was dem Geschwüre selbst zukommt.
Der Verlauf und die Folgen eines Geschwüres können sehr mannig-
faltig sein, wie sich aus folgenden Betrachtungen ergeben wird.
Substanzverluste der Hornhaut werden nicht wie Substanz-
verluste der Cutis oder der Conjunctiva durch Herbeiziehung angrenzen-
der Partien gedeckt, sondern mehr weniger vollständig ausgefüllt durch
Production einer neuen Substanz, welche allmälig in ein der Cornea
homogenes Gewebe umgewandelt werden kann, häufiger jedoch nur ein
homologes Gewebe (Binde- oder Narbengewebe) liefert. Dieses Ersatz-
gewebe wird bald früher bald später von der angrenzenden Epithellage
aus mit Epithel überzogen, oft in normaler, selten in excessiver Menge.
Die Epithelüberkleidung kann auch schon vor der völligen Ausfüllung
der Grube vollendet sein. Wegen der Benetzung kann es schwierig sein,
bestimmt zu erkennen, ob die Geschwürsfläche bereits mit Epithel über-
kleidet sei: man darf auf Ueberkleidung schliessen, wenn steiles Ab-
fallen der Bänder verschwunden ist und wenn bereits Trübwerden des
Ersatzgewebes sichtbar wird. - Am besten kann man den Vorgang
der Reparation bei kleineren Geschwüren beobachten. Zunächst sieht
man die Gesehwürsfläclie rein werden und die Zeichen der Progression
schwinden. Reine Geschwüre sind oft nur beim Spiegelnlassen der Cornea
sichtbar. Bei günstig einfallendem Lichte lassen halbkugelförmige reine
Geschwüre, indem sie als Concavgläser kurzer Brennweite wirken, eine
Schattenscheibe auf der Iris (umgeben von einem kaum sichtbaren lichten
Hofe) wahrnehmen. Allmälig sieht man die Grube an Tiefe und Umfang
abnehmen, rieht durch Hervorwölbung, sondern durch Ausfüllung des
Grundes. Nach einiger Zeit (einigen Wochen) erscheint die schon ver-
vermöge der Benetzung glatt aussehende, aber möglicherweise schon
mit Epithel ausgekleidete Grube nicht mehr so rein und hell, sondern
mehr weniger getrübt, nicht graulich-, sondern bläulich-weiss, und diese
Training pflegt in dem Masse intensiver zu werden, als die Vertiefung
mehr und mehr ausgefüllt wird. Viele Laien übersehen den Zusammen-
hang einer solchen mehr und mehr sichtbar werdenden Trübung mit
der vorausgegangenen Entzündung, besonders wenn längere Zeit vor
ihrem Auftauchen keine Entzündungs- oder Reizzufälle mehr bemerkt
wurden. Wenn endlieh kein eigentliches Grübchen mehr vorhanden ist,
sieht man die betreffende Stelle normal gewölbt oder platt, gleichsam
abgeschliffen, selten erhöht und uneben (nicht durch Ektasirung, sondern
durch excessive Anbildung von Ersatzgewebe und Epithel, analog der
Callusbildung am Knochen). Sowohl bei normaler als bei unvollständiger
Keratitis - Geschwür - Verlauf. 133
Ausfüllung der Grube bleibt eine Trübung zurück, deren Durchmesser
meistens viel kleiner ist (oder wird), als der des vorausgegangenen Ge-
schwüres und deren Contouren nur selten scharf gezeichnel erscheinen.
In Füllen normaler Ausfüllung, welche mitunter erst nach Monaten er-
folgt, verliert die Trübung sein- oft beträchtlich an Umfang und Sätti-
gung und unter besonders günstigen Umständen schwindet die Trübung
vollständig, so dass man auch hei focaler Beleuchtimg an der Stelle
des Geschwüres nach Jahr und Tag (früher, später) keine Spur einer
Abnormität aufzufinden vermag. Man kann diesen Vorgang füglich als
Regeneration der Hornhaut bezeichnen (Arlt, Prager Vrtljhrsschr.
Bd. II. 1844, und Handbuch 1851, Bd. I, pag. 216). Eine theüweise
Regeneration kommt sehr oft vor.
In vielen Fällen erfolgt die Reparation unter Gefässentwick-
lung in der Substanz der Cornea, namentlich bei mehr peripherem
Sitze eines Geschwüres. Mitunter sieht man nur ein oder einige Gefässe
in der Tiefe (nächst der Descemet'schen Membran) zu einem Geschwüre
streichen; viel öfter entwickeln sich zahlreiche Gefässe, welche offenbar
von den episkleralen Zweigen der vorderen Ciliararterien stammen und
meistens unter dem Limbus zur Cornea verlaufen, um entweder blos
am peripheren Theile des Geschwüres oder rings um dasselbe eine Art
Netz zu bilden, von welchem wohl auch Zweigchen sich auf die Ge-
schwürsfläche erstrecken. Dieses oberflächliche, den Geschwürsrand gleich-
sam überspinnende Netz setzt der Ausbreitung der Eiterung nach der
Fläche gewissermassen einen Damm entgegen und kann somit in diesem
Sinne als eine günstige Erscheinung aufgefasst werden. Gegen das
Tiefergreifen und gegen den Durchbruch scheint es weniger zu schützen,
und das Ersatzgewebe, welches unter starker und lange bestehender
Gefässentwicklung zu Stande gekommen ist, bleibt in der Kegel (wenig-
stens in seiner Mitte) für immer trüb.
Ob vollständige, theüweise oder gar keine Regeneration (Wieder-
aufhellung) zu erwarten stehe, das hängt theils von der Beschaffenheit
des Geschwüres, theils von dem Alter und dem Allgemeinbefinden, zum
Theil aber auch von äusseren Einflüssen (Verhalten des Individuums,
ärztlicher Behandlung) ab. Geschwüre, welche bis an die Descemet'sclie
Haut vorgedrungen sind, hinterlassen stets (wenigstens an der tiefsten
Stelle) eine bleibende Trübung. Bei seichten, wenn auch etwas umfang-
reicheren Geschwüren, darf eher auf gänzliche oder theüweise Wiederauf-
hellung des Ersatzgewebes gerechnet werden, als bei tiefen, namentlich
mit steilen Rändern abfallenden, selbst wenn sie relativ klein sind.
Geschwüre, deren Ausfüllung unter Gefässentwicklung in der Corneal-
134 Hornhaut.
Substanz vor sich geht, stellen meistens eine bleibende Trübimg in Aus-
sicht. Geschwüre, welche zu Ausbuchtung oder zu Berstimg der Desce-
met'schen Membran geführt haben, verschwinden nie, ohne an der be-
treffenden Stelle eine Trübung zu hinterlassen. • Geschwüre, welche
durch Blennorrhoea neonatorum entstehen, können selbst nach
erfolgtem Durchbruche der Cornea sich so günstig gestalten, dass nach
vollendeter Vernarbung nur eine relativ sehr kleine, vielleicht blos bei
focaler Beleuchtung deutlich sichtbare Trübung zurückbleibt. Auch im
Kindes-, Knaben- und Jünglingsalter kann bei gleichem Cornealbefunde
weit mehr auf Regeneration gerechnet werden, als in späteren Jahren.
Bei Individuen, welche in der Ernährung herabgekommen sind oder
welche unter dem Einflüsse deprimirender Gemüthsaffecte (z. B. Heim-
weh, Nahrungssorgen o. dgl.) stehen, pflegt nicht nur der Geschwürs-
proeess ungünstiger zu verlaufen, sondern auch das schliesslich zu Stande
gekommene Ersatzgewebe in ausgedehnterem Masse trübe zu bleiben,
al man nach dem anatomischen Befunde erwarten dürfte. Wenn
die Geschwürsfläche nicht vor Verunreinigung mit Staub geschützt wird,
(man kann eine solche mitunter mit der Loupe nachweisen), oder wenn
sie durch Bauch, in Zersetzung begriffenes Bindehautsecret, trockene
oder feuchte Collyrien, Salben o. dgl. gereizt wird, kann es leicht ge-
liehen, dass nicht nur der Eiterungsprocess gesteigert oder neuerdings
angeregt wird, sondern auch dass die Bildung aufhellbaren Ersatzgewebes
vereitelt, nur einfaches Binde- oder Xarbengewebe gebildet wird, und eine
abnorm mächtige und trübe Epitheldecke zur Entwicklung kommt ').
YV nn ein kleines Geschwür mit steil abfallenden Bändern bis an
die Descemet'sche Haut vorgedrungen ist und wochenlang nahezu un-
verändert fortbesteht, so kann der Grund desselben in dasselbe hinein-
gedrängt werden; man sieht dann (gewöhnlich in der Mitte der Cornea)
eine mohnkorngrosse. durchsichtige und glänzende Stelle, umsäumt von
dem trüben Bande des früheren Geschwüres, stationär oder von Zeit zu
Zeit berstend. Man kann für diesen Zustand den Namen Keratokele,
welcher oft in einem weiteren Sinne gebraucht wurde, reserviren.
"Wenn ein Geschwür eine grössere Ausbreitung erlangt hat.
so kann es geschehen, dass der Grund desselben (die Bescemeti mit
mehr weniger sie noch deckenden Faserlagen) vorgedrängt wird, ohne
zu bersten. Ist dann die Ueberkleidung der Geschwürsfläche mit Epithel
erfolgt, so kann die vorgewölbt« Partie nicht nur glatt, sondern auch
nahezu durchsichtig erscheinen-, aber sie ist immer von einem trüben
') Ueber den Eiufluss septischer Substanzen bei Keratitis suppurativa folgen
nähere Angaben beim Hornhautabscess.
Keratitis Geschwür — Durchbruch. C>'r>
Reifeo dem frühereu Geschwürsrande umgrenzt und entwirft ver-
zerrte oder doch merklich kleinere Spiegelbilder als die normal gewölbte
Cornea. Eine analoge, durch ein hufeisenförmiges Randgeschwür einge-
leitete Formveränderung der Cornea winde pag. 11 erwähnt. Wenn das
innerhalb des Limbus bogenförmig verlaufende Geschwür ungefähi die
Hälfte der Cornea umkreist und tiefer eingreift, so gibt der dünne Ge-
schwürsgrund nach und der davon umfasste Theil der Cornea wird vor-
wärts gedrängt, so dass die Oberfläche der Cornea ihre sphärische Wöl-
bung verlier! und mehr die Mantelfläche eines; Kegels darstellt. Der
eine wie der andere Zustand kann als Keratoektasia ex ulcere be-
zeichnet werden. Er gibt, wenn auch sehr selten, doch mitunter Veran-
lassung zur Steigerung des intraoeuläreu Druckes.
Ist die eitrige Schmelzung bis an die Descerneti vorgedrungen, so
kann Berstung erfolgen, bei ruhigem Verhalten des Kranken, bei
Druck von aussen, am häufigsten bei momentaner Steigerung des intra-
oculären Druckes durch Stauung des Blutes in den absteigenden Hohl-
venen (beim Husten, Niesen, Heben einer Last u. dgl.). Das Kammer-
wasser wird herausgetrieben, (manchmal wie aus einer Spritze) Iris und
Linse werden an die Cornea angedrängt, die Pupille wird eng und in
den Binnengefässen ensteht Ueberfüllung, weil der Widerstand, welcher
dem einströmenden Blute vermöge der Spannung der Bulbushülle ent-
gegensteht, entfallen ist. Da nichts für, vieles gegen das Vorwärtsrücken
der hinteren Wand des Bulbus spricht, so muss hiebei wohl der Cias-
körper in sagittaler Richtung länger, in dem äquatorialen Durchm* sser
kürzer geworden sein. (Dieses Verhalten des Glaskörpers, respective des
die Vitrina tragenden Stroma ist für die Beurtheilung der späteren Vor-
gänge in einem solchen Auge von Wichtigkeit; die Gewebselemente
werden relativ zu einander verschoben, behalten aber die Tendenz, in
die frühere Lage zurückzukehren.) Erfolgt die Entleerung des Kammer-
wassers und somit auch die Locomotion der Linse, welche durchschnitt-
lich auf mehr als 2 Mm. anzuschlagen ist, mit grosser Vehemenz, so
kann Berstung der Zonula, Verschiebung der Linse und Vortreten von
Glaskörper erfolgen; in Fällen, wo die Elasticität der Gefässe in Folge
hohen Alters oder vermöge eines länger bestehenden Entzündungsprocesses
am Bulbus vermindert ist, kann es zu intraoeulärer Blutung kommen;
auch eitrige Kyklo-Chorioiditis ist in Folge vehementer Sprengung der
Bulbuswand beobachtet worden. ■ An dem Geschwüre pflegen nach
der Entleerung des Kammerwassers insofern günstige Veränderungen
einzutreten, als dasselbe nicht mehr grösser, sondern reiner wird. Die
Entlastung der Cornea von dem Drucke scheint auf die Circulations-
136 Hornhaut.
respective NutritionsYerhältnisse derselben günstig einzuwirken; in diesem
Sinne kann die Perforation sogar als günstig angesehen werden, deshalb
auch eine absichtliehe Entlastung (die Punctio corneae s. Paracentesis)
unter Umständen wohlthätig wirken.
Das weitere Aussickern des Kammerwassers wird in der Regel
durch mechanische Verlegung der Lücke in der Descemet! verhin-
dert. Diese wird je nach dem Sitze der Oeffnung durch Anlagerung der
Linsenkapsel oder der Iris (beider zugleich) vermittelt. Bei sehr peri-
pherer Lage und nicht gar zu kleinem Durchmesser der Oeffmmg wird
sehr häufig ein Theil der Iris durch das dahinter befindliche Kammer-
wasser in dieselbe vorgedrängt und blasenförmig aufgebiaht. Der Aus-
druck „Vorfall der Iris" ist daher ebensowenig buchstäblich zu nehmen
als der Ausdruck „Abfluss des Kammerwassers".
Das Kammerwasser wird nicht von der Iris, sondern von den Ciliarfort-
sätzen geliefert da, wo sie die hintere Kammer umgrenzen. Es sind Fälle bekannt,
wo nach Herausreissung der Iris der Humor aqueus fortan in normaler Menge
abgesondert wurde, und bei Seelusio pupillae findet man sehr oft die Iris durch
Kammerwasser bucklig vorwärts gedrängt, und Herstellung der Communication
zwischen vorderer und hinterer Kammer (durch Iridektomie) genügt, die Iris in
ihre normale Lage zurücktreten zu machen. (Vergl. Iritis und Iridektomie )
[rj manchen (relativ seltenen) Fällen kommt der mechanische Ver-
schluss der Oeffnung nicht zu Stande-, das Kammerwasser sickert con-
tinuirlich oder von Zeit zu Zeit aus; es besteht eine Hornhautfistel,
und allmälig entwickelt sich Abflachung der Hornhaut oder Schwund
des immer weicher und kleiner werdenden Bulbus. Dieser Zustand kann
sich gleich nach erfolgtem Durchbruche entwickeln, wenn die Lücke in
der Descemeti so gelegen ist, dass Iris und Kapsel zugleich in ihr
Bereich fallen. Die Kapsel kann sich nicht hinreichend an die Desce-
meti anschmiegen, weil zwischen beiden ein Theil des Pupillarrandes
liegt und dieser vermöge seiner Dicke zu beiden Seiten eine dreieckige
Rinne bewirkt, deren Wand vorn von der Descemeti, hinten von der
Kapsel, seitlich von der Iris gebildet wird. In späterer Zeit kann
im Bereiche der Iris eine Fistel auftreten, wenn die an die Cornea an-
gelagerte Iris au einer kleinen minder resistenten Stelle berstet und
dieses Einreissen der Iris keine entzündliche Reactiou, keine rasche Ver-
klebimg ihrer Ränder nach sich zieht. Man findet dann gewöhnlich nur
eine nadelstichgrosse, schwarz aussehende, von trübem Narbengewebe
umgebene, deutlieh vertiefte Stelle, oft von klarer Flüssigkeit gedeckt,
welche bei Druck auf den (weichen) Bulbus steigt.
Der organische Abschluss, welcher wiederholt durch Druck
von aussen oder von innen (Steigerung des intraokularen Druckes) oder
Keratitis Geschwür Durchbruch. 137
durch Wiederauftreten von Eiterung gestört werden kann, erfolgt durch
denselben Vorgang, welchen wir bei nicht durchbohrenden Geschwüren
beobachten, durch eine Ersatzmasse, welche von den Rändern des gerei-
nigten Geschwüres ausgeht. Ist die Oeffnung durch Vermittlung von
Ersatzgewebe geschlossen, so können, allerdings nur bei kleinere!! Lücken
und unter besonders günstigen Verhältnissen, sowohl die Linse als die
Iris in ihre normale Lage zurücktreten, ohne eine Spur ihrer früheren
Verbindung mit der Cornea zurückzulassen. Das Auge kann bis auf eine
(vielleicht nur bei focaler Beleuchtung sichtbare) Hornhauttrübung nor-
mal werden.
Wahrscheinlich werden die Zipfel der Descemeti, welche gegen die Geschwür-
fläche, also auswärts geschlagen wurden, durch die Ersatzmasse wieder in ihre
normale Lage gedrängt und zur Verwachsung miteinander gebracht. Das Zurück-
treten der Iris und der Linse dürfte dadurch vermittelt werden, dass, wenn nach
erfolgter Verklebnng der Oeffnung in der Descemeti sich etwas Kammerwasser
ansammeln kann, die früher gleichsam lahmgelegte Muskelthätigkeit der Iris wieder
frei wird, und daraus ein zum Theil nach hinten gerichteter Zug resultirt, überdies
aber die Linse dem Streben der Zonula und des Stroma corporis vitrei, in die
frühere Lage zurückzutreten um so mehr folgen kann, als weder ein Druck von
aussen (durch die Recti, obliqui und den orbicularis palpebrarum) noch eine über-
mässige Füllung des Auges (durch Blutstauung) stattfindet. Ist diese Anschauung
richtig, dann erhält auch die Anordnung strenger Ruhe, namentlich in der Rücken-
lage, wie sie bei diesem Zustande so gut wie nach Operationen mit Eröffnung der
Kammer empfohlen zu werden pflegt, eine rationelle Grundlage.
Nach centralem Durchbruche der Hornhaut kann vorderer Cen-
tralkapselst aar entstehen. Die Trübung erscheint (nach AJbschluss
des Processes) mitten auf der vorderen Kapsel als ein hellweisser Pfropf
von verschieden grosser Basis und Höhe, welche indes nur selten die
Grösse des (angeborenen) Pyramidenstaares erreicht, Kleine, kaum senf-
korngrosse Centralkapselstaare unterscheiden sich von der punktförmigen
angeborenen Centralkapselcataract, welche stets bilateral und etwas excen-
trisch (nach oben-aussen) vorkommt, durch die starke Saturation und
weisse (nicht graue) Farbe, so wie durch deutliches Vorragen über die
Oberfläche der Kapsel. Pfropfe mit grösserer Basis (bis zu 2 Mm. oder
etwas darüber) zeigen eine mehr weniger deutlich pyramidale Form,
und in seltenen Fällen steht die Spitze durch einen bald kaum wahr-
nehmbaren, bald dickeren Faden mit der (mehr weniger getrübten) Cor-
nea in Verbindung. In relativ vielen Fällen ist ein Theil des Pupillar-
randes der Iris mit der Cornea verwachsen, während die Linse mit dem
Pfropfe an normaler Stelle liegt: selir selten haftet an einer Seite des
Pfropfes etwas Irispigment oder ein kleiner Theil des Pupillarrandes.
Unter dem Pfropfe findet man die Bindensubstanz um so merklicher
138 Hornhaut.
getrübt, je mächtiger der Pfropf ist. Diese Trübung- ist stationär.
Manchmal kann man rings um den Pfropf radiäre Faltung (Runzelung)
der angrenzenden Kapselpartie constatiren. Dann lässt sich auch meistens
Verkleinerung des Äquatorialdurchmessers der übrigen nicht getrübten
Linse auffinden. In drei (von mir beobachteten) Fällen war die Linse.
durch einen mächtigen Pfropf mit der Cornea verbunden, in toto vor-
wärts gerückt, daher die Kammer seichter, in einem davon die Linse
überdies durchaus getrübt.
Die Entstehung dieser verschiedenen Formen aus einer centralen blos durch
die Kapsel "der durch diese und eine Irispartie verlegten Lücke der Descemeti
lässt sich leicht begreifen, wenn man annimmt, dass die von den rein gewordenen
Geschwürsrändern gelieferte plastische Masse mit der Kapsel (und allenfalls auch
mit der Iris i in Verbindung tritt (verklebt, verwächst), und dass diese Verbindungs-
masse durch die weiter und weiter fortschreitende Vernarbung, respective Wieder-
verwachsung der Zipfel der Descemeti so eingeengt wird, dass dieselbe nur noch
an der Kapsel haftet, von der Cornea förmlich abgeschnürt wird. In analoger
Weise werden Wundgranulationen, welche nach der Ducchschneidung des M. rectus
internus oft mit breiter Basis anfangen und hoch emporwuchern, allmälig durch
Vernarbung der Bindehautlücke an ihrer Basis so abgeschnürt, dass sie schliesslich
mit der Sklera wie eine Erbse mit der Hülse zusammenhängen, ja selbst spontan
abfallen können. Ungefähr denselben Vorgang sehen wir. wenn eine kleine Lücke
der Cornea durch eine zwischen Pupillar- und Ciliarrand gelegene Irispartie ver-
legt wurde. Nachdem der organische Absehluss zur Verklebung mit einer kleinen
Partie der Iris geführt hat. das Kammerwasser sich ansammelt und das Muskel-
spiel der Iris i Sphinkter und Dilatator) wieder frei geworden ist. sehen wir einen
Faden, an der Iris mit etwas breiterer Basis haftend, durch die Kammer zur
Hornhautnarbe streichen, und es kommt sogar vor. das? ein solcher Faden blos an
der Iris haftet, von der Cornea abgerissen ist. Aehnliches sehen wir am Peritonäum,
wenn zwei benachbarte Darmschlingen durch Entzündung miteinander verklebt
waren. Es kommt auch vor. dass nur ein schwarzer Punkt in einer Hornhautnarbe
auf die frühere Verbindung zwischen Iris und Cornea hindeutet: die Irispartie,
durch Vernarbung der Descemeti gleichsam abgeschnürt, hat sich von der Cornea
zurückgezogen, doch etwas von ihrem Pigmente an dieser zurückgelassen. Die
Stelle der Iris, welche engagirt war. erscheint verfärbt und in ihrer Faserung ver-
ändert, defect.
Die Entwicklung dieses Centraltapselstaares ist vorzugsweise nach
Blennorrhoea neonatorum, selten im Kindesalter (noch im 9. Jahre oder
später), niemals mein< Wissens — in späteren Jahren boobachtet
worden, wahrscheinlich weil nebst Kleinheit der Dmchbruchsöffnung
ein bald erfolgender organischer Absehluss. also auch lebhafte Repara-
tion des Sub tanzverlustes erforderlich ist. — Bleibt die Kapsel lä;::vi,
Zeit biosgelegt, und dies wird bei grösserem Durchmesser der Lücke
auch bei Kindern zu besorgen sehr, so kann es leicht zur Berstung
Keratitis Geschwür — Durchbruch. 130
der Kapsel, wohl auch zu Abgang (Herausdrängung) der Linse
kommen, besonders bei Druck von aussen oder bei Steigerung des intra-
oculärerj Druckes durch Blutrückstauung von den Hohlvenen. Auch hier
kann auf brüske Berstimg, intraoculäre Blutung (»der Panophthalmitis
folgen. Viel häufiger geschieht es, namentlich wenn zugleich der
Pupillarrand der [ris ganz oder grossentheils biosgelegt ist, dass
die ohnehin enge Pupille durch Bildung einer Exsudatmembran
vor der Kapsel ganz oder grösstenteils verlegt wird, welche
mit dem von der Hornhautgeschwürsfläche vorrückenden Ersatzgewebe
verschmilzt, jedoch selten zugleich auch mit der Kapsel eine Teste Ver-
bindung eingeht. Wir werden bei der Lehre vom Hornhautstaplrylome
sehen, dass eine solche mit der [ris und mit dem Hornhautnarbenge-
webe verwachsene Membran in der Mehrzahl der Fälle nicht mit der
Kapsel in Verbindung bleibt.
Grössere centrale Geschwüre, welche jedoch eine ungefähr
2- 3 Mm. breite Zone der Bowmanschen Membran unversehrt gelassen,
in der Descemeti aber eine so grosse Lücke gebildet haben, dass zugleich
ein mehr weniger grosser Theil des Pupillarrandes zu Tage liegt, kön-
nen zu Verwachsung des letzteren mit dem Narbengewebe, demnach zu
theil weis er oder totaler vorderer Synechie führen. Bei theilwei-
ser Synechie wird die mehr weniger verzogene Pupille meistens (ganz
oder theilweise) durch die umfangreiche Hornhautnarbe verdeckt; bei
totaler Synechie ist die vordere Kammer meistens so seicht, dass schon
die Eröffnung derselben (behufs Pupillenbildung) sehr schwierig sein
kann. Sie führt übrigen sehr oft zu Staphylombildung.
Trat totale Synechie in früher Jugend auf, und erlangt das
Auge später die normale Grösse, so kann die Iris bis zu theilweiser
Dehiscenz oder zu stellenweiser Ablösung vom Corpus ciliare (spon-
tane Iridodialyse) gedehnt werden. Dann hat auch die Kammer an
Tiefe gewonnen. Dieser Zustand verdient deshalb eine besondere Be-
achtimg, weil die Prognosis für Pupillenbildung stets reservirt gehalten
werden muss, indem die Möglichkeit in Aussicht zu nehmen kommt.
dass die Linse wegen centraler Kapselauflagerung nicht die normale
Form haben könne, wie schon oben angedeutet wurde.
Erfolgt vermöge peripheren Sitzes oder vermöge grossen Umfanges
eines perforirenden Geschwüres Bloslegung der Iris, so können
sich die Folgezustände sehr mannigfaltig gestalten je nach dem Sitze
und dem Umfange des Geschwüres und nach dem Verhalten (der Behand-
lung) des Kranken.
140 Hornhaut.
Zum Unterschiede von der totalen Bloslegung der Iris bezeichnet
man die partielle als Prolapsus iridis, wenn die Iris sich über das
Niveau der Descemeti erhellt (aufwölbt). Die Vorfälle aus Wunden der
Cornea können sich anders verhalten - vide Verletzungen und Opera-
tionen. Die Iris kann gleich im Momente des Durchbruches hügel- oder
blasenförmig hervorgedrängt werden, wenn dieser mit einer gewissen
Vehemenz erfolgt und das hinter der Iris befindliche Kammerwasser
nicht durch die Pupille ausströmen kann. In anderen Fällen schmiegt
sich die Iris einfach an die Cornea an, verlegt die Lücke in der Horn-
haut und wird erst nach und nach durch das hinter ihr sich ansam-
melnde Kammerwasser hervorgestülpt, manchmal erst wenn bereits
Verklebung derselben mit den Geschwürsrändern im Gange ist. Ist die
Lücke klein (unter 2 Mm.) und fallen die bereits rein gewordenen Ge-
schwürsränder steil ab, so wird die Iris nie weit vorgetrieben, weil sie
sehr bald von hinreichend resistentem Narbengewebe überdeckt und
gestützt wird. Wird der auf ihr lastende Druck plötzlich gesteigert
(durch Druck von aussen, durch Blutstauung) so kommt es eher zur
Berstung als zu starker Ausdehnung der biosgelegten Partie.
Die hervorgedrängte Irispartie erscheint in der ersten Zeit schwarz,
weil sie vermöge der Verdünnung ihres Gewebes die Pigmentschicht und
den dunklen Hintergrund durchscheinen lässt; später wird sie durch
einen mehr und mehr saturirten grauen Ueberzug gedeckt (schiefergrau,
hlüuliehweiss) und von einem undurchsichtigen Saume umgeben* In
manchen Fällen entwickelt sich dieser Zustand erst, nachdem die Iris
durch Entwicklung von Granulationen an ihrer Oberfläche ein blassrothes,
feinkörniges oder schwammiges Aussehen dargeboten hatte.
Die unmittelbare Ueberkleidung mit Narbengewebe kann
man am besten bei kleinen, wenigstens nach der einen Richtung nicht
3 Mm. (an der Basis) überschreitenden und schräg aufsteigenden (hügel-
förmigen, am Rande nicht überhängenden) Vorfällen Schritt für Schritt
beobachten. Durch Vorrücken von Ersatzgewebe von den Goschwürs-
rändern aus wird die Basis allmälig eingeengt, die Oberfläche weiter und
weiter überkleidet, endlich ganz bedeckt und mehr und mehr zurück-
gedrängt. Ist die Bruchpforte nicht kreisrund, sondern länglich, oder
ragen vom Geschwürsgrunde erdzungenähnliche Reste von Cornealgewebe
in das Bereich des Prolapsus hinein, so bildet das von diesen ausgehende
Ersatzgewebe, nachdem es mit dem von einem gegenüberliegenden Vor-
sprunge ausgegangenen zusammengestossen ist, eine Art Brücke, welche
den Prolapsus einschnürt und gleichsam in zwei Vorfälle scheidet. Durch
Auftreten desselben Vorganges von anderen Stellen aus kann der Vor-
Geschwür — Prolapsus iridis. 1 1 1
fall ein brombeerähnliches Aussehen erhalten; es entstehen kleine
schwarze oder schiefergraue Hügel, von einander getrennt durch ein
netzförmiges Geflecht von Narbengewebe (Staphyloma racemosum
älterer Autoren). Die Entwicklung von Granulationen, welche sich mit-
unter über die Umgebung hinüber lagern, pflegt die Ueberhäutung zu
verzögern; sie werden aber (meistens ohne ärztliche Intervention)
schliesslich auch in Narbengewebe verwandelt. -- Findet das Narben-
gewebe an der umgehenden Hornhaut hinreichend feste, dem intraocu-
lären Drucke nicht nachgebende Stützpunkte, so drängt es die Iris in
die gerade Linie zwischen den fixen Punkten zurück, durch die ihm
eigentümliche Contractionskraffc, und die Narbe kann ungefähr die
Wölbung der normalen Cornea erlangen; manchmal bleibt die Narbe
abgeflacht, manchmal erscheint sie etwas aufgewölbt; eine leichte Auf-
wölbung, welche nicht durch Ektasie der tieferen Lagen, sondern durch
excessive Bildung von Ersatzgewebe oder krankhafte Epithelveränderung
bedingt ist, hat für das Auge weiter keinen Nachtheil als den der
Entstellung. Bei Vorfällen, welche blasenförmig ausgedehnt sind,
daher an einer Seite oder ringsum vor der Bruchpforte sich umschlagen,
kommt eine solche Zurückdrängung gar nicht oder erst nach zufälliger
oder geflissentlicher Entleerung des Kammerwassers zu Stande. Näheres
hierüber bei der Besprechung der Behandlung.
Sehen wir von der bereits früher erwähnten seltenen Heilung eines
kleinen Vorfalles ohne bleibende Einheilung in die Hornhautnarbe ab,
so ist eine (nicht ektatische) flache Hornhautnarbe mit vorderer
Synechie der günstigste Ausgang des Prolapsus; er ist gewöhnlich der
einzige, der erwartet, -der angestrebt werden kann. Wenn indes eine
grössere Partie der Iris vorgedrängt oder nachgeschoben wurde, so kann
damit noch ein anderer Nachtheil verbunden sein, nämlich starke Ver-
ziehung der Pupille. Erfolgte beispielsweise ein peripherer Durch-
bruch an der Schläfenseite, so kann die Iris sogleich oder nach und nach
so hineingedrängt werden, dass sie an der Nasenseite zweimal (und
darüber) so breit wird, als ihre mittlere Breite (vom Pupillar- zum
Ciliarrande) beträgt; es kommen Fälle vor. wo die Pupille, nachdem
sie nach der Schläfenseite verzogen worden, durch einen gleichen Vor-
gang an der Nasenseite in einen schmalen horizontalen Schlitz verwan-
delt wird. Durch Vorziehimg nach einer Seite kann die Pupille auch so
zu liegen kommen . dass sie in das Bereich der etwas umfangreicheren
Narbe fällt, demnach verdeckt wird.
Der eben geschilderte Vorgang erleidet auch bei relativ kleiner
Bruchpforte (nicht über 4 Mm.) in vielen Fällen eine nachtheilige Modi-
142 Hornhaut.
fication dadurch, dass die oberflächlichen Faserlagen der Cornea an einer
Seite oder rings um die blosgelegte Iris in erheblicher Breite verloren
gegangen sind und nun die noch erhaltenen, tieferen Lagen dem Drucke,
unter welchem die Secretion des Kammerwassers erfolgt, allmälig nach-
geben, dass also die nächste Umgebung des an die Durchbruchsöffnung
angelötheten Prohipsus mit diesem zugleich v «-gedrängt wird, wodurch
selbst der unversehrte Theil der Cornea in eine schräg aufsteigende
Lage gebracht werden, seine sphärische Wölbung einbüssen kann. Offen-
bar wird dann die nicht in der Bruchpforte fixirte Irispartie, welche
zwischen dieser und dem benachbarten Theile des Ciliarrandes liegt.
mehr weniger gezerrt und diese Zerrung (der permanente Reiz) dürfte
die Ursache sein, dass Augen mit diesem Zustand früher oder später
durch Steigerung des intraoculären Druckes, durch vermehrte Ausschei-
dung seröser Flüssigkeit in den Glaskörper amaurotisch werden. Ek ta-
tische Hornhautnarben mit vorderer Synechie führen fast
ohne Ausnahme zu Drucksteigerung, zu Exeavation der Papilla
nervi optici, zu Einschränkung des Gesichtsfeldes (von der Xaseiiseite);
endlich zu gänzlicher Erblindung. (Arlt. Krankheiten. 1855, III. B.
pag. 18.)
Eine positive Stütze für diese Erklärung bietet die sichtbare Streckung
der zwischen Ciliarrand und Bruchpforte gelegenen Irispartie, welche man nach
längerem Bestände auch verfärbt und verdünnt sieht. Wenn wir Augen mit Ein-
heilung des Pupillarrandes in eine Narbe rinden, deren Iris offenbar durch Dehnung
zur Dehiscenz oder Iridodialysis gebracht wurde, (pag. 139) so dürfen wir nicht
übersehen, dass es Augen sind, welche zur Zeit der Geschwürsbildung im Wachs-
thume noch sehr zurück waren, und dass die durch das Grösserwerden des Bulbus
überhaupt bewirkte Dehnung der zwischen Ciliar- und Pupillarrand ausgespannten,
weil mit letzterem nächst der Mitte der Cornea fixirten Irispartie erst nach längst
erfolgter fester und fortan unnachgiebiger Vernarbung auftritt. — Wenn ferner
bei Partialstaphyloinen in der Regel keine Steigerung des intraoculären Druckes
(mit ihren Consequenzen) beobachtet wird, so gibt die Vergleichung mit dem Be-
funde an Augen, welche solche Drucksteigerung darbieten, befriedigenden, auch für
unsere Deutung sprechenden Aufschluss. Wird die Irispartie durch eine Oeffnung
mit steil abfallenden Rändern hervorgetrieben und somit au einer unnachgiebigen
Bruchpforte rixirt, so ist die zwischen dieser und dem entsprechenden Ciliarrande
streichende Partie offenbar vor Zerrung oder Dehnung gesichert. Bei Betrachtung
des kugel- und des kegelförmigen Totalstaphylomes wird dieser Sachverhalt noch
klarer hervortreten. Wenn wir die Breite der Iris (vom Ciliar- bis zum Pupillar-
rande) bei Verziehung der Pupille an der einen Seite auf das Zweifache (und dar-
über) gestiegen finden, ohne dass sich Zeichen von Zerrung (Reizung) oder von
Atrophirung wahrnehmen lassen, so dürfen wir daraus noch nicht folgern, dass
eine Partie Iris, deren zugehörende Sphinkterpartie mit der Cornea verwachsen ist.
sich in analoger Weise gegen Dehnung oder Zerrung verhalten werde.
Geschwür— Staphylom. 143
Sehr periphere, zum Thei] schon im Bereiche der Sklera, liegende
[risvorfälle, wie sie nach Conjunctivitis scrofnlosa, nach Verletzungen,
nach Operationen vorkommen, können — in der Rege] erst nach Länge-
rer Zeil (Monaten, Jahren) — zu eitriger Kyklochorioiditis Anstoss ge-
ben, oder auch zu sympathischen Erkrankung des zweiten Auges.
Eine ziemlich häufige Folge von Bloslegung der Iris in grösserer
Ausdehnung (mindestens über 4 Mm. Durchmesser) ist die Bildung
eines partiellen oder eines totalen Hornhautstaphyloms, einer
meistens halbkugelförmigen (weinbeerähnlichen) Geschwulst, welche einen
Theil oder die ganze Cornea vertritt, mit Humor aqueus gefüllt ist und
ganz oder grösstenteils von Narbengewebe gebildet wird, das mit der
ausgedehnten Iris verwachsen ist. — Wenn nach allseitiger Verwachsung
A(^. Greschwürsrandes mit der aligelagerten Iris der Abfluss des Kammer-
wassers verhindert und die Iris noch nicht mit hinreichend resistentem
Narbengewebe überkleidet ist, so kann diese durch das Kammerwasser
vorgebaucht werden. Diese Hervordrängimg kann allmälig und stetig
erfolgen; sie wird aber oft momentan durch Druck von aussen oder
durch Blutstauung in den Binnengefässen (von den Hohlvenen aus) her-
beigeführt oder gesteigert. Eine kleine nicht resistente Fläche wird durch
vehementes Andringen des Kammerwassers leicht gesprengt, eine grös-
sere (her ausgedehnt. Wurde aber eine solche Fläche einmal ausgedehnt.
so zieht sie sich, da sie nicht elastisch ist, nicht wieder zusammen, und
es erfolgt reichlichere Secretion von Kammerwasser, bis wieder die
frühere Spannung hergestellt ist. Alsdann kann aber die jetzt noch mehr
verdünnte ektatische Partie dem Drucke, unter welchem die Secretion
des Kammerwassers erfolgt, noch weniger Widerstand entgegensetzen.
daher die Ausbuchtung allmälig steigen, bis das dieselbe überkleidende
Narbengewebe mächtiger und dichter geworden ist.
Die Entstehung eines jeden Staphyloms der Cornea setzt
demnach voraus, dass eine grössere Partie der Cornea durch Eiterung
(Geschwür oder Abscess) zerstört wurde, dass Durchbruch der Cornea
und Abfluss des Kammerwassers erfolgte, dass ein mehr weniger grosser
Theil der [ris nach vorausgegangener Bloslegung mit dem die Lücke
ausfüllenden Narbengewebe verwuchs, und dass dann blos diese Partie
oder auch angrenzende, blos oberflächlich zerstörte Hornhautpartien durch
allmäliges oder violentes Andrängen des Kammerwassers in Form einer
Kugel (eines Kegels) hervorgetrieben wurden. Demgemäss kann die
Wandung eines Staphyloms auch Partien der Cornea einschliessen, welche
wohl der Vereiterung, nicht aber der Verdrängung und der Verlöthung
mit der Iris widerstanden haben. Denn wenn auch bei Prolapsus iridis
144 Hornhaut.
die hinter der Bruchpforte (in der Kammer) liegende Iris in der Kegel
keine Zeichen von Entzündung wahrnehmen lässt, so findet man doch bei
Staphylomen später eine Verklebung zwischen Iris und Descemeti, welche
sich mehr weniger weit über die Lücke in der Descemeti hinaus erstreckt,
so dass selbst hinter ziemlich durchsichtigen Randpartien der Wandung
des Staphyloms keine Spur von Augenkammer vorgefunden wird.
Jedes Staphylom ist anfangs stark durchscheinend, namentlich da,
wo die Wandung blos von Iris und überkleidendem Narbengewebe ge-
bildet wird. Bei Durchleuchtung (Betrachtung von der Nasenseite, wenn
starkes Licht von der Schläfenseite einfällt) kann man das Gitterwerk,
welches die auseinander gedrängten Irisfasern und die oben erwähnten
Narbenstränge bilden, sammt dem Pigmente oft sehr deutlich wahr-
nehmen. Allmälig wird die Wandung (Cornealreste und Narbengewebe)
von Gelassen durchzogen und dicker, meistens an einzelnen Stellen mehr,
während andere dünner, selbst durchscheinend bleiben. Die dicksten
Stelleu erscheinen dann knorpelähnlich und sind oft von trockenem
(verhorntem) Epithel überkleidet, von gröberen Gelassen durchzogen.
Die Dicke der Wandung kann stellenweise oder durchaus 2 — 3 Mm.
erreichen. - - Diese Metamorphose kann sich vollziehen an Augen, welche
im Uebrigen keine Abnormität darbieten, und sie kann viele Jahre
stationär bleiben. Die Klagen des Kranken können sich dann vielleicht
blos auf die Sehstörung und die Entstellung, allenfalls auch auf die
Belästigung erstrecken, welche durch Exfoliationen an den Lidern ent-
stehen, indem besonders das untere beständig benetzt wird.
Ist das Staphylom ein partielles, so kann vielleicht noch ein
ziemlich gutes Sehvermögen bestehen oder blos deutliche Lichtempfin-
dung (mit oder ohne Einschränkung des Gesichtsfeldes), oder gänzlicher
Mangel derselbeu. Es kann nämlich ein Theil des Pupillarrandes noch
frei und der unversehrt erhaltene Theil der Cornea normal durchsichtig
und gewölbt sein, obwohl er gewöhnlich dachförmig gegen die staphy-
lomatöse Partie ansteigt; es kann aber auch der ganze Pupillarrand ins
Bereich des Staphylonis einbezogen und es kann überdies in Folge von
Drucksteigerung ein amaurotischer Zustand herbeigeführt worden sein.
Jedes Staphylom, bei welchem noch ein Theil der Cornea so weit er-
halten ist, dass zwischen diesem und der entsprechenden Irispartie noch
Kammerwasser angesammelt erscheint, bei welchem also, wie wir später
sehen werden, die Technik der Iridektomie noch ausführbar ist, darf als
ein partielles bezeichnet werden.
Beim Totais taphylom der Cornea ist diese durchaus oder doch
grösstentheils durch Narbengewebe vertreten, sind allenfalls nächst dem
Geschwür — Staphylom. 1 1 .'•
Rande noch durchsichtige Reste vorhanden, mangeli jedoch jede Spur
einer vorderen Kammer. Die hervorgedrängfe Psoudocornea, hat gcwöbn-
lich die Form einer Kugel, welche mit etwas mehr als der Hälfte
aus dem Coraeoskleralringe hervorragt, also an der Stelle, wo sie auf-
sitzt, etwas eingeschnürt erscheint (kugelförmiges, sphärisches Staphylom);
seltener bildet sie einen Kegel, welcher von dein Corneoskleralringe
allmälig ansteigt und in eine stumpfe Spitze ausläuft. (Kegelförmiges
Totalstaphylom). -- Wenn die Hornhaut ganz oder grösstenteils (bis
auf eine Randzone) zerstört und wenigstens der kleine Kreis der Iris
ringsum blosgelegt ist. so wird die Pupille allmälig durch eine Exsu-
datmembran verschlossen und dadurch das fernere Ausfliessen des Kam-
merwassers verhindert. Diese Membran verschmilzt jedenfalls mit dem
die Iris allmälig überkleidenden Ersatzgewebe und bildet mit diesem
iitnl der Iris einen die Stelle der Cornea vertretenden Theil der Bulbus-
kapsel. Der anfangs membranartige Pfropf, welcher die Stolle der Pupille
verlegt, kann nach der einen oder der anderen Seite verschoben werden,
wenn der die Iris deckende Ucberzug auf einer Seite dünner bleibt und
daher der vis a tergo weniger Widerstand leistet. Dann fällt nicht nur
ji oer Pfropf, sondern auch der Scheitelpunkt der Ektasie nicht in die
sagittale Achse des Pulbus und das Staphylom hängt nach einer Seite
über, während es an der anderen mehr flach aufsteigt; es ist dann nicht
so streng kugelförmig. Wurde nach Bloslegung der vorderen Kapsel und
vor Verschluss der Pupille Berstung der Kapsel und Abgang der Linse
veranlasst, so erfolgt wohl meistens ein so starker Collapsus der Iris
und ihrer Ueberkleidung, dass sich eher Abplattung, als Ausdehnung
entwickelt, indem das Cornealnarbcngewebe bereits vor der zur Ausdeh-
nung erforderlichen Füllung der Kammer die zum Widerstände nöthige
Mächtigkeit erlangt hat. Das Linsensystem kann aber auch dadurch in
Mitleidenschaft gezogen werden, dass die Kapsel mit der die blosgolegte
Pupille verscliliessenden Membran in temporäre oder in bleibende Ver-
bindung tritt. Die temporäre Verbindung zwischen Pseudocornea und
Vorderkapsel als Centralkapselstaar kommt selten vor; gewöhnlich trennt
sich die genannte Membran mit der Zeit von der Vorderkapsel, doch
findet man mitunter die mehr weniger getrübte und geschrumpfte Linse
oder doch zusammengeschrumpfte und verdickte Kapsel mit der Kuppel
des Staphyloms verwachsen, dann aber auch die Folgen von Dehnimg
oder Zerreissung der Zonula (Amaurosis durch Steigerung des intraoeu-
lären Druckes als Folge davon).
Wurde nur die mittlere Kegion der Cornea zerstört, während
ringsum eine breite Zone blos die oberen Schichten verlor und der Eand
v. Arlt, Krankh. des Auges. 10
146 Hornhaut.
ganz oder grösstentheils (auch die Elastica anterior) erhalten blieb, so
erscheint zwischen der Linie, wo die Iris mit dem Geschwürsrande ver-
wächst (der eigentlichen Bruchpforte), und dem Ciliarrande der Iris ein
mehr weniger breiter Irisreifen zunächst einfach an die Descemeti ange-
lagert; feste Verklebung erfolgt erst später. Wird sodann mit der bios-
gelegten Irispartie und der die Pupille abschliessenden Membran auch
jener Streifen der Cornea vorwärts gedrängt, welcher blos durch die
tieferen Lagen gebildet, daher nicht widerstandsfähig ist, so wird die
Basis der Ektasie beträchtlich grösser als die eigentliche Bruchpforte,
und je weiter diese vermöge der Nachgiebigkeit ihrer nächsten Umgebung
nach vorne gerückt wird, desto mehr wird die zwischen Bruchpforte und
Ciliarrand der Iris gelegene Partie der Iris gedehnt. Hieraus resultirt
(höchst wahrscheinlich) die an conischen Totalstaphylomen constant
beobachtete Erblindung durch Drucksteigerung, wie schon oben (bei den
ektatischen Narben) bemerkt wurde. Aus dem von der Bruchpforte gegen
die Peripherie allmäligen Ansteigen des Geschwürsrandes, aus der suc-
cessiv gegen die Peripherie hin zunehmenden Widerstandsfähigkeit der
defecten Cornea resultirt von selbst, dass die ganze Hervortreibung eine
kegelförmige Gestalt annehmen muss. Je weiter gegen die Peripherie,
desto mächtiger die unzerstörten Faserlagen, desto stärker der Wider-
stand, welchen sie der vis a tergo entgegen setzen. Wo dieses allmälige
Ansteigen fehlt, muss die Ektasie die Form einer Kugel annehmen, die
Form einer weinbeerähnlichen Geschwulst, welche an der Stelle, wo sie
aufsitzt, gleichsam eingeschnürt erscheint. Ganz dieselbe Form sehen wir
an der Eintrittsstelle des Opticus auftreten, wenn die bekannte Excava-
tio papillae von erhöhtem Binnendrucke einen höheren Grad erlangt.
Wenn die Wandung des Staphyloms an einer kleinen Stelle bis
zum Durchscheinen dünn geblieben ist oder wenn sie in späterer Zeit
durch Auftreten eines atheromatösen Geschwüres sehr verdünnt wurde,
so kann daselbst Berstung eintreten, ohne äussere Veranlassung oder
nach violenter Drucksteigerung'. An Augen, deren Linsensystem sammt
der Zonula die normale Lage und Spannung behalten hat, welche, ab-
gesehen von der Iris und Cornea, für gesund erklärt werden können,
kann eine solche Berstung mit nachfolgendem Zusammensinken und
Wiederansteigen ohne Nachtheil vorübergehen und sich von Zeit zu Zeit
wiederholen-, aber nach violent herbeigeführter Berstimg an solchen Augen
oder nach Berstung an Augen, welche wegen Drucksteigerung bereits
amaurotisch geworden sind, kann Zerreissung der Zonula, Ausfluss von
Glaskörper oder auch Hämorrhagie aus der Chorioidea herbeigeführt
und selbst Panophthalmitis eingeleitet werden.
Geschwür — Staphylom. 147
Totalstaphylome der Cornea können endlich eine formidable Ver-
grösserung des Bulbus bewirken durch Einleitungeines [ntercalar-
staphyloms, einer partiellen oder einer allgemeinen Ektasirung der
Sklera. Als Intercalarstaphylom bezeichnen wir eine bogen- od< t
ringförmige Ektasirung (Verdünnung und Vortreibung) der vordersten,
etwas über 2 Mm. breiten Zone der Sklera. Die vordere Grenze dieser
Zone bildet der Limbus, die hintere würde man erhalten, wenn man sieh
durch den Bulbus eine Ebene (einen Schnitt) gelegt denkt, welche durch
die grösste Peripherie der hinteren Kammer, durch die Falze zwischen
den Ciliarfortsätzen und der hinteren Fläche der Iris verliefe. Diese
Zone liegt also im Bereiche der hinteren Kammer, und der Irisinsertion
(am Corpus ciliare und am Ligamentum pectinatum). Wenn diese Zone
ringsherum ektatisch geworden ist, so erscheint die Basis der Cornea
im Ganzen nach vorne gerückt, die sagittale Bulbusachse entschieden
verlängert; betrifft die Ektasie nur etwa die Hälfte des Umkreises, so
erscheint die Cornealbasis schief gestellt, nur an dieser Hälfte nach
vorne geschoben. Der mehr weniger breite und hohe kränz- oder epaulett-
förmige Wulst erscheint aus schiefergrauen oder dunkelblauen (durch-
leuchtbaren) Hügeln zusammengesetzt, indem er stellenweise von dickeren
Skleralfaserbündeln quer eingeschnürt wird. Dieser Zustand wurde in
älterer Zeit als Cirsophthalmus (Varicositas bulbi) bezeichnet, sei es
wegen einer gewissen Aehnlichkeit mit varicösen Hautvenen, sei es weil
man nach zufälliger oder absichtlicher Eröffnung solcher Bulbi starke,
schwer stillbare Blutung beobachtet hatte und deshalb meinte, man
habe ausgedehnte Venen vor sich. - • Die Innenfläche der verdünnten
Sklera ist stets mit mehr weniger verdünnter und atrophischer Iris
überzogen und höchstens stellenweise vom Corpus ciliare abgelöst oder
dehiscent. Man hat also stets eine nach allen Dimensionen enorm ver-
grösserte hintere Kammer vor sich. Von vorderer Kammer ist keine
Spur vorhanden, doch nur in jenen Fällen, in welchen das Intercalar-
staphylom nach Vereiterung der Cornea beobachtet wird, gleichviel ob
die Pseudocornea flach oder ektatisch wurde; in Fällen dagegen, wo das
Intercalarstaphylom durch andere entzündliche Vorgänge, namentlich
durch Iridokyklitis eingeleitet wurde, wird vordere Kammer vorgefunden.
Ich habe diesen Zustand als Folge von umfangreicher Bloslegung der Iris
bereits 1851 beschrieben (I. Bd. pag. 241 und IL Bd. pag. 12) und auch ange-
führt, dass derselbe nicht blos zu Hornhautstaphylomen hinzutreten könne, sondern
auch nach chronischer Iritis vorkomme. A. v. Graefe (Arch. f. 0. VI, a. p. 156)
hat ihn bei einem Falle angeborener Linsenluxation beobachtet, durch Schweigger
anatomisch untersuchen lassen und als Intercalarstaphylom bezeichnet. Wenn er
sich an Augen entwickelt, deren Cornea nach umfangreicher Zerstörung durch ein
10 *
148 Hornhaut.
flaches oder kaum merklich ektatisches Narheugewehe vertreten wird, so kann man
leicht zur Annahme eines Hornhautstaphyloms verleitet werden. Die flache oder
wenig über die Norm aufgewölbte (durch Narheugewehe vertretene) Cornea ist
theilweise oder in toto durch das Intercalarstaphylom vorwärts gedrängt.
Das Intercalarstaphylom entwickelt sich stets unter wochen-
lang anhaltender intensiver Röthe der vordersten Skleralzone und meistens
unter heftigen, nach den Aesten des Trigeminus ausstrahlenden Schmerzen;
nach seiner Ausbildung findet man das Sehvermögen durch Druck-
steigerung gänzlich oder nahezu erloschen. Späterhin können solche
Bnlbi zeitlebens in statu quo verbleiben, ohne weitere Zufälle an-
zuregen.
In manchen Fällen werden Bulbi mit Hornhautstaphylom (mit
oder ohne Intercalarstaphylom) dadurch grösser, dass Skleralektasie
im Bereiche des Corpus ciliare oder allgemein auftritt. Die Veranlassung
zu dieser Vergrösserung, welche unter Drucksteigerung erfolgt und fort-
besteht, daher auch von Excavation der Papilla begleitet ist, geht wahr-
scheinlich von Zerrung der Iris und des Ciliarkörpers aus, wie schon
bei Besprechung der ektatischen Hornhautnarben mit vorderer Synechie
und des conischen Totalstaphyloms angedeutet wurde, und das Nach-
geben der Sklera wird wahrscheinlich durch die anhaltende starke
Hyperämie im Bereiche der vorderen Ciliargefässe (Erweiterung der
Durchtrittsstellen) und durch seröse Durchtränkung des episkleralen
Gewebes vermittelt.
Die Veranlassung zur Zerrung am Ciliarkörper und zu vermehrter
Ausscheidung seröser Flüssigkeit in den Glaskörper (mit Zerfall seines
Stroma) kann aber auch von dem Linsensystem ausgehen, wenn dieses
vor oder bei der Staphylombildung mit der Pseudocornea verwuchs und
vorwärts gezerrt wurde, wenn die mit der Pseudocornea verwachsene
vordere Kapsel concentrisch schrumpfte, wenn die Zonula bei vehementer
Veranlassung zur Ektasirung der Pseudocornea sehr gedehnt oder ein-
gerissen wurde; auch eine in der Staphylomhöhle frei bewegliche Linse
kann den Uvealtractus mechanisch (durch Schleuderung) insultiren und
vermehrte Ausscheidimg seröser Flüssigkeit veranlassen.
Als Folgen durchbohrender grösserer Hornhautgeschwüre sind end-
lich jene Zustände zu bezeichnen, welche unter den Namen: Phthisis
corneae, Applanatio corneae und Phthisis bulbi bekannt sind.
Als Phthisis corneae bezeichnet man jenen Zustand der Hornhaut,
wo dieselbe in Folge von Eiterung ganz oder grösstentheils zerstört und
mehr weniger durch Narbengewebe ersetzt ist, dieses jedoch nicht merk-
lich vorwärts gewölbt, sondern eher platt oder selbst vertieft (einge-
Geschwür — Staphylom — Phtliisis. 149
zogen) erscheint. Abplattung der Cornea nennt man gewöhnlich
jenen Zustand, wo die Cornea nur theilweise durch Eiterung zerstört,
übrigens normal, nur platt oder selbst runzlich (gefaltet) erscheint.
Hinter dem durchsichtigen Theile sieht man zwischen Iris und Cornea
noch mehr weniger Kammerwasser, aber der Pupillarrand ist mit der
Hornhautnarbe verwachsen und die Iris hat ihre normale Faserung und
Farbe mehr weniger eingebüsst. Man kann, wenn deutliche Lichtempfin-
dung vorhanden ist. leicht zur Anlegung einer künstlichen Pupille ver-
leitet werden; diese nützt jedoch nichts, weil in solchen Fällen die
vorderen Lagen des Glaskörpers durch Exsudat so verändert sind, dass
schon deshalb kein Bild auf der Netzhaut zu Stande kommen kann.
Es ist wahrscheinlich, dass der durchsichtige, nicht mit der Iris verklebte
Theil der Cornea nicht mehr zur normalen Wölbung zurückkehren kann, weil
durch Kyklitis. welche durch die suppurative Keratitis eingeleitet wurde, einerseits
die Quelle des Humor aqueus grösstenteils zum Versiegen gebracht wurde, anderer-
seits aber die entzündliche Veränderung der Innenfläche des (Ziliarkörpers mangel-
hafte Ernährung des Glaskörpers nach sich zog. Wenn nach einer peripheren
Linearextraction wegen Eiterung an der Wunde eitrige Keratitis und Iridozyklitis
entstand, erstere jedoch nur einen kleinen Theil der Cornea ergriff, letztere blos
auf die Region des Ciliarkörpers (und der von diesem umschlossenen Glaskörper-
partie) beschränkt blieb, so wird die durchsichtig gebliebene Partie der Cornea, oft
nur um Weniges verkleinert, allmälig abgeplattet und gerunzelt, dabei zugleich
der Bulbus auffallend weich. Wenn es in solchen, jedoch nicht weit gediehenen
Fällen gelingt, durch Iridektomie oder Iridotomie dem Fortschreiten der Atrophie
des Bulbus Schranken zu setzen, ja eine ziemlich gute Wölbung der Cornea und
ein entsprechendes Sehvermögen herzustellen, so darf man wohl annehmen, dass
sich die Kyklitis auf die Gegend der Narbe und deren nächste Umgebung be-
schränkte, sich leicht ringsum auf das Corpus ciliare ausgebreitet hatte. — Dass
mitunter auch nach längerem Bestände einer Hornhautfistel zunächst Abflachung
der Cornea und weiterhin atrophischer Schwund des Bulbus eintrete, wurde bereits
oben erwähnt.
Die Phthisis bulbi, sehr leicht nicht nur an dem theilweisen
oder gänzlichen Mangel eigentlicher Cornea, sondern auch an der mehr
weniger beträchtlichen Verkleinerimg des Bulbus und in der Kegel durch
Einkerbung in der Gegend der Muse, recti (viereckige Gestalt) erkenn-
bar, ist in Fällen, wo von Wiederherstellung der Function des Auges
nicht mehr die Rede sein kann, insofern günstiger, wie die Staphylom-
bildung, die Phthisis und die Abplattung der Cornea, als sie die Ein-
legimg eines künstlichen Auges an und für sich nicht hindert und den
Kranken auch sonst nicht weiter belästigt. Manchmal allerdings entsteht
Entropium des unteren Lides imd Thränenträufeln und dann kann das
Tragen eines künstlichen Auges auch wegen dieser Uebel sehr erwünscht
150 Hornhaut.
sein. Zu bemerken ist indes, dass auch ein seit lange her phthisischer
Bulbus den Anstoss zu sympathischer Erkrankung des anderen Auges
geben kann, wenn er einen fremden Körper birgt (der eben die zur
Phthisis führende Entzündung verursacht hatte, dann aber vielleicht
Jahre lang keine Beizzufälle erregte, weil er eingekapselt war), oder
wenn in dem Exsudate, das zunächst zur Schrumpfung des Glaskörpers
geführt hat, oder in dem, welches später an der Innenfläche der Chorioidea
aligelagert worden war, sich endlich Kalkablagerung oder wirkliches
Knochengewebe entwickelt und die Ciliarnerven mechanisch insultirt.
Mehr hierüber bei Kyklitis und Chorioiditis suppurativa. Hier sei nur
noch hervorgehoben, dass ein durch Panophthalmitis phthisisch gewor-
dener Bulbus auch in Fällen, wo der ganze Process durch ein perfori-
rendes Hornhautgeschwür eingeleitet wurde, z. B. durch vehement her-
beigeführte Berstung eines Prolapsus iridis, noch einen guten Theil
durchsichtiger Hornhaut (mit Kammerwasser dahinter) darbieten kann,
wenn nämlich der im Glaskörper angesammelte Eiter sich nicht durch
die Cornea, sondern durch die Sklera einen Ausweg gebahnt hat.
Bei der Behandlung eines Hornhautgeschwüres hat man vor allem
der Causalindication so weit als möglich zu entsprechen. Einwärts
gewendete Cilien, fremde Körper oder Kalkconcremente an der Innen-
fläche des oberen Lides müssen beseitigt werden. Bei Lagophthalmus
ist, sofern nicht gleich radicale Abhilfe (durch provisorische oder definitive
Blepharoraphie, durch Blepharoplastik etc.) geschafft werden kann, für
Schutz des Auges gegen Vertrocknung beständig oder doch während
des Schlafes zu sorgen. Wo Verkleben der Lidspalte und ein entspre-
chender Schützverband nicht anwendbar sind, kann man nach dem Vor-
gange von Sn eilen ') eine stenopäische Schale oder eine Art Uhrglas
anbringen, oder wenigstens während der Nacht ein beöltes Läppchen
vor dem Auge herabhängen lassen. Die Augen von Säuglingen, welche
centrale Verschwärung der Cornea in Folge mangelhafter Ernährung
zeigen, können, wenn überhaupt, nur dadurch gerettet werden, dass es
bei Zeiten gelingt, den Zustand der Verdauung und der Ernährung ge-
hörig in Gang zu bringen.
Die Causalindication erfordert auch, dass mechanisch oder chemisch
auf die epithellose Stelle einwirkende Substanzen möglichst fern gehal-
ten werden. Falls nicht reichlichere Thränenabsonderung besteht, können
l) Die neuroparalytische Augenentzündung 1863. Vierde jaarl. Verslag von
het nederlandsch Gasthuis und 1867 Zevende jaarl. Verslag. Vergl. Zehender
klin. MonatsW. 1864. I. pag. 81.
Geschwür — Behandlung. 151
sich besonders an etwas grösseren und tieferen Geschwüren Staubkörnchen
leicht am Grunde anlegen, wie man bisweilen mit der Loupe sieht. Es kann
daher schon aus diesem Grunde nützlich sein, ein solches Auge verbunden
halten zu lassen. Ein weiterer Grund zum Verbinden kann hei grösseren
Geschwüren auch darin liegen, dass die Geschwürsfläche heim Lidschlage
durch die Kante des oberen Lides mechanisch insultirt wird. Wo reich-
liche Schleimsecretion der Bindehaut hesteht, sei es wegen Fortbestan-
des der Grundkrahkheit (Katarrh, Blennorrhoe), sei es weil sie durch
die Cornealaftection oder durch Thräuenstauung (z. B. bei Blennorrhoe
des Thränensaekes) eingeleitet wurde, ist es nützlich, nicht nur das Auge
neissig und sorgfältig zu reinigen, sondern auch die Seeretion der Lidbinde-
haut durch Touchiren mit Lapislösung, durch Spaltung des unteren
Thränenröhrchens (und Sondireu), durch Verbinden des Auges bei Ektro-
pium palp. inferioris u. s. w. zu beschränken. Dass das Touchiren der
Lidbindehaut bei Hornhautgeschwüren ganz gut vertragen werden kann,
wenn dieselbe nicht nur stark geröthet, sondern auch sammetartig auf-
gelockert ist (also an und für sich das Touchiren nicht contraindicirt),
sofern man nur dafür sorgt, dass kein unzersetzter Lapis mit der Cor-
nea in Berührung kommt, wurde bereits bei den Krankkeiten der Binde-
haut angeführt. Bezüglich der Anwendung antiseptischer Mittel wird das
hieher Gehörende bei der Besprechung des Hornhautabscesses angege-
ben werden.
Die Indicatio rnorbi richtet sich zunächst nach dem Reizzu-
stande des Geschwüres. Wo dasselbe die Zeichen der Progression dar-
bietet, sind alle Reizmittel fernzuhalten. Das Einträufeln von einpercen-
tiger Atropinlösung oder das Einreiben einer Belladonnasalbe an die
Stirn können während dieses Stadiums die einzigen anzuwendenden
Mittel sein. Das Einträufeln von Atropin, selbst das Einlegen trockenen
Atropins ist nöthig. wenn wegen Tiefergreifens des Geschwüres Iritis
(mit oder ohne Hypopyon) zu befürchten steht oder bereits eingetreten
ist. - - Beharrt das Geschwür unter relativ geringen Reizerscheinungen
mehrere Tage im Zustande torpiden eitrigen Belages der Ränder
(mit oder ohne merkliche Vergrösserung), so ist der Versuch zu machen,
ob man nicht dadurch, dass man durch 20—30 Minuten feuchtwarme
Umschläge (von 26 — 28° R.) macht und, falls sie vertragen werden,
täglich etwa 5— 6mal wiederholt, im Stande sei, eine bessere Deniarca-
tion und Abnahme des Eiterherdes zu erlangen. Wenn jedoch der Rand
eines solchen torpiden Geschwüres ringsum oder auch nur an einer
bogenförmigen Stelle gelb und aufgewölbt bleibt, daher Miene macht,
weiter fortzuschreiten, oder wenn der Grund des etwas grösseren Ge-
152 Hornhaut.
schwüres deutlich hervorgedrängt wird (Keratektasia ex ulcere droht),
so ist es gerechtfertigt, das Geschwür nach der Methode von Saemisch
zu spalten. (Vergl. Ahscess.) Eine Ausnahme hievon macht das Ge-
schwür, welches an der Spitze des Gefässbändchens sitzt (pag. 64);
dieses erheischt nur dann einen operativen Eingriff, die quere Durch-
schneidimg des Gefässbündels nächst dem Cornealrande, wenn es sehr
breit (3 Mm. oder darüber) und sehr wulstig erscheint. Ad. Weber1)
rühmt für solche Fälle die Anwendung des Eserins, weil es den Druck
in der vorderen Kammer herabsetze, die Cornea entlaste, die Ernährungs-
verhältnisse in derselben daher günstiger gestalte.
Hat man es mit einem Geschwüre zu thun. an dessen Fläche
bereits keine Spuren von Eiterbildung mehr wahrgenommen wer-
den können, so hat man zu beobachten, ob der oben beschriebene Re-
parationsprocess sich durch Kleiner- und Flacherwerden der Grube und
durch Auftreten des bläulichweissen Farbentones, welchen das Ersatzge-
webe allmälig annimmt, zu erkennen gebe, oder ob es Wochen, Monate
lang als sogenanntes Resorptionsgeschwür unverändert fortbestehe.
Im ersteren Falle hat mau nur darauf zu sehen, dass das Ankrvstalli-
siren des Ersatzgewebes -- um mich eines Vergleiches zu bedienen —
nicht gestört, und dass bei grösserer Geschwürsfläche nicht etwa durch
Steigerung des intraoculären Druckes Hervordrängung derselben bewirkt
werde; in letzterem kann man wohl versuchen, durch gelinde Reizmittel
(Einträufeln von Opiumtinctur. Einstreichen von gelber Präcipitatsalbe)
den Reparationsprocess anzuregen und zu beschleunigen, doch immer
nur unter controllirender Beobachtung der Reaction und eingedenk der
Erfahrung, dass das noch nicht mit Epithel überkleidete Ersatzgewebe
durch manche Arzneimittel die Eigenschaft verliert, sich allmälig auf-
zuhellen, ja dass dasselbe sogar mit manchen Mitteln eine Verbindung
eingeht, welche eine geradezu entstellende Narbe zur Folge hat. Daher
sind alle bleihaltigen Augenwässer verpönt und nach Cünier können
auch Collyrien mit einem Metallsalze und Opiumtinctur einen ähnlichen
Nachtheil bewirken. In jedem Falle wird nicht nur die Behandlung des
etwa noch fortbestehenden Grundleidens (z. B. der thron. Blennorrhoe,
der Scrofulosis), sondern auch die Regulirung des diätetischen Verhaltens
im Allgemeinen nicht ausser Acht zu lassen sein. Man beruhige den
Kranken soweit als möglich, und gestatte ihm gute Kost und Bewegung
im Freien, wenn nicht anderweitige Contraindicationen vorhanden sind.
') Ad. Weber Arch. für Ophth. XXII. 4. pag. ;M.'i.
Geschwür — Behandlung. 153
Ist Durchbruch erfolgt, die Oeffnung durch Anlagerung der
Kapsel oder Iris (beider zugleich) verlegt, reinigt sich das Geschwür
und lässt sich auch vermöge der geringen Grösse der OefFnung auf
baldige Verlöthung der Corneallücke rechnen, so ist es wohl gerecht-
fertigt, d<'ii Kranken einige Tage zu ruhiger Rückenlage und zum Ver-
bundenlassen beider Augen zu verhalten, denn es gilt, eine bleibende
Verlöthung zwischen der Cornea und der Iris (oder der Kapsel) zu
verhüten. Noch wichtiger und zur Erhaltung des Auges geradezu uoth-
wendig ist dieses für den Kranken allerdings lästige, doch immerhin
meistens durch einige (5— 0) Tage mögliche Verhalten beim Vorhan-
densein einer Hornhautfistel. Man kann dadurch bleibende Heilung
der Fistel oder doch zeitweilige Ansammlung von Kammerwasser erzie-
len und im letzteren Falle die Zeit, wo wieder etwas Kammerwasser
vorhanden ist, zur [ridektomie benutzen. Ist diese gelungen, so sieht
man fast ohne Ausnahme testen Verschluss der Fistel eintreten und
die Cornea sich wieder gehörig aufwölben. Fn wie weit sich die An-
wendung des Eserins hei diesem Zustande nützlich erweise, bedarf
weiterer Untersuchung. Das Betupfen einer fistulösen Stelle mit Lapis
infernalis ist nicht nur gewagt, sondern auch nicht von sicherem Er-
folge; bei centraler Fistellage ist es geradezu zu verwerfen.
Hat man es mit einem frischen Prolapsus iridis zu thuu, und
überschreitet der Durchmesser der Bruchpforte wenigstens nach der
einen Richtung nicht die Länge von 4 Mm., so kann man noch immer
auf Zurückdrängung desselben durch das ihn allmälig überkleidende
Narbengewebe rechnen, falls er hügel- nicht blasenförmig ist. Bei
kleinen hügelförmigen Vorfällen genügt es, das Auge unter einem
gut anschliessenden Schutzverbande zu halten und Veranlassungen zu
Druck von aussen oder zu Steigerung des intraoeulären Druckes zu verhü-
ten. Indem durch den Verband die Lider an den Bulbus angeschmiegt
werden, stützen sie die verdünnte Partie der Bulbuswandung so, dass
diese dem momentan verstärkten Andränge des Kammerwassers eher
widerstehen kann. Doch kann ein schlecht angelegter, sowie eiu nach
richtiger Anlegung verschobener Verband leicht mehr schaden, als
nützen.
Der Verband, den ich zum genauen Anlegen der Lider an den Bulbus anzu-
wenden pflege und deshalb Schutz verband nenne, besteht aus ungeordneter
Charpie und einem elliptischen Streifen Flanell, etwa 20 Ctm. lang und 6 Ctm.
breit, diagonal zum Fadenverlaufe geschnitten, an jedem Ende mit einem ■+ Ctm.
breiten, eirea 90 Ctm. langen, etwas elastischen und rauhen Bande versehen. Der
Kranke wird angewiesen, beide Augen leicht (wie zum Schlafen) zu schliessen, das
zu verbindende nicht zuzukneifen, sonst schiebt sich das obere Lid leicht über das
154 Hornhaut.
untere und es entsteht die Gefahr der Einwärtswendung dieses letzteren. Die Char-
pie wird nun schichten- oder hallenweise his zur Auspolsterung der Grube zwischen
Nase und Augenbrauenbogen aufgelegt. Die Binde wird dann schräg über das Ge-
sicht angelegt, so dass das eine Band unter dem Ohrläppchen gegen den Hinter-
hauptshöcker streicht, wo ihm das über den Stirnhügel der anderen Seite geführte
andere Band entgegenkommt. Dieses, vom Hinterhaüptshöcker unter dem Ohrläpp-
chen nach vorn geleitete Band wird unterhalb der Protuberanz des Oberkieferkno-
chens gegen den genannten Stirnhügel geführt, so dass es an jener Protuberanz
eine feste Stütze erhält und unterhalb des Bulbus schräg aufsteigt. Das andere
Band wird vom Hinterhauptshöcker über den Stirnhügel und über den oberen Or-
bitalrand, an dem es eine feste Stütze erhält unter das Ohrläppehen und von da
über den Hinterhauptshöcker zum Scheitel geführt, um dort mit dem ihn von
vorn entgegenkommenden geknüpft zu werden. Entstünde trotz richtiger Anlegung
Entropium des unteren Lides, oder wird ein solches bereits vorgefunden, so kann
man dessen Wiederkehr gewöhnlich leicht dadurch verhüten, dass man ein walzen-
förmiges Bündel geordneter Charpie (circa 0,6 Ctm. dick, 4 Ctm. lang) auf das
untere Lid legt, zwischen dem Orbital- und dem convexen Bande des Tarsus, um
letzteren dann bei der Anlegung des eben beschriebenen Verbandes zurück- und
somit den freien Band des Tarsus nach vorn gedrückt zu erhalten. Vergl. Entropium.
Wenn aber ein Prolapsus blasenförmig ist, wenn die Bruch-
pforte die ungefähr angegebene Grösse überschreitet, oder wenn auch
die Umgebung' derselben bereits mit hervorgedrängt erscheint, so muss
entweder die Punction (respective Excision) oder eine Lridektomie,
sobald diese möglich und bereits zulässig erscheint, vorgenommen
werden. Je grösser die Bruchpforte, mit desto grösserer Umsicht, viel-
leicht nur in der Narkosis, muss die Punction oder die Abkappung
vorgenommen werden, jederzeit bei Rückenlage des Kranken, bei ver-
lässlicher Fixirnng des Kopfes und der Lider. Da es Zweck der Punc-
tion sein mnss, nicht nur das Kammerwasser zu entleeren, sondern
auch dessen Wiederansarumlung für einige Zeit zu verhindern, bis näm-
lich das Narbengewebe hinreichend fest geworden ist, um nach Ver-
löthung der Wunde gehörig zu resistiren, so ist es durchschnittlich am
besten, einen leichten Bogenschnitt (mit einem Graefe'schen Staarmes-
ser) zu machen, weil sich eine solche Wunde nicht so bald schliefst,
Bei ausgedehnteren Vorfällen ist es besser, einen kleinen Lappen zu
bilden, mit der Pincette zu fassen und mittelst einer Scheere abzutra-
gen. Nach dem einen wie nach dem anderen Eingriffe ist es geratheu,
durch einige Tage beide Augen verbunden tragen und Rückenlage
einhalten zu lassen. Der Versuch, einen Prolapsus ohne vorhergehende
Punction mittelst einer flach angelegten Scheere abzukappen, kann
leicht misslingen. Das Betupfen desselben mit Opiumtinctur ist meistens
unnütz, das Aetzen mit Lapis infernalis gefährlich.
Geschwür — Behandlung. 155
Hat sich Dach einem Pndapsns ((ine ektatische Hornhautnarbe
oder ein partielles Staphylom (Mitwickelt, so ist ein Stock der Iris
vom Papillär- bis zum Ciliarrande in der Breite von mindestens 3 Mm.
auszuschneiden (wie bei Glaukom). Auch ältere und dickwandige Par-
tialstaphylome werden nach einer regelrechten [ridektomie in der Rege]
rückgängig, wenn der Operirte mit verbundenen Augen einige Tage
ruhige Lage einhält. Die weisse knorpelähnliche Wandung eines rück-
gängig werdenden Partialstaphyloms wird schon am 2. oder 3. Tage
uach der Iridektomie von zahlreichen Gefässchen durchzogen, förmlich
rosenroth, und im Verlaute der nächsten Tage flacher, dann wieder
blass, endlich flach und fest. Erreicht die Iridektomie nicht diesen Zweck,
so muss man später die Abtragung des Staphyloms vornehmen, oder,
falls der Bulbus durch Drucksteigerung amaurotisch geworden wäre,
die Enucleation des Bulbus.
Hat sich ein Total staphylom entwickelt, so kann man, solange
die Wandung noch dünn ist, die Spaltimg desselben nach Küchler vor-
nehmen und nach Aufschlitzung der vorderen Kapsel die Linse entlee-
ren. Bei dickwandigen Totalstaphylomen ist es sicherer, die Abtragung
nach Beer, Critchet, Knapp oder (am besten) nach Wecker vorzu-
nehmen, jedoch nur wenn das Auge nicht durch Drucksteigerung amau-
rotisch geworden ist. In letzterem Falle (bei Intercalarstaphylom
bei Ektasirung der Sklera, bei kegelförmigen Hornhautstaphylomeu)
läuft man Gefahr, im Momente der Abtragung ober bald nachher eine
heftige Hämorrhagie aus den Binnengefässeu, namentlich aus dem
Chorioidealveuengeflecht und darauffolgende Panophthalmitis zu bekom-
men. Mau geht viel sicherer, wenn mau auf die Enucleatiou des Bul-
bus anträgt und erspart dem Kranken den fürchterlichen Zustand der
Panophthalmitis, welche schliesslich — nicht leicht früher als iu sechs
Wochen — mit Phthisis bulbi endet.
Hat die Zerstörung der Cornea eine solche Ausdehnung erlangt,
dass das Sehvermögen unrettbar verloren ist, so muss das Streben des
Arztes noch immer darauf gerichtet sein, dass einerseits Staphylouibil-
dung, andererseits Panophthalmitis verhütet werde. Solche Kranke müs-
sen das Auge meistens viele Wochen lang gut verbunden halten und
dürfen ebeusolauge ihre Beschäftigung nicht wieder aufnehmen. Erst
wenn die Pseudocornea ganz flach erscheint uud an keiner Stelle
mehr durchscheint (schwarz oder schiefergrau aussieht), darf der Ver-
band definitiv fortgelassen werden. Nach längerem ununterbrochenem
Tragen eines Druck- oder Schnürverbandes bemerkt man gewöhnlich,
dass der Bulbus weicher wird (minder gefüllt erscheint), was bei
156 Hornhaut.
Fällen, wo mau Abplattung der Pseudocornea haben will, nur er-
wünscht sein kann.
2. Der Hornhautabscess.
Wir diagnosticiren Hornhautabscess, wenn wir finden, dass
Eiter in der Hornhaut vorhanden und von unzerstöiten Schichten um-
schlossen sei. Wir unterscheiden ihn vom Geschwür, bei welchem
eine eiternde Fläche offen zu Tage liegt, demnach an dieser Stelle
nicht nur die Epithelschicht, sondern auch die Bowman'sche Membran
fehlt, und vom eitrigen Infiltrate, welches, wenn Schmelzung eintritt,
von der Oberfläche aus in ein Geschwür übergeht.
Die Eiterkugelu können in den Interstitiell des Parenchyms wie
in einem Filze haften oder nach Schmelzung der eitrig durchsetzten
Partie in einer Art Höhle eingeschlossen sein. Wenn sich jedoch von
einem solchen Herde oder von einem Geschwüre aus Eiter zwischen den
Faserschichten der Cornea senkt, wobei diese wahrscheinlich keine Tex-
turveränderung erleiden, so bezeichnet man einen solchen stets unterhalb
des primären gelegenen Eiterherd wegen der meniscoiden Form, in
welcher er sich gewöhnlich präsentirt, als Unguis s. Ouyx. Dieser Zu-
stand muss schon deshalb vom eigentlichen Abscesse unterschieden
werden, weil die Cornea an der Stelle eines solchen Herdes wieder
ganz durchsichtig werden kann, was nach dem Zustande, den man Abscess
nennt, niemals der Fall ist. Der Abscess kann zum Geschwüre werden,
wenn seine vordere Hülle durchbrochen oder zerstört wird. Ein solches
Geschwür zeigt dann einen wenigstens theüweise unterminirten Rand,
welcher bei ursprünglich als Geschwür aufgetretenen Eiterherden relativ
selten vorkommt, (pag. 131.)
Symptome, Verlauf. Ein Hornhautabscess ist am leichtesten als
solcher zu erkennen, wenn uns die Trübung bei Anwesenheit anderer
Entzüudungserscheinungen (namentlich Ciliarinjection) in Form einer
Scheibe entgegen tritt und schon durch mehr weniger deutliche eiter-
gelbe Farbe auf die Natur ihrer Ursache hindeutet. Man kann dann
wohl nur zwischen Geschwür und Abscess schwanken, zu deren Unter-
scheidung noch weitere Merkmale nöthig sind.
Wenn man aber einen Fall vor sich hat. wo die Menge der Eiter-
kugeln überhaupt oder doch zur Zeit eine geringe ist, so findet man
nur eine mehr weniger trübe Scheibe von lichtgrauer Farbe, um
welche herum die Cornea rein oder nur hauchähnlich getrübt erscheint,
während die intensiver getrübte Scheibe zugleich an der Oberfläche
theils durch Erhebung, theils durch Abstossung punktförmiger Epithel-
Keratitis — Abscess. 157
partien deutlich uneben (gleichsam sulzig) aussieht. Unter der Loupe
zeigt eine solche Stelle manchmal eine anregelmässige Streifung, ähnlich
einem mit Oel getränkten zerknitterten Papiere; in anderen (ähnlichen)
Fällen sieht man mit der Loupe saturirtere Punkte oder Tüpfel, viel-
leicht durch Aggregate von Eiterkörperchen bedingt. »Stellt sich dann
heraus, dass dieser Zustand sich in Zeit von wenigen Stunden oder
Tagen entwickelt hat, namentlich nach einem der (später aufgezählten)
Momente, welche erfahrungsgemäss zu Abscessbildung zu führen pflegen,
und zeigt die Scheibe besonders an ihrem Rande (ringsum oder theil-
weise) eine stärkere Sättigung, so steigt die Wahrscheinlichkeit für das
Vorliegen eines Abscesses. Diese wird zur Gewissheit, wenn der Hand
der Scheibe unten an Trübung zunimmt oder Avenn sich Unguis oder
Hypopyon dazu gesellt. Fälle mit spärlicher Eiterbildung pflegen
Wochen, Monate lang die Geduld des Arztes wie des Kranken in An-
spruch zu nehmen, bis alle entzündlichen Zufälle verschwinden. Sie
hinterlassen eine unheilbare, wenn auch weniger intensive Trübung.
In Fällen, welche sich schon in den ersten 2 — 3 Tagen deutlich
durch Eiteransammlung in der Cornea als Abscess manifestiren , kann
sich später das Krankheitsbild sehr verschieden gestalten, theils nach
dem Verhalten der Cornea, theils nach den begleitenden und inducirten
Zufällen. — Bei reichlicher Ansammlung und allseitigem Abgeschlossen-
sein des Eiters kann zunächst die vordere Wand des Herdes auf-
gewölbt sein, und in manchen Fällen hat es den Anschein, als ob
auch die hintere Wand in die Kammer hineinrage. Hat die Menge des
Eiters abgenommen (nach Resorption '), nach Emigration, nach Durch-
bruch einer Wand), so sieht man die vordere Wand ganz oder
theilweise eingesunken. Der Herd, einem Geschwüre mit theilweise
oder ringsum intiltrirten Rändern täuschend ähnlich, erscheint dann
grossentheils lichtgrau oder marmorirt (mit saturirten Punkten, Flecken
oder Streifen). Die vertiefte Stelle sieht gewöhnlich trotz des Fehlens
von Epithelien glatt aus, und manchmal etwas runzlich; sie steigt nie
steil, sondern allmälig zu dem Rande, auch zu den noch deutlich intil-
trirten (lichtgelben und geschwellten) Partien desselben empor. In
manchen Fällen kann man die eingesunkene vordere Wand durch An-
drücken und Streifen mittelst des Augenlides etwas verschieben, in
anderen scheint durch eine Lücke in derselben Thränenflüssigkeit in die
Abscesshöhle eingedrungen zu sein, indem man eine förmliche, klare
') Der Eiter kann nach eingetretenem Zerfall durch Verfettung sehr bald
elinünirt werden.
158 Hornhaut.
Flüssigkeit enthaltende, jedoch schlaffe Blase vor sieb hat. (Nicht zu
verwechseln mit Keratitis bullosa, pag. 125.)
Die grösste Aufmerksamkeit erbeischt das Verbalten der K ander
des Herdes. Von da aus. von dem centrifugalen Fortrücken derselben,
droht der Cornea die meiste Gefahr. Manchmal erfolgt die Vergrösserung
des Herdes nach allen Seiten, öfters jedoch nur nach einer Richtung,
und zwar niebt blos nach unten, sondern eben so gut nach oben oder
nach einer Seite bin. Diese Gefahr der Vergrösserung besteht so
lange, als noch irgend eine Partie des Randes deutlich infiltrirt er-
scheint. Gewöhnlich schliesst sich an die periphere Grenze einer soleben
infiltrirten Partie ein hauch ähnlich getrübter Saum an. welcher unter
der Loupe eine radiäre Streifung (Strichelung) zeigt. Durch solch
partielles Fortsc-breiten nach einer oder der anderen Richtung verliert
dann der Herd die ihm ursprünglich eigenthümlicbe kreis-
runde Form. Je grösser der ominöse Bogen eines infiltrirten Raud-
tbeiles. desto mehr ist die Cornea mit eitriger Consumtion nach dieser
Seite bedroht. Mit dem Schwinden des genannten Saumes, mit dem
Flacher- und Reinerwerden der infiltrirten Stellen des Randes verliert
sich die Gefahr, welche dem Auge selten.- der Cornea bevorsteht. Durch
das Zerfallen der vorderen und selbst der hinteren Wand, auf welches
man gefasst sein muss, wenn es auch nicht immer eintritt, wird der
xlbscess in ein Hornhautgescbwür verwandelt, welches sich
fortan möglicher Weise wie jedes andere tiefe oder perforirende Ge-
schwür verhält, oft aber auch noch durch Fortschieben der Ränder ver-
grössert und zu gänzlicher Destruction der Cornea führt. (Wegen dieses
Fortschreitens nach der Fläche wurde dieser Process von Saemisch
Ulcus serpens genannt.)
Häufiger als bei tiefgreifenden Hornhautgeschwüren (pag. 131) tritt
bei Abscessen Eiteransammlung in der vorderen Kammer. Hypopyon,
auf. Geringe Mengen von Eiter in der Kammer können leicht übersehen
werden, besonders bei kleinen Geschwüren. Sie werden dem Blicke leicht
durch den Corneoskleralfortsatz entzogen, wenn man nicht von oben her
in die Kammer hineinsiebt. Ist so viel Eiter vorbanden, dass er den
Raum zwischen Iris und Cornea bis zur Höhe des Corneoskleralfalzes
ausfüllt oder etwas überragt, so erscheint er oft in der Form eines
Meniscus, indem er zu beiden Seiten etwas höher emporsteigt, oft aber
oben geradlinig begrenzt, selten uneben, an einer und der anderen Stelle
bucklig oder höckerig. Mitunter sieht es so aus. als ob vorn Eiterherde
in der Cornea (Geschwür oder Abscess) Eiter an der Descemet'schen
Membran im Herabsteigen begriffen wäre; es zieht von der hinteren
Keratitis — Abscess. 150
Wand des Eiterherdes ein grauer Streifen gegen das unten angesam-
melte Eiterdepöt hinab. Falls in dem Eiterherde nicht bald eine Wen-
dung zum Besseren eintritt, so nimmt die Menge dvs Eiters in der
Kammer zu; sie kann die Kammer zur Hälfte, selbst zu zwei Dritteln
erfüllen. (Totale Füllung mit Eiter habe ich überhaupt nur einmal ge-
sehen, aber nicht in Folge suppurativer Keratitis.) Es kommen aber auch
Abscesse vor, welche nicht zu Hypopyon führen, indem sie sich mehr
nach der Flüche ausbreiten, als in die Tiefe greifen.
Ein Hornhautabscess kann unter sehr geringen Zufällen ent-
stehen und selbst bis zu gänzlicher Zerstörung der Cornea fortschreiten.
In manchen Fällen entwickelt sich ein Abscess wohl unter intensiver
Ciliarinjection rings um die Cornea, unter Lichtscheu, Thränenfluss,
heftigen Schmerzen und ödematöser Schwellung der Conjunctiva bulbi,
selbst der Lidränder, aber allmälig treten diese Zufälle zurück und man
kann die Cornea bei relativ geringer (mehr dunkler) Röthe ihrer Um-
gebung und bei förmlicher Schmerz losig keit des Kranken in
vollem Gange zur totalen Verschwäruug finden; aber in vielen Fällen
gehört der Hornhautabscess zu den qualvollsten Augenleiden und
die Kranken wünschen nach schlaflosen Nächten vor allem nur, dass
man sie von den Schmerzen befreie, welche bis in das Hinterhaupt und
in die Zähne des Oberkiefers ausstrahlen. Gleich heftige Klagen hört
mau sonst wohl nur bei acuten Glaukomanfällen, bei Kyklitis, bei
Panophthalmitis.
Diese Schmerzen sind offenbar bedingt durch das Mitergriffe n-
werden des Uvealtractus, durch inducirte Entzündung der
Iris und des Corpus ciliare, und sie coincidiren in der Regel mit
dem Auftreten des Hypopyon. Allerdings kann bei einem Hornhaut-
abscesse wie bei einem Hornhautgeschwüre Hypopyon auftreten, ohne
dass erhebliche Schmerzen bemerkt wurden, aber sicherlich gehören
Hornhautabscesse mit heftigen Schmerzen ohne Hypopyon zu den Selten-
heiten. Die von suppurativer Keratitis aus inducirte Iridokyklitis ist
es. welche das Auge mit Erblindung bedroht, selbst wenn das Geschwür
oder der Abscess eine mehr weniger grosse Partie der Cornea unver-
sehrt lässt. Auf die Iris, respective auf die Exsudation in der Pupille
und in der Kammer ist daher in zweiter Linie die Aufmerksamkeit des
Arztes zu richten.
Vorkommen, Ursachen. Der Abscess gehört nicht unter die häufig
vorkommenden Augenkrankheiten; er liefert selbst zu den Hornhautent-
zündungen nur einen geringen Percentsatz. Mit Ausnahme des nach
Blattern auftretenden, welcher selbst bei Säuglingen beobachtet wurde,
1 (3 0 Hornhaut.
tritt er fast nur bei älteren mehr weniger senilen Individuen auf, bei
Individuen, welche grösstenteils dem Arbeiterstande angehören; eine
grosse Zahl der letzteren ist sichtlich in der Ernährung herabgekommen.
Auffallend ist das relativ häufige Vorkommen des Hornhautabseesses
bei älteren Leuten mit Blennorrhoe des Thränensackcs, worauf
insbesondere Homer aufmerksam gemacht hat. Diese Affection kann
leicht übersehen werden, wenn man es sich nicht zur Regel macht,
bei jedem Hornhautabseesse, auch wenn andere Veranlassungen dazu
bestimmt beschuldigt werden, den Zustand des Thränensehlauches sorg-
fältig zu untersuchen. Häufig findet man auch als Folge des Thränen-
sackleidens chronisch katarrhalische Entzündung der Lidbindehaut allein
(gewöhnlich mit reichlicher Schlciinsecretion) oder überdies noch Ble-
pharitis marginalis, kleine Abseesschen in der Cutis längs der äusseren
Kante des intermarginalen Lidsaumes.
Die meisten Hornhautabseesse beobachtet man nach Verletzungen
der Hornhaut mit Prellung (Quetschung) und zwar ohne oder mit
geringer Verwundung. Das Anprallen eines Stückchens Eis, Stein. Holz
u. dergl., das Anstossen an einen Halm, eine Granne (zur Zeit der
Ernte), ein Schlag mit einer knotigen Peitschenschnur, mit einem
Rüthchen u. dgl. wird in einer grossen Zahl der Fälle als Ursache
beschuldigt und seit langer Zeit auch von verlässlichen Beobachtern
anerkannt.
Auch die Angabe älterer Beobachter, dass mitunter Verkältung
als Ursache des Hornhautabseesses vorkomme, fand ich wiederholt be-
stätigt. Einen eclatanten Fall dieser Art habe ich im Archive für
Ophth. B. XVI, pag. 13 ausführlich beschrieben. Wahrscheinlich gehört
so mancher Fall, wo uns die Angaben des Kranken nicht genug ver-
lässlich erscheinen, derselben Kategorie an. Die Umstände, unter denen
Erkältung erfolgt, sind eben nur selten so genau beobachtet, dass der
Arzt, der gewohnt ist, die Angaben der Kranken mit Vorsicht aufzu-
nehmen, kein Urtheil über die Ursache zu schöpfen wagt und solche
Fälle lieber zu den „causal unbestimmbaren" zählt.
Nach Blattern werden Abscesse bald uni- bald bilateral beob-
achtet zur Zeit der Abtrocknung des Exanthems oder auch nach völliger
Vernarbung, doch bevor die Cutis wieder blass geworden ist. Bemer-
kenswerth ist, dass um dieselbe Zeit bei manchen Reconvalescenten
Iritis (Irodokyklitis) auftritt und zwar ohne anderweitige Erkrankung
am Auge.
In analoger Weise können Abscesse in der Hornhaut so gut wie
in anderen Organen wohl auch bei pyämischen Processen, z. B.
Keratitis — Abscess. 1 t>l
nach Typhus auftreten. Hin Fall letzterer Art ist von Saemisch (Hand-
buch IV. p. 280) beschrieben worden.
Von hoher Bedeutung ist die Frage, ob die genannten Schädlichkeiten, na-
mentlich die Verletzungen an und für sich die obgenannten schlimmen Folgen
verursachen, oder erst dadurch, dass sie septischen Substanzen Eintritt in
das Cornealgewebe verschärfen. Diese Frage gewann Berechtigung besonders durch
das auffallend häutige Vorkommen von Hornhautabscessen an Augen . welche an
Thränensackblennorrhoe leiden, und durch die Beobachtung, dass nach Vornahme
von Operationen, namentlich der Cataractextraction an Augen mit Thränensack-
blennorrhoe relativ häufig Vereiterung der Cornea eintritt. Man war überdies nicht
im Staude, eine Keratitis suppurativa mit analogen Erscheinungen durch einfache
Anätzung oder Verwundung hervorzurufen, wenn man nicht die Einimpfung septi-
scher Stoffe damit verband oder doch vorher eine mit schleimigeitriger Secretion
einhergehende Bindehautentzündung hervorgerufen hatte. (Stromeyer, Archiv für
Ophth. XIX. b. 1—38, und Thilo. Dissertation, Strassburg 1877.) Man kann dem-
nach leicht annehmen, dass in allen Fallen, wo dieser Keratitis Verletzung voraus-
ging, zugleich eine zur Zeit der Beobachtung vielleicht nicht mehr bemerkbare
Verwundung stattgefunden habe, und dass in den bei Dacryocystoblennorrhoe vor-
kommenden Fällen eine vom Kranken nicht beachtete Verletzung oder eine durch
intercurrirenden Bindehautkatarrh eingeleitete Geschwürsbildung aufgetreten, mit-
hin eine epithellose Stelle zum Eindringen septischer Stoffe geschaffen worden
sei. Allein, wenn man auch den Abscess nach Variola als metastatischen Pro-
cess von der Betrachtung ausschliesst , und wenn man überdies von den selten
sicher zu constatirenden Fällen ex refrigerio absieht, so bleibt bei dieser Annahme
doch unerklärt, warum bei den einfach traumatischen Fällen ausschliesslich oder
doch vorzugsweise Verletzungen mit Prellung — eine gleichzeitige Verwundung
vorläufig zugegeben — der Einwanderung deletärer Stoffe Zugang verschaffen, da
wir doch sehr oft wunde und geschwürige Stellen der Hornhaut dem Einflüsse
verschiedener Bindehautsecrete und mannigfaltigen atmosphärischen Schädlichkeiten
preisgegeben sehen, ohne dass die obgenannten, der Einwanderung deletärer Stoffe
zugeschriebenen Erscheinungen eintreten. Es ist dieser Annahme gegenüber auf-
fallend, dass in zahlreichen Fällen, wo wir bei Arbeitern kleine Metallsplitter in
der Cornea vorfinden, oft zu einer Zeit, wo dieselben durch Entzündung und Eite-
rung beinahe flott geworden sind, nicht die Charaktere der auf septischen Ursprung
bezogenen Karatitis auftreten , auch nicht nach den behufs ihrer Entfernung vor-
genommenen Manipulationen. Nur bei Drechslern ixnd bei Steinmetzen findet man
manchmal nach dem Anprallen kleiner Perlmutter- oder Steinsplitterchen eine ge-
schwürige Wunde mit der obgenannten ominösen Randinfiltration; hier liegt aber
der Verdacht auf gleichzeitige Quetschung sehr nahe. Wenn ein kleiner fremder
Körper zwar nicht tief eingedrungen ist, aber durch längere Anwesenheit bereits
einen trüben Hof hervorgerufen hat, so findet man die Pupille merklich enger,
und die Iris verfärbt, wohl auch schon Synechienbildung oder Hypopyon; zeigt
sich deutlich Hyperämie oder gar Entzündung der Iris schon in den ersten 48 Stun-
den nach der Verletzung, so kann man sicher sein, dass der fremde Körper tiefer,
bis nahe an die Descemeti vorgedrungen sei (vorausgesetzt, dass keine Misshand-
lung des verletzten Auges stattgefunden habe). Man ist sehr oft genöthigt, behufs
v. Arlt, Krankt, des Auges. 11
1 ß 2 Hornhaut.
des Herausgrabens eines Fremdkörpers mit einer Nadel einen erheblichen Substanz-
verlust zu setzen, eine ziemlich tiefe Grube zu bilden, und doch dürfte nach die-
sem Manöver kaum je ein sogenanntes Ulcus serpens beobachtet worden sein, ob-
wohl viele Kranke sofort ihre gewohnte Beschäftigung und Lebensweise wieder
aufnehmen. Man wird allerdings sagen müssen: in solchen Fällen fehlt eben der
zweite Factor, der septische Stoff. Aber wie kommt es, dass wir gerade nach Prel-
lung das Auftreten dieser Keratitis so oft beobachten, da doch Verletzungen mit
Prellung ungleich seltener vorkommen, als Verwundungen? Ich habe gegen Ende
1879 bei einem dreijährigen Kinde mit Cataracta die Disscission durch die Cornea
vorgenommen, ausnahmsweise auf beiden Augen in einer Sitzung-, es war mir
leider begegnet, dass ich auf dem zweiten Auge die Nadel zu schräg eingeführt,
daher die Cornea bei den nachfolgenden Wendungen der Nadel gequetscht hatte-,
ich wusste wohl gleich, dass ich gefehlt, war aber doch nicht im Stande, das Auf-
treten suppurativer Keratitis auf diesem Auge zu verhindern. Wenn Saemisch
(Handbuch IV, pag. 250) es auffallend findet, dass die von ihm eingeführte Spal-
tung der Cornea mitten durch den Eiterherd „nicht nur nicht die Veranlassung
zu neuer Infection der Hornhautwunde gibt, sondern den Process vielmehr sistirtwt,
so werden mit ihm wohl viele Collegen in derselben Lage sein, nachdem sie diese
günstige Wirkung, wenn auch nicht in allen, so doch in der Mehrzahl der Fälle
beobachtet haben. Und auch von der Iridektomie, bei dem sogenannten Ulcus ser-
pens, werden günstige Resultate gerühmt, obwohl man kaum annehmen kann, dass
in allen Fällen (mit dem gewünschten Erfolge) ein gegen das Eindringen septi-
scher Substanzen schützender Wundschluss unmittelbar nach der Operation erzielt
worden war. — Diese Bemerkungen haben durchaus nicht den Zweck, den Werth
der antiseptischen Behandlung herabzudrücken oder gar zu negiren, sie sollen nur
darauf aufmerksam machen, dass der deletäre Verlauf solcher Hornhautentzündungen
nicht einzig und allein von der supponirten Infection abgeleitet werden kann.
Die Ursache des Fortschreitens, der Ausbreitung des Eiterherdes nach
der Fläche, liegt allem Anscheine nach darin, dass Eiter unter undurchbrochener
(unzerstörter) Membrana elastica anterior liegt und durch deren Druck, wie Stell-
wag (Lehrbuch 1870, pag. 84) treffend hervorhebt, über den ursprünglichen Ent-
zündungsherd hinausgeschoben wird. Dieser Druck besteht nicht nur bei allseitigem
Abschlüsse und reichlicher Füllung des Herdes, er besteht auch nach Durchbruch
oder theilweisem Einsinken der vorderen Wand, allerdings dann meistens nur an
einer oder an mehreren isolirten Partien des Randes, welche dann lichtgrau oder
eitergelb und aufgewölbt erscheinen. Er besteht auch bei offenen (anderweitig ent-
standenen) Geschwüren mit ganz oder theilweise unterminirtem Rande, und er
besteht gleichfalls bei dem Processe, welcher als Conjunctivitis scrofulosa in Form
des Gefässbändchens beschrieben wurde. Diese letztere Form unterscheidet sich von
den beiden ersteren dadurch, dass der Eiter nie tiefer in die Substanz der Cornea
eindringt, daher auch weder Iritis noch Hypopyon inducirt, und durch die dem
vorrückenden Eiterherde vom Limbus aus nachrückenden Gefässe. Auch das Ulcus
rodens dringt nie in die Tiefe.
Die Frage, woher bei Hornhautabscessen der Eiter in der vorderen
Kammer stamme, hat die Aerzte in älterer wie in neuerer Zeit vielfach beschäftigt.
Man vergleiche die betreffenden Artikel in Hi ml y's 1843 erschienenem Handbuche
Keratitis — Abscess. 1 63
B. II. pag. lS.'i und in Graefe ei Saemisch Handbuche 1876 B. IV. pag. 184.
Man wusste schon in älterer Zeit, dass Eiter in der Kammer auch ohne irgend
welches Cornealleiden auftreten könne; man nahm aber gleichsam als selbstver-
ständlich an. dass. wenn bei Eiterherden in der Cornea Kiter in der Kammer aut-
tritt, dieser aus der Cornea dorthin gelangt sein, dass das Geschwür oder der
Abscess sich nach hinten geöffnet haben müsse. Nachdem ich vielfach beobachtet
hatte, dass Itei tiefer eingreifenden Hornhautgeschwüren ohne weitere Veranlassung
Iritis mit oder ohne Hypopyon auftrete, und da ich schliessen musstc, dass bei
mulden- oder trichterförmigen Hornhautgeschwüren mit Hypopyon ein Durchbruch
nach hinten nicht ohne Abfluss des Kämmerwassers erfolgen könne, falls nicht etwa
ein die Cornea schräg durchsetzender Hohlgang vorhanden wäre, den man doch
sehen müsste, so stellte ich im Jahre 1851 (B. 1, pag. 1%) die Ansicht auf, dass
der Eiter nicht direct aus dem Eiterherde in der Cornea stamme, sondern auch
liier, wie bei Fällen intacter Cornea „mediante iritide" geliefert werde, d. h. durch
die tiefer eingreifende Eiterung in der Cornea werde Iritis eingeleitet und von der
Iris aus werde Eiter in die Kammer geliefert. Dieser Ansicht ist mehrfach entgegen-
getreten worden, indem man sich auf Fälle von suppurativer Keratitis mit Hypopyon
berief, wo Iritis nicht nachzuweisen war. Fordert man zum Nachweise von Iritis
hintere Synechien, so muss allerdings zugegeben werden, dass diese nicht in allen
Fällen von Hypopyon constatirt werden können. Noch wichtiger ist. dass man bei
Kindern Hypopyen, welche bei Hornhautgeschwüren (nach Conjunctivitis serofulosa)
auftreten, auch nach dem Verschwinden des Eiters aus der Kammer keine der
Folgen vorfindet, welche sonst nach Iritis zurückzubleiben pflegen.
Nach Stromeyer's ') Untersuchungen an Kaninchen kann die Einwanderung
des Eiters, respective der weissen Blutkörperchen vom Corpus ciliare aus durch
die Lücken des Ligamentum pectinatum in die Kammer erfolgen. Es können näm-
lich die in der Cornea angehäuften Eiterzellen auch durch die in der Cornea be-
stehenden Kanäle oder Lymphbahnen, namentlich aber längs der Cornealnerven
zum Uvealtractus und durch das Ligamentum pectinatum in die Kammer gelangen
und, falls sie hier nicht bald zerfallen und resorbirt werden, Iritis oder Iridozyklitis
einleiten. Ich habe wiederholt bei der Spaltung von Abscessen nach Saemisch
deutlich Eiter aus der hinteren Kammer (durch die Pupille) hervortreten gesehen,
und mein Assistent Dr. Fuchs hat in der aus Hypopyonaugen entleerten Masse
nicht nur Mikrokokken und Fettkörnchen, sondern auch Pigmentzellen vorge-
funden, welche offenbar nur aus dem Uvealtractus stammen konnten. Gleichwie wir
bei Chorioiditis pyaemica, also bei Eiterherden im hinteren Abschnitte des Uveal-
tractus manchmal noch vor dem Auftreten entzündlicher Erscheinungen im vorderen
Abschnitte Eiter in der vorderen Kammer auftreten sehen, dürfen wir auch die
Möglichkeit nicht negiren, dass, wenn Eiter von der Cornea aus zum Uvealtractus
gelangt ist, Eiter in der vorderen Kammer auch vor manifesten Erscheinungen von
Iritis auftreten könne. — Wenn man den Inhalt der Kammer, welcher selbst nach
ausgiebiger Spaltung der Cornea gar oft nicht austritt, sondern mit einer Pincette
(in der Schnittwunde gefasst) hervorgeholt werden muss, sofort untersucht, so findet
man die Eiterkugeln sammt den obgenannten Beimengungen gar oft durch eine
') Archiv für Ophth. XIX. b, p. 1—38.
11
164 Hornhaut.
hyaline, ungewöhnlich zähe fibrinöse Masse zusammengehalten, welche wohl nur
von Entzündung der Iris oder des Ciliarkörpers, nicht aber von der Cornea abge-
leitet werden kann. Hiemit nicht zu verwechseln ist das viel seltenere Vorkommen
einer cohärenten Masse, Avelche man wie einen Pfropf nekrotischer Masse aus der
Hornhaut herausziehen kann, worauf die vordere Wand der Abscesshöhle deutlich
einsinkt. A. Weber1), welcher auf dieses Vorkommen zuerst aufmerksem gemacht
hat, sagt ausdrücklich, dass sich eine förmliche Abscesshöhle ausbilden könne und
dass man in Fällen, wo nach Eröffnung derselben noch' weisse Stippchen an
der Stelle des Herdes zurückbleiben, mittelst einer Hakenpincette eine von der
inneren Oberfläche der Höhle sich lösende Membran ganz oder stückweise heraus-
ziehen könne.
Nach Homer*) findet ein directes Durchwandern von Eiterzellen aus dem
Geschwürsboden in die vordere Kammer (durch die Descemeti hindurch) statt. Für
diese Annahme sprechen Erscheinungen am Krankenbette, welche kaum anders ge-
deutet werden können. Man sieht nämlich sehr oft, allerdings nur bei Abscessen,
ein manchmal molkenähnliches Gerinnsel hinter dem Abscesse an der Descemeti
haften, von welchem aus sich ein trüber Streifen wie ein Beschlag der Descemeti
gegen das Depot am Boden der Kammer gleichsam als Eiterbahn hinabzieht. Die
zweite Erscheinung tritt erst später auf. Man findet nämlich in manchen Fällen,
wo weder Durchbruch der Cornea wahrgenommen werden konnte, noch ein opera-
tiver Eingriff vorgenommen worden war, dass eine mehr weniger ausgebreitete
Partie des Pupillarrandes mit der Descemeti an der Stelle, wo der Abscess gesessen,
verwachsen ist. Eine solche Verwachsung ohne Abfluss des Kammerwassers kann
wohl nur dann stattfinden, wenn entweder die hintere Wand des Abscesses vermöge
starker Füllung desselben gegen die Iris gedrängt wird — und in manchen Fällen
hat es ganz das Aussehen darnach — oder wenn eine mächtige Faserstofflage, die
an der Cornea haftet, bis zur Iris reicht und mit dem Pupillarrande in Verbindung
tritt. Bei Annahme der Horner'schen Auffassung würde auch die Eiteransamm-
lung, welche bisher als Lunula s. Onyx beschrieben und dem Sitze nach in die
Cornea selbst verlegt wurde, als Eitersenkung an der hinteren Fläche der Horn-
haut aufzufassen sein und sich vom Hypopyon nur dadurch unterscheiden, dass hier
eine geringe Menge an der untersten Stelle der Descemeti haftet, beim Hypopyon
dagegen Eiter den Raum zwischen Cornea und Iris zunächst ganz unten, dann aber
weiter nach oben ausfüllt.
Roser3) hat die von mir nach der älteren Terminologie als Abscess bezeich-
nete Form der Keratitis suppurativa als Hypopyon -Keratitis beschrieben. Er
bezeichnet sie zwar als Geschwür, bemerkt aber auch: „seltener entsteht ein soge-
nannter Hornhautabscess." Er charakterisirt diese Geschwüre als „breit und flach .
mit eigenthünilicher ring- oder sichelförmiger Trübung des Randes und mit wenig
oder gar nicht getrübtem Grunde, welche sich mehr in der Fläche als in der Tiefe
') Archiv für Ophth. VIII. a, pag. 334.
*) Inauguraldissertation über Hypopyon - Keratitis von Marie Bokowa,
Zürich 1871.
3) Archiv f. Ophth. II. b. pag. 151.
Keratitis - Abscess. 165
ausbreiten, meist langsam perforiren, aber beim Vernarben häufig breite Leukome
und oft genug auch Staphylome erzeugen." In dieser Beschreibung liegt meines
Erachtens das Zugeständniss, dass bei den in Rede stellenden Falten kein offenes
Geschwür, kein biosliegender, sondern ein wenigstens am Rande gedeckter Eiterherd,
also ein Abseess vorliege. Der Herd (das vermeintliche Geschwür) erscheint flach
nicht etwa weil man ein s eich t es Geschwür (einen nicht tiefgreifenden Eiterherd)
vor sieh hat, sondern wenn der Abseess zu einer Zeit zur Beobachtung gelangt,
wo die vordere Wand etwas eingesunken ist, Die Bezeichnung flach ist zutreffend,
die Beziehung auf einen offenen Eiterherd (ein Geschwür) halte ich für unrichtig.
Bei frei zu Tage liegendem Geschwürsgrunde sehen wir auch oft Eiter in der
Kannner, aber weder die oben besprochenen Veränderungen an der Descemeti hinter
dem Geschwüre, noch die anderen Merkmale der sogenannten Hypopyonkeratitis.
Saomisch1) hat für jene Formen suppurativer Keratitis, welche sich vor
allem dadurch auszeichnen, „dass sie neben der Neigung, in das Parenchym vorzu-
dringen, auch in der Fläche, und zwar vorwiegend nach einer bestimmten
Richtung hin sich weiter auszubreiten pflegen", den Namen Ulcus corneae
serpens eingeführt. Er hat offenbar dieselbe Erkrankung vor sich gehabt, welche
Böser auch als Hypopyongesclrwür, Ad. Weber als Hornhautabscess beschrieben
hatte. Wenn er aber in seiner jüngsten Publication über diesen Gegenstand
(Handbuch B. IV, pag. 246) ausdrücklich hervorhebt, „dass sein Ulcus serpens mit
dem Hornhautabscesse", welchen nach Ad. Weber auch ich im 16. Bande des
Archives für Ophth. beschrieben hatte, „nichts gemein habe", so ist darauf nur zu
bemerken, dass er sich ohne zwingende Gründe eben eine neue Terminologie ge-
schaffen habe. Nachdem 1. c. pag. 183 der Hornhautabscess als eine entzündliche
Veränderung bezeichnet wurde, welche nicht nur auf einer Einwanderung zelliger
Elemente beruht, sondern stets auch mit Zerstörung des Hornhautgefüges (Fibrillen
und fixe Zellen) einhergeht, welche als eine herdweise zu betrachten ist, indem
wenigstens in ihrem Beginne die erkrankte Partie nach allen Seiten hin
von unveränderten Gewebsabschnitten umgeben ist, und welche schliess-
lich nicht vollkommen reparable Veränderungen setzt", werden von pag. 274 bis 287
Keratitis nach Conjunctivitis blennorrhoica, nach Conjunctivitis pustulosa, nach
allgemeinen Erkrankungen (Typhus, Blattern), die sogenannte neuroparalytische
und die auf infantile Enkephalitis bezogene Keratitis als specielle Formen des
Hornhautabscesses aufgeführt. Trotz dieser Darstellung empfiehlt Sae misch
bei dem Zustande, den er als Geschwür betrachtet, ein Verfahren,
welch es sonst in der Chirurgie nur bei Ab sc essen oder Hohlgeschwüren
angewendet wird, nämlich die S p a 1 1 u n g.
Die Prognosis ist ungünstig; im besten Falle bleibt eine
centrale, mehr weniger ex- und intensive, stets unaufhellbare Trübung
der Cornea zurück. Die Trübung reicht so weit, als der Herd sich er-
streckt hatte, und hebt sich von den frei gebliebenen Partien meist
scharfraudig ab. Sie ist eben nach Zerstörimg der Gewebselemente (Zellen
und Fibrillen) durch eine mehr weniger mächtige Bindegewebeschicht
') Ulcus corneae serpens, eine klinische Studie, Bonn 1870.
166 Hornhaut.
bedingt, welche die tiefereu Faserlageu mit den oberflächlichen (vorderen)
verkittet. Wo es nicht zum Durchbruche bis zum Abflüsse des Kammer-
wassers gekommen ist, kann die getrübte Stelle bezüglich der Wölbung
nahezu normal erscheinen, dahinter die Kammer unverändert oder durch
Anlöthung einer Partie der Iris verengert und die Pupille mehr weniger
frei oder durch eine Membran verlegt sein. Nach Abfluss des Kammer-
wassers entwickelt sich ein mehr weniger umfangreiches Leukom mit
partieller oder totaler Einheilung des Pupillarrandes, oder ein Staphylom,
oder Phthisis corneae (mit Applattuug), oder nach vorausgegangener
Panophthalmitis selbst Phthisis bulbi.
Die Gefahr für die Cornea liegt in der Ausbreitung des Herdes
nach der Fläche. Partielles Zerfallen (Durchbruch) der vorderen Wand
scheint auf den weiteren Verlauf keinen Einfluss zu nehmen. Durchbruch
der hinteren Wand mit Ausfluss des Kammerwassers lindert in vielen
Fällen die Heftigkeit der Schmerzen; seltener sieht man nach demselben
Sistirung der Ausbreitung des Herdes.
So lange noch irgendwo saturirte weisse (lichtgelbe) Tüpfel oder
Punkte im Bereiche des sonst vielleicht nur noch wenig trüben Herdes
(besonders irgendwo am Rande) vorhanden sind, ist man vor neuerlichem
Fortschreiten selbst nach einigem (scheinbaren) Stillstande nicht sicher.
Der Verlauf mit wechselndem Stillstaude und Fortschritte kann sich
auf mehrere Wochen ausdehnen.
Bei Fällen mit chronischem Bindehautkatarrh, besonders wenn er
von Thränenstauuug abhängt und reichliches Secret liefert, bei Indivi-
duen weiter vorgerückten Alters, bei Individuen, welche schon vor dieser
Erkrankung sehr herabgekommen waren (durch dürftige Verhältnisse,
Nahrungssorgen, fieberhafte Krankheiten o. dg].) oder bei Individuen,
deren Gemüthsstimmung durch heftige Schmerzen, Furcht vor Erblin-
dung u. s. w. sehr deprimirt ist, besteht grössere Gefahr ausgebreiteter
Schmelzung, als unter Abwesenheit solcher Umstände.
Fälle, welche anfangs noch zweifeln lassen, ob die Affection als
interstitielle Keratitis oder als Abscess aufzufassen sei (pag. 157), so
wie Fälle mit geringerem Hypopyon (nicht bis zum Pupillarrande hinauf-
reichend) pflegen keine weitere Ausbreitimg des Herdes anzunehmen,
wenn sie auch, wie gewöhnlich, sehr schleppend verlaufen.
Die inducirte Iritis oder Iridokyklitis führt, abgesehen vom Hypo-
pyon, sehr oft zu partieller oder totaler Verlegung der Pupille durch
eine Membran, seltener zu einer schmalen Synechie. Partielle Ver-
wachsung der Iris mit der hinteren Wand des Herdes kann, wie oben
bemerkt wurde, auch ohne eigentlichen Dnrchbruch des Abscesses nach
Keratitis — Abscess. IGT
hinten und ohne dass die Spaltung des Abscesses vorgenommen wurde,
eintreten.
Behandlung. Von einer CausalindicatioD kann nur in jenen
Fällen die Rede sein, in welchen die Wahrscheinlichkeit, wenigstens
die Möglichkeit vorliegt, dass Eiterkugeln, Pilzhildungen, septische
Stoffe aus dem Bindehautsacke in die Cornea einwandern. Ist Blen-
norrhoe des Thränensackes vorhanden, so spalte man das untere
Thränenröhrchen und sondire nach Bowman. Chronischer Binde-
hautkatarrh ist nach den oben erörterten Grundsätzen zu behandeln.
Als Antiseptica können in Anwendung kommen: Aqua chlori, Kali
hypermanganicum, Einträufeln einer l^igen Carbolsäurelösung, l$igen
Salicylsäurelösung '), besonders benzöesaures Natron (1 zu 20 Theilen
Wasser). Dass auf Reinhaltung der Wasch- und Verbandmittel so wie
der Zimmerluft sorgfältig geachtet werden müsse, braucht wohl kaum
besonders erwähnt zu werden.
Indicatio morbi. Eine örtliche Blutentziehung (au der Schläfe,
hinter dem Ohre) kann erspriesslich sein, wenn die Entzündung unter
heftigen Schmerzen und intensiver Ciliarinjection (oder selbst chemot.
Schwellung der Conjunctiva bulbi) ansteigt. Kalte Umschläge sind min-
destens unnütz. Fomentationen mit warmen Umschlägen (26 — 28° R.)
können theils zur Linderung der Schmerzen, theils zur Begünstigung
der Schmelzung der vorderen Wand des Herdes in Pausen von einer
oder einigen Stunden angewendet werden, wenn man in der Lage ist,
öfters nachzusehen, ob der Herd sich nicht etwa vergrössere. (Janin
hatte ein Decoctum herbae malvae empfohlen, damit der Eiter durch
die erweiterten Poren der erschlafften Cornea austreten könne.) Ausser-
dem empfiehlt sich ein gut anschliessender Schutzverband,
welcher in Fällen von Ektasie des Thränensackes mit stärkerer Aus-
polsterung im inneren Winkel (Compression des Thränensackes) anzu-
legen ist. Er schützt nicht nur vor Verunreinigung durch die Atmo-
sphäre, sondern auch vor Insultation des Herdes durch den Lidschlag
und durch das gewaltsame Zukneipen des Auges; aber er muss täglich
wenigstens einmal, und wenn die Charpie oder Baumwolle in kurzer
Zeit durchfeuchtet wird, mehrmals erneuert werden. Atropineinträuf-
lungen sind wegen imminenter oder bereits eingetretener Iritis ange-
zeigt, jedenfalls so lange als noch Aussicht vorhanden ist, die Pupille
') Nach Sattler (Heidelberger Versammlung 1879) erhält man diese Lösung
am constantesten, wenn man 1 reine Salicylsäure und 3 reine Borsäure in 100 warmen
Wasser gelöst langsam abkühlen lässt und dann (vorsichtshalber) noch flltrirt.
168 Hornhaut,
wenigstens theilweise offen zu erhalten 1). Wenn trotz sorgfältiger Be-
nützung- der bisher aufgezählten Mittel kein Stillstand in der Aus-
breitung des Eiterherdes erzielt werden kann und vielleicht nur noch
eine relativ kleine Partie der Cornea unversehrt erhalten ist, wenn das
Hypopyon ein Drittel der Kammer (und darüber) einnimmt oder wenn
heftige (den Schlaf raubende) Schmerzen vorhanden sind und auch durch
Morphininjection, Chloralhydrat u. dgl. nicht gestillt werden können,
so ist nur von einem operativen Eingreifen noch Heil (Sistirung der
Ausbreitung) zu erwarten.
Den meisten Nutzen verspricht die von Martinashe in San
Francisco und von Gayat in Lyon gegen fortschreitende Hornhaut-
eiterung eingeführte und besonders von Sattler '-) empfohlene Anwen-
dung des Glüheisens, und zwar in Form eines olivenförmigen
Kölbchens von circa 2 Mm. Dicke und nicht ganz 4 Mm. Länge,
am freien Ende in eine stumpfe Spitze auslaufend. Die Application
dieses (rothglühend gemachten) Eisens auf die inriltrirten Rand-
partien, welche eben weiter vorzurücken drohen, ist bei Verschluss
des gesunden Auges und Fixirung des Kopfes und der Lider des
kranken Auges weder schmerzhaft noch beunruhigend, also leicht aus-
zuführen und kann bei grösserer Ausdehnung des ominösen Randes
oder bei mehrfachen verdächtigen Randpartien leicht wiederholt Averden.
An die Stelle des in den ersten 24 Stunden abgestossenen Schorfes tritt
eine reine und bald zur Heilung tendirende Geschwürsfläche, wie sie
durch Alikratzen der infiltrirten Partie oder durch Aetzung mit Lapis
infernalis nicht erreicht werden kann. (Ich habe ein Mädchen gesehen,
dessen linke Hornhaut in einer Länge von 5 — 6 Mm. und Breite von
2 — 3 Mm. nach Verbrühung mit einem Frisireisen ganz weiss erschien
[2—3 Stunden nach der Verletzung]; ich legte einen Schutzverbami
an und schon 24 Stunden darauf war keine Spur der Verletzung mehr
') Ad. Weber folgerte aus tonometrischen Versuchen an Menschenaugen,
dass Atropin, wenn überhaupt, so nur im Glaskörperraume den Druck herabsetze,
während es den in der vorderen Kammer stets über seine frühere Höhe, aber nicht
(oder nur minimal) über den des Glaskörperraumes erhebe, dass dagegen Calabar
(Eserin) nur im Glaskörperraume den Druck erhöhe, den in der vorderen Kammer
dagegen um ein Ansehnliches erniedrige. Demnach schlug er statt des Atropins
das Eserin vor und AVecker (Ar. f. Ophth. XXII, 215) hat dieses Mittel aufs
Wärmste empfohlen. Ich habe das Eserin bei Hornhautabseessen nie angewendet
und im mündlichen Verkehr mit mehreren Collegen keineswegs durchaus günstige
Urtheile über den Nutzen des Eserins bei Keratitis mit Hypopyon erhalten.
*■) Heidelberger Versammlung 1879.
Keratitis — Abscess. 101»
zu selieu, das Epithel ganz regenerirt.) - Wenn man nach Alfred
Graefe's Vorschlag den Schnitt (nach Saemisch) nicht mitten durch
den Abscess führt, sondern nächst der peripheren Grenze des infiltrirten
Randes, um hiedurch eine Grenze zwischen diesem und dem gesunden Ge-
webe zu setzen, so erreicht man den Zweck der Demarcation bei weiten
nicht so sicher; es bleibt eben noch Eiter eingeschlossen und kann, wenn
die Wunde sich frühzeitig schliesst, leicht auch in die gesunde Hegion
hinein gedrängt werden. Das Verfahren nach Sattler kann als ausreichend
bezeichnet werden, wenn die Eröffnung der Kammer nicht wegen zu
reichlicher Eiteransammlung in der Kammer oder wegen zu heftiger
Schmerzen nothwendig erscheint; es kann aber auch nach der Para-
centese angewendet werden, wenn durch diese die Sistirung nicht
erreicht wurde. Ich habe überraschend günstige Erfolge gesehen.
Zur Sistirung der Ausbreitung genügt meistens weder die einfache
Eröffnung (Spaltung der vorderen Wand) des Abscesses noch die gleich-
zeitige Eröffnung der vorderen Kammer (Spaltung der hinteren Wand)
nach den älteren Methoden. Weber (Archiv f. 0. a. VIII, p. 334) hat
das Verdienst, einen rationelleren Vorgang inaugurirt zu haben, aber erst
Saemisch (Boun 1870) gelang es, ein Verfahren anzugeben, dessen
Resultate alle früheren übei treffen, wenn es auch in manchen (relativ
seltenen) Fällen gleichfalls nicht ausreicht. Es unterscheidet sich von
dem Weber'schen, mit einem Lanzenmesser ausgeführten Verfahren
zunächst dadurch, dass die Cornea im Bereiche des Abscesses nicht
schräg, sondern senkrecht durchschnitten wird, wozu ein Graefe'sches
Staarmesser erforderlich ist. Es soll ferner die Richtung des Schnittes
eine solche sein, dass der Bogen, welchen die infiltrirte ßandpartie
bildet, in zwei Hälften getheilt werde. Wenn demnach dieser Bogen
nach oben oder nach unten sieht, so kann die Schnittführung (bei tief-
liegenden Augen) sehr schwierig sein. Droht der Abscess nasen- oder
schläfenwärts fortzuschreiten, d. h. ist die Convexität des infiltrirten
Bandes nasen- oder schläfenwärts gerichtet, so wird der Schnitt im
horizontalen Durchmesser des Abscesses zu führen sein, um den Bogen
in eine obere und untere Hälfte zu theilen. Ist eine diagonale Richtung
des Schnittes angezeigt, so kann man den Bulbus mittelst der nahe
am Cornealrande angelegten Fixationspincette um die sagittale Achse
so drehen, dass sich das Staarmesser doch in der Richtung der Lid-
spalte vorschieben lässt. Der Operateur kann zur Seite oder zu Häupten
des im Bett liegenden Kranken stehen. Nach richtiger Fixirung des
Kopfes, der Lider und des Bulbus sticht der Operateur, falls es möglieb
ist, den Schnitt in der Richtung der Lidspalte zu führen, das Messer
170 Hornhaut.
mit vorwärts gerichteter Schneide Dächst dem temporalen Rande des
Herdes ein (also wo möglich in unversehrter Cornealzone) and zwar
-teil genug, am sicher zu sein, dass er schon heim Einstiche die De-
scemeti mit der Spitze passirt habe, senkt dann das Heft gegen die
Schläfe so weit als nöthig erscheint, um heim Vorschieben des Messers
gegen die Nase vor Verletzung der Iris und Kapsel sicher zu sein, und
sticht aus. sobald die Spitze am anderen Ende des Herdes sichtbar
gewordt n ist, mithin der Schnitt auch in unversehrter Cornealzone
endet. Nach dem Ausstechen kann die Fixationspincette abgelegt werden.
Die Durchschneidung (von hinten nach vorn) kann in einem oder in
mehreren Zügen (sägend) geschehen, immer unter solcher Haltung der
Klinge, dass der Kücken derselben gegen den hinteren Pol der Linse
gelichtet ist, denn nur so kann senkrechte Spaltung der Cornea erreicht
u. und nur eine solche Spalte bietet (wie aus Webe r's Betrachtun-
gen über Graefe's Linearextraction hervorgeht) die günstigsten Verhält-
nisse für längeres Klaffen der Wunde und leichtere- Austreten de- Eiters.
Schräg geführte Wunden schliessen und verlöthen sich viel früher.
Nach der Eröffnung der Kammer hören die heftigen Kopfschmer-
zen auf. wenn auch manchmal durch einige Stun len Schmerzen auf-
treten, wo früher nicht darüber geklagt wurde. Der in der Kammer
angesammelte Eiter entleert sich nicht immer vollständig; oft rücken
klumpige Massen bis in die Wunde vor und können mittelst einer
Piin-ette ganz "der grösstenteils herausgezogen werden. Durchschnitt-
lich entleert sich auch etwas Eiter au- der Cornea, und in manchen
(selteneren) Fällen kann man sequesterähnliche Klumpen aus dem Cor-
nealherde herausziehen. In jedem Falle sieht man auch nach nicht
vollständiger Entleerung Ein-inkeii de- Herde-.
I »1. man das ehen operirte Auge nach sorgfältiger Piciuiüuug des
Bindehautsackes (und. wo nöthig, Ausdrückung des Thränensacksecretes)
einfach geschlossen und mit einem (in benzoesaurem Natron oder in
Salicylsäurelösung getränkten) Compresschen bedecken lasse "der mit
dem Monoculus und Charpie "der Salicylwatte verhiude. wird ziemlich
gleichgiltig -ein: der Operirte soll aber jedenfalls 4-"> Stunden ruhig
liegen, worauf nach abermaliger Reinieung Atropin eingeträufelt und
ein Schutzverband angelegt wird. In günstigen Fällen rindet mau um
diese Zeit "der doch am nächsten Tage die wiederhergestellte Kammer
frei von Eiter, den Band de- Herdes flacher und reiner. Zeigt sich am
folgenden "der einem -päteren Tage wieder Eiter in der Kammer oder
neuerliche Intiltratiou des Herdrandes, so i-t es gerathen, mit einem
r>avierschen Löffel (besser mit dem Weber'sehen Thränensackmesserchen)
Entzündung Infiltrat. 171
durch die Wunde in ihrer ganzen Länge und Tiefe durchzufahren; falls
jedoch die Wunde bereits zu fest verklebt wäre oder falls sich Rand-
Infiltration an einer anderen Stelle zeigte, nehme man eine abermalige
Spaltung mit dem Messer (in letzterem Falle mitten durch den neu
aufgetretenen ominösen Bogen) vor. Ehe man jedoch eine zweite Spal-
tung in der früheren oder in einer davon abweichenden Richtung vor-
nimmt, erwäge man, ob man nicht lieber das Cauterium anwenden
solle. Wenn es sich in Fällen, welche überhaupt einen instrumentalen
Eingriff erheischen, um unversehrte Erhaltung einer Hornhautpartie
handelt, welche Aussicht auf Wiederherstellung des Sehens durch
eine (später anzulegende) künstliche Pupille gewährt, so muss man bei
der Spaltung auch berücksichtigen, dass der in unversehrter Corneal-
substanz geführte Schnitt jederzeit eine bleibende, wenn auch nur li-
neare Trübung zur Folge hat.
Diese Erwägung kann uns den Versuch nahelegen, dem Fortschrei-
ten der Eiterung sofort durch Iridektomie Schranken zu setzen. Dieser
von A. v. Graefe eingeführte Vorgang hat gleichfalls viele günstige
Erfolge aufzuweisen, ist jedoch bei deutlicher Chemosis und bei hoch-
gradigem Hypopyon nicht mit der nöthigen Sicherheit, bei mürber Be-
schaffenheit der Iris (und die kommt oft vor) gar nicht ausführbar, ab-
gesehen davon, dass selbst gut gelungene Lückeu der Iris leicht wieder
durch plastisches Exsudat verlegt werden, wenn die Entzündung nicht
bald nach der Operation erlischt. Das Kammerwasser ist dabei reich an
Faserstoffgehalt. .
3. Das oberflächliche eitrige Infiltrat.
Es kommen Fälle mit deutlich ausgesprochenen Entzündungserschei-
nuugen vor, in welchen man an einer centralen oder auch mehr peripheren
Stelle, (wohl an zwei Stellen) eine lichtgelbe runde (oder nahezu runde)
Trübung findet, welche man für eine Hache Pustel oder für ein Geschwür
halten könnte, wenn nicht ihre Oberfläche eine deutliche Aufwölbung
zeigen würde. Die trübe Stelle, von circa 2 — 4 Mm. Durchmesser, ist
in der Mitte undurchsichtig, eitergelb, gegen den nicht scharf begrenz-
ten Band hin mehr grau, oft noch von einem hauchähnlichen Hofe um-
geben. Gefässe in der Cornea entwickeln sich, wenn überhaupt, erst in
einem späteren Stadium. Ein solcher Herd kann viele Tage lang ohne
erhebliche Beizzufälle ziemlich unverändert fortbestehen; meistens aber
entwickelt sich in seiner Mitte ein Geschwür, welches weiterhin sich
ganz wie ein anderweitig, namentlich wie ein durch Conjunctivitis scro-
fulosa eingeleitetes Geschwür verhalten kann. Aber in jenen Fällen.
172 Hornhaut.
wo es nicht zu Geschwürsbildung kommt, wird der Herd allmälig klei-
ner und dünner und verschwindet er endlich spurlos, ist demnach auch
die Prognosis entschieden günstig. Nur wegen dieses Verhaltens scheint
es zweckmässig, diese Form von den Geschwüren und von den Abscessen
zu trennen; für die Behandlung gelten die bei den Geschwüren im
Allgemeinen geltenden Grundsätze. A. v. Graefe ') hat für Infiltrate,
welche er als reizlose bezeichnet, die Anwendung feuchtwarmer Um-
schläge empfohlen, wenn die infiltrirte Partie unmittelbar an eine nor-
mal durchsichtige stösst und sich kein grauer geschwellter Hof vorfin-
det. Der von Graefe geschilderte maligne Verlauf, Ausbreitung nach
der Fläche und Tiefe, so wie Hinzutreten von Iritis und Hypopyon ist
jedenfalls erst dann zu besorgen, wenn das Infiltrat in der Mitte ge-
schmolzen, wenn sich ein Geschwür entwickelt hat. Die in Rede stehende
Form wurde auch von mir nur bei jugendlichen Individuen, am häufig-
sten bei Kindern und ohne bekannte äussere Veranlassung beobachtet.
III. Verletzungen der Hornhaut.
Die Frage, ob man es mit einer Verletzung der Cornea und deren
Folgen oder mit einer anderweitig entstandenen Veränderung zu thuu
habe, ist nicht immer so leicht zu beantworten. Der Kranke kann Grund
haben, eine Verletzung vorzuschützen oder in Abrede zu stellen; er
kanu aber auch verletzt worden sein, ohne es zu wissen. Deshalb und
wegen der oft sehr ernsten Folgen gewisser Verletzungen erscheint es
nöthig, die Eigenthümlichkeiten , aus welchen auf eine Verletzung und
deren nothwendige oder gewöhnliche Folgen geschlossen werden kanu,
nach den uns zu Gebote stehenden Erfahrungen kennen zu lernen.
a) Quetschung der Hornhaut verursacht in der Regel eine
heftige Entzündung derselben mit Abscessbildung, der fremde Körper
mag nun in die Substanz eingedrungen (gequetschte Wunde) oder ein-
fach abgeprallt sein (vergl. Hornhautabscess).
b) Abschürfung der Hornhaut oder auch nur seichte An-
ritzung, wobei die oberflächlichen Faserlagen mit getroffen sind, erregen
heftigen Schmerz, Sehstörung, Ciliarinjection, Lichtscheu (Lidkrampf)
und Thränenfluss, welche gewöhnlich unter Anwendung kalter Um-
schläge zu verschwinden pflegen. Es gibt aber Fälle, wo dieselben Zu-
fälle nach einigen Wochen anscheinender Genesung wiederkehren und
sich in Intervallen von 5 — 8 Wochen öfters wiederholen. Alsdann findet
man bei genauer Untersuchung mittelst des successiven Spiegelnlassens
') Archiv f. Ophth. VI. b, pag. 135.
Verletzungen. 173
aller Cornealpartien die Cornea irgendwo abgeschürft und erst beim Nach-
fragen erfährt man, dass die Hornhaut mit einem Fingernagel (Mutter,
Kindswärterin), einem Haarkamme o. dgl. gestreift worden war. Dieses
Leiden ist leicht dauernd zu beheben, weun man das Auge gleich nach
der Verletzung oder während der Recidive bis zur völligen Herstellung
des Glanzes an der betreffenden Stelle ununterbrochen (8—11 Tage)
unter einem gut anschliessenden Schutzverbande hält und beim täglichen
Erneuern allenfalls Atropin einträufelt. Ein Herr, welchen im Vorbei-
gehen ein Besenrüthchen gestreift hatte, kam bei der 2. Recidive zu
mir, blieb jedoch, da es ihm gut ging, zu früh aus; erst die 3. Recidive
bestimmte ihn zum Ausharren; seitdem (circa 10 Jahre) ist er frei ge-
blieben. Eine Frau hatte durch ein halbes Jahr au Recidiven gelitten.
c) Tiefer eindringende Wunden hinterlassen, auch wenn sie
per primam intentionem heilen, stets eine persistente Trübung, wie
man bei focaler Beleuchtung leicht sehen kann. Beim Spiegelulassen
sieht man selbst bei linearen Einritzungen der Cornealsubstanz vermöge
der Retraetion der Wundränder und vermöge geringerer Widerstands-
fähigkeit gegen den Druck des Kammerwassers ein dachförmiges An-
steigen der Wundränder, welches um so deutlicher ausgesprochen ist,
je tiefer und länger die Wunde ist und je mehr die Ränder bogenförmig
oder zackig verlaufen. Lappen, Zipfel oder Zacken der verwundeten
Cornea stehen der Heilung per primam schon vermöge der Tendenz,
sich einzurollen oder aufzukrämpen, hindernd entgegen, und ebenso
geben Quetschuug oder Verunreinigung der Wunde leicht den Anstoss
zur Eiterung; bei älteren und bei schlecht genährten Individuen sowie
auch beim Bestände von Thränenstauung und chron. Bindehautkatarrh
ist die Gefahr der Eiterung grösser.
d) Für Perforation der Cornea sprechen: Aufgehobensein oder
geringere Tiefe der vorderen Kammer bei verminderter Spannung des
Bulbus, Anlagerung einer Partie der Iris an die Wunde, Verzogensein
der Pupille gegen die Wunde, Hervortreten von Iris oder Glaskörper
aus einer (peripher gelegenen) Wunde. Faden- oder kegelförmige Ver-
bindung zwischen der vorderen und hintereu Kammerwand, sowie kleine
Pigmentreste von der Iris an der Hornhaut verrathen meistens erst in
späterer Zeit die vorausgegangene Perforation. Sie werden gleich der
Trübung nach feinen Perforationswunden, z. B. nach der Keratonyxis,
gewöhnlich erst bei Focalbeleuchtung sichtbar.
Peuetrirende Wundon, welche vermöge ihrer Form und geringen
Ausdehnung einen dauerhaften Abschluss der Bulbuskapsel bereits
darbieten oder in nahe Aussicht stellen, sind ungleich günstiger als
174 Hornhaut,
sehr lange lineare, bogen- oder V-förmige. Denn diese bieten die Mög-
lichkeit eines grossen, zn arger Verzierung, zu Verschliessung der
Pupille führenden Iris Vorfalles, zu mannigfacher Wölbungsveränderung
der Cornea, zu Abdrängung und Vereiterung des Hornhautlappens, zu
eitriger Iridokiykitis oder zu Panophthalmitis. Penetrirende Wunden,
welche blos zu Iris Vorfall führten, gestatten noch immer eine günstige
Prognose, sofern die Pupille nicht zu stark seitlich verzogen oder ver-
schlossen und sofern die Cornealwölbung (vor der Pupille) nicht bleibend
verändert wird. Bleibt die einen Irisvorfall überkleidende Narbe ektatisch,
so ist das Auge vor früher oder später nachfolgender Drucksteigerung
nicht gesichert.
Penetrirende Wunden an der Corneoskleralgrenze ge-
hören, auch wenn sie nicht, wie sehr oft, mit Vorfall von Iris oder
Glaskörper verbunden sind, zu den bedenklichsten Verletzungen des
Auges, c) Es kauu cystoide Vernarbung mit oder ohne sichtbare
Iriseinklemmung erfolgen, indem nur die Wundränder der Bindehaut,
nicht auch die des Corneoskleralgewebes fest mit einander verwachsen
und die oberflächliche, nicht resistente Hülle in Form einer Cyste,
eines Wulstes durch Kammerwasser (mit oder ohne Iris) vorgetrieben
wird. Hiedurch kann eine permanente Heizung des Ciliarkörpers und
Drucksteigerung, wohl auch Kyklitis des anderen Auges (sympathische
Affection), aber auch eitrige Entzündung im Uvealtractus und Phthisis
des verletzten Auges eingeleitet werden. — ß) Nach unscheinbaren
Stich- oder Schnittwunden im Skleralborde ist mitunter in späterer Zeit
Cystenbildung in der Iris beobachtet worden. Vergl. Krankheiten
der Iris. -- y) Nach penetrirendeu Wunden in dieser Gegend hat man
auch Cataracta beobachtet, bald oder nach längerer Zeit, offenbar weil
der Linsenäquator mit getroffen wurde, ohne dass man das sofort be-
merken konnte. d) Am gefährlichsten sind penetrirende Wunden
dieser Gegend wegen gleichzeitiger Verletzung des Ciliarkörpers,
in welchem sich dann sehr oft eine schleichende oder eine acute Ent-
zündung (diese mit Eiterbildung) entwickeln kann. Die erstere führt
leicht zu sympathischer Entzündung des anderen Auges.
Behandlung. Gegen die allgemein verbreitete Ansicht, nach einer
Verletzung des Auges müssen kalte Umschläge angewendet werden, ist
bei frischen Hornhautwunden iusoferne nichts einzuwenden, als darüber
nicht etwa andere wichtigere Anzeigen ausser Acht gelassen werden.
Gegenwärtig gibt es wohl nur wenige Augenärzte, welche nach einer
Staarextraction , also bei einer grossen penetrirendeu Hornhautwunde,
sofort kalte Umschläge machen oder gar den Operirten, wie es hie und
Verletzungen. 1 7 5
da üblich war. tagelang mit Eisumschlägen belästigen. Was vor allem
noth thul, ist nach sorgfältiger Reinigung des Auges ein richtiger Ver-
schluss der Lidspalte, Hemmung des Lidschlages und bei penetrirendeu
Wunden die Abhaltung jedes Druckes (wenigstens jedes ungleichmässigen)
von aussen, sowie jeder Drucksteigerung im Innern (Stauung in den
Binnengefässen des Auges). Wo der Zustand der Lider (bei gleichzeitiger
Verwundung) es gestattet, lege man einen gut anschliessenden Schutzver-
band (pag. K>:>) an und sorge für richtiges Liegenbleiben während der
Pausen zwischen der erneuerten Anlegung. Steht, wie namentlich
bei Risswunden, ein schmaler Zipfel Cornealsubstanz so stark ab, dass
auf Wiederanheilen nicht zu rechnen ist, so trage man ihn ab. Dasselbe
geschehe mit einem aus der Wunde heraushängenden Zipfel der Iris.
Glaskörper, aus der Wunde heraushängend, braucht nicht abgetragen zu
werden; er hindert die Heilung per primam nicht und wird allmälig
abgestossen. Bei Vorfall der Iris ist vielseitig geratheil worden, den-
selben mit einer Sonde, Daviel's Löffel o. dgl. zurückzuschieben, da man
auf Retraction selbst unter Anwendung von Atropin oder Eserin nicht
rechnen kann. Diese Reposition könnte nur dann mit Aussicht auf Er-
folg versucht werden, wenn die Verhältnisse der Wunde solche wären,
dass man nach Entfernung der Iris aus derselben auf guten Wundschluss
rechnen könnte. Sie darf aber nur bei ganz ruhiger Haltung des Kranken
und des Bulbus, daher wohl oft nur in der Narkosis unternommen
werden, da man leicht die Kapsel verletzen könnte, und man darf nicht
vergessen, dass die Iris auf Quetschung leicht mit Entzündung antwortet.
Wenn die vorgefallene Irispartie sogleich oder erst später die Form
einer Blase oder eines Darmstückes (mit relativ enger Basis) ange-
nommen hat, so schreite man zur Abkappung (unter Fixirung des
Bulbus); wenn dagegen der Proläpsus die Form eines Hügels (also
relativ breite Basis) hat, so darf man erwarten, dass er durch Binde-
gewebsentwicklung an seiner Oberfläche allmälig überzogen, eingeschnürt
und endlich fest zurückgehalten werde. Vermag aber das Narbengewebe
den Proläpsus nicht abzuplatten und steht eine bleibende Ektasie zu
besorgen, so ist zunächst eine Abzapfung des Kammerwassers vorzu-
nehmen, indem man mit einem flach durch die Blase geführten Staar-
messer eine kleine Bogenwunde setzt, hierauf den Schutzverband anlegt
und dieses Verfahren wiederholt, bis die Bildung einer flachen Narbe
erreicht ist. Sollte dieses Verfahren nicht verfangen oder sollte mit
Rücksicht auf die Wiederherstellung der Sehfunction eine künstliche
Pupille oder wegen bereits eingetretener Drucksteigerung die Iridektomie
angezeigt erscheinen, so werde diese nicht weiter verschoben.
176 Hornhaut.
e) Verwundung mit Zurücklassung eines fremden Körpers
in der Hornhaut. Die Anwesenheit eines fremden Körpers lässt sich
mit freiem Auge, mit der Loupe, mittelst des Spiegelnlassens und
mittelst Focalbeleuehtuhg sicher nachweisen. Liehtgefärbte Körper werden
bei Blickrichtungen, wobei die Pupille dahinter zu stehen kommt, leichter
wahrgenommen, dunkle dagegen eher vor einer lichtfarbigen Iris; durch-
sichtige brechen das Licht anders und verrathen die Einbruchspforte
durch irgend eine Unebenheit an der verletzten Oberfläche der Cornea.
Wenn jedoch bereits entzündliche Keaction eingetreten ist, z. B. um
ein Körnchen Marmor, so kann es schwierig sein, zu entscheiden, ob
die trübe Masse noch einen fremden Körper berge. Man muss zunächst
durch genaue Besichtigung bei seitlicher (focaler) Beleuchtung zu be-
stimmen suchen, was. wie tief und in welcher Richtung es eingedrungen
sei. Wenn hie und da einmal die Hälfte einer Samenhülse oder die
braunschwarze Decke eines Insektenflügels auf der Cornea für eine
Pustel oder für einen Irisvorfall, oder umgekehrt, wenn ein Irisvorfall
für den noch in der Cornea haftenden fremden Körper nach einer Ver-
letzung gehalten worden ist — wovon Beispiele vorliegen — , so war
die Untersuchung jedenfalls eine sehr mangelhafte gewesen.
Nur Schiesspulver (Holzkohle) und mitunter kleine Kalktheilchen
oder winzige Metallplättehen können in der Hornhaut sitzen bleiben,
ohne Eiterung zu erregen. In allen anderen Fällen ist die Entfernung
dringend angezeigt, weil mau nicht wissen kann, wie weit die Eiterung
in der Cornea gedeihen werde, welche im günstigsten Falle zur Aus-
stossung, jedoch mit Hinterlassung einer mehr weniger ausgebreiteten
und intensiven Trübung, aber auch zum Hornhautdurchbruch und dessen
Polgen oder zu consecutiver Entzündung der Iris, wohl auch des Corpus
ciliare und zu Eiteransammlung in der Kammer, selbst im Glaskörper
(eitrige Kyklitis, PanOphthalmitis) führen kann.
Bei Kindern und selbst bei Erwachsenen kann zur Entfernung
des fremden Körpers die Narkosis nöthig werden, wenigstens bei
tiefem Sitze desselben. Solche Augen sind durchschnittlich sehr empfind-
lich gegen das Tageslicht, besonders wenn bereits Versuche zur Ent-
fernung gemacht wurden, wenn bereits starke Ciliarinjeetion oder gar
schon Iritis dazu getreten ist. Deshalb ist es nützlich, für Verschluss
des zweiten Auges zu sorgen und den Verletzten so zu setzen oder zu
lauem, dass das Licht nur seitlich und nur von einem Fenster her
einfalle, dass aber auch der Glauz des Spiegelbildes den Operateur nicht
blende. Kopf und Lider werden von einem Assistenten rixirt: in Er-
manglung eines solchen kann man verständige Individuen auf einen
WH* fczungen, 177
Sesse] mit hoher Lehne setzen und mit der nicht operirenden Hand
das Andrücken dos Kopfes an die Lehne, allenfalls auch das Aufwärts-
tixiren dos oberen Lides (mittelst des Daumens) übernehmen. Auch kann
das Fixiren des Kopfes von einem Laien, das Fixiren der Lider mittelst
eines Sperr elevateurs und das Fixiren des Bulbus mit einer Fixations-
pincette besorgt werden. Wenn man das Fixiren des oberen Lides mit
dem Daumen der einen Hand besorgt, kann man das Ausweichen der
Cornea nach oben oft dadurch verhindern, dass man das untere Lid
mittelst des Ringfingers der operirenden Hand ab- und rückwärts drängt,
während Daumen , Mittel- und Zeigefinger das Instrument führen.
Manche finden es bequemer, sieh hinter den auf einem niederen Stuhle
sitzenden Patienten zu stellen, den Kopf desselben gegen ihre Magen-
grube anzudrücken und dann kopfüber zu operiren. Das Fixiren der
Lider und das Verhindern des Ausweicheus der Cornea nach oben kann
dann meistens mit der anderen Hand bewerkstelligt werden. Die Ent-
fernung bei künstlicher Focalbeleuchtung empfiehlt sich bei Körpern,
welche vermöge ihrer Kleinheit oder Farblosigkeit bei Tageslicht kaum
gesehen werden können.
I i der fremde Körper nur ein kleiner Metall- oder Steinsplitter,
so dürfte eine gerade, lancettförmige Staarnadel das geeignetste Instru-
ment sein, ihn herauszugraben und sodann auch den etwa zurückgeblie-
benen Beschlag der Grube wie eine Schale auszulösen oder abzuschaben.
Andere bedienen sich dazu einer hohlmeisselartig geformten Nadel ').
Reicht ein etwas compacter Körper tiefer, so muss man gleich anfangs
vom Rande her unter (hinter) denselben zu gelangen suchen und zu
diesem Zwecke allenfalls mit der Nadel oder mit einem Staarmesser
einen Schnitt führen, welcher diesen Zweck zu fördern geeignet ist.
Nach vollständiger Beseitigung des Fremdkörpers gehen die Zu-
fälle (Schmerz. Lichtscheu, Ciliarinjection) bald zurück und der Verletzte
bedarf oft keiner weiteren Schonung; wenn er aber erst mehrere Tage
nach dem Unfälle sich vorstellt oder wenn der Körper tiefer einge-
drungen war, so findet man meistens Iritis ausgesprochen oder im
Anzüge (Farbenveränderung der Iris, Engheit der Pupille)-, dann ist
mindestens Atropin und 1 — 2tägige Ueberwachung des Auges nöthig.
') Gewöhnlich gerathen kleine Partikelchen von Eisen , welche heim
Bearbeiten dieses Metalles abgesprengt werden, glühend (als Funken) an die Cor-
nea und brennen sich in dieselbe ein. Nach ihrer Entfernung bleibt gewöhnlich
der Brandschorf als rostbraune^Schale zurück und muss gleichfalls entfernt werden,
wenn man will, dass das Auge wieder bald zur Buhe komme.
v. Arlt. Kiankh. des Auges. 12
1 7 S Hornhaut.
Bei grösserem Substanzverluste (nach dem Herausgraben) oder bei
bereits vorhandener Gesell würsbildimg ist nebst Atropin noch Schutz-
verband und Enthaltung von der Arbeit das Nächstangezeigte.
Ist der fremde Körper grösser und lang oder platt (Metall,
Stein, Holz u. dgl.), und hat man durch die Focalbeleuchtung ermit-
telt, wie schräg oder steil und wie tief er die Cornea durchstreicht und
überdies, ob er bis in die Kammer eingedrungen und ob ein Theil
desselben vor der Cornea zu Tage liegt, so sind diese Momente und
die physikalischen Eigenschaften des Körpers massgebend für die En-
cheiresen, welche man in dem vorliegenden Falle zu wählen hat. Hier
ist in der Regel die Narkosis angezeigt und muss wenigstens ein geüb-
ter Assistent zur Hand sein.
Ist der Körper mehr schräg eingedrungen, etwa wie ein Holz-
splitter unter den Nagel eines Fingers, und lässt sich nicht erwarten,
dass man ihn, wenn er noch theilweise zu Tage liegt, mit einer star-
ken gerieften Pincette fassen und ausziehen könne, so spalte man die
ihn bedeckende Hornhautsehicht mit einein Staar- oder Lanzenmesser,
mitten davor oder längs eines Randes des Körpers, um ihn sicher fassen
zu können. Bei mehr steil eingedrungenen, harten länglichen oder
platten Körpern, welche gar nicht oder nur so weit zu Tage liegen,
dass man sie nur mit Gefahr weiteren Hineindrängens fassen kann,
habe ich durch eine seitwärts angebrachte Hornhautöffnung den DavieF-
schen Löffel hinter den Körper in die Kammer gebracht und damit
denselben auswärts gedrängt oder doch so gestützt, dass ich ihn dann
fassen konnte. Des mar res hat sich zum Einstechen und zum Stützen
(des Fremdkörpers von hinten her) seiner Paracentesenuadel bedient.
- Bei einem senkrecht bis durch die Descemeti eingedrungenen Stachel
(von der Schale einer an das Auge geworfenen Kastanie) liess ich
meinen Assistenten einen Schnitt mit vorwärts gerichteter Schneide
des Graefe'schen Staarmessers so knapp am Stachel vorbeiführen, dass
jetzt derselbe an seinem kaum merklich über die Oberfläche der Cornea
hervorragenden Ende gefasst und ohne Kraftanwendung ausgezogen
werden konnte. Der Stachel war über acht Tage in der Cornea geses-
sen, ohne Entzündung zu erregen.
Es kann auch sein, dass man, wenn sich der in die Kammer
hineinragende Körper voraussichtlich nicht durch die Einbruchs-
öffnung würde zurückdrängen oder ausziehen lassen, durch eine fan
anderer Stelle angebrachte Wunde mit einer Pincette in die Kammer
eingehen muss, wobei freilich Iris und Kapsel leicht beschädigt werden
können. Bei dieser Function soll der Abfluss des Kammerwassers nach
Verletzungen. 179
Möglichkeit verhütet wurden (durch Vermeidung jedes Druckes auf »Ins
Auge und jeder Drehung der Lanze beim Zurückziehen), damit man
leichter mit der Pincette bis zum Fremdkörper vordringen könne (als
wenn die Iris seilen vorher an die Cornea angedrängt ist).
f) Nach Verbrühung des Auges sieht man an der Hornhaut
entweder blosse Trübung oder Abstossung i\r^. Epithels, meistens ohne
förmliche Blasenbildung, oder eine halbdurchsichtige, eine perlgraue,
eine gesättigt weisse Trübung der Cornealsubstanz (wie geronnenes
Eiweiss), oder die Oberfläche der intensiv getrübten Cornea gelb und
zugleich runzlig. Die sehr bald auftretenden Reactionserscheinungen
(Ciliarinjection, Röthe und Schwellung der Conjunctiva, Schmerzen,
Lichtscheu und Thränenfluss) verhalten sich, auch wenn blos die Cor-
nea getroffen wurde, verschieden, sind jedoch durchschnittlich der Inten-
sität der Verbrühung proportionirt. Trockenheit der getrübten Partie
und geringere (aufgehobene) Empfindlichkeit der Cornea sind als omi-
nöse Symptome anzusehen.
Von den chemisch wirkenden Substanzen sind in erster
Reihe der frisch gelöschte Aetzkalk, in specie der mit Sand vermischte
(Mörtel) und die Schwefelsäure zu nennen. Die deletären AYirkungen
der Säuren erstrecken sich fast ohne Ausnahme zugleich auf die Lider,
während die des Mörtels sich meistens auf den Bindehautsack und die
Cornea beschränken. Mitunter sieht man auch eine Anätzung der Cor-
nea nach widersinnigem Einstreuen von Calomelpulver. Höllenstein,
Asche und andere ätzende Substanzen wurden wohl auch absichtlich
(zur Selbstverstümmlung) angewendet. Wo nicht etwa die Absicht vor-
liegt, den Arzt irrezuleiten, ist die Diagnosis durch die anamnestischen
Angaben sehr erleichtert, zumal wenn man die ohne Verletzung auf-
tretenden Eutzüudungsformen bereits durch eigene Anschauung' kennen
gelernt hat.
Die Folgen einer Verbrühung oder Aetzung können sehr leicht
und transitorisch , alter auch sehr schwer und irreparabel sein. Ist es
in den ersten Tagen blos zur Abstossung des Epithels und allenfalls
auch zu hauchartiger Trübung der Cornea gekommen, so darf man
auf Wiederkehr der Integrität der Cornea rechnen. Die Restitution
des Epithels beginnt vom Rande her, schreitet gegen das Centrum
vor und ist längstens in 8 — 14 Tagen vollendet. Ist die Cornea durch-
aus oder in einer grösseren Partie höchstens perlgrau, demnach stark
durchscheinend und dabei nicht unempfindlich, so darf man auf Wie-
derkehr der Durchsichtigkeit rechnen, wenigstens an der so beschaf-
fenen Partie. Stellen , welche wie gesottenes Eiweiss aussehen,
12 *
180 Hornhaut.
dabei wohl auch trocken und unempfindlich erscheinen, verfallen all-
mäliger Schrumpfung oder, gleich den schmutziggelben runzligen
Partien, brandigem Absterben und rascher oder langsamer Elimination
durch Eiterung. Die Cornea wird aber, da sich die Verbrühung oder
Aetzung meistens nicht auf sie allein beschränkt, nicht blos auf die
genannte Weise bedroht, sie kann auch mit einer angrenzenden wunden
Partie der Conjunctiva bulbi oder mit einem, selbst mit beiden Lidern
verwachsen und es kann ganz unmöglich sein, solcher Verwachsung vor-
zubeugen. Vergl. Verletzungen der Bindehaut, wo auch das Wichtigste
über die Behandlung angegeben wurde, und Flügelfell.
B. Niclatentzüraclliclie Horn.liautkraxikb.eiten.
IV. Trübungen der Hornhaut ').
Als Trübung der Hornhaut bezeichnen wir im Allgemeinen
einen Zustand, bei welchem die Durchsichtigkeit derselben in mehr
weniger beträchtlicher In- und Extensität beeinträchtigt ist, jedoch
keine Zeichen noch bestehender Entzündung der Cornea vorhanden sind.
Die transitorische Trübung der Hornhaut bei entzündlichen Glaukoman-
fällen so wie die mitunter zu Verschwärung führende eigentümliche
Cornealveränderung bei Glaucoma absolutum (im degenerativen Stadium)
wird bei den Krankheiten der Chorioidea zur Sprache kommen. Das
nähere Verständniss der hieher gehörenden Zustände kann erst durch
die Betrachtung des Vorkommens und der Entstehung derselben gewon-
nen werden.
1. Die angeborene Hornhauttrübung, welche nicht als Folge
von Keratitis in foetu, sondern als totaler oder partieller Fortbestand
des fötalen trüben Zustandes der Cornea zu betrachten ist, kann an
einem sonst gut ausgebildeten Auge vorkommen, was zu den Selten-
heiten gehört, oder vereint mit Mikrophthalmus (Colobom im Uveal-
tractus). Schön3) beschreibt einige Fälle, von welchen besonders die von
Ferra interessant sind, da derselbe bei neugeborenen Kindern, drei
Geschwistern, „eine sonderbare Undurchsichtigkeit der Hornhaut beob-
achtete, welche nach und nach vom äusseren Winkel her von selbst
verschwand. •' Der eben daselbst erzählte Fall von Kies er erinnert
') Obwuhl unter diesem Namen sehr verschiedene Zustände zu verstehen
sind, welche eigentlich in verschiedene Capitel gehören, dürfte doch eine gemeinschaft-
liche und übersichtliche Besprechung derselben ihr Studium wesentlich erleichtern.
2) Pathologische Anatomie des Auges, Hamburg 1828, pag. 67.
Trübungen. 181
durch die rhomboidale Form der Bornhautbasis an eine von mir ') beob-
achtete Trübung beider Hornhäute und gewinnt dadurch an Bedeutung,
dass die Mutter »Irs Kranken an einem ähnlichen Bildungsfehler, jedoch
in viel geringerem Grade auf beiden Augen gelitten haben soll. Macla-
gan beschreibt in der London medical Gazette (Juli 184(3) einen Fall,
wo bei einem Neugeborenen die linke Hornhaut ganz, die rechte
blos in den zwei unteren Dritteln undurchsichtig war; einige Wochen
nachher hellte sich die rechte, drei Monate nach der Untersuchung
auch die linke Hornhaut von oben her auf, und zwar von selbst. Sechs
Monate nach der Geburt war am rechten Auge nur noch ein sehr
kleiner Fleck übrig und die obere Partie der linken so durchsichtig,
dass das Kind die Pupille den Objecten gerade gegenüber stellen konnte,
um sie zu sehen. Man wird demnach bei nicht totaler oder doch
nicht zu intensiver Trübung dieser Art so lange, als das Auge noch im
Wachsen begriffen ist, auf allmälige spontane Aufhellung rechnen dürfen.
2. Der G reisenbogen, Arcus senilis s. Gerontoxon, nimmt die
periphere Zone der Cornea in Form eines lichtgrauen Bogens oder
ovalen Reifens ein. Die an der Oberfläche vollkommen glatte Trübung
ist gegen den Limbus hin intensiver, scharf begrenzt und von dem
Limbus durch einen schmalen durchsichtigen Streifen getrennt, an der
coneaven Seite verliert sie sich allmälig in das durchsichtige mittlere
Areal, welches auch nach Jahre langem Bestände nicht in die Trübung
einbezogen wird. Der trübe Bogen tritt immer zunächst oben, dann
erst unten auf. Die Trübung wird wie Cauton, Strube und His 2)
nachgewiesen haben, durch Anhäufung von Fettkörnchen im Parenchym
bewirkt; sie wird aber allem Anscheine nach durch senile Schrumpfung
des Corneoskleralfalzes verursacht. Schon die regelmässige Form deutet
auf eine mechanische Ursache. Der Corneoskleralfalz ist bei Erwachsenen
jederzeit oben breiter als unten, und auch hier breiter als zu beiden
Seiten. Daher erscheint das Gerontoxon zunächst oben, dann unten,
und wenn sich die Menisken erreicht haben, nicht kreisrund, sondern
oval. In weit vorgeschrittenen Fällen kann man sehr leicht rings um
den peripheren Rand des Gerontoxon eine Art Einschnürung constatiren;
bis zum scharf abgesetzten Rande des Gerontoxon ist die Wölbung der
Cornea unverändert, dann fällt der Corneoskleralbord steil gegen die wie
gewöhnlich gewölbte Sklera ab. Das Gerontoxon lässt sich von Narben
nach randständigen Geschwüren, welche auch bei jugendlichen Indivi-
l) Arlt, Krankheiten. Prag, 1851 L, pag. 253.
') His. Beiträge zur Anatomie der Cornea. Basel 1856, pag. 137.
182 Hornhaut.
diiGii vorkommen können, nach den genannten Merkmalen leicht unter-
scheiden.
3. Die gürtelförmige Hornhauttrübung1) charakterisirt sich
durch ein feinpunktirtes Aussehen und durch das Beschränktsein auf
eine 2—4 Mm. breite Zone, welche bei etwas gesenkter Blickebene und
halb geöffneter Lidspalte sichtbar sein würde, demnach quer über die
Cornea streicht und von der unteren Hornhauthälfte etwas mehr ein-
nimmt als von der oberen. Die Trübung kann die genannte Zone voll-
ständig (von der Nasen- zur Schläfenseite) einnehmen, oder nur die
beiden Seitentheile oder vorzugsweise die Mitte; aber in jedem Falle
findet man den oberen und unteren Band der getrübten Partie oder
doch den einen, wenn gleich hie und da unterbrochen, scharf ab-
gegrenzt, so dass man sich diese scharf begrenzten Stellen nur durch
eiue gerade Linie verbunden zu denken braucht, um die Form eines
mehr weniger breiten trüben Gürtels zu erhalten. — Die hieher gehö-
renden Fälle müssen sowohl nach der Form als nach dem Vorkommen
uud ihrer klinischen Bedeutung in zwei Reihen geschieden werden.
a) In die eine Reihe gehören die Fälle, wo die gürtelförmige
Trübung an Augen vorkommt, welche in Folge von Entzündung im
Uvealtractus (meistens Iridokyklitis nach verschiedenen Ursachen z. B.
einer Verletzung) bereits geschrumpft oder auf dem Wege all-
mäliger Schrumpfung begriffen sind, aber noch eiue durchsichtige,
wenn auch vielleicht kleinere und stärker gewölbte Cornea besitzen.
Die Trübung ist hier lichtgrau, entweder durchaus feinkörnig oder mit
grösseren und saturirteren weissen Punkten durchsetzt, welche wie Fett
oder wie Kalk aussehen. Die Oberfläche kann glatt und glänzend aus-
sehen, ist aber nicht selten matt; sie erhält oft durch kleine Hügelchen
ein chagrinirtes Aussehen. In manchen Fällen ist der Gürtel an der
Nasenseite etwas breiter und reicht hier bis in den Limbus. Die Trü-
bung entwickelt sich allmälig und ohne merkliche Entzündungszufiille.
Das Lebensalter scheint keinen Eiufluss zu haben. Der Zustand kommt
auch bei jugendlichen Individuen vollständig ausgebildet vor. Ich sah
ihn bei einem Frauenzimmer von 25 Jahren, welche auf beiden Augen
nach chronischer Iridokyklitis cataraetös geworden war und durch die
Extraction (mit Lappenbildung nach unten) ein den dioptrischen Ver-
hältnissen entsprechend gutes Sehvermögen erlangte. Goldzieher '-)
') Ich ziehe diese seit vielen Jahren von mir gewählte Bezeichnung der von
A. v. Graefe1) eingeführten „bandförmig" vor, weil auch andere Trübungen, na-
mentlich die nach den Gefässbändchen zurückbleibenden bandförmig erscheinen.
3) Archiv für Ophth. XV. c, pag. 139.
Trübungen. 183
fand in einem von (>. Becker enucleirten Bulbus „mächtige Col-
loidhaufen, welche in den verschiedensten Gestaltungen in den ober-
sten Schichten der Hornhaut angesammelt lagen, hie und da bis an
die Oberfläche vordrangen, woselbst das Epithel verdrängt war, wäh-
rend es an anderen »Stellen mächtig verdickt war und auch in cylin-
d erförmigen und knolligen Massen in die Tiefe drang. Solche Epi-
thelzapfen befanden sieh gewöhnlich in dem Zustande hyaliner Ent-
artung. In den mittleren Schichten der Hornhaut hörte die Colloidbil-
dung auf, jedoch fanden sich noch eigentümlich geschlängelte lange
Bänder vor, aus einer feinkörnigen, stark lichtbrechenden, fettig aussehen-
den Masse bestehend. Diese Massen wurden mit starken Säuren, na-
mentlich concentrirter Essigsäure, sodann mit A etiler behandelt, ohne
dass sie ihr Aussehen veränderten.* Diesen Fall rechne ich zu den
Füllen der ersten Eeihe.
b) Die Fälle der 2. Reihe gehören unter die ophthalniologischen
Seltenheiten. Die betroffenen Individuen standen fast ausnahmslos im
Greisen alter und die meisten wurden auf beiden Augen (manche erst
nach mehrjähriger Zwischenzeit) ergriffen. Die Trübung wurde zumeist
in Augen vorgefunden, welche weder früher noch zur Zeit der
Vorstellung (wegen Sehstörung) Zeichen innerer Erkrankung dar-
boten, in einigen war wohl Entzündung im Uvealtractus, doch ohne
erhebliche Schädigung der Form und der Function des Auges, früher
vorhanden gewesen. — Die Trübung zeigt nicht nur anfangs sondern
auch in den weiter vorgeschrittenen Fällen eine ins Graugelbe oder
Graubraune spielende Farbe, ein feinkörniges Aussehen und eine
glatte Oberfläche (selten etwas matt, noch seltener ein wenig höckerig).
Unter der Loupe sieht man sie aus dicht aneinander gedrängten licht-
grauen und einzelnen schwarzen (dunklen) Punkten zusammengesetzt;
weisse Punkte oder Flecke scheinen erst später aufzutreten. Nach
Nettleship2) beginnt die Trübung manchmal in der Mitte (der ge-
nannten Zone), manchmal an einem oder an beiden Enden. In ersterem
Falle breitet sie sich nach beiden Seiten aus und bleibt im Centrum am
intensivsten, während sie gegen die Enden hin schmäler und minder
intensiv erscheint. Wenn die Flecke au den Seiten anfangen, so nähern
sie sich einander und lassen oft noch lange Zeit eine Lücke im Centrum
frei, besonders nach oben. A. von Graefe"), welchem die älteren Beob-
') Centralblatt für Augenheilkunde von Hirschberg, Jänner 1879.
-) Knapp und Hir schberg. Archiv f. Augenheilkunde IX, b. nach einem
im April 1879 in der Medico-Chirurgical Society zu London gehaltenen Vortrage.
M Archiv für Ophthalmologie XV. c. p. 139.
184 Hornhaut.
acMungen von Dixon, Bownian imd Walton entgangen zu sein
scheinen, obwohl sie auch in Makenzi.e's Maladies de l'oeil1) angeführt
sind, hat den Verlauf der Krankheit, wenn die Trübung von der Nasen-
und Schläfenseite ausgeht, in meisterhafter Weise geschildert. Ich habe
sie in einem Stadium, wo die Trübung beim blossen Anblicke mit freiem
Auge noch nicht auffiel, bei einer 49 Jahre alten Frau bemerkt, als
das Auge, welches au hinteren Synechien litt, bei focaler Beleuchtung
untersucht wurde. „Wenn die Patienten wegen Blendung oder wegen
Abnahme der Sehschärfe ärztliche Hilfe suchen, so findet man neben
vermehrter Reizbarkeit gegen Licht eine eigenthümliche Mattigkeit der
Cornea, sowohl gegen den medialen als temporalen Rand in der Form
zweier, nach dem Hornhautcentrum hiu unvollkommen geschlossener
rechteckiger Partien, deren obere und untere Ränder sich derart ent-
sprechen, dass man sie nur durch den mittleren Hornhautbezirk ver-
längert zu denken braucht, um eine transversale bandförmige Trübungs-
figur zu erhalten." „Die Inteusität, am stärksten gegen die austossende
Hornhautgreuze. sodann gegen den oberen und unteren Trübungsrand,
nimmt gegen das Hornhautcentrum hin ab und geht hier allmälig in
transparente Hornhaut über. Die Epithelialfläche ist meist glatt." „„Ganz
allmälig nimmt die Saturation zu und es wachsen sich die beiden
Trübungsstellen entgegen. Obwohl die Trübung auch dann noch gegen
die Räuder hin „(oben, unten, nächst dem Hornhautraude)" am inten-
sivsten zu sein pflegt, so wird doch die Sättigung mehr und mehr
gleichmässig."" Aus Grae fe*s colorirten Abbildungen ersieht man, was
Nettleship besonders hervorhebt, dass zwischen der Trübung. und dem
Corneoskleralfalze ein schmaler Streifen (wie beim Arcus senilis) frei
bleibt, dass ein«elne Körneraggregate oben oder unten wohl auch über
die Gürtelzone hinausgreifen können, und dass die Breite der Zone (der
Höhendurchmesser des theihveise oder durchaus getrübten Gürtels) schon
in früheren Stadien dieser Affection auffallend gross ist. Der untere Rand
entspricht durchschnittlich dem freien Rande des unteren Lides bei
massig gesenkter Blickebene. (VergL Pteryg. und Pinguecula.)
Abgesehen von der kleinen Differenz zwischen den Angaben von
Graefe und den Beobachtern in England, dass die Trübung auch vom
Centrum ausgehen und nach den Enden hin schmäler und minder intensiv
erscheinen könne, gehen nur die Ansichten besonders bezüglich der
Prognose und der Therapie wesentlich auseinander. Während Graefe
') Makenzie Maladies de l'oeil. trad. par Warlomont et Testelin, Bruxelles
1857, II. pag. 154.
Trübungen. 185
behauptet, die von ihm geschilderte Eornhautaffection könne an und
für sich den Anstoss zu Drucksteigerung (Glaukom) oder zu Iritis mit
nachfolgender Drucksteigerung (Secundärglaukom) geben, daher man
schon frühzeitig eine ausgiebige [ridektomie vornehmen solle, betrachten
die Engländer diese Cornealaffectiou als ein für den Uvealtractus nicht
gefährliches Leiden und empfehlen die bereits 1848 von Dixon, 1849
von Bowman mit günstigem und bleibendem Erfolge geübte Abrasio
corneat*, und sie beobachteten weder in den nicht operirten noch in
deu operirten Augen den Ausbruch von Glaukom, trotzdem die Beob-
achtung solcher Augen lauge (mitunter viele Jahre) fortgesetzt wurde.
Dixon stiess, nachdem er das Epithel vom Centrum vorsichtig abge-
kratzt hatte, auf eiue dünne Lage einer harten Substanz, welche mit
dem Hornhautgewebe vereint war und nur in kleinen Schollen abge-
tragen werden konnte, worauf die darunter befindliche Cornealsubstanz
ganz rein erschien. Der Schmerz stillte sich bald nach dem Einträufeln
von Ricinusöl, und schon nach 14 Tagen war die wunde Stelle mit
Epithel überzogen und vollkommen durchsichtig. Die abgetragene Schicht
enthielt kohlensauren Kalk und phosphorsauren Kalk und Magnesia.
Der von Bowmau Operirte konnte mit dem linken Auge Perlschrift
lesen. Dreieinhalb Jahre nach Bowman's Operation war die aufge-
klärte Partie der Cornea vollständig klar geblieben. (Med. Times and
Gaz. 1852 B. II, pag. 2G4, nach Nettleship 1. c.)
4. Dieser Zustand ist nicht zu verwechseln mit Blei-I ncrusta-
tionen. nach Anwendung von Bleimitteln bei Hornhautgeschwüren,
mit Kalkablagerungen in alten Hornhautnarben oder in pannösen Horn-
häuten (Vgl. pag. 34). Nach Abtragung derselben kann das Resultat
bezüglich des Sehvermögens verschieden sein, je nach der Tiefe des
Sitzes dieser Ablagerungen.
5. Die Trübung, welche sich iu Folge von Pannus durch
Umwandlung des Exsudates iu Bindegewebe (vide pag. 33) ent-
wickelt hat, lässt weiter keine vollständige Aufhellung erwarten. Durch
das Einstreichen einer Salbe aus 0,15—0,25 weissem Präcipitat und
5,00 Ung. anglic. alburn lässt sich in manchen Fällen n >ch einige Bes-
serung erzielen. Die Hervorrufung einer acuten Bindehautblennorrhoe
(pag. 57) gibt, nach den (wenigen) Versuchen, die ich damit gemacht,
keine sichere Aussicht auf Beseitigung dieser Veränderung.
6. Die Trübung, welche durch einwärts gewendete Wimpern
hervorgerufen wurde, lässt keine völlige Aufhellung mehr zu, sobald sie
entweder zu schwieliger Epithel verdickung (pag. 122) oder zu Trübung
und Gefässentwicklung in der Cornea geführt hat. Die schwielige Epi-
186 Hornhaut.
thelverdickung präsentirt sich so, als ob auf der betreffenden Stelle ein
Stückchen Seidenpapier (grauweiss und matt) haftete.
7. Ueber die nach interstitieller Keratitis zurückbleibenden
Trübungen wurden die prognostischen Momente bereits pag. 112, dann
117 und 120 gegeben.
8. Dass nach jedem Homhautabscesse eine unheilbare Trübung
zurückbleibe, wurde pag. 165 angeführt.
9. Die Trübungen nach Hornhautgeschwüren sind die häufig-
sten und mannigfaltigsten und erheischen deshalb eine nähere Bespre-
chung, obwohl die leitenden Grundsätze zur Beurtheilung ihres Ver-
haltens bereits bei der Lehre von den Geschwüren und deren Folgen
(pag. 131 — 142) angegeben wurden.
Bei einer nach einem Geschwüre aufgetretenen Trübung
muss man zunächst zu ermitteln suchen, ob dieselbe frisch (seit relativ
kurzer Zeit bestehend) oder alt sei. Frische Trübungen erscheinen ge-
wöhnlich grau, etwas matt, wohl auch noch etwas flacher; alte Trübungen
erscheinen spiegelglatt, durchaus oder doch, wenn sie in der Mitte sehr
saturirt sind, an den Rändern bläulichweiss. Bei frischen Trübungen kann
man, wenn sie sehr satutirt sind oder doch verwaschene Ränder zeigen,
noch auf allmälige Aufhellung (Verkleinerung) rechnen, um so mehr,
wenn das Auge noch stark im Wachsthum begriffen ist, also ganz be-
sonders bei Neugeborenen. Je älter eine wenn auch vielleicht nur bei
focaler Beleuchtung deutlich erkennbare Trübung ist, desto wahrschein-
licher ist es, dass die überhaupt mögliche Aufhellung bereits die äusserste
Grenze erreicht hat. — Es ist eine längst bekannte Thatsache, dass es
Fälle gibt, wo man von einem vorausgegangenen Hornhautgeschwüre
keine Spur mehr aufzufinden vermag, und dass in vielen Fällen die
vorgefundene Trübung relativ zur Tiefe, besonders aber zum Flächen-
masse des vorausgegangenen Geschwüres auffallend gering ist. Nach
Blennorrhoea neonatorum, welche nicht nur zu Durchbrach der Cornea
sondern auch zu Centralkapselstaar geführt hat, kann die Cornealtrübung
selbst so geringfügig sein, dass man sie leicht übersehen kann, wenn
man nicht die focale Beleuchtung zu Hilfe nimmt.
Diese Umwandlung vollzieht sich immer nur in Monaten, in Jahren,
und ohne jedes Zeichen von Reizung, während die Ausfüllung der
Grube meistens in Zeit einiger Wochen oder Monate beendet erscheint.
Diese Umwandlung erfolgt in vielen Fällen (immer?) von selbst, ohne
Anwendung irgend welcher Mittel, besonders bei jugendlichen Individuen.
Sie erfolgt aber nie an Stellen, welche nach Monate langem Bestände
eine ungenügende Ausfüllung (Abschliff) oder welche gleich nach der
Trübungen. 187
Ueberkleidimg mit Epithel eine Hervorragung zeigen, soi es wogen
excessivor Bildung der Ersatzmasse und <\t'* Epithels, sei es wegen
Vordrängung der Descemet] (nach Keratokele, nach Keratektasia ex
ulcere). Sie erfolgt nie an den Stollen, wo die Descemeti geborsten
(oder durchtrennt worden) war, wo vorderer Centralkapselstaar, vordere
Synechie oder Einheilung von Irispigment in der Cornea auf vorausge-
gangenen Durehbruch hindeuten. Flecke mit scharfer Begrenzung, wenn
auch von einem lichteren und verwaschenen Bande umgeben, gestatten
die Aussicht auf Aufhellung gar nicht oder höchstens im Bereiche dieser
Umgehung. Wenn sich in einer älteren Trübung des in Rede stehenden
Ursprunges Punkte oder Flecke zeigen, welche wie Fett- oder Kalkab-
lagerung aussehen, oder wenn sich darin ohne äussere Veranlassung
und ohne Reizzufalle Gefassentwicklung wahrnehmen lässt, so ist auf
eine weitere Aufhellung sicher nicht mehr zu rechnen. Diese Momente
sind jedenfalls zu berücksichtigen, Wenn man ein Urtheil über die Zu-
kunft eines so geschädigten Auges abzugeben hat.
Bezüglich der Hornhauttrübungen überhaupt und besonders der
durch Geschwüre herbeigeführten muss aber, wenn sie im Bereiche der
Pupille sitzen oder in dasselbe hineinreichen, überdies deren Einfluss
auf die Function des Auges wohl in Erwägung gezogen werden.
Es kommt hier nicht blos die Ex- und Intensität der Trübung,
sondern auch die Wölbung der Oberfläche und die Gleich- oder
Ungleichartigkeit der Lichtbrechung in den verschiedenen
Lagen der Cornea neben- und hintereinander in Betracht. Halten wir
uns gegenwärtig, dass zum Deutlichsehen eines Objectes nicht nur die
Vereinigung der von einem Punkte in das Auge gelangenden Strahlen
auf der Stäbchen- und Zapfenschicht in einem Punkte, sondern auch
eine gewisse Helligkeit des Netzhautbildes und ein gewisser Unterschied
in der Helligkeit des Bildes und der Beleuchtung der dasselbe umge-
benden Netzhaut gehört, so werden wir leicht begreifen, in welcher
Weise eine Trübung in dem genannten Areal schaden kann.
Wenn eine Stelle intensiv getrübt (undurchsichtig) ist, so kann sie
von dem Lichte, welches von einem Objecto zur Netzhaut gelangen
sollte, so viel zurückwerfen, dass der durchdringende Theil, selbst
wenn er regelmässig gebrochen würde, nicht hinreichen würde, ein ge-
nügend helles Bild zu erzeugen. Nimmt eine undurchsichtige Trübung
nur einen aliquoten Theil des vor der Pupille gelegenen Hornhautareales
ein, z. B. die Hälfte, ein Drittel, während der übrige Theil normal ist,
so kann, richtige Einstellung des dioptrischen Apparates vorausgesetzt,
ein deutliches Netzhautbild entstehen, dessen Helligkeit jedoch um jenen
188 Hornhaut.
Tlieil (die Hälfte, ein Drittel) geringer ausfallen wird. In solchen Fällen
tritt oft eine Art Correction allmälig dadurch ein, dass die Pupille
habituell etwas grösser bleibt (vorausgesetzt, dass daneben nicht zugleich
Aulass zu Bleudung — wovon später -- gegeben ist.
Wenn eine trübe Stelle im Pupillarbereiche stark durchscheinend
oder halbdurchsichtig ist, so hält sie zwar weniger Licht ab, aber
von dem durchgelasseueu wird ein mehr weniger grosser Theil diffuu-
dirt. Durch beide Momente wird zunächst die Helligkeit des Netzhaut-
bildes beeinträchtigt. Die Walirnehmuug des Objectes vermöge dieses
Bildes wird aber überdies dadurch geschädigt, dass durch das diffuse
Licht, welches von der Trübung wie von einer mattgeschliffenen Glas-
tafel nach allen Kegionen des Augenhintergrimdes ausstrahlt, der Con-
trast des Netzhautbildes zur Beleuchtung der dasselbe umgebenden
Netzhautpartien mehr weniger abgeschwächt wird. Die Erleuchtung des
Augenhintergrundes, welche das Wahrnehmen des Objectbildes erschwert
und zugleich das bekannte Gefühl der Blendung hei' vorruft, erweist sich
um so mehr störend, je mehr Licht von äusseren Objecten, welche das
zu sehende umgeben, auf die durchscheinende oder halbdurchsichtige
Hornhaut geworfen wird.
"Wenn wir bei focaler Beleuchtung mit künstlichem Lichte, allenfalls einer
Kerzenflamme, eine leichte Cornealtrübung, z. B. die Narbe nach einer Keratonyxis,
deutlich sehen, die wir bei hellem Tageslichte nicht sehen konnten, so wird die
Wahrnehmung des an sich sehr wenig hellen Netzhautbildes offenbar nur dadurch
vermittelt, dass der Augenhintergrund des Beobachters unter diesen Verhältnissen
durchaus beschattet ist und nur die Macula lutea Licht von der beleuchteten
Scheibe erhält, in welcher jener trübe Punkt der Cornea sitzt. — Beim Albino ist
die Beschattung des Augenhintergrumh-s wegen des geringeren Pigmentgehaltes im
Uvealtractus eine mangelhafte, daher besteht mehr weniger Blendung und Herab-
setzung der Sehschärfe. Die zu wenig dunkle Umhüllung des Glaskörpers (Iris, Ciliar-
körper) lässt eben mehr weniger Lieht durch und verbreitet es durch Diffusion
über die ganze Netzhaut.
Halbdurchsichtige, oft mit freiem Auge gar nicht oder nur
bei focaler Beleuchtung sichtbare Hornhauttrübungen kön-
nen die Sehschärfe durch unregelmässige Brechung des durchge-
lassenen Lichtes beeinträchtigen, entweder wegen abnormer Krümmung
oder wegen verschiedeneu Lichtbrechuugsvermögens der Cornea im
Bereiche des Pupillargebietes. Wenn man an Cadavern mit solchen
leichten Hornhautflecken das Epithel abschabt, so kommen nicht selten
seichte Gruben mit unebener Oberfläche zum Vorschein, wo mau solche
nach dem Aussehen der Oberfläche gar nicht vermuthet hatte. In welcher
Weise man gegebenen Falles nachweisen könne, dass unregelmässige
Trübungen. 189
Brechung seitens der Cornea als Mit Ursache der vorgefundenen Herab-
setzung der Sehschärfe zu betrachten sei, soll bei Besprechung der
Refractionsanomalien, speciell des imregelmässigen Astigmatismus an-
gegeben werden. Mau braucht zu diesem Nachweise die Handhabung
des Augenspiegels ').
Um die weiteren Polgen centraler Hornhauttrübungen
zu würdigen, muss man auch den Zustand des zweiten Auges be-
züglich seiner Functionstüchtigkeit und das Alter des Individuums (zur
Zeit der Erkrankung des Auges) berücksichtigen.
Ist auf einem Auge eine centrale undurchsichtige Trübung mit
oder ohne partielle Iriseinheilung (Leucoma adhaerens vel simplex) vor-
handen und dabei das andere Auge blind, so kann es vorkommen, dass
der Kranke nicht die Macula lutea, sondern eine excentrisch gelegene
Partie der Netzhaut zum Betrachten der Objecto verwendet, weil er
eben nur noch neben dem Flecke vorbei durch die Pupille hinrei-
chend Licht bekommt. Besteht dieser Zustand von früher Jugend an,
so ist der Kranke auch dann, wenn ihm durch Anlegung einer künst-
lichen Pupille das directe Sehen möglich gemacht wurde, zur Schief-
haltung des Auges gezwungen, weil eine seitlich gelegene Netzhaut-
partie durch langjährige Uebung ein besseres Perceptionsvermögen er-
langt hat, als die durch Anopsie (wovon später — ) amblyopisch ge-
wordene centrale. Gestattet der Zustand des zweiten Auges ein gutes
oder doch relativ besseres Sehen, so kann das leukomatöse oder auch
blos maculöse Auge wohl auch abgelenkt werden, aber nicht, um
neben dem Flecke vorbei zu sehen, sondern nach den für Strabismus
- wovon später - - geltenden Gesetzen, und es betheiligt sich dann
dieses Auge nicht am directen, möglicherweise aber doch am indirecten
Sehen (Erweiterung des Sehfeldes).
Ist das zweite Auge bezüglich der Functionstüchtigkeit im Vor-
theile, (wegen mangelnder oder minder ungünstiger Trübung, wegen des
Refractionszustandes, wegen günstigerer Verhältnisse der Netzhaut etc.)
so kann das getrübte Auge beständig oder nur bei einem gewissen Ab-
stände und einer gewissen Grösse der Objecte sich an dem gemeinschaft-
lichen Sehacte betheiligen, oder es wird von diesem ganz ausgeschlossen.
In dem einen, wie in dem anderen Falle kann das getrübte Auge durch
') Der Kürze des Ausdruckes wegen nennt man undurchsichtige Hornhaut-
trübungen gewöhnlich Leukomata, halbdurch sichtige Maculae seu Nubeculae. Sehr
oft hat ein Leukoma eine maculöse Umgehung und mitunter geht ein Leukoma mit
der Zeit ganz oder theilweise in eine Macula über.
190 Hornhaut.
Lichtdiffusion das Gefühl der Blendung hervorrufen, welches die Kranken
durch Verengerung oder Verschluss der Lidspalte zu belieben suchen, so-
bald sie stärkerem Lichte ausgesetzt sind oder etwas genauer sehen
wollen.
Die beständig oder nur behufs besserer Function des anderen Auges
eintretende Ausschliessung vorn gemeinschaftlichen Sehacte erfolgt ge-
wöhnlich unter gleichzeitiger Ablenkung des minder funetionstüchtigen
Auges von den zu fixirenden Objecten (Schielen), kann aber auch bei
scheinbar richtiger Stellung der sagittalen Achse oder bei kaum merk-
licher Ablenkung (nach aussen) vorhanden sein. Näheres hierüber kann
erst bei der Lehre vom Schielen vorgebracht werden.
Wenn die beständig oder doch bei genauerem Betrachten feiner
Objecte stattfindende Ausschliessung des einen Auges vom gemeinschaft-
lichen Sehacte aus dem in Eede stehenden (oder auch aus einem anderen)
Grunde von den ersten Lebensjahren an (nach Blennorrhoea neona-
torum, auch Conjunctivitis scrofulosa) besteht, so findet man das ausge-
schlossene Auge einem gewissen Grade von Herabsetzung der Sehschärfe
verfallen, welche mau in Ermanglung eines besseren Ausdruckes als
Am Myop ia ex anopsia bezeichnet. Wir werden auf das Vorhandensein
dieser Ursache geführt, wenn wir für den hohen Grad der Herabsetzung
der Sehschärfe einen hinreichenden Grund weder im dioptrischen Appa-
rate noch in sichtbaren Veränderungen der Netzhaut (der Papilla n.
opt.) vorfinden, und wir erhalten die Bestätigung dieser Supposition,
wenn es -- Geduld und Ausdauer seitens des Patienten vorausgesetzt —
gelingt, durch methodische Separatübung dieses Auges dessen Sehschärfe
allmälig zu verbessern. Wir dürfen übrigens bei diesem Zustande
nicht vergessen, dass Trübungen, welche im 1. oder 2. Lebensjahre
wenigstens im Centrum undurchsichtig waren, im 5. oder 6. Jahre be-
reits halbdurchsichtig oder kaum wahrnehmbar sein können.
Centrale Hornhauttrübungen, besonders halbdurchsichtige, können
Kurzsichtigkeit vortäuschen, aber auch, im Vereine mit anderen Mo-
menten (jugendlichem Alter, emmetropischem Bau, uuzweckmässiger Ver-
wendung der Augen) allmälig einleiten. Bei Aufrechthaltung des bino-
culären Sehens kann auch unilaterale Hornhauttrübung den Anstoss zur
Verlängerung des Bulbus in sagittaler Richtung (Achsenmyopie) geben,
wie wir bei der Lehre von der Myopie sehen werden. Indem die Horn-
hauttrübung, abgesehen von der Diffusion, einen1 aliquoten Theil der
Lichtstrahlen, welche von einem Objecte zur Netzhaut gelangen sollten,
abhält, wird der Kranke veranlasst, behufs Erhaltung eines helleren
Netzhautbildes das Object näher zu halten, demnach für grössere Nähe
Trübungen. 101
zu accommodiren und zu convergireu. Stärkere Beleuchtung des ( )bjectes
würde der Netzhaut zugleich mehr diffuses Licht zuführen und die Blen-
dung vermehren. Da sich die Menge des Lichtes, welches von einem
leuchtenden Punkte auf die Cornea gelangt, umgekehrt wie die Quadrate
der Entfernung des leuchtenden Punktes von der Cornea verhält, macht
sieh begreiflicher Weise der Ausfall von Lichtstrahlen vermöge der Ab-
haltung durch die Trübung um so mehr geltend, je weiter die Objecte
entfernt sind. Die beim Fernblick eintretende Erweiterung der Pupille
kann den Ausfall nicht compensiren, weil dann die Blendung sich mehr
geltend macht, nicht nur vermöge der Erweiterung der Pupille, sondern
auch vermöge der stärkereu Beleuchtung der trüben Stelle durch die
um das zu fixirende Object herum befindlichen Gegenstände (Das Fir-
mament, terrestrische Gegenstände). Sofern das Auge im Stande ist, ver-
möge jugendlichen Alters auch beim Fernblick einen erhöhten Brech-
zustand anzunehmen, schwache Concavgläser zu überwinden und hiemit
zugleich die Pupillen etwas zu verengern, könnte man sich verleiten
lassen, solche Augen wirklich für kurzsichtig zu halten. Daher kann die
Frage, ob ein solches Auge kurzsichtig sei, streng genommen nur durch
die Bestimmung des Refractionszustandes mittelst des Augenspiegels
entschieden werden.
Bilaterale Hornhauttrübungen, in den ersten Lebensjahren ent-
standen, können so gut wie andere Abnormitäten, welche hochgradige
Sehstörung beider Augen setzen, jene oscillirenden oder rotatorischen
Bewegungen der Bulbi herbeiführen, welche unter dem Namen Nystag-
m u s bekannt sind. Sie bestehen während des wachen Zustandes entweder
ununterbrochen fort oder treten nur (oder doch stärker) beim Versuche,
etwas genauer zu sehen, in die Erscheinung.
Behandlung. Die Frage, ob man bei Trübungen, welche sich nicht
sofort als persistent charakterisiren (pag. 187), etwas thun könne, um
ihre Elimination zu bewirken oder doch zu beschleunigen, hisst sich
vorläufig noch nicht bestimmt beantworten. Der Skeptiker kann bei jeder
Aufhellung, welche unter Anwendung von Medicamenten beob-
achtet wurde, immerhin behaupten, dieselbe würde auch ohne Behand-
lung erfolgt sein. Wenn man aber bei Trübungen, welche nach Ge-
schwüren entstanden sind, die Möglichkeit des Nutzens medicamentöser
Behandlung deshalb negiren will, weil diese Trübungen als Narben zu
betrachten seien, so überträgt man einen Begriff, der uns von der Cutis
und von den Schleimhäuten her geläufig ist, ohueweiters auf einen
Vorgang nach Substanz Verlusten in der Cornea, welcher von der Nar-
benbildung in den genannten und in anderen Weichgebilden sehr ver-
192 Hornhaut.
schieden sein kann. Das Ersatzgewebe, welches Substanzlücken in der
Cornea ausfüllt, mag sich in vielen Fällen wie einfaches Binde- oder
Narbengewebe verhalten und somit nach seiner Ausbildung weiter keiner
Veränderung fähig sein; sicherlich ist das aber nicht bei allen durch
Ersatzgewebe gebildeten Trübungen der Fall, weil sonst die oft nach
Jahren noch sichtbar fortschreitende Aufhellung ohne Form Veränderung
(Abplattung) unbegreiflich wäre. Die Ausfüllung der Grube (des rein
gewordenen Geschwüres) erfolgt allem Anscheine nach dadurch, dass
durch Auswachsen der Hornhautzellen Fibrillen gebildet werden, welche
sich von den normalen vielleicht nur durch geringere Dicke und min-
dere Durchsichtigkeit untei scheiden. Je weiter aber die früher gebildeten
Faserlagen von dem normalen Gewebe, das wir als Matrix bezeichnen
können, entfernt zu liegen kommen, desto mehr können sie dem umbil-
denden Einflüsse desselben entzogen werden. Denken wir uns in der
beistellenden Figur ab als die
Begrenzungslinie eines mulden-
förmigen Geschwüres, und cd
als die Begrenzungslinie der
nächstgebildeten Lage von Er-
satzgewebe, so wird die Lücke von ,ef möglicherweise gar nicht oder einfach
von Bindegewebe, oder auch blos von Epithel, welches vom Rande ab
nach cd und ef vorgerückt ist, ausgefüllt werden. Wirkliche Horuhautnar-
ben (nach Wunden) erweisen sich schon kurze Zeit nach dem Abklingen
der Reactionserscheinungen als vollkommen stationär, und eine wirkliche
Narbe zur Aufhellung gebracht zu haben, hat sich wohl noch Niemand
gerühmt. Immer waren es nur halbdurchsichtige Trübungen (Maculae oder
maculöse Randtheile von Leukomen), welche als einer medicamentösen
Behandlung zugängig erklärt wurden. - - Wenn Avir sehen, dass an der
Stelle, wo ein z. B. 3 Mm. grosses Geschwür sass, zunächst eine eben
so grosse Trübung auftritt und nach allmäligem Dünner- und Kleiner-
werden schliesslich nur an einer etwa 1 Mm. grossen Stelle noch wahr-
genommen werden kann, so müssen wir annehmen, dass allmälig an
die Stelle des undurchsichtigen Ersatzgewebes wenigstens theilweise
durchsichtiges geliefert wurde, offenbar durch die Thätigkeit derselben
Zellen, welche das Ersatzgewebe lieferten. Dann ist es aber wohl auch
denkbar, dass diese Thätigkeit durch eine methodische Behandlung
angeregt, unterstützt, beschleunigt werden könne. Alle zur Aufhellung
augewendeten Mittel wirken mehr weniger reizend. Man hat recht gut
baobachtet, dass die hervorzurufende Reaction einen gewissen Grad
erreichen müsse aber auch nicht überschreiten dürfe, und dass bei
Trübungen. 1 93
Längerer Behandlung ein gewisser Wechsel der Mittel sich erspriesslich
erweise. Einen analogen Vorgang scheu wir bei der chronischen Binde-
hautblennorrhoe an den Infiltraten, welche, sich selbst überlassen, wohl
auch von selbst verschwinden können, sicherer jedoch und schneller
unter methodischer, die jeweilige Reaction wohl berücksichtigender An-
wendung verschiedener Reizmittel (Cuprura sulfuricum, Argentum
nitricum, Scarificationen etc.) oder durch eine mittelst Impfung hervor-
gerufene acute Entzündung beseitigt werden. Auf raschen Erfolg kann
man da wie dort nicht rechnen, und es scheitern eben viele Heilver-
suche durch den Mangel an Ausdauer seitens der Patienten. — In jedem
Falle ist es nöthig, die Sehschärfe bei einer und derselben Beleuchtung
zu Anfang der Cur und dann in Zwischenräumen von 4 bis 8 Wochen
vorzunehmen.
Als Mittel zur Aufhellung sind empfohlen worden: a) ölige
Mittel: Liquamen hepatis mustelae fluviatilis (Aalrutenleberöl), Oleum
jecoris aselli, Ochsen- oder Fischgalle, Nussöl, Wachholderöl, Terpenthinöl
(mit Oleum olivarum), täglich 1—2 mal einzuträufeln; b) wässerige
Lösungen: Extr. cicutae, Extr. chelidonii oder Extr. aloes aquosum
(je 10 auf 100), Tiuct. opii crocata, anfangs verdünnt, später rein,
schwache Lösungen von Sublimat, Salmiak, Borax, Baryta muriatica.
Kali carbouicum; c) Mittel in Salben form: rother Präcipitat, gelbes
Quecksilberoxyd, Jodkalium; d) Pulver: fein gepulvertes Glas, Natrum
muriaticum mit Lapis eanerorum, Weinstein und Zucker mit Pulv. oss.
sepiae, Borax mit Limatura stanni alkoholis. und Zucker, vorzüglich
Calomel oder mit Zucker gemischter rother Präcipitat. (Viele andere
Mittel hndet man in Beer's Lehre von den Augenkrankheiten, Wien 1817,
Rosa's Handbuch, Wien 1830, Himly Krankh. und Missbiklungen
Berlin 1843). Am häutigsten habe ich bei frischen Fällen zunächst Tinctura
opii crocata, dann Calomelinspersionen und die Salbe von rothem Prä-
cipitat oder gelbem Quecksilberoxyd, bei älteren Oleum jecoris aselli,
Oleum terebinthinae cum oleo olivarum oder eine Salbe von Jodkalium
mit etwas Kali carbonicum verwendet. (Vergl. Krankheiten des Auges,
I. B. Prag 1851.)
Bei halbdurchsichtigen Trübungen im Pupillarbereiche,
welche also mehr durch Lichtdiffusion als durch Abhaltung von Licht-
strahlen dem Erkennen kleiner Objecte hinderlich werden, können die
von Donders ') empfohlenen st enopäi sehen Brillen wesentliche
Dienste leisten. Indem man eine an der coneaven Fläche geschwärzte
') Archiv für Ophthalmologie I. B. a, pag. 266.
T.Arlt. Krankh. des Auges. 13
194 Hornhaut.
und matte Schale, welche sich ringsum an den Orbitalrand anschmiegen
kann und in der Mitte mit einer kleinen Oeffnung (circa 2 Mm. Durch-
messer) versehen ist, so nahe als möglich vor der Hornhaut halten
lässt (mit einer elastischen Schnur befestigt), wird das diffuse Licht,
welches von seitlich gelegenen Objecten stammt, abgehalten und somit
die Erleuchtung der Netzhaut rings um die Macula lutea auf ein Mini-
mum reducirt, während die Menge des von dem zu sehenden Objecte
zur Netzhaut gelangenden regelmässig gebrochenen Lichtes noch hin-
reichend ist, diese zu erregen. Zugleich erweitert sich die Pupillle ent-
sprechend der geringeren Lichtmenge und werden Zerstreuungskreise,
wenn solche wegen ungenauer Einstelluug des dioptrischen Apparates
stattfinden, um so kleiner, je enger die Oeffnung im Diaphragma ist.
Es findet indes dieses Auskunftsmittel bei solchen unheilbaren Trübun-
gen nur eine sehr beschränkte Anwendung, weil mit seinem Gebrauche
stets eine mehr weniger beträchtliche Einengung des Sehfeldes verbun-
den ist. Aber zum Lesen, Schreiben u. dgl. kann es manchem Unglück-
lichen doch sehr willkommen sein.
Die Versuche, Hornhauttrübungen auf operativem Wege zu
entfernen, sind nur bei Incrustationen ohne Gefahr und mit Aus-
sicht auf Erfolg ausführbar. Handelt es sich um eine gürtelförmige
Trübung an einem sonst gesunden Auge (pag. 183), so kann man
nach dem Vorgänge von Dixon und Bowinan wohl vom Abtragen
des Epithels und der incrustirten Membrana plastica anterior einen
günstigen Erfolg erwarten. Dasselbe gilt von oberflächlich gelagerten
Blei- und Kalkincrustationen (pag. 185), so wie von den ähnlichen
Ablagerungen bei Pannus (pag. 34), besonders wenn man vermöge des
jugendlichen Alters und der übrigen Beschaffenheit des Auges auf mehr
weniger gute Regeneration der abgetragenen Schichten rechnen darf. Hier
können auch die durch solche Ablagerungen unterhaltenen Reizzufälle
(wie ich gesehen) oder kosmetische Rücksichten die Anzeige geben, so-
fern man - in letzterem Falle — nicht Gefahr läuft, mehr als etwa
die Hälfte der Hornhautdicke fortnehmen zu müssen. Die Abtragung,
nur bei sicherer Fixiruug des Bulbus (in der Narkosis?) zu unternehmen.
lässt sich wohl am besten mit einem lanzenförmigen Messer ausführen,
welches man flach unter der Kruste so weit vorschiebt, als es die
Wölbung ohne tieferes Eindringen (in einem Zuge) gestattet; die dünne
Scholle lässt sich dann leicht mit einer dünnen Pincette fassen und von
dem Rande, wo sie noch haftet, mit einer Scheere abschneiden. Das
Auge muss hierauf 8—14 Tage unter \rerband gehalten werden. Dies
ist die sogenannte Abrasio corneae.
Trübungen. 1 95
Das Ausschneiden tiefer eindringender Trübungen1) und
das Auflösen derselben durch den negativen Pol des galvanischen
Stromes2) kann schon wegen der damit verbundenen Gefahr eitriger
Keratitis iiichl empfohlen werden.
Die Versuche, eine durchaus undurchsichtige Hornhaut zu exeidiren
and durch Transplantation der Cornea (eines Thier-, eines frisch
enucleirten Menscheuauges) zu ersetzen, sind trotz vielfältiger und
sinnreicher Modifikationen (seit mein- als 50 Jahren) insofern miss-
lungen, als die überpflanzte Hornhaut, auch wenn sie gut eingeheilt
geblieben, allmälig trüb wurde und schrumpfte. Wahrscheinlich ist auf
diesem Wege nichts zu erreichen. Die Geschichte der Keratoplastik
findel man bei Hippel. Arch. f. Ophth. XXIII. b, pag. 81.
Bei centralen Hornhauttrübungen, welche die ganz oder theilweise
offene Pupille verdecken und weder Aussieht auf spontane oder medi-
camentöse Aufhellung geben, noch auf operativem Wege ohne Ge-
fahr beseitigt werden können, hat man zu erwägen, ob es möglich
und wahrscheinlich sei. dass dem Kranken durch Anlegung einer
künstlichen Pupille, respective durch Erweiterung der bestehenden
(Iridektomie, Iridotomie) erheblicher Nutzen verschafft werde. Näheres
hierüber kann erst bei der Lehre über Pupillenbildung gegeben werden.
Hier sei nur noch bemerkt, dass in Fällen, wo nach Erweiterung der
bestehenden oder nach Etablirung einer randständigen Pupille Blendung
durch Trübung (Lichtdiffusion) zu besorgen steht, mau erst erwägen
müsse, ob nicht vermöge dieser unwillkommenen Nebenwirkung das
Auge vielleicht noch schlimmer als vorher daran sein werde, ob der
Gewinn einer Pupille hinter einer peripheren Zone der Cornea, deren
Wölbung und Durchsichtigkeit problematisch ist, den davon in Aussicht
gestellten Erwartungen werde entsprechen können, und ob vielleicht trübe
Stellen, welche durch Diffusion schaden, vor oder nach der Ptipillenbil-
dung durch Tättowirang werden unschädlich gemacht werden können.
Die schon zu Galenus Zeiten gekannte Tättowirung entstellender
Leukome wurde nämlich von Wecker3) auch zu dem eben genannten
Zwecke empfohlen und von mehreren Beobachtern mit Erfolg ausgeführt.
') Malgaigne in Cuviers annales d'ocul. T. XIII. Szokalski Revue med. chir.
1853. Decbr.
■) Crusell über den Galvanismus als ehem. Heilmittel, Petersburg- 1841.
Vergl. Makenzie Maladies de l'oeil. trad. par Warlomont et Testelin, T. II,
pag. 158.
3) Tatuage de la corne'e 1870, Union med. Mars, und Archiv für Augen- und
Ohrenheilkunde IL b, pag. 84.
13 *
106 Hornhaut.
Bei adhärirenden Leukomen, welche etwas stärker vorgewölbt sind (bei
etwas ektatischen Hornhautnarben) kann die auf die Tättowirung erfol-
gende .Reizung und Erweichung des Narbengewebes den Anstoss zu wei-
terer Ektasirung und zu Drucksteigerimg führen ; bei stark vascularisirten
Leukomen wird das Haften des Pigmentes leicht durch Blutung vereitelt.
Y. Abnorme Wölbung der Hornhaut.
Die Wölbung der Cornea, welche durchschnittlich auf einen Radius
von 8 Mm. zu beziehen ist, deren Krümmungsmittelpunkt demnach in
die Gegend des hinteren Poles der Krystalllinse zu versetzen sein würde,
kann ungefähr nach der Grösse und der Gestalt des Spiegelbildes taxirt
werden, welches ein Fenster bei einer bestimmten Entfernung auf der-
selben entwirft. Scheint die Wölbung einer Hornhaut von der Norm
abzuweichen, so braucht man nur das auf einer nahe daneben (gleich-
weit vom Fenster) befindlichen normalen Hornhaut entworfene Fenster-
bild damit zu vergleichen und es wird (wie ich aus Versuchen mit
kleinen Convexspiegeln weiss) nicht schwer sein, eine Diiferenz in der
Grösse zu erkennen, sobald der Krümmungshalbmesser nicht um weniger
als 1 Mm. differirt. Ebenso lassen sich schon sehr geringe AbAveichungen
einzelner Partien (in demselben Meridiane) als Abflachung oder Auf-
wölbung aus dem Grösser- oder Klcinerwerden des Spiegelbildes an der
betreffenden Stelle, also durch Formveränderuug des Spiegelbildes er-
kennen, wie schon bei der Lehre von den Geschwüren und den Trü-
bungen der Hornhaut angedeutet wurde. Nur wenn es sich bei voll-
ständiger Durchsichtigkeit einer Hornhaut um die genaue Bestimmung
des Refractionswerthes einer Wölbuugsanomalie handelt, wird die Unter-
suchung mit dem Ophthalmometer noth wendig.
Wer noch nicht geübt ist, kann eine normal gewölbte Cornea
leicht für flacher oder für gewölbter halten, wenn die Basis derselben
etwas kleiner ist (nicht selten bei hochgradiger Hypermetropie) oder
etwas grösser (bei hochgradiger Myopie), besonders wenn die Iris in
toto der Cornea näher oder ferner liegt, die Kammer deshalb seichter
oder tiefer ist. Als selbständige Erkrankung der Cornea mit Veränderung
der Wölbung und nicht als Folge anderweitiger Erkrankung oder Miss-
bildung des Auges (Keratektasia ex ulcere, ex panno, Buphthalmus -
Applanatio vel Rhytidosis corneae, Mikrophthalmus) kommt hier nur zur
Betrachtung der
Keratoconus.
Die kegelförmige Verbildung der Hornhaut, früher wohl auch als
Staphyloma pellucidum bezeichnet und mit der Keratektasia ex panno
Keratocoiras. 107
(pag. 33) vel ex ulcere (135) zusammengeworfen, gibt sich im Beginne
dem Kranken zunächst durch Sehstörung wie bei Kurzsichtigkeit, später
auch durch Schlechtseher] in der Nähe und durch mangelhafte Orientirung
kund. Der Umgebung <\ex Krauken fällt nicht selten ein eigenthümliches
Funkeln, ein fremdartiges Glänzen solcher Augen auf. Sobald man beim
Nachforschen nach der Ursache der vermeintlichen Kurzsichtigkeit die
Cornea besichtigt und das Spiegelbild eines einige Meter entfernten
Fensters nach und nach auf verschiedene Partien der Oberfläche fallen
lässt, findet man dasselbe durchaus oder doch gegeu das Centrum hin
verzerrt. Iu der ersten Zeit der Entwicklung bekommt man den Eindruck,
als ob die centrale Partie der vollkommen durchsichtigen und glänzenden
Hornhaut hügelförmig aufstiege, während die 2 — 3 Mm. breite Randzone
kaum merklich von der normalen Wölbung abweicht. Nach und nach
pflegt die ganze Hornhaut die Form eines Kegels (Zuckerhutes) anzu-
nehmen, dessen abgerundete Spitze oder Kuppe so ziemlich oder genau
dem Centrum entspricht und dessen Mantel gewöhnlich geradlinig von
der Peripherie her zur Kuppe ansteigt. Ausnahmsweise ist die Form der
Cornea nicht kegelförmig, sondern es erhebt sich inmitten einer wenig
ansteigenden Randzone eine mehr kugel- als kegelförmige Aufwölbung.
(So sah ich es bei einem blödsinnigen schwächlichen Mädchen von
22 Jahren, dessen Mutter angab, das Augenleiden müsse angeboren
sein, die Augen hätteu immer wie „gläsern" ausgesehen.) — Sowohl
der Grad als die Form lässt sich bei der Ansicht von der Seite her
annähernd bestimmen. Die ophthalmometrische Messung ergibt meistens
eine parabolische Krümmung. (Raehlmann, Heidell). Versammlung
1879). Die ophthalmoskopische Untersuchimg ergibt die Merkmale des
Astigmatismus und der totalen Lichtreflexion, auf welcher auch das
obenerwähnte Funkeln beruht. Nach mehrjährigem Bestände des weit
vorgeschrittenen Uebels köunen sich au der Kuppe kleine Unebenheiten
zeigen, welche Brewster1) als Ursache der oft dabei vorkommenden
Polyopie betrachtete; deutlicher ausgesprochen findet man in älteren
Fällen au der Kuppe eine mehr weniger intensive, weisse (bläulich-
weisse) sternförmige und glatte Trübung. — Zu entzündlichen Zufällen
führt diese Krankheit nie. Berstung ist nur iu einem Falle (von War-
drop) nach einem Schlage auf das Auge beobachtet worden. Bei älteren
Leuten mit Keratoconus hat man relativ oft Glaukom auftreten gesehen,
so dass man versucht ist, einen Causalnexus anzunehmen. Gegen Be-
') Wardrop Morbid Anatomy of tlie Human Eye, London 1819, citirt von
Makenzie Prakt, Abhandlung, deutsche Uebersetzung, Weimar 1832. pag. 513.
198 Hornhaut.
tastung verhielten sich solche Hornhäute in den Fällen, die ich darauf
untersucht habe, wie normale; die Tension habe ich nur in wenig Fällen
geprüft, und da nicht erhöht gefunden.
Die Sehstorung erklärt sieh leicht aus der Betrachtung der dioptrischen
Verhältnisse. Kommt homocentrisches Licht aus grosser Entfernung auf eine solche
Hornhaut, so werden die Strahlen, welche die Kuppe passiren. um so weiter vor
der Netzhaut zur Vereinigung gelangen , je weiter die Kuppe nach vorne gerückt
und je stärker gewölbt sie ist. Denken wir uns die Mantelfläche aus einer gewissen
Zahl von Reifen oder Zonen zusammengesetzt, so werden die Strahlen, welche die
nächste Zone passiren. etwas weniger weit vor der Netzhaut vereininigt, die der
folgenden Zone wieder weniger u. s. f. Die hinter einander liegenden Brennpunkte
der verschiedenen Zonen bilden demnach eine Linie im Glaskörper, welche vom
Brennpunkte der Kuppe gegen die Macula lutea hin streicht; es fehlt hiemit die
Bedingung des deutlichen Sehens, dass die von einem Punkte ausgegangenen
Strahlen in einem Punkte an der Netzhaut zur Vereinigung kommen; das Auge
ist astigmatisch. Wird das Object so nahe gerückt, dass die Strahlen, welche die
Kuppe passiren, gerade an der Netzhaut zur Vereinigung gelangen können, so
werden die Strahlen, welche die 1., 2., 3. Zone passiren, die Netzhaut treffen, be-
vor sie zur Vereinigung kommen könnten. Es müssen daher auch die Netzhaut-
bilder von nahen Objecten immer von Zerstreuungskreisen umgeben sein, und diese
Störung lässt sich nur durch stenopäische Brillen vermindern, niemals durch
Concavgläser, welche ein besseres Fernsehen (durch die Kuppe) ermöglichen würden.
(Ob entsprechend geschliffene parabolische Concavgläser — nach Raehlmann -
praktisch verwendbar sein werden, muss erst die Erfahrung zeigen). Es ist aber
mit dieser Störung des directen Sehens auch eine mehr weniger beträchtliche
Störung des iüdirecten Sehens, daher schlechte Orientirung beim Herum-
gehen verbunden; denn der Strahlenkegel von einem mehr seitlich gelegenen
Objecte passirt die Mantelfläche eine- Kegels, kann also im besten Falle nur ein
in die Länge gezogenes Bild auf der Netzhaut erzeugen. Hierin liegt ein wesent-
licher Nachtheil gegenüber dem einfach kurzsichtigen Auge (Achsenmyopie), dessen
seitliche Netzhautpartien, wenn nicht in. so doch wenig hinter der Brennweite des
dioptrischen Apparates liegen und von den seitlich gelegenen Objecten wenigstens
keine verzerrten Bilder erhalten. Dass Augen mit Keratoconus Anlass zu Klagen
über farbige Säume um die Objecte und über Doppelt- oder Mehrfachsehen
z. B. einer Kerzenflamme, eines glänzenden Metallknopfes o. dgl. geben, findet in
dem Gesagten wohl genügende Erklärung.
Der Keratoconus entwickelt sich gleich der Myopie alhnälig und
ohue Reizerscheinungen an dem einen und meistens auch an dem anderen
Auge. (Nur in einem der von mir beobachteten Fälle war das Uebel
auf dem rechten Auge schon nach 4 wöchentlichem Bestände so weit
gediehen, dass Jaeg. Nr. 2 nur in 4" Abstand gelesen werden konnte.
8 mit -- 30 sph. © -- 30 eyl. == 20/XXX; links war die Sehstörung
bereits vor 19 Wochen bemerkt worden und wurden nur Buchstaben
Keratoconus. 190
von N. 11 erkannt.) -- Die Zeit der Entstehung fällt bei den meisten
Individuen zwischen das 12. und 20. -Jahr.
Wardrop sah Keratoconus bei einem 8jährigen Knaben.
Nur bei dem früher erwähnten Falle deuteten die Angaben der Mutter auf
Bestand des Zustandes seit frühester Jugend (Angeborensein?;. — Eine Frau aus
Klagenfurt, welche wegen Menstruationsanomalien wiederholt nach Franzensbad
geschickt wurden war. hatte die Functionsstörung ihrer Augen erst in ihrem
25. Lebensjahre bemerkt. Bei einer Frau von 4.ri Jahren, welche bis zum
38. Jahre gut (auch in die Ferne) gesehen hatte, und welche jetzt einen links
stärker, rechts schwächer ausgebildeten Keratoconus darbietet, steht dieser Zustand
vielleicht in ursächlichem Zusammenhange mit einer eigentümlichen Krankheit
der Haut des Gesichtes und des Halses. Dieses Hautleiden, von Kaposi als Ekzema
faciei chron. bezeichnet, soll seit ihrem 18. Lebensjahre mit wechselnder Besserung
und Verschlimmerung bestehen. Die Haut ist überall schmutzighellroth, mit zahl-
reichen Schüppchen bedeckt, spröde; hin und wieder sollen wasserhelle Bläschen
auftreten, manchmal so zahlreich, dass Patientin ..wie eine Blatternkranke aussehe."
Im Mai 1873 bemerkte sie Sehstörung des linken Auges und stellte sich deshalb
im Ambulatorium vor. Laut Protokoll fand man damals im Gentium der linken
Hornhaut eine nvale, %'" im queren. 1'" im senkrechten Durchmesser haltende,
getrübte, chagrinirt aussehende (wie durch zahlreiche kleine Bläschen gebildete]
Stelle, zu welcher die übrige ungetrübte Hornhaut kegelförmig aufstieg. Erhebliche
Reizzufälle waren nicht vorhanden. Nach wiederholter Punction der Hornhaut und
längerem Verbundentragen des Auges blieb die Kranke aus der Behandlung aus.
Allmälig soll auch das Sehen des rechten Auges (unter ähnlichen Zufällen ?)
schlechter geworden sein, daher sie sich im November 1880 wieder vorstellte. Wir
fanden jetzt die Bindehaut der Lider im Zustande des chronischen Katarrhes mit
sammetartiger Oberfläche derselben ; die Bindehaut der Bulbi war blass. Die rechte
Hornhaut war kegelförmig, die Kuppe ein wenig excentrisch (nasenwärtsj und mit
einer feinen Trübuno- versehen. Am linken Auge war die Wölbung viel höher und
näherte sich mehr der Halbkugelform; auch hier findet man eine kleine Trübung,
doch intensiver als rechts; beide Hornhäute sind übrigens vollkommen glatt und
spiegelnd, die Spannung der Bulbi nicht erhöht, eher etwas vermindert, die Pupillen
3 Min. weit, rund, gut beweglich. R. mit einer stenop. Lücke Finger in 1, 5, L.
in 3, 5 Meter. Versuche mit Eserin hatten keinen Erfolg.
Die Mehrzahl der Kranken gehört dem weiblichen Geschleehte au.
(Nach meinen Aufzeichnungen 17 W. 11 M.) Äeussere Veranlassungen
sind nicht bekannt. Der anatomische Befund weist Verdünnung der
Cornea nach, welche von der Peripherie gegen das Centrum hin zunimmt,
nicht Verdickung, wie Himly angenommen hatte '). Als Ursache der
') Sectionsbefunde liegen vor: von M. Jaeger in Erlangen (Schmidt
Dissert. de Hyperkeratosi 1830), Walker Principles of ophth. surgery, London 1834.
Hulke, Ophth. Hosp. Rep. II, pag. 1.15.
Himly. Krankheiten und Missbildungen, Berlin 1843, IL B. pag. 74.
200 Hornhaut.
Hervortreibung kann nur verminderte Resistenz der Cornea angenommen
werden; diese steht wahrscheinlich mit allgemeiner Körperbeschaffenheit
in Causalnexus.
Nehmen wir an, die normale Resistenz der Cornea sei herabgesetzt, wie etwa
die Resistenz rhachitischer Knochen, welche durch den Zug der Muskeln verbogen
werden, so können wir uns das Zustandekommen dieser Verbildung der Cornea
sehr wohl erklären. Das Centrum der Cornea kann wegen der verminderten Resi-
stenz vielleicht schon dem Drucke, unter welchem die Secretion des Kammerwassers
erfolgt, nicht das Gleichgewicht halten. Treten nun Verhältnisse ein, wo der in-
traoculäre Druck (durch Stauung in den Hohlvenen, bei starker Accommodation
und Convergenz der Sehlinien) vorübergehend gesteigert wird, so kann eine Aus-
dehnung der Cornea sozusagen momentan erfolgen, nachher aber, da sich die
ausgedehnte Cornea nicht wieder zusammenzieht, durch das jetzt (unter vermin-
dertem Drucke) reichlicher ausgeschiedene Kammerwasser in statu quo erhalten
werden, wie wir bei der Staphylombildung erörtert haben. Ist diese Anschauung
richtig, so gibt sie uns auch Anhaltspunkte zu einer rationellen prophylaktischen
Behandlung, wenn das Leiden im Anfangsstadium begriffen, namentlich wenn es
auf dem zweiten Auge noch nicht ausgesprochen ist.
Behandlung. Heilung, Rückbildung ist unmöglich. Es fragt sich
also nur, ob wir die Entwicklung verhüten, das Fortschreiten hemmen,
die Beschwerden des Kranken vermindern können. Von Verhütung kann
natürlich nur da die Rede sein, wo nach kurzem Bestände (Wochen,
Monaten) auf dem einen Auge der Ausbruch des Uebels auf dem zweiten
zu befürchten steht. Nach den vorliegenden Erfahrungen ist dieser
Uebergang wohl in allen Fällen zu befürchten.
Nachdem ich den Keratoconus (zufällig) zuerst bei chlorotischen
Mädchen beobachtet hatte1), entschied ich mich für die von Pickford-)
vorgeschlagene allgemeine roborirende Behandlung, entsprechen-
des diätetisches Verhalten, Eisenmittel, Chinapräparate etc. bei Enthal-
tung von jeder Augenarbeit.
In dem ersten so behandelten Falle (1. c. pag. 280) blieb das rechte Auge
durch die ganze Beobachtungszeit (5 Jahre) intact und mit dem linken konnte dann
noch, obwohl sich im 3. Jahre eine sternförmige Trübung an der Kuppe gebildet
hatte, der feinste Druck in 3" Abstand gelesen werden. — Bei einem jungen, hoch
aufgeschossenen Manne, welcher sich nach absolvirten juridischen Studien im
22. Jahre mit einem massig stark entwickelten Conus der linken Cornea vorgestellt
und dem ich deshalb gerathen hatte, durch 1 Jahr auf Reisen (Schweiz, Italien)
zu gehen, blieb das rechte Auge verschont, so dass er bis in sein 38. Jahr, wo er
(angeblich an Typhus) starb, in Prag die Advocatie versehen konnte. — Dem
15jährigen Sohne einer hochgradig kurzsichtigen Kaufmannsfrau, welcher das
Leiden seit einigen Monaten auf dem linken Auge zeigte, rieth ich, das Studiren
') Krankheiten des Auges. I. B. pag. 279.
-i James Pickford on the conieal cornea. Dublin 1844.
Keratoconus. 201
aufzugeben und sich dem Handelsstande zuzuwenden. Das rechte Auge mil M. tjti
und normaler Sehschärfe ist frei gebliehen und auf dem linken ist jetzt (nach
7 Jahren) weder stärkere Entwicklung mich Trübung an der Spitze des Conus be-
merkbar. Nebst diesen dreien habe ieli den Keratoconus nur noch bei einem Italiener
von 29 Jahren blos unilateral (gleichfalls links) gesehen, späterhin aber denselben
nicht weiter beobachtet.
Esorin (nach A. Weber's Theorie) habe ich in drei Fällen
methodisch angewendet, in zweien ohne, im dritten mit zweifelhaftem
Erfolge.
Die oben erwähnte Frau aus Klagenfurt hatte Sehstörung zuerst im Februar
1878 wahrgenommen. Bei der 1. Vorstellung im Juni 1879 bestand rechts S 20/LXX,
links 2(1 XX, im Oetober rechts 20/C, links 20/XXX, im November rechts 20/L, links
20, XL. Nach dem Gebrauche von Eserin (anfangs jeden 2. Tag, später wöchentlich
2mal — seit August 1879) hob sich S rechts auf beinahe 20/XXX, links auf 20/XX und
blieb bis Anfang Jänner 1881 ungefähr auf der gleichen Stufe. Wie viel in dieser Zeit
die gänzliche Enthaltung von jeder Augenarbeit und die allgemein roborirende Be-
handlung (mit Einschluss der wiederholten Cur in Franzensbad), wie viel das Eserin
beigetragen habe, bleibt unentschieden. — In zwei anderen Fällen, bei einer Frau
von 28 und einem Mädchen von 20 Jahren, mit bilateralem Keratoconus ist seit
der Vornahme der Irid ektomie (1867 und 1870) keine Zunahme der Vorwölbung
erfolgt. Die Iridektomie war in beiden Fällen schon nach einjährigem Bestände
bilateral nach oben gemacht worden und hatte auch bald nach der Wundheilung
eine erhebliche Besserung zur Folge gehabt. Eine rationelle Stütze erhält dieses
Verfahren durch den von A. v. Graefe nachgewiesenen Erfolg der Iridektomie
bei partiellen Hornhautstaphylomen. Da es sich beim Keratoconus eben so wenig
um anhaltende Drucksteigerung handelt, wie bei den meisten partiellen (kugelför-
migen) Hornhautstaphylomen, so kann der Eintluss der Iridektomie (Rückbildung
des Staphyloms) hier nicht auf Herabsetzung des intraoculären Druckes bezogen
werden; er bleibt hier vorläutig eben so unerklärt, wie bei Augen, welche nach
chronischer Iridokyklitis bereits weicher geworden sind und später, nach richtig
gelungener Iridektomie, allmälig wieder die normale Füllung erlangen (Vergl. A.
v. Graefe A. F. 0. II. G. pag. 219).
Nachdem schon Tyrell1) die Verziehung der Pupille durch Hervorziehung
einer Partie des Pupillarrandes der Iris in eine periphere Hornhautwunde vorge-
nommen hatte, fixirte Critchett2) die hervorgezogene Partie durch Umschlingung
mit einem durch die angrenzende Conjunctiva geleiteten Faden (Iridodesis), und
Bowman3) benutzte dieses Verfahren zur Verwandlung der Pupille in eine ver-
ticale Spalte, indem er den Pupillarrand erst gerade nach oben und in einer spä-
teren Sitzung gerade nach unten am Corneoskleralrande fixirte, wodurch der Iris
die Function einer stenopäischen Brille vindicirt wurde, indem beim Verengern der
Lidspalte last nur noch durch die Kuppe des Conus Liebt einfallen kann, mithin
') Tyrell on the Diseases of the eye, London 1840.
2) Critchett in Ophth. Hosp. Rep. I.
3) Bowman in Ophth. Hosp. Rep. I.
202 Hornhaut — Keratoconus.
die Beeinträchtigung des Sehens vermöge der Zerstreuungskreise auf ein sehr ge-
ringes Mass reducirt wird. Doch ist die Iridodesis nicht gefahrlos; man hat nach
derselben — oft erst in später Zeit - Kyklitis beobachtet, besonders wenn die
Einstichsstelle zur Einklemmung der Iris etwas zu weit in den Skleralbord verlegt,
daher die Iris mehr gezerrt wurde.
Um die Hervordrängung zu vermindern und die Form der Cornea der Kugel-
gestalt näher zu bringen, hat A. v. Graefe ') an der Kuppe ein dünnes Blättchen
mittelst seines Staarmessers abgetragen, 2 Tage darnach die Mitte der entblössten
Stelle mit mitigirtem Lapis geätzt und die Aetzung alle 3 -4 Tage wiederholt,
daher ein kleines Geschwür unterhalten. In der 4. Woche wurde die tiefste Stelle
des Geschwüres punctirt und der Verschluss der Oeffnung durch 8 Tage verhindert
(durch Einführung eines Stilettchens), Nach erfolgter Vernarbung (in der 9. Woche)
zeigte sich eine intensiv weissgraue Trübung von ' '.."' Durchmesser, umgeben von
einem lichtgrauen Hofe, so dass der Diameter der gesammten trüben Partie nur
etwas über 1'" betrug. Während die Patientin (43 Jahre) früher nur Jaeg. 16 in
V/s" gelesen hatte, konnte sie jetzt Xr. 7 in 1' .." fliessend lesen und fühlte sich
besonders glücklich wegen des ..allgemeinen Ueberbliekes-- (des excentr. Sehens) mit
diesem Auge. Die jüngste Publication über günstige Erfolge dieser Methode, welche
die Bildung einer centralen Narbe anstrebt, um durch deren Contraction Verflachung
zu bewirken, wahrscheinlich aber nebenbei auch durch die längere Unterhaltung
einer Fistel wohlthätig wirkt, findet sieh in Knapp's Archive*). Bowman
und Wecker ') haben zur Umgrenzung des oberflächlich abzuschälenden Stückchens
kleine Trepane angegeben.
') A. f. 0. XII. b. p. MS.
*) St ein heim. Archiv für Augen- und Ohrenheilkunde IL a. pag. *21'2.
3) Ann. d'Ocul. T. LXVIII.
-< r\- >-
III. Buch. Krankheiten der Sklerotica.
I. Entzüinluiiü,* der Lederhaut^ Skleritis.
JJie Sklera ist relativ selten der Sitz eines selbständigen ent-
zündlichen Processes. Eigentlich ist es nur die im Bereiche der vorderen
Ciliararterien, d. i. die vor der Insertionslinie der vier geraden Augen-
muskeln gelegene Zone der Sklera, deren Entzündung wir kennen;
primäre Entzündung der rückwärtigen Partien ist weder klinisch noch
anatomisch nachgewiesen. Wenn die Sklera bei entzündlichen Processen
des Uvealtractus in Mitleidenschaft gezogen wird und mit demselben
verwächst, so geben sich an der betreifenden .stelle vielmehr die Zeichen
entzündlicher Erweichung kund, auf welche alsbald Ektasirung derselben
(Staphyloma sclerae) folgt; bei suppurativer Kyklochorioiditis kommt
es bisweilen, und zwar nur in der vorderen Hälfte der Sklera, zu
Durchbruch derselben, zu Entleerung des Eiters, zu Vernarbung und
Schrumpfung des Bulbus (Phthisis).
Die selbständige Skleritis - - und nur von dieser soll hier die
Bede sein — tritt entweder isolirt oder in Combination mit Entzündung
der Cornea, der Iris, des Ciliarkörpers auf.
I. Die einfache oder solitäre Skleritis.
Diese Krankheit, von mir früher als Skleritis partialis '). von
späteren Beobachtern als Episkleritis bezeichnet, wurde zuerst von
Sichel -) als partielle Chorioiditis eingehend geschildert,
Symptome, Verlauf. Auf der Sklera, meistens 3—5 Mm. vom
Bande der Hornhaut entfernt, entsteht ein licht- dann dunkelrosenrother
(bläulichrother) Fleck, in welchem sich zahlreiche Ciliargefässe auflösen.
Dieser Fleck wird alsbald zu einer lichten hügelähnlichen, wohl auch
von erweiterten Bindehautgefässen übersponnenen Aufwölbung, wie wenn
') Arlt. Krankh. II. B. pag. i und Prager Vjschr. 17. Band. Analekten,
pag. $6.
") Sichel in Bulletin gener. de Therapeut. Mars 1847.
204 Sklera.
sich eine Pustel in der Bindehaut bilden sollte; man überzeugt sich
jedoch leicht, dass das von Gefässen durchsetzte Infiltrat nicht in, sondern
unter der Bindehaut sitzt. Das Infiltrat erscheint als eine fest aufsitzende,
derbe Aufwulstung, in manchen Fällen als ein Aggregat von blassgelben
Körnern, welche durch geschwelltes Bindegewebe und zahlreiche Blut-
gefässe zu einem mehr weniger deutlichen Hügel vereint sind. Nach-
dem ein solcher Hügel einige "Wochen bestanden hat, wird er nach
und nach flacher und an seine Stelle tritt eine dunkelviolette, dann
schiefer- oder bleigraue, manchmal etwas deprimirte Stelle, für immer
oder für einige Wochen. Niemals sieht man Eiterung, niemals Induration,
niemals Ektasirung. Der Process kann mit der Bildung eines einzigen
Hügels abgethan sein, es können aber auch 2 — 3 bald nach einander
entstehen; meistens findet indes der Vorgang statt, dass während der
Rückbildung an einer Stelle ein frischer Herd in der Nachbarschaft
entsteht und hiedurch die Dauer der Krankheit auf viele Monate aus-
gedehnt wird. Mitunter erfolgen Rückfälle erst nach mehreren Jahren.
Es kann ein Auge verschont bleibeu, es können aber auch beide Augen
bald nach einander und abwechselnd ergriffen werden.
Die Kranken, namentlich ältere Personen, werden in der Regel
nur durch die Röthe, durch ein lästiges Gefühl von Druck im Auge
oder durch dumpfen Kopfschmerz, weniger durch Empfindlichkeit gegen
Licht und scharfe Luft auf ihr Leiden aufmerksam gemacht. Doch
kommen auch Fälle mit sehr heftigen, selbst den Schlaf störenden
Schmerzen im Auge und in dessen Umgebung so wie mit sehr lästiger
Photophobie vor. Ueber Störung des Sehvermögens (Herabsetzung der
Sehschärfe) wird nur dann geklagt, wenn ein Entzündungsherd näher
an der Hornhaut sitzt und Trübung der angrenzenden Cornealpartie bis
gegen das Pupillarbereich einleitet. Wie hartnäckig und lästig auch das
Uebel ist, so bringt es doch selbst in den letzteren Fällen weder der
Function noch der Form des Bulbus einen bleibenden Nachtheil.
Vorkommen, Ursachen. Diese Form der Skleritis kommt vorzugs-
weise im Greisenalter vor, wird indes auch im Mannes- und selbst im
Knabenalter beobachtet. Ihr Auftreten ohne äussere Veranlassung und
ihr Recidiviren an verschiedenen Stellen auf einem oder auf beiden
Augen trotz zweckmässigen diätischen Verhaltens machen es wahrschein-
lich, dass sie mit einer allgemeinen Gesundheitsstörung in Causalnexus
steht, wengleich diese in vielen Fällen nicht bestimmt bezeichnet werden
kann. Wecker ') bringt sie mit chron. Rheumatismus in Zusammen-
') Wecker The'rapeutique ocul. Paris 1878, I. B. pag. 227.
Entzündung. 205
hang; in einigen der von mir beobachteten Fälle sprach die Anamnesis
für diese Annahme; in anderen waren deutliche Zeichen von Scrofulosis
vorhanden. Als Folge von Lues tritt sie kaum je isolirt auf.
Behandlung. Wo keine sichere Causalindication vorliegt, ist vor
allem auf ein rationelles diätetisches Verhalten zu dringen. Bei älteren
Individuen erweisen sich geliud auflösende und abführende Mittel noch
am heilsamsten, besonders der Gebrauch von Mineralwässern: Bitter-
wasser in kleinen Dosen, Egerer Salzquelle, Marienbader Krenzbrnnnen,
Kissingen, Kreuznach. Bei einem alten, an üppige Lebensweise gewohn-
ten Herrn, welcher beinahe durch ein ganzes Jahr an dieser Form mit
ungewöhnlich heftigen Schmerzen und grosser Lichtscheu litt, wurde
endlich durch einige Dosen salicylsauren Natrons (2 Gramm pro die)
entschiedene Wendung zum Besseren erzielt, worauf denn bei strengerer
Einhaltung der vorgeschriebenen Diät (mit Bewegung im Freien) und
längerem Gebrauche des Ofener Bitterwassers völlige Genesung eintrat.
Von Pilocarpininjectionen, welche Wecker empfiehlt, habe ich bisher
noch keinen Gebrauch gemacht und vom Scarificiren solcher Herde
nach Schöler '), sowie von örtlichen Mitteln überhaupt ist nach mei-
ner Erfahrung kein Heil zu erwarten..
Bei jüngeren Individuen empfiehlt sich dieselbe Behandlung, welche
für die interstitielle Keratitis angegeben wurde.
2. Die combinirte Skleritis (Kerato- vel Uveoskleritis).
Bei der Keratoskleritis entstehen entweder ähnliche Herde, wie
bei der solitären Form näher an der Cornea oder auch halb in der
Sklera, halb in der Cornea, und zwrar an mehreren Stellen gleichzeitig
oder bald nacheinander, die Röthe, Schwellung und Infiltration des
pericornealen Gewebes sind mehr gleichmässig, nicht hügelig. In man-
chen Fällen prävaliren die Erscheinungen der interstitiellen Keratitis,
in anderen die der Skleritis. Gleichzeitig können die Zeichen von Iritis
oder Iridozyklitis vorhanden sein oder hinzutreten, aber auch vollständig
mangeln. Wären diese vorausgegangen, dann würde die Skleritis als
seeundäres Leiden zu betrachten und der Gesammtzustand des Auges
vorzugsweise nach den primären Leiden zu beurtheilen sein. — Prävalirt
das Hornhautleiden, so ist das Auge vorzugsweise durch bleibende un-
heilbare Hornhauttrübung (Sklerosirung pag. 113 und 117) gefährdet. Hat
die Entzündung zuerst oder doch vorzugsweise ihren Sitz in der Sklera,
so wird die Cornea nur an einzelnen Randpartien bleibend getrübt, ihr
') Jahresbericht der EwersVhen Augenklinik, Berlin 1878, pag. 21.
206 Sklera.
Areal mehr weniger eingeengt und unregelmässig begrenzt: das Pupillar-
bereich der Cornea bleibt frei oder behält höchstens an einem oder der
anderen Stelle einen kleinen trüben Fleck ').
Die Veränderungen an der Sklera können sieh im weiteren
Verlaufe sehr verschieden gestalten.
a) Xaeh Ablauf der entzündlichen Zufälle bleibt das episklerale
Bindegewebe auf 3 — 5 Min. Breite rings um die Cornea (oder in einem
aliquoten Theile) verdickt, undurchsichtig", gleichmässig weiss mit einem
leisen Anfluge von violett oder rosa (sklerosirt), welches Aussehen ich
früher als porzellanartig bezeichnete '-'). Diese stationäre Veränderung
des episkleralen Gewebes, welche man für ein chronisches Oedem halten
könnte, umgibt die Cornea in Form eiues flachen Walles.
ß) In manchen Fällen führt der Process nach längerem Bestände
zu einer Formveränderung des Bulbus, welche man als birnförmig be-
zeichnen kann 3). An den Stellen der früheren Herde wird nämlich die
Sklera schiefergrau und ein wenig verflacht, daher der Bulbus vor der
Insertionslinie der M. recti ringsum grau marmorirt und gleichsam
eingeschnürt, während die Basis der Cornea weiter nach vorne gerückt
ist. Die Birnform tritt um so deutlicher hervor, wenn zugleich nächst
der Cornea die eben erwähnte Sklerosirung des episkleralen Bindege-
webes vorhanden ist. In Fällen, welche diese Formveränderung blos
an einem Auge darbieten, hält es nicht schwer, die Vorrückung der
Cornealbasis, mithin die Verlängerung des Bulbus in sagittaler Richtung
zu constatiren.
1 ) In manchen (sehr seltenen) Fällen beschränkt sich die Entzündung auf
einen mehr weniger grossen Bogen des Corneoskleralfalzes (Skleralbordes). Au
einem aliquoten Theile der Cornealperipherie entsteht unter intensiver Ciliarinjection.
Lichtscheu, Thränenfluss und Schmerzen eine lichtgraue oder lichtgelbe Infiltration
des Skleralfalzes, welche noch etwas ins Bereich der Cornea (innerhalb des Limhus)
hineinreicht, leicht aufgewölbt erscheint und die Form eines schmalen Meniscus
oder eines Reifens darbietet. An die coneave Seite schliesst sieh nun eine schmale
hofähnliche Trübung; die periphere Grenze zeigt vermöge der Gefässentwicklung
daselbst keine scharfe Begrenzung. Wenn dann nach wochenlangem Bestände die
Reizzufälle geschwunden sind und die infiltrirte Partie in einen flachen grauweissen
Bogen oder Reifen verwandelt ist. so kann bei oberflächlicher Betrachtung derselbe
für einen Arcus senilis gehalten werden: aber er schliesst sich unmittelbar an die
Sklera an und ist an der coneaven Seite scharf und meist auch unregelmässig
(wie aus Knuten bestehend) begrenzt. Vom Ulcus rodens (pag. 131) unterscheidet
sich diese Affection dadurch, dass nie ein centripetal vorrückendes Geschwür und
also auch keine breite Hornhauttrübung entsteht.
-) Arlt. Krankt). II. B. pag. II
») Ibid. I. B. pag. 190 und IL B. pag. 12 und 14.
Entzündung. 207
y) Mehr als die eben besprochene ist die Formveränderung be-
kannt, welche man gewöhnlich St aphyloma corporis ciliaris nennt.
In der vorderen Skleralzone, welche der Lage des Corpus ciliare ent-
spricht, wird die Sklera während des Abklingens «Irr Entzündung
allmälig schiefergrau und zugleich ausgebaucht (centrifugal vorge-
drängt, ausgedehnt, verdünnt), womit natürlich auch eine Vorwärts-
schiebung der Cornealbasis erfolgt. Der Bulbus erschein! somit in
sagittaler Richtung mehr weniger verlängert, hauptsächlich aber in den
Querdurchmessern der genannnten Skleralzone erweitert, daher in toto
vergrössert. Denn auch hinter dieser Zone hat die Sklera, obwohl sie
nicht merklich verfärbt erseheint, gleichsam ihren Halt verloren. Der
staphylomatöse Wulst, welcher nahe hinter der Cornealbasis steil ansteigt,
verflacht sich nach hinten (in der Gegend der Ora serrata) allmälig.
Die Cornealbasis bleibt als weisser Keifen deutlich sichtbar, und die
Wölbung der Cornea ist eher geringer, als vermehrt. Form und Grösse
des Bulbus können überdies noch durch partielle oder circuläre Ent-
wicklung eines Intercalarstaphylomes (pag. 147) bedeutend verändert
werden '). Dann erhebt sich zwischen dem dickdarmähnlichen Wulste,
welcher der Lage nach dem Ciliarkörper entspricht und dem lichtgrauen
Keifen, welcher die Cornealbasis markirt, noch ein epaulett- oder
ringförmiger stärker gewölbter und dunklerer (mehr durchscheinender)
Wulst — eine äusserst dünne Lage von Skleralgewebe, aussen mit Binde-
haut, innen mit atrophischer — enorm ausgedehnter und rareficirter
— Iiis überkleidet.
Bei einem Mädchen von 25 Jahren, welches in Folge von Lues hereditaria
durch mehrere Jahre an Keratitis interstitialis, Skleritis (und wohl auch an
Iridokyklitis) gelitten hatte, fanden wir links einen grossen Theil der Cornea
sklerosirt. rechts an der temporalen Seite ein halhkugelförmiges, steilansteigendes
Skleralstaphylom mit fast kreisrunder Basis (von circa 8 Mm. Durchmesser), an
dessen Innenfläche man bei Durchleuchtung mehrere verkümmerte etwas aus-
einander gezerrte Ciliarförtsätze deutlich nach Form und Lau'1' als schwarze Streifen
seh.en konnte: nach hinten reichte die Basis nahe bis an den Aequator; nach
vorne war zwischen der Gegend, wo die Ciliarförtsätze sassen, und der wenig
getrübten, in ihrer Wölbung kaum veränderten Cornea ein epaulettförmiger Wulst
eingeschaltet, welcher ohneweiters als Intercalarstaphylom aulzufassen war, da er
von der Cornea durch eine lichtgraue Linie geschieden war und da von seinem
vorderen Bande die Iris abging. Nach einer ausgiebigen Iridektomie (an der
Nasenseite), wobei sich sehr viel klare Flüssigkeit entleerte, und nur die Ektasie,
nicht aber der Bulbus selbst collabirte, verschwand in den nächsten Tagen das
Intercalarstaphylom und dann verflachte sich auch das Skleralstaphylom. jedoch
') Arlt, Krankh. IL B. pag. 12.
208 Sklera.
ohne ganz zu verschwinden. Die Kranke entzog sieh der weiteren Boobachtung.
Das Staphylom war nahezu flach, noch dunkelfarbig (durchseheinend), die Span-
nung des Bulbus noch vermindert, die Lichtempfindung (von der Schlafe her)
erhalten.
Bei allen diesen Veränderungen (a, ß, y) kann das Verbalten der
Iris ein normales sein und die Sehstörung den dioptrischen Verhältnissen
entsprechen. Es entwickelt sich die Ektasie nicht in Folge anhaltender
Drucksteigerung, sondern analog wie bei Keratoconus und beim kugel-
förmigen Hornhautstaphylom vermöge verminderter Resistenz einer Partie
der Bulbuswandimg. Demnach können solche Ektasien auch Jahre lang
bestehen, ohne dass es zu bleibender Drucksteigerung und Excavation
der Papilla n. opt. kommt. Diese Ektasie der Sklera muss demnach
in prognostischer Beziehung getrennt werden von jener, welche secundär
auftritt, wenn es nach Iridozyklitis, nach Chorioiditis, nach Linsenekto-
pie, Linsenblähung etc. zu Verwachsung zwischen Sklera und Uvea, zu
anhaltender Drucksteigerung, mithin zu secündärer Entzündung und
Ektasirung der Sklera gekommen ist. Bezüglich der Iris ist zu
bemerken, dass, wenn nicht etwa Iritis intercurrirte, man an derselben
meistens nur die Zeichen von Dehnung vorfindet. Sie liegt bald schein-
bar (bei Sklerosirung des Cornealrandes), bald wirklich tiefer, in einer
Ebene, zeigt eine runde, von stark vorspringendem Pigmente umsäumte
Pupille, eine breitere Sphinkterzone und etwas trägere Beweglichkeit.
Je weiter ihr Ciliarrand gegen die Peripherie hingezogen ist, desto
breiter ist der Abstand zwischen Pupillar- und Ciliarrand. Aus dem
Gesagten darf nicht gefolgert werden, dass solche Augen vor Erblindung
durch Drucksteigerung (sogen. Secundärglaukom) gesichert seien. Je
mehr durch die Ektasirung über dem Corpus ciliare und insbesondere
durch Hinzutreten von Intercalarstaphylom der Kreis, welchen die Firsten
der Ciliarfortsätze bilden, erweitert wird und je weiter rückwärts der
periphere Fixpunkt der Zonula zu liegen kommt, desto grösser kann
der Zug (die Zerrung) sein, welchen die Zonula auf die Ciliarfortsätze
ausübt, und schon dieses Moment allein kann zu vermehrter Ausschei-
dung seröser Flüssigkeit in den Glaskörper, zu Drucksteigerimg führen.
Es kann überdies auch zu Dehisceuz oder zu Zerreissung der Zonula,
zu Ektopie der Linse und deren Folgen kommen. Sympathische Erkran-
kung des anderen Auges wird (nach meiner Erfahruug) dadurch nicht
inducirt, wenigstens nicht eine mit faserstoffig plast. Exsudate.
Vorkommen, Ursachen. Diese Art von Skleritis tritt nur bei jugend-
lichen Individuen auf. Bei vielen ist Scrofulosis, bei anderen Lues here-
ditaria nachweisbar. Das Leiden tritt öfter bi- als unilateral auf.
Entzündung. 200
Eine Frau, welche erst im 29. Jahre an Keratoskleritis des linken Auges
erkrankt und nach der Cur in Hall (durch drei Sommer) von Recidiven frei ge-
blieben war, wurde im 10. Jahre von einer äusserst schmerzhaften Skleritis 'dessel-
ben Auges befallen, welche trotz sorgfältiger allgemeiner Behandlung (Landaufent-
halt, Haller Wasser) und örtlicher Anwendung von Atropin, Belladonnasalbe, metho-
disch angewendeter feuchtwarmer Umschläge vom Frühjahre bis zum Herbste ex-
acerbirte und erst nach mehrwochentlichem Gebrauche von salicylsaurem Natron
bleibend beseitiget wurde. Der Bulbus ist jetzt etwas verlängert, die durchsichtige
Cornea durch stellenweise Sklerosirung vom Rande her etwas eingeengt und über-
dies mit zwei mohnkorngrossen liehtgrauen Flecken nächst dem Centrum versehen,
die Kammer nicht vertieft, die Iris normal. An die Cornea schliefst sich eine
3—4 Mm. breite Zone der Sklera, welche durch Verdickung des episkleralen Binde-
gewebes etwas geschwellt erscheint und dadurch, so wie durch weisse, ins Violette
spielende Farbe stark absticht gegen eine unmittelbar daran grenzende, ungefähr
ebenso breite schiefergrau marmorirte Zone, welche gewissermassen eingeschnürt
oder eingeengt aussieht. Die Spannung des Bulbus unterscheidet sich nieht von
der des gesunden rechten Auges. Die Frau liest mit diesem Auge Jaeg. Nr. 12
in 6 Zoll Abstand. -- Einen ähnlichen Fall habe ich im II. B. pag. 14 ausführ-
lich beschrieben. In folgendem Falle entstand zugleich Intercalarstaphylom. Eine
Dienstmagd von 29 Jahren wurde 1877 auf die Klinik aufgenommen. In ihrem
21. Jahre soll sie das erste Mal an Röthe der Augen (ohne Verklebtsein) gelitten
haben. Im 23. Jahre erkrankte erst das linke , 4 Wochen später auch das rechte
Auge, diesmal mit Sehstörung, weshalb sie unter der Diagnosis Skleritis et Kera-
titis ins Spital aufgenommen und zunächst mit Atropineinträufiungen und Haller
Jodwasser behandelt wurde. Später war eine Iridektomie nach oben (am rechten
Auge) gemacht und die Kranke nach circa 8 Wochen entlassen worden. Das Auge
soll aber noch lange Zeit geröthet und das Sehen immer getrübt geblieben sein. Im
28. Jahre, nachdem die Röthe des rechten Auges längst gewichen war, erkrankte das
linke und die Patientin kam deshalb auf die Klinik. Sie war im 8. Monate schwan-
ger. Rechtes Auge: Der Bulbus auffallend vergrössert, die Sklera rings um die
Cornea in einer Zone, welche in der oberen Hälfte an 10 Mm. breit war, schiefer-
grau, bucklig vorgedrängt, oben-innen mit einzelnen frischen Entzündungsherden
in Form flacher Knoten besetzt. Vermöge der Skleralektasie erschien die Corneal-
basis nach vorne gerückt und, da die Ektasirung oben stärker war, zugleich schief
gestellt. Die Cornea erschien ein wenig abgeflacht und zeigte mehrere alte tief-
sitzende, centrale Flecke. Die Iris tiefer liegend, unten auf einen schmalen Saum
(nach Atropin) zusammengezogen, zeigte oben eine über 10 Mm. breite Lücke (Colo-
bom), welche, da die Einstichsnarbe nur 5 Mm. lang war, offenbar diese Grösse nicht
durch die Excision allein, sondern unter Mithilfe der nachträglichen Zurückziehung
der Iris erlangt hatte. Auf der vorderen Kapsel lag ein leichter Pigmentbeschlag.
Glaskörpertrübungen waren nicht vorhanden. Der Augengrund (speciell die Papille)
zeigte ausser der durch die Corhealverbiegung bedingten Verzerrung nichts Abnor-
mes. Finger in 4 Meter, mit — 8 D. in 5 Meter. Linkes Auge : Die Conjunctiva bulbi
war rings um die Cornea stark injicirt , darunter an einzelnen Stellen kleine , bei
Betastung schmerzhafte Höcker, an anderen Stellen sah man schiefergraue Färbung,
nirgends eine Ektasie. Die Cornea zeigte lichtgraue Flecke in der Mitte und längs
v. Arlt, Krankh. des Auges. 14
210 Sklera.
des Randes, im unteren Theile feine Präcipitate an der Descemet!. Die Pupille
war durch Atropin ad maximum erweitert, die Iris leicht verfärbt, das Detail des
Augengrandes nicht erkennbar. Beide Bulbi nicht abnorm gespannt. Finger in
47a Meter, mit — 5,5 D. S. 6/i6- Die Kranke musste wegen der Entbindung nach
3 Wochen ungeheilt entlassen werden. — Nach 3 Jahren kam sie abermals auf die
Klinik. Sie hatte in ihrer Heimat eine Zeit lang Leberthran eingenommen und war
dann wieder in einen Dienst getreten; erst vor 7 — 8 Wochen — im Jänner 1880 —
waren wieder entzündliche Erscheinungen an den Augen aufgetreten. Wir fanden
Anfangs März am rechten Auge: keine Spur frischer Entzündung in der Sklera;
die ektatische Zone rings um die Cornea scheidet sich deutlich in eine vordere
dickdarmähnliche Partie, welche als Intercalarstaphyloni aufzufassen ist, und in
eine hintere, welche von der vorderen durch eine seichte Rinne getrennt ist, min-
der hoch und minder dunkel (minder durchscheinend) erscheint, hinten allmälig in
normale Sklera übergeht und der Lage und Breite nach dem Ciliarkörper ent-
spricht. Das Intercalarstaphyloni ist in der oberen Hälfte etwas breiter und höher,
und von der Cornea durch einen undurchsichtigen lichtgrauen Reifen getrennt; die
Cornea, an mehreren Stellen des Randes getrübt , trägt in der Mitte einen grau-
weissen, hanfkorngrossen glatten Fleck. Die Iris ist nur in der unteren Hälfte
vorhanden, und liegt relativ zur Cornea eher näher als tiefer. Der Fundus ist nur
undeutlich zu sehen, zeigt aber ausser starker astigmatischer Verzerrung keine
Veränderung, namentlich ist die Papilla Aveder verfärbt noch excavirt. T. n. S. Fin-
ger in nicht ganz 2 Meter. Linkes Auge: Keine abnorme Ciliarinjection , die
Sklera in ähnlicher Weise, nur nicht so hochgradig verdünnt und ektatisch wie
rechts, der Bulbus daher gleichfalls auf Kosten der vorderen Skleralzone auffallend
vergrössert, die Cornea an einzelnen kleinen Stellen des Randes sklerosirt. im Gan-
zen durchsichtig und gehörig gewölbt, zeigt nur in der Mitte zwei mohnkorngrosse
grauweisse Flecke; von den Präcipitaten ist nur noch ein tintenschwarzer Punkt
vorhanden; die Iris, wie am rechten Auge lichtbraun, zeigt keine Structurverände-
rung und reagirt auf Licht und Schatten gut; die Pupille ist bei der gewöhnlichen
Tagesbeleuchtung 3 — i Mm. weit, nicht ganz rund, doch ohne Synechien; auffal-
lend ist die Breite des kleinen Iriskreises relativ zum grossen und das Vorspringen
des Pigmentsaumes am Pupillarrande. Der (.{rund des Auges nicht deutlich sicht-
bar. T. n. S. Finger in 5 — (i Meter. Keine Gesichtsfeldeinschränkung.
Behandlung. l>oi der Behandlung der cornbinirten Skleritis sind
dieselben Rücksichten zu nehmen, wie bei der einfachen, nur wird das
Verhalten der Iris besonders ins Auge zu fassen sein, damit nicht
Synechien dazutreten. Hat die Entzündung zu Formveränderung des
Bulbus geführt, und besteht noch qualitatives Sehen, so betrachte man
ein solches Auge als ein Noli me tangere; nur wenn zugleich Pupillen-
sperre besteht und Aussicht vorhanden ist, durch lridektomie einiges
Sehen wieder herzustellen, möge man zu dieser schreiten, doch auf
Glaskörperverflüssigung gefasst sein. Ist die Lichtempfindung in Folge
von Drucksteigerung aufgehoben, so gilt hier dasselbe, was pag. 155
über Hornhautstaphylome gesagt wurde. Die Verkleinerung solcher
Verletzungen. 211
Biilbi durch Einziehung eines Fadens (nach Flarer, A. v. Graefo) er-
heischt strenge Ueberwachung des Kranken, damit nicht durch zu langes
Belassen des Fadens im Auge eitrige Kyklochorioiditis hervorgerufen
werde.
H. Verletzungen (Wunden, Berstung) der Sklera.
P en et rir ende Wunden der Sklera erkennt man, abgesehen von
der gleichzeitigen Verletzung der Bindehaut, an verminderter Spannung
des Bulbus, an dem Sichtbarwerden von Bestandteilen des Uvealtractus
(Iris, Pigment), an vorgedrängtem Glaskörper. Narben zeigen Fixirung
der Bindehaut, Pigmentirung, strahlige Einziehung; sehr kleine Narben
(nach Nadelstichen, nach dem Eindringen kleiner Fremdkörper) können
sich der Wahrnehmung in späterer Zeit ganz entziehen.
Reine Schnitt- oder Stichwunden heilen durchschnittlich ohne
erhebliche Entzündungszufälle und in kurzer Zeit, vorausgesetzt, dass
in denselben nicht Theile des Uvealtractus, Zipfel der (getrennten)
Linsenkapsel, grössere Partien des Glaskörpers eingeklemmt wurden.
Wunden an der Corneoskleralgrenze können zu Prolapsus iridis, zu cy-
stoider Vernarbung, zu Cystenbüdung in der Iris führen, werden aber
besonders dadurch oft verderblich, dass sie leicht Kyklitis des be-
troffenen und selbst des anderen Auges (sympathische Iridokyklitis) in-
duciren. Hierüber Näheres bei den Krankheiten der Iris und des Corpus
ciliare. — Wunden, welche die Bulbuswand weiter hinten durchboh-
ren, also blos den flachen Theil des Corpus ciliare, oder Theile hinter
dem gezähnten Ende der Netzhaut treffen und somit nur Glaskörper
austreten lassen, können ohne schlimme Folgen vernarben, nachdem
die vorgedrängte Glaskörperpartie trüb, von selbst abgeschnürt und ab-
gestossen wurde; sie können aber auch, wenn etwas mehr Glaskörper
verloren gegangen ist, nach scheinbar günstiger Heilung früher oder
später durch Schrumpfung des Glaskörperstroma zu partieller oder totaler
Netzhautabhebung führen, besonders wenn die Skleralnarbe allmälig
einwärts (centripetal) gezogen wird. Dann wird auch der Bulbus nach-
träglich mehr weniger atrophisch '). Sobald nämlich die Sklera perforirt
ist, kann die Chorioidea, selbst wenn sie nicht ebenfalls perforirt wäre,
bei dem Vernarbungsprocesse nicht unbetheiligt bleiben, und ist ein
entzündlicher Vorgang in derselben wohl die unumgängliche Folge. Der
an dieser Stelle gesetzte Entzündungsprocess kann aber sehr leicht zur
Bildung einer Narbe führen, gegen welche hin die angrenzende Netz-
') A. v. Graefe, Archiv f. 0. III. Bd. p. 391.
14
2 1 2 Sklera.
hautpartie gezogen wird, woraus dann Abhebung der dahinter gelegenen
Netzhautpartie (und deren Umgebung) resultirt.
Wenn die Skier otica in Folge plötzlicher und heftiger Corn-
pression des Bulbus (durch Stoss oder Schlag mit einem stumpfen Kör-
per) berstet, so liegt die Kisswunde selten im Comeoskleralrande,
meistens 2 — 5 Mm. dahinter und streicht diesem parallel. Berstung der
Cornea sah ich nie. Da ein solcher Riss im Momente höchster Span-
nung der Bulbuswand erfolgt, so geht er in jedem Falle auch durch die
Uv^alschicht, durch die Conjunctiva jedoch nur dann, wenn die Sklerotica
u: eit von der Cornea berstet, also in einer Zone, wo die Conjunctiva
bulbi bereits strammer an die Sklera angeheftet ist. Wurde auch die
Conjunctiva eingerissen, so kann durch die Oeffnung die Linse heraus-
gedrängt worden sein, demnach fehlen; dann findet man in derselben
vielleicht blos einen Theil der Iris und des Glaskörpers; blieb die Con-
junctiva unzertrennt, so ist sie in eine Art Blase erhoben, in welcher
Kammerwasser, Iris, Liuse. Glaskörper, Blut enthalten sein können.
Das Vorhandensein der Linse unter der Conjunctiva bulbi lässt sich,
wenn sie nicht etwa von Blut umhüllt ist, leicht an ihrer Form und
Farbe, resp. Durchsichtigkeit und Lichtreflexion erkennen; das Fehlen
derselben in der tellerförmigen Grube wird in solchen Fällen schon
durch den tieferen Stand und den theilweisen Mangel der Iris ange-
deutet, und kann nach Resorption des in der Kammer angesammelten
Blutes leicht durch Prüfung des Refractionszustandes und mit dem
Augenspiegel, sowie durch den Mangel der Kapselreflexbilder (nach
Purkinje und Sanson) constatirt werden. Vergl. Aphakie.
Um das Zustandekommen der anmittelbaren Folgen subitaner Compression
des Bulbus zu begreifen, halte man sich gegenwärtig, dass der nicht compressible
Inhalt Je.- Bulbus von Membranen umspannt wird, welche nur in geringem Grade
elastisch dehnbar sind, und dass die Sklera in mehr als der Hälfte ihres Umfan-
ges gleichmäßig von dem eminent elastischen und mächtigen Fettgewebe der
Orbita umschlossen wird, welches zwischen Bulbus und Knochengerüst eingeschal-
tet ist. Wenn ein fremder Körper mit einer gewissen plötzlichen Gewalt auf die
Mülle des Bulbus wirkt und diese, weil er stumpf ist, nicht durchbohrt, so kann
sich seine Action in blosser Quetschung der getroffenen Fläche erschöpfen, oder,
je nach seiner Grösse und Form, zu localer Einknickung oder zu Abplattung füh-
ren. Eine Einknickung sowohl als eine Abplattung höheren Grades ist aber wegen
der Incompressibilität des Inhaltes nicht denkbar, ohne gleichzeitige Formverände-
rung des Bulbus in toto. Der Bulbus muss. wenn man den Angriffspunkt als Pol,
die Richtung des Stosses als Achse einer Kugel betrachtet, im Aequator dieser
Kugel erweitert werden. Erwägt man, dass contundirende fremde Körper den Bul-
bus nicht leicht von anderswoher, als von unten oder von unten-aussen treffen
können, und dass das Auge im Momente der Gefahr wohl meistens (mit dem Hörn-
Verletzungen. 213
hautcentrum) nach oben oder nach innen-oben flieht, so fällt der Angriffspunkt
wohl meistens unten oder unten-aussen zwischen Cornealrand und Aequator bulbi
auf die Sklera. Dann kommt aber die Stelle, wo wir den Skleralriss bemerken,
ziemlich genau in den Kreis zu liegen, welcher in Bezug auf die Richtung des
Stosses (die Achse der Kugel) als Aequator (als die am meisten ausgedehnte Zone)
bezeichnet werden muss. Wenn aber die Sklera in dieser Zone die grösste Span-
nung erfährt, so kann sie an jener Stelle leicht bersten, welche nicht durch das
elastische Fettpolster gestützt wird, also vorne, unweit vom Cornealrande. Trifft
einmal der Stoss den Bulbus auf die obere-äussere Partie der Sklera, so erfolgt die
Uveoskleralruptur nach unten-innen. Näheres hierüber in meinem Aufsätze über
die Verletzungen des Auges in der Wiener medic. Wochenschrift (1874) und Sepa-
ratabdruck, Wien 1875, bei Braumüller.
Wenngleich zahlreiche Fälle von Skleralberstung mit Vorfall oder
mit Abgang der Linse bekannt geworden sind, in welchen das Auge
später nahezu wie ein durch Linsenextraction operirtes fungirte, so führt
diese Verletzung doch in vielen Fällen zum Verluste der Function,
selbst der Form des Auges, ja, was noch schlimmer ist, manchmal
sogar zu sympathischer Iridozyklitis des anderen Auges. Die Reaction
auf das Trauma als directe Folge der Verletzung erreicht nicht leicht
einen hohen Grad, wahrscheinlich wegen der länger andauernden
Entspannung der Hülle des Bulbus. Die Gefahr liegt vorzugsweise in
zu reichlichem Glaskörper Verluste, welcher zunächst zu subchorioidealer
Blutansammlung führen kann, und in späterer Reizung der Iris, sei es
durch Einklemmung in der sich consolidirenden Narbe, sei es durch die
ganz oder theilweise im Bulbus verbliebene, auf die Iris und den
Ciliarkörper drückende Linse. Vergl. Linsenluxation. Blieb die Linse
unter der Bindehaut zurück, so ist jedenfalls nicht viel Glaskörper aus-
getreten; sie kann Wochen lang durchsichtig bleiben, aber auch trüb
werden, schrumpfen, verkalken. Weuu viel Glaskörper verloren ging,
so steht entweder heftige Reaction und eitrige Kyklochorioiditis
oder starke Chorioidealblutung sogleich zu besorgen, oder es besteht
die Gefahr allmäliger, erst nach Wochen, Monaten sich manifestirender
Netzhautabhebung. Entwickelt sich schleichende Kyklitis mit Abflachung
oder Einziehung der Narbe, so droht sympathische Erkrankung des
zweiten Auges.
Behandlung. Die nächste Aufgabe ist, weitere Entleerung des
Bulbusiuhaltes zu verhüten. Dazu ist in den ersten Tagen nicht nur
ruhige Rückenlage unter Anwendung kalter LTmschläge, sondern auch
Hemmung des Lidschlages (Verschluss beider Augen) und Abhaltung-
alles dessen wünschenswerth , was im Stande ist, den Rückfiiiss des
Blutes durch die absteigenden Hohlvenen zu hemmen. Hängt eine gros-
214 Sklera.
sere Partie von Glaskörper oder von Iris aus der Wunde heraus, so
könnte man bei ruhigen Individuen (oder in der Narkosis) wohl eine
Abkappung vornehmen, nothwendig ist diese jedoch in der Regel nicht.
Die zu Tage liegende Glaskörpermasse wird nach einigen Tagen trüb,
an der Basis eingeschnürt, endlich abgestossen. Audi kleine Irisvorfälle
können allmälig überbrückt und abgedacht werden; grössere jedoch er-
heischen die Abtragung. Bei längereu oder bei zipfelförmigen Skleral-
wunden kann es gerathen sein, dieselben mittelst feiner krummer
Nadeln (in der Narkosis) zusammen zu nähen.
Wenn die Bindehaut nicht eingerissen sondern blos sackförmig
vorgetrieben ist, warte man mit der Eröffnung und Entleerung so lange,
bis man annehmen darf (nach der Spannung des Bulbus), dass sich der
Riss in der Sklera und Uvea bereits geschlossen hat. Entwickelt sich
eitrige Kyklochorioiditis (Protrusion des im Inneren mit Eiter erfüllten
Bulbus), so ist der Ausgang in Phthisis bulbi kaum mehr aufzuhalten,
am ehesten noch durch frühzeitig angewendeten Compressivverband, und
können nur die heftigen Schmerzen vermindert und abgekürzt werden,
anfangs durch eiskalte, später durch lauwarme Umschläge unter Zu-
hilfenahme von Opiaten oder Chloralhydrat; endlich, wenn der Durch-
bruch des Eiters durch eine sich etwas aufwölbende Partie der Sklera
lange zögert, kann ein Einstich an der am meisten vorgetriebenen Stelle
das einzige Mittel sein, den Kranken rasch von seinen Qualen zu be-
freien. Treten die Zeichen schleichender Kyklitis ein, so ist das zweite
Auge mit doppelter Aufmerksamkeit zu beobachten und beim Auftreten
von Prodromalsymptomen sympathischer Affection die Enucleation des
verletzten Auges zu beantragen: sind die Zeichen sympathischer Ent-
zündung bereits deutlich ausgesprochen, dann ist es -ehr zweifelhaft,
ob deren Fortschreiten durch die Enucleation des verletzten Auges
werde verhindert werden und Hesse sich die Enucleation nur dann
rechtfertigen, wenn jede Aussicht geschwunden wäre, das verletzte Auge
irgendwie funetionsfähig zu machen.
Bei einer alten Frau, an deren rechtem Auge nach dem Stusse mit einem
Kuhhorne die Linse unter die Conjunctiva oberhalb der Cornea getreten und einige
Zeit spater entfernt worden war. hatte sieh eine schleichende Iridok3Tktitis des lin-
ken Auges entwickelt, welche trotz aller Pflege der erst jetzt ängstlich und folg-
sam gewordenen Patientin weiter fortschritt, und später trotz wiederholter Iridek-
tomie zu unheilbarer Erblindung dieses Auges führte. Auf dem rechten Auge.
welches ungefähr das Aussehen eines Auges nach peripherer Linearextraction mit
einem breiten Iriscolobom und leichter Einziehung der Sklera längs der Narbe dar-
bot, erlangte die Frau mit Staargläsern S. 20/LXX. Die sympathische Erkrankung
des linken Auges war in diesem Falle wahrscheinlich nicht durch den Zustand
Ektasien. 215
des rechten an und für sich, sondern durch den Umstand mit angeregl worden,
dass die Kranke, wie wir leider zu spät erfuhren, sich während des Heilungspro-
cesses am rechten Auge wiederholt mit Lesen und Briefschreiben (heimlich) be-
schäftigt hatte.
TU. Ektasien und Staphylome der Sklera.
Wenn man, wie es üblich ist, jede partielle Ausbuchtung der
Sklera als Skleralstaphylom bezeichnet, so belegt man mit diesem Ter-
minus pathologisch-anatomisch und ätiologisch sehr verschiedene Zustände.
Es gibt zunächst eine angeborene partielle Ausbuchtung,
welche Amnion als Skleralprotuberanz beschrieben hat; sie kommt
nur an Augen mit angeborenem Chorioidealspalt vor und lässt sich nur
mit dem Augenspiegel bestimmt nachweisen. Yergl. Krankheiten der
Chorioidea.
Die allgemein e gleichmässige Ektasirung der Sklera, welche
zugleich mit Vergrösserung der Cornea von frühester Jugend an be-
obachtet und gewöhnlich unter dem Namen Buphthalmus beschrie-
ben wird, ist in anatomischer und ätiologischer Beziehung noch zu
wenig gekannt; man weiss nicht, von wo der Impuls zur Vergrösseruug
und zur allmäligen Erblindung (unter Drucksteigerung) ausgeht. Dieses
sehr seltene Uebel kommt meistens auf beiden Augen zugleich vor.
Unilateral (bleibend) habe ich es nur einmal beobachtet (bei einem sonst
wohl ausgebildeten Kinde).
Die Ektasirung der Sklera im Bereiche des hinteren Poles,
welche die gewöhnliche Grundlage der Myopie (Achsenmyopie) bildet,
wird seit Scarpa, der sie in Caclavern vorfand, aber ihre Beziehung
zur Myopie nicht kannte (wenigstens nicht andeutete), häufig als
Staphyloma posticum bezeichnet. Obwohl bei diesem Zustande die
Aderhaut sammt der Netzhaut an der verdünnten (mehr weniger
kuppeiförmig ausgedehnten) Sklerotica anliegt, so ist sie doch mit der-
selben nicht verwachsen, setzt wenigstens die Entstehung dieser Aus-
buchtung nicht eine Sklerotico-Chorioiditis voraus, wie wir später bei
der Lehre von der Myopie sehen werden. Diese Ektasie verdient daher
den Namen Staphyloma ebensowenig, wie der Keratoconus oder die
Keratektasia ex panno vel ex ulcere corneae.
Keservirt man den Ausdruck Skleralstaphylom nur für jenen Zu-
stand, bei welchem analog dem Hornhautstaphylome ein Theil der
Sklera mit einer entsprechenden Partie des Uvealtractus in Folge eines
entzündlichen Vorganges verwachsen ist und ausgebuchtet erscheint,
so hat man nur noch zu unterscheiden, ob die Entzündung vom Uveal-
216 Sklera — Ektasien.
tractus ausging und demgemäss zur Drucksteigerimg führte, oder ob
die Ektasirung durch einen von der Sklera ausgegangenen entzündlichen
Process eingeleitet wurde, in welchem Falle, wie wir bei Besprechung
der Skleritis gesehen haben, wohl Drucksteigerimg und Excavation der
Papille hinzutreten kann, aber nicht hinzutreten muss. Die Skleral-
staphylome, welche durch Keratitis suppurativa inducirt werden können,
wurden bereits pag. 147 besprochen; jene, welche • nach chronischer
Iridokyklitis, bei Glaukoma, bei Linsenluxation auftreten können, werden
in den betreffenden Abschnitten erörtert werden. Es erübrigt somit hier
nur noch die Hindeutimg auf die Ektasien, welche durch Pseudo-
plasmen im Bulbus, namentlich durch Sarkome im Corpus ciliare
oder in der Chorioidea (im engeren Sinne) verursacht werden. Wie man
solche Ektasien von eigentlichen Skleralstaphylomeu unterscheiden könne,
wird bei den Krankheiten der Chorioidea angegeben werden.
Wenn man einen bläulichen oder schiefergrauen Hügel im vorderen
Abschnitte der Sklera durchleuchten kann, so ist er sicher durch Ver-
diinnung der Sklera uud der damit verklebten Partie des Uvealtractus
bedingt; in der Regel lassen sich auch solche Hügel oder Wülste mit
einem Sondenknopfe leicht etwas eindrücken. Bei ganz kleinen, z. B.
nur hanfkorngrossen Hügeln jedoch versagen diese Hilfsmittel und
kaun die üiagnosis nur durch Zuhilfenahme anderer Momente, nament-
lich durch Prüfung der Spannung des Bulbus und mit dem Augenspiegel
festgestellt werden.
In einem Falle entstand eine hügelförmige Ausbuchtung an der
Sklera (nach dem Anprallen eines Kettengliedes an das Auge) dadurch, dass
circa 3 Mm. oberhalb des Hornhautrandes die Berstung sieli nur auf den Ciliar-
körper und auf die tiefere Lage der Sklera erstreckt hatte, die Episklera und die
Conjunctiva blos gedehnt worden waren. Diese Ausbuchtung trat erst deutlich
hervor, als das in die Kammer ergossene Blut resorbirt war; dann konnte man
auch eine Berstung der vorderen Kapsel erkennen (in der oberen Hälfte), durch
welche sich die getrübte und geblähte Linse in die vordere Kammer vordrängte,
während die untere Linsenhälfte sich einfach trübte. Ein Riss oder eine Rück-
wärtsziehung an der Iris war nicht bemerkbar. Der Verletzte ist 2f> Jahre alt und
steht theils wegen der Linsenblähung, theils wegen Schmerzhaftigkeit des massig
gerötheten Auges noch in Beobachtung. Die Netzhaut seheint nicht gelitten zu
haben.
IT. Buch.
Krankheiten der Iris und des Ciliarkörpers.
A. En.tztm.clli.cTie Krankt leiten.
Ubwolil der Uvealtractus in seiner ganzen Ausdehnung zur selben
Zeit der Sitz entzündlicher Vorgänge sein kann, geht doch in der Kegel
die Entzündung nur von einem der drei grossen Abschnitte desselben
aus und bleibt auch auf denselben beschränkt. Demnach ist es gerecht-
fertigt, von Iritis, Kyklitis und Chorioiditis als gesonderten Krankheiten
zu sprechen. Aber während in der eigentlichen, d. h. jenseits der Ora
serrata gelegenen Chorioidea zumeist einzelne (isolirte) Entzündungsherde
auftreten und eher auf die anliegende Netzhautpartie als auf das Corpus
ciliare und die Iris übergreifen, erstreckt sich eine in der Iris auftre-
tende Entzündung meistens auf die ganze Iris und nicht selten auch auf
den Ciliarkörper, und bleibt eine zunächst partiell oder ringsum im
Ciliarkörper aufgetretene Entzündung nur ausnahmsweise auf dieses
Organ beschränkt, treten durchschnittlich sehr bald die Zeichen von
Iritis zu den Zeichen der Kyklitis. — Den Entzünduugsherd der Kyklitis
bildet die eigentliche Fortsetzung der Chorioidea, welche vor dem zacki-
gen Ende der Netzhaut anfängt, und zunächst einen flachen Gürtel
um den Glaskörper bildet, dann in die eigentlichen Ciliarfortsätze an-
steigt, nach Absendung der Zonula zur Linsenkapsel steil gegen die
Anheftungsstelle der Iris abfällt und mit deren Rückfläche unter einem
spitzen Winkel zusammenstösst. Der Ciliarmuskel wird allem Anscheine
nach niemals der Ausgangspunkt von Entzündung im Ciliarkörper und
erleidet erst später anatomische Veränderungen. -- Die Erkennung der
Veränderungen in der eigentlichen Chorioidea ist nur unter Anwendung
des Augenspiegels möglich; Iritis dagegen und Kyklitis können auch
ohne diesen erkannt werden und nur die durch Kyklitis inducirteu
Trübungen im Glaskörper, so wie die' gleichzeitig neben Iritis oder
Kyklitis vorhandenen Erkrankungen der Netz- und Aderhaut lassen
218 Iris.
sich ohne Spiegel nicht näher bestimmen. Dieses Verhalten der ver-
schiedenen Partien der Uvea bei entzündlichen Processen, also bei der
Mehrzahl der Krankheiten derselben, und das analoge Verhalten der
musculösen Bestandteile der Iris und des Ziliarkörpers bezüglich der
Innervation und ihrer Störung rechtfertigen die getrennte Betrachtung
der Krankheiten des vorderen Uvealabschnittes — der Iris und des Ciliar-
körpers - - von denen des hinteren Abschnittes — der Chorioidea im
engeren Sinne, während bisher die Trennung in Krankheiten der Iris
und Krankheiten der Chorioidea — Corpus ciliare und eigentliche Cho-
rioidea — üblich war. — Der anatomische Grund, dass Iritis und Kyklitis
so häutig zugleich oder bald nach einander auftreten, liegt wohl darin,
dass Iris und (Ziliarkörper ein gemeinschaftliches Gefässgebiet be-
sitzen, die hinteren langen und die vorderen (Ziliararterien, während die
eigentliche Chorioidea mit der ihr eigenthümlichen Chorio-capillaris
fast nur von den hinteren kurzen (Ziliararterien gespeist wird. Zudem
bilden die Ciliarfortsätze da, wo sie die hintere Kammer begrenzen
(zwischen Zonula und Iris), die Quelle (Matrix) des Humor aqueus,
welcher die Iris allseitig umspült, dessen Veränderungen daher die Iris
wohl kaum uubeeinflusst lassen können.
I. Entzündung der Iris, Iritis.
a) Im Allgemeinen.
Die Iris befindet sich oft mit anderen Gebilden des Auges zu-
gleich im Zustande der Entzündung. Sie ist im Verlaufe einer Augen-
entzüudung häufig das zuerst und vorwaltend, häutig das consecutiv oder
seeundär ergriffene Organ; sie kann aber auch ganz allein für sich jene
Veränderungen durchmachen, welche der Entzündung zukommen. Dem-
nach basirt sich das Verständniss sehr vieler krankhafter Zustände am
Auge auf die Kenntniss der Iritis und ihrer Folgen.
Symptome. In einer Keihe von Fällen substantiver Iritis (besonders
bei acutem Verlaufe) machen Schmerzen und Böthe den Kranken auf
die entzündliche Natur seines Augenleidens aufmerksam; in anderen
(chronischen) bezieht der Kranke die Abnahme seiner Sehkraft eher
auf eine Staarbildung, als auf eine Entzündung. Die seeundäre Iritis
wird am häufigsten von der Cornea aus inducirt, oft von dem Ciliar-
körper, relativ selten von der Retina oder Chorioidea.
Iritis darf nur dann angenommen werden, wenn man
Ciliarinjection, Verfärbung der Iris und Exsudat in der Iris
oder im Bereiche der Kammer vorfindet und letzteres nur von der
Entzündung im Allgemeinen. 219
Iris ableiten kann. Wo sich kein auf die Iris beziehbares Exsudat nach-
weisen lässt, vielleicht Mus abnorme Ciliarinjectioa und Farbenver-
änderung' »1er Iris, da kann wohl Hyperämie, aber nicht Entzündung
der Iris diagnosticirt werden. Wo selbst bei längerer Betrachtung des
offen gehaltenen Auges keine abnorme Ciliarinjection bemerkbar wird,
darf man annehmen, dass die anderen beiden Factoreu auf bereits ab-
gelaufene (nicht mehr bestehende) Iritis zu beziehen sind. Nebst diesen
können noch andere mit der Iritis in directer Verbindung stehende
Symptome, namentlich Sehstörung, Lichtscheu, beschränkte Be-
weglichkeit der Iris und Schmelzen vorhanden sein, aber deren
Mangel würde in einem gegebenen Falle nicht genügen, Iritis zu negiren.
1. Die vermehrte Injection der vorderen Ciliararterien
macht sich gewöhnlich als rosenrother Saum auf der Sklera rings um
die Cornea bemerkbar. Sie kann partiell sein, wenn die Iritis partiell
ist; sie wird bei schleichendem Verlaufe der Entzündung oft nur dann
deutlich, wenn das Auge momentan durch grelleres Licht, scharfe Luft,
Weinen u. dgl. gereizt wird. Sie wird bei heftiger Entzündung 5 — 6 Mm.
breit und bei gleichzeitiger Affection der Bindehaut bald durch ein
mehr weniger dichtes, verschiebbares. Scharlach- oder hochrothes Ge-
fässnetz, bald durch gleichmässige Röthe und Schwellung der Binde-
und Scheidenhaut (Chemosis) verdeckt. Sie ist im Allgemeinen das erste
Zeichen des Beginnens, ihre Abnahme das erste Zeichen des Sinkens
der Entzündung. Sie kommt auch bei Entzündung der vorderen Zone
der Bindehaut, der Sklera, der Hornhaut, des Ciliarkörpers, nicht blos
bei Iritis vor.
2. Die Farbenveränderung der Iris, in geringeren Graden
nur bei unilateraler Iritis (und unter Voraussetzung gleicher Irisfarbe
beider Augen im gesunden Zustande) bestimmt erkennbar, zeigt ver-
schiedene Nuancen ins Dunklere, ins Graue, Grüne oder Röthliche. — Sie
ist der Reihe nach das zweite Symptom, welches sich bei beginnender
Iritis deutlich wahrnehmen lässt. Sie bleibt oft längere Zeit nach dem
Erlöschen des Exsudationsprocesses zurück, und darf nicht mit jener
verwechselt werden, welche durch schrumpfende Exsudate, durch Pig-
mentanhäufung oder durch Dehnung der Iris - wovon später - - be-
wirkt wird.
Auf die Farbe, in welcher uns die Iris erscheint, haben — abgesehen von
Trübung der Cornea und von Trübung oder Färbung des Kammerwassers (von er-
höhtem Fibringehalt desselben, von Blut- oder Gallenfarbestoff) — offenbar die
Hyperämie, die entzündliche Lockerung und seröse Durchtränkung, weiterhin die
Setzung faserstoffigen Exsudates in und auf der Iris und (in manchen Fällen) das
220 Iris.
Sichtbarwerden von Gefässen Einfluss. Dass auch schon sofort die blosse Hyperämie
der Iris Farbenveränderung derselben bewirken könne, sieht man in Fällen, wo beim
Vorhandensein eines fremden Körpers in der Cornea unter zonenförmiger Ciliar-
injeetion, Lichtscheu und Illacrimation die Pupille autfallend eng und die Iris ver-
färbt erscheint, und diese Veränderungen nach Entfernung des fremden Körpers
binnen wenigen Stunden von selbst verschwinden . ohne die Spur eines Exsudates
zu hinterlassen.
3. Die Exsudation erfolgt theils im Parenchym, theils au den
Oberflächen uud von da iu das Kammerwasser. Bald ist das eiue, bald
das andere vorwaltend ').
Die Exsudatiou ins Parenchym kauu sich auf eiue kleiue
Stelle beschränken, ist aber meistens über den ganzen kleiueu Kreis, in
heftigeren Fällen auch auf deu grossen verbreitet. Sehen wir vorläufig
von der Gummabildung ab (welche später besonders besprochen wird),
so gibt sich die Infiltration im kleiueu Kreise durch Breiter-, Dicker-
und Duuklerwerden desselben und durch ein mehr filziges als feinfa-
seriges oder feinfaltiges Aussehen desselben kund, während der grosse
Kreis noch seine reine Zeichnung mit Trabekeln uud Krypten bewahrt,
nur vielleicht bereits etwas grau oder grünlich uud gleichsam etwas
matter erscheint. - - Erstreckt sich die Infiltration auf die ganze Iris,
so verliert die Iris durchaus diese reiue Zeichnung uud bekommt dann
in ihrer ganzen Ausdehnung mehr ein sammet-, tuch- oder filzähnliches
Aussehen, dessen mehr weniger schmutzige Farbe oft ins Röthliche
spielt und auch feine Gefässchen wahrnehmen lässt. Dann ist die
Kammer schon wegen Dickenzunahme der Iris seichter. Dieser Zustand
muss wohl unterschieden werden von der — später zu beschreibenden -
Vorwärtsdränguug der Iris durch Kammerwasser oder durch Schwarten
zwischen Iris und Linsenkapsel, wobei auch einzelne Gefässe (Venen)
sichtbar werden können. (An Augen, welche nach Iridokyklitis auf dem
Wege zur Schrumpfung sind, kann die Iris sammt der Linse nach vorne
gerückt, die Kammer nahezu ganz aufgehoben sein.)
') Nach diesem Verhalten unterschied Ammon in seiner gekrönten Preis-
schrift De iritide, Leipzig 1838, eine parenchymatöse und eine seröse Iritis — letz-
tere als anterior oder posterior sive Uveitis — indem er conform der anatomischen
Anschauung seiner Zeit als Substrat der ersteren das Parenchym, als Substrat der
letzteren den damals angenommenen serösen Ueberzug der vorderen und hinteren
Irisoberfläche auffasste. In späterer Zeit wurden die Ausdrücke parenchymatosa und
serosa in ganz anderem Sinne gebraucht, letzterer auch für entzündliche Vorgänge,
welche vom Corpus ciliare ausgehen, welche demnach als Kyklitis zu bezeichnen
sein werden.
Entzündung' im Allgemeinen. 221
Das an der Oberfläche oder in das Kammerwasser aus-
geschiedene Exsudat zeigt sich am häufigsterj in der Pupille, min-
der häufig in der vorderen Kammer (suspendirt oder präcipitirt).
In der Pupille wird das Exsudat iu Form von Synechien
oder einer Membran (eines Pfropfes) wahrgenommen.
Die Synechien bilden meistens isolirte punktförmige Verbin-
dungen zwischen Pupillarrand und Kapsel und sind (bei Beschattung
des Auges) als dunkel pigmenti rte, ins Pupillargebiet vorspringende
Zacken sichtbar; bei Verengerung der Pupille (unter starker Beleuchtung,
Avegen grosser Lichtscheu des Auges) verräth sich ihr Vorhandensein
gar nicht oder nur durch winkliche (nicht kreisrunde) Form der Pupille.
Da letztere auch ohne Iritis vorkommen kann, namentlich bei (älteren)
Leuten mit habituell sehr enger Pupille, so wird zur Sicherstellung der
Diagnosis manchmal ein Mydriaticum (Atropiu) nöthig. Ist zwischen
zwei solchen Synechien ein Theil des Pupillarrandes frei, so wird dann
derselbe durch die Contraction der Radiärfasern der Iris peripher gezo-
gen, daher die Pupille buchtig erweitert. Fortlaufende, d. i. bogen-
oder ringförmige Synechien können zwar auch frühzeitig entstehen,
kommen aber meistens erst nach längerem Bestände (und bei chronischem
Verlaufe) der Iritis vor, daher ihre Beschreibung bei Schilderung der
Ausgänge folgt.
Bei manchen Fällen acuter Iritis findet man schon nach relativ
kurzem Bestände eine Membran in der Pupille, welche dieselbe
ganz oder theilweise verlegt. Sie kann, wenn sie das ganze Pupillargebiet
einnimmt, ringsum mit dem Pupillarrande zusammenhängen oder, ähnlich
der Anheftung eines Spinnengewebes, an einzelnen Stellen, so dass
schon beim gewöhnlichen Stande der Pupille oder doch bei künstlicher
Erweiterung derselben, Lücken zwischen Membran und Iris frei bleiben.
Solche Membranen können fest au die Kapsel angeheftet sein, sind es
aber gewöhnlich nicht. Sie müssen in prognostischer und operativer Be-
ziehung wohl unterschieden werden von den Membranen, welche bei
bogen- oder ringförmigen Synechien in der Pupille auftreten und in
der Mitte defect oder durch ein oft nur bei focaler Beleuchtung wahr-
nehmbares Häutchen ergänzt, nächst dem Pupillarrande aber weiss und
undurchsichtig sind und nicht nur mit diesem, sondern auch mit der
Kapsel sehr fest zusammenhängen. (Vergl. Ausgänge.)
Die Suspension fasserstoffigen Exsudates im Kammer-
wasser bewirkt zunächst eine diffuse Trübung desselben oder eine
kaum merkliche Verschleierung der Pupille. Dass diese nicht etwa
von Entzündung der Cornea ausgehe, ist mit Sicherheit dann anzunehmen,
222 Iris.
wenn die Cornea eleu normalen Glanz zeigt. In sehr stürmisch auf-
getretenen Fällen kaun es geschehen, dass »las suspendirte Exsudat
wolkenähnlich vor der Pupille schwebt, allmälig schärfere Umrisse
bekommt und dann mehrere Tage als eine halbdurchsichtige, lichtgraue
Scheibe vor der Kapsel liegen bleibt; allmälig wird sie kleiner und
ringsum vom Pupillarrande scharf abgegrenzt, bis sie spurlos verschwin-
det. - - In minder heftigen Fällen verschwindet die diffuse Trübung des
Kammerwassers, sei es durch Resorption, sei es durch Präcipita-
tion des allmälig geronnenen und in Klümpchen geformten Faser-
stoffes an die Wandungen der Kammer, oder endlich durch Senkung
zwischen Iris und Cornea. Die Präcipitation an der Iris kann als
solche nicht erkannt werden, wird aber wohl nicht ohne Einfluss auf
die Farbe bleiben können. Die Präcipitation im Bereiche der Pupille
ist sicherlich die häufigste Ursache der Synechien und der blos an
der Iris haftenden Membranen in der Pupille. Die Präcipitation an der
Descemeti kann anfangs als gleichmässig trüber Besehlag auftreten,
lässt aber sehr bald scharfbegrenzte graue oder graubraune
Punkte mit freiem Auge oder mit der Loupe (vorzüglich in der unteren
Hornhauthälfte) wahrnehmen. Ausnahmsweise kommen Fälle vor. wo
man solche scharf begrenzte graue Punkte auf der vorderen Kapsel
wahrnehmen kann (nicht zu verwechseln mit pigmentirten Punkten nach
Lösung hinterer Synechien). Diese Punkte auf der vorderen Kapsel
srliwinden mit der Zeit ebenso wie die an die Descemeti angelagerten
spurlos. Durch »Senkung grösserer Exsudatmengen kann Verklebung
zwischen Iris und Cornea am Kau de oder Ansammlung als Hy-
popyon zu Stande kommen.
Die Exsudation scheint hauptsächlich in der Nacht zu erfolgen; Abgesehen
von den vorzugsweise oder ausschliesslich zur Nachtzeit auftretenden Schmerzen
und von der häufig des Morgens vorgefundenen Vermehrung des Exsudates, gibt
es auch Falle, wo man bei der Morgenvisite Trübung des Kammerwassers vorfin-
det, \<>n welcher man gegen Abend nichts oder kaum 'ine Spur zu sehen vermag.
Bezüglich der Synechien- und Membranbildung in der Pupille sind aber folgende
Momente von Bedeutung. "Wir finden nicht selten nach abgelaufener Iritis, wenn
der Pupillarrand von selbst oder nach Anwendung von Atropin frei gewurden ist
auf der vorderen Kapsel zahlreiche Punkte oder Aggregate von Uvealpigment oder
graue mit Pigment belegte Punkte so angeordnet, dass sie, wenn man sich nöthi-
genfaüs die dazwischen bestehenden Lücken ausgefüllt denkt, einen Kreis bilden.
dessen Durchmesser der Pupillengrüsse während des Schlafes entspricht, und wir
finden, wenn mehrere punkt- oder zackenförmige Synechien in die Pupille hinein-
ragen, dass die pigmentirten Spitzen derselben die Contouren eines ebenso kleinen
Kreises beschreiben oder andeuten. Der scheinbare Durchmesser dieses Kreises be-
trägt bei verschiedenen Individuen niemals weniger als 2 und kaum je über 3 Mil-
Entzündung im Allgemeinen. 223
limeter. Die Verklebung des Pupillarrandes mit der Kapsel muss also wohl wäh-
rend des Schlafes erfolgen und das Bindemittel muss wohl ausserhalb der Iris ge-
geben, es kann nicht au diesen Punkten aus der Iris hervorgesprossl sein; wir
müssten sonst tragen, warum die Verbindung discontinuirlich erfolge, und warum
nach Lösung derselben ein Faserstoffklümpcben (mit mehr weniger Pigment ) an
der Kapsel hatten bleibe und nicht als zackiges Anhängsel des Pupillarrandes er-
scheine. Nehmen wir aber an. ein Klümpcben des im Kamnierwasser vorhandenen
Faserstoffes habe sich während des Schlafes in die Rinne gelegt, welche der Pu-
pillarrand mit der Kapsel bildet, so ist dasselbe wohl im Stande, an dieser Stelle
eine Verklebung zwischen Iris und Kapsel zu bewirken, und auch nach dem Er-
wachen, wo die Pupille weiter wird, zu unterhalten. Es haftet zunächst fester au
der epithellosen Kapsel, als an dem von Pigment umsäumten Pupillarrande. Auch
später reisst bei Operationen die Verbindung zwischen Iris und Klebemasse in
der Regel leichter, als die Verbindung zwischen Klebemasse und Kapsel. Dem-
gemäss begreifen wir auch, dass Synechien nur bei enger Pupille entstehen, wo
sich Iris und Kapsel berühren, bei weiterer Pupille nur an einer Stelle, wo die
Iris (wie bei Gummabildung) durch Infiltration auch nach hinten prominirt und
sieh an die Kapsel anlegt. Wenn nach Verwundungen (Operationen) Iris und Kap-
sel in Berührung kommen und verwachsen, so walten ganz andere (später zu er-
örternde) Verhältnisse ob. Nähme man an, die verklebende Masse sprosse an einer
Stelle aus dem Pupillarrande hervor, so würde man vergeblich nach einem Grunde
suchen, warum diese Masse nie bis zum Centrum der Kapsel, nie über die Grenze
des genannten Kreises vorrücke. — No.tirt man in allen Fällen, wo Synechien nach
primärer oder mit Kyklitis gepaarter Iritis vorgefunden werden, den Standort der-
selben , so findet man die untere Hälfte des Pupillarrandes ungleich häufiger ver-
treten, als die obere, was mit der Senkung und Präcipitation der im Kammer-
wasser enthaltenen Faserstoffklümpcben sehr wohl, aber nicht mit anatomischen
Verhältnissen in Einklang gebracht werden kann. — Auch wenn es zur Bildung
einer Membran in der Pupille gekommen ist. findet man Lücken zwischen ihr
und der Iris, falls überhaupt, eher in der oberen, als in der unteren Hälfte. Mem-
branen, welche die Pupille ganz oder theilweise verdecken und mit dem Pupillar-
rande nicht continuirlich , sondern nur mittelst zackiger Ausläufer zusammenhän-
gen, scheinen gleichfalls nur durch Präcipitation von der vorderen Kammer aus
zu entstehen, und lassen sich sowohl von der Iris als von der Kapsel ohne Gewalt
ablösen, während Membranen, welche bei ringförmiger Synechie — wovon später —
allmälig entstehen, sowohl mit der Iris als mit der Kapsel unzertrennlich fest zu-
sammenhängen.
Die Fälle mit Präcipitaten an der hinteren Wand der Cornea,
früher als Hydromeningitis '), Aquo-capsulitis 2) oder Keratitis punctata 3). später
und noch jetzt häufig als Iritis serosa beschrieben, bieten wohl manchmal blos die
M Jungk en, Lehre von den Augenkrankh. Berlin 1836, p. 171.
Himly, Krankh. und Missbildungen, Berlin 1843. IL Bd., pag. 181.
J. N. Fischer, klin. Unterricht, Prag 1832 (Hydatoditis).
2) Makenzie 1. c. pag. 417.
3) Desmarres, maladies des yeux, Paris 1847, pag. 271.
224 Iris.
Zeichen einfacher Iritis, ungleich häufiger aber zugleich die der Kyklitis. Wenn
von der Iris oder vom Corpus ciliare da, wo es die hintere Kammer umgrenzt,
faserstoffiges Exsudat in das Kammerwasser geliefert wurde und allmälig in Klümp-
chen gerinnt, so können diese wohl in der ganzen Kammer suspendirt sein, neh-
men aber allmälig in der unteren Hälfte an Zahl und Grösse zu, und werden dann
bei den Bewegungen des Bulbus durch die Centrifugalkraft an die Descemet'sche
Membran angeschwemmt (angeschleudert), wo sie als mehr weniger grosse Punkte
oder Klünipchen haften bleiben. Solche scharf begrenzte, selten weissgraue, gewöhn-
lich graubraune Punkte sind meistens so klein, dass man sie als solche nur mit
der Loupe deutlich erkennen kann, selten mohnkorngross (und etwas darüber); sie
können das ganze Bereich der Descemeti einnehmen , kommen aber meistens nur
in der unteren Hälfte vor. Grössere runde, speckähnliche Klumpen oder Knollen
findet man (bei Iritis syphilitica) wohl auch in der Mitte, gerade der Pupille ge-
genüber, und daneben können kleinere vorhanden sein oder auch fehlen. Wenn
zahlreiche kleinere und grössere Punkte vorkommen, so liegen die grösseren mehr
nach unten, oder sie sind zu einander so angeordnet, dass die grösseren gleichsam
einen mandelförmigen Kern (wie bei einer Kerzcnfianime) constituiren, die kleine-
ren nach beiden Seiten und nach oben sich anschliessen und mehr und mehr ab-
nehmen. Manchmal zeigen mehrere der grösseren Punkte, die unten und seitlich
scharf begrenzt sind, nach oben je einen Ausläufer mit verwaschenen Rändern.
Alle diese Punkte pflegen nach längst abgelaufenem Kntzündungsprocesse Wochen
bis Monate lang fort zu bestehen, endlich aber spurlos zu verschwinden. Nur nach
den graubraunen kann in manchen Fällen Pigment als schwarzer Punkt nach
Jahre langem Bestände noch vorgefunden werden. Dass solche graue Punkte mit
dem Kammerwasser durch die Eröffnung der Kammer mit herausgespült werden
können (wenn sie nicht bereits zu fest haften), hat schon Wardrop ') angegeben.
Ihre Unterscheidung von punktförmigen Trübungen in der Cornealsubstanz hält
nicht schwer, wenn die Cornea glatt und glänzend ist. Von der durch einen dich-
ten Beschlag der Descemeti eingeleiteten Keratitis interstitialis war bereits pag. 124
die Rede. Die Pigmentkörnchen stammen offenbar aus der hinteren Kammer-, sie
können mit dem Kamnierwasser zwischen Kapsel und Iris in die vordere Kammer
gelangen, so lange nicht Abschluss der Pupille durch ringförmige Synechie erfolgt
ist. In manchen Fällen hat es den Anschein, als ob Faserstoffklümpchen , aus der
hinteren Kammer stammend, zwischen Kapsel und Pupillarrand haften blieben und
Verklebung zwischen Iris und Kapsel (punkt- oder bogenförmig) bewirkten.
4. Verminderte oder aufgehobene Bewegung der Iris und
Verengerung der Pupille sind bei Iritis bald mehr bald weniger
deutlich ausgesprochen. Es kommt vor, dass bei Fixirung einer und der
anderen Stelle des Pnpillarrandes die freie Partie auf Licht und Schatten
deutlich und prompt reagirt, und es kann auch vorkommen, dass die
Pupille des von Iritis freien Auges enger erscheint, als die des afficirten
') Edinburgh Med. and Chir. Journal, Vol. III, 1807, und Morbid Anatomy
of the Eye.
Entzündung im Allgemeinen. 225
bei gleicher Beleuchtung beider. Erweiterung der Pupille über das mut-
iere Mass schein! uur bei Jonen Füllen vorzukommen, wo Kvklitis \or-
handen ist und sich besonders durch Präcipitate an der Cornea bemerk-
bar macht.
Bei der einfachen Iritis geht das Muskelspie] der Iris ersl dann verloren,
wenn entweder der Pupillarrand ringsum an die Kapsel angelöthel ist, oder wenn
die Zeichen der Lockerung, Schwellung und Infiltration bereits auch im grossen
Kreise sichtbar sind. Ersl dann zeigt sich auch das Atropin wirkungslos. Wenn die
Iris in Fallen frischer Iritis trotz richtiger Dosis und wiederholter Anwendung des
Atropins längere Zeit widersteht, und nicht etwa dessen Aufnahme in das Kam-
merwasser (durch Illacrimation , durch Cornealveränderungen) verhindert erscheint,
so darf man annehmen, dass der Sphinkter vermöge des hohen Reizzustandes der
Ciliarnerven (intensive Ciliarinjection, Lichtscheu. Thränenfiuss, Schmerzen) in einer
Art beständiger Contraction verharrt. Träufelt man einem Kranken mit einem
fremden Korper in der Cornea Atropin in beide Augen, so erweitert sich die Pu-
pille des unverletzten Auges früher und stärker, als die des verletzten, wenn die-
ses auch weder Keratitis noch Iritis zeigt und schon den folgenden Tag nicht
mehr gereizt erscheint. Die Pupille kann also sehr enge erscheinen wegen starker
Contraction des Sphinkters vermöge hohen Reizzustandes, nicht blos wegen Taxi-
rung des Pupillarrandes an der Kapsel (durch Exsudation während des Schlafes).
Wenn nach abgelaufenem Reizzustande die Iris selbst keine Parenchymveränderung
zeigt, so kann man nicht selten trotz der Anwesenheit einer Membran in der Pu-
pille und trotz zahlreicher — wenn nur nicht ringförmiger Synechien — die Iris
recht deutlich auf Licht und Schatten reagiren seilen. (Vergl. Myosis spastica.)
5. Die Sehstöruug, namentlich die Herabsetzung der Sehschärfe,
entspricht bei einfacher Iritis jederzeit dem dioptrischen Hindernisse in
und vor der Pupille; die Functionsstöruug kann aber nebstdem noch
durch die gesteigerte Empfindlichkeit der Ciliarnerven so wie durch
Verengerung und Unbeweglichkeit der Pupille beträchtlich vermehrt
werden. Stärkere Herabsetzung der Sehschärfe, als mau nach diesen
Momenten erwarten sollte, erregt immer Verdacht auf gleichzeitige
Trübung des Glaskörpers (durch Kyklitis) oder auf Erkrankimg der
Ader- und Netzhaut.
6. Schmerzen im Auge allein oder zugleich (wohl auch vorzugs-
weise) im Bereiche des Nervus supra- oder iufraorbitalis (Stirn bis zum
Hinterhaupte, Zähne des Oberkiefers), gesteigerte Empfindlichkeit
gegen das Licht und gegen jede Anstrengung (Fixiren von Objecten)
vom niedrigsten Grade bis zur heftigsten Lichtscheu und Thränen-
fiuss sind Erscheinungen, welche aus der Affection der sensitiven Zweige
der Ciliarnerven hervorgehen. Sie sind bald in kaum merklichem, bald
in sehr hohem Grade vorhanden. Sie geben im Vereine mit der Injec-
tion der Ciliararterien den sichersten Massstab für den rascheren oder
v. Arlt, Krankh. des Auges. 15
226 Iris.
langsameren Verlauf, sowie für das Steigen und Sinken der Ent-
zündung.
7. Die Spannung des Bulbus ist bei acuter Iritis (ohne Com-
plication) eher etwas vermindert, als erhöhet. Manifeste (und folgen-
schw< re) Herabsetzung oder Steigerung des intraoculären Druckes erfolgt
nur bei gleichzeitiger oder nachfolgender Kvklitis.
8. Bei acutem Verlaufe kann auch Oedem der Conjunctiva bulbi.
selbst der Cutis längs des Augenlidrandes auf Iritis zu beziehen sein,
doch deutet dasselbe meistens auf gleichzeitige Kvklitis. Dasselbe gilt
bezüglich des Auftretens von fieberhaften und von gastrischen
Erscheinungen, welche gleichfalls nur lud acutem Auftreten der Ent-
zündung auf das Augenleiden (Reizung der Ciliarnerven) bezogen werden
können, zumal wenn nicht andere Veranlassungen dazu vorliegen.
Verlauf. In Fällen, wo die Iritis unter deutlich ausgesprochenen
Reizerscheinungen beginnt, die man daher als acute bezeichnet, kann
der entzündliche Process in zwei bis drei Wochen, selbst in einigen
Tagen abgelaufen und bleibend beendet -ein: er kann aber auch je
nach dem ätiologischen Momente, nach dem Verhalten des Kranken und
nach manchen durch den Exsudationsprocess eingeleiteten Veränderungen
auf viel längere Zeit protrahirt und von Zeit zu Zeit verschlimmert
oder, für einige Zeit erloschen, von neuem wieder angefacht werden.
Solche chronisch gewordene, ursprünglich acute Fälle müssen wohl unter-
schieden werden von den ursprünglich chronischen, bei welchen
meistens nicht Böthe oder Schmerzen am Auge, sondern Trübung de-
Sehens den Kranken zum Aufsuchen des Arztes bestimmen und dieser
zunächst durch die vorgefundenen Exsudate zum Constatiren der übrigen
Entzündungszufälle veranlasst wird.
a) In einer Reihe von Fällen selbständiger und primärer Iritis
bestehen durch einige Zeit (bis zu 8 Tagen und darüber) die Zeichen
blosser Hyperämie der Iris: öliarinjection, leichte Verfärbung der Iris,
gesteigerte Empfindlichkeit gegen Licht und Beschäftigimg, Iilacrimatioo
und mehr weniger ausgesprochene Schmerzen: erst dann tritt Trübung
des Gesichtes mit Exsudation in der Pupille, im Kammerwasser oder
in der Iris deutlich hervor und erreichen die Schmerzen, besonders in
einzelnen Paroxysmen, einen Besorgniss erregenden Grad. — In einer
anderen Reibe kündigt sich der Ausbruch der Entzündung dem Krauken
durch das Gefühl von Druck oder Völle im Augapfel, alsbald auch
durch mehr weniger heftige Schmerzen nach dem Verlaufe des Nervus
supra- oder infraorbitalis an, und der Arzt findet nebst den Zeichen der
Irishyperämie die Pupille von mittlerer Grösse oder verengert, die Iris
Entzündung im Allgemeinen. 227
minder beweglich, minder glatt und bald früher, bald später nicht blos
verfärbt, sondern auch besonders im kleinen Kreise deutlich gelockert
und geschwellt, und die Pupille minder schwarz oder deutlich getrübt,
oft schon durch Synechien verzerrt (fixirt).
li) In anderen Fällen, welche gewöhnlich als chronische Iritis
bezeichnet wurden, wird die Iris wahrscheinlich erst vom Corpus ciliare
aus in Mitleidenschaft gezogen, können wenigstens die Veränderungen
an der Iris durch längere Zeit gegenüber der Sehstörung und der
weitereu Erkrankung des Auges sehr geringfügig sein. Die meisten der
Kranken werden erst durch Behinderung im Sehen um ihr Auge be-
sorgt gemacht. Einige graue Punkte an der hinteren Wand der Cornea
oder vielleicht nur partielle Anschwellung und Verfärbung der Iris und
eine oder mehrere vorspringende Zacken am Pupillarrande bei (künst-
licher) Erweiterung der Pupille, oder aber eine dünne Membran in der
Pupille, dabei etwas stärkere Injection der vorderen Ciliararterien und
Venen und abnorme Empfindlichkeit gegen helleres Licht und Anstren-
gung der Augen, welche letztere Symptome oft erst im Momente ge-
nauerer Untersuchung des Auges deutlich hervortreten: dies kann die
Summe der Erscheinungen sein, welche dem Arzte die Anwesenheit von
Iritis (Iridokyklitis) verrathen.
Ausgänge, Folgen. Die Iritis kann im Allgemeinen enden:
1. mit vollständiger Heilung, ohne dass eine Spur davon zurück
bleibt. Dieser Ausgang ist bei acuter Iritis eher zu erwarten, als bei
chronischer und wird, abgesehen von dem Causalmomente, weniger durch
die Heftigkeit der Zufälle, als durch das Verhalten des Exsudates während
des Verlaufes in Frage gestellt.
2. Genesung mit Hinterlassung isolirter (zackiger) Syne-
chien und mehr weniger merklicher Punctionsstörung. Isolirte punkt-
förmige Synechien können auch nach abgelaufener Entzündung gelöst
werden, von selbst oder durch Atropin, wenigstens in den nächsten
Wochen oder Monaten, selten nach jahrelangem Bestände. Sie können
sich ganz von der Kapsel ablösen oder auf dieser graue Punkte (mit
oder ohne Pigment) zurücklassen, und ohne sichtbare Einkerbung oder
Vorragung an dem früher fixirten Punkte des Pupillarrandes '). In
manchen Fällen wird eine oder die andere Synechie allmälig gedehnt,
so dass sie das Spiel der Iris wenig beschränkt.
') Grössere Pigmentmassen auf der Kapsel Lei mehr weniger freiem Pupillar-
rande wurden in älterer Zeit als Cataracta pigmentosa bezeichnet.
lo*
228 Iris.
Persistente isolirte Synechien, welche die Beweglichkeit der
Iris mehr weniger heschränken, behindern zunächst die Adaptirung der
Pupillengrösse für das Licht (stören besonders beim Uehergange vom
Hellen ins Dunkle) und können auch die Sehschärfe herabsetzen
(durch Abhaltung, durch Diffusion von Licht) besonders für die Ferne,
wenn die Iris dem Impulse zur Erweiterung der Pupille nicht gehörig
folgen kann, wo dann die Abhaltung und die Diffusion einer aliquoten
Lichtmenge noch schwerer ins Gewicht fällt.
3. Mehrfache isolirte, besonders aber breite oder bogenförmige
Synechien, welche trotz energischer Atropinanwendung unverändert
fortbestehen, können, wie A. v. Graefe ') gelehrt hat, dadurch schaden,
dass sie die Iritis protrahiren oder an und für sich -- ohne ander-
weitige ausreichende Veranlassung — wieder hervorrufen. Nach
Graefe „gibt das Zurückbleiben hinterer Synechien, namentlich breiter
und unausdehnbarer, die Hauptursache der Iritis -Kecidive." Ob es eine
gewisse Zerrung sei, welche die Iris dadurch bei den wechselnden Im-
pulsen zur Verengerung und Erweiterung der Pupille erleidet, oder
eine nachtheilige Beeinflussung der Circulation des Blutes, mag dahin-
gestellt bleiben. Insofern durch den angeführten Ausspruch der Einfluss,
welchen andere Momente z. B. fortbestehende Syphilis, wiederholte Ver-
kältung, frühere oder neuerliche Tripperinfection, halten können, nicht
negirt wird, ist derselbe vorläufig aufrecht zu erhalten, jedenfalls be-
achtenswerth. Doch darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden, dass
solche Synechien in vielen Augen jahrelang fortbestehen, ohne dass
Recidiven auftreten, und dass solche Rückfälle (neuerliche Iritis) auch
wiederholt beobachtet wurden, trotzdem von einer oder von mehreren
früheren Anfällen keine Synechie zurückgeblieben war. (Ein junger
Manu, der nach einer Gonorrhoe wiederholt au Kniegelenksentzündung
und an Iritis des rechten Auges gelitten hatte, war endlich mit hinteren
Synechien [bogenförmig, nach unten], sonst scheinbar gesund aus dem
Spitale entlassen worden. Nach 10 Tagen stellte er sich vor mit un-
verändertem Zustande des rechten und mit deutlich ausgesprochener
Iritis des linken, bislang intacten Auges, Ciliarinjection und Synechien
nach unten.)
4. „In chronisch verlaufenden Fällen von Iritis bildet sich leicht
ein Zustand aus, den man als ringförmige hintere Synechie be-
zeichnen kann. Der Pupillarrand wird mittelst eines bald mehr bald
') Archiv für Ophth. II. Bd.. pag. 202.
Entzündung im Allgemeinen. 22!'
weniger breiten Saumes von Exsudat fixirt. Dieser Saum ist lichtgrau
oder braun, nimmt die Hälfte, zwei Drittel oder den ganzen Hand der
Pupille ein und heftet die Iris bleibend an die Kapsel. Seine Läge
zum Pupillarrande ist oft eine solche, dass es aussieht, als wäre dieser
Saum von der hinteren Kammer aus zwischen Iris und Kapsel vorge-
schoben worden. Gegen das Centrum der Pupille hin verliert sich dieser
Saum allmälig, indem er dünner und dünner wird; die Pupille ist dann
nur in der Mitte frei von Exsudat" '). Bei genauerer Untersuchimg
erweist sieh manchmal die Pupille in der Mitte uicht frei, sondern
auch verlegt durch eine dünne Membran, in welche eben der dünne
Rand des am Pupillarrande dicken (undurchsichtigen) Saumes übergeht.
So lange ein solcher Saum (mit oder ohne Ueberdeckung des Ceu-
trums der Kapsel) irgendwo noch eine Unterbrechung zeigt, also keinen
geschlossenen King bildet oder, so lange zwischen ihm und dem Pupillar-
rande noch eine oder die andere Lücke wahrgenommen werden kann
(wenigstens nach Atropinwirkung), so lange demnach Commimication
zwischen der vorderen und hinteren Kammer besteht, kann
die Sehstörimg ganz dem dioptrischen Hindernisse entsprechen. Aber
von der Zeit an, wo diese Communication aufhört, demnach Abschluss
der Pupille (nach Graefe 1. c, pag. 210) besteht, tritt jederzeit Kykliti s
auf, wenn sie nicht schon früher da war, und bedroht das Auge mit
Vernichtung der Sehkraft, auch der Lichtemphndung, durch Stei-
gerung des intraoeulären Druckes oder durch Einleitung von
Schwund des Glaskörpers und consecutiver Netz hau tabhebung.
In Fällen, wo die Kyklitis zunächst zur Drucksteigerung führt,
ändert die Iris ihre Lage und Farbe. Nachdem nämlich der Ciliarrand
stellenweise oder ringsum an die Peripherie der Descemeti angeklebt und
der Pupillarrand fest an die Kapsel angeheftet wurde, wird die dazwischen
gelegene Zone der Iris stellenweise oder ringsum bucklig vorgedrängt, so
dass die Iris eine krater- oder kugelhupfähnliche Form erhält. rDie Iris
ist in solchen Fällen jederzeit verdünnt und wird allmälig atrophisch. Sie
zeigt im Allgemeinen eine lichtschiefergraue Färbung und stellenweise,
wo ihre Fasern auseinander weichen, dunklere Flecke oder Streifen. Das
die Iris und Cornea (an der Peripherie) verklebende Exsudat ist bisweilen
so dünn, dass man es, wenigstens in späterer Zeit, nicht mein- als das
bindende Mittel wahrnehmen kann" ~). ■ In Fällen, wo nach solcher
f) Arlt, Krankheit.-]]. II. Bd., pag. 42.
-) Arlt, Krankheiten, II. Bd., pag. 46.
Arlt. Operationslehre in Graefe et Saemisch Handbuch, III. Bd.. pag. 349.
230 Iris.
Iriodokyklitis der Bulbus anfängt weicher und allmalig auch kleiner
(in der Gegend der M. recti eingedrückt) zu werden, findet man zwar
die vordere Kammer auch seichter, alter nicht durch die eben beschriebene
bucklige Ausbuchtung, für welche das nabeiförmige Eingezogensein des
Pupillarrandes charakteristisch ist, sondern durch Abnahme der Secretion
des Kammerwassers oder durch Vordrängung der Linse. (Vergl. Folgen
der Kykiitis.)
Mit Recht wird seit Graefe zwischen Pupillarverschluss (früher Pu-
pillensperre genannt) und Pupillarab.schluss unterschieden. Bei Pupillarab-
schluss (vollständiger ringförmiger Synechie) kann die Pupille in der Mitte ganz
von Exsudat frei sein, demnach ein relativ gutes qualitatives Sehen fortbestehen;
bei Pupillarverschluss dagegen ,.ist die Pupille mit Exsudaten vollkommen obstruirt*,
das Zustandekommen eines Bildes auf der Netzhaut dalier unmöglich. Graefe
hat für die totale Verlöthung des Pupillarrandes mit der Kapsel auch den Aus-
druck „Synechia posterior totalis" gehraucht. Es empfiehlt sich aber, letzteren
Terminus für einen anderen Zustand zu reserviren, nämlich für jenen, bei welchem
die hintere Fläche der Iris ganz oder grösstentheils au die Kapsel angelöthet ist.
Da solche weitverbreitete Exsudatschwarten vom Corpus ciliare aus zwischen Iris
und Kapsel gleichsam vorgeschoben werden, kann dieser Zustand erst bei der Lehre
von der Kykiitis näher beschrieben werden. l>ie Unterscheidung zwischen ring-
förmiger und totaler hinterer Synechie in diesem Sinne ist besonders behufs
operativer Eingriffe wünschenswerth, um für anatomisch und prognostisch ver-
schiedene Zustände auch verschiedene Bezeichnungen zu haben.
5. Es kann vorkommen, dass ein Kranker mit einem Exsudate
in der Pupille, welches als Membran oder Pfropf erscheint, keine
Objecte unterscheiden kann, obwohl weder Pupillarabschluss noch Er-
krankung der hinter der Iris gelegenen Gebilde (Linse, Netzhaut etc.)
vorhanden ist. Es können nämlich Lücken, welche die Communication
zwischen vorderer und hinterer Kammer noch vermitteln, durch Pig-
ment verdeckt sein, welches den Pupillarrand daselbst einsäumt oder
welches hinter einer offenen Lücke die Kapsel belegt. Durch Prüfung
der Spannung des Bulbus, besonders aber durch Atropin, sofern dasselbe
eine merkbare, wenn auch geringe Zurückziehung des Pupillarrandes
bewirkt, kann man erkennen, dass man es nur mit einer Verlegung
der Pupille zu thun hat. (In Membranen in der Pupille, welche in
grösserer Ausdehnung coutinuirlich [nicht zackig] mit dem Irisraude
verbunden sind, sieht man, allerdings sehr selten, wohl auch neugebil-
dete Gefässe.) - In manchen Fällen acut aufgetretener Iritis findet
man nach längerem Fortbestande der Entzündung neben gewöhnlichen
Synechien eine band- oder balkenförmige Membran, welche nicht am
eigentlichen Pupillarrande haftet, sondern mehr an der Vorderfläche der
Iris (vor dem Sphinkter), und welche durch Schrumpfung die einander
Entzündung im Allgemeinen. 231
gegenüberstehenden Stellen des kleinen Kreises gegen sich zieht, sodass
[risgewebe gewissermassen vor der Pupille in deren Bereich »hereinge-
zerrl erscheint, während die übrigen Partien des Pnpillarrandes an
der Kapsel an- also tiefer hinten liegen. (Nicht zu verwechseln mil
Mfembr. pup. perseverans.)
(i. Durch Auflagerung von Exsudat auf die Kapsel kann Trübung
der Linse, zunächst der unmittelbar darunter liegenden Zellen, wei-
terhin über auch diu- eigentlichen Fasern und seihst der ganzen
Linse eingeleitet werden; doch entstellt ausgebreitete Linsentrübung so
wie partielle Verdickung und Trübung der Kapsel gewöhnlich nur in
Fällen, wo die Iritis durch Entzündung des Corpus ciliare, der Cho-
rioidea, oder durch Netzhautabhebung eingeleitet wurde. (Vgl. Kyklitis
und Cataracta.)
Ursachen. Die Fälle von Iritis müssen zunächst geschieden werden
in solche, wo die Tris das allein oder doch zuerst von Entzünduno'
ergriffene Gebilde des Auges ist: primäre oder Substantive Iritis,
und in solche, wo die Iritis durch Entzündung anderer Gebilde einge-
leitet wird: seenmdäre oder consecutive Iritis. Jene Fälle, wo
die Iris gleichzeitig mit anderen Gebilden entzündet ist, und ein gegen-
seitiges Abhängigkeitsverhältniss nicht nachgewiesen werden kann, sind
als Combinationen, z. I>. Keratoiritis, Iridozyklitis zu bezeichnen und in
ätiologischer Beziehung den Substantiven gleich zu achten.
Die von suppurativer Keratitis aus inducirte Iritis wurde hei
der Lehre vom Hornhantgeschwür und vom Hornhautabscesse mehrfach
besprochen. Das Mitergriffenwerden der Iris hei Entzündung des
Ciliarkörpers erfolgt in so früher Zeit, dass man solche Fälle gleich
als Iridokyklitis auffassen kann. Dagegen tritt hei Netzhautabhe-
bung in sehr vielen Fällen erst nach Monate, seihst Jahre langem
Bestände eine Art Iritis auf, welche sich anfangs meistens nur durch
eine und die andere hintere Synechie, leichte Verfärbung und kaum
merkliche Ciliarinjection manifestirt. Diese Synechienbildung nimmt in
der Kegel auch ganz unvermerkt zu und endet nach hinzugetretener
Linsentrübung als Cataracta aecreta. (Vergl. Cataracta.) Wahrscheinlich
ist es die Zerrung, welche die abgelöste Netzhaut bei den Fluctuatiouen
des subretinalen Fluidums auf die Pars ciliaris retinae und somit auf
das Corpus ciliare ausübt, wodurch schleichende Kyklitis und Iritis ein-
geleitet wird. — Die Iritis, welche an Augen mit chron. Bindehaut-
blennorrhoe und Pannus vorgefunden wird, kann möglicherweise eine
Substantive sein, ist aber in den Fällen, wo zugleich Ektasie der
Cornea besteht, wahrscheinlich seeundär und von dem Hornhautleiden
232 Iris.
abhängig; man findet dann meistens eine dünne Membran, welche die
Pupille ganz oder grösstenteils verlegt.
Die Substantive Iritis, sowohl die mit Keratitis, Kyklitis oder
Retinitis combinirte als die zunächst blos in der Iris auftretende, kann
traumatischen Ursprungs sein, nach Contusion des Bulbus, nach
perforirenden Wunden (besonders mit Hinterlassung eines fremden
Körpers im Auge), nach Operationen mit Eröffnung der Linsenkapsel
oder mit Quetschung (Zerrung) der Iris.
In wiefern Verkältung (rasche Abkühlung) als Ursache von Iritis
angenommen werden kann, wird weiter unten auseinander gesetzt werden.
Iritis bei Tripper-Rheumatismus gehört zu den Seltenheiten.
Dagegen ist eine häufige Ursache von Iritis die Syphilis, sowohl
die ererbte als die erworbene.
In analoger Weise gibt Scrofulosis vorzüglich im Jünglingsalter
das causale Moment zum Auftreten von Iritis, und ebenso das Hera b-
gekommensein des Organismus in der Ernährung nach Hunger-
typhus, Febris recurrens u. dgl.
Die sogenannte sympathische Iritis ist eigentlich zu Anfang
Kyklitis. obgleich die Veränderungen, die für Iritis sprechen, oft schon
frühzeitig deutlich ausgesprochen sind.
Die Iritis, (Iridokyklitis), welche nach Variola im Abtrocknungs-
stadium (selten) beobachtet wird, ist gleich dem in demselben Stadium
vorkommenden Hornhautabscesse wohl als metastatische Entzündung
aufzufassen.
In manchen Fällen endlich lässt sich über das causale Moment
der Iritis kein sicheres Urtheil abgeben. Für recidivirende
Iritis mag wohl in vielen Fällen die nächste Ursache in dem Zurück-
gebliebensein hinterer Synechien gegeben sein, man wird aber jedesmal
erst untersuchen müssen, ob nicht dieselbe Ursache, welche die erste
Entzündung erregte, neuerdings in Wirksamkeit getreten sei.
Ein junger Mann, mit Iritis syph. des linken Auges aufgenommen, bot auf
dem rechten Auge Pupillen sperre als Folge einer kürzlich abgelaufenen, offenbar
syphilitischen Iritis dar. Er wurde mit der Inunctionscur und dann mit Jodkalium
behandelt und ohne Spur einer Synechie auf dem 1. A. und ohne manifeste Zeichen
des Allgemeinleidens nach IOwöchentlicher Behandlung entlassen, nachdem auch das
rechte durch eine Iridektomie (nach oben) wieder functionstüchtig geworden und
der Pupillarrand nur unten an der Kapsel adhärend gebliehen war. Aber nach
einem halben Jahre kehlte er zurück mit Iritis des rechten Auges, dessen Colobom
unverändert, dessen kleiner Iriskreis jedoch filzig aufgelockert und von zahlreichen
(mit der Loupe deutlich sichtbaren) Gefässchen durchsetzt war. Es wurde daher
eine neuerliche Inunctionscur vorgenommen und der Mann schliesslich ganz geheilt.
Entzündung im Allgemeinen. 233
Weicht' Momente vorzugsweise ins Auge zu lassen seien, wenn es
sich in einem gegebenen Falle um die Constatirung der Ursache handelt,
wird erst bei der Schilderung der einzelnen Arten ersichtlich werden.
Die Eruirung der Ursache kann in manchen Fällen sehr leicht, in
anderen sehr schwierig, selbst unmöglich sein. Sie erheischt nicht nur
eine Uebersicht über die bisher überhaupt beobachteten Ursachen, um
eine und die andere (nach dem Befunde am Auge, nach verlässlichen
Angaben des Kranken) mit Sicherheit oder doch mit Wahrscheinlichkeit
ausschliessen zu können, sondern auch die Kenntniss der Modifikationen,
welche das Krankheitsbild und der Verlauf je nach der Verschiedenheit
der ätiologischen Momente darzubieten pflegen. Hiemit ist nicht gesagt,
dass man in jedem Falle schon aus der Betrachtung des Auges allein
einen sicheren Bückschluss auf das causale Moment machen könne; der
Arzt hat eben nicht blos das kranke Organ au und für sich, sondern
das ganze Individuum und dessen frühere und gegenwärtige Beziehung
zu äusseren Schädlichkeiten ins Auge zu fassen; erst nach kritischer
Erhebung aller dieser Momente kann er zur Beurtheilung der Augen-
krankheit so weit instruirt sein, als es im gegebenen Falle überhaupt
möglich ist. Wir haben es nicht mit Krankheiten, die sich irgendwo
etabliren, sondern mit kranken Individuen oder mit kranken Organen
eines Individuums zu thuu.
Die Piognosis hängt theils von dem Verlaufe und von den bereits
gesetzten oder in Aussicht stehenden Veränderungen (pag. 227 — 230),
theils von dem Causalmomente, im hohen Grade aber auch von der
Behandlung und von dem Verhalten des Kranken ab. Frische Fälle
einfacher Iritis gehören durchschnittlich für die medicamentöse, veraltete
für die operative Behandlung zum dankbarsten Gebiete der ärztlichen
Thätigkeit.
Behandlung. Nebst der Würdigung der Anzeigen, welche das in
einem Falle vorliegende Causalmoment bieten kann, erfordert die Cau-
salindication bei jeder Iritis Temperirung des Lichtes und Ent-
haltung von aecommodativer Verwendung der Augen. Man kann
nicht das eine Auge dem Lichte aussetzen oder zum Arbeiten verwenden,
ohne dass der Reiz zugleich auch das andere träfe. Bei acuten Fällen,
besonders mit heftiger Lichtscheu, ist der Aufenthalt in einem gleich-
massig verdunkelten Zimmer geboten; für mildere, besonders aber für
chronisch verlaufende Fälle, wo das längere Eingesperrtsein im Zimmer
nachtheilig werden möchte oder doch umgangen werden kann, sind
muschelförmige rauchgraue Schutzgläser allein oder im Vereine mit
einem Schirme (ein Schleier) zur Temperirung des Lichtes genügend.
234 Iris.
Präsentirt sich der Fall mit acuten Zufällen, namentlich mit in-
line! extensiver Ciliariujection, Lichtscheu und ausstrahlenden Schmerzen,
so halte man den Kranken im Bette, wenigstens im Zimmer, restringire
die Kost, und lasse 8 — 12 Blutegel hinter dem Ohre oder an der
Schläfe anlegen, mit circa 2stündiger Nachblutung. Dies ist wenigstens
daun kaum zu umgehen, wenn auf energische Einträuflung von Atropin
nicht binnen einiger Stunden deutliche Erweiterung der Pupille (wenig-
stens zwischen den Synechien) eintritt oder wenn die ausstrahlenden
Schmerzen auf Einreihung einer Opiumsalbe an die Stirn, vielleicht
selbst nach einer Morphiuminjection wenig oder nur für kurze Zeit
nachlassen. Oft entfalten die Narcotica erst nach Verminderung der
Hyperämie ihren wohlthiitigen Einfluss. Die Wirkung der Blutentziehung
kann unter Umständen durch ein Abführmittel (ein Mittelsalz allein
oder mit Infusum fol. senuae, Calomel allein oder mit Jalappa o. dgl.)
unterstützt und unterhalten werden. Wenn trotzdem das allenfalls alle
2 — 3 Stunden wiederholte Einträufeln der gewöhnlichen einpercentigen
Atropiulösung ungenügend erscheint, die Pupille so weit als es die
Adhäsionen gestatten, zu erweitern, so ist das Einlegen einer kleinen
Portion trockenen schwefelsauren Atropins (etwa wie ein halbes Hanf-
korn) dem öfteren Einträufeln vorzuziehen, nur muss man dann durch
Abziehen des unteren Lides (Hemmung des Lidschlages für etwa zwei
Minuten) oder durch Compression des Thränensackes mit dem Finger
die Ueberführung des Atropins in den Thränenschlauch um so sorgfäl-
tiger zu verhüten bemüht sein. Mit der Zerreissung der Synechien -- und
darauf darf man in frischen Fällen schon rechnen -- ist dem Fort-
schreiten der Entzündung so zu sagen die Spitze abgebrochen. — In
manchen Fällen wird das Atropin, auch das ganz neutrale, nicht ver-
tragen; es erregt trotz aller Vorsicht nach dem Einträufeln unerträgliche
Trockenheit im Halse, bei alten Leuten (nach Wecker') auch Tenes-
mus und Harnverhaltung, oder es ruft eine rothl aufartige Anschwellung
der Lider bis zum Unvermögen, das Auge zu öffnen, hervor. Dann ist
es entweder mit dem Duboisin in einpercentiger oder mit dem amor-
phen Hyoscyamin (von Merk) in halb- oder viertelpercentiger Lösung
zu vertauschen-). - - Wenn die Bindehaut nach länger und häufig fort-
gesetzter Anwendung dieses Mittels etwas röther, geschwellt und mit
kleinen trüben bläschenförmigen Erhebungen bedeckt erscheint, so ist
sie zur weiteren Aufnahme dos Atropins und zu dessen Ueberführung
') Wecker in Graefe et Saemisch Handbuch IV. B.. pag. 507.
-) Rosa Simone- witsch in Knapp's Archiv IV. B., pag. 1.
Entzündung im Besonderen. 235
in das Kammerwasser wenig geeignet; man muss das Atropin für einige
Tage aussetzen, bis die Bindehaut nach wiederholtem Touchiren mit
einer einpercentigen Lapislösung zur Norm zurückgekehrt ist. Wenngleich
viele Fälle auch ohne Mydriatica einen günstigen Ausgang nehmen, so
ist die Behandlung mit Atropin doch bei weitem sicherer.
In veralteten und in ursprünglich chronisch aufgetretenen Fällen
wird man nach dem üher das Verhalten der Exsudate in der Pupille
Gesagten (pag. 225 — 230) wohl im Stande sein, sich üher die Leistungs-
fähigkeit des Atropins ein Urtheil zu bilden. Wo dasselbe bei richtiger
Anwendung nichts leistet oder nichts erwarten lässt, warte man eine
Zeit der Remission ah und schreite dann ungesäumt zur [ridektomie.
Je stärker die Reizerscheinungen, je* deutlicher das Irisgewebe im Zu-
stande der entzündlichen Lockerung und Schwellung oder gar der Infil-
tration mit G-efässentwicklnng ist, doste mehr ist eine mürbe, leicht
zerreissliche Beschaffenheit der Iris, daher unvollständige Ausführung
der Technik, reichlicher Bluterguss und nachträglicher Wiederverschluss
der Lücke durch frische Exsudation zu besorgen. In Fällen, wo nach
Pupillarabschluss nicht Steigerung, sondern Abnahme der Spannung th^
Bulbus vorhanden ist -- und das findet man meistens nach Kykloiritis
sympathica - - muss man sich hüten, die Iridektomie frühzeitig vorzu-
nehmen. (Vide Kyklitis).
lieber die Zulässigkeit und Erspriesslichkeit kalter und feucht-
warmer Umschläge, der Abzapfung des Kammerwassers und allgemeiner
(innerer oder äusserlicher) Behandlung während und nach der Iritis folgt
das Nähere bei Besprechung der Arten der Iritis.
b) Im Besonderen:
Arten der Iritis.
Wenn in einem Falle das Vorhandensein von Iritis constatirt ist,
so muss zunächst untersucht werden, ob blos Iritis oder nebstdem noch
ein anderes Leiden am Auge vorhauden und ob letzteres als Ursache,
als Folge oder als nebengeordnet aufzufassen sei. Ist die Iritis oder
Kykloiritis als das primäre Leiden aufzufassen, dann handelt es sich um
die Eruirung der Ursache, welche in einem krankhaften Zustande des
übrigen Körpers oder in äusseren Schädlichkeiten, die den ganzen Körper
oder das Auge allein (vorzugsweise) getroffen haben, zu suchen sein
wird. Wo dann eine solche nicht nachgewiesen werden kann, da sind
wir auf die anatomische Diagnosis (auf das üher Iritis im Allgemeinen
Gesagte) angewiesen.
236 Iris.
Bezüglich der äusseren Schädlichkeiten können uns die Angaben oder
die Antworten des Kranken auf das Causalnioment aufmerksam machen, aber auch
irre leiten. Es kann ein kleiner fremder Körper eingedrungen sein, ohne dass es
bemerkt wurde, oder es kann die Verletzung (von einem Kinde) absichtlich ver-
schwiegen werden. Rasche Wärmeentziehung (Verkältung, Zugluft o. dgl.) wird nur
zu oft beschuldigt ; sie kann allein die Ursache einer Iritis sein, aber auch nur
den Anstoss zum Ausbruche einer Iritis gegeben haben, welche sich weiterhin als
anderweitig, z. B. durch Syphilis bedingt erweist. Auf solche Angaben aus Unkennt-
niss, Vorurtheil, selbst aus Absicht muss man jedenfalls beim Examen der Kranken
gefasst sein. Auch yerlässliche Aussagen über das Vorleben (über frühere Krank-
heiten) geben nicht immer sichere Andeutungen bezüglich des Causalmomentes der
vorliegenden Erkrankung. Constatirte Infection und Behandlung an Lues in früherer
Zeit liefert wohl die Wahrscheinlichkeit, aber noch nicht die Gewissheit, dass eine
vorliegende Iritis syphilitischen Ursprunges sei. Verlässlichere Resultate gibt die
Untersuchung des ganzen Körpers, welche in jedem Falle zweifelhaften Ursprunges
geboten ist, aber aus verschiedenen Rücksichten nicht immer sofort vorgenommen
werden kann, und auch nicht immer den nüthigen Aufschluss gibt.
Auf die Art und Weise, wie eine Iritis in die Erscheinung tritt, sich weiter
entwickelt, hat erfahnim;'si,reiiiüss das causale Moment einen mehr weniger deutlich
bemerkbaren Einfluss. Dies ist von den Aerzten schon frühzeitig, und bald, nachdem
man die Iritis überhaupt zu diagnosticiren gelernt hatte, erkannt worden. Dass
man dann zu weit ging und aus dem Befunde am Auge allein das causale Moment
herauslesen wollte, dass man überhaupt die Lehre von den Augenentzündungen auf
die Humoralpathologie und Ontologie stützte, darf uns nicht bestimmen, diesen
Einfluss überhaupt zu negiren oder zu ignoriren.
Da schon a priori zu erwarten steht, dass die Reaction eines Organes oder
des ganzen Organismus gegen eine bestimmte Schädlichkeit nicht nur wegen des
verschiedenen Grades derselben und vermöge der verschiedenen Widerstandsfähigkeit
des Individuums, sondern auch vermöge der gleichzeitigen oder nachträglichen Ein-
wirkung anderer Schädlichkeiten sich verschieden gestalten könne, so darf man von
einer Schilderung der Iritis nach den verschiedenen ätiologischen Momenten nicht
Schemen verlangen, welche man nur nachzuschlagen haben werde, wenn es sich in
einem speciellen Falle um die Eruirung einer oder der anderen der bisher bekannt
gewordenen Ursachen einer Krankheit handelt; eine solche Schilderung kann nur
die Besonderheiten hervorheben, welche in Fällen mit wohl constatirter Ursache
einer und derselben Art beobachtet und vermöge öfteren Vorkommens mit gutem
Grunde auf ein und dasselbe Causalmoment bezogen wurden. In diesem Sinne auf-
gefasst, können uns gewisse Erscheinungen am Auge nicht nur beachtenswerthe
Winke für die weitere Forschung nach dem ätiologischen Momente, sondern auch
eine gewisse Controlle für die Ergebnisse dieser Forschung (anamnestische Momente,
Körperuntersuchung) bieten.
Wird als Eintheilungsgrund die Beschaffenheit des Exsudates angenommen,
und demgemäss die Iritis in eine serosa, plastica, suppurativa und parenchymatosa
unterabgetheilt, so kommt man in die Lage, nicht nur sogenannte Misch- sondern
auch Uebergangsformen zulassen und überdies noch einzelne, auf das ätiologische
Princip basirte Formen aufstellen zu müssen. Was in neuerer Zeit als Iritis serosa,
Entzündung nach Verletzungen. 237
in älterer als Hydromeningitis beschrieben worden ist, erweist .- i * - 1 1 l>'i näherer
Betrachtung eigentlich als Kyklitis mit mehr weniger Betheilung der Iris. Das
Auftreten von Eiter in der vorderen Kammer ist an und für sich weder in pro-
gnostischer noch in therapeutischer Beziehung von ausschlaggebender Bedeutung.
Entwirft man mit Umgehung jeder Unterabtheilung blos eine ganz allgemein
gehaltene Schilderung der Iritis überhaupt, so erschwert man dem Anfänger die
Orientirung bezüglich der Prognosis und Therapie.
I. Iritis in Folge von Verletzungen des Auges.
Der Causalnexus zwischen Entzündung der Iris und traumati-
schen Eingriffen ist im Allgemeinen theils durch zufällige Verletzungen,
theils durch Operationen und durch Experimente an Thieren nachge-
wiesen. Er kann ein directer sein, wenn die Iris gequetscht, gezerrt
oder mit einem zurückbleibenden fremden Körper in bleibende Berührung-
gesetzt wurde; in zahlreichen Fällen wird die Iritis inducirt (bald früher
bald später) durch Keratitis (suppurativa), durch Kyklitis oder Kyklo-
chorioiditis, durch Netzhautabhebung, besonders aber durch Verwundung
oder Verschiebung der Linse; in manchen Fällen endlich tritt nach regel-
recht ausgeführten Operationen, also möglicherweise auch nach zufälli-
gen Verletzungen Iritis auf, ohne dass man für directen oder indirecten
Zusammenhang einen anderen Grund ausfindig machen kann, als die
Aufeinanderfolge. - - Wenn die Entzündung durch Verunreinigung oder
durch Sprengung der Corneal- oder Skleralwunde verursacht Avird, so
tritt sie als Iridozyklitis auf und kann die eigentliche veranlassende
Ursache mit Sicherheit nur in der ersten Zeit aus der Besichtigung der
Wunde erkannt werden. Diese Verhältnisse werden nicht nur in pro-
gnostischer und therapeutischer, sondern unter Umständen auch in ge-
rirhtsärztlieher Beziehung wohl in Erwägung zu ziehen sein.
Das Erkennen des traumatischen Ursprunges kann sehr
leicht, mitunter aber auch recht schwierig sein, letzteres dann, wenn
die Verletzung nicht bemerkt oder nicht beachtet wurde, wenn sie
absichtlich verschwiegen oder uegirt wird und dabei weder eine Wunde
noch eine Narbe in der Cornea oder Sklera autgefunden werden kann.
Kleine Stückchen von Metall, Stein, Glas o. dgl. können, wenn sie mit
grosser Kraft in das Auge geschleudert wurden, eine schon am 2. oder
3. Tage nicht mehr auffindbare Einbruchpforte passirt haben, wenigstens
wenn sie die Sklera oder den Skleralbord trafen. Sie können hinter dem
Skleralborde zwischen Cornea und Iris liegen, in (an) der Iris haften
oder auch hinter derselben, und möglicher Weise erst nach Wochen,
Monaten oder Jahren entzündliche Zufälle erregen. Es kommt auch vor,
dass ein ursprünglich in die Linse eingedrungener Fremdkörper erst in
238 Ins.
späterer Zeit aus der Kapselöffnung herausgedrängt wird und erst, nach-
dem er die Iris berührt, Entzündung erregt. Partielle Ciliarinjection und
Empfindlichkeit des Auges gegen Betastung der entsprechenden Stelle
können die Anwesenheit eines fremden Körpers andeuten; nebstdem
pflegt die Iris an dieser Stelle schmäler, die Pupille also dorthin ver-
zogen zu sein. Die Focalbeleuchtung kann Aufschluss geben, wenn nicht
Blut, Exsudat, trübe Linsenstücke oder Trübung der Cornea hindernd
entgegenstehen. In vielen Fällen verrieth sich die Anwesenheit eines
fremden Körpers in der Kammer oder in der Iris nach bereits einge-
tretener Entzündung durch eine in der Mitte intensiv gelbe oder weiss-
gelbe hügelartige Masse als Hülle desselben, oder durch eine Spitze des
fremden Körpers, welcher durch diese Hülle oder durch die Iris iu die
Kammer vorragte und bei focaler Beleuchtung bestimmt erkannt werden
konnte. Wenn ein fremder Körper Entzündung der Iris (des Ciliarkör-
pers) erregt, ist Hypopyon fast constant eine frühzeitige Erscheinung.
Wenn bei einer Verletzung (Stich, Schnitt, Fremdkörper) die vor-
dere Kapsel geöffnet wurde und die Kapselwunde mit der Iris (intact
oder gleichfalls verwundet) in Berührung kommt, so kann die Kapsel
leicht eine bleibende Verbindung mit der anliegenden Irisstelle einge-
hen, auch ohne dass erhebliche Zeichen von Iritis auftreten, und es kann,
nachdem die Kapselöffmmg sich frühzeitig geschlossen hat, auch ein
Zustand der Buhe eintreten, aber auch, wenn die Bedingungen zu Zer-
rung der Iris vorliegen, der Anstoss zu chronischer Iritis oder Iridoky-
klitis gegeben sein. Iritis ist aber jedesmal zu befürchten, wenn die
Linse in toto quillt oder wenn Stücke derselben in die vordere Kammer
gelangen. Abgesehen von der Steigerung des intraoeulären Druckes ver-
möge rascher Quellung der Linse - - wovon später — scheint die me-
chanische Beleidigung der Iris durch entkapselte Linse Iritis zu indu-
ciren. Denn mau sieht, wenn ein isolirtes Stückchen Linse zwischen
Cornea und Iris vorliegt, an dem entsprechenden Meridiane partielle
Ciliarinjection auftreten, welche allerdings spurlos verschwinden, aber
auch, falls nicht weit verbreitete Iritis oder Iridokyklitis dazutiitt,
eine partielle Structurveränderung der Iris (mit bleibender Verziehung
der Pupille nach dieser Stelle hin) hinterlassen kann.
Findet mau nach einer Verletzung oder Operation ausgebreitete,
allgemeine Iritis, so darf man wohl annehmen, dass zugleich Ky-
klitis vorhanden sei. Solche Fälle zeichnen sich immer durch reichliches
plastisches oder eitriges Exsudat, oft auch durch späteren Bluterguss in
der Kammer aus. In vehementen Fällen sieht man manchmal uach all-
gemeiner Trübung des Kammerwassers eine Art Wolke vor der Iris und
Entzündung nach Verletzungen. 239
vor der Pupille schweben, welche sich mehr und mehr verdichtet und
zusammenzieht, mit der Iris gar nicht oder nur da, wo diese verwundet
ist, in Verbindung tritt, dünn als dünne Scheibe auf der Kapsel lauert
und endlich ganz (oder bis auf ein Anhängsel an der Iris) verschwindet.
In anderen Fällen wird die Pupille durch eine Membran ganz oder gröss-
tenteils verlegt, auch wohl ganz abgeschlossen. Viel öfter gibt sich
die Exsudation in der Iris selbst kund durch deutliche Schwellung des
Gewebes und Verstreichen ihrer faserigen Structur, wohl auch mit deut-
lich sichtbarer Gefässentwicklung in der Iris. Nebstdem sind Hypopyon
oder Hyphaema (beide zusammen) bald früher bald später vorhanden.
Diese Veränderungen im Iuneren werden nicht nur von in- und extensiver
Ciliarinjoction und heftigen ausstrahlenden Schmerzen, sondern auch
von entzündlich ödematöser Schwellung der Conjunctiva bulbi (bis zur
förmlichen Chemosis), selbst der Cutis längs der Lidränder, in heftigen
Fällen auch von gastrischen und fieberhaften Erscheinungen angekündigt
und begleitet.
Behufs der Prognosis ist bei zufälligen Verletzungen vor allem
darauf zu achten, ob der fremde Körper, welcher eingedrungen, im Auge
zurückgeblieben sei, oder etwas Fremdes in demselben zurückgelassen
habe (durch Abstreifung), ob blos Cornea und Iris oder auch der Ciliar-
körper verletzt wurde, und ob, wenn die Kapsel verletzt wurde, blosse
Trübung oder auch Quellung der Linse vorhanden oder zu befürchten
sei. (Vergleiche penetrirende Hornhautwunden pag. 173.) Wichtig ist
auch der Umstand, ob die Wunde in der Cornea oder im Bereiche der
Sklera nicht etwa verunreinigt worden sei, und ob der Verletzte nicht
überdies an Thränensackblonnorrhoe leide. (Vergl. Hornhautabscess.) Die
schlimmsten Fälle sind die, in welchen von der Wunde aus, sei es durch
Verunreinigung, sei es nach wiederholter Sprengung, Iritis (Iridokyklitis)
mit eitrigem Exsudate inducirt wird, welches bei anfangs geringer Trü-
bung des Kammerwassers in Form eines grauen oder eitergelben Ringes
zwischen Cornea und Iris auftritt, mehr und mehr zunimmt und zu
gänzlicher oder doch theilweiser Verschwärung der Cornea (von der
Wundgegend aus) jedenfalls aber zu Pupillarabschluss führt. (Vergleiche
eitrige Iridokyklitis.)
Behandlung, a) W^enn ein fremder Körper in der Kammer,
in oder hinter der Iris vorhanden ist. Auf das Vertragenwerden eines
fremden Körpers in der Kammer oder in der Iris ist in der Kegel
nicht zu rechnen, und ebenso nicht auf die dauerhafte Einkapselung.
Besonders günstige Beschaffenheit des Fremdkörpers (z. B. ein Wimper-
haar, ein winzigkieiner Eisensplitter) und der Mangel au Keizzufällen
240 Iris.
trotz Ablauf geraumer Zeit gestatten weiteres Zuwarten, jedoch nur
unter steter Ueberwachung. Frischer Härnophtbalruus oder starke Che-
mosis, wenn diese mehr der Verwundung als der Irritation durch den
fremden Körper zuzuschreiben ist, machen einen Aufschub des Extrac-
tionsversuches unter strenger Antiphlogose wüuschenswerth, vielleicht
nothwendig. Bei florider Iritis oder Iridozyklitis wird es allerdings ge-
ratheu sein, dass man die Zufälle durch Verhalten wie bei acuter Iritis
überhaupt und durch örtliche Blutentziehuugeu, kalte Umschläge, Ab-
führmittel und Narcotica zu temperiren suche; wenn jedoch nicht in
kurzer Zeit ein sichtlicher Nachlass erfolgt, so darf die Operation nicht
weiter verschoben werden. Die Operation wird iu manchen Fällen blos
die Entfernung dos fremden Körpers bezwecken, welche allerdings nicht
gar oft ohne gleichzeitige Excision einer Partie der Iris ausgeführt
werden kann; in anderen Fällen, namentlich bei bereits erfolgter Pupil-
leusperre, wird zugleich auf die Anlegung einer zweckdienlichen Pupille
angetragen werden können oder müssen, und bei bereits bestehender oder
während der Extractiou des fremden Körpers unvermeidlicher Verletzung
der Kapsel wird in vorhinein zu überlegen sein, ob mau mit der Ex-
tiaction des fremden Körpers zugleich die der Linse werde vorzunehmen
haben. -- Zur Entfernung des fremden Körpers, respective zur Einfüh-
rung der Pincette, deren Stärke nach der Grösse des Fremdkörpers und
nach allenfalls bestehenden Adhäsionen zu wählen ist, kann bisweilen
noch eine bestehende oder wenig fest verklebte Wunde benützt werden,
welche man nöthigenfalls mit einer Sonde sprengt oder mit einem
Staarmesser neuerdings öffnet und nach Bedarf erweitert. Meistens
indes nmss die Kammer neuerdings mit einem Staar- oder Lanzen-
messer eröffnet werden. Im Allgemeinen sind periphere, im Skleralbord
streichende Einstiche vorzuziehen, besonders wenn dabei das Messer
ganz oder theilweise hinter dem fremden Körper vorgeschoben werden
kann. Doch darf man nicht ausser Acht lassen, dass bei solchen Wunden,
wenn sie länger sind (über l/4 des Homhautumfanges), leichter Prolap-
sus iridis entsteht, dass also Irisexcision schon aus diesem Grunde noth-
wendig werden kann. In anderen Fällen ist eine in der mittleren Kegion
der Cornea augebrachte Wunde besser oder einzig geeignet, Zugang
zum sicheren Erfassen und Ausziehen des fremden Körpers zu ver-
schaffen. Durch die Stelle, Richtung und Grösse des Schnittes muss
dafür gesorgt sein, dass man mit der Pincette an einer zum festen
Fassen passend erscheinenden Stelle angelangt, diese ohne Verschiebung
des fremden Körpers gehörig öffnen und vorschieben, und dass man,
wo es sich um Schonung der Iris und besonders der Kapsel handelt,
Entzündung nach Verletzungen. 241
die Einleitung des Fremdkörpers in die Wunde ohne viel Drehung und
Wendung ausführen könne. [st die Kapsel verletzt und ein mehr we-
niger harter Linsenkern (wie meistens nach dem 30. Jahre) vorhanden,
so trage man gleich bei der Setzung der Wunde auf Linsenextraction
an oder erweitere die Wunde nachträglich. Bei jugendlichen Individuen
kann man sich nach Entfernung des fremden Körpers mit der Iridek-
tomie begnügen, die Linse einfach der Kesorption überlassen oder zu-
gleich die einfache Linearextractiou vornehmen, wobei jedoch darauf zu
sehen ist, dass weder Linsenreste noch Kapsel- oder Iriszipfel in der
Wunde eingeklemmt bleiben.
b) Wenn die Kapsel verletzt wurde, so muss man nebst An-
ordnung des Verhaltens wie bei acuter Iritis überhaupt vor allem die
Pupille ad maximum zu erweitern und fortan den Druck der quellenden
(nach vom drängenden) Linse auf die Iris hintanzuhalten suchen.
Gegen das rasche Quellen der Linse selbst sind kalte Umschläge (Eis)
das wirksamste Mittel. Spannung des Bulbus, Ciliarinjection und Schmerz-
haftigkeit müssen fleissig contfollirt werden. Wenn die Spannung steigt
oder wenn zu in- und extensiverer Ciliarinjection ödematöse Schwellung
der Conjunctiva (ohne anderweitige Ursache) auftritt, so soll die Punc-
tion der Cornea bei Zeiten vorgenommen werden, um entweder blos
Kammerwasser abzuzapfen oder auch mehr weniger von den in die
Kammer vorgefallenen Linsenstücken zu entleeren. Wenn jedoch ein
harter Linsenkern vorhanden ist (worüber das Alter des Individuums
und die senile gelbe Färbung bei focaler Beleuchtung Aufschluss geben
können), besonders wenn die Iris dadurch beleidigt wird, dass der harte
Linsenkern quer durch die Pupille vorgedrängt und vom Sphinkter
gleichsam eingeklemmt erscheint, so muss entweder die Iridektomie
mit theilweiser Entfernung der Linse oder die förmliche Extraction der
Linse vorgenommen werden. Die Chancen nach theilweiser oder gänz-
licher Entfernung der Linse sind minder günstig als die der einfachen
Punction (wenn man die Wahl zwischen beiden hat).
c) Treten Erscheinungen von Kyklitis gleich anfangs oder
doch nach einiger Zeit in den Vordergrund, so ist auf das antiphlogi-
stische Verfahren um so mehr Gewicht zu legen, je stürmischer die
Zufälle Seitens des Gefäss- und Nervensystenies auftreten. Auch das
Atropin ist energisch anzuwenden, so lange nicht jede Aussicht auf seine
Wirksamkeit durch gänzlichen Pupillarabschluss oder durch Infiltration,
namentlich durch filzige Auflockerung und Vaskularisation des Irisge-
webes (auch im grossen Kreise) geschwunden ist. In manchen Fällen
treten bei Kyklitis relativ geringe Erscheinungen von Seite der Iris auf.
v. Ar lt. Krankh. des Auges. 16
242 Ws.
Dies ist namentlich nach Staarextractionen der Fall, entweder wenn
Adhäsionen zwischen dem Pupillarrande und den Wundrändern der
nicht hinreichend nach der Peripherie gewichenen Linsenkapsel entstanden
sind und der Pupillarrand dadurch theils centripetal theils auch etwas
nach hinten gezerrt wird, oder wenn -- besonders nach der peripheren
Linearextraction oder nach zufälligen Verletzungen mit analogen anato-
mischen Verhältnissen ■ ein Theil der Iris in eine sehr periphere
Corneoskleralwunde fixirt wurde. In solchen Fällen bringt das Atropin
eher Nach- als Vortheil. Das Auge bleibt unter ödematöser Anschwel-
lung des oberen Lides (längs des Randes) und der Conjimctiva bulbi
(rings um die Cornea) fortwährend lichtscheu und schmerzhaft (beson-
ders nächtliche Schmerzen in den Zähnen, in der Nasenwurzel, in der
Stirn, im Hinterhaupte), und in der Kammer tritt nebst leichter Trü-
bung Bluterguss, seltener Eiteransammlung auf. Am ehesten wird dieser
schleichende, mitunter einige Wochen anhaltende Zustand, welcher gern
zu Verlegung oder zu peripherer Verlagerung der Pupille (mit oder
ohne Abschluss derselben) führt, altgekürzt oder beseitigt durch Anwen-
dung von feuchtwarmen Umschlägen (mehrmals des Tags durch 10 — 30
Minuten) und durch Morphiuminjectionen oder auch durch Chinin mit
Opium, welchen (unter Umständen) wohl auch eine örtliche Blutentzie-
hung vorauszuschicken ist. Ein operativer Eingriff darf selbst bei Pnpil-
larabschluss mit nachfolgender buckliger Hervortreibung der Iris erst
nach dem Abklingen aller entzündlichen Zufälle, namentlich der Ciliar-
injection, wenn diese vielleicht auch nur bei längerer Untersuchung des
Auges deutlich hervortritt, unternommen werden. Falls nicht etwa Ein-
schränkung des Gesichtsfeldes (in Folge der durch den Pupillarabschluss
inducirten Drucksteigerung) bemerkbar wird, warte man ab, bis jede
abnorme Ciliarinjection verschwunden ist, eine solche allenfalls nur noch
in der Gegend der Corneoskleralwunde bemerkbar wird.
2. Iritis in Foige von Verkältung (I. rheumatica).
Es gibt Fälle, wo sich in kurzer Zeit nach einer Verkältung eine
Augentzündung entwickelt, welche sich vorwaltend oder nebenbei durch
die Zufälle der Iritis kundgibt. Gewöhnlich ist es die Conjimctiva bulbi,
oft die Hornhaut oder das Corpus ciliare, welche mit der Iris zugleich
im Zustande der Entzündung gefunden wird. Nicht selten entwickelt
sich diese Iritis gleich der Keratitis rheumatica (interstitialis) erst nach
dem Bestände eines Augenkatarrhes und die Erscheinungen dieses letz-
teren bestehen dann im gleichen Grade fort oder sie treten nach dem
Erscheinen der Iritis mehr weniger in den Hintergrund. — Es gibt
Entzündung in Folge vn Verkältung. 24 3
weiterhin Fälle, wo nach einer Verkältung der Betroffene von Lichtscheu,
Thränenflnss, heftigen Schmerzen im Auge und in der Umgebung, wohl
auch von Leichter Trübimg des Gesichtes befallen wird, das Auge nur
einen lebhaft gerötheten Saum rings um die Cornea,, netzförmige Röthe
und ödematöse Schwellung der Conjunctiva bulbi darbietet und erst,
nach einigen Tagen die Zeichen von Keratitis oder Iritis oder von beiden
zugleich sichtbar werden.
In anderen Fällen beginnt das Leiden gleichfalls unter heftigen,
stechenden oder reissenden, continuirlichen oder aussetzenden Schmerzen
im Auge und iu der Umgebung mit zonen förmiger Röthe rings um
die Cornea, heftiger Lichtscheu und. reichlichem Thränenflusse , aber
starke Verengerung der Pupille, geringere Beweglichkeit und sichtliche
Verfärbung der Iris deuten schon bestimmter auf den Sitz der Entzün-
dung. Dabei findet man schon in dieser frühen Periode, wo die Iritis
gleichsam erst im Anzüge ist, die Conjunctiva bulbi rings um die Cor-
nea und bis iu den Uebergangstheil, oft auch die Cutis längs der Lid-
ränder (besonders längs des oberen) im Zustande entzündlichen Oedemes.
Erst bei weiterer Steigerung des Leidens wird die Schwellung und Locke-
rung des Irisgewebes und die Ausscheidung faserstoffigen Exsudates in
das Kammerwasser deutlich wahrnehmbar. In manchen Fällen erscheint
die vordere Kammer tiefer und mau kann in derselben keine faserstof-
figen Elemente wahrnehmen. Nur nach intensiver oder wiederholter
Verkältung kommt es zu reichlicherer Ausscheidung trüben Exsudates in
der Kammer, selbst zu Senkung desselben in Form von Hypopyon.
Die Schwellung des Parenchyms der Iris erreicht auch in diesen heftig-
sten Fällen nicht leicht einen hohen Grad.
Diese Iritis wird vorzugsweise im Mannesalter beobachtet, selten
vor dem 20. selten nach dem 50. Lebensjahre. Sie tritt gewöhnlich nur
auf einem Auge auf, wird indes auch auf beiden zugleich oder kurz
nacheinander beobachtet. Individuen, die einmal daran gelitten haben,
werden leicht wieder davon befallen, auf demselben oder auf dem ande-
ren Auge. Solche Wiederkehr wird bei manchen Individuen in auffallen-
der Weise nach mehrmonatlichem, nach Jahre langem Wohlbefinden
beobachtet, ohne dass man dieselbe mit sichtbaren Veränderungen am
Auge (Synechien) oder mit allgemeiner Gesundheitsstörung (Rheuma-
tismus) in Zusammenhang bringen kann. Von einer besonderen Dispo-
sition lässt sich nur insofern sprechen, als manche Individuen leichter
als andere nach Erkältungen Affectiouen verschiedener Organe bekom-
men, die man als rheumatische bezeichnet. Rückfälle ohne eclatante
neuerliche Verkältung sind mir besonders bei jungen Männern aufge-
16*
244 Iris.
fallen, welche frühzeitig kahlköpfig geworden waren. Man kann solche
Fälle leicht verwechseln mit den unter 3 zu besprechenden.
Die Prognose ist relativ zu anderen Arten auch bei stürmischem
Auftreten günstig, sofern nicht bereits umfangreiche Anlöthung des
Pupillarrandes an die Kapsel erfolgt ist oder vermöge gleichzeitiger
Kyklitis bedenkliche Veränderungen — wovon später — eingetreten
sind. Die Dauer des entzündlichen Processes kann in 10 — 20 Tagen
beendet sein, wenn der Kranke nicht neuerdings Verstösse gegen das
angezeigte Verhalten macht.
Behandlung. Vor allen muss nebst Temperirung des Lichtes
für gleichmässige Lufttemperatur gesorgt werden; der Kranke
soll nicht nur, wie bei jeder acuten Iritis, im Zimmer bleiben, son-
dern vielmehr das Bett hüten. Lässt man ihn wie gewöhnlich herum-
gehen, wenn auch nur im Zimmer, so werden leicht Fehler gegen die
Causalindication begangen, ohne dass man gleich dahinter kommt. Bei
intensiver Ciliarinjection und heftigen Schmerzen beginne man die Be-
handlung mit einer örtlichen Blutentziehung und mit Atropineinträuflungen
(in kürzeren Zwischenräumen, bis Erweiterung der Pupille erfolgt ist,
dann seltener). Bei Fortdauer oder Wiederkehr der Schmerzen kann
man Ung. cinereum (5,0) mit Extr. opii aquosum (0,50 — 0,60) an die
Stirn und Schläfe einreiben, darüber ein Stück Papier und ein Tuch
oder Watte anbringen lassen, so dass die Umgebung des Auges immer
in gleicher Temperatur erhalten werde. Sicherer wirken Morphininjectionen.
Von inneren Mitteln kommen je nach der Individualität des Falles
Tartarus stibiatus refr. dosi, Pulv. Doweri, Chinin mit Opium in Betracht.
A priori lassen Pilocarpineinspritzungeu einen raschen günstigen Erfolg
erwarten; ich habe indes nicht oft Gelegenheit gehabt, ihre Wirk-
samkeit bei diesem Leiden zu erproben. - - Um solche Individuen vor
Wiederholung dieses Leidens zu schützen, dürfte allmälige Abhärtung
durch kaltes Waschen des ganzen Körpers verlässlicher sein, als das
Tragen von Netzhemden, Flanellleibchen u. dgl.
3. Iritis in Folge von Gonorrhoe (I. gonorrhoica).
Die Fälle, in welchen die Iritis eines oder beider Augen mit einem
vorausgegangenen (noch bestehenden) Tripper in Causalnexus steht,
(nebenbei bemerkt: relativ selten), können leicht mit Fällen von Ver-
kältung verwechselt werden, sofern die Entzündung mit heftigen Zu-
fällen seitens des Gefäss- und Nervensystems beginnt und verläuft, und
von den Patienten einfach auf Verkältung oder auf frühere vermeintliche
Entzündung in Folge von Gonorrhoe. 245
rheumatische Affectionen bezogen wird. Die Eigentümlichkeiten dieser
Form sind in der von Förster ') gegebenen Schilderung so treffend
charakterisirt, dass sin kaum besser als mit seinen Worten wiedergegeben
werden können. „Wenn die Existenz derselben von mancher Stute immer
noch angezweifelt wird, so liegt dies lediglich daran, dass man sich noch
zu wenig daran gewöhnt hat, bei vorhandener Iritis auch die Harn-
röhre zu inspiciren. Wer dies bei jeder Iritis tliut und namentlich bei
häutig reeidivirender Iritis eine genaue Anamnese erhebt, wird in kurzer
Zeit eine Anzahl von Fällen auffinden, in denen keine Spur von Syphilis,
wohl aber eine Verbindung- von Gonorrhoe vorliegt. Dass diese Ver-
bindung keine zufällige sei, erhellt namentlich daraus, dass bei demselben
Individuum wiederholt auftretende Gonorrhöen von wiederholt auftretender
Iritis begleitet sind. Meistens finden sich zahlreiche Synechiae poster. auf
beiden Augen vor und die Kranken leiden gleichzeitig an immer wieder-
kehrenden Gelenksentzündungen, die in der Kegel als rheumatisch
oder wohl auch als gichtisch bezeichnet werden. Stets sind beide Augen
ergriffen, obwohl nicht immer zu gleicher Zeit. Ich habe bei diesen pro-
trähirten Formen nie gesehen, dass das eine Auge völlig frei geblieben
wäre. - - Besonders charakteristische Merkmale, an denen man diese
Iritis als eine gonorrhoische erkennen könnte, sind am Auge nicht vor-
handen, doch zeichnet sie sich auch nach meinen Erfahrungen dadurch
aus, dass nicht so rasch und nicht so reichlich plastische Exsudationen
gesetzt werden, als wie bei der syphilitischen. Oefters finden sich Glaskör-
pertrübungen ein. Ueber die Art des Connexes zwischen Gonorrhoe und
Litis lässt sich ein Anhaltspunkt zunächst nicht gewinnen, wohl aber
sind mir mehrere Fälle bekannt, in deneu mit erneutem Auftreten der
Gelenksentzündungen gleichzeitig Iritis und — ohne jede erneute go-
norrhoische Infection — ein massiger dünneitriger Ausfluss aus der
Harnröhre erschien."
,.Ein wohlhabender Gutspächter von 54 Jahren, der früher viel an Gonor-
rhoe gelitten hatte, seit 20 Jahren nicht mehr inficirt war, bekam vor 25 Jahren
zum ersten Male Iritis. Seit dieser Zeit fast alljährlich Monate lang an Rheuma-
tismus in Muskeln oder Gelenken leidend, erfuhr er circa alle 4 — 5 Jahre auch eine
Recidive der Iritis, bald auf dem rechten, bald auf dem linken Auge. Im Jahre 1868
wurde er von A. v. Graefe iridektomirt. Auf dem linken Auge bezeugte das
braune Irispigment, welches das ganze künstliche Pupillenfeld deckte, eine der
Linsenkapsel anhaftende Schwarte. Im Jahre 1869 war er nochmals :', Monate lang
in der v. Graefe'schen Klinik in Berlin wegen einer trotz der Iridektomie ein-
getretenen Recidive der Iritis. Die Anfälle von Litis eoineidirten nicht immer mit
') Förster in Graefe und Saemisch Handbuch, VII. Bd.. pag. 86.
246 Iris.
dem rheumatischen Leiden, hisweilen gingen sie dem letzteren voran oder folgten
ihm. Stets stellte sich mit dem wiederkehrenden Rheumatismus ein dünner gelb-
licher Ausfluss aus der Harnröhre ein".
„Die Erkermtiiiss des Zusammenhanges eines gegebenen Falles von
Iritis mit Gonorrhoe und sog. Arthritis gonorrhoica ist für die Therapie
von einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung. Gerade diese Form von
Iritis wird viel sicherer und schnelle]- mit grossen Dosen Chinin und
Jodkalium beseitigt, als durch Mercurialien , die bei vielen anderen
Formen unentbehrlich sind. Auch erweist sich ein längerer Gebrauch
von Jodkalium (durch 6 — 10 Wochen) sehr nützlich gegen Eecidiven
solcher Iritis. Während solche Patienten, die wegen ihrer rheumatischen
Leiden gern warme Bäder besuchen, in dem Gebrauche der Heilquellen
durch auftretende Iritisrecidiven nicht selten gestört zu werden pflegen,
gestattet eine vorausgeschickte Jodkalium-Behandlung den methodischen
Gebrauch der Thermen, ohne dass diese Eecidiven erseheinen." Auch
nach meiner Erfahrung ist nebst der Behandlung der Iritis im All-
gemeinen die Anwendung des Jodkaliums ganz besonders zu empfehlen;
das Chinin habe ich wegen der gewöhnlich sehr heftigen Schmerzen mit
starken Dosen von Extr. opii aquosum verbunden.
4. Iritis in Folge von Lues (1. syphilitica).
Eine Iritis, welche als Manifestation der Lues aufzufassen ist,
tritt in der Regel ohne äussere Veranlassung auf, entwickelt sich aber
manchmal auch nach einem Trauma oder Refrigerium. Ihre Beziehimg
auf das Allgemeinleiden kann sehr leicht sein, wenn, wie gewöhnlich,
anderweitige secundäre Erscheinungen sichtbar oder doch bei genauerer
Untersuchung nachweisbar sind, aber auch sehr schwierig, wenn sich
die Lues früher am Auge als in anderen Organen manifestirt und wenn
die Infection negirt wird oder ■ wegen besonderer A7erhältnisse des
Kranken nicht leicht constatirt werden kann. Die Erscheinungen
am Auge können sich, abgesehen von der Combination mit Kyklitis,
Chorioiditis, Retinitis. Keratitis oder Skleritis, sehr verschieden gestalten,
je nachdem wir es mit hereditärer oder acquirirter, mit mehr recenter
oder mit inveterirter und schon mehrfach behandelter Syphilis zu thun
haben, und je nachdem äussere Momente mehr weniger Einfluss auf
die Hervorrufung und Weitergestaltuug des entzündlichen Vorganges
genommen haben. Trotzdem entspricht die Behauptimg, dass wir in
vielen Fällen aus dem Verhalten des Auges auf Syphilis als
Ursache hingewiesen werden, den thatsächlichen Verhältnissen.
Unrichtig ist nur, dass jede durch Syphilis bedingte Iritis ein be-
Entzündung in Folge von Syphilis. 247
stimmtes, charakteristisches Krankheitsbild darbiete, und geradezu Leicht-
fertig wäre es, wenn man wegen eines bestimmten Befundes am Auge
allein sich jeder weiteren Nachforschung nach anderweitigen Manifesta-
tionen der Syphilis und nach anamnestischen Thatsachen entschlagen
wollte. Dil* Veränderungen am Auge haben eben an und für sich allein
keinen höheren, aber auch keinen geringeren diagnostischen Werth, als
an der Cutis, den Schleimhäuten, den Knochen n. s. w.
Iritis bei Lues hereditaria. Obwohl die Manifestationen here-
ditärer Syphilis am Auge meistens erst um die Pubertätszeit herum auf-
treten, kommen doch syphilitische Regenbogenhautentzündungen auch
früher, selbst bei Säuglingen vor. Dies zu wissen ist nöthig, weil gerade
die Augenaffection es sein kann, welche auf die Wahrscheinlichkeit leitet,
dass man es mit Syphilis zu thun habe. Substantive Iritis (Iridokyklitis)
im Kindes- oder Knabenalter erregt, wenn Verletzung desselben oder des
anderen Auges und wenn fieberhafte Allgemeinerkrankung (Variola,
Febris recurrens, Meningitis) nicht kurz vorher stattgefunden hat, jedes-
mal gegründeten Verdacht auf Syphilis, möge diese nuu aus dem Fötal-
leben datiren oder dem Kinde erst nach der Geburt (Amme, Vaccination
u. s. w.) eingeimpft worden sein. Die hereditäre luetische Iritis (Irido-
kyklitis) kommt viel häufiger in Oombiuation mit Keratitis oder Kera-
toskleritis als isolirt oder mit Chorioiditis (disseminata) vor. (Vergl.
Keratitis iuterstitialis pag. 116 und Skleritis 205.) Zwei interessante Fälle
von nicht combinirter Iritis ex lue hereditaria bei Säuglingen sind in
Makenzie's Traite pratique des mal. de l'oeil (par Warlomout et
Testelin, Paris 1875, pag. 23) beschrieben. Die Entzündung befiel erst
das eine, nach kurzer Zeit auch das andere Auge und manifestirte sich
viel weniger durch Ciliarinjection als durch reichlichen Erguss in der
Pupille oder in der Kammer. In dem einen Falle (von Dikson) war
zur Zeit der ersten Untersuchung weder an der Mutter noch an dem
gesund aussehenden Kinde eine Andeutung von Lues vorhanden; erst
nach Erkrankung des zweiten Auges wurde ein schärferes Examen an-
gestellt, und dieses ergab unzweifelhaft anamnestische Daten für Lues
congenita. — Gummata in der Iris oder im Ciliarkörper scheinen (nach
meiner Erfahrung) Inf Lues hereditaria nicht aufzutreten.
Iritis als Folge acquirirter Lues kommt am häufigsten im
Jünglings- und Mannes- seltener im Greisenalter vor, wird jedoch aus-
nahmsweise auch bei Kindern vorgefunden. Sie kann au und für sich in
verschiedener Weise auftreten; das Krankheitsbild kann überdies durch
äussere Einflüsse und durch die obgenannten Combinationen gleich anfangs
oder im weiteren Verlaufe beträchtlich modificirt werden. (Man muss in
248 Iris.
jedem Falle von Iritis an die Möglichkeit denken, dass doch Lues vor-
handen sei.)
In einer Reihe von Fällen macht sich das Augenleiden unter ge-
ringfügigen Erscheinungen (leichter Ciliarinjection, Empfindlichkeit gegen
grelles Licht und etwas Schmerzhaffcigkeit) durch Trübsehen bemerkbar,
als dessen Ursache man bei genauerer Besichtigung einen punktförmigen
Beschlag der Descemeti, besonders in der unteren Hälfte der Cornea
vorfindet; dabei kann man allerdings schon Verfärbung der Iris, wohl
auch eine und die andere Synechie vorfinden, aber die Pupille zeigt
noch keine auffallende Verengerung, vielleicht sogar eine merkliche Er-
weiterung.
In einer -anderen Reihe entwickelt sich eine breite rothe Zone um
die Cornea und wohl auch Injection der Conjunctiva bulbi unter merk-
licher Empfindlichkeit des Auges gegen Licht und einiger Schmerzhaf-
tigkeit, aber ohne dass man Zeichen von Keratitis oder Iritis auffinden
kann. Tritt dazu etwas Schleimsecretion, so kann man verleitet werden,
Conjunctivitis catarrhalis zu diagnosticiren. Wenn mau indes solche In-
dividuen mehrere Tage beobachtet, besonders wenn man weiss, dass sie
an Lues leiden (wohl deshalb auch bereits in Behandlung stehen), so
kann man bald erfahren, dass die genannten Erscheinungen nur die
Vorboten einer Iritis oder Iridokyklitis sind, welche in kurzer Zeit durch
Synechien oder durch Gurnmabildung manifest wird.
In einer dritten Reihe findet man an einer oder an mehreren
Stellen ein Gumma vor. und dann kann die Entzündung auf eine kleine
Partie der Iris beschränkt sein. Die Knötchen, welche Beer1) in seiner
musterhaften Beschreibung dieser Iritis mit Condylomen (Papeln?) der
Cutis verglichen \hat. treten entweder an dem Pupillar- oder an dem Ci-
liarrande der Iris, vielleicht richtiger gesagt: in der Gegend des kleinen
oder des grossen Circulus arteriosus iridis auf und entwickeln sich von
da gewissermassen nach allen Richtungen. Die sie constituirende blass-
gelbe Masse lagert im Parenchym der Iris. Indem ein solcher Knoten
im kleinen Kreise sich allseitig vcrgnissert, legt er sich rückwärts an
die Kapsel an und kann daher selbst bei nicht enger Pupille zu einer
Synechie führen; andererseits erhebt er sich hügelförmig gegen die
Cornea und rückt auch mehr in das Pupillarbereich hinein. In jedem
Falle erscheint er an der Basis von zahlreichen Gefässchen umsponnen,
welche, indem sie sich gegen die Kuppe hin verzweigen, dem ganzen
Gebilde ein röthliches (orangegelbes) Aussehen geben. Durch die mehr
') Lehre von den Augenkrankheiten. Wien 1813. I. Bd.. pag. 536— 5S8.
Entzündung in Folge von Syphilis. 249
ins Gelbe als ins Graue spielende Farbe, hauptsächlich aber durch die
Grefässentwicklung unterscheiden sie sich von Tuberkeln der Iris. Bei
ihrer allmäligen Verkleinerung werden sie blässer; sie können spurlos
verschwinden; an der Stelle, wo ein grösserer Knoten gesessen, bleibt
ein schiefergrauer und etwas vertiefter Fleck (atrophische Stelle) zurück.
In manchen Fällen kann man zwar kein Gumma entdecken, wohl aber
Gefässentwicklung an einer kleinen etwas tumescirenden Stelle der
Iris, oder auch im ganzen kleinen Kreise. Kleinere Knötchen
nächst dem Ciliarrande der Iris können leicht übersehen werden;
grössere drängen sich gleichsam aus dem Winkel zwischen Cornea und
Iris in die vordere Kammer hervor. Wenn sie sich bedeutend vergrössern,
— und dazu scheinen sie weit mehr geeignet zu sein, als die aus dem
kleinen Kreise hervorsprossenden - - so können sie die davor liegende
Partie der Sklera und der Cornea auswärts drängen und eine Eiter-
ansammlung unter der mehr weniger aufgewölbten (erbsen- bis bohnen-
grossen) Hülle vortäuschen. Auf ihre allmälige Rückbildung folgt
Schrumpfimg des Bulbus um so sicherer, je weiter die gleichzeitigen
entzündlichen Veränderungen im Ciliarkörper (vide Kyklitis) vorge-
schritten sind.
Die' Setzung eines Gumma kann erfolgt sein, ohne dass der Kranke
durch Schmerzen, Lichtscheu, Sehstörung oder Röthe des Auges besorgt
gemacht wurde. Man kann bei einem Kranken, der vielleicht noch Tags
vorher seinen Geschäften nachging, oder der wegen anderer secundärer
Erscheinungen in Behandlung steht, ein deutlich ausgeprägtes Gumma
und (dem Sitze desselben entsprechend) partielle Ciliarinjection bei
Mangel aller anderen iritischen Zufalle vorfinden. Heftigere Zufälle und
Ausbreitung der Entzündung auf die ganze Iris (gleich zu Anfang der
Erkrankung des Auges) werden wahrscheinlich nur durch äussere Mo-
mente (erregende Ursachen) hervorgerufen. Später können dieselben auch
trotz zweckmässigen Verhaltens des Kranken auftreten.
Wenn es zu Ansammlung von Blut oder vou eiterähnlichen
Exsudaten am Boden der Kammer (von beiden zugleich) kommt, so
ist wohl immer gleichzeitig Kyklitis vorhanden.
Auch die heftigen, besonders zur Nachtzeit auftretenden
Schmerzen in der Stirn (bis zum Hinterhaupte) sind auf gleichzeitige
Kyklitis zu beziehen, treten daher, wenu die Entzündung (Gummahildung)
nicht etwa zuerst im Corpus ciliare sich entwickelt (vergl. Kyklitis),
erst im späteren Verlaufe einer solchen Iritis auf.
In analoger Weise deuten mohn- bis hirsekorngrosse Knoten
oder Klumpen von lichtgrauer, speckähnlicher Farbe au derDescemeti
250 • Ms.
auf Lues als Ursache einer vorliegenden Iritis (Iridokyklitis). Man findet
deren nicht leicht mehr als 2 — 4 und zwar mehr vor der Pupille als
an der unteren Cornealhälfte. Kleinere, mein' weniger graubraune Punkte
können daneben, besonders nach untenzu vorhanden sein: an der Iris
selbst findet man dann die gewöhnlichen Erscheinungen oder stärkere
Schwellung und Gefässentwicklung. Audi diese grösserei] Präcipitate
verschwinden aHmäüg spurlos.
Bei der Prognosis kommen in jedem Falle nicht nur die bereits
gesetzten Veränderungen und das Mitergriffensein anderer Theile des
Auges, sondern auch das Allgemeinbefinden des Kranken und insbeson-
dere der Umstand in Betracht, ob die Lues ererbt oder erworben und
in welcher Weise sie. wenn überhaupt, bisher behandelt worden sei. Es
kommen Fälle vor. in welchen zu Ende der Behandlung einer solchen
Iritis alle Zeichen der Lue-, geschwunden sind und doch, bald früher
bald später abermals eine Iritis auftritt, welche wieder auf Lues zu be-
ziehen ist, Bei Anfällen, welche nach einer richtig durchgefühlten
Allgemeinbehandlung auftreten, kann die Entscheidung, ob zurückge-
bliebene Synechien, ob eine aus ere Schädlichkeit oder die noch nicht
getilgte Lues den Anstoss zur Iritis gegeben habe, besonders dann recht
schwierig sein, wenn wieder dasselbe Auge ergriffen wurde. Veraltete,
vielfach behandelte (oder misshandelte) Fälle von Syphilis geben be-
kanntlieli wenig Aussicht auf gründliche Beseitigung und erfordern
grosse Beharrlichkeit. Auch bei älteren Personen (im Greisenalter) ist
Lues schwerer heilbar und erfordert mehr eine ausdauernde als eine
eingreifende Behandlung. - .Mitunter findet man an dem einen Auge
eine floride Iritis, an dem anderen, obwohl keine ärztliche Behandlung
stattgefunden hat, die Residuen einer vor Monaten oder Jahren abge-
laufenen Iritis, und die Auamnesis ergibt, dass auch diese yphilitischen
Ursprunges war. aber trotzdem vielleicht nur zu einzelnen Synechien
oder zur Bildung einer Membran in der Pupille geführt hat. Das Auge
ist trotz fortbestehenden Allgemeinleidens doch zur Ruhe gekommen. —
Faden- oder membranförmige Exsudate so wie bogen- oder ringförmige
Synechien bleiben auch bei energischer Mercurialbehandlung unver-
ändert.
Behandlung. Die örtliche Behandlung ist nach den für die Iritis
überhaupt aufgestellten Kegeln einzuleiten: die allgemeine richtet sich
nach dem Grundleiden und nach dem Alter und dem Gesundheitszu-
stande des Individuums unter Berücksichtigung der etwa vorausgegan-
genen Türen (und des Verhaltens des Kranken während derselben). Die
Einzelnheiten oder auch um- die Gnmdzüire derselben auseinander zu
Tuberculosis iridis. 251
setzen, würde hier zu weit führen. Nur so viel sei bemerkt, dass man
solche Kranke in der Regel nicht ambulatorisch behandeln soll. Die
Wichtigkeil des Organes, am das es sich hier handelt, bietet dein Arzte
sowohl dem Kranken als seiner Umgebung gegenüber hinreichende
Autorität, auf eine strenge und consequente Durchführung der Behand-
lung zu dringen. Viele Curen schlagen eben nur deshalb fehl, weil die
Kranken während derselben ihrer gewohnten Lebensweise nachhängt q
oder leichtsinnig allerhand Excesse begehen.
5. Iritis tuberculosa (Tuberculosis iridis).
Die Iiitis tuberculosa wurde zuerst von Gradenigo1) und etwas später
vonPerls") am Lebenden diagnosticirt und auch anatomisch nachgewiesen. Seitdem
sind zahlreiche Fälle publicirt worden 3).
Symptome, Verlauf. Die Erkrankung tritt bald ein- bald doppel-
seitig auf. Sie beginnt mit den gewöhnlichen Symptomen : Ciliarinjection,
Trübung des Kammerwassers, Verfärbung und Auflockerung der Iris,
Bildung hinterer Synechien. Die nicht seltene Mitbetheiligung des Ziliar-
körpers wird durch Beschläge an der Hornhaut, Trübungen im Glas-
körper, Schmerzhaftigkeit bei Betastung der Ciliarkörperregion documen-
tirt. Nach einiger Zeit treten (zuweilen rasch, über Nacht) die ersten Tuber-
kel auf, mohn- bis hirsekomgrosse Knötchen von licht- oder gelbgrauer
Farbe, oft mit einem gelbrothen Hofe. Manchmal bleibt es bei einem oder
bei zwei Knötchen, manchmal entstehen mehrere zugleich oder schiessen
neue empor, während andere verschwinden. Auf diese Weise kann sich
die Krankheit mit kurzen Pausen scheinbarer Heilung sehr in die Länge
ziehen (bis zu einem Jahre). In leichteren Fällen tritt Heilung ein,
indem die Knötchen allmälig verschwinden und von der Entzündung
nur Synechien zurückbleiben; in den schwereren Fällen entwickeln sich
die Zeichen schleichender plastischer Iridozyklitis und das Auge geht
schliesslich durch Schrumpfung zu Grunde (nach Ha ab).
Die Iritis tuberculosa befällt zumeist Individuen unter 20 Jahren.
Viele derselben sind von schwächlicher Constitution, blassem Aussehen
(Mädchen chlorotisch), viele mit vergrösserten Lymphdrüsen vor dem
Ohre, am Unterkiefer oder Halse versehen. Bei manchen ergibt die
Untersuchung der Brust beginnende tuberculöse Erkrankung der Lungen.
Es kommt nicht selten vor, dass solche Patienten später dem Lungen-
') Annales d'ocul. LXIV. pag. 179.
») Arch. f. Ophth. XIX. 1. pag. 221.
3) Haab in A. f. Ophth. XXV. 4. pag. 188.
252 Iris.
leiden erliegen, während sich andere nach dem Ablaufe ihres Augen-
leidens sichtlich erholen. In einigen Fällen waren jedoch die Patienten
von Anfang an gesund und blieben es auch, so lange sie in Beobachtung
standen. In dieser Beziehung unterscheidet sich die Iritis tuberculosa
sehr von der Tuberculosis der Chorioidea. Diese findet man im letzten
Stadium der allgemeinen Tuberculose, oft kurz vor dem Exitus lethalis,
so dass man sie als Theilerscheinuug einer auf viele Organe verbreiteten
tuberculösen Erkrankung ansehen muss. Die Tuberculose der Iris dagegen
scheint in vielen Fällen als localisirtes Leiden aufzutreten (primäre
Tuberculose), welches eventuell ohne Nachtheil für den Gesammtor-
ganismus wieder verschwinden kann. (Nach Ha ab.)
Die Diagnose kann, sobald einmal Knötchen in der Iris aufge-
treten sind, nur zwischen Tuberculosis, Syphilis und ungefärbtem Sarkom
schwanken. Letzteres kann dadurch ausgeschlossen werden, dass es fast
nie multipel vorkommt und, so lange es klein ist, von keinerlei Zeichen
der Iritis begleitet wird. Bezüglich der Unterscheidung zwischen Gumma
und Tuberkel ist zu bemerken, dass jene mehr eine gelbrothe, diese
eine mehr grauweisse Farbe besitzen (wegen Mangels an Gefässen). In
dem Alter, wo tuberculose Iritis vorzukommen pflegt, sind Gummata
fast niemals beobachtet worden. Jedenfalls ist eine genaue Untersuchung
des Gesammtorganismus unerlässlich.
Die anatomische Untersuchung wurde theils an Irisstückchen, die man durch
Iridektomie erhielt, theils an ganzen Bulhis vorgenommen. Die jüngsten Knötchen
bestehen aus einem Haufen kleiner, lymphkörperchenartiger Kundzellen. In einem
späteren Stadium findet man in der Mitte der Knötchen epithelähnliche Zellen,
welche zwischen sich eine oder mehrere Riesenzellen bergen. Endlich tritt häufig
Verkäsung der centralen Partien der Knötchen ein. Haensell ') glaubt ausserdem
feinste, sich bewegende Körnchen sowohl innerhalb der Zellen, als auch ausserhalb
derselben in der Zusatzrlüssigkeit gesehen zu haben, welche er für kleinste Orga-
nismen hält (Tuberkelkörperchen, Klebs).
Es ist zuerst Colin heim-) gelungen, durch Impfung experimentell Tuber-
culose zu erzeugen. Der zur Impfung verwendete Stoff — am besten käsige Massen
aus tuberculösen Lymphdrüsen oder Gelenken — muss vollkommen von Zersetzung-
frei sein, da er sonst sofort eitrige Irido Chorioiditis hervorrufen würde. Der in die
vordere Kammer eines Kaninchens eingebrachte Impfstoff wird sehr bald von einer
aus dem Kammerwasser sich niederschlagenden Fibrinhülle umgeben und im Ver-
laufe einer Woche sammt dieser resorbirt. 20 — 30 Tage nach der Impfung treten,
nachdem das Auge während dieser Incubationszeit völlig reizlos gewesen, Hyper-
ämie und Schwellung der Iris auf, in welcher man sehr bald kleine graue Punkte
') Arch. f. Ophth. XXV. 4, pag. 1.
"■) Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur. Sitzungsber. vom 13. Juni 1877.
Tuberculosis iridis. 253
entdeckt. Diese vermehren sich in den nächsten Tagen sehr rasch und wachsen
zu grösseren Knoten heran, welche endlieh die hintere Fläche der Hornhaut errei-
chen. In dieser haben sich indessen zahlreiche Gefässe und zuweilen auch kleine
Knötchen gebildet. Zuletzt wird die Hornhaut durchbrochen und die tuherculösen
Massen wuchern in Form eines grösseren Tumors hervor, welcher später grössten-
theils käsiir zerfällt. Die meisten Versuchst liiere gehen nach längerer Zeit an Tu-
berculose der inneren Organe zu Grunde.
In neuerer Zeit ist man geneigt, das sogenannte Granuloma
iridis der Tuberculosis anzureihen. (Leber, Haab, Baumgarten u. A.)
Das Irisgranulom, von welchem bis jetzt 12 Fälle publicirt wurden,
kommt zumeist bei jungen Individuen vor. Im unteren Abschnitte der
Iris, gewöhnlich nahe dem Ciliarrande entwickelt sich eine gelbe rund-
liche Geschwulst, welche langsam wächst, bis sie die hintere Wand der
Hornhaut erreicht, an der sie sich abplattet, und endlich die ganze
Kammer erfüllt, ohne erhebliche Reizzufälle. Dann erfolgt Durchbruch
der Hornhaut nahe an ihrem Rande und die granulationsähnlichen
weichen Massen wuchern nach aussen. Anstatt aber nach Art der bös-
artigen Geschwülste (Sarkom) unbegrenzt fortzuwachsen, involvirt sich
die Geschwulst durch Zerfall und Schrumpfung mit dem Ausgange in
Atrophia bulbi. Die mikroskop. Untersuchung ergibt, dass das Granulom
aus zahlreichen kleinsten typischen Tuberkelknötchen besteht. Es würde
demnach den conglobirten (solitären) Tuberkel der Iris vorstellen im
Gegensatze zur tuherculösen Iritis, welche als disseminirte Tuberculose
aufzufassen ist.
Die Prognose der tuherculösen Iritis ist. was das Auge anbelangt,
eine zweifelhafte, indem bei längerer Dauer der Erkrankung Verschluss
der Pupille, Exsudatbildung im Glaskörper, endlich ein leichter Grad
von Atrophia bulbi sich einstellt (vergl. Kyklitis). Bei Granuloma iridis
ist das Auge wohl immer verloren. Auch quo ad vitam ist die Progno-
sis mit Vorsicht zu stellen, da manche der Patienten später an allge-
meiner Tuberculosis zu Grunde gegangen sind.
Die Therapie der tuherculösen Iritis hat, sobald das Leiden mit
Sicherheit erkannt (namentlich Syphilis ausgeschlossen) ist, die Haupt-
aufgabe, den gesammten Gesundheitszustand nach Möglichkeit zu ver-
bessern. Sodann gelten die für die Iritis im Allgemeinen aufgestellten
Grundsätze. Von Iridektomie (Excision der knotentragenden Partie) ist
kaum etwas zu erwarten, indem leicht frische Knoten an anderen Stellen
auftreten. Nach Ablauf der entzündlichen Zufälle kann eine Iridektomie
wegen Pupillensperre (Pupillarabschluss) nöthig werden. Beim Granuloma
iridis dürfte die Enucleation des ohnehin zu Grunde gehenden Bulbus
dem Kranken wenigstens die an den Durchbruch der Hornhaut sich
254 Iris.
knüpfenden Leiden ersparen. Ausser diesem Punkte, welcher mit Kück-
sicht auf den allgemeinen Zustand des Patienten von Wichtigkeit ist,
hat man noch die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass das Granulom,
obwohl zunächst nur eine locale Erkrankung, später zur Quelle der
Infection des übrigen Organismus mit Tuberculosis werden könnte.
6. Iritis in Folge von Scrofulosis (I. scrofulosa).
Es kommen Fälle vor, wo Iritis, eigentlich Kykloiritis auch ohne
äussere Veranlassung erst auf dem einen, dann auf dem anderen Auge
auftritt und in verschiedenen Intervallen recidivirt. Die betroffenen Indi-
viduen stehen meistens zwischen dem 12. und 25. Jahre. In Fällen, wo
der Ausbruch nicht durch äussere Momente veranlasst oder zu einem
mehr stürmischen gestaltet wird, macht sich die Entzündung meistens
zunächst durch Sehstörung bemerkbar und findet man, da die Affection,
wenigstens so lange sie sich auf ein Auge beschränkt, sehr oft nicht
gehörig beachtet wurde, dieselbe bereits auch auf dem zweiten Auge
vorhanden. Die Sehstörung kann, sofern die Entzündung vom Ciliar-
körper ausgeht, durch Glaskörpertrübung bedingt sein; es tritt aber
sehr bald Trübung des Kammerwassers und Anlagerung punktförmiger,
grauer oder graubrauner Exsudate an der hinteren Wand der Cornea
auf; hintere Synechien, einzeln oder bogenförmig, und Verfärbung der
Iiis treten bald früher bald später hinzu, und die Pupille, in vielen
Fällen anfangs sogar etwas weiter, wird erst nach der Bildung von
Synechien enger, bis endlich eine Membran dieselbe ganz oder grössten-
teils verlegt oder eine ringförmige Synechie (Pupillarabsehluss) und
deren weitere Folgen herbeiführt. Solche Fälle bieten die grösste Aohn-
lichkeit mit manchen Fällen von Lues, aber auch mit Fällen, die sich
bei Individuen entwickeln, welche durch dop rimir ende Einflüsse:
anhaltenden Kummer, schlechte und unzureichende Nahrung, schwere
Krankheiten (Typhus, Febris recurrens, Missbrauch von Merkur u. dgl. *)
sehr herabgekommen sind. Wenn nun in einem gegebenen Falle die
Untersuchung des ganzen Körpers und die Anamnesis bezüglich der
letztgenannten Causalmomente Ausschliessung oder doch gegründeten
Zweifel gestatten, dagegen manifeste Zeichen von Scrofulosis vorhanden
sind oder doch (in unzweifelhafter Weise) früher da waren, so ist die
Supposition von Scrofulosis als Ursache der Iritis (Kykloiritis) wohl
eben so gerechtfertigt, wie bei Conjunctivitis. Keratitis, Skleritis, und
bei der Behandlung solcher Fälle muss auf das Allgemeinleiden schon
') Arlt, Krankheiten, IL Bd., pag. 50.
Entzündung in Folge von Scrofulosis. '!"■>■)
deshalb Rücksicht genommen werden, weil wir eben nicht blos das
kranke Organ, sondern das ganze Individuum und die Verhältnisse, unter
denen es lebt, in Betracht zu ziehen haben. Da in der Mehrzahl der
Fälle die Individuen der ärmeren Volksclasse angehören, so ist es oft
schwer zu entscheiden, ob deprimirende Einflüsse oder Scrofulosis mehr
zu beschuldigen seien; in manchen Fällen bleibt es auch unentschieden,
ob nicht etwa hereditäre Syphilis zu Gründe liege; ich habe aber ganz
bestimmt Fälle beobachtet, wo eben nur Scrofulosis als Ursache ange-
nommen werden konnte.
Gegenwärtig wird von vielen Aerzten negirt, dass Iritis überhaupt durch
Scrofulosis bedingt sein könne. Ans dein Nichtauftreten in dem Alter, in welchem
Scrofulosis am häufigsten vorkommt, darf man offenbar nicht folgern, dass Scrofu-
losis nicht die Ursache einer zur Pubertätszeit oder noch später auftretenden Iritis
sein könne. Auch bei hereditärer Syphilis finden wir das Auftreten des Augen-
leidens in sehr vielen Fällen erst um diese Zeit, und manifeste Zeichen von Scro-
fulosis überhaupt (in anderen Organen) sehen wir nicht gar so selten im Jüng-
lingsalter zum ersten Male oder neuerdings auftreten, besonders unter dem Ein-
flüsse schlechter Wohnung, schlechter oder unzureichender Nahrung, anderer
schwächender Potenzen.
Seit A. v. Graefe nachgewiesen hat, dass das Zurückbleiben hinterer Sy-
nechien, namentlich breiter und unausdehnbarer nach einer Iritis, eine häufige Ur-
sache der Iritis-Recidive abgebe, und seit er es als sehr wahrscheinlich dargestellt
hat, dass die Erkrankung des zweiten Auges auf sympathischem Wege zu Stande
kommen könne'), nehmen Viele von dem Einflüsse allgemeiner körperlicher Zu-
stände — Syphilis allenfalls ausgenommen — wenigstens in ihren Schriften weiter
keine Notiz. Während früher so zu sagen nur der ätiologische Standpunkt ins
Auge gefasst, alles Heil von der Bekämpfung des Causahnomentes erwartet, und
den örtlichen Veränderungen mit ihren weiteren Folgen zu wenig Aufmerksamkeit
geschenkt, daher auch die Iridektomie nur wegen dioptrischer Hindernisse vor-
genommen wurde, führten die Erfolge, welche Graefe durch Anwendung des
mittlerweile bekannt gewordenen Atropinum sulfuricum, besonders aber durch die
Iridektomie als Antiphlogisticum gewonnen hatte, gewissermassen zur Missachtung
der Causalmomente . zur blos örtlichen Behandlung, obwohl Graefe sich viel re-
servirter ausgesprochen hatte. „Manche Fachgenossen werden überhaupt das Vor-
kommen solcher sympathischer Entzündung bezweifeln und lieber das doppelseitige
Auftreten aus inneren dyskrasischen Ursachen erklären. Ich läugne nicht, dass ein
solcher Zusammenhang häufig existiren mag, aber ich möchte davor warnen, sofort
und ohne genügende Gründe zu dieser Annahme zu flüchten und darüber örtliche
Verhältnisse, deren Leitung wir mehr in unserer Gewalt haben, zu übersehen".
Ich glaube mich genau an Graefe's Weisungen gehalten zuhaben und kann nach
meiner Erfahrung deren Richtigkeit nur bestätigen, darf aber nicht verschweigen,
dass ich in mehreren Fällen nach richtig ausgeführter Iridektomie und correcter
') Archiv für Ophth., II. Bd. 6, pag. 206 und 240.
256 Ins.
Wundheilung zwar selten Iritis-Recidive , dagegen öfters wiederholte nachträgliche
Anfälle von Kyklitis (mit Glaskörpertrübung) beobachtet habe, welche erst nach
diätetischer und pharmaceutischer Behandlung des Allgemeinleidens, speciell der
Scrofulosis, dauernd ausblieben.
Die Ansicht, dass die Erkrankung des zweiten Auges auf sympathischem
Wege erfolge, mag für manche Fälle ihre Berechtigung haben. Es erfolgt diese Er-
krankung jedoch in vielen Fällen nach relativ kurzer Zeit und bei einem Zustande
des erst erkrankten Auges, von welchem man nicht annehmen kann, dass er der Er-
reger einer sympathischen Affection sei. (Vergl. Iridokyklitis sympathica.) Man findet
nämlich das ersterkrankte Auge in vielen Fällen entweder noch sehend oder doch
sehfähig (durch Pupillenbildung). Zudem verhalten sich solche Augen bezüglich
des Erfolges einer Iridektomie viel günstiger, als die erwiesenermassen auf
sympathischem Wege erblindeten, bei welchen schon die Technik der Operation
gewöhnlich scheitert, und auch eine gelungene Iridektomie selten den gewünschten
Erfolg hat. Bei Syphilis kommen Fälle vor. wo man nach den Veränderungen am
erst ergriffenen Auge (Seclusio pupillae) annehmen könnte, dass die Erkrankung
des zweiten Auges auf sympathischem Wege erfolgt sei, aber das Auftreten von
Gummen an diesem Auge zeigt, dass die Ursache im Allgemeinleiden liegen müsse
und bei sehr herabgekommenen Individuen, namentlich nach Febris recurrens
weiden gewöhnlich beide Augen in so kurzer Zeit (oft wenige Tage) nach einander
ergriffen, dass an sympathische Erkrankung gar nicht zu denken ist. Während die
sympathische Entzündung, einmal in Gang gesetzt, selbst bei zweckmässigem Ver-
halten contiuuirlich fortschreitet und in einigen Wochen oder Monaten zum
Abschlüsse gelangt, sieht man bei Fällen, als deren Ursache Scrofulosis anzusehen
ist, nicht selten Monate- bis Jahre-lange Re- und selbst Intermissionen.
Bezüglich der Prognosis und der Therapie genügt die Hinwei-
simg auf das über Iritis im Allgemeinen und über die Keratitis interst.
scrofulosa pag. 233 und 111 Mitgetheilte.
7. Iritis sympathica.
8. Iritis nach Febris recurrens und 9. Iritis nach Meningitis.
werden im folgenden Abschnitte erörtert, weil die Entzündung im Cor-
pus ciliare beginnt und von da aus bald früher bald später auf die Iris
sich ausbreitet.
Auch die Iritis, welche nach Variola auftritt, dürfte meistens als
Kykloiritis aufzufassen sein. Sie erschien in den wenigen Fällen, welche
ich gesehen, in milder Form und endete günstig.
Dieses über die Iris im Besonderen (nach den Causalmomenten) entworfene
Schema macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, als ob es nebst den genannten
nicht noch andere Causalmomente geben könnte, und auch nicht auf Ausschliess-
lichkeit in dem Sinne, dass jeder Fall, dessen Causalmoment wie immer bestimmt
werden kann, in der eben geschilderten Weise auftreten und verlaufen müsse; es
soll nur, gestützt auf getreue Beobachtungen. Anhaltspunkte bieten, sich bezüglich
der Diagnosis, Prognosis und Therapie leichter zu Orientiren.
II. Entzündung des Ziliarkörpers, Kyklitis.
a) 1 111 A 1 Ige m ein en.
Der Ausdruck Kyklitis stützl sich aui die ältere Bezeichnung des
Corpus ciliare als Annulu.-- s. Circulus ciliaris (Orbiculus eil.), beziehl
sich jedoch zunächst nur auf die Entzündung aer eigentlicher] Portsetzung
der Chorioidea, d. i. auf jenen Tbeil der Aderbaut, welcher zwi i !i er
Ora serrata und Iris liegt, den vorderen Abschnitt des Glaskörpers uni-
fasst, und sich nicht nur durch stärkeren Pigmentgehalt, andere Gefa -
anordnung und feste Verbindung mit der Retina (deren Pars ciliari i.
sondern auch durch Bildung zahlreicher Falten von der eigentlichen
Chorioidea (hinter der Ora) unterscheidet; der Ciliarmuskel d. i. der
2. Hauptbestandteil des Corpus ciliare, dürfte kaum je (ausser bei
Verletzungen) der Ausgangspunki des entzündlichen Processen ein.
Zur Erläuterung der Vorgänge bei Kyklitis dürfte eine kurze Darstellung
einiger anatomischer und physiologischer Verhältnisse an diesem Orte von Nutzen
sein; Ausführlicheres kann in Graefe und Saemisch Handbuch I. B. p. i:}> u. 270,
II. B. 345 nachgeschlagen werden.
a) Während die hinteren kurzen Ciliararterien nur die eigentliche Chorioidea
versorgen, sind die hinteren langen und die vorderen Ciliararterien
vorzugsweise für das Corpus ciliare und die Iri> bestimmt; nur einige Zweigchen,
welche aus diesem Gefässgebiete stammen, die Kami recurrentes, erstrecken sich
in das Bereich der Chorioidea, wo sie mit den hinteren kurzen Ciliararterien ana-
stomosiren. Das aus letzteren hervorgehende, die Innenfläche der Chorioidea gleich-
massig auskleidende Capillargefässnetz — die Chorio - capillaris — erstreckt sich
vom Umfange der Papilla nach vorn nur bis zum zackigen Ende der Netzhaut.
Was vom Uvealtractus vor dieser Grenzlinie liegt, wird nur von den hinteren
langen und von den vorderen Ciliararterien gespeist.
Nachdem die beiden hinteren langen Ciliararterien in den Ciliarmuskel ein-
gedrungen sind, und sieb je in einen oberen und unteren Ast gespalten haben,
bilden diese vier Aeste einen Gefässkranz nächst der Ursprungslinie der Iris. An
der Bildung dieses Kranzes betheiligen sich auch die Zweige der vorderen Ciliar-
arterien, welche einige Millimeter entfernt vom Hornhautrande durch die Sklera
in den Ciliarmuskel eingedrungen sind. Aus dem Circulus arteriosus major
werden b< sonders die Iris und die Ciliarfortsätze besorgt: die Arterien des Ciliar-
muskels und die Rami recurrentes erhalten Zweigchen nicht nur von diesem Kranze
aus, sondern auch direct von den hinteren langen und von den vorder, n Ciliarar-
terien. ..Die hinteren langen Ciliararterien geben nämlich, sobald sie in den Ciliar-
muskel eingetreten sind, noch ehe sie den grossen Iriskranz erzeugen. Aeste ab.
welche hauptsächlich den Ciliarmuskel und den vordersten Tbeil der Chorioidea
versorgen; ebenso auch die vorderen Ciliararterien: dieselben bilden noch einen
zweiten, hinter dem Circulus art. iridis major und etwas mehr in der Tiefe gele-
genen, weniger vollständigen Kranz von Anastomosen — Circulus arteriosus mus-
culi ciliaris- (Leben.
v. Arl* . Krankh. des Auges. 17
258 Ciliarkörper.
„Die Arterien des Ciliarmuskels bestehen aus einer grossen Anzahl
feiner Aeste, welche sieh bauinförmig verzweigen und ein ziemlich dichtes gitter-
förmiges Netz erzeugen, das den ganzen Muskel durchzieht und sich in seinem
Aussehen sehr wesentlich von dem darüber liegenden Netze der Ciliarfortsätze
unterscheidet".
..Die Arterien der Ciliarfortsätze entstehen aus dem Circ. iridis major,
aus dessen innerem Umfang, oft gemeinschaftlich mit den Arterien der Iris. Ein
Ciliarfortsatz erhält entweder eine besondere Arterie oder eine etwas grössere
Arterie versorgt zwei oder mehrere benachbarte Fortsätze zugleich. Die Arterien
treten also am vorderen Ende der Fortsätze in dieselben ein und müssen, wie die
der Iris, vorher durch den Ciliarmuskel hindurch treten. Sie lösen sich rasch in
eine grosse Menge von Zweigen auf, die vielfach unter einander anastomosiren und
sich beträchtlich erweiternd, in die Anfänge der Venen übergehen--.
„Die dünnwandigen capillaren Venen bilden durch reichliche Anastomosen
ein sehr entwickeltes Gefässnetz, welches die Hauptmasse der Ciliarfortsätze aus-
macht und ihre zahlreichen grösseren und kleineren blattartigen Hervorragungen
und rinnenförmigen Vertiefungen durchzieht".
..Der glatte, nicht gefaltete Theil des Ciliarkörpers (Orbiculus
ciliaris Henle) wird von den rücklaufenden Arterien einlach durchzogen, ohne
dass ich arterielle Zweigchen zu dem ihn durchziehenden feinen Gefässnetze ab-
gehen sah".
..Die Arterien der Iris entspringen als zahlreiche Stämmchen häufig mit
den Arterien der Ciliarfortsätze zusammen aus dem vorderen Bande des Circ. iridis
und treten regelmässig an den Ansatzstellen der Ciliarfortsätze in die Iris ein--.
(Leber).
..Die Wirbelvenen (Venae vorticosae, V. eil. posticae) sammeln das Venen-
blut aus allen Theilen der Aderhaut, dessen bei weiten bedeutendste Abzugsquelle
sie darstellen, und treten in der Gegend des Aequator bulbi als 4—6 grössere
Gefässe aus der Chorioidea in die Sklera über-'. „Die von vorne kommenden
Zuflüsse der Wirbelvenen stammen aus der Iris, den Ciliarfortsätzen, dem Ciliar-
muskel und dem vordersten Theile der Chorioidea. Die Venen des Ciliarinus-
kels sammeln sich aus dem Gefässnetze desselben als zahlreiche feine Stämmchen,
welche an der inneren Fläche und dem hinteren Rande des Muskels zu den Venen
der Ciliarfortsätze hinzutreten; ein kleiner Theil seiner Venen geht an dessen vor-
derem Ende nach aussen durch die Sklera, hängt mit dem Circ. venosus corneae
zusammen und mündet in die vorderen Ciliarvenen ein. Die Venen der
Ciliarfortsätze treten zu einer grösseren Zahl parallel verlaufender Gefässe
zusammen, welche nach Aufnahme der Irisvenen und dem Zuflüsse aus dem Ciliar-
muskel durch den glatten Theil des Ciliarkörpers rückwärts verlaufen und schliess-
lich in die Wirbelvenen einmünden. Die Venen der Iris treten vom Rande der-
selben in den Ciliarkörper ein und wenden sich zu dessen innerer Fläche, um mit
den Venen der Ciliarfortsätze vereint in die Venae vorticosae überzugehen. Direct
von der Iris in die Sklera übertretende Venen scheinen nicht vorzukommen--.
i Leber).
Anatom. Bemerkungen. 259
Sattler1) beschreibt das Vorkommen eines engen Netzes feinster Haarge-
fässe, welches er (in etwas mehr als der Hälfte der dai*auf untersuchten, übrigens
keine Zeichen von Erkrankung darbietenden Augen) zwischen die weiten Maschen
der vorderen Chorioidealzone und die zum Theil sehr leinen Venen des Orbiculus
ciliaris eingeschaltet fand. ..Wenn wir bedenken, dass jene zarten Gefässe zwischen
der unnachgiebigen Glashaut und den verhältnissmässig mächtigen Capiljaren der
unmittelbar tieferen Lage eingeschaltet, durch einen stärkeren Füllungszustand der
letzteren mit li wendig ungünstig heeintlusst werden müssen, SO selieint es nielit
unwahrscheinlich, dass in Augen, in denen die besprochene Anomalie vorkommt,
innerhalb jener leinen Capillaren leichter Circulationsstörungen solcher Art zu
Stande kommen können, welche jenen Complex von Erscheinungen, den wir als
Knl zündung bezeichnen, im Gefolge haben, als in anderen Augen. Da nun gerade
bei jenen Entzündungsformen , die wir nach v. Graefe als Chorioiditis serosa
anterior bezeichnen, und welche sich vorzugsweise durch punktförmige und flockige
Glaskörpertrübung geltend machen, der Sitz der Erkrankung in den vordersten
Abschnitt der Chorioidea verlegt werden muss, und diese Supposition durch die
genaue anatomische Untersuchung eines frischen Falles, die ich anzustellen Gele-
genheit hatte, gerechtfertigt wurde, so kann ich mich der Vermuthung nicht ent-
schlagen, dass durch die eben beschriebene anatomische Einrichtung eine besondere
Disposition zum leichteren Auftreten dieser Erkrankung gegeben sei. Das wird um
so mehr plausibel, als die gedachten Processe, welche, gerade bei schwächlichen,
anämischen, zu Circulationsstörungen geneigten Individuen nicht selten vorkommen,
in der Mehrzahl der Fälle ohne eclatante, nachweisbare äussere Veranlassung
auftreten".
b) An der inneren, von der Glasmembran des Uvealtractus überkleideten
Oberfläche des Ciliarkörpers erstreckt sich zunächst die Pigmentmembran der
Chorioidea, welche nach Schultze noch zur Retina gerechnet wird, als dunkel-
brauner, sammetartiger und leicht zerreisslicher Ueberzug von der Ora serrata über
den flachen (glatten) Theil des Corpus ciliare (Orbiculus ciliaris He nie) und zwischen
den 70—72 grösseren Ciliarfortsätzen, welche sich wie kahle (lichtgraue) Riffe aus
derselben erheben, bis auf die Rückfläche der Iris und bis zum Pupillarrande,
welchen diese Pigmentschicht sogar noch etwas überragt (einsäumt).
An die Pigmentmembran schliesst sich der Ciliar theil der Netzhaut,
bestehend aus der Limitans retinae externa, aus cylindrischen Zellen als Analogon
der Müller'schen Stützfasern, welche sich leicht bis auf die Höhe der Ciliarfortsätze
verfolgen lassen, und aus der Limitans interna, welche hier zugleich die Hülle des
Glaskörpers bildet, von dieser wenigstens nicht getrennt werden kann.
Im Ciliartheile der Netzhaut, und zwar schon von der hinteren Grenze des-
selben angefangen, entspringen theils von der externa, theils von der interna Li-
mitans feine Fasern, welche an den Ciliarfortsätzen nach vorne verlaufen, daher
näher und näher aneinander rücken, dann, in der Höhe der Fortsätze angelangt,
diese verlassen und zum Ramie der Linse verlaufen, um sich daselbst theils an der
vorderen, theils an der hinteren Kapsel (nächst deren Rande) zu inseriren. In der
Nähe der Firsten der Ciliarfortsätze angelangt, fahren sie (auf einen meridionalen
') Ueber den feineren Bau der Chorioidea in A. f. 0. XXII. b, pag. 31 — 36.
17 *
260 Ciliarkörper.
Durchschnitt bezogen) fächerförmig auseinander. Die vordersten treten in der Flucht
der Firsten zu einer glashellen Membran zusammen, welche als Zonula Zinnii
(freier Theil der Zonula ciliaris) von den Ciliarfortsätzen und deren Zwischen-
räumen, daher krausenähnlich gefaltet zum Bande der vorderen Kapsel verläuft
und eine feste Verbindung zwischen dieser und dem Ciliarkörper bildet. Die hin-
tersten verlassen die Innenfläche des Ciliarkörpers etwas früher und folgen dem
Verlaufe der Limitans interna (Hyaloidea), welche zum Bande dei hinteren Kapsel
abbiegt, um weiterhin die tellerförmige Grube auszukleiden; sie inseriren sich in
die hintere Kapsel. Den Zwischenraum zwischen den vordersten und hintersten
Fasern, früher als Canalis Petiti bekannt, erfüllen die mittleren Fasern, welche
sich an den Aequator der Kapsel anheften. Der interfibrilläre Baum ist von klarer
Flüssigkeit durchtränkt. — Die Breite des häutigen Binges zwischen den Firsten
der Fortsätze und der Insertionslinie an der Vorderkapsel kann durchschnittlich
auf etwas mehr als 1 Mm. veranschlagt werden ').
c) Vor der Linie, wo die Zonula den Ciliarkörper verlässt. bilden die Ciliar-
fortsätze einen Theil der Wandung der hinteren Kammer. Indem die Ciliar-
fortätze sehr steil gegen die Ursprungsstelle der Iris hin abfallen, bilden sie mit
dieser einen spitzen Winkel, welchen man den hinteren Iriswinkel nennen
kann, sofern man die viel tiefere Bucht zwischen Iris und Corneoskleralbord als
vorderen Iriswinkel bezeichnen will2). Dass der die hintere Kammer begrenzende
Theil der Ciliarfortsätze als Matrix des Kammerwassers aufzufassen sei, wurde be-
reits pag. 136 angegeben.
Während die Linse ihren Nahrungsstoff von dem faltigen Theile des Ciliar-
körpers wahrscheinlich im Bereiche der Zonulafasern (des Petit'schen Baumes) er-
hält, darf der übrige Theil dieses eine ungeheuer grosse Oberfläche bietenden
Gebildes (bis zur Ora serrata) wohl als Matrix des Glaskörpers betrachtet
werden.
') Nach Gerlach iBeiträge zur norm. Anat. des menschl. Auges. Leipzig
1880 p. 60) setzen sich die Faserbündel der Zonula nicht nur an der vorderen
Fläche der Kapsel an, sondern ist auch ein grosser Theil derselben an der hin-
teren Kapselwand fixirt. Sie unterliegen in ihrem Verlaufe zur Kapsel einer par-
tiellen Kreuzung, so dass ein Theil der von hinten kommenden Fasern an der
vorderen und ein Theil der von vorn kommenden an der hinteren Kapselwand
sich ansetzt. Zwischen den Bündeln der Zonulafasern existiren kleine unter einan-
der communicirende Bäumlichkeiten. welche an ähnliche erinnern, die an dem Winkel
zwischen Iris und Hornhaut unter dem Namen des Fontana'schen Baumes vorhan-
den sind. Der Ursprung der Zonulafasern erstreckt sich von der Ora serrata bis
zu den Gipfeln der Ciliarfortsätze. Der Ansatz der Bündel der Zonulafasern tritt
an der vorderen Kapselwand um ein Minimum der Sehachse näher, als an der
hinteren. Auch beschreibt diese Insertion vorn eine leichte Zickzacklinie, während
sie hinten geradlinig ist. Die Verlaufsweise sämmtlicher Zonulafasern ist rein
meridional; circuläre oder äquatorial verlaufende Faserbündel kommen im mensch-
lichen Auge nicht vor".
2i Arlt. Kränkln iten des Auges, Prag 1851. dann A. f. 0. III. b, pag. 87
und Abbildung.
Entzündung. Anatom. Veränderungen. 26 1
Die Lehre von der Kyklitis und ihren Folgen wird dem Beobachter
nur dann verständlich, wenn er die durch Kvklitis gesetzten Verände-
rungen bereits aus Sectionsbefunden kennen gelernt hat. Demnach
waren auch die früheren Versuche, eine Diagnostik der Kvklitis ohne
pathologisch-anatomische Stütze zu inauguriren (Tavignot, Hasner)
fruchtlos; ersl H. Müller's Befunde und deren Deutung1) haben dieser
Lehre eine sichere Grundlage verschafft; erst seitdem konnten Befunde,
welche früher als Folge von Chorioiditis betrachtet worden waren, mit
Fug und Recht auf Entzündung des Ciliarkörpers bezogen werden.
a) Am besten bekannt sind die Befunde nach Kvklitis mit
faserstoffig-plastischem Exsudate. Die Ausscheidung erfolgt nicht
so sehr ins Parenchym als vielmehr an die innere Oberfläche, sowohl
im flachen als im gefalteten Theile; das Exsudat kann von der vorderen
Fläche iUv letzteren in das Kammerwasser oder durch den Ciliartheil
der Netzhaut hindurch in den Glaskörper gelangen. Bei eitriger Kyklitis
flndet man Eiter auch im Petit'schen Räume.
Das von der Zonula ausgeschiedene plastische Exsudat kann,
sofern es im Humor aqueus suspendirt ist, zu Trübung des Kammer-
wassers, zu Präzipitaten an der Descerneti, zu Verklebung der Iris mit
der Cornea an der Peripherie und zur Bildung hinterer Synechien oder
einer Membran in der Pupille führen; es kann aber auch Verklebung
der Iris mit den Ciliarfortsätzen (Rückwärtsziehung der Irisperipherie),
mit der Zonula, mit der vorderen Kapsel (totale hintere Synechie) ein-
leiten, oder es erstreckt sich als eine Scheiben- oder speichenartige
Schichte an der Rückfläche der Iris Ins zum Pupillarrande und bildet
später eine derbe, vorn mit der Pigmentschicht der Iris, hinten ge-
wöhnlich nicht mit der Kapsel fest verbundene Schwarte, welche dann
operativ durchbrochen werden kann, ohne class die Kapsel dabei verletzt
werden ruuss. In manchen Fällen findet man die plastische Masse zwi-
schen dem Parenchym und der Pigmentschicht der Iris eingeschaltet,
namentlich nächst der Iriswurzel.
Die hinter der Zonula (hinter dem Petit'schen Räume) er-
folgende Exsudation kann auf die nächst angrenzende Partie des Glas-
körpers beschränkt bleiben, sie breitet sich aber in vielen Fällen zunächst
auf die vordere Schicht des Glaskörpers aus, welche die tellerförmige
Grube wie eine Schale umgibt, und durchsetzt in manchen Fällen sehr
bald oder nach und nach den rückwärtigen Theil des Glaskörpers. Indem
das Stroma des Glaskörpers den vom Ciliarkörper aus eindringenden
') H. Müller A. f. 0. IV. a, pag. 363.
262 Ciliarkörper.
Elementen als Träger oder Gerüst dient, wird der Glaskörper diffus
getrübt, später aber, falls nicht Resorption eintritt, von Flocken,
Fäden oder Membranen durchsetzt. Da diese allmälig in Binde-
gewebe umgewandelten Filamente und Membranen mit der an der
Innenfläche des Ciliarkörpers gebildeten, gleichfalls in Bindegewebe
umgewandelten Exsudatschicht zusammenhängen, können sie eine mehr
weniger mächtige Scheidewand zwischen der Linse und der uoch frei-
gebliebenen hinteren Portion des Glaskörpers bilden; die rückwärts von
der Ora serrata liegenden Gebilde, namentlich die Netz- und Aderhaut
können dabei wenig oder gar nicht verändert sein, wenn auch der Glas-
körper gewöhnlich schon verflüssigt ist und wohl auch der Masse nach
mehr weniger abgenommen hat. Aber in Fällen, wo der Glaskörper
gleich beim ersten Aufalle der Kyklitis oder nach wiederholten Anfällen
durchaus oder grösstentheils von mächtigen Exsudatmassen durchsetzt
wurde, kommt es vermöge der nachfolgenden Schrumpfung derselben
zu partieller, zu totaler A b h e b u n g d e r in i t d er H y a 1 o i d e a fest
verbundenen Netzhaut von der Aderhaut, an welcher jedoch die
Pigmentmembran (die Pigmentepithelschicht) haften bleibt.
Der zwischen Ader- und Netzhaut entstehende Kaum wird in dem
Masse, als der Glaskörper schrumpft, von seröser oder serös-blutiger
Flüssigkeit gefüllt; Ausscheidung plastischen Exsudates an der Innen-
fläche der entblössten Chorioidea findet wahrscheinlich erst in späterer
Zeit statt und ist jedenfalls auf seeundäre Chorioiditis zu beziehen. Das
starre Exsudat wird dann häufig in eine knorpelharte Uebeikleidung
der Chorioidea verwandelt, bildet aber auch mitunter das Substrat zur
Kalkablagerung und selbst zu Knochenbildung. Mitten durch den von
der Chorioidea umschlossenen und von flüssigem oder zugleich von
starrem Exsudate erfüllten Raum zieht die zusammengefaltete Netz-
haut wie der Klöppel in einer Glocke von der Eintrittsstelle des Opticus
nach vorn gegen die tellerförmige Grube. Ohne diese völlig zu erreichen,
breitet sich die Netzhaut nach vorn membranartig (wie ein Trichter)
aus, um zur Ora serrata zu gelangen. Will man sich eine Vorstellung
von der Lage machen, welche die Netzhaut durch die Schrumpfung des
von Binde- oder Narbengewebe durchsetzten Glaskörpers erleidet, so
muss man sich gegenwärtig halten, dass die Netzhaut an der Ora serrata
fest mit dem Orbiculus ciliaris verbunden bleibt, und dass theils die
Exsudatschwarte an der Innenfläche des Corpus ciliare, theils die oben
erwähnte Lage von Binde- oder Narbengewebe, welche den Glaskörper
zunächst hinter der tellerförmigen Grube durchsetzt, die fixen Punkte
sind, gegen welche die Netzhaut hingezogen wird. Da man in dem zu-
Entzündung. Anatom. Veränderungen. 263
sammengefalteten Theile der Netzhaut bis zur Eintrittsstelle des Seh-
nerven Spuren vom Glaskörper vorfindet, So muss man wohl annehmen,
dass ungeachtet des Zuges, den die obgenannte Schrumpfung ausübt,
die Verbindung der Hyaloidea mit der Netzhaut und mit der Gefäss-
pforte der Papilla nicht aufgehoben werde. Zwischen der hinteren Kapsel
und der von dem vorderen Ende des Netzhautstranges trichterförmig
ausstrahlenden Netzhaut ist in allen Fällen eine mehr weniger mächtige
Lage rudimentären, von Bindegewebe durchsetzten Glaskörpers vor-
handen; aber an der Peripherie ist die Netzhaut meistens so eng an die
Innenfläche des Ciliarkörpers angeheftet, dass ihre Innenfläche dann
förmlich nach aussen umgekrempt erscheint, daher hinter dem Petit'schen
Räume am weitesten nach vorn reicht und erst dann wieder gegen das
vordere Ende dos strangförmigen Netzhauttheiles rückwärts streicht. Die
Form der Netzhaut gleicht demnach gewöhnlich mehr der Form einer
Corolle von Convolvulus als der eines Trichters. Dieser Befund macht
es wahrscheinlich, dass die Abhebung der Netzhaut, die Ein- und Vor-
wärtszerrung derselben gegen die Innenfläche des Ciliarkörpers, an der
Peripherie (ringsum oder partienweise) beginnt, daher die Mitte der
Netzhaut noch leidlich gut fungiren kann, während das Gesichtsfeld
schon mehr weniger eingeengt erscheint.
Dadurch, dass vom Corpus ciliare aus die vorderen Schichten des
Glaskörpers von Bindegewebe durchsetzt wurden, kann auch die Linse
vorwärts gedrängt werden. Es liegt nämlich der hintere Pol der Linse
ungefähr in der Ebene der Ora serrata, also hinter den fixen Punkten des
den Glaskörper durchsetzenden neugebildeten, daher schrumpfenden und
in die gerade Linie strebenden Bindegewebes, und steht diesem Zuge
nichts entgegen, als der Widerstand, welchen die an der Papille fixirte
Retina und Hyaloidea allenfalls zu leisten vermögen. Unter Umständen
kann allerdings gerade der Zug gegen die Papille hin überwiegend
werden, besonders wenn der Raum zwischen Retina und Chorioidea
wenig gefüllt wird, daher auch die Sklera hinter dem Aequator mehr
weniger einschrumpft (gefaltet oder durch die Recti eingedrückt wird,
Atrophia bulbi). Dann kann es vorkommen, dass die Linse und die Iris
gegen den hinteren Pol des Auges gezogen und demgemäss die vordere
Kammer vertieft erscheint.
In manchen Fällen, namentlich wenn die Kjklitis mit vorwaltend
plastisch-faserstoffigem Exsudate durch eine Verletzung eingeleitet wurde,
findet man den Ciliarkörper, und zwar zunächst seinen rückwärtigen
(flachen) Theil einwärts, d. h. gegen die sagittale Achse des Bulbus
hin gezogen, daher von der Sklera losgezerrt und den Raum zwischen
2 (34 Ciliarkörper.
Ciliarkörper und Sklera von serös-albuminöser Flüssigkeit erfüllt. Nur
vorn au der Corueoskleralgrenze bleibt der Ciliarkörper fest mit dieser
verbunden und erst hiuter der Ora serrata, im Bereiche der Wirbel-
venen und weiter rückwärts ist die Verbindung zwischen Chorioidea und
Sklera nicht aufgehoben. Auch dieser Befund kommt nur in mehr weniger
verkleinerten Augen vor. Meistens gibt das zur Einkapselung eines
fremden Körpers gelieferte Exsudat den fixen Punkt ab, gegen welchen
hin das Corpus ciliare gezogen wird. - Je mehr bei der Entwicklung
dieser Zustände der Ciliarkörper einwärts gezerrt wird, desto gefährlicher
sind sie für das zweite Auge, durch Einleitung sympathischer Iridozyklitis
in diesem.
b) Bei Kyklitis mit ausschliesslich oder vorwaltend serösem
Exsudate ist es die Steigerung des intraoculären Druckes durch Ueber-
führung serösei Flüssigkeit in den Glaskörper (vom Corpus ciliare aus),
welche das Auge mit Erblindung bedroht. Indem bei üeberfüllung des
Glaskörpers die Papilla nervi optici und die Lamina cribrosa als Pars
minoris resistentiae nachgeben, entsteht an der Eintrittsstelle des Seh-
nerven eine halbkugelförmige Ausbuchtung (Druck-Excavation), welche
zunächst zu Einschränkung des Gesichtsfeldes, endlich zu vollständige]
Erblindung führt. Dies ist die häufigste von den traurigen Folgen der
Kyklitis mit serösem Exsudate, [st die Sklera, wie gewöhnlich bei jug< nd-
lichen Individuen, bis zu einem gewissen Grade nachgiebig, so kann es
zu einer Vergrösserung des Bulbus in toto kommen, auch bevoi
Erblindung durch Drucksteigerung (Excavation) bewirkt wird. Häufiger
jedoch als die totale erfolgt eine partielle Bulbusvergrösserung, wie es
scheint, dadurch, dass zunächst die das Corpus ciliare deckende Zone
der Sklera, durch welche bekanntlich die vorderen Ciliargefässe ein-
und austreten, in den Zustand entzündlicher Erweichung geräth und
sammt dem Ciliarkörper peripher gedrängt wird, in einem aliquoten
Theile oder ringsum. Dann verwächst die Sklera mit dem Corpus ciliare.
Es entwickelt sich ein Staphylo ma sklerae anticum s. Staphyloma
corporis ciliaris, nicht zu verwechseln mit dem Staphyloma intercalare.
Dass der Anstoss zu einem solchen Staphylqm auch von Entzündung
der vorderen Skleralzone aus inducirt werden könne, wurde bei der
Lehre von der Skleritis bemerkt. Da in einem Auge, welches ursprüng-
lich an Kyklitis mit serösem Exsudate erkrankte, früher oder später
auch fibrinöse Ausscheidung aus dem Ciliarkörper auftreten kann, so
können sich die Folgen der letzteren (die unter a) besprochen wurden)
auch an einem Auge entwickeln, welche: bereits durch Drucksteigerung
(Excavation dei Papilla) erblindet ist.
Kyklitis im Allgemeinen, 265
c) Die anatomischen Veränderungen nach eitriger Kyklitis
können denen nach der plastischen Form mehr weniger analog sein.
Das vor der Zonula ausgeschiedene Exsudat kann zunächst ans der
hinteren in die vordere Kammer gelangen und hier als Hypopyon (mit
oder ohne Beimengung von Blut) zur Wahrnehmung gelangen; es führt,
falls nicht Rückbildung erfolgt, eher zur Bildung einer Membran in dei
Pupille als zn einzelnen Synechien. In manchen Fällen scheinen die
Eiterkugeln durch das Mäschenwerk des Fontana'schen Raumes in die
vordere Kammer zu gelangen. Manchmal wird auch der Petit'sche
Raum von Eiterkugeln durchsetzt vorgefunden, Das in den Glaskörper-
raum ausgeschiedene Exsudat kann sich auf die Nähe der Innenfläche
des Ciliarkörpers beschränken, oder sich bis in die Mitte der vorderen
Zone des Glaskörpers erstrecken, in sehr heftigen Fällen aber auch den
ganzen Glaskörper durchsetzen. In ersterem Falle sieht man einen
lichtgelben Reflex ans der tellerförmigen Grube auftreten, worauf dann
Einschrumpfung des Bulbus wie nach einfach plastischer Kyklitis erfolgt;
in letzterem Falle entwickelt sich unter stürmischen Erscheinungen,
namentlich unter Protrusion des Bulbus das bekannte Krankheitsbild
der Panophthalmitis. Die näheren Angaben über die anatomischen
Veränderungen nach eitriger Kyklitis können erst bei der Besprechung
di l Causalmomente gemacht werden.
Die Symptome, welche uns anzeigen, dass wir es in einem gegebenen
Falle nicht mit Iritis oder doch nicht mit Iritis allein, sondern mit
Kyklitis zu thiin haben, treten bald mehr bald weniger deutlich hervor;
in manchen Fällen müssen die Causalmomente, welche nach den vor-
liegenden Erfahrungen zu Kyklitis zu führen pflegen, zu Rathe gezogen
werden, um wenigstens mit überwiegender Wahrscheinlichkeit auf die
Gegenwart oder auf den Ausbruch von Kyklitis schliessen zu können.
Aus diesem Grunde empfiehlt es sich auch, die Symptomatologie -
nach Vorausschickung einer kurzen allgemeinen Darstellung — im
Zusammenhange mit der Aetiologie zu erörtern.
Die Ciliarinjection kann auf einen Theil der vorderen Skleral-
zone beschränkt sein (bei partieller Kyklitis), erstreckt sich alter ge-
wöhnlich auf den ganzen Umfang. Sie kann kaum merklich sein (bei
chronischem Verlaufe) aber auch eine Breite und Intensität erlangen,
welche sie bei blosser Iritis kaum je erreicht, In heftigen Fällen mit
faserstoffig -plastischem oder eitrigem Exsudate kann sie durch mehr
weniger starke chemotische Schwellung der Conjunctiva bulbi
gedeckt werden, wobei dann auch entzündliches Üedeni der Cutis
über dem Tarsus vorhanden ist.
266 Ciliarkörper.
Die Grösse der vorderen Kammer kann vermindert werden,
a) wenn bei Abschlnss der Pupille die Iris durch Flüssigkeit hinter ihr
nach vom gedrängt wird (buckeiförmige Vertreibung der mittleren Zone,
nabeiförmige Eetraction des kleinen Kreises), b) wenn starres Exsudat
den Raum zwischen Iris und Vorderkapsel einnimmt, wobei das Gewebe
der Iris in der ersten Zeit mehr weniger tumeseent und von sichtbaren
Gefässchen durchzogen erscheint, oder c). wenn die Iris durch die nach
vom gedrängte Linse der Cornea näher gebracht wird. In welcher
Weise diese Lageveränderimg der Iris zu Stande gebracht werden könne,
wurde bereits erörtert. Dass eine Verkleinerung der Kammer auch auf
Kosten der Hornhautwölbung durch Kyklitis eingeleitet werden könne.
soll weiter unten gezeigt werden. — Eine Vergrösserung der Kam-
mern kann bei Kyklitis mit ausschliesslich oder vorwaltend serösem
Exsudate und entsprechender Nachgiebigkeit der Sklera auftreten: bei
Kyklitis mit faserstoffig-plastischem Exsudate findet man namentlich
in der ersteren Zeit nicht selten die Kammer dadurch vergrössert, dass
die periphere Zone der Iris nächst dem Ciliarrande derselben rückwärts
gezogen erscheint, höchst wahrscheinlich durch Verklebung der Iris mit
den Ciliarfortsätzen (Verklebimg des hinteren Iriswinkels). Selten wird
die Iris sammt der Linse rückwärts gezogen.
Der Inhalt der vorderen Kammer kann wasserklar erscheinen
oder getrübt durch Beimengung faserstoffiger Elemente, und es handelt
sich bei Abwesenheit der letzteren zunächst um die Frage, ob man sie von
[ritis abzuleiten, oder ob man sie ausschliesslich oder doch theilweise
auf Kyklitis zu beziehen habe. Man findet namentlich nach Verb tzungen
des Bulbus (in der Ciliarkörpergegend) mitunter eine vor der Pupille
schwebende Exsudatwolke, welche schwerlich von der [ris abgeleitet
werden kann, weil sie wieder spurlos verschwindet, ohne eine Verbindung
mit der Iris eingegangen zu -ein. Präcipitate an der hinteren Wand
der Hornhaut (vergl. pag. 223) können um so sicherer auf Kyklitis
bezog« i' werden, je geringer dabei die Veränderungen an der Iris sind; es
kommen auch Fälle vor. wo in der Iris keine entzündlichen Veränderun-
gen wahrgenommen werden und dem entsprechend sich die Pupille auf
Atropin sofort vollständig und ad maximum erweitern lässt; dann sprechen
die genannten Präcipitate an der Descemet! an und für sich für Kykli-
tis. Hypopyon deutet, wenn nicht suppurative Keratitis vorhanden ist.
jederzeit auf Kyklitis oder suppurative Chorioiditis; es kann auch ohne
merkliche Veränderungen in der Iris vorkommen. Manchmal tritt es nur
zeitweilig auf (Hyp. fugax). Ebenso kann Blutansammlung in der
vorderen Kammer (mit oder ohne Eiter) in vielen Fällen nur auf ent-
Kyklitis im Allgemeinen 2G7
ziindliche Veränderungen im Ciliarkörper (und dadurch gehemmten
Rückfiuss des Blutes zu den Vortexvenen) bezogen werden müssen.
Trübung des Glaskörpers, zunächst der vorderen, vom Ciliar-
körper umschlossenen Zone ist eine der constantesten und verlässlichsten
Erscheinungen der Kyklitis; nur ist sie anfangs und bei gelinderem
Verlaufe oft so wonig ausgesprochen, dass man sie auch mit dein licht-
sehwaehen Augenspiegel schwer nachweisen kann und vorläufig erst
durch die Sehstörung auf dieselbe aufmerksam gemacht wird. In den
heftigeren Fällen wird ihre ophthalmoskopische Wahrnehmung oft
durch die Enge (»der Verlegung der Pupille erschwert oder verhindert.
Sie beruht auf der Einwanderung faserstoffiger Elemente in den Glas-
körper und erscheint demgemäss anfangs diffus, später, wenn überhaupt,
in Form von Punkten, Fäden, Flocken, Membranen oder als cöhärente,
schalenförmige, liehtgraue oder lichtgelbe Trübung hinter der Linse,
entsprechend der tellerförmigen Grube.
Wenn die Spannung des Bulbus manifest erhöht ist und
andere Ursachen der Drucksteigerung (Glaukom, Neoplasmen im Bulbus)
ausgeschlossen sind, so kann man mit Sicherheit auf Kyklitis schliessen;
Herabsetzung der Spannung kann in geringem Grade schon früh-
zeitig auftreten, wird aber meistens erst dann manifest, wenn das
Quantum des Glaskörpers in Folge kyklitischer Veränderungen beträcht-
lich abgenommen hat. Auf erhöhte kann verminderte Spannung folgen-,
dazwischen kann also auch ein Uebergangsstadium stattfinden und
haben nur manifeste Abweichungen von der normalen Spannung einen
diagnostischen Werth.
Von hoher Bedeutung ist die Schmer zhaftigkeit des Bulbus
bei Betastung der vorderen Skleralzone, besonders wenn sie an
einer oder der anderen Stelle gegenüber anderen Stellen angegeben wird.
Man kann den sanften Druck mit einem vorn abgerundeten glatten
Elfenbeingriffel vornehmen oder auch mit dein Finger (durch das obere
oder untere Lid hindurch). Diese Schmerzhaftigkeit ist besonders im
Vereine mit Herabsetzung der Spannung des Bulbus von hoher Bedeu-
tung (diagnostischem Werthe).
Schmerzen im Auge allein oder auch im Bereiche des 1. und 2.
Astes des Trigeminus können sehr gering, aber auch äusserst heftig
sein. Bei ausstrahlenden Schmerzen, welche manchmal in die Zähne des
Oberkiefers, manchmal in die Hinterhauptgegend verlegt werden, pfle-
gen auch gastrische Erscheinungen und Fieberbewegungen aufzutre-
ten. Die acute Kyklitis gehört überhaupt zu den schmerzhaftesten
Affectionen.
268 Ciliarkörper.
Die wichtigsten Anhaltspunkte bezüglich der Aetiologie, Pro-
gnosis und Therapie ergeben sich aus der Betrachtung der Arten
von Kyklitis.
b) Im Besonderen.
Arten der Kyklitis.
Wir bei Iritis müssen auch bei Kyklitis die vorkommenden Fälle
zunächst geschieden werden in solche, in welchen die Kyklitis durch
anatomische Veränderungen benachbarter Organe eingeleitet wird, und
in solche, wo die Entzündung entweder vom Corpus ciliare ausging oder
gleichsam als fortschreitend von der Iris auf das Corpus ciliare (oder
gleichzeitig in beiden Gebilden) bemerkt wird. In die erste Reihe (indu-
cirte Kyklitis) gehören zunächst jene Fälle, wo sich Kyklitis (mit serösem
Exsudate) in Folge von Pupillarabsehluss (pag. 229), von ektatischen
Hornhautnarben mit vorderer Synechie (pag. 142) oder wegen Ektopie
der Linse entwickelt, und weiterhin die Fälle, in welchen Kyklitis mit
eitrigem Exsudate durch Keratitis suppurativa inducirt wird.
Die Fälle primärer Kyklitis oder Iridozyklitis, welche die
zweite Reihe bilden, können durch dieselben ätiologischen Momente be-
dingt sein, welche wir bei der substantiveil Iritis kennen gelernt haben,
und sind daher in analoger Weise zu bezeichne];. Es erscheint demnach
nicht nöthig, die Momente zu recapituliren, auf welche sich die Unter-
scheidung der Arten der Kyklitis nach den ätiologischen Momenten gründet.
wohl aber müssen hier jene Causalmomente näher erörtert werden,
welche das Corpus ciliare vorzugsweise in Entzündung zu setzen pflegen.
I. Kyklitis nach Verletzungen des Bulbus.
a) Contusion (Anprallen eines fremden Körpers an die Gegend
>1( Ciliarkörpers -- an den Bulbus in toto) kann Kyklitis oder Irido-
kyklitis bewirken, obwohl gewöhnlich nur die Zeichen von Dehnung
oder Zerreissung (Bluterguss. Ciliar- oder Irismuskellähmung, Form-
oder Lageveränderung der Linse) mit oder ohne Reizungszufälle deutlich
zum Vorscheine kommen.
Man kann nach der Einwirkung einer stumpfen Gewalt auf den
Bulbus möglicherweise blos zonenförmige Ciliarinjection, Thränenfluss-,
Lichtscheu. Schmerzen im Auge und in der Umgebung mit mehr weniger
deutlicher Sehstörung vorfinden, ohne Zeichen von Exsudation in der
Kammer, in der Iris, hinter der Linse und ohne Spuren von Blutaus-
tretung in der Kammer, im Glaskörper, in der Netz- oder Aderhaut.
Die Pupille ist nicht verengert und lässt sich auch durch Atropin
Kvklitis nach Verletzungen. 260
regelmässig und stark erweitern. Nach 2 3 Wochen (unter Atropin
und Schutzverband) sah ich diese Zufälle (in 2 Fällen) allmälig und
ohne weiteren Nachtheil zurückgehen. Auch wenn Meli überdies 1 1 \ | n ►—
pyon hinzugesellt hat, kann noch immer auf vollständige Genesung ge-
rechnet werden.
b) Penetrirende Wunden in der Region des (Ziliarkörpers können
an und für sich (vermöge ihrer Grösse und Tiefe) zu Kvklitis fuhren
und besonders durch weitgreifende Schrumpfung der Narbe und ihrer
Umgebung nachtheilig wirken; sie induciren aber viel öfter eine eitrige
K" \ k litis durch Sprengung oder durch Verunreinigung der Wunde (bei
oder nach der Setzung derselben); in anderen Fällen ist es die Ein-
klemmung einer Partie von der Iris, von Kapsel- oder Linsenfrag-
menten, seltener von Glaskörper, welche bald eine acute, bald eine
chronische Kvklitis (Kykloiritis) verursacht.
Oeffcer als zufällige Verletzungen bieten uns verschiedene opera-
tive Eingriffe Gelegenheit, den Einfluss penetrirender Wunden zu
studiren. In einer Reihe von Fällen peripherer Linearextraction oder von
Iridektomie (Einstich im Skleralhord) kann man bei genauer Besichti-
gung der Bindehautwunde am 1. oder 2. Tage erkennen, dass die be-
ginnende Iritis oder Iridokyklitis von Eiterung der Wunde aus an-
geregt wurde. In der Regel sind es Schmerzen (zunächst flüchtige Stiche,
nicht unmittelbar mich der Operation, sondern mehrere Stunden später),
welche den Ausbruch der Entzündung ankündigen, und welchen reich-
lichere Thränen-, später auch Schleimabsonderung der Bindehaut nach-
folgt; doch gibt es auch Fälle, wo der Beginn des Processes durchaus
nicht durch Schmerzen angekündigt wird. Allmälig beginnt die Cutis
von den Lidrändern her zu schwellen und röther zu werden. Zeigt sich
dann bei mehr weniger Ciliarinjection rings um die Cornea Trübung
di Kammerwassers, wenn auch vielleicht nur bei focaler Beleuchtung
deutlich sichtbar, so hat man es sicher mit Iritis oder Iridokyklitis zu
thun. Eiteransammlung in der Kammer, zu unterst (als Hypopyon) oder
ringsum im vorderen Iriswinke] (auch Ringabscess genannt) so wie deut-
lich ödematöse Schwellung der Conjunctiva bulbi (Chemosis) lassen keinen
Zweifel, dass nebst der Iris auch das Corpus ciliare entzündet sei. Um
dieselbe Zeit (etwas früher oder später) greift die Entzündung von der
Wunde her ins Gebiet der Cornea ein und bedroht diese mit partieller
oder totale]- eitriger Infiltration und Consumtion.
In manchen Fällen - - und diese können als relativ günstig be-
zeichnet werden — bleibt die Infiltration der Cornea nur auf ein Segment
oder einen Sector nächst der Skleralwun.de beschränkt, wird jedoch nach-
270 Ciliarkörper.
träglich die Wölbimg auch der durchsichtig gebliebenen Partie durch
die nachfolgende Einziehung (eigentlich Schrumpfung) der Narbe mehr
weniger abgeflacht oder runzlich gefaltet. Die Pupille wird in solchen
Fidlen immer mindestens durch eine dünne Membran verschlossen und
gegen die Sklcralnarbe hin verzogen; oft hat sich aber eine recht mächtige
Exsudatschwarte entwickelt, welche nicht nur die Pupille abscMiesst,
sondern auch die Hinterfläche der Iris ganz oder grösstenteils über-
zieht. Erfolgte dieser Ausgang Dach Verlust (Extraction) der Linse, so
können Kapsel- und Linsenrudimente mit solchen Exsudatlagen vereint
ein dichtes Diaphragma hinter der Iris bilden. Solche Augen können lange
nach abgelaufener Entzündung deutliche Lichtempfindung (selbst nach
allen Seiten) zeigen, aber auch in allmälige Erblindung durch Druck-
steigerung (wegen seclusio pupillae) oder durch Netzhautabhebung (wegen
Schrumpfung des Glaskörpers) verfallen. In jedem Falle inuss man
darauf gefasst sein, dass der Glaskörper verflüssigt sein werde.
In den ungünstigeren Fällen kommt es zu weiter ausgedehnter oder
totaler suppurativer Zerstörung der Cornea oder doch zu reichlicherer
Eiterbildung seitens des Corpus ciliare und der Iris; es entwickelt sich
unter chemotischer Schwellung der Conjunctiva bulbi und in der Kegel
auch unter sehr heftigen Schmerzen eine eitrige Kyklitis, deren Pro-
dukt auf den vorderen Abschnitt des Glaskörpers beschränkt bleiben
kann, meistens aber unter deutlicher Protrusion des Bulbus (vermöge
entzündlich ödematöser Schwellung der Tenon'schen Kapsel) den ganzen
Glaskörper durchsetzt Panophthalmitis mit dem Endausgange in
Phthisis bulbi.
c) In einer anderen Reihe von Fällen geht der Anstoss zur Ky-
klitis von Dehnung (Zerrung) des Uvealtr actus vermöge unge-
höriger Vernarbung der Skleralwunde aus. Das unmittelbare Ver-
wachsen der Comeoskleralwundnächen mit einander kann durch Zwischen-
legung von Iris, von Kapsel- oder Linsenfragmenteu, für einige Zeit wohl
auch durch Glaskörpersubstanz verhindert werden. Diese Körper können
gleich bei der Verletzung (Operation) oder später (bei zufälliger Wund-
sprengung) in die Corneoskleralwunde gelangen. Wenn die Iris hügel-
oder blasenförmig vor der Skleralöffnung zu Tage liegt oder wenn Fra-
gmente von ihr in derselben liegen, so ist es sehr leicht, sie als solche
daselbst zu erkennen, zumal wenn eine Verzerrung oder Verlagerung
der Pupille dabei unschwer constatirt werden kann. Es kann aber auch
etwas Iris im Wundkanale der Sklera nächst der Descemeti einge-
klemmt sein, ohne dass etwas vor der Sklera offen zu Tage liegt. Man
ist dann behufs der Diagnosis blos auf die Lage der Iris, respective der
Kyklitis nach Verletzungen. 271
Pupille angewiesen. Wenn blos Kapsel- »»der Linsenfragmente nächst
der inneren Oeffnung der Skleralwunde in dieser haften, so kann bei
Verletzung des Linsensystemes eine länger andauernde Wulstung und
Röthung der Wundgegend wohl Verdacht auf solche Einklemmung,
aber kaum je Gewissheit dafür geben; es seheint dieser Zustand
übrigens erst durch nachträgliches Hineingedrängtwerden von Iris oder
Linsenfragmenten gefährlich zu werden.
Bleibt Iris hügel- oder blasenförmig im Skleralborde
eingeklemmt, mich nachdem sie oberflächlich mit Narbengewebe
überkleidet wurde, so kann sie leicht eine Zerrung ausüben, welche zu
Kyklitis mit serösem oder serös-plastischem Exsudate und deren weiteren
(pag. 261 — 264) Folgen zu führen pflegt. Die Geschichte der Iriden-
kleisis und Iridodesis hat zahlreiche Belege hiefür geliefert '). Augen
mit solchen, ins Bereich der Sklera eingreifenden Irisvorfällen werden
aber mitunter auch erst in späterer Zeit (nach vielen Jahren) von
eitriger Kyklitis (Panophthalmitis) befallen, wie ich sowohl nach sonst
gelungener, nur mit einem solchen Irisvorfalle geheilter Extraction als
nach Conjunctivitis scrofulosa (mit eingeheiltem, zum Theil im Skleral-
bereiche liegendem Irisvorfalle) gesehen habe, ohne dass ich eine ander-
weitige Veranlassung zu solcher Kyklitis zu eruiren im Stande war.
Wenn Zipfel der Iris zwischen die Wundflächen gerathen und
deren Verwachsung mit einander nächst dem inneren Ende des Stich-
oder Schnittkanales verhindern, so kann, nachdem die Wunde in der
Bindehaut und im episkleralen Bindegewebe vollständig geschlossen ist,
Kammerwasser bis unter die letztgenannten nachgiebigen Gebilde vor-
gedrängt und überdies auch die in der Tiefe des Kanales liegende oder
bis an die Conjunctiva heranreichende Irispartie peripher gezerrt weiden.
Dieser Zustand ist von Graefe als cystoide Narbe bezeichnet
worden. Er kann sowohl nach Verletzungen als nach Operationen (Iri-
dektomie oder Extraction) zeitlebens fortbestehen, ohne weitere Zufälle
zu erregen, wird aber auch oft genug an sich oder nach Schädlichkeiten,
welche an einem unverletzten Auge spurlos vorübergehen würden, die
Veranlassung zu Kyklitis mit serösem oder faserstoffig-plastischem,
selbst eitrigem Exsudate.
Während Einheilung von Iris in eine Cornealöfmimg nur dann zu
Kyklitis (mit serösem Ergüsse in den Glaskörper) zu führen pflegt,
wenn die Narbe ektatisch geworden ist, kann Einheilung von Iris in
den Corneoskleralbord schon bei kaum merklicher Ektasie an der Stelle
') Arlt. Operationslehre in Graefe et Saemisch Handbuch, pag. 345.
2 72 Ciliarkörper.
der früheren Wunde eine nachtheilige Zerrung am UVealtractus ein-
leiten. Durch die Fixirung einer Partie Iris in einer Skleralnarhe wild
dieselbe von der vorderen Fläche der Ciliarfortsätze abgezerrt, der hin-
tere Iriswinkel vergrössert, seihst bis zum Verstreichen, die betreffende
Partie also hei jedem Anlasse, welcher die Corneoskleralnarbe zum
Nachgehen zu bringen vermag, mehr und mehr gezerrt. Die Pigment-
lage der betreffenden Irispartie kommt bei solcher Einheilung in eine
Skleralnarhe nach vorn zu liegen, die Iris wird also an ihrer Wurzel
umgeknickt.
d) Von Seite der Linse kann Kyklitis (zunächst mit serösem
oder faserstofftg-plastischem Exsudate) angeregt werden, wenn nach
Verletzungen (Operationen) entkapselte, daher quellende Linsensubstanz
zunächst die Iris oder auch das Corpus ciliare mechanisch insultirt.
wenn nach zurückgebliebenen Linsenstücken die Iris mit der Kapsel
verwächst und dann die schrumpfende Masse einen centripetalen Zug
auf die Ciliarfortsätze ausübt (mittelst der Zonula), oder wenn die
luxirte und mehr weniger dislocirte Linse permanent (durch Druck)
oder stossweise (dadurch, dass sie hei stärkeren Excursionen gegen den
Uvealtractus geschleudert wird) gleichsam als fremder Körper wirkt.
In Fällen angeborener Linsenluxation '). welche sich von blosser Ektopie
(mit mehr weniger Schrägstellung der Linse) dadurch unterscheiden, dass
die von der Kapsel umschlossene durchsichtige Linse ihren Ort wech-
selt und bald hinter bald vor der Iris vorgefunden wird, besteht jeder-
zeit die Gefahr der Erblindung durch Kyklitis mit serösem Ergüsse in den
Glaskörper. Die Extraction ist dann das einzig sichere Mittel, ein solches
Auge vor dem sicheren Untergange (früher oder später) zu bewahren.
Ein Traum, i. welches von einem sonst gesunden Auge ohne Nachthell
vertragen worden sein würde, kann bei mangelhaftem (angeborenem oder
erworbenem) Zusammenhange der Linse mit dem Ciliarkörper hinreichen,
Dislocation der Linse und hiemit die Gefahr von Kyklitis herbeizuführen.
e) Zu erkennen, dass ein fremder Körper im Ciliarkörper oder
an dessen Innenfläche die Ursache einer Kyklitis sei, kann sehr leicht
aber auch sehr schwierig sein. Die Entzündung kann mit der Verletzung
in einer der bisher (a — d) genannten Weisen in Verbindung stehen,
aber auch dadurch bedingt sein, dass ein fremder Körper Reactäon her-
vorruft, welche zur Einkapselung oder zu Eiterung fuhrt; es kann in
späterer Zeit, nachdem der eingekapselte Körper ohne merkliche Reiz-
zufälle Monate bis Jahre lang im Auge verweilte, plötzlich oder allmälig
') Arlt, Krankheiten II. B.. pag. 272.
Kyklitis nach Verletzungen. 273
wieder Entzündung durch denselben angefaclrl oder doch unterhalten
werden. «Jan/ besonders schwierig, selbst unmöglich kann die Diagnosis
werden, wenn bei mangelhafter Anamnesis keine Zeichen einer Ver-
letzung am Auge vorgefunden werden können (spurlose Vernarbung in
der Sklera).
Behandlung. Die Kyklitis nach einer Verletzung kann bereits ein-
gi treten oder nach den eben auseinander gesetzten Veränderungen zu
besorgen sein.
a) Prophylaxis. Ist ein fremder Körper bis in den Glaskör-
perraum eingedrungen, so ist zu erwägen, ob man Aussicht habe, ihn mit
Instrumenten (Eisenstücke mit einem Magneten -- nach Hirschberg)
zu entfernen, ohne zu viel Glaskörper zu entleeren oder den Uvealtraetus
übermässig zu quetschen (zu zerren). Auf dauerhafte Einkapselung ist
um so weniger zu rechnen, je grösser und schwerer der Körper ist, weil
er, falls er nicht in der Wandung des Bulbus festsitzt, bei den Bewegun-
gen des Bulbus relativ zur Bulbuswand verschoben (geschleudert) wird.
Bei ganz kleinen Splitterchen (von Metall, Glas. Stein), welche
schon in den ersten Tagen keine merklichen Reizzufälle erregen, kann
man temporisiren, doch unter wochenlanger Ueberwachung, bis das
Auge auch aecommodative Verwendung ohne Spur von Reizung ver-
trägt; auch bei leicht gereiztem Zustande kann man unter strenger
Einhaltung eines entsprechenden diätetischen Verhaltens, Temperirung
des Lichtes, Atropin, Enthaltung von jeder Beschäftigung und Anwen-
dung von kalten Umschlägen die Reaction bis zur Beendigung der Einkap-
selung niederzuhalten suchen, zumal wenn Aussicht vorhanden ist, die
Function des Auges zu erhalten. Ausserdem aber wird es gerechtfertigt
sein, die frühzeitige Enucleation des Bulbus zu "beantragen-, denn
es handelt sich in solchen Fällen nicht blos um das verletzte, es handelt
sich auch um die Erhaltung der Function des zweiten Auges, welches
durch die von dem fremden Körper aus angeregte Kyklitis in die Gefahr
sympathischer Kyklitis versetzt wird.
Als relativ günstig und die Enucleation nicht sogleich indicirend ist
es in manchen Fällen aufzufassen, wenn die reactive Entzündung zu reich-
licher Eiterbildung führt, welche den fremden Körper umgibt. Es kann
dann geschehen, dass der fremde Körper, in der Nabe der Skleralwunde
gelegen, durch diese allmälig herausgedrängt wird. In minder günstigen
Fällen wird nicht nur die Umgebung, sondern der ganze vordere Ab-
schnitt des Glaskörpers (nächst der tellerförmigen Grube) von Eiter
durchsetzt, nimmt der Process einen schleppenden Verlauf und kommt
endlich mit mehr weniger beträchtlicher Schrumpfung des Bulbus und
v. Ar lt. Krankh. des Auges. 18
274 ' Ciliarkörper.
Abhebung der Netzhaut zum Abschlüsse; der geschrumpfte Bulbus kann
dann lange Zeit in ruhigem Zustande verharren, oder auch (früher,
später) neuerdings von Keiz- oder Eudzündungssymptoinen befallen
werden (nach einer äusseren Schädlichkeit oder vermöge allmäliger
Veränderungen des den Fremdkörper umschliessenden Narbengewebes).
Und bierin liegt eine neue Gefahr sympathischer Affection für das
andere Auge, welche die Enucleation des verletzten erheischt, sobald
die Zeichen von Irritation in demselben (spontaner Schmerz, Schmerz-
haftigkoit bei Betastung, Rothwerden der Ciliarkörpergegend bei längerer
Besichtigung oder Berührung) auftreten.
Oefters erfolgt die Elimination eines Fremdkörpers bald nach dem
Eindringen oder auch in späterer Zeit in der Weise, . dass sich Kyklitis
mit Eiterung in stürmischer Weise entwickelt, zur Durchsetzung des
ganzen Glaskörpers mit Eiterung und demgemäss zu Hervordrängung
und zu Ulibeweglichkeit des Bulbus — zu Panophthalmitis - führt.
Vermöge des den fioriden Eiterungsprocess im Bulbus begleitenden
entzündlichen Oedems der Tunica vaginalis und der Conjunctiva bulbi
wird der Bulbus gleichmässig nach vorn gedrängt, ist die Action der
Augenmuskeln durch die Theilnahme des Perimysiums gehemmt, bildet
die Conjunctiva einen Wall um die Cornea und schwillt auch die Cutis
der Lider entzündlich ödematös an. Heftige Schmerzen und Photopsien
(wahrscheinlich durch die rasche Verdrängung des Bulbus bewirkt) ge-
wöhnlich auch febrile und gastrische Erscheinungen begleiten diesen
Process wenigstens während des Ansteigens. In den meisten Fällen
kommt es dann zum Durchbruche der Sklera und zwar in der vorderen
Zone, jedenfalls einige Millimeter vor dem Aequator. Die Stelle, wo
der Durchbruch erfolgen werde, lässt sich meistens schon einige Tage
vorher an einer stärkeren hügelartigen Vorwölbung erkennen. Sie ent-
spricht, wenn ein fremder Körper im Inneren des Auges vorhanden ist,
nicht immer der Stelle, wo er liegt. Ein meridionaler Einstich (Schnitt)
in die aufgewölbte Stelle kann den Process, wenigstens die Schmerzen,
wesentlich abkürzen. Durchschnittlich kommt das schrumpfende Auge
nicht vor 6 Wochen zur Ruhe. Bei spontanem Aufbruche kann der
fremde Körper abgehen, ohne dass er bemerkt wird, oder man findet
ihn in der Durchbruchsöffnung haftend, wohl auch frei im Bindehaut-
sacke. Verschwärung der Cornea pflegt nur dann einzutreten, wenn die
Verwundung an der Cornea oder im Corneoskleralbordo stattgefunden
hatte. Man findet an Augen, welche nach Durchbruch des Eiters durch
die Sklera zusammenschrumpften, nicht selten eine ganz reine, wenn
auch kleinere oder etwas verbogene Cornea vor.
Kyklitis nach Verletzungen. 275
Stockt ein fremder Körper in der Linse, und hat sich die
Kapselöffnung nicht wieder verlöthet, so kann er nachträglich Kyklitis
dadurch erregen, dass er bei fortschreitender Resorption der Linse in
die hintere Kammer gelangt. Man wird also ungesäumt zu erwägen
lullten, oh es möglich sein weide, ihn sammt der ihn nnischliessenden
Linse zu extrahiren.
Droht Kyklitis vermöge stürmischer Quellung der Linse, so
kann ein operativer Eingriff nöthig werden. Die Gefahr kündigt sieh
zunächst durch ringförmige Ciliarinjection, gesteigerte Empfindlichkeit
gegen das Tageslicht und Schmerzhaftigkeit an, und kann jetzt noch
oft durch Eisumschläge (allenfalls nach einer örtlichen Blutentleerung),
Atropin, Temperirung des Lichtes beschwichtiget werden. Sobald sich
indes der Bulbus härter anfühlt oder gar schon ödematöse Schwellung
der Conjunctiva bulbi dazutritt, muss man die schnittweise Eröffnung
der Kammer (Punctio corneae) vornehmen, um entweder blos Kammer-
wasser zu entleeren (und von Zeit zu Zeit wieder abzuzapfen), oder
auch die Linse zu entfernen (mit oder ohne Iridekto'mie, durch eine
grössere oder kleinere Wunde, je nachdem ein harter Linsenkern vor-
handen ist oder nicht). Bei diesen Encheiresen ist ganz besonders dar-
auf zu achten, dass nichts von der (gewöhnlich klebrigen) Linsensub-
stanz, von der Kapsel oder von der Iris nachträglich im Wundkanale
eingeklemmt bleibe. Wo man Aussicht hat, durch blosse Abzapfung des
Kammerwassers mittelst einer 2—3 Mm. langen Oeffnung (und nöthi-
genfalls durch Wiederholung) die nöthige Entspannung bis zu weiter
fortgeschrittener Linsenresorption zu erzielen - - und das ist meistens
bei jugendlichen, nicht über 25 Jahre alten Individuen der Fall —
meide man die ganze oder theilweise Entleerung der Linse, welche eine
grössere Wunde erheischt. Ist bereits Chemosis eingetreten, so kann
schon die Technik der Iridektomie oder der Extraction auf grosse
Schwierigkeiten stossen, und ist es jedenfalls zweifelhaft, ob die bereits
in Gang gesetzte Kyklitis werde aufgehalten werden.
Augen mit permanent oder von Zeit zu Zeit in der vorderen
Kammer, oder mit excentrisch gelagerter, fixirter oder hin und her
wandernder Linse können nur durch die Extraction derselben (mei-
stens am sichersten mit dem Lappenschnitte und einem löffeiförmigen
Tractionsinstrumente) noch gerettet werden.
W unden an der Co meoskleral grenze oder unweit davon in
der Sklera können dadurch zu Kyklitis führen, dass von der Conjunctiva
aus (wegen Verunreinigung — [nfection — oder wegen Nichtaneinander-
schliessens der Ränder) Eiterung beginnt, oder dass an der Innenfläche
18 *
276 Ciliarkörper.
des Ciliarkörpers vermöge grosser Ausdehnung (Länge) der Wunde eine
ausgebreitete Exsudation mit nachfolgender Schrumpfung entsteht, meistens
aber dadurch, dass rasche und feste Vernarbung durch Zwischenlafferung
O Do
von Iris, Kapselstücken oder Linsenfragmenten (vielleicht auch durch
Glaskörperstroma) verzögert oder verhindert wird und dann Zerrung
oder Dehnung am Uvealtractus entsteht. Hieraus ergibt sich, worauf
der Arzt bei Verletzungen und bei Operationen zu achten habe, um
Kyklitis so viel als möglich zu verhüten. Was zunächst die Bindehaut-
wunde betrifft, so ist sorgfältige Reinhaltung und möglichst genaue
Adaptirung der Wundränder anzustreben. Blutgerinnsel, Linsenreste,
Pigment oder Zipfel von der Iris sind in geeigneter Weise zu beseitigen.
Auf Blennorrhoe des Thränensackes ist Rücksieht zu nehmen. (Vergl.
Keratitis p. 161). Bei allen Operationen, wo Iris excidirt werden muss,
soll die Excision im Momente der höchsten (ohne Gefahr der Dialysis
zulassigen) Spannung vorgenommen werden, weil sich dann die nicht
abgeschnittenen, mit in die Wunde hereingezogenen Theile leichter aus
derselben zurückziehen, und überdies soll nachher nachgesehen werden,
ob die Sphinkterenden des Coloboms gleichweit vom Centrum abstehen,
nicht eines (oder beide) gegen die Wunde hingezogen erscheinen. So-
bald der Stand der Sphinkterenden auf Einklemm ung von Iris in
der Wunde schliessen lässt, soll mau die Iris mit dem Daviel'schen
Löffel zu reponiren bemüht sein, was bei Fixirung des Bulbus ohne
Gefahr geschehen kann. Besteht eiu ins Bereich der Sklera hinein-
greifender Irisvorfall, so versuche man ihn nach den pag. 153 gege-
benen Grundsätzen zu behandeln, um eine flache und resistente Narbe
zu erzielen; wo jedoch eine solche nicht erreicht wird, werde wo
möglich knapp daneben eine Iridektomie vorgenommen. Bei cystoiden
Narben genügt mitunter eine knappe Abkappung. um eine feste
flache Narbe zu erzielen; in manchen Fällen muss ein Einstich wie
zur Iridektomie an der peripheren Seite neben der Cyste gemacht
werden, um den mit dem peripheren Theile der Narbe verwachsenen
[risstumpf zu durchschneiden und so viel als möglich frei zu machen.
und erst dann so viel als nöthig von der zusammengefallenen Cyste
zu excidiren.
ß) Ist die Kyklitis bereits im Anzüge oder in vollem
Gange, und hat man der Causalindication so weit als möglich Bech-
nung getragen, so kann man durch Antiphlögose (örtliche Blutentzie-
hung, kalte Umschläge, kühlende Abführmittel und entsprechendes Re-
gimen) das Steigen der Entzündung zu verhindern streben. Atropinein-
träufiungen sind nur so lange von Nutzen, als sie Erweiterung der
Kyklitis sympathica. 27 7
Pupille bewirken und unterhalten. In manchen Fällen findet man nach
jeder Application Verschlimmerung <\<<± Zustandes, namentlich Steigerung
der Schmerzen oder Bluterguss in der vorderen Kammer, so dass man
sie weglassen muss. In solchen Fällen so wie auch in jenen, wo Hy-
popyon auftritt, leisten feuchtwarme Umschläge, in Zwischenpausen von
einer oder mehreren Stunden durch je 15 — 30 Minuten angewendet,
noch die besten Dienste. Von grosser Wichtigkeit ist das Verhalten
des Kranken bezüglich des zweiten Auges. Auch dieses soll in
temperirtem Lichte gehalten und in keiner Weise aecommodativ ver-
wendet (angestrengt) werden; bei Nichtbeachtung dieser Vorschrift
wird nicht nur die Entzündung des verletzten Auges unterhalten oder
gesteigert, sondern auch das zweite Auge in die Gefahr sympathischer
Erkrankung versetzt. Tritt eitrige Infiltration im Glaskörper auf,
so vermögen nur noch feuchtwarme Umschläge und Narcotica den Zu-
stand des Kranken zu mildem. In manchen Fällen gelingt es, die
Steigerung zur PanOphthalmitis durch einen mehrere Tage fortgesetzten
Compressivverband zu verhüten. Sobald Protrusion des Bulbus ein-
getreten ist, darf die Enucleation auf keinen Fall mehr vorgenommen
werden; in mehreren solchen Fällen ist ein lethaler Ausgang erfolgt
(durch Thrombose) wahrscheinlich weil die ödematöse Tunica vaginalis
auch bereis von Eiterzellen durchsetzt war. — Das Tragen eines künst-
lichen Auges an einem phthisischen Bulbus, welcher noch nicht ganz
zur Ruhe gekommen ist, noch spontan oder bei Berührung schmerzt
und sich leicht wieder röthet, besonders wenn nicht jeder Verdacht des
Zurückgebliebenseins eines fremden Körpers so wie von Kalk- oder
Knochenbildimg (in späterer Zeit) ausgeschlossen ist, muss als höchst
gefährlich (für das 2. Auge) bezeichnet werden.
2. Kyklitis (Kykloiritis) sympathica.
Wir bezeichnen eine Kyklitis oder Kykloiritis als sympathisch,
wenn als Ursache derselben Kyklitis des anderen Auges nachgewiesen
werden kann. Ein durch Kyklitis und deren spätere Folgen geschädigtes
Auge gibt aber nur dann den Anstoss zu sympathischer Erkrankung,
wenn der Entzündungsprocess in demselben noch nicht erloschen ist oder
wenn ein solcher, wenigstens ein Reizzustand im Uvealtractus neuerdings
angeregt wird, sei es durch äussere Schädlichkeiten, z. B. durch Tragen
eines künstlichen Auges, sei es durch spätere Veränderungen im Inneren
dieses Bulbus, z. B. durch Kalkablagenmg oder durch Knochenbildung
in dem durch Kyklitis oder Kyklochorioiditis gesetzten Exsudate, durch
Lageverändenmg der Linse u. dgl. Zum Nachweise der sympathischen
278 Ciliarköiper.
Natur einer Augenaffection gehört jedenfalls ein anhaltender oder doch
ein zeitweilig hervortretender Entzündungs- oder Keizungszustand im Uve-
altractus des ersterkrankten (inducirenden) Auges, welcher sich durch
spontan oder bei Betastung der Oiliarkörperzone auftretende Schmerzen,
meistens auch durch vermehrte Ciliarinjection, durch gesteigerte Empfind-
lichkeit gegen den gewohnten Lichtreiz und durch stärkere Thvänenab-
sondenmg kund gibt. Das inducirende Auge kann bereits ganz erblindet,
selbst auf einen kleinen Stumpf zusammengeschrumpft, aber auch noch
so weit sehfällig sein, als es seine dioptrischen Verhältnisse gestatten.
Nur selten (unter später angegebenen Verhältnissen) gibt ein durch
Drucksteigerung vergrößerter Bulbus Anstoss zu sympathischer Erkran-
kung des anderen. Bei nicht continuirlicher Schmerzhaftigkeit des indu-
cirenden Auges machen manche Kranke die Bemerkung, dass die Eruption
oder die Exacerbation an dem zweiten Auge zur Zeit oder bald nach
den Schmerzanfällen auf dem ersten auftraten.
Symptome und Verlauf. Diese Kyklitis verläuft in den meisten
Fällen chronisch, selten acut. Sie führt nie zu Eiterbildung im Glas-
körper oder in der Kammer; wenn auch anfangs vorwaltend seröses
Exsudat geliefert wird, so tritt doch später meistens vorwaltend plasti-
sches auf, und dieses ist es, welches das Auge im weiteren Verlaufe
mit Erblindimg bedroht. (Vergl. pag. 261 a.) Fälle wo die sympathische.
Affection blos zu seröser Ausscheidung in den Glaskörper und dadurch
zu Drucksteigerung mit Papillenexcavation führt, gehören zu den Selten-
heiten. Die sympathische Natur in einem solchen Falle wurde von A.
v. Graefe1) dadurch nachgewiesen, dass sofort nach Exstirpation des
inducirenden (bedeutend vergrösserten) Bulbus entschiedene Besserung
an dem mit Erblindung durch Drucksteigerung bedrohten Auge eintrat.
Der inducirte Process beginnt mit gesteigerter Empfindlichkeit
gegen das gewöhnliche Tageslicht, welche auch bei gut verbun-
denem inducirenden Auge fortbesteht und leicht zu Illacrimation führt.
Zugleich oder etwas später zeigt sich Unverträglichkeit dieses Auges
gegen Verwendung zum Arbeiten und allmälig auch Hinaus rücken
des Nahepunktes. Die Pupille kann enger, aber auch autfallend gross
sein. Viele fangen dann auch an, über das Vorschweben eines lichten
Nebels beim Blicke in die Ferne zu klagen. Man kann diese Symptome
als prodromale bezeichnen, weil man um diese Zeit noch nicht im
Stande ist, Entzündungsprodukte nachzuweisen und weil auch die allen-
falls vorhandene Ciliarinjection um die Cornea noch kaum als bestimmt
') Archiv f. Ophth. III. b, 442.
Kyklitis sympathica. 279
auf Entzündung deutend ausgesprochen zu sein pflegt. Wenn aber dann
manifeste Zeichen von Kyklitis auftreten, so kann man sich wohl erklä-
ren, dass die genannten Zufälle schon die Zeichen beginnender Aifection
der Ciliarnerven dieses Auges waren und dass der lichte Nebel wahr-
scheinlich schon auf Einwanderung von Zellen aus dem Ciliar- in den
Glaskörper beruhte, welche nur noch zu spärlich waren, um mit dem
Augenspiegel gesehen zu werden oder die Sehschärfe merklich herabzu-
setzen. Die Prodromalsymptome können verschwinden, ohne dass es zum
Ausbruche der Entzündung kommt; sie können auch Monate und Jahre
lang den Kranken zu jeder Beschäftigung trotz intacter Sehschärfe un-
fähig machen, bis sie endlich durch die Enucleation des inducirenden
Auges bleibend beseitigt werden ').
Die Entzündung ist sicher vorhanden, wenn sich bereits
Exsudat nachweisen lässt. Abgesehen von der zunächst dioptrisch be-
dingten Herabsetzung der Sehschärfe gibt uns die Untersuchung
mit dem Augenspiegel, namentlich mit dem lichtschwachen, Auskunft
über den Zustand des Glaskörpers, so lange nicht hintere Synechien die
nöthige Einsicht verhindern. Die Trübung des Glaskörpers, anfangs
diffus, später körnig oder flockig, kann schon nachweisbar sein, bevor
Veränderungen in der Kammer sichtbar werden. Das Kammerwasser
kann durch Faserstoffbeimengimg leicht getrübt sein und die Pupille
minder schwarz erscheinen machen. Die Ausscheidung von Exsudat in
den Kammerraum wird meistens erst durch Präcipitate an der I)e-
scemeti oder durch einzelne hintere Synechien manifest. Die Setzung
dieser Exsudate kann ganz allmälig und so zu sagen unvermerkt
erfolgen, besonders wenn sie nicht von auffallender Ciliarinjection be-
gleitet wird2); sie kann aber auch in ganz unproportionirtem Masse durch
die heftigsten ausstrahlenden Schmerzen, unerträgliche Lichtscheu
und intensive Röthe rings um die Cornea die Geduld des Kranken wie
des Arztes hart auf die Probe stellen, indem dieser Zustand wochen-
lang anhält, bevor eine Eemission eintritt. Während des Fortschreitens
des Exsudationsprocesses kann die Spannung des Bulbus eine Zeit
lang deutlich erhöht sein ; allmälig aber und meistens sehr bald nimmt
sie ab, und schliesslich werden solche Bulbi weicher und verfallen,
wenn nicht Stillstand (bei nahezu normaler Spannung) eintritt, unrettbar
der Schrumpfung (mit Amaurosis durch Netzhautabhebung). Einschrän-
') Yergl. Hirschberg in A. f. 0. XXII. 3, p. 136.
") Solche Fälle wurden oft als Iritis serosa bezeichnet; sie sind die minder
gefährlichen.
280 Ciliarkörper.
kung des Gesichtsfeldes kann wahrscheinlich auch durch Fort-
schreiten der Entzündung vom Corpus ciliare auf die angrenzende Partie
der Ader- und Netzhaut bedingt werden.
Sobald hintere Synechien aufgetreten sind, kaun das Krankheits-
bild leicht den Eindruck einer blossen Iritis machen, daher die Affeetion
auch häufig als Iritis sympathica beschrieben wurde. Im weiteren Ver-
laufe, namentlich wenn es zu ringförmiger Synechie gekommen ist, treten
aber Veränderungen in der Iris auf, welche bei Iritis nach anderen
ätiologischen Momenten nicht leicht vorkommen. Die mehr weniger
deutlich verfärbte Iris wird nicht nur im kleinen, sondern auch im
grossen Kreise filzig aufgelockert und von feinen Gefässchen durchzogen,
dabei wird die vordere Kammer durchaus seichter und die Cornea schein-
bar flacher und kleiner (Breiterwerden des- dicht injicirten, wohl auch
geschwellten Linibus). Der Bulbus ist jetzt entschieden weicher und
gegen Betastung der Ciliarkörpergegend empfindlich, ringsum oder an
einer Stelle, welche oft mit dem Ausgangspunkte (Meridiane) der indu-
cirenden Kyklitis correspondirt. Tritt jetzt Stillstand ein, so ver-
liert zwar die Iris das filzige und vascnlarisirte Aussehen, aber sie wird
missfarbig, mehr schiefer- oder bleigrau, wohl auch braun- oder dunkel-
grau-gefleckt , und sie bleibt gleichmässig kuppelartig vorgewölbt, weil
entweder zwischen ihr und der Linsenkapsel eine Exsudatschwarte ein-
geschaltet ist oder weil zugleich auch die Linse vorgedrängt ist (durch
eine Exsudatmembran in der tellerförmigen Grube (pag. 263). Wenn
hingegen im Verlaufe primärer Iritis die Iris bei einfachem Pupillarab-
schlusse durch seröse Flüssigkeit vorwärts gedrängt ist, so zeigt ihre
mittlere Zone einzelne Hügel oder Buckel und der Bulbus fühlt sich
hart an (pag. 22!»). Wo keine Vordrängung der Linse erfolgt, und die
Pupille nur durch eine dünne Membran verlegt ist, kann noch ein relativ
gutes Sehvermögen erhalten werden, falls nicht später Linsentrübung
oder ein frischer entzündlicher Anfall dazu kommt. Auf diesen relativ
günstigen Ausgang kann man allenfalls bei jüngeren Individuen noch
hoffen. - - Wenn es gelingt, den inducirten Process zu sistiren, bevor
es zur Bildung zahlreicher Synechien oder einer Membran in der Pupille
gekommen ist -- und das wird eigentlich nur erwartet werden können,
nachdem das inducirende Auge enucleirt worden oder von selbst iu Kühe
gekommen ist -- so kann ein solches Auge wohl zeitlebens in Statu
quo bleiben. Auch vollständige Genesung ist dann möglich.
Aetiologie. Die gewöhnliche, doch nicht die einzige Ursache der
inducirenden Kyklitis. respective der sympathischen (inducirten) Ent-
zündung sind Verletzungen (Wunden in der Gegend des Ciliarkörpers,
Kyklitis sympathica. 28 1
fremde Körper im Inneren des Auges). Periphere Erisvorfälle kön-
nen, wenn sie nach Geschwüren (Conjunctivitis scrofulosa, Herpes zoster)
aufgetreten sind, in gleicher Weise wie die nach traumatischen Eingrif-
fen entstandenen später zu sympathischer Kyklitis führen. Die Einkap-
seiung eines abgestorbenen Cysticercus im hinteren Augenraume, die
Schrumpfung plastischen Exsudates nach irgendwie entstandener
Kyklochorioiditis, oder die später erfolgte Kalkablagerung (oder
Knochenbildung) in demselben, so wie die Insultation der Ciliarnerven
durch eine dislocirte (besonders durch eine verkalkte) Linse sind als
Erreger sympathischer Entzündung beobachtet wurden. Mooren1) führt
zwar auch Netzhautabhebung (3 Fälle) als Ursache sympathischer
Erkrankung an, bezeichnet aber die reactive, in dem Corpus ciliare sich
localisirende Entzündung als das vermittelnde Zwischenglied. In den
wohlconstatirten Fällen war es also eine anhaltende Zerrung, welche
die Ciliarnerven durch schrumpfende Exsudate oder durch eine peripher
eingeklemmte Irispartie erlitt, oder die häutig wiederkehrende (bestän-
dige) mechanishe Insultation dieser Nerven durch harte Körper im
Inneren des Bulbus. Bei ektatischen Zuständen (Staphylom der Cornea,
und der Sklera im Bereiche des Ciliarkörpers), welche nur ausnahms-
weise zu sympathischer Kyklitis (mit serösem Ergüsse in den Glaskörper
und stetiger oder zeitweiliger Drucksteigerung) führen, kann Zerrung am
Ciliarkörper durch die Zonula oder eine freigewordene (wandernde) Linse
den Anstoss zur sympathischen Affection geben; durchschnittlich haben
aber in solchen Augen die Ciliarnerven durch die Drucksteigerimg ihre
Leitungsfähigkeit ganz oder grossentheils verloren; sie sind gegen Beta-
stung der Ciliarkörpergegend nicht abnorm, häufig sogar weniger als im
normalen Zustande empfindlich.
A priori lässt sich annehmen, dass schrumpfende Exsudate im
Glaskörperraume überhaupt, auch wenn sie nicht durch ein Trauma
veranlasst wurden, zu sympathischer Iridokyklitis des anderen Auges
führen können; aber in Fällen, wo äussere Veranlassungen ausgeschlossen
werden können, dagegen das Vorhandensein einer im Allgemeinzustande
liegenden Ursache sicher oder doch wahrscheinlich anzunehmen ist, wird
sich schwer entscheiden lassen, ob und wie viel die Erkrankung des
erstergriflfenen Auges zur Erkrankung des anderen beigetragen habe.
(Vergl. pag. 256.) - Die Thatsache, dass die durch eine Verletzung
inducirte Kyklitis durchschnittlich erst nach 4 — 6 Wochen, kaum je
früher auftritt, lässt sich sehr wohl in Einklang bringen mit der Zeit.
') Ophtb. Beobacht. Berlin 1867. p. 144 und 155.
282 Ciliarkörper.
welche zu verstreichen pflegt, bevor der Schrumpfungsprocess im Narben-
gewebe (um einen fremden Körper, nach einer grösseren Wunde u. dgl.)
einen merklichen Grad erreicht hat. Wir sehen das namentlich nach
der peripheren Linearextraction, wenn auch nur eine leichtere Kyklitis
aufgetreten ist; solche Augen kommen durchschnittlich erst nach 4 — 6
Wochen oder noch später in einen ruhigen Zustand und. wenn wegen
Pupillensperre oder Nachstaar eine Nachoperation nöthig und vor dieser
Zeit unternommen wird, so läuft man Gefahr, in einem solchen Auge
neuerdings Entzündung zu erhalten. Wenn fremde Körper nach längst
erfolgter Einkapselung oder Knochenbildung in einem vor vielen Jahren
gesetzten Exsudate den Anstoss zu sympathischer Affection des anderen
Auges gelten, so geschieht dies erfahrungsgemäss nie, ohne dass in dem
ersterkraukten Auge ein neuerlicher Eutziindimgs- oder Keizungszustand
wahrgenommen wurde (oder werden konnte). Solche Umhüllungsmem-
1 trauen können mit der Zeit zerfallen oder durch eine Erschütterung
zerrissen werden, wie dies nach der Reklination harter Linsen längst
bekannt ist, und Kalkconcremente oder Knochenstiicke können reizen,
erst nachdem sie grösser oder scharfkantig geworden sind, oder wenn
sie zufällig (durch eine von aussen wirkende Gewalt) eine Locomotion
erfahren haben.
Dass Iridozyklitis des einen Auges Ursache von Iridokyklitis des anderen
überhaupt sein könne, ist — abgesehen von der häufig beobachteten Aufeinander-
folge nach Verletzungen — dadurch erwiesen, dass in vielen Fällen die blosse
Excision des ersterkrankten Auges genügt hat, den krankhaften Process auf d< in
zweiten zu sistiren. Die Frage, in welcher Weise die Uebertragung der
Erkrankung von dem einen Auge zu dem anderen vermittelt werde,
hat man in verschiedener Weise zu beantworten versucht. Maken zie' ). dem wir
die ersten genaueren Angaben über die sympathische Ophthalmie verdanken, be-
trachtete die Netzhaul als den Aussrangspunkt der entzündlichen Erscheinungen in
dem sympathisch ergriffenen Auge und dem gemäss den Sehnerven gleichsam als
Vermittler. In meinem 1853 erschienenen Handbuche5) habe ich angegeben, dass bei
diesem Leiden in manchen Fällen mehr die Erscheinungen von Iritis, in anderen
mehr die der Chorioiditis (wozu ich damals die Kyklitis zählte) auftreten und dass
das vermittelnde Agens wohl eher in den Ciliarnerven als im Opticus (dessen
Neuralem bis zum Chiasma) zu suchen sein dürfte. Für diese Ansicht haben dann
EL Müller'). Donders*), A. v. Graefe5) und Bowman gewichtige Gründe
angeführt. Während die beiden ersteren sich besonders auf Sectio« sbefunde stützten.
') Pract. treatise of the Diseases of the eye, London 1844 und 1854.
;) Arlt. Krankh. des Auges. IL F. Prag 1853, p. 50.
J) Müller. Archiv f. 0. IV. a. pag. 368.
*) De Maatz, Jahresbericht der Utrechter Augenheilanstalt 1865.
') Archiv f. 0. XII. b. p. 154 feorrespondirende Empfindlichkeit.)
Kvklitis sympathica. 283
haben letzten' besonders hervorgehoben, dass nacb Verletzung des einen Auges,
wenn sieh sympathische Affection des anderen entwickelt, die Ciliarinjection und
die Schmerzhaftigkeit bei Betastung <\c* letzteren der Stelle (dem Meridiane)
entspricht, an welcher im verletzten Auge die Winnie sitzt. In jüngster Zeit hat nun
Knies'i aus einem Sectionsbefunde bei bilateraler Iridochorioiditis („Iritis serosa")
ohne traumatische Ursache - ) gefolgert, dass der Entzündungsprocess von dem
Uvealtractus des einen Auges durch die Piaischeide des Opticus zum Chiasma und
von da zum Uvealtractus des anderen Auges fortschreite und dass es somit nicht
nöthig sei. auf den Reiz der Ciliarnerven zu recurriren. Wenn die Erkrankung des
zweiten Auges dadurch zu Stande käme, dass der Entzündungsprocess mittelst der
Piaischeide des N. opticus zum Chiasma und von da zum Uvealtractus des anderen
Auges fortschreite, also per continuum, so bliebe unerklärt, warum die Entzündung
im zweiten Auge nicht zuerst am Opticus oder in der eigentlichen Chorioidea
bemerkbar wird (functionell oder ophthalmoskopisch). Das Verderbliche der sym-
pathischen AfFection liegt durchschnittlieh in der Erkrankung nicht des hinteren,
sondern des vorderen Uvealabschnittes. in der Schwartenbildung. Bei Constatirter
Entzündung des N. opticus namentlich bei Neuritis descendens, ist ein Fortschreiten
der Entzündung auf Corpus ciliare und Iris nicht nachgewiesen worden. Suppurative
Chorioiditis des einen Auges führt bekanntlich nie direct, sondern nur. wenn
überhaupt, durch ihre späteren Folgen (Schrumpfung, Kalkablagerung) zu Ent-
zündung (Iridokyklitis) im zweiten Auge. Dieser Auffassung steht meines Erach-
tens auch die Thatsache entgegen, dass die Sehkraft des ersterkrankten Auges, so
weit es die dioptrischen Verhältnisse gestatten, erhalten bleiben kann, während
die des zweiten Auges gänzlich vernichtet ist. Ein Bulbus, welcher seit Jahren
jeder Lichtempfindung beraubt, vielleicht auch bereits auf einen unansehnli-
chen und schmerzlosen Stumpf zusammengeschrumpft ist, kann Veranlassung zu
sympathischer Entzündung geben, auch wenn keinerlei Zeichen von Entzündung
seines (längst atrophischen) Uvealtractus, sondern blos Schmerzhaftigkeit desselben
bei Betastung vorgefunden werden. — Der Beiz, welchen die Ciliarnerven in dem
einen Auge durch einen harten Körper im Inneren (Knochen) oder von aussen
(künstliches Auge) erleiden, scheint auf die Ciliarnerven der anderen Körperhälftt!
so zu wirken, dass in dieser zunächst Cireulationsstörung und weiterhin Entzün-
dung entsteht. Die Winke, welche in jüngster Zeit Mooren2) „über Gefässreflexe
am Auge" vorläufig mitgetheilt hat, sind jedenfalls nicht unbeachtet bei Seite
zu legen.
Beachtenswerth sind auch die Fälle von Mooren3) und von Brecht4) über
sympathisch entstandene concen frische Einengung des Gesichtsfel-
des bei negativem Spiegelbefunde und Mangel aller Zeichen von Kykloiritis. Da
in dem von Brecht beobachteten Falle zunächst Abnahme der Accommodations-
') Heidelberger Vers. 187'-1 u. Knapp Archiv für Augenheilkunde 1. Hit.
pag. 1- 25.
:) Mooren et Rumpf, Centralbl. für med. Wissenschaften 1880, Nr. 19.
2) Sympath. Gesichtsstörungen.
4) Brecht. Archiv f. 0. XX. a. pag. 97.
284 Ciliarkörper.
breite und erst später Einschränkung des Gesichtsfeldes bemerkt wurde, so liegt
die Vermuthung nahe, dass die sympathische Affection doch zunächst im Ciliar-
körper auftrat, vielleicht nur als Hyperämie des Orbiculus ciliaris bestand, und
dass erst von hier aus die Peripherie der Netzhaut in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Die Peripherie der Netzhaut, obwohl für Lichteindrücke unempfindlich,
reagirte doch noch auf Druck von aussen mit den bekannten Lichterscheinungen
(Phosphenen) und erlangte erst nach der Enucleation des anderen, einen fremden
Körper bergenden Auges wieder ihre volle Functionstüchtigkeit.
Die Prognosis kann eigentlich nur während des Prodromalstadiums
günstig gestellt worden, wenn der Kranke sich den ärztlichen Rath-
schlägen willig fügt. Bei manifester Entzündung sind zu berücksichtigen :
a) Der Zustand des inducirendeu Auges, ob dieses bereits in einen ruhigen
(reizlosen) Zustand eingetreten sei, oder ob sich ein solcher mit Rück-
sicht auf den Befund erwarten lasse, b) Der Zustand des sympathisch
ergriffenen Auges. Bei ausschliesslich oder vorwaltend serösem Exsudate
oder so lange blos leichte Trübung des Glaskörpers. Präcipitate an der
Descemeti. allenfalls auch einzelne, durch Atropin zerreissbare Synechien
vorhanden sind, kann man, Beseitigung oder Beruhigung des induciren-
den Auges vorausgesetzt, noch immer auf Rettung des sympathisch er-
krankten rechnen, c) Bei jugendlichen Individuen ist die Prognosis ceteris
paribus etwas günstiger. — Je mehr die Zeichen von Schwartenbildung
zwischen Iris und Kapsel ausgesprochen sind, je mehr die Iris filzig oder
von Gefässen durchzogen, je manifester die Abnahme der Spannimg des
Bulbus und die Zeichen von Einengung des Gesichtsfeldes hervortreten,
desto sicherer gellt der Bulbus dem Ruine entgegen, auch wenn das
inducirende Auge entfernt wurde oder spontan zur Ruhe gekommen ist.
Die in dem sympathisch erkrankten Auge bereits eingetretenen Verän-
derungen sehreiten dann selbständig bis zur Vernichtung der Seh-
kraft fürt.
Behandlung1. Zur Verhütung können wir vieles, zur Behebung
meistens wenig mit Aussicht auf Erfolg thuu. Die Causalindication fällt
zunächst zusammen mit dem. was über die Verhütung und Behandlung
d( r indiicirenden Kyklitis (pag. 273) gesagt wurde. Sie erheischt aber
auch ein besonderes strenges diätetisches Verhalten des Kranken,
sobald an dem einen Auge ein Zustand vorhanden ist, welcher den
Ausbruch einer Kyklitis erfahrungsgemäss befürchten macht oder eine
solche schon herbeigeführt hat. Der warnende Ausspruch Beer's '). dass
Viele, welche ein Auge durch eine heftige Entzündung verloren haben,
auch auf dem zweiten erblinden, wenn sie die gewohnte Beschäftigung
l) Augenpflege. Wien 1802.
Eyklitis sympathica. 285
zu früh wieder aufnehmen, ist in den neueren Abhandlungen über sym-
pathische Erkrankung meines Erachtens zu wenig beachtet worden.
Bevor in einem Auge mich einer schweren Verletzung oder Operation
die Reactionserscheinungen nicht ganz oder nahezu verschwunden sind.
ist es gefährlich, an diesem eine Operation (Iridektomie oder Discission)
vorzunehmen, und ebenso, das andere Auge grellem Lichte exponiren
oder gar zu Arbeiten verwenden zu lassen '). Es sind Augen, welche
mit gutem Erfolge durch Extraction operirt worden waren, auf diese
Weise durch Einleitung von Iridokyklitis auch für das zweite Auge
verderblich geworden. Von der alten Hegel, den Gebrauch von Staar-
gläsern nicht vor Ablauf von mindestens 8 Wochen zu gestatten, wird
man nur selten eine Ausnahme machen dürfen. Es ist auch vorgekommen,
dass ein Auge erst nach der Enukleation des anderen sympathisch
erkrankte, obwohl es zur Zeit der Operation noch keine manifesten
Zeichen von Iridokyklitis dargeboten hatte. Möglich, dass in solchen
Fällen die Enucleation nicht correct ausgeführt worden war, aber auch
möglieh und wahrscheinlich ist es, dass der Operirte sich zu früh grellem
Lichte oder anstrengender Augenarbeit hingab. Einen in dieser Bezie-
hung lehrreichen Fall beschreibt Mooren (ophthalm. Beob. pag. 160);
was er der Quetschung des Sehnerven - bei der Enucleation - - zu-
schreibt, kann mit gleichem Eechte auf Quetschung und Zerreissung
von Ciliarnerven bezogen werden. Ich habe mich auch nie entschliessen
können, nach der Enucleation eines Auges, den Kranken aus der Be-
handlung zu entlassen oder wohl gar. wie Bader gerathen hat, das
Travcn eines künstlichen zu gestatten, bevor nicht alle Reactionszufälle
nach diesem operativen Eingriffe verschwunden waren.
') Himly, Krankh. und Missb. Berlin 1843. I. B., p. 450: ,.Ein tief ins eine
Auge dringender Stich oder Hieb , welcher in diesem eine heftige Ophthalmitis
universalis herbeigeführt hatte, zieht durch letztere nicht selten eine ganz ähnliche
zerstörende Entzündung des anderen, unverletzten Auges nach sich, sogar nachdem
das verwundete schon längsl verloren, wohl schon ein vernarbter Stumpf geworden
ist. Dies ist besonders dann der Fall, wenn das gesunde Auge wäh-
rend der Krankheit des verwundeten zu sehr durch Sehen, durch
Licht angestrengt, gereizt wird. Wenn die sympathische Augenentzündung
eist nach Wochen sich einstellte, so mag neben der plötzlichen ungewohnten
Anstrengung auch die, nach Zerstörung des verwundeten Auges eintretende Blut-
congestion gegen die andere Arteria ophthalmica hin, wahrscheinlicher aber eine
schleichende Entzündung des X. opticus, welche sich durch das Chiasma auf den
anderen Sehnerven allmälig fortgepflanzt, daran Schuld sein." „Die Prognosis ist
sehr bedenklich, die Prophylaxis ist durch grösste Schonung des unverletzten Auges
viele Monate lang, daher durchaus nöthig1'.
286 Ciliarkörper.
Seit der Publication der überaus günstigen Resultate, welche
Prichard ') von der Entfernung verletzter Augen (nach Bonnet's
Methode) bezüglich der sympathischen Ophthalmie erhalten hatte,
ist die Enueleation des inducirenden Bulbus in den Vordergrund
der Causalindication getreten. Eine Operation, welche die permanente
Gefahr der Heizung beseitigt und deren traumatische Folgen schon
nach 8 — 10 Tagen völlig geschwunden sein können, hat sicherlich ge-
wichtige Gründe a priori für sich. Man darf aber in Fällen, wo die
sympathische Entzündung bereits im Gange ist, nicht übersehen, dass
die in dem sympathisch erkrankten Auge bereits gesetzten Veränderun-
gen selbst (an und für sich) die Ursache zum Fortbestande und zum
Fortschreiten des Entzündungsprocesses abgeben können und leider sehr
oft wirklich abgeben. Dies gilt ganz besonders von Fällen mit Setzung
reichlichen plastischen Exsudates. Bis jetzt haben wir wohl einige An-
haltspunkte, aber noch keine allgemein verlässliche Zeichen, wie weit die
Veränderungen in dem sympathisch erkrankten Auge vorgeschritten
sein dürften, um noch mit Aussiebt auf Sistirung des inducirten Pro-
cesses die Enueleation des inducirenden Auges vornehmen zu können.
Der Werth der prophylaktischen Enueleation nach gewissen
Verletzungen (vergl. pag. 273) steht unbestritten fest. Auch wenn bereits
Prodromalsymptome sympathischer Erkrankung vorhanden sind, kann die
Enueleation des inducirenden Bulbus beinahe mit Sicherheit auf Intact-
erhaltung des zweiten Auges vorgenommen werden. Wenn aber bereits
manifeste Zeichen sympathischer Kyklitis oder Kykloiritis vorhanden
sind, so ist der Erfolg der Enueleation jedenfalls zweifelhaft, unter
Umständen kann dieselbe sogar nachtheilig wirken. Die Wahrscheinlich-
keit für günstigen Erfolg ist grösser, wenn die sympathische Affection
nicht unter stürmischen Zufällen, sondern mehr allmälig auftritt und
verläuft, und sich vorzugsweise durch diffuse Glaskörpertrübung, durch
Präcipitate an der Descemeti, durch einzelne (noch zerreissbare) Syne-
chien kundgibt; sie ist um so geringer, je mehr das Gewebe der Iris
verändert erscheint, je mehr Exsudat den Pupillarrand einsäumt, und
je mehr die Iris durch Schwarten oder durch die Linse nach vorn
gedrängt erscheint.
Aber auch bei geringer Wahrscheinlichkeit auf Erfolg kann die
Enueleation als unerlässlich geboten sein, wenn der Zustand des indu-
cirenden Auges ein solcher ist, dass er einen permanenten oder zeit-
weilig wiederkehrenden Reiz bedingt (mit Grund befürchten macht),
') Association Medical Journal. October 1854.
Kvklitis sympathica. 287
wenn er einen fremden Körper, ein verkalktes (verknöchertes) Exsudat,
eine dislocirte harte oder verkalkte Linse birgt.
Ist dagegen das inducirende Auge bereits in einen Zustand völli-
ger Ruhe und Reizlosigkeit (namentlich Schmerzlosigkeit bei Betastung
der Ciliarkörpergegend) gekommen und ist sein Zustand ein solcher,
dass ein Wiederauffcauchen von Entzündung oder Reizung in seinem
Uvealtractus nicht zu besorgen steht, so wird man besser thun, an
demselben durchaus nichts vorzunehmen, bevor das sympathische Auge
nicht ganz genesen oder doch von jedem Reizzustande befreit ist. Wenn
das inducirende Auge zwar noch schmerzhaft ist, aber Aussicht gewährt,
unter entsprechendem diätetischen Verhalten bald in einen reizlosen
Zustand zu gelangen, so wird es gerathen sein, die Enucleation dessel-
ben wenigstens so lange zu verschieben, bis die Zeichen florider Ent-
zündung an dem sympathisch erkrankten vorüber sind. Penn der Wund-
reiz, wenn auch durchschnittlich nur wenig Tage andauernd, kann doch
für das andere Auge nicht als absolut unschädlich betrachtet werden.
Wenn das inducirende Auge noch funetionsfähig ist, wie
z. B. nach einer Skleralberstung mit Verlust der Linse und peripherer
[riseinklemmimg, und wenn sein Zustand nicht ein solcher ist, dass die
Aussicht auf Erhaltung oder Wiederherstellung seiner Functionsfähigkeit
fehlt oder doch sehr zweifelhaft erscheint, so wird man sich zur Enu-
cleation desselben wohl nicht bestimmen lassen, selbst wenn noch keine
manifesten Zeichen sympathischer Affection vorhanden sind, und noch
weniger, wenn diese bereits in vollem Gange ist, denn das Messe
offenbar etwas Sicheres oder doch nahezu Sicheres für etwas Unsicheres
preisgeben.
Man hat das Abschreckende, das die Enucleation bietet, zu umgehen gesucht
durch die Abkappung der vorderen Hälfte des Bulbus, durch die intraokulare
Durchschneidung von Ciliarnerven, in deren Bereiche der inducirende Bulbus bei
Betastung schmerzhaft war. durch extrabulbäre Durchschneidung sämmtlicher (oder
doch der meisten) Ciliarnerven. Diese Eingriffe bieten jedenfalls viel weniger
Sicherheit des Erfolges; die Vernarbung kann neuerdings zu Zerrung und Reizung
führen und die wieder verwachsenen Nervenstämmchen werden wohl gewöhnlich
wieder leitungsfähig, wie die Erfahrungen bei Prosopalgie gezeigt haben.
Indicatio niorbi. Sobald eine sympathische Entzündung im An-
züge oder im Gange ist, soll jede Reizung der Ciliarnerven durch die
Retina (grelles Licht, glänzende oder blendende Objecto, stärkere Con-
traste) durch Fixirung kleiner Objecto (starke Accommodationsanstren-
gung) oder durch Gemüthsaffecte (Weinen) möglichst hintangehalten wer-
den. Durchschnittlich wird ein Wochen bis Monate langer Aufenthalt in
einem massig verdunkelten Zimmer nothwendig sein. Von Blutentzie-
288 Ciliarkörper.
hung, kalten oder warmen Fonienten, ist kaum etwas Erkleckliches zu
erwarten. Atropin ist nur so lange von Nutzen, als darnach noch deut-
liche, wenn auch vielleicht nur theilweise Erweiterung der Pupille be-
merkt werden kann. Auch von innerlich verabreichten Mitteln ist kaum
ein directer Nutzen zu hoffen. Die Inunctionscur ist mehrfach ange-
wendet worden, doch nur selten mit eclatantem Erfolge '). Ist Pupillar-
abschluss eingetreten, somit die Anzeige zur Iridektomie nahegelegt, so
lasse man sich dazu nicht bestimmen, bevor nicht mindestens ein mehr-
wocbentlicher Ruhestand ununterbrochen fortbesteht. - - Wenn das Auge,
nachdem die Reizzufälle (Ciliarinjection, Lichtscheu, Thränen, Schmerz-
haftigkeit) verschwunden sind, bei Betastung sich wieder röthet oder
sogar an einer Stelle schmerzt, so darf noch nicht operirt werden, denn
selbst im Falle des Gelingens wird die gebildete Lücke sehr bald durch
den wieder angefachten Entzünduugsproeess verschlossen. Wenn indes
in einem solchen Auge bereits Einschränkung des Gesichtsfeldes (mit
einer Kerzenflamme nachweisbar) deutlich fortschreitet, so kann vielleicht
doch nur durch eine Iridektomie oder durch die Extraction das Auge noch
von dem sicheren Untergange gerettet werden. In den meisten Fällen
kann nämlich eine bleibende Lücke nur durch eine dem Wenzel'schen
Extractionsverfahren analoge Operation erreicht werden. Die Linse muss
geopfert werden, auch wenn sie noch nicht getrübt ist. Solche Augen
vertragen selbst den gewöhnlichen Beer'sehen Hornhautschnitt ohne
Gefahr von Vereiterung des Hornhautlappens. Es ist indes nicht nöthig,
die Hälfte der Cornealbasis zu durchschneiden; Ein- und Ausstich können
1.5 bis 2 Mm. unterhalb des horizontalen Meridianes gemacht werden.
Das Messer am besten ein Beer'sches jedoch an der Basis nur 4 — 5 Mm.
breites, wird gleich beim Einstiche auch durch die Iris und durch die
dahinter liegende Exsudatsch warte eingestossen , dann gesenkt, endlich
durch die vordere Corticalis bis zum Ausstichspunkte und bis zur Voll-
endung des Schnittes vorgeschoben. Der Hornhautlappen, circa 10 Mm.
lang, 3 — 4 Mm. hoch, gestattet, eine Blömersche Pincette so einzu-
führen, dass die eine Branche vor, die andere hinter der Iris und
innerhalb der Kapsel bis zum Centrum vorgeschoben und dann ge-
schlossen, mithin Iris, Schwarte und Kapsel gefasst werden kann. In
gleicher Weise lässt sich neben der Pincette eine feine Scheere ein-
führen, um erst an der einen, dann an der anderen Seite einen Schnitt
zu führen und so das Gefasste in Form eines Dreieckes zu excidiren,
indem sich die Schnitte oberhalb des Centrums treffen. Durch diese
') Wecker in Graefe et Saemisch Handbuch IV. pag. 528.
Kyklitis nach Febris recurrens. 289
Lücke können 4er Linsenkern und die noch rückständigen Corticalmassen
hitlit ausgestreift werden. Da der Schnitt durchaus ins Bereich der
durchsichtigen Cornea fällt, kann man leicht controlliren, ob der Wund-
schluss nicht etwa, durch Partikelchen von der Corticalis oder von
der Iris verhindert werde. Die Tendenz zur Verklebung ist so gross
und die Spannung so herabgesetzt, dass die Wunde sehr leicht heilt,
leider aber auch Lücken in dem Diaphragma selbst von mehr als
_' Mm. Länge (an jeder Seite des Dreieckes) manchmal wieder durch
Exsudat verlegt und verlöthet werden.
3. Kyklitis (Kykloiritis) nach Febris recurrens.
Die Augenentzündung, welche in manchen Gegenden (Irland.
Finnland, Petersburg, Moskau, Berlin, Oberschlesien) zu gewissen Zeiten
nach Hungertyphus (Febris recurrens) epidemisch beobachtet und theils
wegen dieses Vorkommens, theils wegen ihres Verhaltens gegen die
Therapie mit dem Allgemeinleiden in ursächlichen Zusammenhang ge-
bracht, daher auch Ophthalmia postfebrilis (Makenzie) genannt worden
ist, erweist sich, anatomisch betrachtet, als Kyklitis. Als Kyklitis oder
Chorioiditis ist sie auch von späteren Beobachtern ') aufgefasst worden,
während die früheren ") ihren Sitz zunächst in die Netzhaut verlegt
hatten. Während bei anderweitig bedingten Formen von Kyklitis (bei
der traumatischen, sympathischen, syphilitischen) jede beliebige Stelle
des Ciliarkörpers den Ausgangspunkt bilden kann, ist es in den hieher
gehörenden Fällen allem Anschein nach der Orbiculus ciliaris (Henle),
d. i. die durch ganz eigenthümliche Gefässanordnung ausgezeichnete
flache Zone des Ciliarkörpers, in welcher der durch das Allgemeinleiden
verursachte entzündliche Vorgang beginnt, welcher sich dann vorzugs-
weise nach vorn (namentlich auf die Iris) verbreitet.
Symptome, Verlauf. Die Augenkrankheit äussert sich zunächst
durch Sehstörung. Diese ist zuerst und zumeist durch Exsudation in
') Est lancier in Helsingfors, Chorioiditis nach Fehris recurrens. A. f. 0.
XV, b. 108.
Blessig Compte rendu du Congres period. d'ophth. Paris 1807. pag. 114.
Logetschnikow, Entzündung des vorderen Abschnittes der Chorioidea
(des Ciliarkörpers) als Nachkrankheit der Febris recurrens, A. f. 0. XVI. pag. 333.
Pelzer, Erkrankungen des Chorioidealtractus nach Febris recurrens,
Berliner klin. Wochenschrift 1872. Nr. 37.
-) Wallace in Med. Chir. Transactions Vol. XIV, pag. 286, London 1828.
Makenzie (4. Edition) traduite par Warlomont et Te stelin. Paris
1856. T. II, p. 102.
v. Arlt, Krankb. des Auges. 19
290 Ciliarkörper.
den Glaskörper bedingt. Die Glaskörper tr Übung kann ophthalmo-
skopisch kaum wahrnehmbar, aber auch so bedeutend sein, dass sie
das ophthalmoskopische Erkennen des Augengrundes unmöglich macht.
Logetschnikow konnte in mehreren Fällen auch Einengung der
Accommodationsbreite nachweisen. In manchen Fällen scheint auch
die angrenzende Netzhautpartie in Mitleidenschaft zu gerathen und da-
durch zu Einschränkung des Gesichtsfeldes zu führen. Aeusser-
lich wahrnehmbare Entzündungserscheinimgen treten erst später auf.
Unter mehr weniger deutlicher Ciliarinjection, begleitet von Licht-
scheu und (mitunter sehr heftigen) Schmerzen entstehen Trübung des
Kammerwassers, Präcipitate an der Descemeti, nicht selten An-
sammlung von Exsudat in Form von (relativ geringem) Hypopyon,
hintere Synechien, seltener Pupillensperre. Dabei ist die Spannung
des Bulbus meistens deutlich vermindert. Makenzie hat dieses
Weicherwerden des Bulbus in einem Falle schon vor dem Auftreten der
Zeichen von Iritis beobachtet, und er bemerkt, dass sich diese Spannungs-
abnahme erst sehr spät nach dem Verschwinden der entzündlichen Zu-
fälle verliere. Mouches vo laut es bezeichnet er als eine constante Klage
der Patienten, besonders nach Abnahme der entzündlichen Zufälle.
Prognosis. Diese ist relativ zu den traumatischen und sympathischen
Formen günstig, wenigstens so lange nicht durch Ausbreitung auf die
Nachbargebilde schwere, vielleicht irreparable Veränderungen eingetreten
sind (Pupillarabschluss, Cataracta accreta, Netzhautabhebimg). „Die Zeit
(sagt Estlander 1. c. p. 139), welcher die Krankheit bedarf, um ihre
verschiedenen Stadien zu durchlaufen und aufzuhören, ist je nach dem
Alter und den Lebensverhältnissen des Kranken selbst verschieden. Im
Allgemeinen scheint sie sowohl ohne ärztliche Hilfe als besonders unter
hinzutretender Behandlung bei Kindern schwächer aufzutreten und
schneller vorüberzugehen. Bei dem jüngsten Patienten, einem 6 Jahre
alten Knaben, waren die Symptome von Iritis vollständig vorhanden
und ziemlich heftig, und dennoch war die Krankheit nach 19 Tagen so
weit gewichen, wie in anderen Fällen gewöhnlich erst nach 4 — 5 Wo-
chen. Lebt der Patient unter schlechten Verhältnissen, so kann sogar
ein halbes Jahr vergehen, ehe er sich als genesen ansehen darf. So
hatte ein Kranker, bei welchem sich nach einem halben Jahre noch
Veränderungen im Glaskörper zeigten, seiner eigenen Angabe nach keine
andere Nahrung als schlechtes Brod, gesalzene Fische und Kartoffeln,
dann und wann in der Woche etwas Milch. In den gewöhnlichen Fällen
scheint jedoch die Dauer des Krankheitsprocesses auf 2 bis 3 Monate
angesetzt werden zu können. Ist die Intensität von vorn herein nicht
Kyklitis nach Meningitis. 291
besonders heftig und tritt nicht Iritis hinzu, so verlauf! sie auch in
kürzerer Zeit. So konnte einer der Patienten ohne andere Behandlung
als mit Atropin nach 6 Wochen wieder eben so feinen Druck lesen, als
vor seiner Erkrankung."
Vorkommen, Ursachen. Diese Erkrankung ist - Kinder bis zum
6. Jahre ausgenommen - in jedem Lehensalter, am häufigsten jedoch
im Jünglingsalter beobachtet worden, vielleicht weil in dieser Epoche
Entbehrimg der nöthigen Nahrung ungleich schwerer vertragen wird
als im Mannes- und Greisenalter. Die durch anhaltende Entziehung
des nöthigen Nahrungsstoffes verlangsamte Circulation (Herabsetzung
der Herzaction) scheint Stauung in dem äusserst feinen Capillarnetze
(\e.< Orbiculus ciliaris und weiterhin die entzündlichen Erscheinungen
einzuleiten.
Behandlung. Das Hauptaugenmerk ist auf den allgemeinen Ge-
sundheitszustand zu richten und darnach das diätetische Verhalten und
die medicamentöse Behandlung (roborirende Mittel) einzuleiten. Die
örtliche Behandlung richtet sich nach den für Iritis gegebenen Regeln ').
4. Kyklitis nach Meningitis.
In Folge von Meningitis, namentlich M. cerebrospinalis und bald
darauf oder erst nach einigen Wochen entwickelt sich eine Ent-
zündung an einem oder an beiden Augen, welche sich zunächst durch
Ciliarinjection und leichte Reizzufälle, selten auch durch ödematöse
Schwellung der Conjunctiva bulbi und der Lidränder, weiterhin aber
durch auffallende Sehstörung kundgibt. Die Entzündung beginnt allem
Anscheine nach in dem durch eigentümliche Gefassanordnung ausge-
zeichneten Orbiculus ciliaris mit der Bildung zahlreicher Eiterkörper-
chen, welche zunächst an der Innenfläche auftreten und weiter und weiter
in den Glaskörper hineinrücken. Bald früher bald später treten auch
Eiterkörperchen in der Iris mit deutlichen Zeichen von Iritis, oft auch
1 ) Aus manchen Gebirgsgegenden, wo Noth und Elend zu Hause sind.
namentlich aus dem Riesengebirge und aus den Sudeten, kommen zu verschiedenen
Zeiten Leute mittleren Alters (20 — 30 Jahre), welche durch missliche Verhältnisse
und allerhand Entbehrungen zumal bei sitzender Lebensweise auffallend herabge-
kommen sind, mit bilateraler Iridozyklitis in die Spitalsbehandlung, deren Zustand
die grösste Aehnlichkeit zeigt mit dem Zustande jener, welche nach Febris recur-
rens das eben geschilderte Leiden in etwas weiter vorgerücktem Zustande darbieten.
Vorwalten der weissen Blutkörperchen und verminderte Herzaetion bei diesem
Zustande der allgemeinen Ernährung scheint den Anstoss zum Ausbruche der
Entzündung im Orbiculus ciliaris zu geben.
19*
292 Ciliarkörper.
massenhaft in der vorderen Kammer (als transitorisches Hypopyon von
relativ geringer Höhe) auf. So lange nicht zahlreiche Synechien (oder
eine Membran in der Pupille) die Einsicht in die Tiefe des Auges ganz
verwehren, sieht man die Trübung des Glaskörpers, oder vielmehr, wirft
der hinter der Linse von Eiter durchsetzte Glaskörper einen auffallenden,
grau- oder gelbweissen Reflex dem Auge des Beobachters entgegen, so
dass dieser an weit vorgeschrittene Netzhautabhebung oder an Glioma
retinae gemahnt wird, obwohl die reflectirende Masse keine Spur von
Gelassen und keinerlei schwankende Bewegung zeigt. Die Eiterkörperchen
scheinen aber auch ins Bereich der eigentlichen Chorioidea und der
Netzhaut und zwischen diese Membranen einzudringen, denn es erfolgt
sehr bald gänzliches Erlöschen der Lichtempfindung. Die verfärbte und
mehr weniger aufgelockerte Iris rückt meistens sehr bald so nahe an
die Cornea, dass man meinen könnte, das Kammerwasser sei durch eine
Oeffhung abgeflossen, selten und wahrscheinlich erst in einem späteren
Stadium, erscheint die Iris theilweise oder durchaus zurückgezogen und
deutlich atrophisch. Um die Zeit, wo die Zeichen der Durchsetzung des
Glaskörpers und die der Iritis deutlich ausgesprochen sind, ist der
Bulbus bereits entschieden weicher; allmälig wird er dann auch sicht-
lich und messbar kleiner; er schrumpft endlich zu einem schmerzlosen
Stumpfe mit auffallend klarer Hornhaut und relativ tiefer Kammer
zusammen. Durchbruch des Eiters durch die Sklera oder Cornea scheint
hier niemals oder doch höchst selten einzutreten. Auch Protrusion des
nullius, charakteristisch für floride Eiterbildung im hinteren Abschnitte,
ist (meine Wissens) bei dieser Entzündung nicht beobachtet worden.
In gelinder abgelaufeneu Fällen findet man die Pupille durch eine
dünne Membran verlegt, die Spannung des Bulbus nicht merklich ver-
ändert, aber das Sehvermögen ganz oder nahezu ganz erloschen.
Aetiologie. Die Affection kommt vorzugsweise bei Kindern (vom
1. bis 6. Lebensjahre) vor, öfter bi- als unilateral: doch ist sie auch in
späten i! Jahren (im 10., 14., 18.) beobachtet worden. Während die meisten
Autoren diese Erkrankung des Uvealtractus als Fortsetzung des menin-
gealen Procosscs mittelst der Schwalbe'schen Lymphbahnen (Communi-
cation des Subchorioidealraumes mit dem [ntervaginalraume des Sehnerven
und der Schädelhöhle) auffassen, sprechen Oeller's ') sehr genau und
umsichtig aufgenommene Befunde gegen diesen directen Zusammenhang.
..Zur Erklärung des Zustandekommens des suppurativen Processes im Auge
sind wir auch nicht auf Pilzembolien angewiesen. Die an manchen Stellen geradezu
') Knapp's Archiv für Augenheilkunde, VIII. B., pag. 357.
Angeborene rrisanomalien. 293
grossartige Thrombosirung der Gefässe durch förmliche Säulen weisser Blutlcörper,
die dadurch verursachte Störung oder förmliche Stagnirung des circulirenden
Blutes, das sind Momente genug, die zum acuten Zerfalle der rothen Blutkörper-
chen führen müssen. 1 >i<- hieraus entstehenden Detritusmassen werden wie die
Conglomerate der weissen Blutkörper ebenfalls zu thrombosirenden Pfropfen und
eine reichliche Diapedese isi die natürliche Folge. Dass gerade in der Pars plana
corporis ciliaris der Process eine so fulminante Eöhe erreicht, daran dürfte
neben dem engen Maschenwerke der vordersten Capillarschlingen der Choriocapil-
laris vielleicht auch die Einschaltung jenes engsten Haargefässsystems eine wesent-
liche Schuld tragen. In der eigentlichen Chorioidea ist der Process noch innerhalb
enger Grenzen beschränkt geblieben; die Leichtigkeit ausgleichender collateraler
Bahnen hat die relativ noch nicht übermässigen Schwierigkeiten für einige Zeit
noch überwunden." 0 eil er.
Von ärztlicher Behandlung kann bei diesem Zustande wohl kaum
je die Rede sein; wurde blos ein Auge ergriffen, so wird man sich bezüg-
lich des zweiten wohl so zu benehmen haben, wie in Fällen, wo sym-
pathische Erkrankung des zweiten Auges zu besorgen steht, obgleich
vorläufig keine Beobachtungen von sympathischer Affection nach diesem
(unilateralen) Leiden vorliegen. Bei leidlich erhaltener Spannung des Bul-
bus und guter Lichtempfindung könnte man später die Iridektomie vor-
nehmen.
5. Kyklitis syphilitica und 6. Kyklitis scrofulosa.
Diese Affectionen müssen hier deshalb angeführt werden, weil in
manchen Fällen die Entzündung vom Ciliarkörper ausgeht und erst
nach einiger Zeit auf die Iris übergreift. Bei Syphilis kommt es vor.
dass man ein Gumma im flachen Theile des Ciliarkörpers deutlich
sehen kann, wenn sich die Pupille noch ad maximum erweitern lässt,
und bei Scrofulosis können die Zeichen, welche auf Kyklitis mit serös-
plastischem Exsudate deuten, lange Zeit vorhanden sein, bevor deut-
liche Symptome von Iritis auftreten. Bezüglich der Syphilis geht schon
aus der Schilderung der Iritis (pag. 247) hervor, dass die Entzündung
in vielen Fällen früher im Ciliarkörper als in der Iris auftritt. Den
Sectionsbefund eines Auges mit einem Gumma corporis eil. hat Alt
in Knapp \s Archiv VI. 15.. pag. 16 beschrieben.
B. Nicht entzün-clliclie VeräiTderimg-eri der Iris
(des Ciliarkörpers).
I. Angeboren.
I. Anomalien der Farbe.
Es gibt Individuen, welche auf dem einen Auge eine sehr dunkle
(braune oder braunschwarze), auf dem anderen eine sehr lichte (graue oder
294 Iris.
blaue) Iris bei sonst normaler Beschaffenheit derselben besitzen; bei ande-
ren ist nur die Hälfte oder ein Sector der Iris anders gefärbt, und manche
zeigen nur eine dunkel gefleckte Iris. Häufig findet man bei älteren
Leuten mit lichtfarbiger Iris in dieser dunkle (schwarzbraune) Punkte
eingesprengt, ohne dass je eine Spur von Entzündung im Uvealtractus
vorhanden war. An Augen mit durchaus oder theilweise sehr dunkler
Iris zeigt in manchen Fällen auch die Sklera mehr weniger ausgebreitete
tintenschwarze Flecke.
Bei Kakerlaken ist die Iris so pigmentarm, dass sie das vom
Augengrunde reflectirte rothe Licht durchscheinen lässt und dass man
in manchen Fällen sogar durch dieselbe hindurch den Linseurand
und die Ciliarfortsätze zu sehen vermag (Otto Becker). In manchen
Fällen von Albinismus nimmt die durch den Pigmentmangel gesetzte
Bleudung gegen die Pubertätszeit hin etwas ab, theils durch Pigment-
entwickluug, theils durch Dichterwerden der Gewebe (Sklera und Uvea).
2. Membrana pupillaris perseverans.
Die Kenntniss dieses angeborenen Zustandes der Iris ist zunächst
behufs der Unterscheidung von Residuen einer vorausgegangenen Iritis
nothwendig. Licht- oder braungraue Fäden erstrecken sich von der Iris
in das Bereich der Pupille und ziehen (einzeln oder zu mehreren) gegen
die Mitte, oft darüber zur diametral entgegengesetzten Stelle. Manchmal
bilden sie in der Pupille ein förmliches Netz oder eine dünne Membran,
welche jedoch niemals mit dem Pupillarrande selbst in Verbindung
stehen. Oft steht ein ins Bereich der Pupille reichender oder diese quer
durchsetzender Faden durch radiäre dünnere Fäden, in welche er vor
der Iris sich spaltet, mit dieser in Verbindung. Das Charakteristische
besteht aber darin, dass diese Fäden aus der Vorderfläche der Iris und
zwar an der Grenze zwischen dem grossen und kleinen Kreise der Iris
entspringen und vor dem Sphinkter, ohne mit ihm verbunden zu sein,
central wärts verlaufen. D;^ Spiel der Musculatur der Iris wird also
durch diese Rudimente der fötalen Pupillarmembran in keiner Weise
behindert, weder gegen verschiedenen Lichtreiz oder Aceommodations-
impuls, noch gegeu Mydriatica oder Myotica, und das Auge kann sich
auch sonst ganz normal verhalten. Alfred Graefo (A. f. 0. XI, p.
209) beschreibt einen Fall, in welchem die persistirencle Pupillarmem-
bran Lücken zeigte, welche besonders bei weiter Pupille eine Polykorie
vortäuschten.
Angeborene Irisanomalien. 295
3. Coloboma iridis.
Dio angeborne Spaltbildung der Iris, zumeist mit nachweisbarer
Spaltbildimg' in der Chorioidea und oft zugleich mit Mikrophthalmus
vorhanden, kommt bald uui- bald bilateral nach unten oder innen-unten
iu verschiedener Gestalt und Ausdehnung vor. - In den meisten
Fällen ist der Zustand leicht als solcher zu erkennen. Die Gestalt der
Pupille ist bim- oder schlüssellochförmig, indem der Pupillarrand
unten bis nahe an oder ganz in den Ciliarrand mit convergirenden
Schenkeln verläuft oder aber indem die Ränder der Lücke in ihrem
Verlaufe gegen die Peripherie (bis in den Ciliarrand) mehr weniger
divergireu. In jedem Falle ist die Iris in ihrer oberen Hälfte merklich
breiter (vom Pupillar- zum Ciliarrande) und liegt die Pupille schon
aus diesem Grunde etwas excentrisch. Betrachtet man den Sphinkter
(kleinen Kreis) genauer, so erscheint er da, wo die natürliche Pupille
in die Lücke der Iris übergeht, nicht abgeschnitten, sondern an den
Rändern der Lücke abwärts umbiegend und erst allmälig in den scharfen
Rand der Lücke sich verlierend, zuletzt durch einen narbenähnlichen
lichtgrauen Streifen vertreten. Der Sphinkter ist also in solchen Fällt]!
mehr weniger gegen den Ciliarrand hingezogen und fehlt nur in der
Mitte des Coloboms. Die Schenkel des Coloboms ziehen, wenn dieses bis
an die äusserste Peripherie reicht, jedesmal rückwärts (gleichsam gegen die
Ciliarfortsätze hin). Bei schlüssellochförmigen Colobomen läuft der Sphink-
ter zu beiden Seiten der Lücke in ein stumpfes warzenähnliches Anhängsel
aus ; auch hier streichen die scharfen Ränder der Lücke nach hinten. —
Als niedrigster Grad erscheint eine leichte Einkerbung des Pupillar-
randes, an welcher sich ein analoges Verhalten des Sphinkters nach-
weisen lässt, oder von welcher aus eine Art grauer Raphe durch die Iris
abwärts streicht. Manchmal erstreckt sich von der Kerbe am Pupillar-
rande ein V-förmiger Streifen nach unten, welcher wegen Mangels des
Uvealblattes daselbst (wie ich aus Sectionen weiss) lichter erscheint. -
Seltener kommt es vor, dass die Lücke in der Iris von der normalen
Pupille durch einen grauen Streifen getrennt erscheint, welcher die
beiden Sphinktereuden brückenähnlich verbindet (doppelte Pupille).
Diese Spaltenbildung erstreckt sich, wie wir bei der Betrachtung
der Abnormitäten der Chorioidea sehen werden, in den meisten Fällen
von der Iris durch den ganzen Uvealtractus in verschieden hohem Grade.
Das Iriscolobom, namentlich das birnförmige setzt an und für sich
weniger Störung des Gesichtes, als man erwarten sollte. Der Grund
der Sehstörung ist vielmehr in der Fortsetzung der Spaltbildung, welche
296 Iris.
selbst die Papilla nervi optici betreffen kann, in mangelhafter Ent-
wicklung des Bulbus überhaupt (Mikrophthalmus) und in Krümmungs-
anomalien der Linse oder der Cornea zu suchen, abgesehen davon, dass
die Energie der Sehkraft auch wegen Nichtbetheiligung eines solchen
Auges am gemeinschaftlichen Sehacte (von Jugend auf) zurück ge-
blieben sein kann. Nicht selten besteht auch gleichzeitig partielle Linsen-
trübung, und die Zahl colobomatöser Augen, in welchen sich später
Cataracta entwickelt, ist eine relativ häufige.
Das Colobom erscheint entweder nur auf einem Auge, häufiger
auf dem linken, oder bilateral und in correspondirender Richtung. Die
angebornen Abnormitäten, mit welchen zugleich man dasselbe be-
obachtet hat, sind, altgesehen von der Chorioidealspalte: Mikrophthalmus,
ovale Form der vor dem Colobom am Rande getrübten Cornea, Pyra-
mydenstaar, Colobom des oberen Lides, Hasenscharte, Hypospadias,
Hydrocephalus. Enkephalokele. - - In vielen Fällen ist es erblich.
4. Irideremia congenita (Aniridia).
Der angeborne Mangel der Iris ist öfters ein totaler, als ein
partieller; in letzterem Falle fehlt die Iris unten gänzlich und ist oben
nur ein Meniscus von circa 2 Mm. Breite vorhanden, welcher die Hälfte
oder nur ein Drittel von der Peripherie der vorderen Kammer einnimmt.
In einem und dem anderen Falle totaler Irideremie kann man die Ciliar-
fortsätze und deren Hervortreten bei der Accommodation sehen, in
anderen nicht, entweder weil sie weniger entwickelt sind oder weil
grössere Breite des Comeoskleralfalzes die Wahrnehmung derselben
1 lindert. Die Linse kann intact sein oder blos vordere oder hintere
Polartrübung zeigen: sie scheint aber zu allgemeiner Trübung mehr
disponirt zu sein (ich habe in zwei Fällen extrahirt, in einem discindirt);
auch ihre Befestigung am Ciliarkörper und ihre relative Lage zu dem-
selben ist öfters abnorm (nach vorn, seitlich verschoben, ganz frei ge-
worden) gefunden worden. Auch au der Cornea hat man abnorme
Wölbung, partielle oder weitverbreitete Trübung und unregelmässige
Form der Basis beobachtet.
Die Function des Auges ist auch bei Abwesenheit der eben auf-
gezählten Nebenveränderungen eine unvollkommene, schon wegen der
Blendung. Gewöhnlich gelten solche Individuen, da der Zustand fast
ohne Ausnahme ein bilateraler ist. als kurzsichtig. Meistens leiden sie
zugleich an Nystagmus und an scheinbarer Ptosis des oberen Lides.
Die Pupille erscheint auch bei Integrität der brechenden Medien minder
Mydriasis. 297
schwarz und zeigl bei günstiger Stellung des Beobachters zum ein-
fallenden Tageslichte das bekannte rothe Aufleuchten.
In den meisten Fällen konnte Erblichkeit nachgewiesen werden.
Stenopäische Brillen mit einer schmalen aber etwas längeren (horizontal
gestellten) Spalte wurden in einem Falle, wo ich sie empfohlen halle,
zurückgewiesen, weil sich die Empfindlichkeit gegen das Tageslicht all-
inälig vermindert hatte, vielleicht auch weil sie unbequem oder entstel-
lend befunden wurden ').
II. Erworben.
1. Als Mydriasis bezeichnet man einen Zustand der Iris mit
auffallender Erweiterung der Pupille, wobei die Iris trotz genügen-
der Empfindlichkeit der Netzhaut für Lichteindrücke auf die gewöhn-
lichen Impulse (Licht und Schatten, Accommodation, Convergeiiz der
Sehachsen) gar nicht oder sehr wenig reagirt, ihr Gewebe jedoch in
keiner Weise verändert erscheint. Der nächste Grund hievon ist in ge-
störter Innervation - - Paresis des Sphinkters oder Spasmus des Dikta-
tors — zu suchen. Stärkere Heizung des Trigeminus am Auge z. B. durch
Tinct. opii. durch Aetzung der Conjunctiva längs des Limbus mit Lapis
infernalis bewirkt in den meisten Fällen momentan ein (bald vorüber-
gehendes) Engerwerden der Pupille. Die Pupille erscheint weniger dunkel,
weil mehr Licht zum Augengnmde gelangt und also auch mehr Licht
von demselben reflectirt wird.
Die entfernteren Ursachen können sehr verschiedener Natur und
im Auge selbst oder in sehr entfernten Organen zu suchen sein. -
Wenn man an einem sonst normal aussehenden Auge die Pupille grösser
findet, als an dem anderen'-), oder wenn beide Pupillen zugleich grösser
erscheinen, als sich nach dem Alter, dem Kefractionszustande, der Be-
leuchtung und der Punctionstüchtigkeit derselben erwarten lässt, so hat
man Ursache, an gestörte Innervation seitens der Ciliarnerven zu denken,
welche in Lähmung des vom Oculomotorius versorgten Diktators oder
in spastischer Contraction der vom Sympathicus innervirten Radiärfasern
bestehen kann.
1) Die ältere Literatur findet man bei Man? in Graefe et Saeniisch Hand-
buch II. B.. pag. 142. Vmi neueren Beobachtungen sind hervorzuheben: die von
Klein, Brunhuber, Samelson u. Laskiewicz in Zehenders kl. Monatsblatte
1877 und von Nunnely, Lauert 1S77 Mai.
-) Fälle mit differenter Pupillengrüsse (von Jugend auf) gehören zu den
Seltenheiten. Geringe Differenzen kommen bisweilen bei differentem Refractionszu-
stande vor.
298 Ins.
a) Intoxicationsmydriasis. Die bekannten Mydriatica (Präpa-
rate von Atropa belladonna, Hyoscyamns, Datura, Duboisia) können von
der Conjunctiva ans (und wobl auch von der Cutis der Lider und der
Stirn) in das Innere des Bulbus übergeführt worden sein — nach Ein-
träuflungen, Urnschlägen, Salben, Berühren mit verunreinigten Fingern
— oder sie sind in den Kreislauf aufgenommen worden — nach Ein-
verleibung in den Magen, in den Mastdarm (Suppositorien), von ent-
fernten Hautpartien (Pflaster, Salben, Einlegen unter dem Nagel einer
Zehe) oder hypodermatisch (Injectionen). Im ersteren Falle kann die
Wirkung eine unilaterale sein; in letzterem ist sie bilateral und ge-
wöhnlich (nicht immer) noch von anderen deutlichen Intoxicationser-
scheinungen begleitet. Die örtliche wie die allgemeine Intoxication kann
zufällig erfolgt sein; sie ist auch in betrügerischer Absicht (zur Vortäu-
schung schwarzen Staares) vorgenommen worden. Mydriasis ist auch
nach Wurstvergiftung beobachtet worden.
Die Pupille kann ad maximum erweitert und die vollständig un-
bewegliche Iris auf einen kaum über 1 Mm. breiten Ring zusammenge-
zogen sein; sie kann aber auch eine von der Norm wenig abweichende
Weite zeigen, wobei bereits einige Beweglichkeit bemerkbar wird. Je
mehr die pupillenerweiternde Wirkung hervortritt, desto mehr ist auch
die Accommodation lahmgelegt, wenngleich Mydriasis und Accommoda-
tionsparesis zu Anfang und gegen Ende der Arzneiwirkung nicht gleichen
Schritt hält. Je nach der Intensität des Mydriaticums und der kürzer
oder länger fortgesetzten Anwendung kann auch die Wirkung mehr
weniger lange fortbestehen, doch kaum je länger als 8 Tage. Das beste
Antidotum gegen allgemeine Iutoxication sind bekanntlich Morphinin-
jectionen; als örtliches Gegenmittel sind Eserin und Pilocarpin bekannt.
b) Mydriasis als Folge von Steigerung des intraoculären
Druckes kann uni- oder bilateral vorkommen, auch ohne dass äusser-
lich am Bulbus entzündliche Symptome wahrgenommen werden, bei dem
sogenannten Glaukoma simplex. Beim entzündlichen und namentlich
beim acuten Glaukom ist die Pupille stets erweitert und starr, sehr
häutig ungleichmässig, mehr oval als kreisrund. Die ungleichmässige
Erweiterung kann indes - und das ist häufig der Fall - - dadurch be-
dingt sein, dass ein mehr weniger grosser Theil der Iris an einer oder
an einigen Stellen wegen Atrophie auf einen schmalen Saum reducirt
ist. Die atrophischen Stellen zeigen eine schiefer- oder bleigraue Farbe,
die Pigmentlage am Pupillarrande gleichsam vorgeschoben, den Unter-
schied zwischen grossem und kleinem Kreise und die faserige Struciur
der Iris überhaupt verwischt. Durch die Iridektomie kann nur die Mv-
Mydriasis. 209
driasis rückgängig gemacht werden; versucht man die [ridektomie an
einer atrophischen Partie, so ist sie, auch wenn sie gelingt, ohne Ein-
tluss auf die Druckverhältnisse. - Diese Mydriasis, oft in geringem
Grade ausgesprochen, kann insofern als fugax bezeichnet werden, als sie
mit dem wechselnden Binnendrucke steigt und fällt, daher wohl auch
nur zeitweilig wahrgenommen werden kann.
e) Mydriasis in Folge einer suhitanen Compression (Contu-
sion) des Auges kommt selten vor, ohne dass zugleich andere Zeichen
der Einwirkung einer stumpfen Gewalt wahrgenommen werden können
(Blut in der Kammer, Verschiebung der Linse, entzündliche Beaction).
Die verschieden starke Erweiterung ist meistens eine ungleichmässige
(die Iris an einer Seite schmäler). Dabei ist die Accommodation gelähmt,
die Eefraction wohl auch astigmatisch. Die AfFection beruht wahrschein-
lich auf Berstimg oder Dehnung von Ciliarnerven im Corpus ciliare, wie
sie Berlin experimentell bei Kaninchen nachgewiesen hat. Da man diese
Veränderungen nicht sehen kann, lässt sich auch durchschnittlich keine
bestimmte Prognosis stellen. Die Behandlung ist in frischen Fällen die
der Contusion überhaupt.
d) Die Annahme einer Mydriasis ex refrigerio überhaupt stützt
sich auf die Angabe verlässlicher Beobachter, nicht nur dass sie die
unmittelbare Aufeinanderfolge, sondern auch dass sie Heilung nach blos
örtlicher Behandlung, namentlich mittelst des constanten Stromes wie-
derholt gesehen haben, wie das ja auch bei Lähmung einzelner Augen-
muskeln, namentlich des M. abducens nicht selten beobachtet worden ist.
Handelt es sich aber in einem gegebenen Falle um die Bestimmung der
Prognosis und der Therapie, so erheischt es die Umsichtigkeit des Arztes,
nicht leichterdings auf die Aussagen des Kranken allein hin die Dia-
gnosis zu stellen, sondern Bücksicht auf den Gesammtorganismus und auf
das Vorleben zu nehmen und Kefrigerium erst dann als Ursache gelten
zu lassen, wenn andere Causalmomente mehr weniger sicher ausgeschlossen
werden können.
e) Nicht selten stellt sich Lues als Ursache einer unilate-
ralen Mydriasis heraus, welche plötzlich ohne äussere Veranlassung
oder auch angeblich nach Verkühlung entstanden ist oder mit Glieder-
schmerzen, die als rheumatische angesehen werden, in Verbindung ge-
bracht wird. Sehr interessante Belege hiefür hat Dr. Alexander in
Aachen gegeben, welchem vermöge seiner Stellung ein reiches in dieses
Gebiet einschlagendes Beobachtungsmateriale zu Gebote steht1).
') Alexander über einseitige Accommodationslähmung und Mydriasis auf
syphilitischer Basis. Berliner klin. Wochenschr. 1878, Nr. 20.
300 Iris.
f) Leicht ist die Diagnosis bei Mydriasis und Acconirnoda-
tiousparesis nach Diphtheritis, welche immer bilateral auftritt1).
Die Individuen gehören meistens dem Kindesalter an und werden dorn
Arzte im Stadium der Beconvalescenz von der Halsaffection wegen Seh-
schwache (nach Wiederaufnahme des Schulbesuches) vorgeführt. Oft wird
man schon durch die näselnde Sprache auf die Untersuchung des Gau-
mensegels gelenkt, oft durch die Blässe der Kinder zum Nachfragen
nach einer vorausgegangenen Krankheit veranlasst. In manchen Fällen
erfährt man erst bei eindringlicher Nachforschung, dass eiue „leichte
Halsentzündung vor einigen Wochen" vorhanden war, welche gar nicht
ärztlich behandelt wurde. - - Die Prognosis ist durchaus günstig; die
Affection geht im Verlaufe von 5 — 6 Wochen zurück, möglicherweise
auch ohne ärztliche Behandlung. Ich habe die Heilung zu begünstigen
gesucht durch allgemein roborirendes diätetisches Verhalten, durch warme
(später kalte) Bäder, durch Präparate von China, Eisen und analoge
Mittel. Die Augen wurden behufs massiger Arbeit anfangs durch stär-
kere, dann durch schwächere Convexgläser unterstützt, bis die Accomino-
dationskraft wieder gehörig erstarkt war.
g) Bei Mydriasis und Accommodationslähmung mit gleichzeitiger
Oculomotoriuslähmung (eines, mehrerer, aller vom N. oculomot.
versehenen Muskeln) findet man die Pupille wohl erweitert, aber nicht ad
maximum. und kann dieselbe durch Mydriatica überhaupt noch beträcht-
lich erweitert werden. Diese Mydriasis bildet eigentlich nur eine Theil-
erscheinung der Oculomotoriuslähmung und ist in prognostischer und
therapeutischer Beziehung nach den Ursachen dieser letzteren zu beur-
theilen.
h) Die Mydriasis bei amaurotischen Zuständen wird mit diesen
zugleich besprochen werden.
Die Mydriasis von überwiegender Contraction des Dila-
tators tritt in manchen Fällen nur flüchtig (vorübergehend, anfallsweise)
in anderen anhaltend (Wochen, Monate lang und darüber) auf, je nach
dem die ihr zu Grunde liegende Heizung des N. sympathicus eine vor-
übergehende oder eine permanente ist. Als fugax ist sie bei Anfällen
von Hemicranie, bei Geistesstörungen, bei Helminthiasis, als tenax bei
Atfectionen in der Nähe des Ganglion cervicale supremum beobachtet
') Donders im Archiv luv holländ. Beiträge zur Natur- und Heilkunde. B.
II. Heft 4.
Jacobson klin. Mittheilungen in Arch. f. 0. XI. b, pag. 47.
Myosis. 301
worden. Mehr hierüber bei Förster in Graefe et Saemisch Eandbuch,
VIT. B., 126.
2. Der Ausdruck Myosis bezeichnet rinn tn-v;< w < >Iim Im he Engheil
der Pupille <>ines oder beider Augen, welche wegen Mangels materieller
Veränderungen am Auge zunächst nur auf fehlerhafte Innervation der
Irismusculatur bezogen werden kann.
Die ganz reine und von Exsudaten freie Pupille, deren Durchmesser
durchschnittlich auch beim Fernblick auf 1 — 1,5 Mm. geschätzt werden
kann, lässt sich weder durch Beschattung noch durch Mydriatica gehörig
erweitern, die vordere Kammer ist seicht, die Accommodationsbreite nicht
dem Alter entsprechend gross. Je enger die Pupille, desto mehr zeigt
sie Nachtheile der stenopäischen Brillen: der Kranke braucht auch bei
intacter Netzhaut zum Sehen stärkere Beleuchtung der Objecto und
nimmt nur die in und nächst der Sehachse befindlichen Objecto wahr,
ist daher auch schlecht orientirt (auch wenn kein Mitleiden des Seh-
nerven vorhanden ist).
Die durch Medicamente (Eserin, Pilocarpin) hervorgerufene
Myosis hält immer nur kurze Zeit wenige Stunden --an und ist
mit Einstellung des Auges für seinen Nahepunkt verbunden.
Im Säuglings- und im Greisenalter sind die Pupillen de norma
sehr enge. Auch Hypermetropen haben durchschnittlich eine relativ enge
und scheinbar nicht ganz runde Pupille. Leute, welche sich anhaltend
mit feiner Arbeit beschäftigen, namentlich Uhrmacher. Graveure, Gold-
arbeiter u. dgl. acquiriren in späteren Jahren gewöhnlich eine auffallende
fv:gli(it der Pupille, welche indes keinen anderen Nachtheil mit sich
zu bringen pflegt als das Bedürfniss intensiverer Beleuchtung der Objecte
oder stärkerer Convexbrillen. In allen diesen Fällen kann die Engheit
der Pupille noch als physiologisch angesehen werden, namentlich wenn
das Auge den Mydriaticis keinen auffallenden Widerstand entgegensetzt.
Die Myosis von spastischer Contraction des Sphinkters
kommt zunächst 'bei Eeiz- und Entzündimgszuständen am Bulbus vor
und wurde bei Besprechung derselben bereits erwähnt. Auch die Veren-
gerung der Pupillen, welche bei Meningitis, vor apoplektischeu Anfällen,
bei manchen Vergiftungen (Alkohol, Opium, Nicotiana etc.) im Excita-
tionsstadium so wie bei hysterischen oder epileptischen Anfällen beob-
achtet wird, ist füglich auf Reizung der den Sphinkter iridis versorgen-
den Zweige des N. oculomotorius zu beziehen, daher im Allgemeinen als
transitorisch anzusehen.
Die Myosis in Folge von Lähmung des Halssympath'icus
kann isolirt (wenigstens als einzig auffallendes Symptom) auftreten, wie
302 Ins.
in einem von Kaempf ') beobachteten Falle nach einem Stiche in die
rechtsseitige Halsgegend, oder im Vereine mit anderweitigen Erschei-
nungen, au der entsprechenden Gesichtshälfte, welche Homer') zuerst
näher bezeichnet hat. Dem Kranken und der Umgebung fällt ein ver-
meintliches Kleinerwerden des Auges an der kranken Seite auf. Es wird
uämlich die Lidspalte (bei Mangel jeder Reizerscheinung) nicht gehörig
geöffnet wegen Lähmung der von H. Müller 3) beschriebenen glatten,
vom Sympathicus versorgten Orbitalmuskelfasern (M. palpebralis superior
et inferior Mülleri); das obere Lid sinkt ein wenig herab, wogegen das
untere etAvas höher als sonst bei normal offen gehaltener Lidspalte zu
stehen kommt. Nebst dieser Veränderung der Lidspalte, welche Homer
als eine eigene Form von Ptosis beschrieben hat, findet man in der
ersten Zeit der Erkrankung stärkere Röthung, erhöhte Temperatur und
vermehrte Schweissabsonderung an der entsprechenden Gesichtshaut
(Stirn), später wird die betreffende Gesichtshälfte blass, minder
warm und gar nicht mehr schwitzend. (Bei einem Manne konnten
wir diese frappante Differenz in der Schweisssecretion an. dem Futter des
Hutes nachweisen). Dass diese Differenz im Uebergangsstadium eine Zeit
lang fehlen könne, ist selbstverständlich. Minder deutlich pflegt eine Her-
absetzung der Spannung des betroffenen Bulbus zu sein, und ebenso
ein gewisser Grad von Zurückgesunken sein desselben in die Orbita.
Diese (sehr seltene) Affection ist sowohl bei Männern als bei
Weibern (meistens erst in der 2. Lebenshälfte) beobachtet worden, und
nur in einigen Fällen konnte die entferntere Ursache bestimmt oder
annäherungsweise ermittelt werden. In Kaempfs (leider oberflächlich
beschriebenen) Falle war Verwundung am Halse vorausgegangen. In
einem von F. von Willebrand4) beschriebenen Falle wurde Heilung
erzielt, indem es gelang, Drüsenanschwellung um und unter dem M.
sternocleidomastoideus, von welcher auch zeitweilige Schmerzen im Arme
angeregt worden waren, durch Behandlung mit Mercurial- und Jod-
mitteln zu beseitigen. Auch Wecker 5) gelang es, durch geeignete Jod-
behandlung die als Ursache supponirte Struma (eines 30jährigen Mannes)
') Gesellschaft der Wiener Aerzte, Anzeiger 1872, Nr. 10.
2) Zehender klin. Monatsbl. 1869, pag. 193. Nicati la paralysie du nerv
sympathique cervicale. Lausanne 1873 (Dissertation).
3) Ueber einen glatten Muskel in der Augenhöhle. Zeitschr. für wissensch.
Zoologie IX. B. u. H. Müller's gesammelte Schriften v. 0. Becker. Leipzig 1872.
*) Archiv f. Ophth. I. B., p. 319.
5) Graefe et Saemisch Handbuch IV. B.. pag. 564.
Form- und Lagevefänderung. 303
und hiemit die Mjosis rückgängig zu machen. Bei einem Frauenzimmer
(circa 35 Jahre) konnte ausser Taenia kein Krankheitsmoment constatirt
und füglich mit dem Sympathicusleiden in Verbindung gebracht werden;
die Kranke konnte sich aber nicht zu der ihr deshalb vorgeschlagenen
Cur entschliessen und blieb aus. Reuling ') in Baltimore sah in
einem Falle von Myosis nach einer bereits vernarbten Schusswunde in
der linken Halshälfte unter dreiwöchentlicher Anwendung des konstanten
Stromes und Einreibung von Ung. cinereum mit Extr. hyoseyami an der
Narbe die Neuralgie im Arme und das Augenleiden verschwinden.
Die Myosis spinalis tritt in den meisten Fällen bilateral auf.
Sie steht mit der Erkrankung des Kückenmarkes, besonders mit der
grauen Degeneration der Hinterstränge im Causalnexus und wird daher
bald als Vorbote, bald als Begleiter von Sehnervenatrophie mit Einen-
gung des Sehfeldes (in einem Sector, in der Hälfte der Netzhaut) beob-
achtet. Bei genauerem Examen findet man dann auch andere ataktische
Erscheinungen, träge Stuhl- und Harnentleerung, Impotenz, schwanken-
den, schlotternden Gang, Kriebeln oder Ameisenlaufen in den Extremi-
täten u. s. w.
3. Veränderte Lage, gestörte Continuität. In welcher
Weise die Lage der Iris relativ zur Cornea verändert werden könne
nach Durchbruch oder Durchbohrung der Cornea, nach Iritis, Kyklitis
oder Skleritis, wurde bereits angegeben. Die verschiedene Lage bei
Myopie und bei Hypermetropie wird bei Erörterung der Eefractions-
anomalien erörtert werden. Daher kommen hier nur folgende Zustände
zur Betrachtung.
a) Iridodonesis, Schlottern der Iris. Man sieht die Iris bei raschen
Blickänderungen des Auges gleichsam zittern oder schlottern, weil (wie
manchmal bei hochgradiger Myopie) nicht nur vor, sondern auch hinter
ihr eine grössere Menge von Kammerwasser vorhanden ist, oder weil
die Linse fehlt (allenfalls in den Glaskörper versenkt ist), oder aber
weil die Linse wegen mangelhafter Befestigung am Ciliarkörper durch
die Schwankungen des Kammerwassers und des Glaskörpers in Mitbe-
wegung versetzt wird. (Vergl. Krankh. der Linse).
b) Iridodialysis, theilweise Ablösung der Iris vom Ciliarkörper,
ist gewöhnlich die Folge eines Trauma (violenta), kann aber auch durch
allmälige Dehnung oder Abzerrung, wie pag. 139 bemerkt wurde, spon-
tan herbeigeführt werden. Die traumatische Dialyse ist, falls nicht eine
Perforation der Cornea stattfand, jedesmal die Folge einer vehementen
') Knapp's Archiv IV., pag. 117.
304 Ins.
Contusion oder Compression des Bulbus. Indem die Cornea momentan
abgeplattet und somit der Kreis, welchen der Corneoskleralbord und das
mit ihm fest verbundene Corpus ciliare besehreibt, erweitert wird, wäh-
rend der Sphinkter iridis sich contrahirt, reisst die zackige Verbindung
der Iris mit dem Ciliarkörper in mehr weniger grosser Ausdehnung ein
und es entsteht eine zweite Communicationsöffnung zwischen der vorderen
und hinteren Kammer, die sich gleichsam als zweite Pupille präsentiren
kann. Die nächste sichtbare Folge ist Blutaustretung in die Kammer;
manchmal findet man, selbst bald nach der Verletzung, nur an der
Stelle des Einrisses ein wenig Blut, welches ihn verdeckt. Die Zerreis-
simg gibt sich aber selbst dann, wenn man keine Lücke sehen kann,
überdies dadurch kund, dass die Pupille eigenthümlich entrundet er-
scheint; indem der Sphinkter an der Stelle, wo die Dialysis erfolgte,
keinen Widerstand rindet, geht er aus der Form des Bogens in die der
Sehne über; die Pupille wird mehr weniger nierenförmig, besonders wenn
man sie erweitert. Beschreibt der Bogen der Ablösung ein Drittel, die
Hälfte des Umkreises, so kann es geschehen, dass die eigentliche Pupille
in einen schmalen Spalt verwandelt oder ganz verlegt erscheint. Nach
totaler Dialyse sah ich die in ein kleines graues Klümpchen zusammen-
geschrumpfte Iris unten am Boden der Kammer liegen; der Verletzte
(im Jahre 1841) konnte schliesslich noch Finger zählen, Kupfer- und
Silbermünzen nach Grösse und Farbe unterscheiden. Kleine Dialysen
haben an und für sich wenig zu bedeuten; sie fordern aber auf, nach-
zuforschen, wie sich die Lage und Form der Linse verhält (wegen Deh-
nung oder Zerreissung der Zonula), ob zugleich Risse im Ciliarmuskel
(Accommodationslähmung) oder in der Chorioidea, vielleicht auch Ver-
änderungen in der Netzhaut eingeleitet worden seien.
c) Qu er risse der Iris können zugleich mit violenter Dialysis auf-
treten und erstrecken sich dann vom Pupillar- bis in den Ciliarrand, oder
sie erscheinen gleichsam als Fissuren des Sphinkters und sind dann wahr-
scheinlich durch das Anprallen der (harten) Linse gegen die gespannte
Iris im Momente eines heftigen Stosses von vorn nach hinten bewirkt.
d) Scheinbarer Mangel der Iris kann dadurch vorgetäuscht
werden, dass die Iris ganz oder grösstenteils nach hinten umgeklappt
ist (Ammon's Ei Senkung), wenn in Folge eines heftigen Schlages
auf den Bulbus die Linse in den Glaskörper geschleudert und dieser
nach vorn gedrängt wurde. 0. Becker hat einen solchen Fall in seinem
Atlasse abgebildet.
e) Cysten in der Iris werden leicht als solche erkannt, wenn
ihr Inhalt ganz oder beinahe was s er klar ist. Ein blasenförmiges
Cysten. :;i>;,
Gebilde in der vorderen Kammer erstreckt sich von einer peripheren,
mehr weniger breiten Stelle, d. i. vom vorderen Iriswinkel ans gegen
oder l>is in das Reich der Pupille. Manche Kranke haben das Vorhan-
densein eines solchen Gebildes an der Peripherie der Cornea schon
lange vor dessen Vorrücken gegen die Pupille bemerkt. Die vordere
Wand schlichst sich unmittelbar an die Cornea an, und ihre Durchsich-
tigkeit wird nur durch mehr weniger deutliche Trübung der sie bedecken-
den Partie der Cornea gedämpft. Die hintere Wand lässt sich nicht
durchleuchten, indem sie mit der Pigmentschicht der Iris belegt ist;
sie kann dunkel erscheinen oder einen stahlgrauen Reflex darbieten. Zu
beiden Seiten ist die Wandung der Blase gewölbt, daher von der
angrenzenden gesunden Partie der Iris scharf abgegrenzt und über die-
selbe etwas überhängend. Am stärksten tritt die Wölbung der Blasen-
wandung centralwärts hervor; hier bildet die Blase eine Kuppel, deren
hintere Wand sich unter einem spitzen Winkel an die Linsenkapsel
anlegt, ohne mit dieser verklebt zu sein. Alle diese Verhältnisse werden
leicht begreiflich, wenn man sich denkt, eine Blase habe sich im Paren-
chyni der Iris da, wo diese an der vorderen Fläche des Ciliarkörpers
haftet, allmälig entwickelt und sich nach jenen Richtungen entfaltet, in
welchen sie am wenigsten Widerstand zu überwinden hatte. Zunächst
wird die vor der Cyste gelegene Partie des Irisgewebes gegen die Cornea
gedrängt, weiterhin aber erfolgt die Spaltung des Irisgewebes in eine
vordere und hintere Lamelle nach beiden Seiten und gegen den Pupil-
larrand hin. In weniger weit gediehenen Fällen kann man den kleinen
Kreis der Iris oder doch den Pupillarrand noch deutlich sehen und erst
bei den höheren Graden kommt derselbe mehr an die hintere Wand
der Blase zu liegen, so dass er dem Blicke entzogen wird, aber an der
gegen den Pupillarrand abfallenden, oft auch an den seitlichen Partien,
welche mit der umgebenden Iris einen deutliche!! Winkel bilden, lässt
sich sehr oft, besonders an Augen mit brauner Iris, noch Irispigment
in der Wandung* der Cyste wahrnehmen. Oefters zeigt eine solche Cyste
einen leichten Perlmutterglanz, vielleicht weil ihre Hülle mit einer etwas
mächtigeren Lage platter Zellen (Epithelien) ausgekleidet ist.
Schwieriger und vielleicht nur unter Ausschliessung anderer Neu-
gebilde in der Iris ist die Diagnosis, wenn der Inhalt der Cyste
trüb oder mehr weniger solid (nicht flüssig) ist. Einen solchen Fall
hat Monoyer ') als Perl geschwul st der Iris beschrieben und abge-
bildet. In einem von Richard publicirten Falle enthielt eine doppel-
') Epithelioma perle ou margaritoide de l'iris, Paris 187*2.
v Arlt, Krankh. des Auges. 20
30 G Iris.
lappige opalblaue Cyste eine gelatinöse Flüssigkeit, in einem von
Turner 1) und in einem von Feuer -) beschriebenen war der Inhalt
der Cyste theilweise getrübt; A. v. Graefe 3) bezeichnet den Inhalt
einer Cyste, welche zugleich kurze Härchen einschloss, als griitze- oder
breiartig und in einem zweiten Falle, wo die Cyste durch eine Cilie in
der vorderen Kammer verursacht worden war, bestand der grützeähn-
liche Inhalt ans grossen abgeplatteten Epidermiszellen, daher sie auch
als Epiderinoidalgeschwulst in der vorderen Kammer bezeichnet
wurde. In solchen Füllen kann theils die Blasenform, theils die Con-
statirung einer längst vorausgegangenen Verletzung des Auges das
Erkennen erleichtern.
Fast in allen bisher publicirten Fällen *) halten die Kranken aus-
gesagt, dass sie sich einige Monate oder einige Jahre (vor ihrer Prä-
sentation) an dem Auge verletzt hatten und zwar mit einem Instrumente,
welches wohl geeignet war. die Cornea zu perforiren. Meistens wurde
ein Stich mit einer Scheere, einem Messer, einer Gabel, oder das An-
prallen eines dünnen Drahtes, eines scharfkantigen Stahles o. dgl. als
Urheber der Verletzung bezeichnet. Fast in allen Fällen wurde die
Narbe, welche den Angriffspunkt des verletzenden Körpers bezeichnete,
an der Corneoskleralgrenze, also in jener Region gefunden, von welcher
die Neubildung ausgegangen, an welcher diese von aufmerksamen Kran-
ken schon lange bemerkt worden war, bevor sie dieselben durch Vor-
rücken in das Pupillarbereich zur Consultation eines Arztes bestimmt
hatte. In dem von Monoyer beschriebenen Falle war die Cornealnarbe
beinahe im Centrum gelegen, während die Geschwulst sich unten aussen
(vom vorderen Iriswinkel aus) entwickelt hatte und eine kleinere ihr
diametral entgegengesetzt (innen -oben) in der Entwicklung begriffen
war. In dem Falle, welchen A. v. Graefe im VII. Bande seines Airlines
(2. Abth., pag. 139) und im X. B. (2. Abth., pag. 211) sehr ausführlich
beobachtet und geschildert hat. lag die Perforationswunde am unteren
Rande der Cornea, und hatte sich nach zwei Jahren ein intensiv weisser,
fast glänzender Zapfen mit breiter Basis von oben und zwar aus dun
vorderen Iriswinkel entwickelt. In dem einen wie in dein anderen Falle
war es aber eine bei der Perforation der Cornea mit in das Auge ein-
') Citirt von Rothmund in Zehender's klin. Monatsbl. 1872, pag. 202.
:) Zehender klin. Monatsbl. 1873, pag. 110.
3) Ueber eine haarhalti^e Balggeschwulst im Inneren des AugeSj A. f. 0. III. b.
412, VII. b, pag. 13i) und X. a. p. 24.
l) Rothmund in Zehender's klin. Monatsbl. L872, u. Wecker in Graefe
• t Saenrisch Handbuch IV. B.. pag. 540.
Cysten. 307
gedrängte Cilie, welche mit ihrem dickeren scharf abgestutzten Ende
an der Stelle sass, wo sich später die Cyste entwickelte. Wenn in
einem oder dem anderen Falle eine Verletzung nicht angegeben wurde,
oder selbst keine Narbe vorgefunden werden konnte, so dürfen wir nicht
ausser \ * 1 1 1 lassen, dass wir mitunter einen kleinen Fremdkörper im
Auge (namentlich in der Linse) vorfinden, ohne dass der Träger des-
si Iben sich einer Verletzung erinnert, und dass die Einbruchspforte,
wenn sie im Skleralborde liegt, später bis zur Unsichtbarkeit vernarbt
sein kann.
Was nun die Entstehung- der Iriscysten und deren Zusammen-
hang mit dem vorausgegangenen Trauma betrifft, so hat zunächst
Kothin und1) daraufhingewiesen, dass bei solchen Verletzungen nicht
nur Cilien, sondern auch Partikelchen von der Lidhaut (Epidermis) oder
von dem epithelialen Ueberzuge des Bulbus mit in den Bulbus, respec-
tive in die Iris eingeführt werden und die Veranlassung zu epidermoider
Wucherung geben können. Sattler ~), welcher sich der Hauptsache
nach der obgenannten Auffassung anschliesst, bemerkt über die Ent-
wicklung der serösen Cysten: „Seit wir wissen, dass abgelöste Epithel-
und Endothellagen, Muskelstückchen u. a. in seröse Höhlen gebracht,
daselbst fortleben, aus alten Zellen neue, selbst RiesenzeÜen producirt
weiden, ist die Annahme sehr nahegelegt, dass auch Gewebselemente,
in mit Lymphe durchtränkte Bindegewebsspalten eingeführt, dort wohl
erhalten bleiben, vielleicht selbst bis zu einem gewissen Grade zu pro-
liferiren im »Stande sind. Immerhin ist es wahrscheinlich, dass in Folge
des, wenn auch noch so geringen, aber andauernden Reizes durch die
Anwesenheit des Eindringlings das umgebende Gewebe zu reactiver
Thätigkeit angeregt wird und die jenem zunächst liegenden Gewebs-
lücken durch exsudirtes Serum auseinander gedrängt werden. So kann
ein mit Serum erfüllter Hohlraum entstehen, um den das Gewebe sich
etwas verdichtet und mit einer endothelialen Zellenlage auskleidet, wo-
durch die Lücke von der Umgebung gewissermassen abgeschlossen wird.
In diesem Zustande mag nun die kleine Cyste mehr oder weniger lange
Zeit persistiren, bis durch ein äusseres Accidens plötzlich vermehrte
Exsudation und rasche Vergrösserung eingeleitet wird, oder auch lang-
sam an Umfang zunehmen, indem durch die Anwesenheit und das
Wachsthum der Fremdbildung selbst stets ein gewisser Grad von Reizung
unterhalten wird.1' .,Da wir es mit einer pathologischen Neubildung zu
') Heidelberger Versammlung 1871 und Zehender klin. Monatsbl. 1872.
-) Zehender klin. Monatsbl. 1874, pag. 127 (pag. 148).
20*
308 Ins.
thun haben, kaiin es nicht Wunder nehmen, wenn bei wuchernder Pro-
duction von Endothel eine mehrschichtige Lage zuweilen zu Stande
kommt, und es ist sehr wohl verständlich, dass bei erhöhter Reizimg
Eiter oder Blut am Boden der Cyste auftreten kann; und ebenso erklärt
sich das Vorkommen mehrkämmeriger Cysten bei dieser Auffassung ohne
Schwierigkeit." „Wollten wir die serösen Iriscysten in eine der bekannten
Kategorien der Cystengesehwülste einreihen, so hätten wir sie mit dem
meisten Rechte zu den Exsudation s Cysten zu stellen." — Ich möchte
hinzufügen, dass zur Einpfropfung epidermoidaler oder epithelialer
Elemente in das Gewebe der Iris sich wohl nur jene Partie der Iris
eignet, welche noch auf dem Corpus ciliare aufsitzt, also eine unnach-
giebige Unterlage hat; möglich auch, dass das feine Balkenwerk des
Ligam. pectinatum einen besonders günstigen Boden für die Aufnahme
und Entwicklung der eingepfropften Gebilde abgibt. In den Fällen mit
breiartigem Inhalte (Monoyer, Graefe) darf man wohl annehmen,
dass durch die in dem peripheren Theile der Iris eingezwängten Cilien
ein stärkerer Reiz ausgeübt worden sei. — Was v. Wecker ') als
Cystenbilduug nach Einstülpung und Absackung einer Partie der Iris
beschrieben hat, ist bisher noch nicht anatomisch untersucht worden,
jedenfalls von dem, was sonst als Cystenbilduug beschrieben worden ist,
klinisch durchaus verschieden.
Die Iriscysten werden zunächst dadurch gefährlich, dass sie in das
Pupillarbereich vorrücken und dasselbe schliesslich ganz verlegen können.
Ein weiterer Nachtheil kann durch Druck auf die Linse herbeigeführt
werden. Iritis oder Iridozyklitis und consecutiv sympathische Entzündung
in dem zweiten Auge dürfte in den zur Beobachtung gelangten Fällen
nicht durch die Cyste selbst, sondern durch gleichzeitig vorhandene.
Cilien oder durch äussere Schädlichkeiten veranlasst worden sein. Eine
partielle Dialysis der Iris neben der Cyste, wie sie einige Male beobachtet
wurde, kann zur Zeit der Verletzung, aber auch nachträglich bei rascherem
Wachsen der Geschwulst entstanden sein.
Wenn die Geschwulst so gross ist. dass man darauf rechnen kann,
mit einem Lanzenmesser, im Skleralborde eingestochen, eine circa 4 — 5 Mm.
lange Wunde bilden zu können, ohne mit der Spitze der im Innern der
Cyste gegen die Kuppel vorgeschobene Lanze diese letztere selbst zu
durchbohren, so darf man erwarten, dass beim Herausziehen der Lanze
unter leichter Drehung sich der Inhalt der Cyste durch die Wunde
entleeren und auch, dass die Cyste durch das Kammerwasser werde
') Graefe et Saemisch Handbuch IV. B.. pag. 543.
Neugebilde. 300
umstülpt und hervorgedrängt werden. Geschieht Letzteres nicht, so kann
man die zusammengesunkene Cystenwand (deren Kuppel) mit einer
Pincette hervorholen und knapp abschneiden. Diese Methode hat den
Vortheil, dass nichts von dem Inhalt der Cyste im Auge zurückbleibt.
Die vordere Wand - und diese bildet den grössten Theil der Hülle
kann sammt den Seitenwänden beinahe ganz excidirt werden, da sie
mit der Descemeti nicht verwachsen, höchstens verklebt ist, und von
der hinteren, mit Pigment belegten Wand ist es sogar wünschenswerth,
dass wenigstens ihr peripherer Theil im Auge bleibe. - - Wenn aber
die Cyste so klein ist, dass sieh diese Procedur voraussichtlich nicht
werde durchfuhren lassen, namentlich wenn kleinere oder selbst etwas
grössere Cysten undurchsichtig sind, so muss man entweder mit einem
Graefe'schen Messer einen flachen Bogenschnitt machen, ungefähr so
wie man ihn behufs der Linsenextraction bei sehr enger Vorderkammer
ausführt, oder neben der Cyste mit einem Lanzenmesser einstechen
und den Schnitt nach der Cyste hin mit einem Couteau mousse so er-
weitern, dass man mit einer Curette eingehen und die Cyste durch
die Wunde hervordrängen kann.
4. Als Teleangiektasie beschrieb Mooren ') eine Geschwulst
an dem äusseren Iristheile des rechten Auges von der Grösse (?) und
dem Aussehen einer Brombeere. Sie reichte bis an die Cornea und war
an ihrer Oberfläche von einzelnen ektasirten Gefässen durchzogen. Sie
war seit einem Jahre bemerkt worden und hatte nur zeitweilig Seh-
störung bewirkt, indem bei schüttelnden Bewegungen des Kopfes und
rascher Vorbeugung die vordere Kammer sich mit hellrothem Blute
füllte, welches nach minutenlanger ruhiger Haltung völlig verschwand.
Ein operativer Eingriff wurde verweigert, weil das Uebel sonst keinerlei
Beschwerden verursachte. Vier Jahre nach der ersten Untersuchung
hatte sich die Geschwulst ungefähr um 7s mres früheren Volumens
reducirt, sie hatte eine schmutzig graue Farbe angenommen und statt
der Gefässektasien waren zahlreiche isolirte Pigmentablagerungen vor-
handen; die Blutung in der Kammer war seit einem Jahre (vor dieser
Untersuchung) nicht mehr bemerkt worden. Das Auge erblindete schliess-
lich unter den Erscheinungen der Drucksteigerung.
5. Eine stationäre angeborne Pigmentgeschwulst der Iris sah
A. v. Graefe3) bei einem Mädchen von 15 Jahren. Sie sass am unteren
Pupillenrande, mass horizontal VL"', vertical 1 '"und reichte beinahe
') Ophthalmiatv. Beob. Berlin 1867. pag. 125.
a) Archiv f. 0. VII. b, p. 35.
310 Iris.
bis au die Cornea. Die Farbe war sehwärzlichbraun wie das Pigment
am Pupillarrande, die Oberfläche glatt, die Umrisse gleichmässig abge-
rundet; sie bewegte sieh vollkommen mit der Iris und beengte den
Pupillarraum ein wenig von unten her. - Eine ähnliche, etwas kleinere
und mehr kreisrunde Geschwulst .im unteren Segmente der Iris sah ich
bei einer Frau von 70 Jahren an dem rechten Auge, welches einlach
cataractös geworden war. Da später auch das linke cataractös wurde,
und ich nach 4jähriger Beobachtung keine Veränderung dieser Geschwulst
wahrgenommen hatte, machte ich die periphere Linearextraction (nach
oben) und erhielt eines der schönsten Resultate (vor l1/, Jahre).
6. Vom Granuloma iridis (Tuberculosis iridis) und
7. Von dem anfangs leicht damit zu verwechselnden Syphiloma
s. gumma iridis war bereits oben die Rede.
8. Das Melano sarkom kann .-ich ursprünglich in der Iris ent-
wickeln und eine Zeit lang auf dieselbe beschränkt bleiben, geht aber
wohl öfters vom Corpus ciliare oder von der Chorioiclea aus oder ver-
breitet sich in Zeit einiger Monate auf die Nachbarorgane. In einem
von Hirschberg *) beschriebenen Falle aus A. von Graefe's Klinik
hatte sich bei einem 38jährigen Bauer von gesundem Aussehen und
allgemeinem Wohlbefinden binnen einem Jahre in dem rechten Auge
eine schwärzliche Masse entwickelt, und zwar von einer Stelle aus, an
welcher von Jugend auf im „Sterne" ein dunkler Fleck bemerkt worden
war. Die Entwicklung war ohne Schmerzhaftigkeit. ohne Röthe und ohne
Reizerscheinungen am Auge erfolgt, in den letzten Wochen besonders
rasch. Man fand die vordere Kammer zum grösseren Theile von einer
eigenthümlichen dunkelbraunen Masse mit glatter Oberfläche angefüllt,
so dass die sonst unveränderte Iris nur in der oberen Partie sichtbar
war. jedoch auch die Pupille noch als schwarzer Halbmond gesehen
werden konnte, und sowohl das centrale als das exeentrische Sehver-
mögen nicht herabgesetzt war. Die Diagnosis auf eine maligne Geschwulst
wurde durch den Befund an dem sofort enucleirten Bulbus vollkommen
bestätigt. Die Heilung erfolgte ohne jede Störung und der Mann präsen-
tirte sich in einem halben Jahre voll Freude über seine Genesung. -
Bei einem 30jährigen kräftigen Manne, welcher vor 12 Jahren einen
stecknadelkopfgrossen röthlichen Knoten am unteren Pupillarrande be-
merkt hatte, die seit einem Monate rasch gewachsen war (7 Mm. hoch,
5 Mm. breit und 4 Mm. dick), jedoch nicht bis zum Ciliarrande reichte,
*) A. f. 0. XIV. c, 285.
Neugebilde. 311°
unternahm Ch. Kipp ') die Exstirpation der (! (»schwulst in analoger
Weise, wie ich') sie in zwei Füllen vorgenommen halle, und fand 18
Monate später »las Auge (mit uormaler Sehschärfe) noch ganz gesund.
Im 8. Bande p. 241 zählt Knapp noch drei Fälle von günstigem
Erfolge der Exstirpation solcher Geschwülste aus seiner Praxis auf.
Im Allgemeinen wird es wohl gerathen sein, nach Sicherstellung der
Diagnosis, den Bulbus zu enucleiren, besonders wenn man nicht sicher
ist, die Geschwulst vollständig exstirpiren zu können.
9. Cysticercus in der Iris oder in der vorderen Kammer kann
für eine einfache Iriscyste imponiren, aber hei genauerer Beobachtung,
namentlich mit Hilfe focaler Beleuchtung, an den bekannten Eigen-
thümlichkeiten wohl sieher diagnosticirt werden. Die bekannt gewordenen
Fälle sind in Graefe et Saemisch Handbuch IV. 13.. pag. 576 angeführt.
') Knapp's Archiv V. a, 177.
-) Arlt. Operationslehre in Graefe et Saemisch Handbuch III. 420.
Sachregister.
Abflachung der Hornhaut 113, 117, 149.
Abplattung- der Hornhaut 145, 149.
Abschürfung der Hornhaut 172 (89).
Abscess der Hornhaut 156.
Aetzung der Conjunct. 89, der Horn-
haut 179.
Akne conjunctivae (corneae) 85.
Albinismus 294.
Amaurosis (vide Drucksteigerung).
Amblyopia ex anopsia 190.
Amyloide Degeneration 30.
Angioma iridis 309.
Aniridia 296 (304).
Ankyloblepharon 90.
Aquo-capsulitis 223.
Arcus senilis 181.
Astigmatismus 187, 189, 197.
Atresia pupillae 230.
Atrophia bulbi 149, 230, 253, 263, 279,
292, iridis 229, 249, 298.
Augenlidkrampf 67, 74.
Augen, künstliche 149, 277, 283, 285.
Basedqw'sche Krankheit 128.
Berstung der Hornhaut 135, 145, des Horn-
hautstaphyloms 146, der Sklera 212,
216. der Linsenkapsel 138, 116, der Zo-
nula 135, 146, eines Irisvorfalles 140.
Bindehaut: Bluterguss 100, Cysten
102, Dermoid 102, Ecchymosen 2,
24. 87, Entzündung (Blennorrhoe
19, Croup 16. Diphtheritis 57, Exan-
theme 77, Frühjahrskatarrh 7, Katarrh
1, Scrofulosis 62, Traumen 87, Tuber-
culosis 96), Epitheliom 104,Fibrom
105, Granulom 101, Krebs 105,
Lipom 103, Melanom 105, Oedem
v. Arlt, Kranich, des Auges.
3, 100, Polypen 101, Sarkom 104,
Syphilis 86, Tuberculosis 96,
Xerosis 100.
Blasenwurm unter der Bindehaut 102,
in der vorderen Kammer 311.
Blattern (Variola) 78, 160, 256.
Bleiincrustationen 152, 185, 194.
Blennorrhoe desThränensackes 11, 160, der
Bindehaut 19, 24 (der Neugeborenen
24, 37, Tripperblennorrhoe 38).
Blepharitis 11. 68, 180.
Blepharoblennorrhoe 23.
Blepharo-Ophthalmoblennorrhoe 19.
Blepharophimosis 5, 30, 67.
Blepharospasmus 67, 74.
Blosslegung der Iris 139 (Prolapsus iridis).
Bluterguss in der Bindehaut 2, 24, 87, un-
ter der B. 100, in der Kammer 266, 304.
Buphthalmus 215.
Carcinoma conjunctivae 104, 105.
Cataracta accreta 231, capsul. centr.
anterior 137, nach Iritis 231, nach
Netzhautabhebung 231, pyrami-
dalis 137, traumatica 174, 211, 275.
Catarrhus conjunctivae 1.
Centralkapselstaar 137.
Chalazion 11, 101.
Chemosis 21.
Chorioiditis 26 2.
Ciliarfortsätze 257.
Ciliarinjection 2.
Ciliarkörper 257.
Cilien, Einwärtswendung 26.30,87, 185.
in der vorderen Kammer 239.
Cirsophthalmus 147.
Coloboma iridis 295.
314
Sachregister.
Conjunctiva = Bindehaut.
Contagium blenn. 35, diphth. 58, 60.
Contusion des Bulbus 212, 268, 303.
Cornea conica 196. Vide Hornhaut.
Corpus ciliare = Ciliarkörper.
Croup 16.
Cysten subconjunct. 102, in der Iris 304
(174).
Cysticercus subconjunct. 102. in der Kam-
mer 311.
Cystoide Narben 174, 271.
Dehiscenz der Iris 139.
Dermoide Geschwülste 102.
Dialysis der Iris 139, 303.
Diphtheritis conjunct.*57 (faucium 300).
Distichiasis 31.
Drucksteigerung 142. 145, 146, 148, 208,
229, 241, 264, 267, 298.
Druckverband (vide Scbutzverband 153).
Eccbymoma 100 i 2, 21).
Einklemmung der Iris 271.
Ektasia corneae ex panno 33, ex ulcere
135, sklerae 146. 148. 206, 207.
Ektatische Hornhautnarbe 142.
Ektopia lentis 272 (145. 148).
Ektropium palp. 5, 26, 30.
Ekzema conj. et corneae 83.
Entropium 30, 68, 149.
Ersatzgewebe der Cornea 132.
Epithelioma 104 (99).
Exantheme 77 (130).
Excoriationen der Cutis 4. 67, 76.
Exophthalmus 128.
Fettfleck der Bindehaut 96.
Fettgeschwulst unter der Bindehaut 103.
Fibroma papilläre conj. 105.
Fistula corneae 136.
Flügelfell 91.
Fremde Körper in der Bindehaut 87.
Hornhaut 176, Kammer 238, Iris 239,
Linse 241, Ciliarkörper 272. im hin-
teren Augenraume 274.
Frühjahrskatarrh 7.
Gefässbändchen 64, 77.
Gerontoxon 181.
Geschwür in der Bindehaut 3, 81, 83, 86,
97, 98, 99, 104, in der Hornhaut 126.
Glaskörper-Trübung (vide Kyklitis), Vor-
fall 135.
Glaukom 108, 120, 198, 298.
Granulations vesicul. 28, 49.
Granuloma conjunet. 89, 101, iridis 253.
Greisenbogen 181.
Gumma iridis 248.
Gürtelförmige Hornhauttrübung 182.
Haemophthalmus 135.
Herpes facialis 79, H. iris 81, H. zoster 81.
Hornhaut 107, Abscess 156, Bruch
(Keratokele) 134, Entzündung 107.
Fistel 136, 153, Flecke (maculae,
nephelia , leueomata, cicatrices) 189,
Geschwüre 126, Infiltrat 171, In-
krustation 204, Staphylom 143
(conisches 145, partielles 144, tota-
' les 145, Traubenstaphylom 141).
Hydatoditis 109.
Hydrorrhoe 20.
Hydromeningitis 109, 223.
Hypohaema 212, 239, 242, 249, 304.
Hypopyon 164 (131, 158, 162), 222, 266.
Impfung der Blennorrhoe 36, 57.
Infiltrat der Cornea 171.
Inkrustation der Cornea 185, 194.
Intercalarstaphylom 147.
Irideremie 296 (304).
Iridodialysis 139, 3 d.i.
Iridodonesis 303.
Iris 217, Entzündung im Allgemeinen
218, nach Febris recurrens 256,
nach Gonorrhoe 244, von Lues 240.
nach Meningitis 256, von Srofu-
losis 254, sympathisch 256, nach
V a r i o 1 a 256. nach V.e r käl t ung 242,
nach Verletzung 237, Neubildun-
gen in der Iris 304, Vorfall der
Iris 140, 153.
Sachregister.
31
Kalkbilduno- in den Meibora'schen Drü-
sen 11, 30, in der Cornea 34, 130, 185,
in der Linse 281, in Exsudaten nach
Kyklitis 150, 262, 281.
Karunkel 102.
Keratektasia ex panno 33, ex ulcere 135.
Keratitis 107, bullosa 125, consecutiva
124. interstitialis 110, nach In-
termittens 121, von Lues hered.
116, lymphatica s. scrofulosa
111, neuroparalytica 129, rheu-
matica 123, 160, septica 161, sup-
purativa (Geschwür, Abscess, Infil-
trat) 126. traumatica 122, 128,
xerotica 128.
Keratoconus 196.
Keratokele 134.
Krebs der Bindehaut 105.
Kyklitis (Kykloiritis) im Allgemeinen 257,
nach Febris recurrens 289, nach
Meningitis 291, bei Scrofulosis
293 (254), bei Syphilis 293 (246),
sympathica 277, nach Verletzun-
gen 268.
Lähmung des Trigeminus 128, der Accom-
modation 300 (297).
Lagophthalmus 128.
Lederhaut = Sklera.
Lepra 86.
Lichtscheu 67, 74.
Lidknorpel: Infiltration 29, Schrumpfung
30 (87, 97, 99, 104).
Lidspaltenfleck 96.
Linse unvollständig entwickelt 138, Ab-
gang 139, 212, Vordrängung 263, 272,
Zuiückgezogensein 263, Verschiebung
272, Wanderlinse 272, Quellung 272,
Trübung (vide Cataracta).
Lipoma subconj. 103.
Lues heredit. 116, 118, 205, 247.
Lupus conjunct. 86, 99.
Luxatio lentis 272.
Lymphfollikel 28.
Lymphgefässerweiterung 101.
Maculae corneae (vide Hornhautflecke).
Malacia corneae (bei Säuglingen) 129.
Masern 77.
Mcdullarsarkom 104.
Melanosarkom 105, 310.
Membrana pupill. perseverans 294.
Mikrophthalmus 295.
Mydriasis 297.
Myosis 301.
Narben, ektatische der Hornhaut 142.
Netzhautabhebung 231 (211, 229, 262).
Neubildungen in der Conjunctiva 101. in
der Iris (im Ciliarkörper) 304—311.
Nystagmus 191.
Oedema conjunct. calidum 3, frigidum 100.
Onyx 131, 156, 164.
Ophthalmia angularis 4, c atarr ha-
ll s 2, catarrhalis pustularis 3;
aegyptiaca, contagiosa, granulosa. mi-
litaris, trachomatosa (vide Bindehaut-
blennorrhoe).
Osteoma subconj. 104.
Pannus 32, 65.
Panophthalmitis 274 (135, 146, 150, 155,
265).
Papillom am Lidrande 11.
Papulüses Syphilid 86.
Pemphigus conj. 83.
Perforation der Cornea 173.
Photophobie = Lichtscheu.
Phthisis bulbi 149, conjunct, 59, 62, 83,
corneae 148.
Pigmentmangel 294.
Pinguecula 96.
Pityriasis 86.
Polykorie 294.
Polypen 101.
Präcipitate an der Descemeti 223, an der
vorderen Kapsel 222.
Prolapsus iridis 140, 143, lentis 212,
241, 272.
Prothesis oculi artif. 283, 285.
Psoriasis 86.
Pterygium 91.
316
Sachregister.
Ptosis palp. super. 296, 302.
Pupillarmembran, persistirende 294.
Pupillenabschluss 230.
Pupillensperre 230.
Pupillenverlegung 230.
Pyorrhoe 20.
Regenbogenhaut = Iris.
Regeneration von Hornhautsubstanz 133.
Reparation bei Hornhautgeschwüren 132.
Resorptionsgeschwür 152.
Sarkom der Bindehaut 104.
Scharlach 77.
Schrumpfung des Tarsus 30, der Con-
junctiva 31, des Bulbus 229, 262, 265,
279, 292.
Schutzverband 153.
Sclerotica = Sklera.
Scrofulosis 68 (Conjunctiva 62, Hornhaut
111, Sklera 205, 208, Iris und Ciliar-
körper 254).
Secret bei Blennorrhoe 35.
Sklera 203. Entzündung 203, Berstung
212. Wunden 211, Ektasien 215, Sta-
pliylom 215. Protuberanz 215.
Sklerosirung der Cornea 113, des epi-
skleralen Bindegewebes 206.
Staar: Centralkapselstaar 137, Pyrami-
denstaar 137, Polarstaar 296 (vergl.
Iritis , Kyklitis , Netzhautabhebung,
Verletzungen des Bulbus).
Staphyloma intercalare 147, corneae 144,
corporis ciliaris 207, racemosum 141,
sklerae 215, 264.
Sykosis 48.
Symblepharon anterius 59, 83, 90, poste-
rius 31.
Sympathische Entzündung 277 (256).
Synechia anterior 139, 142, posterior 221,
ringförmige 228, totale 230.
Syphilis 86, 87, 98, 104, 116, 205, 208,
246, 293.
Tarsitis 87 (vide Lidknorpel).
Teleangiektasia (in der Iris) 309.
Thränenstauung 11, 160.
Trachom 47, 99.
Traubenstaphylom 141.
Trichiasis 30, 59, 185.
Tripperblennorrhoe 38.
Trübung der Hornhaut 180, angeborene
180, gürtelförmige 182, halbdurchsich-
tige 193, Nachtheile derselben 187.
Tuberculosis conjunct. 96, iridis 251.
Ulcus corneae rodens 131. serpens 131,
165 (vide Hornhautgeschwür).
Umstülpung der Lider, künstliche 13.
Unguis 164 (108, 131, 156).
Varicositas bulbi 147.
Variola 78, 256.
Verband der Augen 153.
Verbrühung des Auges 87, 179.
Verkältung 10, 122, 160, 242, 299.
Verletzungen der Bindehaut 87, der Horn-
haut 172, 275. der Sklera 211. 270,
der Iris 237, der Linse 212. 238,
241, 272, 275, des Ciliarkörpers 268,
272.
Vernarbung, cystoide 174.
Verschwärung der Hornhaut 22, 50, 59,
72, 128—130.
Verziehung der Pupille 141.
Vorfall der Iris 136, 140, 143, 153; der
Linse unter die Bindehaut 212, in
die vordere Kammer 241, von Glas-
körper 135.
Wunden der Bindehaut 90, 102, der Horn-
haut 173, der Ciliarkörpergegend 275,
der Iris 304, der Sklera 211, 269, der
Kapsel (vergl. Berstung, penetrirende
Wunden, fremde Körper).
Xerosis (Xerophthalmus) 100 (31, 59. 144).
-cmS^s-o-
iM. Salier) in Wi
Medicinischer Verlag
von
WILHELM BRAUMÜLLER,
k. k. Hof- und Universitätsbuchhändler
in Wien.
Adler, Dr. HailS, ord. Augenarzt des k. k. Krankenhauses Wieden
und des St. Josef-Kindevspitales. Die während und nach der
Variola auftretenden Augenkrankheiten. Mit besonderer Be-
rücksichtigung der in der Wiener Blattern-Epidemie 1872 — 1873
gemachten Beobachtungen. (Sep.-Abdr. a. d. Viertelj. f. Dermat.
u. Syph. 1874.) gr. 8. [IV. 88 S.] 1875. 60 kr. — 1 M. 20 Pf.
Albert, Dr. Ed., o. ö. Professor der Chirurgie und Vorstand der
chirurgischen Klinik an der Universität in Wien. Diagnostik der
chirurgischen Krankheiten in zwanzig Vorlesungen. Zweite
umgearbeitete Auflage. Mit vielen Holzschnitten, gr. 8.
(Unter der Presse.)
Alexander von Tralles, herausgegeben von Dr. Theod. Pusch-
mann, s. Pu seh mann.
Arlt, Dr. Ferd. Ritter TOll, k. k. Hofrath, Professor an der
k. k. Universität in Wien. Horizontaler Durchschnitt des
menschlichen Auges. Gezeichnet von Dr. C. Elfinger. 1862.
gr. 4. [1 lith. Taf. fol.] 1875. 1/.-2I,
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sicht auf deren gerichtsärztliche Würdigung, gr. 8. [IL 128 S.]
1875. lfl. 50 kr. — 3 M.
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sichtigkeit. Mit 2 Tafeln, gr. 8. [IV. 7 7 S., 2 Taf. 4.] 1876.
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zunächst der Binde-, Hörn- und Lederhaut, dann der Iris und des
Ciliarkörpers. gr. 8. (Unter der Presse.)
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
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Ariieth, Dr. F. H., suppl. Primarius am k. k. Gebärhause und
an der Abtheilung für Frauenkrankheiten. Die geburtshilfliche
Praxis, erläutert durch Ergebnisse der II. Gebärklinik in Wien
und deren stete Vergleichung mit den statistischen Ausweisen der
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Grossbritannien und Irland. Grösstentheils nach Keiseergeb-
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Auspitz, Dr. Heilir., Professor der Dermatologie und Syphilis an
der k. k. Universität, Director der allg. Polyklinik in Wien. Die
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System der Hautkrankheiten, gr. 8. [V. 254 S.] 1881.
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— und Professor Dl*. F. J. Pick. Vierteljahressehrift für Der-
matologie und Syphilis, s. Vierteljahresschrift.
Bade-Bibliothek, s. Braumüller's Bade-Bibliothek.
Banibergei*. Dr. H. YOn, Hofrath und Professor an der k. k. Uni-
versität in Wien. Lehrbuch der Krankheiten des Herzens.
gr. 8. [VIII. 460 S.] 1857. 4 fl. — 8 M.
(Vergriffen.)
Becker, Dr. Otto, Professor der Augenheilkunde an der Universität
in Heidelberg. Vier Tafeln zur Bestimmung des Astigma-
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— — Atlas der pathologischen Topographie des Auges. Ge-
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1. Lieferung-: [VIII. 32 S., Taf. 1—9 u. Deckbl. 4.] 1874. 9/. — 18 M.
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3. „ [VI. 47 S., Taf. 19-30 u. Deckbl. 4.] 1878. 12/. — 24 M.
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— — Die Anomalien der Refraetion und Accommodation des
Auges, s. Don der s.
Becker, Dr. H. T. VOn, erster Secundararzt des Kronprinz Rudolf -
Kinderspitals. Zur Pathologie und Therapie der Rachen-
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herrschenden Epidemie. Zwei Vorträge, gehalten im Verein der
Aerzte in Nieder- Oesterreich, Section Wien. gr. 8. [IV. 72 S.] 1877.
80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Bednar Bernatzik. ;>
Bednar, Dl*. Alois, weil. Docent der Kinderkrankheiten an der
k. k. Universität in Wien. Lehrbuch der Kinderkrankheiten.
gr. 8. [XX. 594 S.] 1856. 6 fl. — 12 M.
— — Kinder-Diätetik, oder naturgemässe Pflege des Kindes
in den ersten Lebensjahren, mit besonderer Berücksichtigung
der noch dabei herrschenden Irrthümer und Vorurtheile. 8.
[IV. 275 S.] 1857. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Benedikt, Mor. Anatomische Studien an Verbrecher-Gehirnen.
Für Anthropologen, Mediciner, Juristen, Psychologen bearbeitet.
Mit 12 Tafeln und 8 Holzschnitten, gr. 8. [XVI. 151 S. 12 Taf. 8.]
1879. 1 fl. 50 1er. — 15 M.
Bericht, ärztlicher, aus dem k. k. allgemeinen Krankenhause
zu "Wien, vom Civiljahre 1854. Mit 23 Tabellen und 2 litho-
graphirten Tableaux. Im hohen Auftrage des Ministeriums des Innern
veröffentlicht durch die Direction des k. k. allgemeinen Kranken-
hauses, gr. 8. 1855. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
— — vom Civiljahre 1855. Mit 2 synoptischen Tabellen und einer
graphischen Darstellung in Farben, gr. 8. 1857.
1 fl. 80 kr. — 3 M. 60 Pf
vom Civiljahre 1856. gr. 8. 1857. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
vom Civiljahre 1857, 1858, 1859, 1860, 1861, 1862, 1863,
1864, 1865, 1866, 1867, 1868 und 1869. gr. 8. 1858 — 1870.
ä 2 fl. 20 kr. — 4 M. 40 Pf.
vom Jahre 1870, 1871, 1872, 1873, 1874, 1875, 1876,
1877, 1878 und 1879. gr. 8. 1871 — 1880. ä 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Bericht, ärztlicher, des k. k. Gebär- und Findelhauses zu Wien,
vom Solarjahre 1856, 1857, 1858, 1859, 1860, 1861, 1862, 1863
und 1864. gr. 8. 1857—1865. a 1 fl. 80 kr. — 3 M. 60 Pf.
— — der k. k. Findelanstalt in Wien, vom Solarjahre 1865 und
1866. gr. 8. 1866 — 1867. a 1 fl. 80 kr. — 3 M. 60 Pf.
vom Solarjahre 1867. gr. 8. 1869. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Bericht der k. k. Krankenanstalt „Rudolph-Stiftung" in Wien,
vom Jahre 1865, 1866, 1867, 1868, 1869, 1870, 1871, 1872 und
1873. gr. 8. 1866 — 1874. a 1 fl. 50 kr. — 3 M.
vom Jahre 1874, 1875, 1876 und 1877. Im Auftrage des
hohen k. k. Ministeriums des Innern veröffentlicht durch die
Direction dieser Anstalt, gr. 8. 1875 — 1878. ä 2 fl. — 4 M.
vom Jahre 1878 i;nd 1879. gr.8. 1879—1880. alfl. 50kr. — 3M.
Bematzik, Dr. Wenzel, k. k. Kegierungsrath und em. o. Professor
der Pharmacologie in Wien. Die österreichische Militär-Pharma-
kopöe im Auszuge. kl. 16. In Leinwand cart, [IV. 92 S.] 1859.
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Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
1*
4 Bernatzik — Braumüller's Bade-Bibliotliek.
Bematzik, Dr. Wenzel, k. k. Regierungsrath und em. o. Professor
der Pharmacologie in Wien. Commentar zur österreichischen
Militär-Pharmakopöe vom Jahre 1873. Mit steter Hinweisung
auf die Vorschriften der Landes -Pharmakopoe und der Militär-
Pharmakopöe vom Jahre 1859. Mit 68 Holzschnitten, gr. 8. [V.509S.]
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ordnungslehre. Mit Zugrundelegung der österreichischen, deutschen
und französischen Pharmakopoe, sowie mit besonderer Berücksichti-
gung aller wichtigeren, nicht officinellen Mittel, als auch der neuesten
Bereitungsformen der Arzeneien und ihrer Anwendungsweise. 2 Bände.
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1. Band: Allgemeine Arzeneiverordnungslehre (Receptirkunde).
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[VIII. 456 S.] 1878. 6fl. 50 kr. — 13 M.
Biesiadecki, Dr. Alfr., Professor an der k. k. Universität in Krakau.
Untersuchungen aus dem pathologisch-anatomischen Institute
in Krakau, s. Untersuchungen.
Blätter, Wiener medicinische. Zeitschrift für die gesammte Heil-
kunde, herausgegeben von Dl*. Willi. Schlesinger, Privat-Docent
an der Wiener Universität. I. Jahrgang. 1878. April — December.
(Nr. 1—40.) gr. 4. 1878. 6 fl. — 12 M.
IL und III. Jahrgang. 1879—1881. (jährl. 52 Nummern.)
ä 8 fl. — 20 M.
BÖlllll, Dr. Carl, k. k. Professor und Director der Krankenanstalt
„Rudolfstiftung "in Wien. Allgemeine Therapie der Knochen-
brüche mit besonderer Rücksicht auf die Verbände und den Transport
der Verletzten. Mit 150 Holzschnitten, gr. 8. [XVI. 459 S.] 1869.
6^.-12 M.
Braumüller's Bade-Bibliothek. 100 Bändchen. 8.
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Braumüller'a Bade-Bibliothek. 5
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„ •_*.'>. Krynica von Dr. Zieleniewski.
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„ 35. Marienbad von Dr. Kisch.
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„ 41. Aussee von Dr. Pohl. 2. Aufl.
„ 42. Vöslau von Dr. Friedmann (französisch).
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„ 44. Gastein von Dr. Bunzel. 3. Aufl.
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„ 48. Thüringens Bäder von Dr. Pfeiffer.
„ 49. Pisa von Dr. Schandein.
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„ 54. Kreuzen von Dr. Krischke.
„ 55. Lipik von Dr. Kern.
„ 56. Marienbad von Dr. Herzig (englisch). 3. Aufl.
„ 57. Levico von Dr. Pacher.
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„ 59. Kaisdorf von J. Karner.
„ 60. Franzensbad von Dr. Klein.
„ 61. Trenchin-Teplitz von Dr. Nagel.
„ 62. Römerbad von Dr. Mayrhofer. 2. Aufl.
„ 63. Pystjan von Dr. Wagner. 4. Aufl.
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„ 66. Gebrauch der Bäder im Kindesalter von Dr. Stoessl.
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,. 72. Les eaux minerales de la Hongrie par le Dr. Hirschfeld.
, 73. Krapina-Töplitz von Dr. Rak.
, 74. Ueber das Wesen klimat. Curen von Dr. Schreiber.
, 75. Korytnica von Dr. Vogel.
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Universitäts-Professor und Vorstand der ersten ärztlichen Klinik
für Geburtskunde und Frauenkrankheiten in Wien. Lehrbuch der
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Kinderkrankheiten in Wien. Compendium der operativen Gynä-
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Brücke, Dr. Ernst YOn, k. k. Hofrath und Professor an der k. k.
Universität in Wien. Vorlesungen über Physiologie. Unter dessen
Aufsicht nach stenographischen Aufzeichnungen herausgegeben. Mit
180 Holzschnitten. 2 Bände, gr. 8. 1876. 1881. l%fl. 50kr. — 25M.
1. Band: Physiologie des Kreislaufs, der Ernährung, der Ab-
sonderung, der Respiration und der Bewegungs-
erscheinungen. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 81 Holzschnitten. [VI. 516 S.] 1881. 7 fl. 50 kr. — 15 M.
2. ., Physiologie der Nerven und der Sinnesorgane und
Entwicklungsgeschichte. Zweite vermehrte und ver-
besserte Auflage. Mit 99 Holzschnitten. [IV. 337 S.] 1876.
5 fl. — 10 M.
— — Ueber die Notwendigkeit der Gymnasialbildung für
die Aerzte. Inaugurations-Rede, gehalten am 11. October 1879.
gr. 8. [19 S.] 187'.i. 30 kr. — 60 Pf.
Verlag von Wilhelm Braumiiller in Wien.
Buchhcim — Eble. i
Blichheim, Dr. Ed., Chefarzt dos Ersten allg. Beamten-Vereines
der öst.-ung. Monarchie. Das Gutachten des Vertrauensarztes.
Anleitimg zur Abfassung ärztlicher Zeugnisse für Versicherungs-
zwecke. Zweite Auflage. 8. [XV. 83 S.] 1879.
80 kr. — 1 M. 60 Pf
GarUS, Dr. Carl Gust., weil. Geheimer Rath, Leibarzt Sr. Ma-
jestät des Königs von Sachsen in Dresden. Natur und Idee oder
das Werdende und sein Gesetz. Eine philosophische Grundlage für
die specielle Naturwissenschaft. Mit einer lithographirten Tafel.
gr. 8. [IX. 492 S., 1 Taf. fol.] 1861. 5 fl. — 10 M.
— — Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in
der Eeihenfolge der Thierwelt. Mit mehreren Illustrationen, gr. 8.
[VIII. 316 S.] 1866. 2, fl. 50 kr. — 7 M.
ChelillS, Dr. Maxim. JOS., weil, grossh. bad. Geheimrath, o. ö. Pro-
fessor der Chirurgie und Augenheilkunde und Director der chirur-
gischen und Augenkranken-Klinik zu Heidelberg. Handbuch der
Chirurgie zum Gebrauche bei seinen Vorlesungen. Achte ver-
mehrte und verbesserte Original- Auf läge, 2 Bände, gr. 8. [l. XXXII.
1176 S.; 2. VIII. 1000 S.] 1857. ß fl. — 12 M.
Daffner, Dr. Franz, k. bayr. Militärarzt in Neu-Ulm. Die Blen-
norrhoe der Sexualorgane nebst Complicationen, 8. [VI. 110 S.]
1874. 1 fl. — 2 M.
Dillllberger, Dr. Emil, Physikus in Neusohl. Therapeutisches
Reeept-Taschenbuch für innere und äussere Krankheiten
mit Einschluss der Augen-, Ohren- und Hautkrankheiten. Nach
der Wiener Schule. Siebente Auflage. 16. [IX. 320 S.] 1880.
2 fl. — 4 M. .
— — Therapeutisches Recept-Tasehenbuch für Frauen- und
Kinderkrankheiten nach der Wiener Schule. Dritte Auflage,
nach dem metrischen Gewichtssystem bearbeitet von Dr. L. Weiss.
16. [XVIII. 226 S.] 1878. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Pharmacologisches Taschenbuch mit genauer Berücksich-
tigung der österreichischen Pharmacopöe vom Jahre 1869. Zweite
verbesserte Auflage. 16. [VI. 148 S.] 1879. 1 fl. 30 kr. — 2 M. 60 Pf.
Dondftl'S, Dr. F. C, Professor an der Universität in Utrecht. Die
Anomalien der Refraction und Accommodation des Auges.
Deutsche Original- Ausgabe, unter Mitwirkung des Verfassers her-
ausgegeben von Dr. Otto Becker, Professor an der Universität
in Heidelberg. Mit 193 Holzschnitten und einer lithographirten Tafel,
gr. 8. [XII. 544 S., 1 Taf. qu. fol] 1866. & fl. 50 kr. — 13 M.
Eble, Dr. Blirkard, weil. k. k. Oberfeldarzt und Prosector der
k. k. Josefs-Akademie. Die Lehre von den Haaren in der ge-
sammten organischen Natur. 2 Bände mit 14 Kupfertafeln. Neue
Ausgabe, gr. 8. [1. XVIII. 224 S., 11 Taf. 8.; 2. VI. 464 S.,
3 Taf. 8.] 1862. 9/. — 18 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
ö Eisenmann — Feierabend.
Eisenmaim, Dr. J., Professor in Würzburg. Die Bewegungs-
Ataxie. Nach fremden und eigenen Beobachtungen. Mit 2 chromo-
lithographirten Tafeln und einem Holzschnitte, gr. 8. [VIII. 248 S.,
2 Taf. 8.] 1863. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Ellllliert, Dl". C, o. ö. Professor der Staatsarzneikunde an der Hoch-
schule in Bern. Der Criminal-Proeess Demme-Trümpy vom
gerichtsärztlichen Standpunkte aus dargestellt. 8. [VI. 308 S.]
1866. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Ellgel, Dr. JOS., Professor der pathologischen und topographischen
Anatomie an der k. k. Josefs-Akademie in Wien. Das Knochen-
gerüste des menschlichen Antlitzes. Ein physiognomischer Bei-
trag. Mit 2 lithographirten Tafeln, gr. 8. [IV. 98 S., 2 Taf. 8.]
1850. 1 fl. 40 kr. — 2 M. 80 Pf.
— — Darstellung der Leichenerscheinungen und deren Be-
deutung. Unter steter Berücksichtigung der häufigsten Fehlerquellen
bei Leichenuntersuchungen, vorzugsweise für Anatomen, Amts- und
Gerichtsärzte, gr. 8. [II. 352 S.] 1854. 3 fl. — 6 M.
— — Lehrbuch der pathologischen Anatomie zum Gebrauche
bei seinen Vorlesungen. 2 Theile. gr. 8. 1865. 1856. 12/. — 24 M.
1. Theil: Allgemeine pathologische Anatomie. [X. 560 S.] 1865.
ifl. 50 kr. — 9 M.
2. „ Specielle pathologische Anatomie. [IV. 962 S.] 1856.
7 fl. 50 kr. — 15 M.
— — Compendium der topographischen Anatomie. Zum Ge-
brauche bei seinen Vorlesungen bearbeitet, gr. 8. [II. 829 S.] 1860.
7 fl. 50 kr. — 15 M.
— — Sectionsbeschreibungen. Eine Sammlung von Beispielen für
angehende Anatomen und Aerzte. gr. 8. [II. 98 S.] 1861.
1 fl. — 2 M.
Ettillgshauseil, Dr. Coiist. Ritter VOll, Professor der Natur-
geschichte an der k. k. Josefs- Akademie in Wien. Physiographie
der Medicinalpüanzen nebst einem Clavis zur Bestimmung der
Pflanzen mit besonderer Berücksichtigung der Nervation der Blätter.
Mit 294 Abbildungen in Naturselbstdruck, gr. 8. [XIV. 432 S.]
1862. 6fl. — 12 M.
— — Photographisches Album der Flora Oesterreichs. Zu-
gleich ein Handbuch zum Selbstunterrichte in der Pflanzenkunde.
Mit 173 Tafeln, enthaltend eine Sammlung gedruckter Photogra-
phien von charakteristischen Pflanzen der einheimischen Flora,
gr. 8. [XXVIII. 319 S.] 1864. 5./Z. — 10 M.
Exiier, Dr. Siglll., Professor an der k. k. Universität in Wien.
Die Localisation der Functionen in der Grosshirnrinde des
Menschen. Mit vielen Tafeln, gr. 8. (Unter der Presse.)
Feierabend, Dr. Aug., Sanitätsrath und Arzt in Luzern. Der
Alpenstieh in der Schweiz. Ein Beitrag zur Geschichte der
Volkskrankheiten. 8. [VIII. 136 S.] 1866. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Fick — Gaal. J
Fick, Dr. Adolf, Professor der Physiologie an der Universität in
Würzburg. Compendium der Physiologie des Mensehen mit
Einschluss der Entwicklungsgeschichte. Zweite, gänzlich neu bear-
beitete Auflage. Mit 57 Holzschnitten, gr. 8. [VIII. 374 S.| 1874.
4 fl. — 8 ,1/.
— — Untersuchungen aus dem physiologischen Laboratorium
der Züricher Hochschule, s. Untersuchungen.
Fieber, Dr. Friedr., Vorstand der electro-therapeutischen Abthei-
lung im k. k. allgemeinen Krankenhause und Docent an der k. k.
Universität in Wien. Die Inhalation modicamentöser Flüssig-
keiten und ihre Verwerthung bei Krankheiten der Athmungsorgane.
Zum Gebrauche für Aerzte erläutert, gr. 8. [XII. 143 S.] 1865.
1 //. 50 kr. — 3 M.
— — Die Apparate zur Einathmung flüssiger Medicamente
und ihre Anwendung bei Krankheiten des Kehlkopfes, der Luft-
röhre und der Lunge. Zum Gebrauche für Kranke erläutert, gr. 8.
[16 S.] 1865. 30 kr. — 60 Pf.
— — Compendium der Electrotherapie. Mit 8 Holzschnitten.
gr. 8. [VIII. 146 S.] 1869. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
(Vergriffen.)
— — Die Erhaltung und die Wiederherstellung der Stimme.
Für Künstler und Kunstfreunde nach eigenen Erfahrungen dargestellt.
8. [III. 51 S.] 50 kr. — 1 M.
Finger, Dr. Jos., Assistent der Staatsarzneikunde etc. in Prag.
Die Beurtheilung der Körperverletzungen bei dem öffentlichen
und mündlichen Strafverfahren, gr. 8. [XII. 280 S.] 1852.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
Fleischmann, Dr. Llldw. , weil. Docent an der Universität, Ab-
theilungsvorstand der allgemeinen Poliklinik in Wien. Klinik der
Paediatrik. Studien und Vorlesungen für Aerzte und Studirende.
1., 2. Abtheilung. Mit 16 Tafeln und 21 Holzschnitten, gr. 8.
1875. 1877. 6 fl. 50 kr. — 13 M.
1. Abth.: Die Ernährung des Säugling-salters auf wissenschaft-
licher Grundlage dargestellt. Mit 11 Tafeln und 2 Holz-
schnitten. [VII. 171 S., 10 Taf. 8., 1 Taf. 4.] 1875.
3 fl. 50 kr. — 7 M.
2. „ Der erste Zahndurchbruch des Kindes, nebst einer ge-
schichtlichen Einleitung. Mit 5 Tafeln und 19 Holzschnitten.
[XII. 21G S., 5 Taf. 8.] 1877. 3 fl. — 6 M.
Gaal, Dr. Gust. von (Vely Bey), kais. ottomanischer Oberstlieutenant-
Stabsarzt. Taschenencyklopädie der praktischen Medicin, ent-
haltend die Symptome, Diagnose und Therapie aller inneren Krank-
heiten, sowie die Anwendungsweise und Dosen aller Medicamente in
alphabetischer Ordnung,, nebst einer grossen Anzahl berühmter Heil-
l'ormeln. Mit besonderer Berücksichtigung der Wiener Schule für
Aerzte und Studirende zusammengestellt. 16. [VI. 541 S.] 1861.
3 fl. 50 kr. — 7 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
10 Garcia — Hauska.
Garcia, Manuel. Beobachtungen über die menschliche Stimme.
Mit einem Vorworte von Prof. Dr. Leop. v. Schrötter. 8. 1878.
40 kr. — 80 Pf.
Gerlach, Dr. JOS., o. ö. Professor der Anatomie und Physiologie
in Erlangen. Handbuch der allgemeinen und speciellen
Gewebelehre des menschlichen Körpers. Für Aerzte und
Studirende. Zweite, völlig umgearbeitete und mit zahlreichen
Holzschnitten vermehrte Auflage. Neue Ausgabe, gr. 8. [II. 555 S.]
1860. 4fl. 50 kr. — 9 M.
Gerold, Dr. Hugo, herzogl. sächsischer Hofrath und Professor
an der Universität in Giessen. Die ophthalmologische Physik
und ihre Anwendung auf die Praxis. Für Aerzte und Studirende.
2 Theile. Mit 262 Holzschnitten und einer chromo-lithographirten
Tafel, gr. 8. [1. XL 272 S.; 2. XII. 388 S., 1 Taf. 8.] 1869. 1870.
1 fl. 50 kr. — 15 M.
Günzburg, Dr. Liberal, k. k. Regimentsarzt etc. Pathologie und
Therapie der Respirations- und Circulations-Organe vom theo-
retischen und praktischen Standpunkte aus, nach den neuesten
Fortschritten der Wissenschaft, nebst einem Abriss der physikali-
schen Untersuchungsmethoden mit besonderer Berücksichtigung der
Wiener Schule, gr. 8. [XII. 732 S.] 1861. 6 fl. 50 kr. — 13 M.
Gllttceit, Dr. L. H. TOD, weil. kais. russ. Staatsrath, Gouvernements-
Medicinal-Inspector von Orel. Dreissig Jahre Praxis. Erfahrungen
am Krankenbett und im ärztlichen Cabinet. 2 Theile. gr. 8. [1. VIII.
692 S.; 2. VI. 398 S.] 1873. 1875. 12 fl. — 24 M.
Härdtl, Dr. Aug. Freiherr von, Badearzt zu Bad Gastein. Die
Heilquellen und Curorte des österreichischen Kaiserstaates
und Ober-Italiens. Mit einem Vorworte von den Vorständen des
balneologischen Comites, Hofrath Joh. Oppolzer, Professor, em.
Bector der Wiener Universität, und Dr. Carl Ludw. Sigmund,
Professor, Primararzt am Wiener Krankenhaus. Nach amtlichen
Mittheilungen, gr. 8. [VIII. 643 S.j 1862. 6/. — 12 M.
HailSChka, Dr. D. J., Professor an der k. k. Josefs-Akademie in
Wien. Compendium der speciellen Pathologie und Therapie,
als Leitfaden für seine Vorlesungen. 2 Theile. gr. 8. [l.IV. 350 S.,
2. XII. 578 S.] 1855. 1857. 7 fl. 50 kr. — 15 M.
Hauska, Dr. Ferd., Professor der gerichtlichen Arzneikunde und
Militärgesundheitspolizei an der k. k. Josefs-Akademie in Wien.
Compendium der gerichtlichen Arzneikunde. Zweite um-
gearbeitete Auflage, gr. 8. [VIII. 251 S.] 1869. 2 fl. 50 kr. — 5 M .
— — Compendium der Gesundheitspolizei, gr. 8. [VIII. 302 S.]
1859. 3/.-6I.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Heitzmann — Heschl. 1 1
Heitzmann, Dr. C. Die descriptive und topographische Anato-
mie des Menschen in 600 xylographirten Abbildungen. 2 Bände
oder 6 Lieferungen. Zweite Auflage, gr. 8. 1875. 15 fl. — 30 M.
in Leinwand gebunden 16 fl. — 32 M.
1. Lieferung: Knochen, Gelenke und Bänder des Kopfes und
des Stammes. In 100 Abbildungen. [S. 1— 80.J
2 fl. — 4 AI.
2. „ Knochen, Gelenke und Bänder der Extremitäten.
In 100 Abbildungen. [S. 81—144.] 2 fl. — 4 M.
3. „ Muskeln, Fascien, Topographie, Sinneswerk-
zeuge. In 120 Abbildungen. [XII. S. 145—232.]
3 fl. — 6 M.
4. „ Eingeweide, Topographie. In 100 Abbildungen.
[S. 1— 88.) 3fl. — 6 AI.
5. „ Nerven. In 72 Abbildungen. [S. 89— 160.] 2 fl. — 4 AI.
6. „ Blut- und Lymphgefäss-System, Topographie.
In 108 Abbildungen. [XIV. S. 161-260.] 3 fl. — 6 AI.
— — Compendium der Chirurgie. 2 Bände. Mit 467 Holz-
schnitten, gr. 8. 1878. 1881. 13 fl. 50 kr. — 27 M.
1. Band: Compendium der chirurgischen Pathologie und
Therapie. Fünfte verbesserte Auflage. Mit 102 Holz-
schnitten, gr. 8. [XVI. 651 S.] 1881. Q fl. — 12 AI.
2. „ Compendium der chirurgischen Instrumenten-, Ver-
band- und Operationslehre. Zweite verbesserte Auflage.
Mit 365 Holzschnitten, gr. 8. [XVI. 669 S.] 1878.
1 fl. 50 kr. — 15 AI.
Helm, Dl*. Th., weil. k. k. Regierungsrath und Director des allgem.
Krankenhauses. Monographie der Puerperalkrankheiten. Neue
Ausgabe, gr. 8. 1845. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
(Vergriffen.)
Herrmanil, Dr. Allg. GllSt., weil. Privat-Docent an der k. k.
Universität, Primararzt im Handelsspitale und Staats-Eisenbahn-
Arzt in Prag. Compendium der Kriegs-Chirurgie. Nach der
neuesten kriegschirurgischen Literatur und nach eigenen Erfahrungen
aus den Kriegsjahren 1859, 1864 und 1866. gr. 8. [XIV. 369 S.]
1870. 3 fl. 50 kr. — IM.
Herz, Dr. Max., Prof. Dr. Gr. Ritter von Bittershain und Doc.
Dr. Ludw. Fleischniann. Oesterreichisches Jahrbuch für
Paediatrik, s. Jahrbuch.
Herzfeld, Dr. S.? em. Physicus der Freistadt Güns, Honorar-Physicus
und praktischer Arzt. Die Krankheiten des Kindesalters vom
Standpunkt des praktischen Arztes. Auf Grundlage vierjähriger
Erfahrung, gr. 8. [X. 224 S.] 1869. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Heschl, Dr. B., k. k. Hofrath, Professor an der k. k. Universität
in Wien. Compendium der allgemeinen und speeiellen patho-
logischen Anatomie. Mit 29 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 480 S.]
1855. 3fl. 50 kr. — 7 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
12 Hesehl — Hofmann.
Hesclll, Dr. R., k.k.Hofrath, Professor an der k.k. Universität in Wien.
Seetions-Technik. Anleitung zur zweckmässigen Ausführung patho-
logischer Sectionen und zur Abfassung der Befundscheine für Stu-
dirende und praktische Aerzte, besonders Gerichtsärzte, gr. 8. [VI.
70 S.] 1859. 90 kr. — 1 M. 80 Pf.
— — Die pathologische Anatomie als medicinische und akade-
mische Doctrin. Antritts-Vorlesung, gehalten den 12. October 1875.
gr. 8. [25 S.] 1875. 40 kr. — 80 Pf.
— — Ueber die vordere quere Schläfenwindung des mensch-
lichen Grosshirns. Aus Anlass der 25jährigen Jubiläums-Feier
der Wiener Landes-Irrenanstalt veröffentlicht, gr. 8. [14 S.] 1878.
30 kr. — 60 Pf.
Heusinger, Dr. C. F., Geh. Medicinalrath und Professor der Patho-
logie und Therapie an der Universität in Marburg. Grundriss der
Encyclopädie und Methodologie der Natur- und Heilkunde,
nebst einer Uebersicht der Geschichte der Medicin. Neue Ausgabe,
gr. 8. [XVI. 548 S.] 1868. 3^.-6 M-
Heydenreicll, Dr. Theod. V011? kais. russ. Stabsarzt in St. Peters-
burg. Sehussverletzungen der Hände und Finger. Eine kriegs-
chirurgische Studie nach Beobachtungen in zwei Feldzügen. Mit
5 lithographirten Tafeln, gr. 8. [V. 111 S. 5 Taf. 8.] 1881.
1 fl. 50 kr. — 3 M.
Heyfelder, Dr. Oscar, kais. russ. Stabsarzt, prakt. Arzt in St. Pe-
tersburg. Lehrbuch der ßesectionen. Mit 8 Kupfertafeln und
31 Holzschnitten. Zweiter Abdruck, gr. 8. [XII. 405 S., 8 Taf. 8.]
1863. b fl. — 10 M.
Hirschberg, Dr. J., Privat-Docent an der k. Universität in Berlin.
Klinische Beobachtungen aus der Augenheil- Anstalt, nebst
einem Anhange über dioptrische und catoptrische Curven. Mit
3 lithographirten Tafeln und 10 Holzschnitten, gr. 8. [IV. 126 S.,
3 Taf. 8.] 1874. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
HirSChel, Dr. Beruh., Sanitätsrath, prakt. Arzt in Dresden. Com-
pendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis
auf die Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit
und der Wiener Schule. Zweite umgearbeitete Auflage, gr. 8.
[XIII. 648 S.] 1863. 6 fl. 50 kr. — 13 M.
— — Compendium der Homöopathie nach ihrem neuesten Stand-
punkte und Anleitung zum Studium und zur Praxis derselben. Dritte
verbesserte Auflage, gr. 8. [XVI. 370 S.] 1864. 3 fl. — 6 1.
II off mann, Dr. Jos., k. k. Ober-Sanitätsrath und Director des
k. k. allgemeinen Krankenhauses. Das k. k. Wiener allgemeine
Krankenhaus, gr. 8. 1873. 1 fl. — 2 M.
Hofmauil, Dr. K. B., Professor an der Universität in Graz, und
Dr. L. UJtzmaim, Docent an der Universität in Wien. Anleitung
zur Untersuchung des Harnes mit besonderer Berücksichtigung
der Erkrankungen des Harnapparates. Zweite vermehrte und ver-
besserte Auflage, gr. 8. [VIII. 191 S.] 1878. 2^.-4 M.
Verlag von Wilhelm Sraumüller in Wien.
Eofmann — Byrtl. 13
•
Hoflllilllll, Dr. K. II., Professor an der Universität in Graz, und
Dr. L. Ultzmann, Docent. an der Universität in Wien. Atlas
der physiologischen und pathologischen Harnsedimente,
s. Ultzmann.
Hübeiier, Dr. E. A. L., prakt. Arzt in Heide. Pathologie und
Therapie der Scropheln. gr. 8. [VIII. 184 S.] 1860.
1 fl. 40 kr. — 2 M. 80 Pf.
Hussa, Dr. Alois, Operateur etc. in Klagenfurt. Compendium der
Lehre von den Knochenbrüehen. gr. 8. [IV. 152 S.] 1858.
1 fl. — 2 1
— — Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen. Mit 70 Holz-
schnitten, gr. 8. [XX. 228 S.] 1866. 3 fl. — 6 M.
Hütteilbrcillier, Dr. Alldr. VOll, Docent der Kinderheilkunde an
der k. k. Universität in Wien. Lehrbuch der Kinderheilkunde,
gr. 8. [XI. 600 S.] 1876. 6^.-12 M.
Hyrtl, Dr. JOS., k. k. Hofrath, em. Professor der Anatomie an
der Wiener Universität etc. Lehrbuch der Anatomie des Men-
schen. Mit Rücksicht auf physiologische Begründung und prak-
tische Anwendung. Fünfzehnte umgearbeitete und reichver-
mehrte Auflage, gr. 8. 1881. & fl. 50 kr. — 13 M.
in Leinwand gebunden: 7 fl. 50 kr. — 15 M.
— — Handbuch der topographischen Anatomie und ihrer
praktisch-medicinisch-chirurgischen Anwendungen. Sechste um-
gearbeitete und in den praktischen Capiteln vermehrte Auflage.
2 Bände, gr. 8. [1. XXIV. 807 S.; 2. XV. 714 S.] 1872.
10./?. 50 kr. — 21 M.
— — Handbuch der praktischen Zergliederungskunst, als
Anleitung zu den Sectionsübungen und zur Ausarbeitung anato-
mischer Präparate. 8. [XX. 762 S.] 1860. 6^.-12 M.
— — Vergleichende anatomische Untersuchungen über das
innere Gehörorgan des Menschen und der Säugethiere. Mit
9 Kupfertafeln, gr. 4. [VIII. 139 S., 9 Taf. 4.] 1845. 1 2 fl. — 24 M.
— — Cryptobranchus Japonicus. Schediasma anatomicum, almae
et antiquissimae Universität! Vindobonensi ad solennia saecularia
quinta pie celebranda dedicatum. Accedunt XIV tabulae. gr. 4.
[XII. 132 S., 14 Taf. 4.] 1865. cart, 9 fl. — 18 M.
— — Das vergleichend-anatomische Museum an der Wiener
medicinischen Facultät im Jubiläumsjahre 1865. Nebst einem An-
hange: Catalog der in der Privatsammlung des Herausgebers be-
findlichen Skelete, Gehör-Organe und mikroskopischen Injections-
Präparate. 8. [XIII. 213 S., Cat. 41 S.] 1865. 2^.-4 M.
— — Vergangenheit und Gegenwart des Museums für mensch-
liche Anatomie an der Wiener Universität. 8. [X. 264 S.] 1869.
3 fl. 50 kr. — 7 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
14 Hyrtl — Jahrbuch.
Hyrtl, Dl". JOS., k. k. Hofrath, em. Professor der Anatomie an der
Wiener Universität etc. Die Blutgefässe der menschlichen Nach-
geburt in normalen und abnormen Verhältnissen. Mit 20 Tafeln,
gr. 4. [VIII. 152 S., 20 Taf. 4.] 1870. cart. 21 fl. — 48 M.
— — Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse. Mit 18 chromo-
lithographirten Tafeln, gr. 4. [VIII. 253 S., 18 Taf. 4.] 1873. cart.
30 fl. — 60 M.
— — Catalog mikroskopischer Injections-Präparate, welche
durch Tausch oder Kauf zu beziehen sind von Professor Hyrtl in
Wien. 8. [40 S.] 1873. 50 kr. — 1 M.
— — Cranium cryptae Metelicensis sive syngnathiae verae et
spuriae casus singularis. Descriptus et icone expressus. gr. 4. [VI.
30 S., 2 Taf. 4.] 1877. cart. 5 fl. — 10 M.
— — Das Arabische und Hebräische in der Anatomie, gr. 8.
[XLVII. 311 S.] 1879. 6^.-12 M.
— — Onomatologia anatomica. Geschichte und Kritik der
anatomischen Sprache der Gegenwart. Mit besonderer Berück-
sichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen und
grammatikalischen Fehler, gr. 8. [XVI. 626 S.] 1880.
10 ./L — 20 M.
— — Lepidosiren paradoxa. Monographie, mit 5 Kupfertafeln.
4. 1845. 6 fl. 30 kr. — 12 M. 60 Pf.
— — Anatomische Präparate auf der Wiener Weltausstellung 1873.
kl. 8. 1873. 40 kr. — 80 Pf.
Jahrbuch für Balneologie, Hydrologie und Klimatologie, heraus-
gegeben von Dl*. Heinr. Kiscll, Medicinalrath, Docent an der
Prager Universität und Brunnenarzt in Marienbad. I. — VI. Jahrgang.
1871 — 1876 ä 2 Bände, gr. 8. 1871—1877. 22^. — 44 M.
VII., VIII. und IX. Jahrgang. 1877—1879 ä 1 Band. gr. 8.
1878—1880. a 2 fl. — 4M.
Herabgesetzter Preis für den L— VI. Jahrg. (12 Bände) 10 fl. — 20 M.
für einzelne dieser Bände: 1 fl. — 2 M.
I.Jahrgang, 1871. 2 Bände, [l. VI. 218 S.; 2. IV. 228 S.] 3fl. — GM.
INHALT. I.BAND: Kisch, zur therapeutischen Würdigung der Moorbäder, mit besonderer
Rücksicht auf jene von Marienbad. Mangold, Heilpotenzen und Heilobjecte des Curortes Füred
am Plattensee. Heymann und Krebs, Versuche über die Elektricität als wirksames Mittel der
Mineralwässer. Kisch, statistische Nachrichten und Bemerkungen über die therapeutischen
Erfolge der Heilquellen von Bareges, Amelie-les-bains, Vichy und Bourbonne. Körner, über
den Gebrauch der Getränke bei schweren Krankheiten, mit besonderer Rücksicht auf die
Temperaturverhältnisse im Krankheitsverlaufe. Fresenius, Analyse der Augusta-Quelle im
Bad Ems. Schmidt, das salinische Schwefelwasser zu Stolypin in Russland. Grossmann, sta-
tistische Mittheilungen über die Mineralquellen und Badeorte mit Einschluss der Privat-Bade-
nnd Heilanstalten des Nassauischen Taunus während des Jahres 1870. Kisch, die böhmischen
Curorte im Jahre 1870. Winternitz, über die Prineipien der Wirkungsweise thermischer Ein-
flüsse auf den Organismus. Beck, Beobachtungen über die Kaltwasserbehandlung des Typhus
auf der Directorialabtheilnng des städtischen Krankenhauses in München. Schreiber, über
den Eiufluss des Höhenklima's auf verschiedene Erkrankungen mit Rücksicht auf die im Sa-
natorium zu Aussee in Steiermark gemachten Beobachtungen.
II. BAND: Zieleniewsky, Bemerkungen über die Entwickelung der wichtigeren polnischen
Brnnnenanstalten in den letztverflossenen Jahren. Kisch, Geschichte der Frauenbäder. Biefel,
vergleichende Bemerkungen über die Bäder Preussiseh- Schlesiens und die Tannusbäder.
Beneke, Nauheims Soolthermen gegen Gelenksrheumatismus mit oder ohne Herzaffection,
Popp, über das Nilwasser. Steinbriick, die Quellen von Neuragoczi hei Halle a. S. Richter,
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Jahrbuch für Balneologie etc. 1£)
über Kumys-Curorte. Popper, über das Trinkwasser vom mcdicinisch-chemischen Standpunkte.
Merkel, die Resultate der Kaltwasserbehandlung des Typhus im städtischen Krankenhause zu
Nürnberg im Jahre 1869. Pohl, über Immunität der Lungenph.tb.ise mit specieller Rücksicht
auf Aussee in Steiermark.
II. Jahrgang, 1872. 2 Bände. [1. IV. 212S.; 2. IV. 230 S.] 3fl. — G M.
INHALT. I.BAND: Heymann, zur Reform der balneologischen Grundprincipien. 'Rührig,
zur Theorie der Balneotherapie. Kisch, die locale Balneotherapie der Sexualkrankheiten des
Weibes. Kisch, die Mineralquellen des Kaukasus. Nach Rotureau, Vergleich zwischen den
vorzüglichen Mineralwässern und Thermalquellen Norddeutschlands und Frankreichs. Delhaes,
über die gleichzeitige Anwendung der Klectricität beim Gebrauch der Teplitzer Thermen.
Sender, die Hunyadj-Jänos-Bitterquelle in Ofen. Berichte aus den Curorten Ischl, Pfäfers-
Ragaz, Seinerz, Wiesbaden, Johamnsbad, Reichenhall, Krapina-Töplitz und aus den steirischen
Curorten. Schreiber, über den heutigen Standpunkt der Klimatulogic. Schildbach, Winter-
curorte in den Alpen. Eeyer, Catania als klimatischer Curort.
II. BAND : Kisch, über einige Curorte Würtembergs. Stäbel, die physiologische und thera-
peutische Bedeutung der Salinen-Atmosphäre. Jacob, Cudowa und seine Heilmittel. Caspari,
über C'urerfolge bei Tabes dorsualis und anderen Central-Lähmungen im Bade Meinberg,
Fürstenthum Lippe. Jochheim, über Inhalation von Stickstoff bei Tuberculose. Fleckl.es, zur
Balneotherapie der Leberleiden, complicirt mit Herzkrankheiten. Richter, über Molken. Be-
richte aus den böhmischen Curorten, ferner aus Königswart, Driburg, Schwalbach und Tarasp.
Runge, Technik der kalten Bäder. Lindeinann, Bericht über Arco (Arko) in Südtirol. Spengler,
physiologische Wirkungen der höheren Gebirgsluft und deren therapeutische Bedeutung bei
Lungenphthisis,
III. Jahrgang, 1873. 2 Bände. [1. IV. 283 S.; 2. IV. 240 S.] Afl. — 8 M.
INHALT. I. BAND: Rührig, Beiträge zur Physiologie der Haut, insbesondere über die
flüssige Hautausscheidung. Stahlberg, einige Worte über Kumys-Curen. Kisch, Allgemeines
über Balneo- und Hydrotherapie der Frauenkrankheiten. Schumann, über die Anwendung von
Wärme und Kälte in der Augenheilkunde. Kisch, der Godesberger Stahlbrunnen. Heymann,
*zur Balneotherapie der chronischen Rheumatismen. Rdbuteau, über den innerlichen Gebrauch
des Meerwassers und des damit bereiteten Brodes. Rochlitz, über Weintraubencureu in Meran
und in der Hegyalja. Berichte aus den Curorten Stehen, Rohitsch, Wiesbaden, Ischl, Arco,
Nizza und Mousummano. Ueber den Salzgehalt des todten Meeres (Bahr Lut). Winternitz,
combinirte hydriatische Methoden. Stahlberg, das südliche Ufer der Krim als climatischer
Curort. Thomas, La Spezia als climatischer Wintereurort.
II. BAND: Zieleniewski, über die Krynieaer Pastillen. Prall, electrometrische Versuche.
Kirch, das natürliche Schwitzbad bei Monsummano. Gutbier, das Schwefelbad Wemding.
Huscmann, neue Untersuchung der Heilquellen von Tarasp im Kanton Graubünden. Danzer,
die Sangerberger Heilquellen in der Nähe von Marienbad. Schubert, die chemisch-physika-
lischen Eigenschaften der Haller Jodwässer (in Oberösterreich), ihr Jod- und Bromgehalt im
Vergleiche mit ähnlichen Quellen, ihre Anwendungen und Wirkungsweise. Berichte aus den
Curorten Marienbad, Teplitz, Gastein, König- wart, Meran, Teplitz-Trenchin, Tarasp, Baden-
weiler, Nauheim, Schwalbach und aus den Üstseebädern Pommerns. Winternitz, über den
Werth der Hydrotherapie bei Wechselfieber und bei Milztumoren. Kisch, die neuesten Unter-
suchungen über Ozon und seine Heilmittel. Schreiber, über die Ursachen der Kälterückfalle
im Frühjahre.
IV. Jahrgang, 1874. 2 Bände. [1. IV. 215 S.; 2. IV. 239 S.] 4/.-8M.
INHALT. I. BAND: Kisch, die Curorte des Königreiches Baiern. Caspari, die wasser-
freie Kohlensäure und deren balneotherapeutische Verwerthung zu Meinberg im Fürstenthum
Lippe. Lersch, Maximum-Thermometer zur Bestimmung der Temperatur heisser Quellen.
Scholz, Feststellung der Verschiedenheit Cudowa's von den wichtigsten anderen Stahlquellen,
und Darlegung seiner allgemeinen Wirkungen. Hertel, die Jodquellen von Sulzbrunn bei
Kempten. Berichte aus den Curorten Meinberg, Samara, Görbersdorf, Marienbad, Carlsbad,
Teplitz-Scbönau, Ems und Kissingen. Ewich, was ist Ozon und wozu dient dasselbe?
II. BAND: Kisch, die Balneotherapie der chronischen Metritis. Souplet, über die An-
wendung lauer Bäder bei Brustkrankheiten, besonders bei Lungenpbthise. Durand-Fardel,
Betrachtungen über die physiologischen und therapeutischen Eigenschaften der Mineralwässer.
Lehmann, eine vergleichend balneologische Studie. Reumont, über die Wirkung der Schwefel-
wässer bei Syphilis, dar, über die Indicationeu des Curortes Gleichenberg. v. Liebig, die
Trinksoole in Beichenhall. Berichte aus den Curorten Meran, Warasdin-Töplitz und aus den
schlesischen und badischen Bädern.
V.Jahrgang, 1875. 2 Bände. [1. IV. 239 S.; 2. IV. 250 S.] Afl. — 8 M.
INHALT. I. BAND: Radde, die Thermen des Kaukasus in ihrer balneologischen Be-
deutung. Kisch, prolongirte Bäder und ihre Bedeutung. Lasegue, über warme Bäder. Siegmund,
über künstliche Soolbäder. Berichte aus den Curorten Schinznach, Bad Heluan bei Cairo,
Schlangenbad und Teplitz-Schönau.
II. BAND: Reumont, über Wintercuren und Schwefelthermen. Ullersperger, zur Balneo-
graphie. Ueber die Opportunität der hydriatischen Behandlung während der Menstruation.
Drescher, sind während der Zeit der Gravidität Bäder anzuwenden gestattet ? Liste, die innerliche
Anwendung des Meerwassers, die Mittel, es zu gebrauchen, und die allgemeinen Indicationen.
Seebohm, die Wirkung der Stablbäder. Kisch, über Badecuren im Allgemeinen. Ulizmann,
Schlüssel zur approximativen Bestimmung der Trink- und Mineralwässer. Berichte aus
Thüringens Bade- und Curorten, aus Marienbad und Badenweiler.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
16 Jahrbuch für Paediatrik.
VI. Jahrgang, 1876. 2 Bände, [l. IV. 231 S.; 2. IV. 240 S.] 4/.-8I.
INHALT. I.BAND: Ullersperger, über einige Mineralquellen Andalusiens. Zinkeisen, zur
Dosirung der Mineralwässer. Kisch, die Balneotherapie hei Krankheiten des Herzens. Fresenius,
Analyse des Grindbrunnens hei Frankfurt am Main. Nowak, Cautelen bei der Mineralwasser-
veisendung. Die neuesten Erfahrungen und Arbeiten über die Kumys-Curen. Modry, Milch-
und Molkencuren. Hamburger, gegen die mechanische Behandlung der Lage und Gestalts-
veränderungen des Uterus. Jacob, über die physiologischen und therapeutischen Wirkungen
der Eisenmoorbäder. Berichte aus Curorten : Oberengadin, Kissingen, Schwarzbach-Wilhelms-
bad, Gleichenbere, Bad Bofheim, Rohitsch-Sauerbrnnn, Busko.
II. BAND: Meyer-Ahrens, von dem Wasser im Allgemeinen und seiner balneotherapeu-
tischen Verwendung. Müller, neue Analyse der Heustrich-Schwefelquelle im Berner Oberland.
Fresenius, neue Analyse der Eisenquellen in Bad Neudorf in Böhmen. Mainzer, üble Zufälle
nach dem Gebrauche türkischer Bäder. Huscmann, über haltbare Flaschenfüllung der natür-
lichen Eisenwässer. Jacob, über Entstehung, Gewinnung. Bereitung des Moor zu Bädern.
Frichhöff'er, über den Gebrauch der kohlensauren Eisenwässer hei einigen Krankheiten der
männlichen Harn- und Geschlechtsorgaue. Kaiser, die Jodsoolencur als Therapie der Lymphome.
Caspari, die Schwefelschlammbäder in Meinberg. Biefel, die Milchdiät im Hinblick auf die
Perlsucht des Rindes. Berichte aus Curorten: Bad Niedernau, Flinsberg, Godesberg, Gleichen-
berg, Carlsbad. Curorte Badens, Heilquellen Italiens.
VII. Jahrgang, 1877. 1 Band. [IV. 228 S.] 2 fl. — 4 M.
INHALT: Kisch, die Mineralwässer Spaniens. Müller, das Thermalsoolbad Oeynhausen-
Rehme, insbesondere seine Verhältnisse zu Kreuznach und Nauheim. Stanelli, die kaukasischen
Bäder. Zur Statistik in der Balneologie. Hebra, über die Wirkung des Wassers auf die ge-
sunde und kranke Haut. Winlernitz, über die Wirkung des Wassers auf den gesunden und
kranken Organismus. Bardeleben, die Schwefelquellen an der Lenk (im Ober-Simmenthal)
im Berner Oberland. Beni-Barde, die Behandlung der Albuminurie durch Hydrotherapie.
Fingier, das kalte Sitzbad in der fünften Geburtsperiode. Czerwinski, über hydrotherapeu-
tische „Abreibung" und „Einpackung". Simonoff, der physiologische Einfluss und die thera-
peutische Indication der verdichteten Luft.
VIII. Jahrgang, 1878. [IV. 240 S.] 2 fl. — A M.
INHALT: Kiscli, der Brüxer Sprudel. Veriti, über Badeausschläge. Labat, der Curort
Alhama de Aragon in Spanien. Fromm, Vergleich der verschiedenen Nordsee-Badeorte.
Thomas, die indifferente Therme von Badenweiler. v. Hauer, chemische Untersuchung der
Mineralquellen von Isclil. Kiscli, Marienhad als Heilmittel gegen Milztumoren nach Inter-
mittens und gegen Malariacachexie. Drescher, Milch und Molken. Klinische Balneotherapie.
Für die Balneologie wichtige neuere physiologische Untersuchungen. Delhaes, physiologische
und therapeutische Wirkungen der Teplitzer Thermen im Allgemeinen. Aus der französischen
halneologischen Literatur. Balneologische Beiträge aus der skandinavischen Literatur. Seibert,
zur Curorte-Statistik. Neuere Quellen-Analysen. Kühne, über Hydrotherapie. Klinische Hydro-
therapie. Thaon, die Lungenphthise, behandelt an der Küste des mittelländischen Meeres
und auf den Gebirgshöhen. Landowski, Project einer Winterstation in Algier. Gleitmann,
Bericht über das Höhen-Sanatorium für Lungenkranke in Asheville. N. C. Vacher, Mont-
Dore als Luftcurort. Kürzere klimatologische Mittheilungen. Kritik und literarische Anzeigen.
Feuilleton. Notizen.
IX. Jahrgang, 1879. [XIV. 253 S.] 2^.-4 M.
IS 11 ALT: Schott, die Wirkung der Bäder auf das Herz. Kisch, zur Bezeichnnng und Ein-
theilung der indifferenten Thermen, sowie der Bäder im Allgemeinen. Japhet, die Mineral-
wässer Kleinasiens. Nowak, vom Ursprünge der Quellen. Friedrichsbad in Baden-Baden,
eine Muster-Badeanstalt. Bad Assmanushausen am Rhein. Scholz- Oudowa, über Ventilations-
vorrichtungen in Bade- und Douchezellen. Höhne, über Badewannen. Passugg, Mineral-
quellengruppe in der Rabiusaschlucht bei Chur. Kiscli, die Quellenschätze Böhmens. Flemming,
über Sandbäder. Laube, die Quellenverhältnisse von Franzensbad. Aus der französischen
halneologischen Literatur. Neue Quellen-Analysen. Kisch. die Moorbäder Marienbads als
Heilmittel für Kriegsinvalide. Aus den Verhandlungen der halneologischen Section in Berlin
1879. Kürzere balneologische Mittheilungen. Pinnoff, die Technik der kalten Abreibung.
Falk, zur Trinkwasseruntersuchung. Kürzere hydrologische Mittheilungen. Faber, über den
Einfluss des Seeklimas und Leben auf der See auf die Constitution im Allgemeinen und
speciell auf die Behandlung der Phthisis. v. Sigmund, zu den Gegenanzeigen des Besuches
südlicher klimatischer Curorte. Schreiber, die Solfatara bei Neapel als Versuchsstation für
Lungenkranke. Kürzere klimatologische Mittheilungen. Kritik und literarische Anzeigen.
Feuilleton. Notizen.
Jahrbuch., österreichisches, für Paediatrik, herausgegeben von
Prof. Dr. G. Bitter von Kittershain in Prag, Dr. Max Herz
und Privat-Docent Dr. Ludw. Fleischmailll in Wien. („Neue
Folge des Jahrbuches für Physiologie und Pathologie des ersten
Kindesaltersa. ) I.— VIII. Jahrgang. 1870— 1877 ä 2 Bände, gr. 8.
1870—1877. 38 fl. — 76 M.
Herabgesetzter Preis für den I. — VIII. Jahrgang (16 Bände):
15 fl. — 30 M.
für einzelne dieser Bände: 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Jahrbuch für Paediairik. 1 7
I. Jahrgang, 1870. 2 Bände. [IV. 270 S. Orig., 313 8. Anal.]
5 fl. — 10 M.
INHALT. I. BAND: RMw, Jahresbericht der königl. böhmischen Landes-Findelanstalt für
1868. Steiner, zur Behandlung der hereditären Syphilis. Wrany, pathologisch-anatomische Mit-
theilungen aus dem Franz Josephs-Kinderspitale in Prag. Zaufal, Sectionen des Gehörorgaues
von Neugehornen und Säuglingen. Herz, das bayerische und das österreichische Schulgesetz in
sanitärer Beziehung. Glatter, die Blatternsterblichkeit in Wien. Ritter, Beiträge zur Statistik
der Kindersterblichkeit im Jahre 18118.
II. BAND: Ritter, Rückblick auf die Ergebnisse der königl. böhmischen Landes-Findel-
anstalt in den Jahren 1865—1869. Mosetig, das Angioma cavernosum und dessen Behandlung.
Neureutter, klinische Beobachtungen aus dem Franz Josephs-Kinderspitale in Frag im Jahre 1868.
Freud, über den Einfluss der comprimirten Luft auf den Organismus überhaupt und auf die
erkrankten Respirations-Organe der Kinder insbesondere. Bericht über die Leistungen auf dem
Gebiete der Paediatrik.
II. Jahrgang, 18 71. 2 Bände. Mit 8 Holzschnitten. [IV. 243 S.
Orig., 176 S. Anal.] 4^.-8 M.
INHALT. 1. BAND : Wrany, der Ductus arteriosus Botalli in seinen physiologischen und
pathologischen Verhältnissen. Ritter, angeborener Dolichoeephalus. Valenta, colossales congeni-
tales Cystenhygrom des Halses, combinirt mit cavernöseni Angiome und Makroglossie. Hock,
Winke, die Behandlung der Ophthalmia pustularis betreffend. Ritter, Beiträge zur Statistik
der Kindersterblichkeit im Jahre 1869.
II. BAND : Kehrer, Studien über den Icterus neonatorum. Fleischmann, ein bemerkens-
werter Befund bei Laryngospasmus. Neureutter, Mittheilungen aus dem Franz Josephs-Kinder-
spitale in Prag. Ritter, die Blutungen im frühesten Kindesalter nach Beobachtungen in der
Prager Findelanstalt. Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Paediatrik.
III. Jahrgang, 1872. 2 Bände. [IV. 196 S. Orig., 255 S. Anal.]
4 fl. 50 kr. — 9 M.
INHALT. I. BAND: Her::, zwei Fälle von Darminvagination bei Kindern. Wrany und
Neumann, casuistische Mittheilungen aus dem Franz Josephs-Kinderspitale in Prag. Albu, über
Berliner Bestrebungen für Kinderschutz. Ritter, das allgemeine Kinderhaus in Stockholm.
Albu, die Sterblichkeit der Kinder des ersten Lebensjahres in Berlin im Jahre 1870.
II. BAND: Monti, die physikalische Untersuchung der Brustorgane der Kinder. Clementovsky,
Bemerkungen über die animale Vaccination. Fleisclimann, Bemerkungen über Gehirntuberkeln
hei Kindern. Valenta, congenitale Stenose des Conus arter. pulmon. Günzburg, zur Frage über
die Ansteckungsfähigkeit der Syphilis hereditaria. Ogston, Beitrag zur Casuisiik abnormer ge-
schlechtlicher Entwicklung. Albu, über Berliner Bestrebungen für Kinderschutz. (Schluss.)
Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Paediatrik.
IV. Jahrgang, 1873. 2 Bände. Mit 4 lithographirten Tafeln. [IV.
202 S. Orig., 245 S. Anal., 4 Taf. 4.] 4 fl. 50 kr. — 9 M.
INHALT. I. BAND: Clementovsky, die Zellgewebsverhärtung der Neugehornen. Kjellberg,
über Hämaturie und Albuminurie bei älteren Kindern als Folge von Nierengries. Mann, feh-
lende Umbilicalvene, ersetzt durch einen embryonalen Zweig. Kehrer, über Cerebrospinal-
meningitis bei Säuglingen. Neureutter, ein Fall von Spondylitis colli. Albu, die Sterblichkeit
der Kinder während des ersten Lebensjahres im Jahre 1871 in Berlin. Monti, die physikali-
sche Untersuchung der Brustorgane der Kinder. (Fortsetzung.)
IL BAND: Nymann, zur Aufklärung der Frage über die Selbstständigkeit der Rubeolen.
Jäsche, kurzer Bericht aus dem kaiserlich Moskauischen Findel hause über die Jahre 1870, 1871
und 1872. Ogston, angeborene Missbildung des Herzens, Situs transversus der Aorta und der
Lungenarterie. Monti, die physikalische Untersuchung der Brustorgane der Kinder. (Fort-
setzung.) Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Paediatrik.
V. Jahrgang, 18 74. 2 Bände. Mit 1 Holzschnitt. [IV. 182 S. Orig.,
226 S. Anal.] 5 fl. — 10 M.
INHALT. I, BAND: Hock, über Sehnervenerkrankung bei Gehirnleiden der Kinder.
Filatov, ein Fall von Gehirnatrophie mit consecutivem Hydrocephalus. Fleischmann , Differential-
diagnose acuter, mit Raehenaffectionen beginnender Krankheiten des Kindesalters. Englisch,
pathologisch-anatomische Mittheilungen. Monti, die physikalische Untersuchung der Brustorgane
der Kinder. (Fortsetzung.) Kassowitz, über einige seltene Vorkommnisse bei Masern.
IL BAND: Fleischmann, über den therapeutischen Werth der Brechmittel beim Croup.
Winternilz, ein Beitrag zur Pathologie und Hydrotherapie des Kehlkopf-Croup. Ultzmann, zur
operativen Behandlung der eitrigen pleuritischen Exsudate im Kindesalter. Urbantschitsch,
über primäre Erkrankungen des Labyrinthes im Kindesalter. Genser, über die Verlässlichkeit
der optischen Probe von A. Vogel bei der Untersuchung der Frauen- und Kuhmilch. Be-
richt über die Leistungen auf dem Gebiete der Paediatrik.
VI. Jahrgang, 1875. 2 Bände. Mit 2 lithographirten Tafeln und
2 Holzschnitten. [IV. 107 S. Orig., 192 S. Anal., 2 Taf. 8.]
5 fl. — 10 M.
INHALT. I. BAND: Hunking, Veränderungen im Centralnervensystem bei abnormen
Bildungsvorgängen im Ei. Genser, über die Verlässlichkeit der optischen Probe von A. Vogel
bei der Untersuchung der Frauen- und Kuhmilch. Fleischmann, ein Fall von multipler Perio-
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
1 8 Jahrbuch für Paediatrik — Medicinische Jahrbücher.
stitis des Kopfes. Englisch, über die Fibrin-Concremente in der Blase bei Kindern. Steffal,
ein Fall von seltener Missbildung. (Perobraehius, atelognatbia, defectns auris externi et
ossiculorum anditus palatoschisis.) Kleinere Mittheilungen. Bericht über die Leistungen auf
dem Gebiete der Paediatrik.
II. BAND: Chvostek, ein Fall von Basedow'scher Erkrankung bei einem Kinde. Englisch,
zum Katheterismus der Kinder. Vocke, über den Nutzen der kühlen Bäder gegen den Brech-
durchfall der Kinder im ersten Lebensjahre. Fleischmann, therapeutische Mittheilungen aus
der Wiener Kinderpoliklinik. Klein, Tod nach Iridektomie. Hock, Notiz über Tannincollyrien.
Kleinere Mittheilungen. Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Paediatrik.
VII. Jahrgang, 1876. 2 Bände. Mit 5 lithographirten Tafeln. [IV.
217 S. Orig., 226 S. Anal., 2 Taf. 4., 3 Taf. 8.] 5 fl. — 10 M.
INHALT. I.BAND: Kiels, über Hydro- und Mikro-auencephalie. Ein Beitrag zu den con-
genitalen Störungen am Schädel und Gehirn. Neureiiitcr, Mittheilungen aus dem Franz Josephs-
Kinderspitale. Zusammengestellt nach den Berichten der Jahre 1872, 1873 und 1874. Clar, zwei
Iudicationen Gleichenbergs im Kindesalter. Klein, über die sogenannte Blennorrhoea scrophnlosa.
II. BAND: Ritter, ein Fall von angeborener Lücke des Brustkorbes. Ganghofner, einige
Bemerkungen, betreffend die Lehre vom Herzstoss. Humes, Beiträge zur Lehre über die Ent-
stehung der Exencephalie. Epstein, zur Aetiologie der Blutungen im frühesten Kindesalter.
Känigstein, Augenerkrankungen während und nach Ablauf der Masern, v. Hüttenbrenner, die
plötzlichen Todesarten im Kindesalter. Eine paediatrische Studie. Fleischmann, über die Ver-
lässlichkeit der mikroskopischen Frauenmilch-Untersuchung. Ritter, einige Verhältnisse der
Kindersterblichkeit der Prager Findelanstalt in der ersten Jahreshälfte 1876 und in der Zeit
der grössten Sommerhitze. Eppinger, anatomischer Beitrag zu der Mittheilung Prof. v. Eitter's
„Ein Fall von angeborener Lücke des Brustkorbes".
VIII. Jahrgang, 187 7. 2 Bände. Mit 4 lithographirten Tafeln und
9 Holzschnitten. [IV. 202 S. Orig., 248 S. Anal., 4 Taf. 4.]
b fl.— 10 M.
INHALT. I. BAND: Neureutter, ein Beitrag zur Psoitis und Hepatitis interstitialis im
Kindesalter. Filatov, salicylsaures Natron beim Typhus der Kinder, v. Hüttenbrenner, die
plötzlichen Todesarten im Kindesalter. Eine paediatrische Studie. Schlemmer, über Bronchitis
im Säuglingsalter und die Histologie der bronchitischen Pfropfe. Englisch, über die Behand-
lung der angeborenen abnormen Stellungen des Fusses. Baginsky, kleinere Mittheilungen.
Casuistisches.
II. BAND : Nekrolog. Fleischmann, therapeutische Mittheilungen aus der Wiener Kinder-
Poliklinik. Herz, zur Casuistik der acuten Fettentartung bei Neugeborenen. Zit, zwei Fälle
von bösartigen Tumoren bei Kindern. Neumann, über Naevus papillaris (Thomson), nenroticus
unius lateris (v. Baerensprung), Neuropathisches Hautpapillom (Gerhardt), Nerven-Naevus
(Th. Simon). Ingerslev, ein Fall von Trismus und Tetanus neonatorum. Hof mann, über Ver-
blutung aus der Nahelschnur.
Jahrbücher, medicinische, herausgegeben von der k. k. Gesell-
schaft der Aerzte, redigirt von S. Stricker. Jahrgang 1871
bis 1880, a 4 Hefte, gr. 8. Jahrgang 1871 — 1876 ä \0 fl. — 20 M.
Jahrgang 1877—1880 ä 12/. — 24 M.
Herabgesetzter Preis für die Jahrgänge 1871 — 1876: 20^. — 40 M.
für einzelne dieser Jahrgänge : 5 fl. — 10 M.
Jahrgang 1871. Mit 3 lithographirten Tafeln und 34 Holzschnitten.
[IV. 556 S., 3 Taf. 4.]
INHALT: Stricker, Einleitung: Pathologie und Klinik. Genersich, zur Lehre von den
Saftkanälchen in der Cornea. Heiberg, über die Neubildung des Hornhautepithels. Güterbock,
Untersuchungen über Sehnenentzünd'ung. Yeo, Untersuchungen über die Structur entzündeter
Lymphdrüsen. Läng, Untersuchungen über die ersten Stadien der Kuochenentzündung. Albert
und Stricker, Untersuchungen über das Wundfleber. Stricker, Untersuchung über die Ent-
deckung des Eitergiftes. Riegel, über die reflectorische Innervation der Blutgefässe. Roki-
tansky, über Defect der Scheidewand der Vorhöfe. Stricker, mikroskopische Untersuchung des
Säugethier-Kreislaufes. Mayer und v. Bosch, Untersuchungen über Darmbewegungen. Winter-
nitz, der Einfluss von Wäimeentziehungen auf die Wärmeproduction. Hansen, Untersuchungen
über die entzündlichen Veränderungen der Hornhautkörper. Kundrat, über die krankhaften
Veränderungen der Endothelien. Albert, über Eernia inflammata. Auspitz, über die Besorption
ungelöster Stoffe bei Säugethieren. Durante, Untersuchungen über Entzündung der Gefäss-
wände. Englisch, über Ovarialhernien. Albert und Stricker, Beiträge zur Lehre vom Fieber.
llittop, Untersuchungen über Knorpelentzündung. Jacenko, über die Transplantation abge-
trennter Hautstücke. Laschkewitz, eine sonderbare Beschaffenheit der rothen Blutkörperchen
in einem Falle von Morbus Adissonii. Carmalt und Stricker, über die Neubildung von Blut-
gefässen in entzündeten Hornhäuten. Stricker, Vorwort zu der nächstfolgenden Abhandlung.
Jarisch, Untersuchungen über die anorganischen Bestandtheile des Blutes. Soboroff, ein Bei-
trag zur Kenntniss der Gefässnervencentra. Lostorfer, über das Vorkommen von Pilzen im
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Medicinische Jahrbücher. 111
Blute gesnnder Menschen. Hofinokl, über Resection des Ober- and Unterkiefers mil Rücksicht
uiii ss darauf bezügliche Krankheitsfälle. Br esslauer, Mittheilnngen über die während der
Epidemie 1870- ist i auf der Abtheilung Prof. Löbel's beobachteten Typhusfälle. \>. Rusti ky.
Untersuchungen über Knocheneiterung. Popoff, Experimente über Lungenentzündung.
Jahrgang 1872. Mit 12 lithographirten Tafeln und 3 Holzschnitten.
[IV. 513 S., IL 101 S., 1 Taf. fol., 10 Taf. 4., 1 Taf. 8.]
INHALT: Knall, über Paralysis pseudohypertrophica. Hering, über den Einflnss dei
Athmung auf den Kreislauf. Oser und Schlesinger Jim., experimentelle Untersuchungen über
rt.'i-usbewegungen. Kolisko, Beiträge zur Kenntniss der Mechanik des Herzens, Lostorfer,
über die Möglichkeit der Diagnose der Syphilis mittelst der mikroskopischen Blutnntersnchung.
Stricker, Nachtrag zu dem Aufsätze Lostorfer's. Mayer, Studien zur Physiologie des Herzens
und der Blutgefässe. Pitt,/, über Enuresis. Mayer, über Veränderungen des Leberparenchyms
bei dauerndem Verschluss des Ductus Choledochus. Dur ante, Untersuchungen über die Or-
ganisation des Troinrms. Dudukaloff, Beiträge zur Kenntniss des Verwacheungsprocesses
unterbundener Gefässe. Libsky, über die entzündlichen Veränderungen des Epithels der Harn-
kanälchen. Bizzozero, Beilrage zur Kenntniss der sogenannten endogenen Zellenbildung.
Stricker, Beiträge zur Pathologie des Blutes. Meynert, eine Diagnose aui Sehhügelerkrankung.
Fleischt, Mittheilungen aus dem pathologischen Institute der Wiener Universität. 1. Fleischt,
zur Geschwulstlehre. A. Hirntumoren. B. Heber den Tumor cavernosus. 2. Wahlberg, das
tuberkulöse Geschwür im Kehlkopfe. 3. Schiff, das Ligamentum uteri rntundinn. I. Wini-
warter, ein Adenom der Magenwandung. 5. Winiwarter, zur pathologischen Anatomie
der Leber. Eyselein, über Vaccination und Revaccination und deren bisherige ungenügende
Durchführung, Heitzmann, Studien am Knochen und Knorpel, r. Bosch und Oser, Unter-
suchungen über die Wirkungen des Nicotins. Rosenthal, Untersuchungen und Beobachtungen
über das Absterben der Muskeln und den Scheintod. Popoff, zur Frage über Pneumomykosis.
v. Schroff, Mittheilungen aus dem pharmakologischen Institute der Wiener Universität.
Jahrgang 1873. Mit 13 lithographirten Tafeln und 20 Holzschnitten.
[IV. 504 S., 11 Taf. 4., 2 Taf. 8.J
INHALT: Schlesinger, über Reflexbewegungen des Uterus. Weil, Beiträge zur Kenntniss
der Befruchtung und Entwicklung des Kanincheueies. Albert und Stricker, Untersuchungen
über die Wärmeökonomie des Herzens und der Lungen. Exner, über die physiologische Wir-
kung der Iridectomie. Englisch, zur Pathologie der Harnorgane. Pfungen, Studien über Ent-
wicklung der Froschcornea. Kolisko, über das Verhalten der Action des Herz Ventrikels zur
Pulswellenbildung in der Arterie. Chapman, Beiträge zur Kenntniss des Baues des normalen
und entzündeten Perieardiums der Batrachier. Bizzozero, Beitrag zur Kenntniss des Baues des
Epithelioms. Bizzozero und Golgi, über die Veränderungen des Muskelgewebes nach Nerven-
durchschneidung. Mauthner, Beiträge zur Kenntniss des Neurins. Kundrat und Engelmann,
Untersuchungen über die Uterusschleimhaut. Heitzmann, "über die Rück- und Neubildung von
Blutgefässen im Knochen und Knorpel. Mauthner, zur Lehre von der Embolie der Arteria
centralis retinae. Hofmökl, Beiträge zur permanenten Extension und zur Behandlung der
Verschiebungen bei Knochenbrüchen an den Extremitäten. Bosch, ein Fall von Melanämie.
Röhrig, experimentelle Untersuchungen über die Physiologie der Gallenabsonderung. Q-alvagni,
über das Scapularkrachen. Weil, Beiträge zur Kenntniss des Muskelkrebses. Clement i "und
Thin, Untersuchungen über die putride Infection. Albert, Studien zur chirurgischen Pathologie
der Bewegungsorgane. Burdon- Sanderson, zur Kenntniss der infectiösen Producte acuter Ent-
zündungen. Spina, Untersuchungen über den Bau der Sehnen. Nicoladoni, Untersuchungen
über die Nerven aus der Kniegelenkskapsel des Kaninchens. Jurie, Beiträge zur Kenntniss
des Baues und der Verrichtung der Blase und Harnröhre. Robinson, über die entzündlichen
Veränderungen der Ganglienzellen des Sympathicus. Englisch, über Retensionscysten der
weiblichen Harnröhre bei Neugebornen und ihre Beziehung zur Entwicklung der Karunkel.
Oser, über Qnarantaine bei Cholera. Referat für den III. internationalen medicinischen Con-
gress. Stricker, offener Brief an Herrn Professor Axel Key in Stockholm.
Jahrgang 1874. Mit 13 lithographirten Tafeln und 14 Holzschnitten.
[IV. X. 450 S., 12 Taf. 4., 1 Taf. 8.]
INHALT: Schlesinger, über die Centra der Gefäss- und Uterus-Nerven. Rokitansky,
Untersuchungen über die Athemnerven-Centra. Pouchet, über die Wechselbeziehungen zwischen
der Netzhaut und der Hautfarbe einiger Thiere. v. Bosch, die Hemmung der Darmbewegung
durch den Nervus splanchnicus. Champneys, Untersuchungen über das Septnm atriornm des
Frosches und des Kaninchens. Breyer, über die Function der Bogengänge des Ohrlabyrinthes.
— Erklärung. Englisch, über Cysten an der hinteren Blasenwand bei Männern. Ceccherelli,
Untersuchung kranker Knochen. Rokitansky jun., Untersuchungen der mikroskopischen Zu-
sammensetzung der Lochien. Colasanti, Beiträge zur Theorie des Fiebers bei embolischen
Processen. Scheiber, die Anatomie eines Doppelmonstrums. Heitzmann, über die Tnberkel-
bildung. Heitier, histologische Studien über genuine croupöse Pneumonie. Loewe, über eine
eigenthümliche Zeichnung im Hyalinknorpel. r. Schroff jun., Beiträge zur Kenntniss der
Antiarinwirkung auf die Kreislaufsorgane. Bizzozero und Bozzolo, über die Primitivgeschwülste
der Dura mater. Rokitansky, über den Einfluss des Chloralhydrats auf die Reizbarkeit des
Nervensystems. Loewe, zur Histologie des Bindegewebes. Cecclierelli, ein Beitrag zur Kennt-
niss der entzündlichen Veränderung des Gehirns. Mauthner, über das Verhalten des Neurins
gegen Eiweisskörper. Hofmokl; über Gallusbildung. Heitier, über das Vorkommen von ade-
noider Substanz in der menschlichen Kehlkopfschleimhaut. Stricker, Untersuchungen über den
Eiterungsprocess. Zuckerkandl, zur Anatomie des menschlichen Schädels. Schlesinger, über
Thermometrie des Uterus und ihre diagnostische Bedeutung. Moquin-Tandon, Beobachtungen
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
2*
20 Medicinische Jahrbücher.
über die ersten Entwicklungsphasen von Pelobates fuscus. Olivetti, ein Beitrag zur Kennt-
niss der ersten Allantoisbildung. Eisenschitz, zur Reform des pädiatrischen Unterrichtes an
den deutschen Universitäten.
Jahrgang 1875. Mit 11 lithographirten Tafeln und 2 Holzschnitten.
[IV. XIX. 495 S., 9 Taf. 4., 2 Taf. 8.]
INHALT: Winternitz, die Bedeutung der Hautfunction für die Körpertemperatur und die
Wärmeregulation. Urbantschitsch, zur Anatomie der Tuba Eustachii des Menschen. Heitier,
Studien über die in den Lungen nach Verletzungen des Gehirns auftretenden Veränderungen.
Lütkemüller, vier Fälle von angeborenen Sacralgesehwülsten. Zuckerkandl, über die Fascia
perinaei propria. Breuer, Beiträge zur Lehre vom statischen Sinne (Gleichgewichtsorgan,
Vestibularapparat des Ohrlabyrinths). Leidesdorf, über epileptische Geistesstörung, v. Schroff
jun., Beitrag zur Kenntniss der Chininwirkung. Obersteiner, zur Kenntniss einiger Hereditäts-
gesetze. Hannover, fernere Mittheilungen über das Endresultat der Resectionen im Kriege
1864 in der dänischen Armee. Lang, zur Histologie des Lupus (Willani). Gleichzeitig ein
Beitrag zur Lehre von den regressiven Metamorphosen. Scheiber, einige angeborene Ano-
malien. Beobachtet im pathologisch-anatomischen Institute zu Bukarest. Heitier, ein Fall
von Muskeltönen. Abeles, der physiologische Zuckergehalt des Blutes. Urbantschitsch, ein
Beitrag zur Lehre über den Bau des Tubenknorpels beim Menschen. Galvagni, über die
Auscultation der Mundhöhle oder über das Mundhöhlengerassel. Vajda, Beiträge zur Ana-
tomie der syphilitischen Papeln der Geschlechtstheile. Hofmokl, Untersuchungen über die
Blutdrnckverhältnisse im grossen und kleinen Kreislaufe, v. Schroff jun., Beiträge zur
Kenntniss der Anordnung der motorischen Nervencentra. Zuckerkandl, über eine Bildungs-
anomalie der männlichen Gesehlechtswerkzeuge. Spina, weitere Beiträge zur Histologie der
Sehnen. Englisch, über Geschwülste am Samenstrange Neugeborner. Kassoivitz, die Ver-
erbung der Syphilis. Stricker, über Abnormität und Krankheit, v. Rokitansky, Abschiedsrede.
Jahrgang 1876. Mit 23 lithographirten Tafeln. [IV. XVIII. XXVI.
460 8., 20 Taf. 4., 3 Taf. 8.]
INHALT: Weiss, über die Verwachsung des Herzens mit dem Herzbeutel. Lang, zur
Histologie des Lupus (Willani). Gleichzeitig ein Beitrag zur Lehre von den regressiven
Metamorphosen. Kaposi, zur Aetiologie des Herpes Zoster. Heitier, Bericht über die im
Jahre 1875 auf der Klinik und Abtheilung des Prof. Löbel beobachteten Fälle von Typhus
exanthematicus. Böhtling, Beiträge zur Kenntniss der Gefässnerven. Albert, zur Mechanik
des Hüftgelenkes. Genersich, Beitrag zur Anatomie und pathologischen Anatomie der am
sympathischen Bauchgeflechte des Menschen befindlichen Pacini'schen Körperchen. Rabl,
das Granulationsgewebe und seine Bedeutung für die Scrophulosis. Bizzozero, Beiträge zur
pathologischen Anatomie der Diphtheritis. Hof mann und Bosch, über Bewegungserscheinungen
ara Cervix uteri. Vorläufige Mittheilung. Abeles, Beitrag zur Lehre von den saccharificirenden
Fermenten im thierischen Organismus. Biesiadccki, Leukämische Tumoren der Haut und
des Darmes, mit einigen Bemerkungen über den leukämischen Process selbst. Parenski, über
embolische Darmgeschwüre. Feigel, Beitrag zur Aetinlopio der Entstehung von Incarcerationen
der Gedärme im Bruchsacke. Dittel, über iutraarticuläre Verletzungen am Knie. Zuckerkandl,
zur descriptiven und topographischen Anatomie der Znngenvenen. Zuckerkandl, zur Ana-
tomie der Orbitalarterien. Zuckerkandl, zur Anatomie der Fusswurzelknochen. Spina, über
das Vorkommen neugebildeter Formelemente in entzündeten Sehnen. Vorläufige Mittheilung.
Sattler, über die Tapete der Sängethierangen und analoge Bildungen in der Aderhaut des
Menschen mit besonderer Berücksichtigung des Elephanten- und Walfischauges. Rosenthal,
Experimentelle und klinische Untersuchungen über cervicale Paraplegie. Gradle, Unter-
suchungen über die Spannungsunterschiede zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta.
Neumann, Beitrag zur Kenntniss des Pemphigus. Burdon- Sander son, weitere Untersuchungen
über mitgetheilte Entzündungen. Bosch, die volumetrische Bestimmung des Blutdrucks am
Menschen. — Langer, Rede, gehalten beim Antritte des Rectorats am 15. October 1875. Kaposi,
über den gegenwärtigen Stand der Lehre von den pflanzlichen Parasiten der menschlichen
Haut. Vortrag, gehalten in der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte am 7. April 1875.
Von Prof. Brodowsky, Berichtigung.
Jahrgang 1877. Mit 24 lithographirten Tafeln und 9 Holzschnitten.
[IV. 564 S., 17 Taf. 4., 7 Taf. 8.]
INHALT: Hauke, neue pneumatische Apparate und ihre Anwendung in der Kinderpraxis.
Loebisch, chemische Untersuchungen eines Falles von Cystinnrie. Mayer, Versuch über den
Nachweis des Quecksilbers im Harne. Jarisch, Untersuchungen über die Bestandteile der
Asche des Blutes. ». Schroff jun., Untersuchungen über die Steigerung der Eigenwärme des
Hundes nach Rückenmarks-Durchschneidungen. Aeby, die Gestalt des Femurkopfes. Erwide-
rung an Herrn Prof. E. Albert in Innsbruck, v. Bosch, über den physiologischen Effect der
Esmareh'schen Binde. Bizzozero, über den Bau des menschlichen Peritoneum diaphragmaticum.
Englisch, zur Entwicklung der Blasenbrüche. Neumann, über die hypodermatische Que'k-
silberbehandlung der Syphilis. Meyer, Versuche über die Aufnahme des Chroms in das Blut
nach äusserlicher Anwendung von Chromsäure. Ludwig, eine nene Methode zum Nachweis
des Quecksilbers in thierischen Substanzen, v. Winitvarter, neue Beobachtungen und Er-
fahrungen über die Arsenikmedication bei Lymphdrüsengeschwülsten. Albert, zur Mechanik
des Schultergürtels des Menschen. Feuer, Untersuchungen über die Ursache der Keratitis
nach Trigeminusdorchschneidung. Obersteiner, Beiträge zur pathologischen Anatomie der
Gehirngefässe. Stricker, Untersuchungen über die. Gefässnervenwurzeln des Ischiadicus. Albert,
zur Mechanik des Hüftgelenkes. Antwort anf die offene Erwiderung des Herrn Prof. Aeby
in Bern. Hofmann, ein Fall von Pseudohermaphrodisie. Chiari, über tuberculose Geschwüre
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Medicinische Jahrbücher. 21
der Haut in einem Fall^ von chronischer Lungen- and Darmtuberculose. Weiss, aber einen
Kall von Verwachsung des Herzens mit dem Herzbeutel. Vortrag, gehalten in der Sitzung
der k. lt. Gesellschaft der Merzte am 19. Jänner 1S77. Schnopfhagen, Herrnaphrodismus verua
hilateralis bei einer Zie^e. Hofmokl, über traumatische Luxationen bei Neugeborenen. (Eine
anatomisch-physiologische Studie.) Chiari, aber drei Fälle von primärem Carcinom im Fundus
und Corpus des Uterus. Neumann, über Argyria. (Teinte bronzee s. ardoisee de la peau.
Bleifarbe der Haut.) Spina, Untersuchungen aber die Veränderungen der Zellen in entzün-
deten Sehnen. Sanderson, neue Versuche über den Einfluss der Filtration durch Thoncylinder
auf die Vernichtung der Virulenz putrider Flüssigkeiten. Stricker, über die collaterale Inner-
vation. Oser, Bericht über den Typhus exanthematicus in Wien im Jahre 1875. v. Baseh
und Hofmann, Untersuchungen über die Innervation des Uterus und seiner Gefässe. v. Bosch,
über den Einfluss der Athmung von comprimirter und verdünnter Luft auf den Blutdruck
des Menschen. Hofmann und Ludwig, chronische Arsenikvergiftung durch technische Ver-
wendung von Fuchsin. Qriinfeld, die Formen des Barnröhrentrippers und die endoskopischen
Befunde derselben. Abeles, Beiträge zur Kenntniss des Glycogens. Chiari, ein Fall von
Tuberculose des N. opticus dexter. Aeby, noch einmal die Gestalt des Femurkopfes, Rück-
antwort auf die Antwort des Herrn Prof. Albert in Innsbruck.
Jahrgang 1878. Mit 18 lithographirten Tafeln und 7 Holzschnitten.
[IV. 516 S., 16 Taf. 4., 2 Taf. 8.]
INHALT: Stricker, Untersuchungen über die Contractilität der Capillaren. Stricker,
Untersuchung über die Ausbreitung der tonischen Gefässnerven-Centren im Rüekenmarke des
Hundes. Stricker, Beobachtungen über die Entstehung des Zellkernes. Chiari, über die beiden
spondylolisthetischen Becken der Wiener path.-anatom. Sammlung. Chiari, über Tuberculose
der Schilddrüse. Schlesinger, anatomische und klinische Untersuchungen über extraperitoneale
Exsudationen im weihlichen Becken. Biaeh, über Aneurysmen an den Horzklappen. Prok.
Rokitansky, über den Verlauf eines Falles von Intermittens unter der Wirkung des Pylocarpin.
Leidesdorf, klinischer Beitrag zur paralytischen Geistesstörung. Vortrag. Obersteiner, die moto-
rischen Leistungen der Grosshirurinde. Bizzozero, Geschichtliches über die Kenntniss des
Knochenmarks. Raab, ein Fall von Atrpsie der Lungenarterie mit Verkümmerung des rechten
Ventrikels. Zuckerkandl, zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Naso-Etbmoidalregion.
Langer, über die Blutgefässe im Augenlide. Redtenbacher, über entzündliche Vorgänge an den
Röhrenknochen der Säugethiere. Spina, Untersuchungen über die entzündlichen Veränderun-
gen der quergestreiften Muskelfasern. Stricker und Wagner, Untersuchungen über die Ur-
sprünge und die Function der beschleunigenden Herznerven. Unger, über amoeboide Kern-
bewegungen in normalen und entzündeten Geweben. Stricker, Entgegnung auf die Mittheilungen
des Herrn Vulpian „Ueber die Gefässnerven in den sensiblen Rückenmarkswurzeln11.
Chiari, über die analen Divertikel der Rectumschleimhaut und ihre Beziehung zu den Anal-
fisteln. Bizzozero, über das Stroma der Sarcome. Hofmokl, über das Wesen und die Behand-
lung der Spina bifida. Weiss, die Wucherungen der h'amraerwände des Gehirns. Fuchs, über
die Wärmeempfindung der Hornhaut. Pieniaczek, Untersuchungen über die Empfindlichkeit
der Larynxschleimhaut. Weiss, Beiträge zur Lehre von den Reflexen im Rückenmarke. Albert,
zur Mechanik des Hüftgelenkes. Jarisch, über die Verwendung von Pyrogallussäure gegen
Hautkrankheiten.
Jahrgang 1879. Mit 17 lithographirten Tafeln und G6 Holzschnitten.
[IV. 562 S., 6 Taf. 4., 11 Taf. 8.]
INHALT: Biach, Statistische Studien über die Pneumonie in den drei Krankenhäusern
Wien's (allgem. Krankenhaus, Rudolf -Stiftung und Wiedner Spital) im Decennium 1866 — 1876.
Ravogli, Untersuchungen über den Bau, die Entwicklung und Vereiterung der Cutis. Unger,
Untersuchungen über die quergestreiften Muskelfasern des lebenden Thieres. Neumann,
zur Histologie der Psoriasis vulgaris. Englisch, über das bösartige Geschwür der Fusssohle.
(Mal perforant du pied.) v. Fleisch!, Untersuchung über die Gesetze der Nervenerregung.
V. Abhandlung. Kassoivitz, die normale Ossiiication und die Erkrankungen des Knochen-
systems bei Rachitis und hereditärer Syphilis. Dittel, Axendrehung — Laparotomie; Tod.
Grünfeld, zur Geschichte der Endoskopie und der endoskopischen Apparate, v. Basch, über
die Summation von Reizen durch das Herz. Frisch, über den Einfluss niederer Temperaturen
auf die Lebensfähigkeit der Bacterien. Frisch, über das Verhalten der Milzbrandbacillen gegen
extrem niedere Temperaturen. Obersteiner, über Erschütterung des Rückenmarkes.
Jahrgang 1880. Mit 23 lithographirten Tafeln und 8 Holzschnitten.
[IV. 508 S., 11 Taf. 4., 12 Taf. 8.]
INHALT: Zuckerkand/,, Bericht des Wiener anatomischen Institutes über das Quinquen-
nium 1874—1879. Langer, über die Textur der sogenannten Graviditäts-Narben. Hebra, Bei-
trag zur Anatomie des Nagels. Zuckerkandl, zur physiologischen und pathologischen Ana-
tomie der Nasenhöhle und ihrer pneumatischen Anhänge. Zuckerkandl, über die rudimentäre
Bildung der Jochbeine und Jochbogen im Gesichtsskelete des Menschen. Zuckerkandl, neue
Mittheilungeu über Coalition von Fusswurzelknochen. Zuckerkandl, über das Gleiten des
Uluarnerven auf die Volarseite des Epicondylus internus während der Flexion im Ellbogen-
gelenke. Holt, über die Lendennerven. Hol/, Verrenkung des linken Ellbogengelenkes mit
Zerreissung der A. ulnaris und der N. medianus und ulnaris. Heilung. Collateral-Kreislauf.
Holl, ein seltener Fall von Kryptorehismus. Felsenreich und Holt, Acephalus mouobrachius
(Acardiacus). Raab, ein Beitrag zur Anatomie der Hohlhandarterien. Raab, über das
Znstandekommen und die Bedeutung der Assimilation des letzten Lendenwirbels an das Kreuz-
bein. Lorenz, über den Befund an einem Herzen mit Defect der Vorkammerscheidewand.
Horbacziwski, über die durch Einwirkung von Salzsäure aus den Albnminoiden entstehenden
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
22 Jahresbericht des Studtpbysikates — Kaposi.
Zersetzungsproducte. Sarisah, chemische Studien über Pemphigus. Wagner, Beiträge zur
Kenntniss der respiratorischen Leistungen des Nervus vagus. Bizzoze.ro, das Chromo-Cyto-
meter. Kassowite, die normale Ossification und die Erkrankungen des Knochensystems bei
Rachitis und hereditärer Syphilis. (Fortsetzung.) Stricker und Spina, Untersuchungen über
die mechanischen Leistungen der acinösen Drüsen. Kyber, eine Untersuchung über das uni-
versale diffuse Keratom der menschlichen Haut. Bittet, zum hohen Blasenstich. Fellner, über
die Entwicklung und die Kernformation der rotheu Blutkörperchen der Sauger. Hol!, Beitrag
zu den Defecten des Septuin ventriculosum cordis. Holl, Beitrag zu den Abnormitäten der
Wirbelknochen. Ludwig, über die Vertheiluug des Arsens im thierischen Organismus nach
Einverleibung von arseniger Säure. Ludwig, über den Nachweis des Quecksilbers in thie-
rischen Substanzen. Ludwig, über die Bestimmung des Gesaramt-Stickstoffes im Harne.
Stricker, Mittheilung über Zellen und Grundsubstanzen. Schlussworte des Redacteurs.
Jahresbericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amts-
tätigkeit im Jahre 1871. I. Im Auftrage des Gemeinderathes
erstattet von den beiden Stadtphysikern Dr. Fl'ilUZ Iimll.lUSer
und Dr. Ed. Nasser, gr. 8. [VI. 220 S., XXIX S. Tab. 8.] 1872.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
im Jahre 1872. IL gr. 8. [IV. 196 S., XXXIIIS. Tab. 8.] 1873.
3 fl. — 6 M.
im Jahre 1873. III.gr. 8. [V. 190 S. XXXVII S. Tab. 8.] 1874.
3 fl. — 6 M.
im Jahre 1874. IV. gr. 8. [V. 219 S., XXXV S. Tab. 8.] 1875.
3 fl. — 6 M.
im Jahre 1875. V. gr. 8. [V. 254 S., XXXIX S. Tab. 8.] 1876.
3 fl. — 6 M.
im Jahre 1876. VI. gr. 8. [V. 358 S., XL S. Tab. 8.] 1877.
4ft. — 8 1.
im Jahre 1877. VII. gr. 8. [V. 290 8., XLI1I S. Tab. 8.] 1878.
2 fl. — 4 M.
— — im Jahre 1878. VIII. gr. 8. [V. 308 S., XLIII S.Tab. 8.] 1879.
2fl. — 4 M.
im Jahre 1879. IX. gr. 8. [V. 295 S., XLVII S. Tab. 8.] 1880.
2 fl. — 4 M.
Jahresbericht über die Fortschritte der Thierchemie, heraus-
gegeben von Dr. Rieh. Milly, o. Professor der angewandten
medicinisehen Chemie an der Universität Innsbruck. I. Band, für
das Jahr 1871. gr. 8. [V. 345 S.] 1873. 3 fl. — 6 M.
IL Band, für das Jahr 1872. Bearbeitet und redigirt vom
Herausgeber unter Mitwirkung von Dr. C. L. Bovida in Mailand,
Dr. Olof Hammarsten in Upsala, Dr. Julius Dreschfeld in
Manchester und Dr. E. Salkowsky in Berlin. Mit einer xylo-
graphirten Tafel, gr. 8. [V. 377 S., 1 Taf. 4.] 1874. ^.-8 1
Kaposi, Dr. Mor., Professor der Dermatologie und Syphilis an der
k. k. Universität in Wien. Die Syphilis der Haut und der
angrenzenden Schleimhäute. Mit Abbildungen in 76 chromolitho-
graphirten Tafeln, ausgeführt von Dr. Carl Heitzmann, und
13 Holzschnitten. Neue unveränderte Ausgabe. In 1 2 Lieferungen,
gr. 4. [VI. 198 S., LXXVI Taf. und Deckbl.] 1881.
Ermässigter Preis: 36^. — 72 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
K;i[>osi — Komoraus. 23
Kaposi. Dl*. Moi\, Professor der Dermatologie und Syphilis an der
k. k. Universität in Wien. Ueber den gegenwärtigen Stand der
Lehre von der ätiologischen Beziehung kleinster Organismen
(Micrococcus) zu den Infectionskrankheiten. Vortrag, gehalten
im ärztlichen Vereine in Wien am 22. April 1874. 8. [33 S.] 1874.
50 kr. — 1 M.
Karsten, Dr. H., Professor der Botanik an der k. k. Universität in
Wien. Chemismus der Pflanzenzelle. Eine morphologisch-
chemische Untersuchung der Hefe. Mit Berücksichtigung der Natur,
des Ursprunges und der Verbreitung der Contagien. Mit 9 Holz-
schnitten, gr. 8. [IV. 90 S.J 1869. 1 fl. — 2 M.
KaSSOWitz, Dr. M., ord. Arzt des I. öffentl. Kinderkrankeninstitutes
in Wien. Die Vererbung der Syphilis. (Sep.-Abdr. a. d. Med.
Jahrb. 1875.) 8. 1870. 1 fl. 50 Ter. — 3 M.
— — Die normale Ossifikation und die Erkrankungen des
Knochensystems bei Rachitis und hereditärer Syphilis. I.Theil:
Normale Ossification. Mit 13 lithographirten Tafeln, gr. 8.
[X. 327 S. 13 Tafeln 8. mit Decklbl.] 1881. b fl. — li) M.
Kiscll, Dr. E. Heilir., Medicinalrath, Docent an der k. k. Univer-
sität in Prag, dirigirender Hospital- und Brunnenarzt in Marienbad.
Handbuch der allgemeinen und speciellen Balneotherapie.
Zweite mit einem allgemeinen Theile vermehrte Auflage, nebst
einer Karte der Heilquellen und Curorte Mittel-Europa's. gr. 8.
[VIII. CXI. 204 u. 399 S., 1 Karte Roy.] 1875. 6/. — 12 M.
— — Jahrbuch für Balneologie, Hydrologie und Klimatologie,
s. Jahrbuch.
KletzillSky, VillC, k. k. Professor und Landesgerichts-Chemiker.
Die österreichische Landes-Pharmakopöe. Fünfte im Jahre
1855 erschienene Ausgabe. Nach dem gegenwärtigen Stande der
bezüglichen Wissenschaften für Aerzte und Pharmaceuten erläutert.
2 Bände. Neue Ausgabe, gr. 8. [l. VIII. 126 S. u. S. 1—270, 23 Tab.;
2. IV. S. 271—669 u. XCVIII. S. Tab.J 1860. 5./Z. — 10 M.
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223 S., XVI. 84 S., 11 Tab.] 1858. 3 fl. 50 kr. — 7 M.
Klob, Dr. Jlll. Max., weil. Professor am k. k. Rudolf-Spitale in
Wien. Pathologische Anatomie der weiblichen Sexual-Organe.
gr. 8. [XIV. 569 S.] 1864. 6/. — 12 M.
Kliailtlie, Dr. Theod. Arzneitaschenbuch zur österreichischen
Pharmakopoe. 16. [X. 160 S.] 1877. 1 fl. — 2 M.
KomoraUS, Dr. JOS., k. k. Bezirksarzt in Feldsberg. Visa reperta
zum praktischen Gebrauche für Aerzte und Wundärzte. Zweite
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Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
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Klll'zak, Dr. Fl'., weil. o. ö. Professor an der k. k. Universität in
Wien. Lehrbuch der Receptirkunde für Aerzte und Apotheker.
Mit 24 Holzschnitten, gr. 8. [IV. 274 S.] 1855. 3^.-6 M.
Laiiger, Dr. C, k. k. Hofrath, Professor der Anatomie an der k. k.
Universität in Wien. Lehrbuch der Anatomie des Menschen.
Zweite umgearbeitete Auflage. (Unter der Presse.)
Lazansky, Dr. Ad., em. k. k. Ober-Feldarzt, Communal- und
Gerichtsarzt in Strakonitz. Compendium der Pathologie und
Therapie der eonstitutionellen Krankheiten, gr. 8. [IV. 220 S.]
1864. \ fl. 50 kr. — SM.
Leidesdorf, Dr. Max, Professor an der k. k. Universität in Wien.
Psychiatrische Studien, s. Studien.
Leiter, J. Catalog chirurgischer Instrumente, physikalischer
Apparate für Electrotherapie , Electrolyse und Galvanokaustik,
Bandagen, orthopädischer Maschinen und künstlicher Extremitäten.
Mit 1060 Abbildungen. Dritte vervollständigte Auflage. Lex.-8.
1876. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Lenhossek, Dr. Jos. Edler von, königl. ungar. Kath, Pect.
em. und o. ö. Professor der descriptiven und topographischen
Anatomie an der kein. ung. Universität in Budapest. Die künst-
lichen Schädelverbildungen im Allgemeinen und zwei künstlich
verbildete makrocephale Schädel aus Ungarn, sowie ein Schädel
aus der Barbarenzeit Ungarns. Mit 11 phototypischen Figuren auf
3 Tafeln, ferner 11 xylographischen und 5 zinkographischen im
Texte, gr. 4. [X. 138 S„ 3 Taf. 4.] 1881. 9^.-18 M.
Leren, Joll. A., Doctor der Medicin und Philosophie, Armenarzt und
Spitals-Physikus. Mittheilungen aus dem Spitale der barm-
herzigen Brüder in Wien. 8. [VI. 108 S., 1 Tab. 4.] 1877.
lfl.—2M.
Liliat'zik, Dr. Franz, weil. Augenarzt, Accoucheur und prakt.
Kinderarzt in Wien. Das Gesetz des Wachsthumes und der
Bau des Mensehen. Die Proportionslehre aller menschlichen
Körpertheile für jedes Alter und für beide Geschlechter. Mit
8 Tabellen und 9 lithographirten Tafeln. Neue Ausgabe. Roy. cart.
[IL 35 S., 17 Taf. Roy.] 1862. 8 fl. — 16 M.
Linhart, Dr. Wenzel VOn, weil. k. bayr. Hofrath, Professor der
Chirurgie und chirurgischen Klinik an der Julius -Maximilians-
Universität und Oberarzt des Julius - Hospitales in Würzburg.
Compendium der chirurgischen Operationslehre. Vierte
durchaus umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 518 Holz-
schnitten. In 2 Hälften, gr. 8. |l. XXXVI. S. 1—544, 2. IL
S. 545— 1048.] 1874. 12 fl. — 24 M.
Lumpe, Dr. Ed., weil, prakt. Arzt in Wien. Compendium der
praktischen Geburtshilfe. Vierte durchgearbeitete und vermehrte
Auflage, gr. 8. [XVI. 306 S.] 1875. 3 fl. — 6 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Lands — Meyr. 2ö
Lnnda, Dr. Jos., k. k. Oberfeldarzt. Die Augonblennorrhöe vom
feldärztlichen Standpunkte betrachtet, nebst einem Anhang über das
granulöse Augenleiden, gr. 8. [III. 66 S.] 1861. 80 Ar. — IM. 60Pf.
Mach, Dr. Ernst, Professor der Physik an der k. k. Universität in
Graz. Compendium der Physik für Mediciner. Mit 225 Holz-
schnitten, gr. 8. [X. 272 S.] 1863. 3 fl. — 6 M.
Maly, Dr. Jos. Carl in Graz. Systematisehe Beschreibung der
in Oesterreich wildwachsenden und cultivirten Medicinal-
pflanzen. Für Aerzte und Apotheker. 8. [XIII. 190 8.] 1863.
1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
Maly, Dr. Rieh. L., Professor an der Universität in Innsbruck.
Grundzüge der modernen Chemie für Mediciner, Pharmaceuten
und Chemiker. Mit 2 7 Holzschnitten, gr. 8. [XIV. 562 S.] 1868.
4 fl. 50 kr. — 9 M.
— — Jahresbericht über die Fortschritte der Thierchemie,
s. Jahresbericht.
MailSSlirOW, Dr. N., Docent an der kaiserl. Universität in Moskau.
Die tertiäre Syphilis, Gehirnleiden, Geisteskrankheiten (Psychosen)
undderenBehandlung.gr. 8. [VIII. 234 S.] 187 7. 2. fl. 50 kr.— 5 M.
Mailthner, Dr. Llldw., o. ö. Professor der Augenheilkunde an der
k. k. Universität in Wien. Vorlesungen über die optischen
Fehler des Auges. Mit 9 7 Holzschnitten und 3 Tafeln, gr. 8.
[XII. 878 S., 2 Taf. 8., 1 Taf. 4.] 1872. 1876. 10 fl. — 20 M.
Mayer, Dr. A. in Mainz. Die Sinnestäuschungen, Hallucina-
tionen und Illusionen. Allgemein verständlich dargestellt. 8.
[XV. 215 S.] 1869. 2 fl. — 4 .1/.
Mayer, Dr. Ernst. Compendium der praktischen Medicin für
angehende Aerzte und Wundärzte. Zweite Auflage, gr. 8. 1851.
(Vergriffen.) 1 fl. 2 M.
Meynert, Dr. Th., k. k. Regierungsrath, ord. klin. Universitäts-Professor
in Wien. Zur Mechanik des Gehirnbaues. Ein Vortrag, gehalten in
der Naturforscher -Versammlung zu Wiesbaden und in der Wiener
anthropologischen Gesellschaft. gr.8.[20S.] 1874. 60b-. — IM. 20Pf.
— — Skizzen über Umfang und wissenschaftliche Anordnung
der klinischen Psychiatrie. 8. [38 S.] 1878. 60 kr. — 1 M. 20 Pf.
— — Uebor Fortschritte im Verständniss der krankhaften
psychischen Gehirnzustände. 8. [54 S.j 1878. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
— — Lehrbuch der Psychiatrie. Mit zahlreichen Illustrationen,
gr. 8. (Unter der Presse.)
Meyr, Dr. Iajn., k. k. Rath, Bezirksarzt in Gmundeu. Compendium
der Augenheilkunde. Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Mit 16 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 358 S.] 1871. 3 fl. 50 kr. — 7 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
2t> Michaelis — Moos.
Michaelis, Dr. Alb. C. J., k. k. Regimentsarzt etc. Compendium
der Lehre von der Syphilis und der damit zusammenhängenden
ähnlichen Krankheiten und Folgezustände. Für praktische Aerzte
und Studirende. Zweite umgearbeitete und durch zahlreiche Zusätze
vermehrte Auflage, gr. 8. [XVI. 367 S.] 1865. 3 fl. 50 kr. — TM.
Mittheilungen aus dem embryologischen Institute der k. k.
Universität in Wien. Herausgegeben von Dr. S. L. Schenk,
Professor an der k. k. Universität in Wien. I. Band, 1. — 4. Heft und
IL Band 1. Heft. Mit 35 lithographirten Tafeln, gr. 8. 1877 — 1880.
d fl. — 18 M.
I. Band, l.Heft. Mit 8 Tafeln. [VI. 106 S., 8 Taf. 8.] 1877. 2fl. — 4.M.
INHALT: Urbantsehitsch, über die erste Aulage des Mittelohres und des Trommelfelles.
(Mit 2 Tafeln.) liadwaner, über die Elitwickelung der Sehnervenkreuzung, (Mit 2 Tafelu.)
Schenk, Beitrag zur Lehre über die Lympbgefässe der Haut des Neugeborenen. Haidar Kiamil,
das Vorkommen der adenoiden Substanz im Kehldeckel. (Mit 1 Tafel.) Schenk, Bemerkungen
über den Keirafleck. Bergmeister, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Säugetbierauges.
(Mit 2 Tafeln.) Motto. Mala, Einiges über den Bau der unbefruchteten gelegten Eier einer
Turteltaube. (Mit 1 Tafel.) ]'an Puteren, Einiges über die Säure im Magen der EmbryoneD.
— 2. Heft. Mit 4 Tafeln. [IV. S. 107 — 178, 4 Taf. 8.] 1878.
1 fl. 50 kr. — 3 M.
INHALT: Schenk, das Sdugethierei künstlich befruchtet ausserhalb des Mutterthieres.
Beiberg, über die Zwischenwirbelgelenke und Kuochenkerue der Wirbelsäule bei den Neu-
geborenen und ihr Verhalten zur Chorda dorsalis. (Mit 1 Tafel.) Urbantsehitsch, das Lnmen
des äusseren Gehörganges bei Embryonen und Neugeborenen. Shaw, die Decke der Hinter-
und N;ichhirnblase. liotli, der Kehldeckel und die Stimmritze im Embryo, nebst einigen
Bemerkungen über die Entwickelung der Schleimdrüsen. (Mit 2 Tafeln.) Oppenheimer, die
Stäbchen in der Netzhaut der Froschembryonen. Gräber, Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
des Steigbügels und ovalen Fensters. (Mit 1 Tafel.)
— 3. Heft. Mit 9 Tafeln. [IV. S. 179—234, 9 Taf. 8.] 1879.
2 fl. — 4 M.
INHALT : Blanchard, Mittheilungen über den Bau und die Entwickelung der sogenannten
fingerförmigen Drüse bei den Knorpelfischen. (Mit 2 Tafelu.) Blanchard, ein Fall vom
abortiven Bluthofe (Panum) beim Menschen. (Mit 1 Tafel.) Schuster, zur Entwickelungs-
geschichte des Hüft- und Kniegelenkes. (Mit 2 Tafeln.) Schenk und Birdsall, über die Lehre
von der Entwickelung der Ganglien des Sympathicus. (Mit 3 Tafeln.) Urbantschitsch,
Beobachtungen über die Bilduug des Hammer-Amboss-Gelenkes. (Mit 1 Tafel.)
— 4. Heft. Mit 6 Tafeln. [IV. VI. S. 235—291, 6 Taf. 8.] 1880.
1 fl. 50 kr. — 3 M.
INHALT: Hcilpryn, Mittheilungen über die Präparationsergebnisse einer frühzeitigen
menschlichen Frucht. (Mit 3 Tafeln.) Holt Wilson, Beitrag zur Entwickelung der Haut des
Menschen. (Mit 2 Tafeln.) Schenk, zur Lehre über den Einfluss der Farbe auf das Ent -
wickelungsleben der Thiere. Fox, die Asymmetrie des Gesichtes bei menschlichen Em-
bryonen Peck, Cystenbildung in der Leibeswand des Embryo. (Mit 1 Tafel.)
IL Band, 1. Heft. Mit 8 Tafeln, gr. 8. [III. 75 S., 8 Taf. 8.] 1880.
2J.-4I.
INHALT: Löwe, Beiträge zur vergleichenden Morphogenesis des centralen Nervensystems
der Wirbelthiere. (Mit 2 Tafeln.) Denissenko, Untersuchungen über den Bau der innern
Körnerschicht und der Molecularschicht der Netzhaut. (Mit 1 Tafel.) Zanfarino, das Liga-
mentum Iridis pectinatum während der Entwickelung. (Mit 1 Tafel.) Schenk, über das Ver-
halten der Flexorcs digitorum communes in der Hand menschlicher Embryonen. (Mit 3 Tafeln.)
Schenk, Referat über Löwe, Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte des Nerven-
systems der Säugethiere und des Menschen. I. Band. Denissenko, vorläufige Bemerkungen
zur Lehre über deu Bau der Netzhaut. Zabludowski, der Verhornungsprocess während des
Embryonallebens. (Mit 1 Tafel.)
Mittheilungen aus dem Spitale der barmherzigen Brüder in
Wien, s. Lerch.
MOOS, Dr. S., praktischer Arzt und Docent an der Universität in
Heidelberg. Klinik der Ohrenkrankheiten. Ein Handbuch für
Studirende und Aerzte. Mit 26 Holzschnitten, gr. 8. [X. 348 S.]
1866. Sfl. 50 kr. — 7 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Nessel — Politzer. 27
Nessel, FruilZ, Professor der Zahnheilkunde an der Universität in
Trag. Compendium der Zahnheilkunde. Mit 71 Abbildungen,
gr. 8. [IV. 226 S.] 1856. 2 fl. 50 kr. — 5 M .
Neudörfer, Ign., Vorstund der ehirurg. Klinik für Militärärzte.
Die chirurgische Behandlung der Wunden, gr. 8. [VI. 159 S.]
1877. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
— — Aus der chirurgischen Klinik für Militärärzte. Mit 9 litho-
graphirten Tafeln und 30 Holzschnitten, gr. 8. [XX. 429 S., 8 Taf.
8. m. Deckbl., 1 Taf. fol.] 1879. 5 fl. 50 kr. — 11 AI.
IN mm an ii, Dr. Isidor, a. ö. Professor der Dermatologie und Syphilis
an der k. k. Universität in Wien. Lehrbuch der Hautkrankheiten.
Fünfte vermehrte Auflage. Mit 108 Holzschnitten und einer litho-
graphirten Tafel, gr. 8. [X. 667 S., 1 Taf. 8.] 1880. Sfl. — 16 AI.
In Leinwand gebunden: 9 fl. — 18 M.
Zur Kenntniss der Lymphgefässe der Haut des Menschen
und der Säugethiere. Mit 8 chromolithographirten Tafeln, gr. 8.
[31 S., 8 Taf. 8. u. Deckbl.] 1873. 3 fl. — 6 AI.
— — Aerztlicher Berieht über die im städtischen Communal-
Spital Zwischenbrüeken im Jahre 1872/1873 behandelten
Blatternkranken nebst Mittheilungen einiger experimenteller und
anatomischer Studien. Mit 6 Holzschnitten, gr. 8. [158 S.] 1874.
2 fl. — 4 AI.
— — Atlas der Hautkrankheiten. 72 Tafeln mit beschreibendem
Texte, in Chromolithographie ausgeführt von Dr. J. Heitzmann.
12 Lieferungen. 1. Lieferung, gr. 4. [18 S. Text, 6 Taf. gr. 4.] 1881.
b fl. — 10 AI.
Nnsser, Dr. Ed., und Dr. Franz Innhauser, Stadtphysiker in
Wien. Jahresbericht des Stadtphysikates, s. Jahresbericht.
Pick, Dr. F. J., Professor an der Universität in Prag, und Professor
Dr. H. Auspitz, Vierteljahresschrift für Dermatologie und
Syphilis, s. Vierteljahresschrift.
Pleniger, Dr. Andr., Operateur, Primararzt im k. k. Theresianum.
Physiologie des Wasserheilverfahrens. Nach dem heutigen Stand-
punkte der Wissenschaft. 8. [XL 146 S.] 1863. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Specielle Pathologie und Hydrotherapie nach dem heutigen
Standpunkte. 8. [XV. 348 S.] 1866. 3 fl. — 6 M.
Politzer, Dr. Adam, Professor der Ohrenheilkunde an der Wiener
Universität, k. k. Armen-Ohrenarzt der Stadt Wien. Die Beleuch-
tungsbilder des Trommelfelles im gesunden und kranken Zu-
stande. Klinische Beiträge zur Erkenntniss und Behandlung der
Ohren -Krankheiten. Mit 24 chromolithographirten Trommelfell-
Bildern und 13 Holzschnitten, gr. 8. [VII. 143 S., 2 Taf. 8.] 1865.
(Vergriffen.) 3 fl. 6 AI.
Zehn Wandtafeln zur Anatomie des Gehörorgans. Litho-
graphie von G. Schlesinger, gr. Boy. [l Titelbl. u. 10 Taf. Roy.]
1873. In Mappe. SO fl. — 60 AI.
INHALT: Tafel I. Aeussere Fläche des Trommelfells. — IL Innere Fläche des Trommel-
fells mit dem Hammer und Ambosse. — III. Ansicht der Gebilde der iuneren Trommel-
höhlenwand. — IV. Durchschnitt der Trommelhöhle mit der topographischen Lage der
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
28 Politzer — Rokitansky.
Gehörknöchelchen. — V. Topographische Lage der Rachenmündung der Ohrtrompete mit den
Gebilden des Nasenrachenraumes. — VI. Durchschnitt der knorpeligen Ohrtrompete. —
VII. Das knöcherne Labyrinth. — VIII. a) Durchschnitt der Schnecke, b) Durchschnitt
eines Bogenganges, c) innere Ansicht des ovalen Fensters mit der Stapesplatte, d) Durch-
schnitt durch ovales Fenster und Stapesplatte, e) Ansicht des runden Fensters. — IX. Der
ductus cochlearis und das Cortische Organ. — X. Typen der Trommelfellkrankheiten in
12 Bildern.
Politzer, Dr. L. M., a. o. Professor, Director des ersten öffentlichen
Kinderkrankeninstitutes in Wien. Die Entstehung der Gefahr
im Krankheitsverlaufe. Mit besonderer Berücksichtigung der
Diagnose der Gefahr, ihrer Prophylaxe und Therapie, gr. 8. [XXII.
396 S.] 1878. 3 fl. 50 kr. — 7 M.
Fnschniailll, Dr. Theod., Professor an der medicinischen Facultät
der Universität Wien. Alexander von Tralles. Original-Text
und TJebersetzung nebst einer einleitenden Abhandlung. Ein Beitrag
zur Geschichte der Medicin. Zwei Bände, gr. 8. [1. XII. 618 S. ;
2. VI.- 620 S.] 1878.1879. 20/. — 40 M.
Relin, Dr. EL, Kinderarzt in Frankfurt. Die wichtigsten Form-
veränderungen des menschliehen Brustkorbs. Zum Gebrauche
für klinische Lehrer und zum Selbststudium für Aerzte und Stu-
dirende. Mit 30 lithographirten Tafeln. Zeichnungen nach der Natur
von G. Cornicelius in Hanau, gr. 8. [21 S., 30 Taf. 8.J 1875.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
ReilSS, Dr. Aug., Assistent an der Augenklinik der Wiener Universität,
und Dr. M.WoillOW aus Moskau. Ophthalmometrische Studien.
Mit 5 Holzschnitten, gr. 8. [III. 59 S.] 1869. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Ritter VOIl Rittershain, Dr. Gottfl*., a. o. Professor an der k. k.
Universität in Prag. Geistesleben. Betrachtungen über die geistige
Thätigkeit des menschlichen Gehirnes und ihre Entwicklung. Mit
2 Holzschnitten, gr. 8. [IX. 116 S.] 1871. 1 fl. — 2 M.
— — , Dr. M. Herz und Docent Dr. L. Fleischmann. Oesterr.
Jahrbuch für Pädiatrik, s. Jahrbach.
Rokitansky, Dr. Carl Freiherr von, weil. k. k. Hofrath und
o. ö. Professor an der Universität in Wien. Lehrbuch der patho-
logischen Anatomie. Dritte umgearbeitete Auflage. 3 Bände,
gr. 8. 1855 — 1861. 21 fl. — 42 M.
(Vergriffen.)
— — Die Defecte der Söheidewände des Herzens. Pathologisch-
anatomische Abhandlung. Mit 50 chromoxylographirten Abbildungen,
gr. 4. [IX. 156 S.] 1875. cart. 18/. — 36 M.
Abschiedsrede. gr. 8. [14 S.] 1875. 30 kr. — 60 Pf.
Bokitansky. Zum Besten eines Reisestipendiums für einen Doctoranden
der Medicin. Mit Porträt, gr. 8. [18 S., 1 Portr. 8.] 1874.
50 kr. — IM.
Zur Erinnerung an die Feier des 70. Geburtstages des Prof. Carl
Rokitansky am 1 9. Februar 1871. gr. 8. [33 S.] 1874. 50 kr.— 1 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Rosenthal Schenk. 29
Roseuthal, Dr. Mor., Professor für Nervenkrankheiten an der k. k.
Universität in Wien. Die Elektrotherapie und deren besondere
Verwerthung in Nerven- und Muskelkrankheiten. Ein Handbuch für
praktische Aerzte. Zweite vermehrte Auflage. Mit 15 Holzschnitten,
gr. 8. [XIX. 390 S.j 1873. 4 fl. 50 kr. — 9 M.
Sanitäts-Bericht, statistischer, der k. k. Kriegsmarine für das
Jahr 1876, im Auftrage des k. k. Reichs -Kriegs -Ministeriums
(Marine-Section) zusammengestellt von Dr. AlexillS Uhlik, k. k.
Fregattenarzt, gr. 8. 1878. 2/.-4I
Sauer, Dr. J., pathologiae ac therapiae spec. nee non clinices Professor
p. o. Pestini. Doctrina de percussione et auscultatione juxta
prineipia cel. Dr. Scoda concinnata. Editio nova. 8. [VII. 128 S.]
1853. lfl. — 2 M.
ScailZOlli, Dr. F. W. VOll, k. bair. geheimer Rath und Professor
der Medicin an der Universität in Würzburg. Lehrbuch der
Krankheiten der weiblichen Sexualorgane. Fünfte um-
gearbeitete Auflage. Mit 62 Holzschnitten, gr. 8. [XVI. 829 8.]
1875. 9fl. — 18 M.
Schaible, Dr. CarlHeilir., Professor an derkönigl. Militär-Akademie
in Woolwich. Gesundheitsdienst im. Krieg und Frieden. Ein
Vademecum für (Meiere. 8. [XI. 201 S.j 1868. lfl. 50 kr. — 3 M .
SchaueilStein, Dr. Adolf, Professor der Staatsarzneikunde an der
k. k. Universität in Graz. Lehrbuch der gerichtliehen Medicin.
Mit besonderer Berücksichtigung der Gesetzgebung Oesterreichs und
deren Vergleichung mit den Gesetzgebungen Deutschlands, Frank-
reichs, Englands, Italiens und Russlands. Für Aerzte und Juristen.
Zweite umgearbeitete Auflage, gr. 8. [XIV. 632 S.] 1875.
6/. 50 kr. — 13 M.
— — Handbuch der öffentlichen Gesundheitspflege in Oester-
reieh. Systematische Darstellung des gesammten Sanitätswesens
des österreichischen Staates, gr. 8. [XV. 695 S.] 1863.
Gfl. 50 kr. — 13 M.
Scheffler, Dr. Herrn., in Braunschweig. Die Theorie der Augen-
fehler und der Brille. Mit 68 Holzschnitten, gr. 8. [III. 191 S.j
1868. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Schenk, Dr. S. L., Professor an der k. k. Universität in Wien.
Anatomisch-physiologische Untersuchungen. Mit einer litho-
graphirten Tafel, gr. 8. [III. 51 S., 1 Taf. 4.] 1872. 1 fl. — 2 M.
INHALT: Die Bauchspeicheldrüse des Embryo. — Einiges über das Verhalten des
Chlors im Organismus. — Ueber die Vertheiiung des Klebers im Weizenkorue. — Beitrag
zur Lehre vom Stickstoffgehalte des Fleisches. — Die modificirte Petenkofer'sche Gallenprobe.
— — Lehrbuch der vergleichenden Embryologie der Wirbel-
thiere. Mit 81 Holzschnitten und einer lithographirten Tafel, gr. 8.
[XIX. 198 S., 1 Taf. qu. 4.] 1874. b fl. — 10 M.
— — Mittheilungen aus dem embryologischen Institute der
k. k. Universität in Wien, s. Mittheilungen.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
30 Scierer — v. Schroff.
Scherer, Dr. J. J., weil. Professor der Chemie an der raedicinischen
Facultät der Universität Würzburg. Lehrbuch der anorganischen
Chemie , mit besonderer Berücksichtigung des ärztlichen und
pharmaceutischen Bedürfnisses. Mit 73 Holzschnitten, gr. 8. [VII.
816 S.] 1861. 9 fl. — IS M.
— — Tabellarische Uebersicht des Verhaltens der gewöhnlichen,
bei analytischen Untersuchungen vorkommenden Stoffe gegen Rea-
gentien. Nebst Anleitung zur methodischen Untersuchung derselben.
gr. 8. [II. 96 S.] 1861. 1 fl. -r- 2 M.
Schindler, Dr. C. S., Brunnenarzt in Marienbad. Die Verfettungs-
krankheiten. Klinisch dargestellt. 8. 1876. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Schlesinger, Dr. Wilh., Privat-Docent für Gynäkologie an der
k. k. Universität in Wien. Gynäkologische Studien. I. Ana-
tomische und klinische Untersuchungen über extraperitoneale Ex-
sudationen im weiblichen Becken. Mit einer lithographirten Tafel,
gr. 8. 1879. 1 fl, 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
— — Wiener medicinische Blätter, s. Blätter, W. medicin.
Sclmiarda, Dr. Llldw. K., Professor an der k. k. Universität in Wien.
Zoologie. Zweite umgearbeitete Auflage. 2 Bände. Mit 709 Holz-
schnitten, gr. 8. [l. XVI. 486 S., 1 Taf. 8.; 2. XII. 727 S.] 1877.
1878. Hfl. — 34: M.
Schmid, Dr. N., ordin. Arzt der Abtheilung für Augenkranke im
Stadthospitale zu Odessa. Lymphfollikel der Bindehaut des
Auges. Histologische Studie, bearbeitet an der Conjunctiva der
Hausthiere. Mit 3 chromolithographirten Tafeln, gr. 8. [56 S.,
3 Taf. 4.] 1871. 2 fl. 50 kr. — 5 M. .
Schmidt, Dr. Ose, Professor der Zoologie und vergleichenden Ana-
tomie an der Universität zu Strassburg. Lehrbuch der Zoologie.
gr. 8. [VIII. 477 S., 33 S. Reg.] 1854. 3 fl. 60 kr. — 7 M. 20 Pf.
Schneider, Dr. F. C, k. k. Ministerialrat!), Professor der Chemie
an der k. k. Josephs-Akademie in Wien. Die gerichtliche Chemie
für Gerichtsärzte und Juristen bearbeitet. Mit 21 Holzschnitten,
gr. 8. [VIII. 385 S.] 1852. 4^.-8 M.
Schroff, Dr. Carl D. Ritter von, k. k. Hofrath, Professor der
allgemeinen Pathologie, Pharmacognosie und Pharmacologie an der
Universität in Wien. Lehrbuch der Pharmacognosie, mit be-
sonderer Berücksichtigung der österreichischen Pharmacopöe vom
Jahre 1869. Zweite vermehrte Auflage, gr. 8. [XI. 665 S.] 1869.
7 fl. — 1 4 M.
— — Das pharmacologische Institut der Wiener Universität.
Aus Anlass der 500jährigen Jubelfeier dieser Universität beschrieben,
gr. 8. [XL 172 S.] 1865. 2^.-4 M.
— — Nachtrag zu „Das pharmacologische Institut der Wiener
Universität", gr. 8. [36 S.] 1872. 50 kr. — IM.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
v. Schroff — Serben. 31
Schroff, Dr. Carl D. Ritter toh, k. k. Hofrath, Professor der
allgemeinen Pathologie, Pharmacognosie und Pharmacologio an der
Universität in Wien, und Dr. Carl Ritter VOll Schroff JU11.,
Privatdocent für Pharm acologie, Pharmacognosie und Toxicologie.
Lehrbuch der Pharmacologie, mit besonderer Berücksichtigung
der österreichischen Pharmacopöe vom Jahre 1869 und der Phar-
macopoea germanica 1872. Vierte vermehrte Auflage, gr. 8.
[XIV. 730 S.j 1873. 9 fl. — 18 M.
— — jlin. Beitrag zur Kenntniss des Aconit, gr. 8. [II. 68 S.]
1871. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Schrotter, Dr. L. Ritter VOn, Professor an der k. k. Universität
und Vorstand der Klinik für Laryngoskopie. Jahresbericht der
Klinik für Laryngoskopie an der Wiener Universität. 1870.
Mit einer xylographirten Tafel, gr. 8. [IV. 114 S., 1 Taf. 8.] 1871.
1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
— — Laryngologisehe Mittheilungen. Jahresbericht der Klinik
für Laryngoskopie an der Wiener Universität 1871 — 1873. Mit
einer xylographirten Tafel, gr. 8. [VIII. 161 S., 1 Taf. 4.] 1875.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
— — Beitrag zur Behandlung der Larynx-Stenosen. Mit einer
chromolithographirten Tafel und 5 Holzschnitten, gr. 8. [IV. 48 S.,
1 Taf. 8.] 1876. 1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
Schuh, Dr. Franz, weil. Professor der Chirurgie an der k. k. Uni-
versität in Wien. Pathologie und Therapie der Pseudoplasmen.
gr. 8. [X. 480 S.J 1854. b fl. — 10 M.
Schwanda, Dr. M., Oberarzt und Professor der theoretischen Medicin
an der k. k. Josephs- Akademie. Anleitung zur physikalischen
Krankenuntersuchung und Diagnostik der gewöhnlichen, durch
physikalische Zeichen, welche sich bei einmaliger Ki-ankenunter-
suchung darbieten, erkennbaren Krankheiten der intrathorazischen
Eespirations- und Circulationsorgane. Mit 3 lithographirten Tafeln,
gr. 8. [XIV. 345 S., 3 Taf. 8. u. Deckbl.] 1858. 4/-8M.
Schwimmer, Dr. Ernst, Professor an der Universität in Budapest, Die
idiopathischen Schleimhautplaques der Mundhöhle. (Leuco-
plakia buccalis.) Sep.-Abdr. a. d. „Vierteljahresschrift f. Dermatologie
und Syphilis". Jahrg. 1877. 1878. Mit 5 Tafeln, gr. 8. [IL 122 S.,
4 Taf. 8., 1 Taf. 4.] 1878. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Seegen, Dr. JOS., o. ö. Professor der Heilquellenlehre an der
k. k. Universität in Wien und Brunnenarzt in Karlsbad. Handbuch
der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre. Zweite
neu bearbeitete Auflage, gr. 8. [XL 69 7 S.] 1862.
% fl. 50 kr. -13M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
32 Seeger — Steiner.
Seeger, Dr.Llldw., Elektrotherapeut des k. k. Krankenhauses Wieden,
Leiter der Anstalt für Orthopäd. Gymnastik zu Wien. Diätetische
und ärztliche Zimmer-Gymnastik für beide Geschlechter und
jedes Alter entworfen. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 207 Figuren in 20 Tafeln, gr. 8. [VI. 198 S., 20 Taf. 8.] 1878.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
Semeleder, Dr. Friedr., Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers von
Mexico etc. Die Laryngoskopie und ihre Verwerthung für die
ärztliche Praxis, gr. 8. [VIII. 88 S.] 1863. 1 fl. — 2 M.
Sigmund, Ritter von Hanoi*, Dr. Carl Ludw., k. k. Hofrath,
o. ö. Professor an der k. k. Universität und Primararzt am k. k. all-
gemeinen Krankenhause in Wien. Südliche klimatische Curorte.
Mit Einschluss der Uebergangsstationen, Beobachtungen und Rath-
schläge aus eigener Anschauung. Dritte gänzlich umgearbeitete und
vermehrte Auflage. (Bade-Bibliothek Nr. 1.) 8. [VIII. 384 S.]
1875. ' Sfl. — 6 M.
— — Recept-Formulare aus der Wiener Universitäts- Klinik
für Syphilitische. Sammlung der in der Klinik am häufigsten
verordneten und anderer bei dem Unterrichte angeführten Recept-
Pormulare, nebst ihrer Gebrauchsweise, sowie der für Behandlung
und Pflege venerischer und syphilitischer Kranken geltenden Vor-
schriften. Fünfte neuerdings umgearbeitete und vermehrte Auf-
lage. 32. [84 S.J 1876. 60 kr. — 1 M. 20 Pf.
— — Die Wiener Klinik für Syphilis. Ein Rückblick auf ihr
25jähriges Bestehen. 8. [54 S.] 1878. 50 kr. — 1 M.
— — Die Einreibungseur mit grauer Quecksilbersalbe bei
Syphilisformen. Nach eigenen Beobachtungen. Fünfte gänzlich
umgearbeitete Auflage. 8. [200 S.] 1878. 1 fl. 50 kr. — SM.
Späth, Dr. JOS., k. k. Sanitätsrath, o. ö. Professor der Geburtshilfe
an der Wiener Universität. Lehrbuch der Geburtshilfe für Heb-
ammen. Dritte Auflage. Mit 33 Holzschnitten, gr. 8. [XL 346 S.]
1880. 4fl. — 8 M.
Spielmann, Dr. J. Diagnostik der Geisteskrankheiten, für Aerzte
und Richter, gr. 8. [XIV. 522 S.] 1855. 4 fl. 50 kr. -9 1.
Steiner, Dr. Fr., k. k. Regimentsarzt, Chefarzt am k. k. Cadeten-
Institute in Hainburg. Handbuch für die Feldärzte der k. k.
Armee, enthaltend die Organisation der Armee in Bezug auf die
Sanitätsbranchen, nebst einer Anleitung zum schriftlichen Dienst-
verkehr, gr. 8. [X. 313 S.] 1858. 2 fl. — 4 M.
— — Die Feldärzte, die Spitalsanstalten, das Medicamenten-
wesen und die Sanitätstruppe der k. k. österreichischen Armee.
Supplementheft zum Handbuch für die Feldärzte der k. k. Armee,
nach den neuesten diesfälligen organisatorischen Bestimmungen bear-
beitet, gr. 8. [VIII. 180 S.j 1860. 1 fl. 50 kr. — 3 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Sti'Uwag — Studien. 33
Stellwsig1 VOll CariOD, Dl". Carl, k. k. Professor an der Universität
in Wien. Lehrbuch der praktischen Augenheilkunde. Vierte
verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 3 chromolithographirten
Tafeln und 109 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 9(53 S., 3 Taf. 8.] 1870.
9 fi. — 18 M.
— — Der intraoculare Druck und die Innervations -Verhält-
nisse der Iris vom äugen ärztlichen Standpunkte aus betrachtet,
gr. 8. [VII. 100 S.] 1868. 1 fi. — 2 M.
Steril, Dr. S., o. ö. Professor an der k. k. Universität in Wien.
Diagnostik der Brustkrankheiten vom propädeutisch-klinischen
Standpunkte nebst einer physikalischen Theorie der Schallbildung.
Mit 42 Holzschnitten, gr. 8. [XVIII. 788 S.] 1877.
Gfl. 50 kr. -13M.
StÖSSl, Dr. Adolf, Kinderarzt. Ueber den Gebrauch der Bäder
im Kindesalter. Eine hygienische Studie. (Bade-Bibliothek Nr. 66.)
8. [IX. 190 S.] 1875. 2fl. — 4 M.
Stricker, Dr. S., o. ö. Professor der allgemeinen und experimentellen
Pathologie an der k. k. Universität in Wien. Studien aus dem
Institute für experimentelle Pathologie in Wien, s. Studien.
Vorlesungen über allgemeine und experimentelle Patho-
logie. (In 3 Abtheilungen.) L, IL und III. Abtheilung. 1. 2. Liefg.
Mit 2 Tafeln und 5 Holzschnitten, gr. 8. [VII., IX., VI. VI. 682 S.]
1877—1880. 6 fi. 70 kr. — 13 M. 40 Pf.
Studien über das Bewusstsein. gr. 8. [VI. 99 S.] 1879.
1 fi. 20 hr. — 2 M. 40 Pf.
■ — — Studien über die Sprachvorstellungen. Mit 3 Holzschnitten,
gr. 8. [III. 106 S.] 1880. 1 fi. 50 kr. — 3 M.
Studien, psychiatrische, aus der Klinik des Professor Leidesdorf.
Mit 2 xylographirten Tafeln, gr. 8. [VI. 282 S., 2 Taf. 8.] 1877.
3 fi. — 6 M.
INHALT: Leidesdorf, Allgemeines und Statistisches über die psychiatrische Klinik in
der nied.-österr. Landes-Irrenanstalt. Weiss, die psychische Epilepsie. Svetlin, Elektro-
Untersuchungsresultate bei Dementia paralytica. Weiss, die unter dem Einflüsse der Alkohol-
Intoxieation zu Stande kommenden Oonvulsionen. Svetlin, Atropin und seine Anwendung gegen
Epilepsie. Klein und Svetlin, Untersuchungen über den Einfluss des Sympathicus auf die
Circulation des Augengrundes. Svetlin, über den Werth hydriatischer Eiuwickelungen in
maniakalisehen Erregungszuständen. Klein, Augenspiegelstudien bei Geisteskranken. Leides-
dorf, casuistische Beiträge zur Frage der primären Verrücktheit. Weiss, die Myelitis para-
lytica. Weiss, ein Fall von Hämatomyelie.
Studien aus dem Institute für experimentelle Pathologie in
Wien, aus dem Jahre 1869, herausgegeben von Dr. S. Stricker,
o. ö. Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie an
der k. k. Universität in Wien. I. Mit 4 Holzschnitten und 2 litho-
graphirten Tafeln, gr. 8. [XL 110 S., 2 Taf. 4.] 1870. 2 fi. — 4 M.
INHALT: Stricker, über den jetzigen Zustand der Entzündungslehre. (Eine Einleitung
zu den folgenden Aufsätzen.) Norris und Stricker, Versuche über Hornhaut-Entzündung.
(Mit 4 Abbild.) Stricker, über die Zelltheilung in entzündeten Geweben. Stricker, über die
Beziehungen von Gefässen und Nerven zu dem Entzündungsprocesse. Jolly, über trauma-
tische Encephalitis. (Mit 15 Abbild.) Oellacher, Untersuchungen über die Furchung und
Blätterbildung im Hübnereie. (Mit 14 Abbild.) Oser, über endogene Bildung von Eiterkörperchen
an der Conjunctiva des Kaninchens. (Mit 2 Abbild.) Tschainski, überdie entzündlichen Ver-
änderungen der Muskelfasern. (Mit 4 Abbild.) v. Hüttenbrenner, über die Gewebsverände-
rungen in der entzündeten Leber. Klein und Kundrat, über das Verhalten der fixen Zellen
des Froschlarvenschwanzes nach mechanischer Reizung desselben. Stricker, über Entzündung
und Eiterung. Ein Re'sumö aus den vorangestellten Abhandlungen.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
34 Törck — Untersuchungen.
Türck, Dr. Llldw., weil. Professor an der k. k. Universität und
Primararzt am allgemeinen Krankenhause in Wien. Praktische
Anleitung zur Laryngoskopie. Mit 32 Holzschnitten und einer
Steindrucktafel, gr. 8. [VIII. 67 S., 1 Taf. fol.] 1860.
1 fl. 40 kr. — 2 M. 80 Pf.
— — Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes und der Luft-
röhre. Nebst einer Anleitung zum Gebrauche des Kehlkopfrachen-
spiegels und zur Localbehandlung der Kehlkopf krankheiten. Mit
260 Holzschnitten und einer Steindrucktafel, gr. 8. [XII. 582 S.,
1 Taf. fol.] 1866. 7 fl. — 14 M.
Atlas zur Klinik der Kehlkopf krankheiten. In 24 chromo-
lithographirten Tafeln von Dr. A. Elfinger und Dr. C. Heitz-
mann. Mit erklärendem Texte, gr. 8. [IV S., 24 Taf. u. Deckbl. 8.]
1866. cart. 12 fl. — 24: M.
Ulmer, Dl*. L., k. k. Oberarzt, em. Secundararzt am allgemeinen
Krankenhause in Wien. Compendium der Helkologie oder die
Lehre von den Geschwüren. Nach der Wiener Schule, gr. 8. [XV.
256 S.] 1863. 2 fl. 50 kr. -51
Ultzmanu, Dr. Rob., Docent an der Universität in Wien, und
Dr. K. B. Hof mal) 11, Professor an der Universität in Graz.
Atlas der physiologischen und pathologischen Harnsedimente.
In 44 chromolithographirten Tafeln, gr. 8. [XIII S., 44 Taf. u.
Deckbl. 8.] 1872. cart. 10^. — 20 M.
— — Anleitung zur Untersuchung des Harnes, s. Hofmann.
Untersuchungen aus dem pathologisch-anatomischen Institute
in Krakau, von Dr. Alfr. Biesiadecki, Professor an der k. k.
Universität in Krakau. Mit 11 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 115 S.]
1872. 2/.-4I.
INHALT : Biesiadecki, Beitrag zur physiologischen und pathologischen Anatomie der Lymph-
gefässe der menschlichen Haut. (Mit 5 Abbild.) Biesiadecki, über eine neue Bauchfellgrube,
in welcher innere Hernien entstehen, und über Cysten, welche für Ingninalhernieu angesehen
werden können. Biesiadecki, zur Anatomie des Liehen exsudativus ruber Hebra's. (Mit 3 Abbild.)
Biesiadecki, zwei seltene Bildungsfehler des Herzens. Biesiadecki, über Blasenbildung und
Epithelregeneration an der Schwimmhaut des Frosches. Oser, drei fälle von Enteritis syphi-
litica. (Mit 2 Abbild.) Biesiadecki, über die Lostorfer'schen Syphiliskörperchen.
Untersuchungen aus dem physiologischen Laboratorium der
Züricher Hochschule, herausgegeben von Dr. A.Fick, Professor
der Physiologie an der Universität in Würzburg. 1. Heft. Mit
19 Holzschnitten und 5 lithographirten Tafeln, gr. 8. [V. 137 S.,
3 Taf. 8., 2 Taf. 4.] 1869. 2 fl. — 4 M.
INHALT: Fiel:, experimenteller Beitrag zur Lehre von der Erhaltung der Kraft bei
der Muskelzusammenziehung. Dybkowsky und Fick, über die Wärmeentwicklung beim Starr-
werden des Muskels. (Mit 2 Tafeln.) Meyer, die Muskelzuckung in ihrer Abhängigkeit von
der Stärke elektrischer Nervenreizung. Fick, die Geschwindigkeitscurve in der Arterie des
lebenden Menschen. (Mit 1 Tafel.) Meyer, zur Lehre von den Herzgiften. Müller, Versuche
über den Verlauf der Netzhauiermüdang. (Mit 1 Tafel.) Müller, über die Abhängigkeit der
negativen Schwankung des Nervenstromes von der Intensität des erregenden elektrischen
Stromes. (Mit 1 Tafel.) Fick, über das Abklingen des Elektrotonus.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
v. Vajda — VierteljahreNsehrift für Dermatologie. 35
Yajda, Dr. L. von, und Dr. H. Paschkis. Ueber den Einfluss
des Quecksilbers auf den Syphilisprocess mit Berücksichtigung
des sogenannten 'Mercurialismus. Klinische und chemische Unter-
suchungen, zusammengestellt von Dr. L. v. Vajda, em. klin.
Assistent, Docent an der Universität zu Wien. Mit einem ein-
leitenden Vorworte von Hofrath Dr. C. L. Sigmund Ritter
von Ilanor und Professor Dr. E. Ludwig, gr. 8. [XII. 311 S.]
1880. Sfl. — 6 1,
Valenta, Dr. Alois, k. k. Sanitätsrath und o. ö. Professor der
Geburtshilfe in Laibach. Die Catheterisatio uteri als wehen-
erzeugendes und wehenverbesserndes Mittel, gr. 8. [V. 127 S.] 1871.
1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
Verzeichniss der in Wien wohnhaften Sanitätspersonen für
das Jahr 1881. Im Auftrage des k. k. Ministeriums des Innern und
der k. k. nied.-österr. Statthalterei verfasst und herausgegeben vom
Magistrate der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. 8. [68 S.]
1881. 30 kr. — 60 Pf.
Vierteljahresschrift für Dermatologie und Syphilis. Unter Mit-
wirkung von Prof. M'Call Anderson, Dr. Bergh, Dr. Bidenkap,
Prof. Biesiadecki, Prof. Caspary, Prof. Duhring, Prof. Fried-
reich, Prof. Geber, Dr. Güntz, Prof. v. Hebra, Prof. Kaposi,
Prof. Köbner, Dr. Kohn, Prof. Landois, Prof. Lang, Prof.
Lewin, Prof. Lipp, Dr. Ljunggren, Dr. Mandelbaum, Dr.
Michaelis, Prof. Mosler, Prof. Neumann, Dr. Oewre, Dr.
Pincus, Prof. Reder, Prof. Rindfleisch, Prof. v. Rinecker,
Dr. Schuster, Dr. Schwimmer, Prof. v. Sigmund, Prof. Simon,
Prof. Tarnowsky, Dr. Unna, Dr. v. Vajda, DDr. Veiel, Prof.
v. Waller, Prof. Wertheim, Prof. Wilson, Prof. Zeissl und
anderen Fachmännern, herausgegeben von Prof. Dl*. Heini'. Alispitz,
Director der allgemeinen Poliklinik in Wien, und Prof. Dl". F. J. Pick,
Vorstand der Klinik für Hautkrankheiten und Syphilis in Prag.
Neue Folge des Archivs für Dermatologie und Syphilis. I. — VII. Jahr-
gang. 1874 — 1880. a 4 Hefte. (Der Reihenfolge VI.— XII. Jahr-
gang.) 8. 1874—1880.
Herabgesetzter Preis für den L— IV. Jahrg. 1874—1877: 10./Z. — 20 M.
für einzelne dieser Jahrgänge : 4 fl. — 8 11
I. Jahrgang, 1874. Mit 7 lithographirten Tafeln und 1 2 Holzschnitten.
[IV. 614 S., 3 Taf. 4., 4 Taf. 8.] 8 fl. - 16 M.
INHALT: Geber, über eine seltene Form von Naevus der Autoren. Veiel, über Brom-
kalinm-Acne. Reder, Beiträge zur Casuistik syphilitischer Affectionen des Central-Nerven-
systems. (Mit 2 Tafeln.) Weil, über das entzündliche Hautpapillom. (Mit 2 Tafeln.) Kramer,
zwei interessante Fälle von Variola. Lang, Lupus und Careinom, (Mit 1 Tafel.) Adler, die
während und nach der Variola auftretenden Augenkrankheiten. Laschketvitch, Syphilis here-
ditaria tarda. Aus der therapeutischen Klinik an der Universität in Charkow. Auspitz, über
venöse Stauung in der Haut. (Mit 2 Tafeln.) Geber, Erfahrungen aus meiner Orientreise.
Bergh, über Borkenkrätze. (Mit 9 Holzschnitten.) Lalansky, Mittheilungen aus der dermato-
logischen Klinik des Prof. Pick in Prag. (Summarischer Bericht über die Krankenbewegung
im Jahre 1873.)
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
3*
OD Vierteljahresschrift für Dermatologie.
Vierteljahresschrift für Dermatologie und Syphilis etc.
II. Jahrgang, 1875. Mit 10 lithographirten Tafeln. [IV. 589 S., 7 Taf. 4.,
3 Taf. 8.] 8^.-16 M.
INHALT ; Lang, zur Histologie des Lupus (Willani). Gleichzeitig ein Beitrag zur Lehre
von den regressiven Metamorphosen. (Mit 2 Tafeln.) Boeck, üher Molluscum contagiosum
und die sogenannten „Molluscumkörper1*. (Mit 1 Tafel.) Hans Hebra, drei Fälle von Visceral-
Syphilis. Xcumann, über eine noch wenig gekannte Hautkrankheit (Dermatitis circumscripta
herpetiformis). (Mit 2 Tafeln.) Zeissl, ein Fall von hochgradiger vereiternder und luxurirender
Sarkokele syph. mit gleichzeitiger (gummöser?) Ulceration des Rectums. Vajda, üher das
syphilitische Fieber und den Stoffwechsel Syphilitischer. Aus der Klinik des Prof. v. Sig-
mund in Wien. (Mit 2 Tafeln.) Pctters, zur Frage der Ansteckungsfähigkeit der Vegetationen
oder der spitzen Condylome. Lazansky, das Jodoform und seine therapeutische Verwendung.
(Mittheiluugen aus der dermatologischen Klinik des Prof. Pick in Prag.) Pick, zur Kenntniss
der Keratosen. (Mit 2 Tafeln.) Scheiber, über Pellagra in Rumänien. Caspary, über gesunde
Mütter hereditär-syphilitischer Kinder. Vajda, über die syphilitische Afrection der Lymph-
drüsen. (Mit 1 Tat'cl.) Boeck, über Wachholderräueherungen in der Hauttherapie. Stitzer,
klinische Mittheilungen: a) Nabelblennorrhöe hei einem Erwachsenen, b) Abnormität der
Ilarnröbrenmündung beim Manne, c) Spitze Condylome bei Syphilis.
III. Jahrgang, 1876. Mit 5 lithographirten Tafeln und 4 Holzschnitten.
[V. 680 S., 2 Taf. 4., 3 Taf. 8.] S fl. — IQ M.
7X1 1 ALT: Kühner, üher die Lepra an der Riviera nehst Bemerkungen zur Pathologie
der Lepra überhaupt. Geher, zur Anatomie des Lupus erythematodes. (Mit 2 Tafeln.) Steurer,
üher Endoskopie und ein neues Endoskop. (Mit 3 Holzschnitten.) Caspary, zur Anatomie des
Ulcus durum und moile. Deahrta, üher den Einfluss des Erisypels auf Syphilis. WaUeriberg,
ein Fall von bleibender Veränderung der Haar- und Hautfarbe nach Scharlachfieber. Winter-
nilz, eine klinische Studie über das Pellagra. Schuster, zur Behandlung syphilitischer Knochen-
affectionen. (Mit 1 Tafel.) Klink, Untersuchungen über den Nachweis des Quecksilbers in der
Frauenmilch während einer Einreibungscur mit grauer Salbe. Grünfeld, Condylome und
Polypen der Harnröhre. Diagnose und Therapie derselben mit Hilfe des Endoskops. (Mit
1 Tafel ) Stitzer, klinische Mittheilungen : a) Gangrän der Primäraffection mit nachfolgender
Syphil. acutissima, b) Vereiterung einer syphilitischen Induration, c) Diphtheritis einer ulce-
rirenden Induration mit nachfolgender Syphilis, d) eine dem Lupus serpiginosus ähnliche
Beschaffenheit der von einem Schankerbubo herrührenden eiternden Fläche, e) syphilitische
Reinfection mit gleichzeitiger Schankerübertragung. Schumacher IL, ein Fall von Gangraona
senilis des rechten Hodens nach Fricke'schem Verbände. Yeiel, Jahresbericht der Flechten-
heilanstalt von DDr. Ernst und Theodor Veiel in Cannstatt vom Jahre 1875. Wutzdorff,
Beiträge zur Aetiologie der Psoriasis vulgaris. Schuster, über syphilitische Epilepsie. Kaposi,
über Seusibilitäts-Neurosen der Haut. Winternite, Nachtrag zu meiner klinischen Studie üher
das Pellagra, v. Sigmund, die Wiener Klinik für Syphilis. Ein Rückblick auf ihr 25jähriges
Bestehen. Hans Hebra, über Pityriasis rubra universalis. (Mit 1 Tafel.) Grünte, sechs Fälle,
bei denen mit sogenannter latenter Syphilis behaftete Väter gesunde und gesundbleibende
Kinder zeugten, nachher aber ohne neue Ansteckung wieder von Syphilissymptomen befallen
wurden. Klink, Beobachtungen aus dem St. Lazarnsspitale für venerische Kranke in Warschau.
Schankergeschwüre der Vaginalportion und der Scheide. Kühner, zur Aetiologie der Psoriasis.
Auspitz, über die mechanische Behandlung der Hautkrankheiten. (Mit 1 Holzschnitt.)
IV. Jahrgang, 1877. Mit 9 lithographirten Tafeln und 3 Holzschnitten.
[IV. 618 S., 5 Taf. 4., 4 Taf. 8.] 10^. — 20 M.
INHALT: v. Sigmund, die Wiener Klinik für Syphilis. Ein Rückblick auf ihr 25jähriges
Bestehen. Tarnowsky, Reizung und Syphilis. Schuster und Sänger, Beiträge zur Pathologie
und Therapie der Nasensyphilis. (Mit 1 Tafel.) Auspitz, üher die Excision der syphilitischen
Iuitial-Sclerose. Auspitz und Unna, die Anatomie der syphilitischen Initial-Sclerose. (Mit
4 Tafeln.) Fleischmann, zur Lehre von der Pytiriasis rubra universalis. Zuschrift an die
Redaction. Wuteäorff und KSbner, zur Aetiologie der Psoriasis. Zuschriften an die Redaction.
Güntz, chemischer Nachweis von der Ausscheidung des Quecksilbers durch den Harn Queck-
silberkranker nach dem Gebrauche der Aachener Kaiserquelle. Martin, üher einen epitheliom-
artigen Fall von Lupus (syphiliticus?). Kaposi, über das sogenannte „Molluscum contagiosum".
Behrend, ein Fall von Erythema multiforme universale. Caspary, zur Lehre von den Meta-
stasen. Caspari, zur Genese der hereditären Syphilis. Gschirhakl, zur Behandlung des chro-
nischen Harnröhrentrippers. Schwimmer, die idiopathischen Schleimhautplaques der Mund-
höhle; Leukoplakia buccalls. (Mit 4 Tafeln.)
V. Jahrgang, 18 78. Mit 10 lithographirten Tafeln und 1 Holzschnitte.
[IV. 606 S., 59 S., 7 Taf. 4., 3 Taf. 8.] 10/. — 20 M.
INHALT: Unna, zur Anatomie der Blasenbildung an der menschlichen Haut. (Mit
2 Tafeln.) Boeck, ein seltener Fall von Pemphigus neonatorum. Proksch, die Lehre von der
Visceralsyphilis im achtzehnten Jahrhundert. Eine historische Skizze. Lazansky, Mittheilungen
aus der dermatologischen Klinik des Prof. Pick in Prag. Ueber die therapeutische Verwen-
dung von jodhaltiger Ammenmilch Schwimmer, die idiopathischen Schleimhautplaques der
Mundhöhle; Leukoplakia buccalis. (Schluss. Mit 1 Tafel.) Mader, ein Fall von Sclerodermia
universalis. Chiari, üher den anatomischen Befund in einem Falle von Sclerodermia univer-
salis. Unna, üher ein papulo-pustulöses Exanthem in einem Falle von Diphtheritis septica.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Vierteljahresschrift für Dermatologie — Das medicinische Wien. 37
(Mit 1 Tafel.) Mandelbaum, über die Behandlung der Syphilis mit subcutanen Injectionen
von Bicyannretum Hydrargyri. Schuster und Sänger, Beiträge zur Pathologie and Therapie
der Nasensyphilis, o. Rinecker, über Vaccinations-Sypnilis. Vortrag, Laaahkewitch, ilher Syphilis
hereditaria tarda. Ein klinischer Vortrag. Q-schirhdkl, endoskopische Fragmente. (Mit 2 Tafeln.)
Lang, über eine seltenere Form der parasitären Sykosis und einige entzündliche Geschwülste.
(Mit 2 Tafeln.) Kröwczynski, der Verlauf einer syphilitischen Erkrankung bei Zwillings-
brüdern. Paschkis, über Quecksilber-Räucherungen. Lang, Versuch einer Beurtheilnng der
Schuppenflechte nach ihren klinischen Charakteren. Unna, ein weiterer Beitrag zur Anatomie
der syphilitischen Initial-Sclerose. (Mit 2 Tafeln.) Schwimmer, über Trichorrhexis nodosa
barbae. (Mit l Holzschnitt.) Kühner, Reizung und Syphilis. Bericht über die zweite Jahres-
versammlung der amerikanischen dermatologischen Gesellschaft am 27 , 28. und :.':•. August
1878 in Saratoga. Sänger, Erklärung.
VI. Jahrgang, 1879. Mit 7 lithographirten Tafeln und 4 Holzschnitten.
[V. 683 S., 5 Taf, 4., 2 Taf. 8.] 12 fl. — 24 M.
INHALT: Ampi):, über die chronische Entzündung der männlichen Harnröhre. (Mit
1 Tafel und 3 Holzschnitten.) Kaposi, über Comhination von Lupus und Carcinom. (Mit
1 Tafel.) Scheby-Buch, zur Unterscheidung der Contusionen von den freiwilligen Blutunter-
laufungen bei den scorbutartigen Krankheiten und dem Erytbema nodosum. Hochberg, zur
Frage über erbliche Syphilis. Mayer, über Impfungs-Resultate. Behrend, Beitrag zur Lehre
vom Pamphigus .lfo>ittstirsky, zur Pathologie des Knoten-Aussatzes (Lepra tuberosa.) (Mit
•1 Tafeln.) Lang, vorläufige Mittheilnng von einem neuen Untersuchungsergebnisse bei Pso-
riasis. Jarisch, ein Fall von Tuberculose der Haut. Chiari, über den anatomischen Befund
in diesem Falle, nebst Bemerkungen über die Häufigkeit der tuberculosen Ulceration der Haut
überhaupt. Schiff, ein Fall von Cysticercus cellulosae cutaneus. Kaposi, „Reizung und Syphi-
lis". Geber, über die Wirkung der Tayuya bei venerischen Geschwüren und den verschiedenen
Formen der Syphilis. Proksch, Laurentius Terraneus über die Pathologie des Trippers. Eine
historische Berichtigung. Laschkewitch , Hydrocephalus internus syphiliticus. Lomikowsky,
Erkrankung der Wirbelsäule an Syphilis. Ravogli, die Endoskopie bei traumatischen Harn-
röhren-Stricturen. Pospelow, ein Fall von Lymphangiorna tuberosum cutis multiplex. (Mit
1 Tafel und 1 Holzschnitt.) Charlouis, einige Beobachtungen über das Erythema exsudativum
oder multiforme. Charlouis, zwei Fälle von Ulcera serpiginosa syphilitica. Charlouis, ein
Fall von Epilepsia syphilitica. Gay, über ..Reizung und Syphilis". Proksch, zur Geschichte
und Pathologie der syphilitischen Ulcerationen der Harnblase. Bericht über die dritte Jahres-
versammlung der amerikanischen dermatologischen Gesellschaft am 2(i., 27. und 2S. August
in New-York.
VII. Jahrgang. 1880. Mit 13 lithographirten Tafeln. [III. 628 S.,
1 Taf. Dopp.-4., 6 Taf. 4., 6 Taf. 8.J 12 fl. — 24 M.
INHALT: Jarisch, über die Structur des lupösen Gewebes. (Mit 1 Tafel.) Unna, über
die Impetigo contagiosa (Fox) nebst Bemerkungen über pustnlöse und bullöse Hautaffectionen.
Oser, über die Notwendigkeit eines neuen Impfgesetzes für Oesterreich. Referat. Kröw-
czynski, Syphilis maligna. Grünte, Milaria-Ausschlag in Folge von Berührung mit rohem
Spargel (Asparagus officinalis). Pick, über die therapeutische Verwendung des Policarpins
bei Hautkrankheiten. Unna, Mykologisehe Beiträge. (Mit 1 Tafel.) Caspary, über flüchtige,
gutartige Plaques der Zungenschleimhaut. (Mit 1 Tafel.) Jarisch, über die Co'incidenz von
Erkrankungen der Haut und der grauen Achse des Rückenmarkes. (Mit 1 Tafeln.) Kröw-
czy?lski, über die exspeetative Heilmethode der Syphilis. Schwimmer, das multiple Keloid.
Babesiu, ein Beitrag zur Histologie des Keloids. (Mit 1 Tafel.) Schiff, zur Behandlung des
Lupus. Zeissl, ein Fall von papillärer Wucherung auf lupösem Boden. (Mit 1 Tafel.) Schmie-
dicke, über das Rhinosklerom. Günlz, Furunculosis nach innerlichem Gebrauch von Condu-
rango. Auspitz, zur Frage der Excision der syphilitischen Initialsklerose. Auspitz, System
der Hautkrankheiten. Gold, zur Kenntniss der Milzsyphilis. (Mit 1 Tafel.) Lang, über
Behandlung der Psoriasis. Oberländer, Versuche über die Quecksilberausscheidungen durch
den Harn nach Quecksilberkuren. Nach einem Vortrage im Verein für Natur- und Heilkunde
in Dresden am 13. März 1880. (Mit 3 Tafeln.) Rasumow, zur Statistik der Schanker der
Vaginalportion. Breuer, ein Fall von Lepra. Auspitz, System der Efflorescenzen und Efflo-
rescenzengruppen (Synantherae) der Haut.
Voltoliüi, Dr. Klld., Professor an der Universität zu Breslau. Die
Anwendung der Galvanokaustik im Innern des Kehlkopfes
und Schlundkopfes, sowie in der Mund- und Nasenhöhle und den
Ohren, nebst einer kurzen Anleitung zur Laryngoskopie und Rhino-
skopie. Zweite vollständig umgearbeitete Auflage. Mit 24 Holz-
schnitten und 3 chromolithographirten Tafeln, gr. 8. [XIV. 317 S.,
3 Taf. 8. m. Deckbl.] 1872. 4 fl. — 8 M.
Wien, das medicinische. Braumüller's Wegweiser für Aerzte und
Naturforscher. Nach authentischen Daten von Dr. Ludw. Weiss.
Vierte umgearbeitete Auflage. 16. [XI. 214 S.] 1879. cart.
l.fl. — 2 M.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
38 Wiener — Zuckerkandl.
Wiener, Dr. J. Compendium der Chemie für Mediciner und
Pharmaceuten, zur Bepetition für die strengen Prüfungen, gr. 8.
[XVI. 164 S.] 1863. 1 fl. 50 kr. -31
WoillOW, Dr. M., Privat-Docent der Augenheilkunde an der k. Uni-
versität in Moskau. Ueber das Verhalten der Doppelbilder
bei Augenmuskel-Lähmungen. In 1 5 Tafeln dargestellt. 4.
[8 S., 15 Taf. 4.] 1870. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Ophthalmometrie. Mit 23 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 130 S.]
1871. 1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
und Dr. A.ßeuss, Ophthalmometrische Studien, s. Eeuss.
Wolfenstein, Dr. N., prakt. Arzt in Brunn. Compendium der
österreichischen Sanitätsgesetze und sanitätspolizeilichen Ver-
ordnungen. Zum Gebrauche für Candidaten der Physikatsprüfung
und der Thierarzneikunde, sowie für Bezirksärzte und Sanitäts-
organe überhaupt, gr. 8. [IV. 436 S.j 1877. 3 fl. — 6 M.
— — Pharmacognostisches Taschenbuch als Bepetitorium für
Physikatscandidaten. Mit Bücksicht auf die sechste Ausgabe der
österr. Pharmakopoe. 16. [IV. 196 S.] 1878. lfl. 30 kr. — 2 M. 60 Pf.
Zehetmayer, Dr. F., weil. Professor an der k. k. Universität in Lem-
berg. Lehrbuch der Percussion und Auscultation und ihrer
Anwendung auf die Diagnostik der Brustfell- und Lungenkrankheiten,
als Leitfaden zum Selbstunterricht für Aerzte dargestellt. Dritte
verbesserte Auflage, mit einem Vorworte von Dr. Joh. Oppolzer,
k. k. Hofrath und Professor, gr. 8. [XXX. 300 S.] 1854.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
Zuckerkandl, Dr. K, Professor an der k. k. Universität in Wien.
Normale und pathologische Anatomie der Nasenhöhle und
ihrer lufthaltigen Anhänge. Mit 22 Tafeln, gr. 8.
(Unter der Presse.)
Materien-Register.
Anatomie,
descriptive und topographische.
Engel, topographische Anatomie.
— Knochengerüste des Antlitzes.
Heitzmann, descriptive und topographische
Anatomie.
Hyrtl, Lehrbuch der Anatomie.
— topographische Anatomie.
— Zergliederungskunst.
— Anatomie des Gehörorgans.
— Das vergleichend-anatomische Museum.
— Blutgefässe der Nachgeburt.
— Corrosions-Anatomie.
— Catalog mikrosk. Injections-Präparate.
— Cranium Cryptae Metelicensis.
— Das Arabische und Hebräische in der
Anatomie.
— Onomatologia anatomica.
— Anatomische Präparate.
Langer, Lehrbuch der Anatomie.
Lenhossek, künstliche Schädelverbildungen.
Politzer, Wandtaf. zur Anatomie des Gehör-
organs.
pathologische.
Engel, pathologische Anatomie.
— Sectionsbeschreibungen.
Heschl, Compendium der pathol. Anatomie.
— Sectionstechnik.
— Die pathologische Anatomie.
— Schläfenrinde des Grosshirns.
Rokitansky, pathologische Anatomie.
— Defecte der Scheidewände des Herzens.
Untersuchungen an dem pathologisch-anato-
mischen Institute Krakau.
Zuckerkand 1, Anatomie der Nasenhöhle.
Augenheilkunde.
Adler, Augenkrankheit bei Variola.
Arlt, v., Durchschnitt des Auges.
— Verletzungen des Auges.
— Kurzsichtigkeit.
— Krankheiten des Auges.
Becker, Tafeln zur Best, des Astigmatismus.
— Atlas der pathologischen Topographie
des Auges.
— Abbildungen von Augendurehschnitten.
Donders, Anomalie der Refraction.
Gerold, ophthalm. Physik.
Hirschberjr, klinische Beobachtungen.
L un da, Augenblennorrhoe.
Mauthner, optische Fehler des Auges.
Meyr, Compendium der Augenheilkunde.
Reuss u. Woinow, ophthalm. Studien.
Scheffler, Theorie der Augenfehler.
Schmid, Lymphfollikel der Bindehaut.
Stellwag v. Carion, Lehrbuch.
— Der intraoculare Druck.
Woinow, Verhalten der Doppelbilder.
— Ophthalmometrie.
Balneologie, Hydrotherapie.
Braumüllers Bade-Bibliothek.
Härdtl, v., Oesterreichs Heilquellen.
Heilquellen und Curorte Mittel-Europas (Bade-
Bibliothek).
Jahrbuch für Balneologie etc.
Ivändi, über Curorte und Curmittel (Bade-
Bibliothek).
Kisch, Balneotherapie.
Mangold, allgemeine Curdiätetik (Bado-
Bibliothek).
Meyr, Wahl der Curorte (Bade-Bibliothek).
Pleniger, Physiologie des Wasserheilver-
fahrens.
— Spec. Pathologie und Hydrotherapie.
Reumont, Wintercuren an Schwefelthermen
(Bade-Bibliothek).
Schreiber, Wesen klimatischer Curen (Bade-
Bibliothek).
Seegen, Heilqnellenlehre.
Stössl, Gebrauch der Bäder (Bade-Bibliothek).
Botanik, Chemie, Pharmacie.
Bernatzik, österr. Militär-Pharmak.
— Commeutar.
Dillnberger, pharmacol. Taschenbuch.
E ttingshause n, v., Medicinalpflanzen.
— Album der Flora Oesterreichs.
Jahresbericht über Fortschritte der Thier-
Chemie.
Karsten, Chemismus der Pflanzenzelle.
Kletzinsky, Biochemie.
— Commeutar zur österr. Pharmakopoe.
Maly, J. C, Medicinalpflanzen.
Maly, R., moderne Chemie.
Scherer, anorganische Chemie.
— tabellarische Uebersicht.
Schneider, gerichtliche Chemie.
Schroff, v., Pharmacologie.
— Pharmacognosie.
— das pharmacol. Institut.
Schroff jun., v., zur Kenntniss des Aconit.
Wiener, Compendium der Chemie.
Wolfenstein, pharmacogu. Taschenbuch.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
40
Materien-Register.
Chirurgie, Kriegsheilkunde.
Albert, Diagnostik der chirurgischen Krank-
heiten.
Böhm, Therapie der Knochenbrüche.
Chelius, Handbnch der Chirurgie.
Eisenmann, Bewegungs-Ataxie.
Heitzmann, Compendium der Chirurgie.
Herrmann, Kriegs-Chirurgie.
Heydenreich, v., Schussverletzungen.
Heyfelder, Resectionen.
Hussa, Knochenbrüche.
Leiter, Catalog chirurgischer Instrumente.
L inhart, v., chirurgische Operationslehre.
Neudörfer, Chirurg. Behandlung der Wunden.
— Aus der chirurgischen Klinik.
Schuh, Pseudoplasmen.
Frauenkrankheiten, Geburts-
hilfe.
Arneth, geburtshilfliche Praxis.
— Geburtshilfe in Frankreich.
Braun v. Fernwald, Gynäkologie.
Braun, operative Gynäkologie.
— Frauenkrankheiten.
— Geburtshilfe.
Dilln berger, Recept-Taschenbuch.
Helm, Puerperalkrankheiten.
Hussa, Gehurtsh. für Hebammen.
Kl ob, weibliche Sexualorgane.
Lumpe, Compendium der Geburtshilfe.
Scanzoni, v., Krankheiten der weiblichen
Sexualorgane.
Schlesinger, gynäkologische Studien.
Späth, Geburtsh. für Hebammen.
Valenta, catheterisatio uteri.
Geschichte.
Alexander v. Tralles.
Heusinger, Encyklopädie.
Hirsche 1, Geschichte der Medicin.
Hyrtl, Geschichte des anatom. Museums.
Rokitansky, Lebensbild.
Schroff, v., das pharmacol. Institut.
Hautkrankheiten.
Au spitz, System der Hautkrankheiten.
Kaposi, Syphilis der Haut.
Neu mann, Lehrbuch der Hautkrankheiten.
— Lymphgefässe der Haut.
— Bericht aus dem Blatternspital.
— Atlas der Hautkrankheiten.
Schwimmer, Schleimhautplaques.
Ulm er, Helkologie.
Vierteljahresschrift für Dermatologie.
Homöopathie.
Hirse hei, Compendium der Homöopathie.
Kinderkrankheiten.
Bednar, Lehrbuch der Kinderkrankheiten.
— Kinder-Diätetik.
Braun, Kinderheilkunde.
Dill üb erger, Recrpt-Taschenbuch.
Fleischmann, Klinik der Pädiatrik.
Herzfeld, Krankheiten des Kimlesalters.
Hüttenbrenner, v., Kinderheilkunde.
Jahrbuch für Pädiatrik.
Rehn, Formveränderung des Brustkorbs.
Stössl, Gebrauch der Bäder.
Krankheiten der Harn- und Ge-
schlechts-Organe, Syphilis.
A u s p i t z, syphilitisches Contagium.
D affner, Blennorrhoe der Sexualorgane.
Hoffmann und Ultzmann, Untersuchungen
des Harns.
— Atlas der Harnsedimente.
Kaposi, Syphilis der Haut.
Kassovitz, Vererbung der Syphilis.
— Ossifikation n. Erkrankung d. Knochen-
systems.
Klob, pathologische Anatomie der Sexual-
organe.
Manssurow, tertiäre Syphilis.
Michaelis, Lehre von der Syphilis.
Scanzoni, v., Krankheiten der Sexualorgane.
Sigmund, v., Recept- Formulare.
— Wiener Klinik für Syphilis.
— Einreibungscur.
Vajda, v., und Paschkis, Einfluss des
Quecksilbers.
Vierteljahresschrift f. Dermatologie und
Syphilis.
Krankheiten der Respirations-
und Circulations-Organe.
Bamberger, Herzkrankheiten.
Becker, Rachen-Diphtherie.
Fieber, Inhalation medicinisch. Flüssigkeiten.
— Apparate zum Einathmen.
— Erhaltung der Stimme.
Garcia, Beobachtungen über die menschliche
Stimme.
Günzburg, Eespirations- und Circulations-
Organe.
Rehn, Formveräuderung des Brustkorbs.
Sauer, de percussione.
Schrötter, v., Jahresbericht.
— laryngologische Mittheilungen.
— Larynx-Stenosum.
S c li w a n d a, Diagnostik.
Semeleder, Laryngoskopie.
Stern, Brustkrankheiten.
Türck, Laryngoskopie.
— Klinik der Kehlkopfkrankheiten.
— Atlas der Kehlkopfkrankheiten.
Voltolini, Anwendung der Galvanokaustik.
Zehetmeyer, Percussion und Auscultation.
Materia medica.
Bernatzik, österr. Mil.-Pharmac.
— Commentar zur Mil.-Pharmac.
— Arznei Verordnungslehre.
- Die Receptur.
Dillnberger, Recept-Taschenbuch.
Kletzinsky, Commentar zur Pharmac.
Knauthe, Arznei-Taschenbuch.
Kurzak, Receptirkunde.
Schroff, v., Pharmacologie.
— Pharrnacognosie.
Schroff, v., jun., Zur Kenntniss des Aconit.
Wolfenstein, pharmacogn. Taschenbuch.
Medicin, gerichtliche, Gesund-
heitspflege, medicinische An-
stalten.
Bericht des allgemeinen Krankenhauses.
— des k. k. Gebär- und Findelhauses,
— der k. k. Rudolph-Stiftung.
Buch he im, Gutachten des Vertr. -Arztes.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
Materien-Registc
41
Em 111 ert, Criminalprocess Demen-Trömpy.
Enge I, Leichenerscheinungen.
— Sectionsbesehreibnngen,
Finger, Körperverletzungen.
Hauska, gerichtliche Arznoikunde.
— Gesnndheitspolizei.
He scli 1, SecTionstechnik.
Hoffmann, das Wiener allgemeine Kranken-
haus.
Jahresbericht des Stadtphysikates.
Komoraus. Visa reperta.
L erch, Mittheilungen aus dem Spital der
barmherzigen Brüder.
Sanitätsbericht der k. k. Kriegsmarine,
s e h aibl f. Gesundheitsdienst,
Schauenstein, gerichtliche Jledicin.
— Gesundheitspolizei.
Schneider, gerichtliche Chemie.
Seeger, Zimmer-Gymnastik.
Verzeichniss der Wiener Sanitätspersonen.
Wien, das medicinische.
Wolfenstein, österr. Sanitätsgesetze.
— pharmaceut, Taschenbuch.
Naturwissenschaften.
Carus, Natur und Idee.
Hyrtl, Cryptobranchus Japonicns.
— Lepidosiren paradoxa.
Schmarda, Zoologie,
Schmidt, Zoologie.
Ohrenheilkunde.
Moos, Klinik der Ohienkrankheiten.
Politzer, Beleuchtungsbilder des Trommel-
fells.
— Wandtafeln zur Anatomie des Gehör-
Organs.
Pathologie und Therapie,
allgemeine.
Stricker, Vorlesungen über allg. und exp.
Pathologie.
Studien an dem Institut für exp. Pathologie.
Specielle.
Feierabend, Alpenstich.
Gaal, Taschen-Encyklopädie.
Guttceit, dreissig Jahre Praxis.
Hauschka, spec. Pathologie und Therapie.
Hübner, Scropheln.
Lazansky, constit. Krankheiten.
Mayer, Compendium der praktischen Mcdicin.
Politzer, Entstehung der Gefahr.
Schindler, Verfettungskrankheiten.
Physik, medicinische, Electri-
cität.
V ieb e r, Electrotherapie.
Mach, medicinische Physik.
Eosenthai, Electrotherapie.
Physiologie.
Brücke, v.. Vorlesungen.
Eble, Lehre von den Haaren.
Exner, Functionen der Grosshirn-Rinde.
Fick, Compendium der Physiologie.
— Untersuchungen an dem physiologischen
lustitute.
G er lach. Gewebelehre.
Liharzik, Gesetze des Wachsthums.
Mittheilungen aus dem embryol. Institut.
Schenk, anat.-physiol. Untersuchungen.
— Vergl. Embryologie.
Psychiatrik.
Benedikt. Studien an Verbrecher-Gehirnen.
Carus, vergl. Psychologie.
Mayer, Sinnestäuschungen.
Meynert, zur Mechanik des Gehirnbaues.
— Umfang und Anordnung der klinischen
Psychiatrie.
— Krankheiten psych. Gehirnzustände.
— Lehrbuch der Psychiatrie.
Kitt er, Geistesleben.
Spi elm ann. Geisteskrankheiten.
Studien, psychiatrische.
Zahnheilkunde.
Nessel, Compendium der Zahnheilknnde.
Zeitschriften.
Blätter. AViener medicinische.
Jahrbuch für Balneologie.
— für Pädiatrik.
Jahrbücher, medicinische, der Gesellschaft der
Aerzte.
Vierteljahresschrift für Dermatologie.
Verlag von Wilhelm Braumüller in Wien.
42
Bade-Bibliothek.
Braumüller's Bade-Bibliothek
nach Ortsnamen alphabetisch geordnet.
A c h e n s e e.
Adraont von P. Weymayr.
Arco von Dr. Schreiber.
Aussee von Dr. Schreiber.
Aussee von Dr. Pohl.
Aussee und Umgebung, Karte.
Böhmens Heilquellen von Dr. Kisch.
C'annstatt von Dr. Loh.
Carlsbad von Dr. Hertzka.
Catania von Dr. Joris.
Cilli von Dr. Hoisel.
Dorna-Watra von Dr. Denarowski.
Ernsdorf von Dr. Kaufmann.
Franzensbad von Dr. Cartellieri.
Franzensbad von Dr. Fellner.
Franzensbad von Dr. Fellner; (franz.).
Franzensbad (neue Stahlquelle) von
Dr. Cartellieri.
Franzensbad von Dr. Klein.
Füred von Dr. Mangold.
Gast ein von Dr. Pröll.
Gast ein von Dr. Bunzel.
Gleichenberg von Dr. Prasil.
Gleichenberg von Dr. Hausen.
Gleiche n berg von Dr. Ivändi.
Gräfenberg von Dr. Kutschera.
Gräfe nberg von Dr. Anjel.
Hall von Dr. Rabl.
Hall les bains von Dr. Rabl (franz.).
Hall von C. Richter.
Johannisbad von Dr. Pauer.
IbcBI von Dr. Pollak (franz.).
I s c h 1 von Dr. Kaan.
Ischl von Dr. Kaan (franz.).
Kaisdorf von J. Karner.
Kaltenbrunn von Dr. Friedmann.
Kai tenleutgeben von Dr. Winternitz.
Karlsbrunn von Dr. Steinschneider.
Katharinenbad von C. Bachiuann.
Königs wart von Dr. Kohn.
Korytnica von Dr. Vogel.
Krapina-Töplitz von Dr. Bancalari.
Krapina-Töplitz von Dr. Rak.
Kreuzen von Dr. Krischke.
Kreuzen von Dr. Urbaschik.
Krynica von Dr. Zieleniewsky.
Levico von Dr. Pacher.
Li pik von Dr. Kern.
Luhatschowitz von Dr. Küchler.
Marienbad von Dr. Kisch.
Marienbad von Dr. Herzig (engl.)
Mattigbad von Dr. Staininger.
Heran von Dr. Pircher.
Mir an von Dr. Kuhn.
Mi il, statt von Dr. Pichler.
Monsummano von Dr. Daubrawa.
Nervi von Dr. Thilenius.
Neudorf von Dr. Dlauhy.
Neun aus von Dr. Schüler.
Neuhaus von Dr. Paltauf.
P a 1 1 a n z a von Dr. Scharrenbroich.
Pf äf ers-Ragaz von Dr. Daffner.
Pisa von Dr. Schändern.
Pyrawarth von Dr. Hirschfeld.
Pystjan von Dr. Wagner.
Pystjan von Dr. Weinberger.
66.
100.
St. Radegund von Dr. Macher.
Rohitsch von Dr. Frölich.
Rohitsch von Dr. Hoisel.
Römerbad von Dr. Mayrhofer.
Roznau von Dr. Koblovsky.
Roznau von Dr. Polansky.
Salzburg von Dr. Wallrnann.
Sangerberg von Dr. Penn.
Schweizer Curorte von Dr. Feierabend.
Siebenbürger Carorte von Dr. v. Sig-
mund.
Südliche Curorte von Dr. v. Sigmund.
Szliäcs von Dr. Hasenfeld.
Tatzmannsdorf von Dr. Thomas.
T e i n a c h von Dr. Wurm.
Thüringens Carorte von Dr. Pfeiffer.
Tobelbad von Dr. Schüler.
Tobelbad von Dr. v. Kottowitz.
Tobelbad von Dr. v. Waldhäusl.
Toplice von Dr. Rakovic.
Tö plitz von P. Radics.
Topusko von Dr. Hinterberger.
Trenchin-Te plitz von Dr. Ventura.
Trenchin-Teplitz von Dr. Nagel.
Ungarns Curorte von Dr. Hirschfeld
(franz.).
Veldes von Dr. Germonik.
Vihnye von Dr. v. Boleman.
Vöslau von Dr. Friedmanu.
Vöslau von Dr. Friedmann (franz.).
Wörther see-Bäder von E. Tullinger.
Allgemeine Curdiätetik. Leitfaden
fürHeilsuchende von Dr. Heinr. Mangold,
praktischer Badearzt in Füred. 1*67.
1 fl. — 2 M.
Anleitung zur Wahl der Curorte.
Praktische Rathschläge für Aerzte und Cur-
bedürftige von Dr. Ignaz Meyr, kais. Rath,
k. k. Bezirksarzt in Gmunden. Zweite
umgearbeitete Auflage. Mit einer Karte
der Heilquellen und Curorte Mittel-Europas.
1880. 2 fl. — 4 M.
Ueber den Gebrauch derBäder im
Kindesalter. Eine hygienische Studie
von Dr. Adolf Stössl, Kinderarzt. 1875.
2 fl. — ± M.
Ueber das Wesen klimatischer
Curen bei Lungenkranken. Eine
Studie von Dr. Josef Schreiber, Docent
an der k. k. Universität in Wien, Curarzt
in Aussee und Arco. 1876.
80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Winter euren an Schwefelthermen
von Dr. Alex. Reumont, geh. Sanitäts-
rath, Arzt in Aachen. 1877. 40 kr. — 80 Pf.
Ueber Curorte und Curmittel im
Allgemein enu. spec. über Gleichenberg.
Balneologische Skizzen von Dr. A. Ivändi,
Badearzt in Gloichenberg. 1880.
1 fl. — 2 M.
Heilquellen und Curorte Mittel-
Europas. Wegweiser zu den bekannteren
Quellen und Curorten nebst Angabe ihrer
Höhenlage, sowie der Temperatur und des
Charakters der Quellen. Mit einer Karte in
Farbendruck. 1881. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Druck von Adolf Holzhausen in Wien,
k. k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker.
Accession no.
29242
Auth°r Arlt, F. Ritter
von. Klinische Darstellung
der Krankheiten des Auges
Call no.
19th
cent
RE46
A74
1881
Ophthalmologische Werke
aus dem Verlage
von Wilhelm Braumüller, k. k. Hof- und Universilälsbuchhändler in Wien.
Hirschherg, Dr. 3., Privat-Docent an der k. Universität in Berlin.
Klinische Beobachtungen aus der Augenheil -Anstalt, nebst »einem
Anhange über dioptrische und catoptrische Curven. Mit 3 litho-
graphirten Tafeln und 10 Holzschnitten, gr. 8. [IV. 126 S., 3 Taf. 8.]
1874. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Lumla, Dr. Jos., k. k. Oberfeldarzt. Die Augenblennorrhöe vom feld-
ärztlichen Standpunkte betrachtet, nebst einem Anhang über das
granulöse Augenleiden, gr. 8. [III. 66 S.] 1861. 80 kr. — 1 M. 60 Pf.
Mauthner, Dr. Ludw., Professor der Augenheilkunde an der
k. k. Universität Wien. Vorlesungen über die optischen Fehler des
Auges. Mit 97 Holzschnitten und 3 Tafeln, gr. 8. [XII. 878 S.,
2 Taf 8., 1 Taf. 4.] 1872, 1876. 10 //. — 20 M.
Meyr, Dr. Ign., k. k. Rath, Bezirksarzt in Ginunden. Compendium
der Augenheilkunde. Dri.tte umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Mit 16 Holzschn. gr. 8. [VI. 358 S.] 1871. 3 fl 50 kr. — 7 M.
ReilSSj Dr. Aug., Assistent an der Augenklinik der Wiener Uni-
versität, und Dr. M. Woinow aus Moskau. Ophthalmometri-
sche Studien. Mit 5 Holzschnitten, gr. 8. [III. 59 S.] 1869.
80 kr. — 1 M. 60 Pf
Scheft'ler, Dr. Herin., in Braunschweig. Die Theorie der Augen-
fehler und der Brille. Mit 68 Holzschnitten, gr. 8. [III. 191 S.]
1868. 1 fl 50 kr. — 3 M.
Sclimid, Dr. N., ordin. Arzt der Abtheilung für Augenkranke im
Stadthospitale zu Odessa, lymphfollikel der Bindehaut des Auges.
Histologische Studie, bearbeitet an der Conjunctiva der Hausthiere.
Mit 3 chromo-lithographirten Tafeln, gr. 8. [56 S., 3 Taf. 4.] 1871.
2 fl. 50 kr. — 5 M.
Stellwag von Carioii, Dr. Carl,' k. k. Professor an der Universität
in Wien. Lehrbuch der praktischen Augenheilkunde. Vierte
verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 3 chromolithograph. Tafeln
und 109 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 963 S., 3 Taf. 8.] 1870.
9 //. — 18 M.
— — Der intraoculare Druck und die Innervation s -Verhältnisse
der Iris vom augenärztlichen Standpunkte aus betrachtet, gr. 8.
[VII. 100 S.] 1868. 1/7. — 2 M.
Woinow, Dr. M., Privat -Docent der Augenheilkunde an der k. Uni-
versität in Moskau. Ueber das Verhalten der Doppelbilder bei
Augenmuskel - Lähmungen. In 15 Tafeln dargestellt. 4. [8 S.,
15 Taf. 4.] 1870. 2 fl. 50 kr. — 5 M.
Ophthalmometrie. Mit 23 Holzschnitten, gr. 8. [VI. 130 S.]
1871. 1 fl. 20 kr. — 2 M. 40 Pf.
C. Ueberrcuter'sche Buchdruckerei (M. £ilzer) in Wien.
a